Lernsheet 2 - Gender Flashcards
Geschlecht als ‚No Brainer‘ bzw. als primäre Diversitykategorie
🔹 Geschlecht als „No Brainer“
Wird als selbstverständlich & direkt wahrnehmbar betrachtet.
Gefahr: Andere Diversity-Dimensionen (Alter, Behinderung, soziale Herkunft) werden übersehen.
Meist binäre Logik (männlich/weiblich) → Marginalisierung nicht-binärer Identitäten.
Häufig erster Fokus in Gleichstellungsmaßnahmen.
🔹 Geschlecht als primäre Diversity-Kategorie
Natürlichkeit & Sichtbarkeit → Geschlecht wird oft als zentral wahrgenommen.
Soziale Relevanz → Strukturiert Gesellschaft, Machtverhältnisse & Identität.
Intersektionalität → Oft Ausgangspunkt für Analysen mit anderen Diskriminierungsdimensionen.
💡 Merktipp: Stell dir eine Checkliste für Diversity-Programme vor – Geschlecht steht immer ganz oben, aber es gibt viele weitere wichtige Aspekte! ✅
Alltagstheorie der Zweigeschlechtlichkeit bzw. ‚the Gender/Sex Binary‘
Hagemann-White, 1984) oder ‚the Gender/Sex
Binary‘ (vgl. Judith Butler, 1990; Janet Shibley Hyde et al., 2019)-
binären/dichotomen
Sicht in Denken, Wahrnehmen und Handeln →Mann
und Frau werden als Gegensatzpaare gedacht (vgl.
amtliche Dokumente, Toiletten, Fragebögen,
Polaritätsprofil etc.)
„Man hat ein Geschlecht erst, wenn man es für andere
hat“
Sex:
3-G-System;
Gene die für die Geschlechtsentwicklung wichtig sind;
Hormonelles Geschlecht;
🔹 3-G-System (Regine Gildemeister, 2008)
Sozial vereinbartes biologisches System: Genetik – Gonaden – Genitalien
Achtung: Genetik geht über XX/XY hinaus (>30 relevante Gene bekannt)
🔹 Gene für die Geschlechtsentwicklung
SRY (Sex-determining Region am Y-Chromosom) → wichtig für Testis-Entwicklung
WNT4 & RSPO1 → entscheidend für Ovarien-Entwicklung
Weitere wichtige Gene: NR5A1, SOX9, DAX1
🔹 Hormonelles Geschlecht & „3 Pubertäten“
Interuterin (ab 5. SSW):
Gonaden entwickeln sich → Hormonproduktion ab 10.–12. SSW → Ausbildung der Genitalien
Postpartale Minipubertät (erste 6 Monate):
Buben: Testosteron-Anstieg (2.–3. Monat), LH-Anstieg, fällt bis zum 6. Monat ab
Mädchen: Geringerer Testosteron-Anstieg, FSH deutlich erhöht (bis ins 4. LJ)
Beide: Estradiol-Anstieg, aber mit geringen Unterschieden
Klassische Pubertät
🔹 Geschlechtszuschreibung
Erfolgt meist nach phänotypischen Merkmalen bei Geburt oder im Ultraschall
The Sex Spectrum
Claire Ainsworth, 2015
In ihrem Artikel “Sex Redefined” aus dem Jahr 2015, veröffentlicht in Nature, setzt sich Claire Ainsworth mit der Komplexität der biologischen Geschlechtsbestimmung auseinander und hinterfragt die traditionelle binäre Sichtweise von “männlich” und “weiblich”. Sie argumentiert, dass biologisches Geschlecht eher als ein Spektrum verstanden werden sollte, anstatt als zwei klar getrennte Kategorien
Claire Ainsworths Artikel unterstreicht, dass Geschlecht biologisch, sozial und rechtlich differenzierter betrachtet werden muss, um den vielfältigen Realitäten der Menschen gerecht zu werden.
Prävalenz von Intersexualität (Größenordnung)
1 von tausend Kindern hat eine form von intersektionalität, das ist ungefähr so häufig wie rothaarigkeit
Sex-Kategorie
Externe Zuordnung oder Inszenierung eines Geschlechts (Gildemeister, 2008).
