Lernsheet 7 - Körper und Schönheit Flashcards

1
Q

Was macht Körper/Schönheit zu einer Differenzkategorie?

A

Schönheit ist eine sehr sichtbare Differenzkategorie und wird daher als primäre Differenzkategorie betrachtet​
.
Sie dient als Spiegelbild gesellschaftlicher Normen (Bodification, Beautification, Doing Gender)​
.
Schönheit ist historisch und kulturell wandelbar (vgl. Umberto Eco, History of Beauty)​
.
Sie fungiert als Projektionsfläche der Zweigeschlechtlichkeit und unterstützt damit geschlechtliche Differenzierungen​
.
Schönheit wird intersektional betrachtet, da sie mit Sexismus, Rassismus, Klassismus, Ableismus und Ageismus verknüpft ist​
.
Feministische Perspektiven (Naomi Wolf, 1990) kritisieren Schönheitsideale als Formen sozialer Kontrolle und Unterdrückung​
.
Schönheitshandeln (Beautification) signalisiert Anpassung, Leistungsbereitschaft und Triebkontrolle​
.

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
2
Q

Thema seit wann?

A

Seit den späten 90er Jahren wird Schönheit als Differenzkategorie verstärkt wissenschaftlich diskutiert, insbesondere in der Soziologie​
.
Der Begriff Lookism wird in diesem Kontext verwendet​
.
Naomi Wolf (1990) thematisierte Schönheitsideale als Mittel der sozialen Kontrolle​
.

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
3
Q

Primäre Differenzkategorie?

A

Schönheit ist eine primäre Differenzkategorie, da sie sofort sichtbar ist und stark in gesellschaftliche Hierarchien eingebunden ist​
.
Sie beeinflusst soziale und ökonomische Chancen und dient als Kapital​
.
Schönheit konstruiert geschlechtliche Differenz (Doing Gender, Impression Management)​

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
4
Q

Ästhetisches Kapital – wie verknüpft mit den anderen Bourdieuschen Kapitalsorten?

A

Schönheit kann als eigene Kapitalform (ästhetisches Kapital) betrachtet werden​
.
Symbolisches Kapital: Schönheit wird sozial anerkannt und kann Status verleihen​
.
Ökonomisches Kapital: Schönheit erfordert finanzielle Investitionen (Kosmetik, Mode, Chirurgie)​
.
Soziales Kapital: Attraktivität kann den Zugang zu sozialen Netzwerken und Beziehungen erleichtern​
.
Kulturelles Kapital: Wissen über Schönheitspraktiken und deren Anwendung ist oft klassengebunden​
.
Schönheit als Kapital ist akkumulierbar und vermehrbar (vgl. Nora Ruck, 2014)​
.

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
5
Q

Identitätsstiftendes Merkmal?

A

Schönheit ist eng mit Kontinuität und Authentizität verknüpft und beeinflusst die Selbstwahrnehmung​
.
Schön-Machen (Beautification) konstruiert geschlechtliche Differenz (Doing Gender)​
.
Es dient dem Impression Management: Menschen passen ihr Aussehen an gesellschaftliche Erwartungen an​
.
Besonders bei Frauen, aber zunehmend auch bei Männern ist Schönheit ein zentrales Identitätsmerkmal​
.
Schönheitsnormen erfordern Zeit, Geld und Aufwand, dürfen aber nicht sichtbar als solche erscheinen​
.

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
6
Q

Körper/Schönheit als soziales Konstrukt – Doing Beauty
Frage: Wie wird Schönheit aus sozialkonstruktivistischer Perspektive als Doing verstanden?

A

Antwort:

Schönheit ist ein soziales Konstrukt, das durch gesellschaftliche Normen geformt wird.
Bodification (Nina Degele, 2004): Gesellschaftliche Werte und Normen werden durch den Körper ausgedrückt und reproduziert.
Beautification: Ästhetische Anpassung an Schönheitsideale durch Körperpflege, Mode, Kosmetik oder chirurgische Eingriffe.

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
7
Q

Spiegelbild gesellschaftlicher Normen – Körpernormierung
Frage: Inwiefern spiegelt der Körper gesellschaftliche Normen wider?

