Lernsheet 1 - Diversity Flashcards
Soziale Kategorien vs. Differenzkategorien (Was kennzeichnet Differenzkategorien?)
Any discrimination based on any ground such as sex, race,
colour, ethnic or social origin, genetic features, language,
religion or belief, political or any other opinion,
membership of a national minority, property, birth,
disability, age or sexual orientation shall be prohibited. (EU
Charter of Fundamental Rights, 2007, Artikel 21.1)
➢Geschlecht (Sex/Gender/Genderidentität)
▪Generativität
▪Sexuelle Orientierungen (Sexual Orientations)
➢Ethnie (Race/Ancestry)
▪Kultur
▪Religion
➢Soziale Klasse & Bildung (Social Class)
➢Alter
➢Behinderung (Disability)
▪Physisch
▪Psychisch
➢Körper (Schönheit, Gewicht, Körpergröße, Altersmerkmale etc.)
Primäre Differenzkategorien vs. aufmerksamkeitsgesteuerte Kategorien
➢Primäre Soziale Kategorien (sog. ‚no-brainers‘)
▪Geschlecht (Sex)
▪Alter (Age)
▪Ethnie (Race)
➢Aufmerksamkeitsgesteuerte Kategorien
Sprachgebrauch, Dialekt, cues sexuelle Orientierung, politische Einstellung
Intersektionalität
(Kimberlé Crenshaw, 1989) !!!!
Intersektionalität ist ein Konzept, das von der Juristin und Sozialwissenschaftlerin Kimberlé Crenshaw entwickelt wurde, um zu erklären, wie verschiedene Formen von Diskriminierung und Unterdrückung miteinander verflochten sind und sich gegenseitig verstärken können.
“Intersektionalität ist keine neue Diskriminierungskategorie, sondern eine Linse, durch die wir sehen können, wie verschiedene Formen von Ungleichheit sich überlagern.”
− Strukturelle Intersektionalität (man schaut sich statistisch an, was es bedeutet bspw. in wien eine Frau in Rente zu sein im Verhältnis zu einem mann)
− Politische Intersektionalität (was für Kombinationen von diversitätskategorien sind im Moment im Fokus einer Gesellschaft? )
− Begriffliche Intersektionalität (benennungspraxen. ältere menschen als Oma und Opa ansprechen, obwohl wir gar nicht wissen ob sie Oma und Opa sind.)
4 Forderungen an die Psychologie („What if Psychology Took
Intersectionality Seriously?
[Kaitlin McCormick-
Huhn et al., 2019]
▪ Forderung nach 4 paradigmatischen Shifts:
1. Teilnehmer*innen sind multidimensional zu denken
2. Gruppenzugehörigkeiten sind immer dynamisch
3. Intersektionale Positionierung ist mit ‚Macht‘ verknüpft und
damit hierarchisch zu denken
4. Gruppenzugehörigkeiten gehen mit systematischen Vor- und
Nachteilen einher
in eigenen Worten:
- Wenn wir menschen untersuchen dann sind diese menschen ja indviduen also multidimensional verortete Individuen
- Gruppenzugehörigkeit ist auch etwas, das nicht in stein gemeißelt ist. Gruppenzugehörigkeiten sind verschieden und variabel, je nach dem wo man hinschaut. diskiminierungs und ausgrenzungserfahrungen gemäß ihrer sexuellen Orientierung sind unterschiedlich.
- intersektionale Betrachtungen haben immer etwas mit Machtpositionen zutun, was darf ich und was darf ich nicht?
- Gruppenzugehörigkeiten gehen immer mit vor und Nachteilen einher
Fünf Forderungen an eine psychologische Diversityforschung
Bruce Evan Blaine &
Kimberly J. McClure Brenchley, 2017) !!!!!!!!
- …untersuchen wie Diversität menschliche Identität und Verhalten
beeinflusst - …untersuchen wie Menschen die Diversität ihrer sozialen Umwelt
mitkonstruieren (Doing Diversity) - …nicht nur einige wenige Diversitätsdimensionen mitdenken (z.B.