Muss nicht mit Geburtsklassifikation oder Genderidentität übereinstimmen.
Orientiert sich an gesellschaftlich tolerierten & juristisch vorgegebenen Geschlechtskategorien.
Anzahl der anerkannten Kategorien ist gesellschaftlich & kulturell unterschiedlich.
💡 Merktipp: „Sex-Kategorie = von außen zugeschrieben, nicht unbedingt selbst empfunden.“ 🎭
Die externe Zuordnung bzw. Inszenierung eines Geschlechts „[…] aufgrund der (meist) sozial geforderten
Darstellung einer erkennbaren Zugehörigkeit […]“(Regine Gildemeister, 2008). → diese muss weder der
Geburtsklassifikation noch der Genderidentität entsprechen.“→ orientiert sich z.T. an gesellschaftlich tolerierten
bzw. juristisch vorgegebenen Geschlechtskategorien
Anzahl der Kategorien die wir in unserer Gesellschaft vornehmen
Gender
Soziale Konstruktion von Geschlecht durch Interaktionen & normative Vorgaben (Gildemeister, 2008).
Multidimensionales Konstrukt (Tate et al., 2014).
„Theater des Geschlechts“: Geschlecht umfasst Kostüm, Skript, Bühne & Publikum.
Geschlecht existiert erst durch soziale Anerkennung.
Misgendering passiert, wenn Aussehen oder Verhalten nicht der gewählten Geschlechtskategorie entsprechen.
💡 Merktipp: Stell dir eine Theaterbühne vor – dein Geschlecht ist nur „real“, wenn das Publikum es akzeptiert. 🎭
Rahmenmodell der Genderperformance
o Character, Costume, Script, Stage, Audience
o Performance-based vs. Context-based Gender Trouble
(Thekla Morgenroth & Michelle K. Ryan, 2021)
📝 (Thekla Morgenroth & Michelle K. Ryan, 2021)
📌 Ziel des Modells:
Erklärt, wie die Sex/Gender-Binarität aufrechterhalten wird.
Basierend auf Ervin Goffmans „The Presentation of Self in Everyday Life“ (1959) & Judith Butlers „Gender Trouble“ (1990).
Geschlecht wird als Inszenierung und nicht als festes Sein verstanden.
🔹 Zentrale Elemente des Modells:
1️⃣ Charakter → Was wird dargestellt?
Meist essentialistische Darstellung als „Mann“ oder „Frau“.
2️⃣ Costume (Kostüm) → Wie sieht der Charakter aus?
Körper (inkl. Genitalien), Kleidung, äußeres Erscheinungsbild.
3️⃣ Script → Wie wird der Charakter inszeniert?
Verhalten, Meinungen, soziale Rollen & Erwartungen.
4️⃣ Stage (Bühne) → Wo findet die Inszenierung statt?
Situativer Kontext, in dem Gender „performt“ wird.
5️⃣ Audience (Zuschauer*innen) → Wer bewertet die Inszenierung?
Gesellschaftliche Akzeptanz oder Ablehnung hängt ab von:
a) Individuellen Faktoren (Persönliche Werte, Selbstbild)
b) Gruppenbezogenen Faktoren (z. B. Peers, Familie)
c) Kontextuellen Faktoren (Gesellschaftliche Normen, Kultur)
🔄 Zwei Arten von „Gender Trouble“:
1️⃣ Performance-based Gender Trouble
Geschlechtliche Inszenierung passt nicht zur Rolle (z. B. Kostüm, Verhalten oder Charakter weicht ab).
Beispiel: Eine Person trägt ein als „geschlechtsuntypisch“ wahrgenommenes Outfit.
2️⃣ Context-based Gender Trouble
Genderbinarität wird grundsätzlich hinterfragt.
Beispiel: Eine Person positioniert sich außerhalb der Geschlechterdichotomie (z. B. nicht-binäre Identität).
💡 Kernaussage:
👉 Geschlecht ist eine soziale Inszenierung – keine biologische Essenz! 🎭
Rahmenmodell der Genderperformanz und
Genderrezeption (Thekla Morgenroth und Michelle K.