A

Antwort:

Der Körper dient als Spiegel gesellschaftlicher Werte.
Fragen der Körpernormierung:
Wie weit darf/sollte Körpernormierung gehen?
Globalisierung des Slim-Ideals (Schlankheit als universelles Schönheitsideal).
Schönheitschirurgische Körpernormierung (Verbreitung von Schönheitsoperationen als Standard).
Schönheit ist historisch und kulturell wandelbar (Umberto Eco, History of Beauty).

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
8
Q

Schönheit als Projektionsfläche der Zweigeschlechtlichkeit
Frage: Wie wird Schönheit zur Projektionsfläche der Zweigeschlechtlichkeit?

A

Antwort:

Schönheitsideale verstärken geschlechtliche Differenzen (Doing Gender).
Frauen sollen sanft, schlank und gepflegt erscheinen, während Männer durch Muskulatur und Körpergröße Stärke und Dominanz ausstrahlen.
Schönheit steht in direkter Verbindung zu sozialen Rollen und Machtverhältnissen.

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
9
Q

Schönheitsideale als Unterdrückungsmechanismus (Naomi Wolf, 1990)
Frage: Warum beschreibt Naomi Wolf (1990) Schönheitsideale als Unterdrückungsmechanismus?

A

Antwort:

Schönheit dient als soziales Kontrollinstrument.
Schönheitsideale werden als Prescriptive Beauty Norm beschrieben.
Drei Punkte nach Leeat Ramati-Ziber, Nurit Shnabel & Peter Glick (2019):
Spezifische Anforderungen an Frauen (z. B. Körperpflege, Schlankheit).
Glaube an die Erreichbarkeit dieser Schönheitsstandards.
Gesellschaftliche Erwartung, dass Frauen Zeit, Geld und Aufwand investieren.

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
10
Q

Schönheitshandeln (Beautification) als Ausdruck von Anpassung, Leistungsbereitschaft und Triebkontrolle
Frage: Inwiefern ist Schönheitshandeln (Beautification) ein Ausdruck von Anpassung und Leistung?

A

Antwort:

Schönheit wird mit Disziplin, Selbstkontrolle und Anpassungsfähigkeit assoziiert.
Körperkontrolle (Diäten, Sport, Chirurgie) als Zeichen gesellschaftlicher Konformität.
Schönheit fungiert als soziales und ökonomisches Kapital – ein gepflegtes Äußeres signalisiert Status und Kompetenz.

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
11
Q

Kontinuität & Authentizität – Schönheitshandeln soll nicht offensichtlich sein
Frage: Warum soll Schönheitshandeln nicht offensichtlich sein?

A

Antwort:

Schönheit gilt als authentisch und natürlich, der Aufwand dahinter soll verborgen bleiben.
Impression Management: Menschen sollen schön sein, aber nicht zeigen, wie viel Aufwand sie betreiben.
Schönheitsoperationen oder intensive Pflege dürfen nicht sichtbar sein – das Ideal ist „mühelose Perfektion“.

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
12
Q

Reproduktive Vorteile – Gute-Gene-Hypothese & Co-Vitality-Hypothese
Frage: Welche Rolle spielen reproduktive Vorteile in der Evolutionspsychologie der Schönheit?

A

Antwort:

Schönheit wird mit reproduktiven Vorteilen verknüpft.
Gute-Gene-Hypothese: Attraktive Merkmale signalisieren genetische Fitness, z. B. gute Gesundheit, starke Immunabwehr, Fruchtbarkeit (Buss & Schmitt, 2019)​
.
Co-Vitality-Hypothese: Schönheit ist ein Indikator für allgemeine Gesundheit und Vitalität​
.
Bestimmte körperliche Merkmale erhöhen den Mating Value (Paarungswert), z. B. symmetrische Gesichtszüge, Waist-to-Hip-Ratio​
.

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
13
Q

Schönheit als ‚Costly Signal‘?
Frage: Warum kann Schönheit als ‚Costly Signal‘ betrachtet werden?

A

Antwort:

Costly Signaling Theory: Attraktive Merkmale sind energetisch teuer und schwer zu fälschen​
.
Beispiele in der Natur:
Prachtvolles Federkleid bei Vögeln signalisiert Gesundheit, auch wenn es Flucht oder Nahrungssuche erschwert.
Symmetrische Gesichtszüge erfordern eine störungsfreie Entwicklung in der Fetalphase (Minerva, 2017)​
.
Übertragung auf Menschen:
Hohe Investitionen in Schönheitspflege, Sport, kosmetische Eingriffe → signalisieren soziale und genetische Qualität​

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
14
Q

Biologisch diskursivierte Schönheitsmarker des menschlichen Gesichts
Frage: Welche biologischen Schönheitsmerkmale des Gesichts sind evolutionspsychologisch relevant?

