4.2 Affektive Störungen und Suizidalität: Bipolare Störungen Flashcards
Was ist eine bipolare Störung?
Eine affektive Erkrankung, bei der extreme Antriebs-, Aktivitäts- und Stimmungsauslenkungen episodenhaft in depressiver oder (hypo-)manischer Form auftreten.
Was ist Manie (nach ICD-10)?
- Stimmung zwischen sorgloser Heiterkeit und fast unkontrollierbarer erregung
- vermehrter Antrieb
- Rededrang
- vermindertes Schlafbedürfnis
- Grössenideen
- übertriebener Optimismus
-> Dauert mind. reine Woche
-> so stark, dass berufliche und soziale Funktionsfähigkeit unterbrochen ist
Was ist eine Hypomanie (nach ICD-10)?
- leichtere Ausprägung der Manie
- anhaltend gehobene Stimmung
- gesteigerter Antrieb
- Gefühl von Wohlbefinden und körperlicher und seelischer Leistungsfähigkeit
- gesteigerte Geselligkeit und Gesprächigkeit
- vermindertes Schlafbedürfnis
-> dauert mind ein paar Tage
-> führt nicht zum Abbruch der Berufstätigkeit oder sozialer Ablehnung
Welche bipolaren Störungen werden nach ICD-10 klassifiziert?
- F31.0-F31.7 Bipolare affektive Störung
- F31.8 Andere bipolare Störung
- F31.9 Nicht näher bezeichnete bipolare Störung
- F34.0 Zyklothymie
Welche Episoden werden nach ICD-10 der bioplaren affektiven Störung zugeordnet?
- hypomanische Episode
- manische Episode
- depressive Episode
- gemischte Episode (kombination oder rascher wechsel von manischen und depressiven Symptomen)
- remittiert (aktuell keine Symptome)
-> dazu jeweils eine der anderen Episoden in der Vergangenheit machen es zur bipolaren affektiven Störung (bei remittiert zwei Episoden)
Was ist Zyklothymie?
- anhaltende stimmungsinstabilität
- zahlreiche Perioden leichter Depression und leicht gehobener Stimmung
- Zeitraum von mehr als zwei Jahren
-> jedoch nicht so stark wie bei voller depressiven oder manischen Episode
Wie unterscheidet sich die bipolare Störung in ICD-10 und DSM-IV?
- DSM-IV unterscheidet zwischen Bipolar I (mit manischen und depressiven Episoden) und Bipolar II (mit hypomanischen und depressiven Episoden) -> bei ICD-10 sind zweitere als “andere” deklariert
- DSM-IV zählt auch einzelne (hypo-) manische Episoden als bipolar, während es bei ICD-10 mind. 2 braucht
- DSM-IV hat Zusatzcodierung für Schweregrad und ob rezidivierend
Was heisst rezidivierend?
In Abständen wiederkehrend
Was wird aktuell für eine aktualisierung von DSM-V diskutiert?
Dass die bipolare Störung als bipolares Spektrum gilt.
Was ist die Schwierigkeit bei der Diagnose einer bipolaren Störung?
Sie ist nur schwer von der Depression zu unterscheiden, da Patienten sich in der manischen Phase oft gut fühlen und nur bei depressiven Phasen hilfe suchen -> **VERLAUFSBEURTEILUNG **ist deswegen zentral
Was muss bei der differentialdiagnostik von der bipolaren Störung abgegrenzt werden?
- unipolare depressive Störungen
- schizophrene und schizoaffektie Störungen
- Persönlichkeitsstörungen
- organische Erkrankungen
- pharmakologische Ursachen
as
Wie ist die Lebenszeitprävalenz von bipolaren Störungen?
- je 1% für Bipolar-I und Biploar-II
- 4,4-6.5 fürs ganze bioplare Spektrum
Welche Komorbiditäten treten bei bipolaren Störungen häufig auf?