Ryan, 2021) → liefert Erklärungsversuche zur
Aufrechterhaltung der Sex/Gender Binarität
Basierend auf Ervin Goffman (1959) „The presentation
of Self in Everyday Life“ und Gender Trouble (Judith
Butler, 1990)
Charakter → was wird dargestellt (meist essentialistisch
als Frau vs. Mann)
Costume (Kostüm) → Körper (inkl. Genitalien) und
Aussehen
Script → Darstellung/Inszenierung des Charakters
Stage (Bühne) → Umfeld in dem die ‚Show‘ stattfindet
Audience (Zuseher*innen) →die sich die Show
anschauen (inklusive man selbst); Zustimmung/Ablehnung
hängt ab
a. Individuellen Faktoren
b. Gruppen-bezogenen Faktoren
c. Kontextuellen Faktoren
Performance-based Gender Trouble vs. Context-based
gender Trouble
Wir haben einen Charakter den wir darstellen sollen, männlich oder weiblich. Für diesen Charakter gibt es Kostüme, Kleidung, Körperlichkeit etc
Wir haben ein Skript für diesen Charakter, Meinungen Plot
Das findet alle auf einer Situativen Bühne statt. Wir inszenieren unser Gender verschieden.
Geschlecht als Inszenierung und nicht als Sein !!
Performance based Gender Trouble: wenn personen einen anderen character darstellen oder das Kostüm nicht passt, oder das verhalten nicht passt. performance ist gestört.
Context based Gender trouble: Wenn personen sagen ich sehe mich in einem Multi gender räum, ich sehe mich ausserhalb einer geschlechterdichotomie. Kontext based störung.
Gender-expression/Doing-Gender
(Candance West & Don H. Zimmermann, 1987):
Verhalten, Aussehen, Name, Inszenierung, die mit Geschlecht einhergeht (inkl. Genderrollen) – entlang von
Maskulinität vs. Femininität; ist kontextabhängig (Steph Anderson, 2020); je freier eine Gesellschaft, desto variabler und
volatiler werden Genderexpressionen; entspricht nicht notwendigerweise der Genderidentität; Geschlecht als
soziale Konstruktion, als fortlaufender Herstellungsprozess (vgl. Candance West & Don H. Zimmermann, 1987); Geschlecht
Subjektvariable, sondern Stimulusvariable; Geschlechtsidentität als diskursive Praxis (vgl. Judith Butler, 1991)
wie inszenieren wir unseren Geschlechtskörper, damit er für andere lesbar ist?
Name, geschlechterrolle –> was tragen wir nach außen?
maskulinität und femininität
Gender/Sex als dynamisches System
Drückt aus, dass ein Begriff nicht ohne den anderen gedacht werden sollte, weil die beiden Begriffe sich
gegenseitig bedingen (Anne Fausto-Sterling 2019, Janet Shibley Hyde et al., 2019)
➢‚sex‘ und ‚gender‘ sind weder dichotom noch unabhängig
voneinander, eines kann nicht ohne das andere gedacht und
beforscht werden (Rhoda K. Unger & Mary Crawford, 1993;
Janet Shibley Hyde et al., 2018)
➢‚gender/sex‘ als „ “whole people/identities and/or aspects of women, men and people that relate to identity and/or cannot really be sourced specifically to sex or gender” (Sari
M. van Anders, 2015, S. 1181).
➢‘gender/sex’ als dynamisches System, das bereits im Säuglingsalter entsteht und durch persönliche Interaktionen und
kulturelle Durchsetzung beibehlten wird (Anne Fausto-Sterling,
2019)
wenn ich mich mein ganzes leben als männlich inszeniere, dann schreibt sich diese Inszenierung auch in meinem Körper zurück. ich werde dieses bild männlich auch körperlich zurückgespiegelt bekommen.
Väter die sich die zeit nehmen und auch für ihren nachwuchs sorgen da merken wir verringerungen im testosteronspiegels.
Gender wirkt sich auf Sex zurück !!!