A

Antwort:

Drei fundamentale Elemente von Schönheit (Minerva, 2017)​
:
Durchschnittlichkeit des Gesichts → Verknüpft mit genetischer Diversität und besserer Widerstandsfähigkeit gegen Krankheiten.
Symmetrie → Hinweis auf geringe Mutationen und hohe Entwicklungstabilität.
Sexuell dimorphe Merkmale:
Frauen: Große Augen, volle Lippen → Zeichen für Jugendlichkeit und Fruchtbarkeit.
Männer: Ausgeprägte Kieferlinie, markante Brauen → Zeichen für Testosteronspiegel und Dominanz.
Make-up und Pflegehistorie: Dient oft dazu, diese Merkmale zu verstärken (Davis & Arnocky, 2020)​
.

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
15
Q

Körper/Schönheit als ‚Work in Progress‘
Frage: Inwiefern wird der Körper/Schönheit als ‚Work in Progress‘ betrachtet?

A

Der Körper wird als permanente Baustelle gesehen, die kontinuierlich geformt und optimiert wird​
.
Schönheitshandeln („Beautification“) erfordert ständige Arbeit und signalisiert Anpassung an gesellschaftliche Normen​
.
Verschiedene Praktiken zur Körpermodifikation:
Schmücken (Tattoos, Piercings, Haarfärbung)
Bekleiden/Entkleiden (Mode, High Heels zur Betonung von Körpermerkmalen)
Stützen/Formen (Korsetts, BHs, Muskeltraining)
Kosmetische Eingriffe (Schönheitsoperationen, Botox, Hyaluron)​
.
Schönheit wird als Kapital betrachtet, das akkumulierbar und vermehrbar ist (Ruck, 2014)​
.
Wohlbefinden und Schönheit sind eng verknüpft → „Ich mache mich für mich schön!?“ → Selbstinszenierung als Identitätsbildung​
.

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
16
Q

(Un-)Zufriedenheit mit dem Körper/Schönheit
Frage: Welche Erkenntnisse liefern Studien zur (Un-)Zufriedenheit mit dem Körper/Schönheit?

A

Dove Studie (2010):
Nur 1 % der österreichischen Frauen bezeichnen sich selbst als schön (weltweit 4 %)​
.
Knapp 2/3 der Frauen weltweit fühlen sich einem Schönheitsdruck ausgesetzt​
.
66 % der österreichischen Frauen sind ihre eigenen schärfsten Kritikerinnen​
.
74 % finden aber an sich irgendetwas Schönes (meist Mund/Lächeln oder Haare)​
.
49 % glauben, dass man „etwas aus sich machen muss“, um als schön zu gelten​
.
US-Studie (Elisabeth Fallon et al., 2014):
13 % bis 32 % der Frauen und 9 % bis 28,4 % der Männer in den USA sind mit ihrem Körper unzufrieden​
.
Befragung zum Aussehen Jugendlicher (Gerd & Ulrike Lehmkuhl, 2020):
1/3 der Jugendlichen ist sehr besorgt über sein Aussehen​
.
29 % berichten eine übermäßig starke Beschäftigung mit Defiziten​
.
20 % der unzufriedenen Jugendlichen erleben Unwohlsein, Schamgefühl, Vermeidungsverhalten und Angst vor Spott​
.
Höheres Risiko für psychische Belastungen, wenn Körperunzufriedenheit besteht​
.
Metaanalyse (Mariana Contiero San Martini et al., 2022):
18 % bis 56 % der Menschen berichten von Körperunzufriedenheit​
.
Adoleszente Männer: 10,8 % bis 83,5 % unzufrieden​
.
Adoleszente Frauen: 19,2 % bis 83,8 % unzufrieden​

17
Q

Beauty-is-Good Stereotyp & Beauty Premium
Frage: Was besagt das Beauty-is-Good Stereotyp und das Beauty Premium nach Wolbring & Riordan (2015)?