- Substanzmissbrauch und -abhängigkeit
- Angsterkrankungen
- Persönlichkeitsstörungen
- somatische Komorbiditäten (kardiovaskulär, Adipositas, Diabetes)
Wann im Leben treten bipolare Störungen häufig auf?
- im frühen Erwachsenenalter
- erster Krankenhausaufenthalt häufig Ende 20
Wie verläuft eine bipolare affektive Störung?
- beginn häufig mit einer depressiven Episode (bei 50%)
- erste manische Episode erfolgt normalerweise innerhalb von 5 Jahren
- danach bei 90% erneute Phasen innerhalb von 5 Jahren
- kein vollständiges remittieren zwischen Akuten Phasen (bei 50%)
Was können Ursachen für das Auftreten einer bipolaren affektiven Störung sein?
- genetische Faktoren
- Fehlregulation verschiedener Neurotransmitter und Neuromodulatoren (u.a. Noradrenalin, Dopamin Serotonin)
- Instabilität bzw. Dysregulation des “Behavioral Activation Systems” BAS
- Störung des zirkadianen Rhythmus
- kognitives Modell maniformer Symptome
- integratives Modell
Was besagt das kognitive Modell maniformer Syptome?
Dass sich maniforme Kernsymptome über Rückkoppelungsschleifen immer weiter aufschaukeln. (-> man steigert sich immer mehr in eine Manie rein)
Was ist das integrative Modell zur Ätiologie affektiver Symptome im Rahmen bipolarer Störungen nach Meyer und Hautzinger (2009)
- genetische Faktoren führen zu ->
- rasch instabil werdenden biologischen Rhythmen oder Aktivitätsniveaus ->
- Verstärkung durch individuelle Problembereiche oder fehlen individueller Ressourcen
In welche Abschnitte lässt sich die Behandlung von bipolaren affektiven Störungen unterteilen?
- Akuttherapie (Reduktion der Symptome)
- Erhaltungstherapie (Stabilisierung des Zustands)
- Rückfallprophylaxe (Aufrechterhaltung des Zustands)
Welche Therapie gilt bei der bipolaren Störung als Standard?
die Medikamentöse
Wie ist die Behandlung von manischen Phasen in der Akuttherapie?
Medikamentös:
* Anikonvulsiva oder atypische Neuroleptika (Olanzapin, Risperidon)
* auch Lithium
* Benzodiazepine
Psychotherapie:
* Wiederherstellung Schlaf-Wach-Rhythmus
* Normalisierung der Ernährung
* psychophysische ERholung
* Schonung wichtiger sozialer Kontakte
* verschieben bedeutsamer Entscheidungen
Wie ist die Behandlung von depressiven Phasen in der Akuttherapie?
Medikamentös:
* NICHT wie bei unipolaren Depressionen
* Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer (SSRI)
Psychotherapie:
* ähnlich wie bei unipolarer Depression
Wie ist die Behandlung in der Erhaltungstherapie und Phasenprohylaxe von bipolaren Störungen?
Medikamentös:
* stimmungsstabilisierende Medikamente (z.B. Lithium)
* auch Antikonvulsiva (z.B. Valproat, Carbamazepin)
Psychotherapie:
* Psychoedukation zu Krankheitsbild und Verlauf
* Medikamenten-Compliance (es ist wichtig, Medis zu nehmen)
* Schlafregulation
* Umgang mit Drogen und Alkohol
* Stressbewältigung
* Selbstbeobachtung von Stimmung und Aktivitäten
* Frühwarnsysteme erarbeiten
Was ist generell wichtig, um Rückfälle zu vermeiden?
- führen eines möglichst stressfreien Lebens
- feste Regemlässigkeiten im Alltag
- integration von Angehörigen in die Behandlung
Wie ist die Effektivität der Behandlung von bipolaren Störungen?
- Diverse Medikamente haben sich als wirksam erwiesen
- eine ergänzente Psychotherapie ist sinnvoll