Der Körper reagiert auf unser leben.
wir haben aber auch einen Körper mit seiner Biologie und das spiegelt sich darauf wie wir unser gender inszenieren auch zurück !!
man kann gender und sex nicht ohne einander denken ! findet auch immer in einem kulturellen rahmen statt, dynamisches system
Gender-Facetten innerhalb der Psychologie
(Modell von Charlotte Chuck Tate, 2014)
Das Modell von Charlotte Chuck Tate (2014) zu Gender-Facetten innerhalb der Psychologie beschreibt, wie verschiedene Aspekte des Geschlechts miteinander interagieren und wie Geschlecht als ein multidimensionales Konzept verstanden werden kann. Es bietet einen theoretischen Rahmen, um Geschlecht jenseits binärer Kategorien zu analysieren. Hier sind die zentralen Facetten des Modells:
1️⃣ Birth Assigned Gender Category
Geschlechtszuweisung bei der Geburt (z. B. basierend auf Genitalien)
2️⃣ Current Gender Identity
Persönliches Empfinden der eigenen Geschlechtsidentität
Kann mit oder unabhängig von der Geschlechtszuweisung bei Geburt sein
3️⃣ Gender Roles and Expectations
Gesellschaftliche Normen & Erwartungen, die mit einem bestimmten Geschlecht verbunden sind
Beeinflusst durch Kultur, Zeitgeist & soziale Strukturen
4️⃣ Gender Social Presentation
Ausdruck des Geschlechts nach außen (z. B. Kleidung, Verhalten, Sprache)
Kann bewusst oder unbewusst erfolgen
5️⃣ Gender Evaluations
Bewertung & Wahrnehmung von Geschlecht durch sich selbst & andere
Beeinflusst Selbstwert, soziale Akzeptanz & Diskriminierung
Geschlechtsidentität als Persönlichkeits-Trait und Geschlechtsidentität als diskursive Praxis
(Judith Butler, 1991)
Judith Butler beschreibt Geschlechtsidentität in ihrer Theorie der Performativität (1991) als eine diskursive Praxis, die durch soziale und kulturelle Normen hervorgebracht wird. Sie hinterfragt dabei die Vorstellung, dass Geschlechtsidentität eine feststehende, biologische oder innere Eigenschaft sei. Stattdessen argumentiert sie, dass Geschlecht durch wiederholte Handlungen und Sprache erzeugt wird, die kulturelle Bedeutungen und Machtverhältnisse widerspiegeln.
➢Selbst-Kategorisierung der gegenwärtigen
Geschlechtsidentität⇨ Persönlichkeitstrait? (Avshalom Caspi,
Brent W. Roberts & Rebecca L. Shiner, 2005)
➢AFAB…assigned female at birth
➢AMAB…assigned male at birth
➢(AIAB…assigned intersex at birth…noch nicht sehr gebräuchlich)
▪Annahmen über Geschlechtsidentität, Genderexpression und
sexuelles Begehren (=Heterosexualität) gehen damit einher
▪ AFAB, AMAB, (AIAB),
Cis, Trans* (in Abgrenzung zu Transsexualität und Transgender), Inter
➢AFAB…assigned female at birth
➢AMAB…assigned male at birth
➢(AIAB…assigned intersex at birth…noch nicht sehr gebräuchlich)
Cis → Menschen, deren Selbst-Kategorisierung mit der Geburtskategorisierung
übereinstimmt
Transsexualität (veralteter Begriff) geprägt von Harry Benjamin (1966),
damals in Abgrenzung von Transvestismus
Transgender (veralteter Begriff) → 1990er Oberbegriff für Transsexuelle,
Transvestiten und gendervariante Menschen → politischer Begriff
Trans*/Geschlechtsdivers → inkludiert auch andere Formen wie genderfluid,
non-binary, neutrios, agender etc. (Schätzungen liegen bei 5,5 von 100.000
Personen; Sonja Meyer zu Hoberge; 2009)
Intersexualität/ Inter* → Menschen, die mit Variationen von
Geschlechtsmerkmalen geboren wurden; große Bandbreite, manchmal bereits
bei Geburt sichtbar, manchmal zeigen sie sich erst im Laufe des Lebens →
Schätzungen reichen von 0.018% bis 10%
Cisnormativität & Cisgenderism
Cisnormativität:
- Geschlecht ist biologisch sehr einfach in männlich oder weiblich geteilt zu sein habe und dass die performanz und die biologisierte form des geschlechts einfach zusammengehen sollten
Diskurs, der biologisch essentialistisch eine Zweigeschlechtlich (Frau/Mann) voraussetzt und die Idee, dass Sex und Gender zusammengehen (sollten); Frauen haben demnach körperliche Eigenschaften die mit weiblichem ‚sex‘
assoziiert sind und detto Männer, d.h. weiblich=Frau und männlich=Mann (Geist,
Reynolds, & Gaytán, 2017; Esteban López Medina, 2022).