A

Beauty-is-Good Stereotyp: Attraktive Menschen werden mit positiven Eigenschaften wie Intelligenz, sozialer Kompetenz und Erfolg assoziiert​
.
Beauty Premium: Physische Attraktivität bringt soziale und wirtschaftliche Vorteile​
.
Kernmechanismen nach Wolbring & Riordan (2015):

Beauty Consensus
Attraktivitätsbewertungen verschiedener Personen innerhalb einer Kultur korrelieren hoch → „Schönheit liegt nicht (nur) im Auge des Betrachters“​
.
Attractiveness Attention Boost
Gutaussehende Gesichter ziehen mehr Aufmerksamkeit auf sich und werden schneller und häufiger wahrgenommen​
.
Gender-specific Attractiveness Stereotyp
Attraktive Menschen werden als sozialer, angenehmer, mit besseren Manieren, ehrlicher, verlässlicher, intelligenter, kreativer und erfolgreicher wahrgenommen.
Besonders bei Frauen wird Schönheit stärker mit positiven Eigenschaften verknüpft​
.
Attraktivitäts-Glamor Effekt
Attraktive Menschen profitieren von einer positiven Verzerrung:
Fehler werden eher auf äußere Umstände attribuiert.
Sie werden seltener bestraft oder für Fehler verantwortlich gemacht​
.
Beauty Penalty
In bestimmten Situationen kann Schönheit nachteilig sein, z. B.:
Attraktive Frauen in männerdominierten Berufen (Beauty-is-Beastly-Effekt)​
.
Wahrnehmung von Schönheit als oberflächliches oder manipulierendes Merkmal​
.

18
Q

Anomalous-is-Bad-Stereotype, Good-is-Beautiful & Bad-is-Ugly Stereotype
Frage: Was besagen die Stereotype Anomalous-is-Bad, Good-is-Beautiful und Bad-is-Ugly?

A

Anomalous-is-Bad-Stereotype
Menschen mit körperlichen Anomalien (z. B. Narben, Asymmetrien, sichtbare Behinderungen) werden häufig negativ attribuiert​
.
Sie werden als weniger kompetent, freundlich und sozial akzeptabel wahrgenommen​
.
Dieses Stereotyp kann zu sozialer Ausgrenzung und Stigmatisierung führen​
.
Good-is-Beautiful-Stereotype
Menschen mit positiven moralischen Eigenschaften werden als schöner wahrgenommen​
.
Attraktivität wird nicht nur als körperliches Merkmal, sondern auch als Zeichen für innere Schönheit gedeutet​
.
Studie von Dexian He et al. (2024) zeigt, dass Menschen mit positiven Charaktereigenschaften als attraktiver eingeschätzt werden​
.
Bad-is-Ugly-Stereotype
Menschen mit negativen moralischen Eigenschaften werden als hässlicher wahrgenommen​
.
Negative Persönlichkeitsmerkmale (z. B. Bosheit, Egoismus) beeinflussen die subjektive Wahrnehmung von physischer Attraktivität​
.
Dieses Stereotyp kann Diskriminierung und Vorurteile verstärken, da es eine moralische Bewertung mit körperlichem Aussehen verknüpft​
.

19
Q

Karteikarte: Lookism – Wichtige Befunde
Frage: Was sind die wichtigsten Erkenntnisse zu Lookism und dem Taboo of Ugliness nach Thomas Spiegel (2022)?

A

Antwort:

Definition von Lookism
Lookism bezeichnet die Diskriminierung aufgrund des äußeren Erscheinungsbildes​
.
Ähnlich wie Sexismus oder Rassismus führt Lookism zu sozialen und wirtschaftlichen Ungleichheiten​
.
‘Taboo of Ugliness’ (Thomas Spiegel, 2022)
Hässlichkeit ist ein gesellschaftliches Tabu, über das selten offen gesprochen wird​
.
Diskriminierung hässlicher Menschen bleibt oft unsichtbar und wird verschleiert​
.
Dies führt zu einer negativen epistemischen Ungerechtigkeit: Erfahrungen von Benachteiligung wegen des Aussehens werden nicht als legitime Diskriminierung anerkannt​
.
Testimonial Injustice – Wann tritt sie auf?
Menschen, die aufgrund ihres Aussehens Diskriminierung erleben, werden oft nicht ernst genommen​
.
Folgen:
Sie können sich nicht als unterdrückte Gruppe organisieren.
Fehlender Aktivismus, da gesellschaftliche Mechanismen die Benachteiligung als irrelevant abtun​
.
Evolutionspsychologische Erklärung für das Ugliness-Stigma
Ugliness kann eine evolutionär bedingte Stigmatisierung sein​
.
Hässlichkeit löst ähnliche Verhaltensreaktionen aus wie Krankheiten oder Fettleibigkeit – Menschen zeigen Abneigung oder meiden Interaktion​
.
Verhaltensimmunsystem & Pathogenvermeidung:
Menschen reagieren mit Ekel auf „anormale“ körperliche Merkmale, da diese unbewusst mit Krankheit oder schlechter Genetik assoziiert werden​
.