Gender, Race, Class) - …soziale Ungleichheiten wahrnehmen und aufdecken und mit
wissenschaftlichen Zugängen entgegenwirken - …nicht nur die sozialen Ungleichheiten zwischen Diversitätskategorien
aufdecken, sondern auch die Unterschiedlichkeit innerhalb und
Gleichheit zwischen Diversitätskategorien
Theorieperspektiven:
▪ Pierre Bourdieus (!!!)(1972, 1983)‚Theorie der Praxis‘, Kapitalsorten, Habitus
▪Soziale Position ergibt sich aus unterschiedlichen Kapitalsorten:
−ökonomisches Kapital (Vermögen, Einkommen, Besitz etc.)
−kulturelles Kapital (inkorporiertes Kapital auf Grund von Herkunft, Bildung,
Titel, Stellung etc.)
−soziales Kapital (Netz der Beziehungen)
−symbolisches Kapital (soziale Macht, Privilegien, Anerkennung)
▪Soziale Position wird aber zusätzlich vom Habitus mitbestimmt
▪Soziale Ungleichheit ⇨ ungleiche Teilhabemöglichkeit ⇨ unterschiedliche
Verfügbarkeit und Möglichkeit des Einsatzes unterschiedlicher Kapitalien
−Strukturmerkmale (Geschlecht, ‚Race‘, Alter etc.) als Moderatoren
in eigenen worten:
die soziale Position eines Individuums (wie gut es einem menschen geht in der Gesellschaft) hängt von vier Kapitalsorten ab.
- ökonomisches kapital (mein einkommen, vermögen, worauf kann ich zugreifen)
- kulturelles kapital (hängt vom ökonomischen kapital ab, wenn ich viel Geld hab kann ich mir viel kulturelles aneignen. ich kann bestimmte Ausbildungen leichter machen)
- soziales kapital (welche Netzwerke und Beziehungen habe ich, auf die ich zugreifen kann)
- symbolisches kapital (Machtposition, Stellung, optische Attraktivität)
- sozialer Habitus (habituelle Erscheinung und wir schließen auf etwas, was in unser bild passen)
fundamentaler attributionsfehler = auf Grund von cues sagen wir “so ist das”, wir schließen aus einer situativen Begebenheit auf etwas dispositionales
- wenn wir einen Handwerker sehen mit einer anspruchsvollen Zeitung in der hand denken wir automatisch (bestimmt für den chef gekauft). Cues die unserem stereotypen Wiedersprechen werden ignoriert.
- Heuristik
- wir liegen nicht gerne falsch
- wenn man keinen unterschied sieht erfinden wir unterschiede
Theorieperspektiven:
4-Schichten Modell von Lee Gardenswartz & Anita Rowe (1993)
Lee Gardenswartz & Anita Rowe !!!!!
- Persönlichkeit
- Innere Dimensionen (schwer veränderlich):
Alter, soziale Herkunft Ethnizität,
Geschlecht/Gender, (geistige/körperliche)
Fähigkeiten, sexuelle Orientierung, … - Äußere Dimensionen (veränderlich?):
Elternschaft, Familienstand,
Berufserfahrung, Ausbildung, Religion, … - Organisationale Dimensionen:
Hierarchieposition, Zugehörigkeit zu Kern-
od. Randgruppen, …
in eigenen worten:
- wenn wir ein Individuum anschauen dann besteht die Vielfalt darin, dass sich Individuum in ihrer Persönlichkeit unterscheiden
- diese Person mit ihrer Persönlichkeit ist eingebettet in die inneren Dimensionen
diese inneren Dimensionen kann man nur schwer verändern
- körperliche geschlechtszuschreibung
- geistige und körperliche Fertigkeiten und Fähigkeiten
- Hautfarbe
- äußere Dimensionen leichter veränderbar als die inneren Dimensionen
- Elternschaft, Familienstand sind beides veränderliche größen (Berufserfahrung auch)
- Organisationale Dimensionen: Zugehörigkeit zu Kern oder Randgruppen
Theorieperspektiven
Diversity Paradigma von James Jones und John Dovidio (2018) (!!!!!)
