Vorlesung 8: "Sprache" Flashcards

1
Q

Voraussetzungen für Sprache

Biologische / Genetische Anlage
Kulturelle Erfahrungen
Kognitive und sozial-kognitive Voraussetzungen

A

Biologische / Genetische Anlage
- rezeptive und expressive Sprachfähigkeit (speech)

Kulturelle Erfahrungen
- individuelle Sprache (language) - kritische /
sensible Phasen
- Vorsprechen und Imitation

Kognitive und sozial-kognitive Voraussetzungen

  • Ableitung von Regularitäten aus dem Sprachangebot - wichtig hierfür:
  • auditives Arbeitsgedächtnis
  • Sensitivität für korrelative Zusammenhänge - gemeinsamer Aufmerksamkeitsfokus
  • Wissen über die Umwelt
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2
Q

Sozial-kognitive Voraussetzungen

dummes augenbild

A

Primäre Intersubjektivität
- dyadische Interaktion (ab ca. 2 Monaten)
- turn-taking / Abwechseln (ab ca. 4 Monaten)
Sekundäre Intersubjektivität
(ab ca. 9 Monaten)
- triadische Interaktion /
joint attention

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3
Q

Komponenten der Sprache
was bedeutet spracherwerb

siehe folie 5

A

Spracherwerb: Aufgabe = Erschließen von Sprach-Komponenten aus dem Gehörten und der kommunikativen Situation

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4
Q
Komponenten der Sprache
- Phonem
Morphologie
Syntax
Lexikon und Semantik
Pragmatik
A

Alle Komponenten: zuerst bezogen auf Muttersprache

Phonologie (Lautstruktur)
- Phonem = bedeutungsdifferenzierender Laut

Morphologie (Wortbildung)
- Morphem = kleinste bedeutungstragende Einheit

Syntax (Satzbildung)
- grammatische Regeln; Anordnung von Wörtern - Sätze: Oberflächenstruktur vs. Tiefenstruktur

Lexikon und Semantik (Bedeutung)
- Lexikon = Bedeutungsstruktur des Wortschatzes (Wortsemantik) - Satzsemantik: Wort-Bedeutung = abhängig vom Kontext

Pragmatik
= kompetenter und adaptiver Umgang mit Sprache - Verständigungsfähigkeit, soziale Regeln

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5
Q

Vorsprachliche Entwicklung

Wahrnehmung von Phonologie

A
  • bis ca. 10 Monate:
    Anteil Kinder, die bestimmte Lautpaare unterscheiden
    sehr breite Diskrimination von Phonemen
  • ab ca. 10 Monate:
    Einengung auf Phoneme der Muttersprache
    → Selektivität (phonologische Regeln)
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6
Q
Vorsprachliche Entwicklung
Produktion von Sprachlauten
Ende 2. Monat
6.-9. Monat
ca. 12 Monate
A

Ende 2. Monat: Beginn „Gurren“ (cooing) Vokalähnliche Geräusche
6.-9. Monat: Beginn „Plappern“ (Lallen, babbling) Konsonant-Vokal-Verbindungen mit satzähnlicher Intonation
ca. 12 Monate: Jargoning
Plappern mit Lauten und Intonation der Muttersprache

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7
Q

Produktion von Wörtern
wie viele wörter nach 30 Monaten, 5 Jahre
Aktiver, passiver Wortschatz?

A

Erst Verstehen, dann Produzieren
- z.B. passiver Wortschatz 10 Monate: 11-145 Wörter

Aktiver Wortschatz /produzierte Wörter

  • bis 18. Monat: ca. 50 Wörter
  • ca. 18. Monat: Wortexplosion / Vokabelspurt
  • 30 Monate: ca. 500 Wörter
    Spurt
  • 5 Jahre: ca. 15.000 Wörter
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8
Q

Erwerb der Wortbedeutung

  • Schneller Worterwerb für Objekte und Eigenschaften
  • Wie lösen Kinder das Induktionsproblem?
A

–Schneller Worterwerb für Objekte und Eigenschaften

Fast mapping: Wort – Bedeutung Induktionsproblem:
- Frage: worauf bezieht sich ein gehörtes neues Wort?