20
Q

Weightism & Healthism – Zentrale Befunde
Frage: Welche wichtigen Befunde gibt es zu Weightism und Healthism?

A

Stereotype Zuschreibungen gegenüber übergewichtigen Menschen
Übergewichtige Menschen werden oft als faul, unglücklich, triebhaft, unkontrolliert, unkooperativ, wenig leistungsbereit, undiszipliniert und unintelligent beschrieben​
.
Sie werden als Belastung für das Sozialsystem wahrgenommen​
.
Es gibt eine starke Intersektion mit sozialer Klasse, da Übergewicht oft mit niedrigem sozioökonomischen Status assoziiert wird​
.
Mediale Darstellung von Übergewicht
Übergewicht wird in den Medien als epidemische Bedrohung dargestellt​
.
Abigail C. Saguy & Rene Almeling (2007): Übergewicht wird als globales Gesundheitsproblem diskursiviert​
.
Gregory Fouts & Kimberley Burggraf (2000): Übergewichtige Charaktere erfahren mehr negative Kommentare​
.
Bradley S. Greenberg et al. (2003): Übergewichtige Menschen werden seltener in romantischen Beziehungen dargestellt​
.
Kinderprogramme (Sylvia Herzbozo et al., 2010): Übergewichtige Figuren sind häufiger unattraktiv, unfreundlich und böse​
.
YouTube-Videos (Jina H. Yoo & Junghyun Kim, 2012): Übergewichtige Menschen werden verspottet und für ihr Gewicht verantwortlich gemacht​
.
Übergewicht und Mortalität (Katherine Flegal et al., 2013)
Leicht Übergewichtige (BMI 25-30) haben eine um 6 % höhere Überlebenswahrscheinlichkeit als Normalgewichtige​
.
Leicht Fettleibige (BMI 30-35) haben eine um 5 % höhere Überlebenswahrscheinlichkeit als Normalgewichtige​
.
Ergebnisse widersprechen der populären Annahme, dass jegliches Übergewicht gesundheitsschädlich ist​
.

21
Q

Intersektion von Geschlecht mit Schönheit – Zentrale Befunde und Einschränkungen
Frage: Welche geschlechtsspezifischen Unterschiede gibt es im Zusammenhang mit Schönheit?

A

Antwort:

Beauty-is-Beastly-Effekt
Frauen in männerdominierten Berufen (z. B. Führungsetagen) werden bei hoher Attraktivität als weniger kompetent wahrgenommen​
.
Schönheit kann sich für Frauen in bestimmten Berufsfeldern negativ auf Karrierechancen auswirken​
.
Männer erleben diesen Effekt nicht in vergleichbarer Weise​
.
Heightism – Körpergröße als geschlechtsspezifische Diskriminierung
Männer mit geringerer Körpergröße werden als weniger dominant und weniger kompetent wahrgenommen​
.
Körpergröße ist mit Einkommen, Karrierechancen und Führungspositionen korreliert​
.
Frauen hingegen profitieren nicht von Körpergröße in gleicher Weise – für sie bleibt Schlankheit der zentralere Faktor​
.
Baldness – Stigma der Kahlköpfigkeit
Kahlköpfigkeit wird mit Alter und geringerer Attraktivität assoziiert, aber gleichzeitig mit höherer Maskulinität, Ehrlichkeit und Intelligenz​
.
Wenig mediale Repräsentation von kahlköpfigen Männern, außer im negativen Kontext (z. B. Bösewichte in Filmen)​
.
Stärkere Stigmatisierung von Kahlköpfigkeit bei weißen Männern, während POC-Männer sie tendenziell leichter akzeptieren​
.
Soziale Medien vermarkten Kahlköpfigkeit als Konsum-Boost, oft verknüpft mit Produkten zur Haarwiederherstellung​
.