“Diversity is inherently a multidimensional, multifaceted, multilevel concept”
(James Jones & John Dovidio, 2018, S. 14)
Diversity Paradigma (Jones &
Dovidio, 2018)
1) Multi-Level integrative Analyse
2) Betrachtung einer Vielzahl von
Mechanismen
3) Verschiedene Beziehungsebenen
4) Verschiedene Outcomes
in eigenen worten:
Wenn man im Bereich der diversity forscht sollte man vier Facetten betrachten:
- Auf welcher ebene basiert die Analyse
(Analysiere ich diversity auf ebene des Individuums? oder einer Gruppe?) - welche Mechanismen interessieren mich? Wie passieren einstellungen? Explizit, Implizit? Kognitionen, welche Denkstrukturen verwenden wir? Medien vermitteln diese Mechanismen!!
- Dritte Säule wären Beziehungen, Beziehungen zwischen Personen oder Gruppen. Welche Problematik oder Zuschreibenden passieren auf Gruppenebene
- Die Zielvariable, der Outcome. Was schaue ich mir genau an? Bias Fehlzuschreibungen zu Gruppen die wir vornehmen
Automatisches Denken,
Kontrolliertes Denken,
System 1 vs. System 2 (Daniel Kahneman),
Heuristiken (Repräsentativitätsheuristik, Verfügbarkeitsheuristik, Ankerheuristik,
Framingeffekte),
Glaubenssysteme
Automatisches Denken und kontrolliertes denken = cognitive misers, wenn man uns nicht aktiv dazu zwingt fallen wir immer ins automatische denken
System 1 vs. System 2 (Daniel Hahnemann) = system 1 ist das schnelle denken was automatisch passiert, falsch aber effizient. system zwei kostet mehr kraft und Aufmerksamkeit und wir müssen das Hirn einschalten
Heuristiken = eine Denkabkürzung eine Denkvereinfachung
Repräsentativitätsheuristik = Psychologiestudent, in meinem Kopf kommt ein bild auf zu dieser person. Person ist repräsentativ für den typischen Psychologiestudent
Verfügbarkeitsheuristik = all die informationen auf die wir rasch zugreifen können. was haben wir schon mal gelesen und gehört?
Ankerheuristik = Häufig irgendwelche limits legen “Ab da ist gefährlich”. Die Leute sind irgendwo schwierig, komisch, anders. Die Ankerheuristik beschreibt die Tendenz, sich bei Entscheidungen an einem vorgegebenen Ausgangswert (Anker) zu orientieren, auch wenn dieser nicht relevant ist. Neue Einschätzungen werden dann oft unbewusst an diesen Anker angepasst.
Framingeffekte = wir haben das gefühl alles wird gefährlicher, weil wir mit ganz bestimmten Rahmenbedingungen immer wieder konfrontiert werden. Framing-Effekte beschreiben, wie die Darstellung oder Formulierung von Informationen unsere Entscheidungen beeinflusst. Dasselbe Problem wird je nach positiver oder negativer Darstellung unterschiedlich wahrgenommen – z. B. klingt „90 % Überlebensrate“ optimistischer als „10 % Sterberate“, obwohl beides gleich ist.
Glaubenssysteme = ▪Glaubenssysteme und Erwartungen bestimmen…
−unser Verhalten und unsere Interaktionen
−Interaktionen anderer mit uns
−Bestimmen die Does & Don‘ts innerhalb und zwischen
den Kategorien
▪Kategorien sind Identitäts-stiftend
−Emotionales Investment (!)
−Determinieren das Well-Being
▪Führen leicht zu Stereotypen
Stereotyp
➢Stereotype sind (übervereinfachte) Glaubenssysteme über die
Mitglieder einer sozialen Gruppe bezüglich
Persönlichkeitseigenschaften, Verhaltensweisen und Motiven
➢„Stereotyp drückt Abneigung gegen eine nicht integrierte
Gruppe (Outgroup), entlang verschiedener Dimensionen aus“.
(Gordon Allport, 1954)
➢Stereotype dienen nicht nur der Reduktion von Komplexität,
sondern sie verfestigen auch Normen und Regeln, welche dem
Machterhalt dienen. Sie unterliegen dem historischen Kontext und
dem Wandel der Zeit (Martina Tiele, 2015).
Stereotype Generalisierungen
− nicht notwendigerweise negativ
− resistent gegenüber Veränderungen aufgrund neuer Information
− Dispositional
alles wird “über einen kamm geschert”
*Fundamentaler Attributionsfehler,
Der fundamentale Attributionsfehler beschreibt die Tendenz, das Verhalten anderer Menschen hauptsächlich auf deren Persönlichkeit oder innere Eigenschaften zurückzuführen, während situative oder äußere Einflüsse unterschätzt werden.