–Wie lösen Kinder das Induktionsproblem?
Annahme (Markman et al., 1980er) - bis 18 Monate:
Worterwerb = Paar-Assoziations-Lernen
- ab 18 Monate: fast mapping
- Vorannahmen (constraints)
→ Reduktion der Bedeutungsmöglichkeiten eines Worts

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9
Q

Erwerb der Wortbedeutung

Einschränkungen (constraints)

A

Ganzheitsannahme (whole object constraint; ab 18 Monate) - neues Wort → ganzes Objekt

Disjunktionsannahme (mutual exclusivity constraint) - zunächst: jedes Objekt hat nur 1 Bezeichnung

  • neues Wort + 1 bekanntes Objekt → Teil/Eigenschaft
  • neues Wort + mehrere Objekte → unbekanntes Objekt
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10
Q

Erwerb der Wortbedeutung

Syntaktische und grammatische Hinweisreize

A

Ab 2-3 Jahren (ca. 30 Monate)

  • Koordination: Wortbedeutung (Semantik) – Syntax Syntaktisches Steigbügelhalten (syntactic bootstrapping)
  • grammatische Satz-Struktur → Wortbedeutung (v.a. Verben)

Beispiel: Beachten der Wertigkeit von Verben
- Naigles (1990): Alter 2 Jahre: Sätze und Bilder
(a) einwertig (intransitiv):
„der Hase und die Ente kradden“
(b) zweiwertig (transitiv):
„die Ente kraddet den Hasen“

Folie wird anchgereicht

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11
Q

Grammatik: Morphologie

Drei Stufen des Gebrauchs unregelmäßiger Wortformen

A

1) Routinemäßiger Gebrauch (rote stage)
- korrektes Benutzen einzelner unregelmäßiger Wortformen (z.B. „Männer“, „gesehen“, „besser“)
- Gedächtnis-Speicherung der Wortformen: unanalysierte Einheiten; isolierter Abruf

2) Regelgeleiteter Gebrauch (rule stage)
- Erkennen: Wörter = zusammengesetzte morpholog. Einheiten - Ausdehnen regelmäßiger Muster auf unregelmäßige Formen
→ Fehler (z.B. „Männers“, „geseht“, „guter“)

3) Korrekt gebildete Formen
- gelungene Integration unregelmäßiger Wortformen in ein morphologisches Regelsystem

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12
Q

Vorsprachliche Entwicklung

prosodie?

A

Prosodie: Lehre von der Messung der Silben nach Länge und Tonhöhe

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13
Q

Syntax / grammatische Regeln
Erst Verstehen, dann Produktion
- 7 Monate:
- 12 bis 15 Monate:

A
  • 7 Monate: Erkennen grammatischer Phrasengrenzen
  • 12 bis 15 Monate: Erkennen:
  • normale Wortanordnung (Muttersprache)
  • teilweise: Wortbedeutung ist abhängig von Wortanordnung
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14
Q

Syntax / grammatische Regeln
Produktion von Sätzen
- ca. 10 bis 18 Monate:
- ab ca. 18 Monate:

A
  • ca. 10 bis 18 Monate: holophrasische Phase
    - Einwort-Äußerungen
  • ab ca. 18 Monate: Produktive Grammatik
    - erste Wortkombinationen (Zwei- und Dreiwort-Sätze)
    - Telegramm-Stil, aber schon regelhaft strukturiert
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15
Q

Holophrasische Phase

A

laute wie “da, ba, ga”

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16
Q

Erstes Auftreten von Zweiwort-Sätzen bei Schweizer Kindern: wie entwickelt es sich?

A

vom 12ten bis zum 21ten Monat verfünffacht sich die menge

17
Q

was bedeutet Pivot Grammatik?

