Lernsheet 4 - Gender Similarities Hypothese Flashcards
GENDER SIMILARITIES HYPOTHESIS
Janet Shibley Hyde (2005) ⇨ Meta-Analyse von 46 Meta-Analysen
📌 Janet Shibley Hyde (2005)
Meta-Analyse von 46 Meta-Analysen
Ergebnis: Frauen & Männer sind sich in den meisten psychologischen Variablen ähnlich.
🔹 Effektstärken nach Variablen:
✔ Kleine (48%) bis sehr kleine (30%) Effektstärken in den meisten psychologischen Merkmalen.
✔ Ausnahmen mit größeren Unterschieden:
Motorische Leistung (z. B. Geschwindigkeit, Wurfdistanz) → große Effektstärken
Sexualverhalten (Masturbationshäufigkeit, Gelegenheitssex) → große Effektstärken
Aggressivität → moderate Effektstärken
🔹 Kontextabhängigkeit der Effektgrößen:
✔ Ändern sich mit dem Alter der Publikation (z. B. Unterschiede werden über die Zeit kleiner).
✔ Sind situationsabhängig (z. B. Aggressivität variiert je nach Kontext, Lächeln in sozialen vs. neutralen Situationen).
GENDER SIMILARITIES HYPOTHESIS
Ethan Zell, Zlatan Krizan & Sabrina R. Teeter (2015) ⇨ Metasynthese von 106 Meta-Analysen (12 Mio Teilnehmer*innen)
86% der Geschlechtsunterschiede sind klein oder sehr klein
Unterschiede bleiben weitgehend stabil über Alter, Kultur und Zeit
📈 Größere Effekte (M > F):
Maskuline Persönlichkeitseigenschaften
Mentale Rotation
Bedeutung körperlicher Attraktivität bei der Partnerwahl
Aggression
📉 Größere Effekte (F > M):
Reaktivität auf schmerzhafte Reize
Zuneigung zu Gleichaltrigen
Interesse an Menschen
🎯 Fazit: Männer und Frauen sind in den meisten psychologischen Merkmalen ähnlicher als unterschiedlich.
Gender Pay Gap (Österreich/Deutschland)
Gender Pay Gap = 18,4 Prozent, Deutschland hat den Dritt Größten Gender Pay Gap
Was verdient durchschnittlich eine Frau weniger durchschnittlich als ein Mann?
Nur 1/3 des Gender Pay Gaps ist mit Branche, Beruf, Dauer der Unternehmenszugehörigkeit und Arbeitsausmaß erklärbar; Deutschland 17.6, Estland 20.5
BINÄRE FORSCHUNGSLOGIK?
📌 Quelle: Janet Shibley Hyde, Rebecca S. Bigler, Daphna Joel, Charlotte Chuck Tate & Sari M. van Anders (2018) → „The Future of Sex and Gender in Psychology: Five Challenges to the Gender Binary“
🔹 Kosten der binären Forschungslogik:
1️⃣ Verhindert Forschung über das binäre Geschlechtersystem hinaus („move beyond“).
2️⃣ Erschwert das Verständnis komplexer Zusammenhänge.
3️⃣ Schließt nicht-binäre Personen aus & ignoriert diverse Gender-Identitäten.
4️⃣ Reifiziert das Differenz-Paradigma & verstärkt damit Stereotype, was politische, berufliche & sportliche Entscheidungen beeinflusst.
Empfehlungen für eine inklusivere Forschungspraxis:
✔ Gender-Identitäten explizit erfassen
Mehr als nur „männlich/weiblich“ → z. B. „transgender weiblich“, „genderqueer“, „sonstige“.
Alternative: Identitäts-Kontinua (z. B. Skalen für Männlichkeit & Weiblichkeit von 0–10).
✔ Unterscheidung von Geburtsgeschlecht (sex) & gelebtem Geschlecht (sex-category).
✔ Gender als Prozess („Doing Gender“) auffassen & mit biologischem Geschlecht in die Forschung einbeziehen.
✔ Gender-neutrale Sprache verwenden.
Das biopsychosoziale Modell zu psychologischem Geschlecht (biologischer, lerntheoretischer,
kulturpsychologischer Ast) als Rahmenmodell zur Erklärung bestehender empirischer binär
erhobener Geschlechtsunterschiede
📌 Anwendung: Geschlechtsunterschiede in der mentalen Rotation
Frauen tun sich schwerer, Objekte im Geiste zu rotieren.
Dieser Unterschied ist stabil & kulturübergreifend.