22
Q

Intersektion mit sexueller Orientierung x Sex-Category – Zentrale Befunde und Einschränkungen
Frage: Welche Befunde gibt es zur Intersektion von sexueller Orientierung und Geschlecht mit Schönheitsnormen?

A

Begrenzung der Forschung
Die meisten Studien zu Schönheit und Attraktivität wurden bei heterosexuellen Personen durchgeführt​
.
Untersuchungen zu LGBTQ+-Personen sind vergleichsweise rar und fokussieren oft auf bestimmte Gruppen (z. B. schwule und bisexuelle Männer)​
.
Attraktivitätspräferenzen homosexueller vs. heterosexueller Männer
Homosexuelle Männer zeigen ähnliche Präferenzen wie heterosexuelle Männer, bevorzugen jedoch verstärkt Maskulinität in der Stimme​
.
Körperliche Attraktivität spielt bei der Partnerwahl eine große Rolle​
.
Gewichtsstigma und Selbstwahrnehmung in der LGBTQ+-Community
39 % der homosexuellen und bisexuellen Männer haben Weightism erlebt (Gewichtsstigma)​
.
Nutzung von Dating-Apps (z. B. Grindr) verstärkt Körperbewusstsein und sozialen Vergleich, was zu höherer Körperunzufriedenheit und Objektifizierung führen kann​
.
Bisexuelle Männer zeigen das höchste Maß an Selbststigmatisierung in Bezug auf Gewicht und Körperbild​
.
Lesbische und bisexuelle Frauen – Abweichung von heteronormativen Schönheitsnormen
Lesbische und bisexuelle Frauen fühlen sich weniger an traditionelle Schönheitsideale gebunden und entwickeln eigene Normen innerhalb der Community​
.
Dennoch sind sie nicht völlig frei von Schlankheitsnormen – Schlankheit bleibt ein gesellschaftlich übergreifendes Ideal​
.

23
Q

Intersektion von Elternschaft x Sex-Category – Zentrale Befunde
Frage: Welche geschlechtsspezifischen Effekte hat Elternschaft auf Körperwahrnehmung und Schönheit?

A

Begrenzte Forschungslage
Es gibt wenige Studien zur Intersektion von Elternschaft und Schönheit​
.
Schwangerschaft und Körperbild
Der schwangere Körper entspricht nicht den gängigen Schönheitsnormen​
.
US-Studien zeigen, dass der Selbstwert von Frauen in der Schwangerschaft sinkt (Diane Duncomb et al., 2008; Helen Skouteris et al., 2005)​
.
Polnische Frauen zeigen diesen Effekt nicht (Maria Kazmierczak & Robin Goodwin, 2011) → kulturelle Unterschiede möglich​
.
Post-Partum-Körper und Schönheit
Emma L. Hodgkinson et al. (2014):
Frauen empfinden ihren Körper nach der Geburt als „außer Kontrolle“.
Die Mutterrolle wird oft als inkongruent mit der Rolle als Partnerin oder berufstätige Frau erlebt.
Körperunzufriedenheit steigt in der Post-Partum-Zeit​
.
Männliche Elternschaft und Schönheit
Weniger Forschung zur Wahrnehmung von Vätern und deren Attraktivität​
.
Doppelmoral in der Gesellschaft:
Frauen werden nach der Geburt oft für „nachlässiges“ Aussehen kritisiert.
Männer erhalten als Väter oft positive soziale Zuschreibungen, wenn sie sich um Kinder kümmern, unabhängig von ihrem Aussehen​

24
Q

Intersektion von Ethnizität mit Schönheitsnormen – Zentrale Befunde
Frage: Welche ethnischen Unterschiede und Diskriminierungen gibt es im Zusammenhang mit Schönheit?