A

ein Satz der aus zwei worten besteht.

zum Beispiel, Lukas schläft, oder gib tasse

18
Q

Produktion von Sätzen
Wichtig: Form der „Sätze“

aber die ausnahme:

A
  • folgt formal-grammatischen Eigenschaften der Muttersprache (nicht nur den semantischen Beziehungen zwischen den Wörtern)

Kinder mit Sprachentwicklungsstörungen:

  • häufiges Verletzen von Regeln der Wortordnung
  • Aneignung korrekter variabler Wortordnungen: anhaltende Probleme
19
Q

Meilensteine der Entwicklung der Syntax

Ab 2 Jahre bis ca 7-10 Jahre

A

Ab 2 Jahre: „Grammatikexplosion“
ca. 3 Jahre: flüssiges Sprechen entsprechend
den grundlegenden syntaktischen Regeln
4 Jahre: Beherrschen der hauptsächlichen Wortkonstruktionen der Muttersprache
= intuitives Sprachwissen
5 Jahre: Beginn bewusstes Sprachwissen
→ metalinguistische Bewusstheit (wichtig für Lesenlernen)
7 - 10 Jahre: Verstehen und Produzieren von Passivsätzen

20
Q

Theorien zum Spracherwerb
Lerntheorie / behavioristische Perspektive
Spracherwerb durch operantes Konditionieren

-Krittik

A
  • Spracherwerb durch operantes Konditionieren
    • wort-ähnliche Laute des Kindes → Verstärkung durch Eltern
  • Shaping: selektive Verstärkung von Lauten der Muttersprache - zusätzlich: Nachahmung plus Verstärkung
    (z. B. Redewendungen oder ganze Sätze)

Kritik an dieser Perspektive:

  • Lernmechanismen sind wirksam
  • aber: keine befriedigende Erklärung
  • v.a. Grammatik-Erwerb: nicht über einfaches Lernen erklärbar
21
Q
Theorien zum Spracherwerb 
Nativistische Perspektive (Chomsky, 1957)

KRITTIK

A
  • vor allem für Erwerb der Grammatik
  • Annahme: sprachspezifische kognitive Mechanismen
  • alle natürlichen Sprachen: gleiche grammatische Prinzipien
    (Universalgrammatik)
  • angeborener Spracherwerbs-Mechanismus:
    LAD (language acquisition device)
  • Satz von Regeln, die für alle Sprachen gelten
    → regelorientiertes Verstehen und Produzieren von Sprache
    Kritik an dieser Perspektive:
  • Wortstellung in Zweiwortsätzen ist kulturabhängig - Kinder machen häufig grammatische Fehler
22
Q

Theorien zum Spracherwerb (PIAGET)

A
  • kognitive Entwicklung als Basis für den Spracherwerb
  • Prinzip: erst Denken, dann Sprechen
  • erst: Erwerb zugrundeliegender kognitiver

Konzepte

(z. B. Objektpermanenz, Symbolspiel, Mittel-Ziel-Analyse, präverbale Kategorisierung)
- dann: Erwerb von Wortbedeutungen und Grammatik-Regeln

Kritik an diesem Ansatz:
- vernachlässigt die kommunikative Bedeutung der Sprache - gegenseitige Beeinflussung:
kognitive Entwicklung ↔ sprachliches Lernen

23
Q

Theorien zum Spracherwerb
Zeitgemäßer Ansatz 1: Interaktionistische Sichtweise
Zeitgemäßer Ansatz 2: Konnektionistische Sichtweise

betonungen

A
  • Betonung: Rolle des sozialen Kontexts
  • Betonung von Interaktionen zwischen:
  • kognitive und sprachliche Fähigkeiten des Kindes - starker Wunsch nach Interaktion mit anderen
  • reiche Sprache in der sozialen Umgebung
  • Grundannahme: alle zum Spracherwerb benötigte Information ist in der Sprache selbst enthalten
  • allgemeine Lernmechanismen (nicht sprachspezifisch!)
    → Erkennen statistischer Regelmäßigkeiten im Sprachinput → Anwendung der abgeleiteten Regeln in Kindes-Sprache
  • Beispiel: Modellierung des Spracherwerbs in neuronalen Netzen (aber: solche Modellierungen sind zur Zeit noch sehr begrenzt)