Wie erklärt sich das? → Das biopsychosoziale Modell bietet einen Rahmen zur Erklärung.
🔹 Drei zentrale Erklärungsansätze:
1️⃣ Biologischer Ast
✔ Evolutionäre Erklärung:
Männer könnten in der Vergangenheit einen Fitnessvorteil durch bessere räumliche Orientierung gehabt haben (z. B. Jagen, Navigieren).
✔ Genetik & Hormone:
Möglicher Einfluss von Testosteron auf räumliches Denken.
✔ Gehirnaktivität:
Unterschiede in der neuronalen Verarbeitung zwischen Männern & Frauen?
2️⃣ Kulturpsychologischer Ast
✔ Geschlechtsstereotype & Sozialisation:
Stereotype über Geschlechterrollen verstärken sich selbst.
Umweltformen basierend auf Geschlechtsstereotypen beeinflussen kognitive Entwicklung.
✔ Erwartungseffekte:
Wenn eine Person als Mädchen wahrgenommen wird, werden unbewusst bestimmte Erwartungen an sie gestellt.
✔ Ökologischer Kontext:
Länderspezifische Strukturen & Bildungssysteme beeinflussen, wie stark Geschlechtsunterschiede auftreten.
3️⃣ Lerntheoretischer Ast (Sozialisation)
✔ Entwicklung geschlechtstypischer Umwelten:
Mädchen & Jungen wachsen in unterschiedlichen Erfahrungswelten auf (z. B. weniger Förderung von Technik & Räumlichkeit bei Mädchen).
✔ Soziale Verstärkung:
Bestätigung geschlechtsspezifischer Stärken & Schwächen führt zu stabilen Unterschieden über Generationen.
💡 Fazit: Zusammenspiel von Biologie & Sozialisation
👉 Geschlechtsunterschiede sind das Ergebnis eines komplexen Kausalgefüges zwischen biologischen, kulturellen & sozialen Faktoren.
👉 Es ist schwer, biologische & soziale Einflüsse klar voneinander zu trennen – sie interagieren ständig.
Frauen tun sich schwerer Objekte im Geiste zu rotieren. recht großer Geschlechtsunterschied.
Wie erklärt man sich so einen unterschied? Der unterschied ist stabil und kulturübergreifend.
biopsychosoziales Modell:
BIOLOGISCHER AST:
Evolutions: möglicherweise gab es damals mal irgendeinen Fitnessvorteil, dass Männer dieses mentale rotieren besser drauf haben mussten. Es war relevanter für Männer sich räumlich Orientieren zu können, möglicherweise durch das Jagen etc?
Genetik: hormone, dass möglicherweise Testosteron dazu führt, dass besser räumlich gedacht werden kann?
Gehirnaktivität: arbeiten Männer und Frauen anders im Gehirn?
kulturpsychologischer Ast:
- Geschlechtsstereotype haben sich entwickelt und haben sich verselbstständigt
- so entwickeln sich geschlechtstypische Umwelten
- Geschlechtsstereotype werden immer weiter so getragen und weiter bespielt. Nur weil jemand als Mädchen wahrgenommen wird, wird eine Erwartung mitgetragen die sie erfüllen muss.
Ökologischer Kontext: In welchen Ländern schauen wir uns das an? Wie sind die Strukturen in den jeweiligen Ländern?
Es ist immer schwierig zu sagen wie viel ist biologisch und wie viel lerntheoretisch?
das Zusammenspiel zwischen dem biologischen und dem lerntheoretischen ast ist ein komplexes kausal gefüge das wir diskutieren müssen wenn wir einen hartnäckigen Geschlechtsunterschied uns erklären
GENDER SIMILARITIES HYPOTHESE - UPDATE Befunde
Gender Differences in Verbal Performance (Jennifer Petersen, 2018)Meta-Analyse an amerikanischen Schülerinnen (d=0.29)…kleine Unterschiede zu Gunsten von Frauen
Frauen zeigen auch im National Assessment of Educational Progress (NAEP) beim Lesen und Schreiben bessere Ergebnisse im Bereich kleiner bis mittlerer Effektstärken (David Reilly, David Neumann & Glenda Andrews, 2019)
Christoph Niepl, Matthias Stadler & Samuel Greiff (2019) Geschlechtsunterschiede in Mathematik hängen mit der beruflichen Gender-Diversität (d.h. Frauenanteil in mathematiknahen Berufen) eines Landes ab
Lutz Jäncke (2018) die meisten Unterschiede in Bezug auf Gehirnanatomie, Verhalten und Cognition sind nicht groß genug um von einem geschlechtlichen Dimorphismus zu sprechen
Alyssa Kersey, Kelsey D. Csumitta & Jessica Cantlon (2019): Neuronale Prozesse im fMRI unterscheiden sich nicht bei mathematischen Aufgaben bei 3-10 Jährigen Kindern unabhängig vom Geschlecht
Chaocha Jia et al. (2020): National Assessment of Education Quality an großer chinesischer Stichprobe (ca. 200.000 Personen) zeigt keine Geschlechtsunterschiede in „science achievement“, aber „science“ interest“
Ellen T.M. Laan et al. (2021): Sexuelle Aktivität ist in den meisten Kulturen für (heterosexuelle) Frauen weniger angenehm als für (heterosexuelle) Männer bei gleicher Kapazität für sexuelle Befriedigung.