▪Nicht-binäre und Trans* Personen werde delegitimiert
Cisgenderism:
- “Naja das sieht man Leuten ja an”
Es gibt körperliche marker und anhand dessen stelle ich das geschlecht einer Person fest
bezieht sich auf die Idee, dass es möglich ist die Gender-Identität zu
sehen oder aus körperlichen oder psychologischen Charakteristika
zurückzuschließen; setzt ein binäres Gendersystem mit zwei diskreten
Geschlechtern, die biologisch determiniert sind voraus (Y Gavriel Ansara & Peter
Hegarty, 2013, 2014)
▪Delegitimierung individueller Genderidentitäten
Genderforschung & Engendering
Genderforschung:
- NICHT die frage ob sich Männer oder Frauen unterscheiden
- WIE wird diese genderperformanz hergestellt, welche Auswirkungen haben denn diese zuschreibungen?
Herstellung von Geschlechtszuschreibung
und Auswirkungen dieser Zuschreibungen.
Engendering:
-Versuch gegenderte Einflüsse aufzuzeigen und
aufzubrechen
Embodyment
- Handlungen eines Individuums beeinflussen Aufbau
und Funktion des biologischen Körpers (z.B. des Gehirns, der
Hormonkonzentration), sie schreiben sich in den Körper ein.
8 Aspekte bei der Entwicklung von Genderidentität
1️⃣ Selbstkategorisierung
→ „Was bin ich?“ (meist binäre Entscheidung, ab 3 Jahren stabil)
2️⃣ Typikalität zum anderen Geschlecht
→ „Wie sehr passe ich zum anderen Geschlecht?“ (Mädchen öfter als Jungen)
3️⃣ Gender-Frustration
→ „Warum darf ich das nicht?“ (Ungerechtigkeit wegen Geschlechtsnormen)
4️⃣ Druck zur Geschlechtsdifferenzierung
→ „Ich darf das nicht, sonst werde ich ausgelacht.“ (stärker bei Jungen)
5️⃣ Gender-Zufriedenheit
→ „Mag ich mein Geschlecht?“ (Mädchen oft weniger zufrieden)
6️⃣ Gender-Zentralität
→ „Wie wichtig ist mein Geschlecht für mich?“
7️⃣ Intergroup Bias
→ „Mein Geschlecht ist besser!“ (eigene Gruppe wird bevorzugt)
8️⃣ Typikalität zum eigenen Geschlecht
→ „Wie typisch bin ich für mein Geschlecht?“
💡 Merktipp: Stell dir eine Person vor, die sich selbst einordnet (1), sich mit anderen vergleicht (2, 8), frustriert ist (3), Druck spürt (4), ihr Geschlecht bewertet (5, 6) und am Ende ihre Gruppe favorisiert (7).
1️⃣ Gender-Selbstkategorisierung
Meist eine einfache binäre Entscheidung, die ab ca. 3 Jahren beginnt.
Bis zum 6. Lebensjahr ist sie meist stabilisiert.
2️⃣ (Gefühlte) Typikalität gegenüber dem anderen Geschlecht
Ab 3 Jahren entstehen idealtypische Vorstellungen von Weiblichkeit/Männlichkeit.
Mädchen zeigen häufiger cross-gender Typikalität als Jungen.
3️⃣ Gender-Frustration
Gefühl der Ungerechtigkeit, weil bestimmte Aktivitäten/Dinge für das andere Geschlecht „gedacht“ sind.