Beispiel:
Wenn jemand im Straßenverkehr abrupt schneidet, wird das Verhalten oft als Ausdruck von Rücksichtslosigkeit oder Aggressivität interpretiert („Er ist ein schlechter Fahrer“), anstatt mögliche situative Faktoren zu berücksichtigen („Vielleicht hatte er einen Notfall“).
Kurz gefasst:
Menschen neigen dazu, internale Faktoren (z. B. Charaktereigenschaften) zu überschätzen und externale Faktoren (z. B. Umstände) zu unterschätzen, wenn sie das Verhalten anderer bewerten.
d.h. Neigung der Menschen
Verhalten dispositional (Persönlichkeitseigenschaft) zu interpretieren
und Aspekte der Situation zu unterschätzen
*Ultimativer Attributionsfehler,
d.h. negatives Verhalten einer
Außengruppe wird dispositional erklärt, positives Verhalten durch
situative Einflüsse (Pettigrew, 1979)
Der ultimative Attributionsfehler ist eine Erweiterung des fundamentalen Attributionsfehlers und bezieht sich auf die Tendenz, das Verhalten von Gruppenmitgliedern aufgrund von Stereotypen oder Vorurteilen zu bewerten. Dabei werden Unterschiede in der Attribution je nach Gruppenzugehörigkeit gemacht
Unconscious Bias
(unbewusste soziale Stereotype, implizite
Einstellungen ➔ z.B. Implicit Association Test)
Kulturelle Stereotype:
▪sozialisiert, familiär und kulturell geprägt
▪werden früh gelernt und häufig wiederholt
▪wenn unkorrigiert, werden sie zu ‚dominant responses‘
▪Beeinflussen vor allem Denken und Verhalten in der Öffentlichkeit oder bei
Reizüberflutung (Alan Lambert et al., 2003)
Autostereotype
Gruppe über sich selber hat und zum teil auch irgendwie mag
- wir die Psychologie studierenden sind…
Heterostereotype
wie sind die anderen?
die wirtschaftsstudierenden sind..
Metastereotype
Wie glauben wir denn wie die wirtschaftsstudierenden uns sehen?
was haben wir für ein Fantasia darüber was die andere Gruppe so über uns denkt?
Susan T Fiske
Stereotype Content Modell
Wir haben zwei Achsen, in denen wir unsere Gruppen einordnen,
das eine ist die Kompetenz - kann was oder kann nichts.
das andere ist die Sympathie, mag ich oder mag ich nicht.
personen die als wenig kompetent und wenig sympathisch eingeschätzt werden, für die haben wir ein verächtliches stereotyp. negative zuschreibungen. ekel, Ablehnung sind die passenden Emotionen.
die die wir als sehr kompetent und als sehr sympathisch erachten, die bewundern wir. wir finden die cool, wir sind stolz.
personen die wir nicht kompetent finden, aber sie mögen, die finden wir süß aber auf die müssen wir aufpassen. Beispiel Oma.
personen die wir kompetent finden aber nicht mögen, da sind wir im neidvollen stereotyp.
Eifersucht und negativzuschreibungen wichtige begriffe.
Stereotype-Content-Modell (Susan T. Fiske et al., 2002, 2008,
Ergebnisse in den USA 2002/2018 im Vergleich; auch im Vergleich
zu österreichischen Daten
2002 macht sie die Untersuchung in den USA und bildet die folgenden Gruppen: recht sympathisch aber nicht kompetent: Hausfrauen, alte menschen, Putzfrauen
wer sind die die weder kompetent sind noch sympathisch? pur whites, pur backs, hispanics
wen halten wir für kompetent aber mögen wir nicht? Feminist, Business Woman
semi kompetent und semi sympathisch: gay men,
verächtliches, paternalistisches, neidvolles, bewunderndes Stereotyp
In Österreich:
in dem unteren teil, wenn man nach diesem Kriterium fragt wenig kompetent und wenig sympathisch, verächtlich = Politiker
bewundert wird, sympathisch und kompetent = Frauen und Männer, Angestellte
durchschnittlich kompetent und durchschnittlich sympathisch = behinderte, Rentner, Jugendliche
die wir als kompetent erachten aber nicht sympathisch = Deutsche