Charlotte Löffler & Tobias Greitmeyer (2023). Frauen* beurteilen sich empathischer als Männer* aber Emotionserkennung ist bei Frauen nur höher, wenn Motivation dafür erhöht wurde Kontext-Faktoren, Gender Rollen und Stereotype
Chenyu Pang et al. (2023). Bei Selbsteinschätzung zeigen Frauen höhere Empathiewerte, im EEG (Empathie gegenüber schmerzhaften Gesichtsausdrucken) zeigen sich keine Unterschiede. Werden Männer auf ‚sharing & caring‘ geprimed, verschwinden die Geschlechtsunterschiede ebenfalls.
Lise Eliot (2024). „Based on the sum of data, neuroscientists would be well-advised to take the null hypothesis seriously: that men and women’s brains are fundamentally similar, or “monomorphic”“ (p. 1); einzig reliabler Unterschied männliche Gehirne sind um 11% größer (Männer sind auch 18% schwerer und 9% länger!) ABER auch in der Gehirn-Größe gibt es einen Overlap von 51% (d=1.31)
Yuntian Xie et al. (2024). Metaanalyse von 83 chinesischen Artikeln zur Mathematikangst zeigt höhere Werte bei Mädchen, die vor allem in der Mittelschule auftreten.
Aktuelle Befunde:
* Verbale Performance, Lesen, Schreiben
kleine Unterschiede zu Gunsten von Frauen
Frauen zeigen auch im National Assessment of Educational Progress (NAEP) beim Lesen und Schreiben bessere Ergebnisse im Bereich kleiner bis mittlerer Effektstärken
Mathematik/Mathematikangst, Naturwissenschaften/Science
in Mathematik hängen mit der beruflichen Gender-Diversität (d.h. Frauenanteil in mathematiknahen Berufen) eines Landes ab
zeigt keine Geschlechtsunterschiede in „science achievement“, aber „science“ interest“
Metaanalyse von 83 chinesischen Artikeln zur Mathematikangst zeigt höhere Werte bei Mädchen, die vor allem in der Mittelschule auftreten.
Emotionserkennung & Empathie
Frauen* beurteilen sich empathischer als Männer* aber Emotionserkennung ist bei Frauen nur höher, wenn Motivation dafür erhöht wurde Kontext-Faktoren, Gender Rollen und Stereotype
Bei Selbsteinschätzung zeigen Frauen höhere Empathiewerte, im EEG (Empathie gegenüber schmerzhaften Gesichtsausdrucken) zeigen sich keine Unterschiede. Werden Männer auf ‚sharing & caring‘ geprimed, verschwinden die Geschlechtsunterschiede ebenfalls.
Gehirnanatomie
🧠 Keine starken geschlechtsspezifischen Unterschiede:
Unterschiede in Gehirnanatomie, Verhalten und Kognition sind zu klein für einen echten geschlechtlichen Dimorphismus.
fMRT-Studien: Keine Unterschiede in neuronalen Prozessen bei mathematischen Aufgaben bei Kindern (3–10 Jahre).
📌 Zentrale Erkenntnis:
„Neuroscientists would be well-advised to take the null hypothesis seriously: that men and women’s brains are fundamentally similar, or ‘monomorphic’“ (p. 1).
📏 Einziger konsistenter Unterschied:
Männliche Gehirne sind im Durchschnitt 11% größer, was jedoch mit allgemeiner Körpergröße korreliert (Männer sind 18% schwerer, 9% länger).
ABER: 51% Überlappung in der Gehirngröße (d = 1.31), also keine klare Trennung.
🎯 Fazit: Männer- und Frauengehirne sind sich in den meisten Aspekten ähnlicher als unterschiedlich.