4️⃣ (Gefühlter) Druck zur Geschlechtsdifferenzierung (felt pressure for gender differentiation)
Vermeidung von cross-gender Verhalten, um nicht lächerlich gemacht oder kritisiert zu werden.
Einflussfaktoren: Eltern, Geschwister, Peers, Bezugspersonen.
Stärker bei Jungen, v. a. wenn eine unsichere/vermeidende Bindung zur primären Bezugsperson besteht.
5️⃣ Gender-Zufriedenheit
Geht über bloße Akzeptanz hinaus → Abwägung von Vor- und Nachteilen des eigenen Geschlechts.
Mädchen sind generell weniger zufrieden mit ihrer Geschlechtszuweisung.
Cross-gender Interessen erhöhen die Popularität in Peer-Gruppen – aber nur bei Mädchen, nicht bei Jungen.
Unsichere Bindung zur primären Bezugsperson & kognitive Inflexibilität korrelieren mit höherer Gender-Unzufriedenheit.
Biologische Korrelate: Genetik, pränatale/pubertäre Hormone, Gehirnreifung, Temperament.
6️⃣ Gender-Zentralität
Wie wichtig wird das Geschlecht als Teil der eigenen Identität wahrgenommen?
7️⃣ Intergroup Bias
Das eigene Geschlecht wird als überlegen angesehen.
8️⃣ (Gefühlte) Typikalität gegenüber demselben Geschlecht
Kinder bewerten, wie typisch oder untypisch sie für ihr eigenes Geschlecht sind.
Gender-divers/Gender-expansiv,
Nicht-Binär, Agender,
Polygender/genderfluid/genderqueer
📌 Gender-divers / Gender-expansiv (Stephanie Brill & Rachel Pepper, 2022)
Personen, deren Gender-Expression nicht ins cis-binäre Schema passt.
Trans und nicht-binär* können als Unterkategorien verstanden werden.
🔹 Nicht-binäre Identitäten & Begriffe
1️⃣ Nicht-binär
Geschlechtsidentität liegt außerhalb der binären Geschlechterordnung.
Personen definieren sich nicht ausschließlich als männlich oder weiblich.
2️⃣ Agender
Keine Zugehörigkeit zu einer bestimmten Geschlechtsidentität.
Oft wird das Geschlecht als irrelevant für die eigene Identität empfunden.
3️⃣ Polygender / Genderfluid / Genderqueer
Polygender: Mehrere Geschlechtsidentitäten gleichzeitig.
Genderfluid: Wechsel der Geschlechtsidentität über die Zeit.
Genderqueer: Identität außerhalb der binären Geschlechternormen, oft als aktiv widerständig gegenüber dem binären System.
🔸 Wichtiger Hinweis:
👉 Nicht alle transidenten, nicht-binären oder geschlechtsdiversen Personen erleben Leidensdruck oder haben den Wunsch nach medizinischen Maßnahmen!
Entwicklung der Genderidentität
* 0 bis <3 Jahre
3.-6. Monat: Babys unterscheiden männliche und weibliche Stimmen.
9.-12. Monat: Unterscheidung männlicher und weiblicher Gesichter möglich.
10.-14. Monat: Längere Betrachtung von Filmen mit gleichgeschlechtlichen Kindern (besonders bei Mädchen); Genitalien haben wenig Bedeutung.
Ende 2. Lebensjahr: Geschlechtstypische Spielzeugpräferenzen treten überzufällig auf.
2,5–3 Jahre: Zuordnung des eigenen und fremden Geschlechts auf Bildern gelingt.
Entwicklung der Genderidentität:
- 3 bis 6 Jahre
🧠 Wichtige Entwicklungsschritte:
1️⃣ Geschlechtliche Konstanz (ab ca. 3 Jahren)
Kinder verstehen, dass ihr Geschlecht eine stabile Eigenschaft ist und sich nicht durch äußere Merkmale (z. B. Kleidung oder Frisur) verändert.
Dennoch kann das Konzept noch fragil sein – viele Kinder glauben in dieser Phase noch, dass sich Geschlecht durch bestimmte Handlungen oder äußere Veränderungen anpassen kann.