A

„Der weiße Körper als Norm“
In westlichen Gesellschaften dominiert ein weiß geprägtes Schönheitsideal​
.
Ethnische Schönheitsmerkmale werden oft als abweichend oder exotisch betrachtet​
.
Eurozentrische Schönheitsnormen haben globale Auswirkungen, z. B. in Hautaufhellungs-Praktiken​
.
Body Dissatisfaction – Ein „White Girl Problem“?
Metaanalyse von Shelly Grabe & Janet Shibley Hyde (2006) zeigt keine signifikanten Unterschiede zwischen weißen Frauen und Frauen anderer Ethnien in Bezug auf Körperunzufriedenheit​
.
Dennoch gibt es unterschiedliche Körperideale in verschiedenen Ethnien, z. B.:
Afroamerikanische Frauen haben oft ein positiveres Körperbild als weiße Frauen​
.
Latina- und asiatische Frauen berichten höhere Schönheitsnormen bezüglich Schlankheit​
.
Schönheitsnormen in Lateinamerika und Kuba
Wilhelm & Morales Calatayud (2016):
Kubanische Frauen haben eine höhere körperliche Selbstwertschätzung als Mexikanerinnen​
.
Nach sozialen Umbrüchen in Kuba nahm jedoch die Körperunzufriedenheit zu​
.
Mexikanische Frauen unterliegen stärkeren patriarchalen Schönheitsnormen​
.

25
Q

Intersektion mit Alter – Zentrale Befunde
Frage: Welche Befunde gibt es zur Intersektion von Alter mit Schönheitsnormen?

A

Double Standard of Ageing (Susan Sontag, 1972)
Frauen werden stärker für den Verlust von Jugendlichkeit „bestraft“ als Männer​
.
Schönheit und Jugendlichkeit sind für Frauen eng mit sozialer Anerkennung verknüpft, während Männer auch mit zunehmendem Alter als attraktiv und kompetent wahrgenommen werden​
.
Triple Standard of Ageing?
Frauen aus unteren sozialen Schichten sind besonders betroffen, da sie über weniger ökonomisches, kulturelles und symbolisches Kapital verfügen, um den Alterungsprozess „auszugleichen“​
.
In höheren sozialen Schichten sehen sich sowohl Männer als auch Frauen stärker dazu verpflichtet, „gegen den Verfall der Jugendlichkeit“ zu kämpfen (Erica Åberg et al., 2020)​
.
Steigende Anforderungen an Beauty Work im Alter
Frauen betreiben zunehmend „Beauty Work“, um Jugendlichkeit, Schlankheit und ein gesundes Erscheinungsbild zu erhalten​
.
Natürliches, aber gepflegtes Aussehen wird erwartet (Saemyi Chung, 2022)​
.
Wahrnehmung von Alter und Attraktivität
Attraktive Gesichter werden jünger eingeschätzt, insbesondere wenn die Augenregion, Nase und Mund als harmonisch wahrgenommen werden (Dylan K. Kwart et al., 2012)​
.
Baldness-Stigma bei Männern
Kahlköpfigkeit ist stark mit Alter und Attraktivitätsverlust assoziiert, wird jedoch auch mit höherer Maskulinität, Ehrlichkeit und Intelligenz in Verbindung gebracht (Dirk Kranz et al., 2019)​
.
Stark internalisiertes Stigma: Männer mit Haarausfall berichten über vermehrten Stress, soziale Stigmatisierung und Demütigung​
.
POC-Männer scheinen Kahlköpfigkeit leichter zu akzeptieren als weiße Männer​
.

26
Q

Intersektion mit Behinderung – Blindstelle?
Frage: Welche wissenschaftlichen Erkenntnisse gibt es zur Intersektion von Behinderung und Schönheitsnormen?

A

Blindstelle in der Forschung
Es gibt kaum Studien zur Verbindung von Behinderung und Schönheit​
.
Behinderung und Schönheit werden oft als gegensätzlich betrachtet – Menschen mit Behinderung erscheinen in Schönheitsdebatten oft unsichtbar​
.
Disability in Beauty-Diversity-Kampagnen
In inklusiven Beauty-Kampagnen (z. B. Dove, Palmers) werden Menschen mit Behinderung kaum repräsentiert​
.
Trotz des zunehmenden Bewusstseins für Diversity fehlen in der Schönheitsindustrie Menschen mit sichtbaren Behinderungen​
.
Stereotypen über Menschen mit Behinderung und Attraktivität
Menschen mit Behinderung werden häufig nicht als ästhetisch oder begehrenswert wahrgenommen​
.
Das Fehlen von Studien zeigt, dass Behinderung in Bezug auf Schönheit als irrelevante Kategorie behandelt wird​
.