2️⃣ Kategorisierungsstrenge & Rigidität nehmen zu
Kinder zeigen eine stärkere Tendenz zur Geschlechtskategorisierung („Jungen tun X, Mädchen tun Y“).
Diese geschlechtliche Rigidität zeigt sich z. B. in der Ablehnung von geschlechtsuntypischem Verhalten („Das ist nur für Mädchen!“).
Beeinflusst durch soziale Lernprozesse (Eltern, Peers, Medien).
3️⃣ Intergroup Bias & Gender-Zufriedenheit werden bedeutsam
Intergroup Bias: Kinder bevorzugen ihre eigene Geschlechtsgruppe und bewerten sie positiver als die andere.
Gender-Zufriedenheit: Kinder beginnen zu reflektieren, wie wohl sie sich mit ihrem eigenen Geschlecht fühlen und wie stark sie sich damit identifizieren.
🎭 Geschlechtsspezifische Wahrnehmung & Verhalten:
🔹 Gegenderte Wahrnehmung von Objekten
Kinder ordnen Alltagsgegenstände und Spielzeug zunehmend einem bestimmten Geschlecht zu (z. B. Farben, Stofftiere, Aktivitäten).
🔹 Bewertung der Typikalität des eigenen & des anderen Geschlechts
Kinder bewerten, wie gut sie selbst in ihre Geschlechtskategorie passen („Bin ich ein typisches Mädchen/ein typischer Junge?“).
Sie beginnen auch, Geschlechtskonformität bei anderen zu beurteilen.
🔹 Reaktive Distinctiveness-Hypothese
Kinder verstärken bewusst geschlechtsspezifisches Verhalten, um sich von der anderen Geschlechtsgruppe abzugrenzen.
Dies geschieht unter dem Einfluss von Kultur, Medien, Eltern & Peers.
Entwicklung der Genderidentität:
- 7 bis 11 Jahre
➢Differenzierung früher erworbener Genderidentität
(Genderexpression inkl. genitale Grundlage)
➢Gegenderte Zuordnung von Spielzeug, Aktivitäten,
Berufsrollen, Do‘s und Don‘ts entspricht den
gesellschaftlich/kulturellen Vorgaben → Aufweichung
rigider Geschlechterzuordnungen; Geschlechtsneutralität
gewinnt an Bedeutung
Entwicklung der Genderidentität:
- Pubertät bis Adoleszenz
➢Körperlichen Veränderungen erhöhte Selbstaufmerksamkeit
➢Viele Fragen:
▪Akzeptanz des Körpers
▪Sexuelle Orientierung
▪Aufbau neuer Beziehungen zu Gleichaltrigen
▪Umgang mit gesellschaftlich vorgegebenen Geschlechtsrollen
▪Ausbildung schulischer/beruflicher Interessen
▪Vorbereitung auf berufliche/familiäre Rollen
➢Genderzentralität und Genderfrustration werden jetzt sehr wichtig!
o Geschlechtsstereotype Gender Belief Systems
➢„sind kognitive Strukturen, die sozial geteiltes Wissen über die
charakteristischen Merkmale von Frauen und Männern enthalten“
(Thomas Eckes, 2008, S. 171)
▪Individuelles Wissen und konsensuell, kulturell geteiltes Wissen
▪deskriptiv (Überraschungseffekt!) und präskriptiv
▪Gender Belief Systems: komplexe Glaubenssysteme über die
Unterschiedlichkeit von Frauen und Männern finden sich z.B. bei
manchen naturwissenschaftlich ausgerichteten Wissenschaflter*innen
(Simon Baron-Cohen, 2002, 2006; Louann Brizendine, 2013ab; Axel
Meyer, 2015 etc.) oder bei diversen populärwissenschaftlichen
Büchern, Comedy-Shows, Sketches/Witze über Frauen und Männer etc.
o Sexismus
▪ Deklaration des Europarats (27.März 2019) → wichtigste Inhalte
📌 Definition von Sexismus (Council of Europe, 2019, S. 5):
„… ist eine Manifestation historisch ungleicher Machtverhältnisse zwischen Frauen und Männern, die zu Diskriminierung führt und den vollen gesellschaftlichen Fortschritt von Frauen verhindert.“
🔹 Wichtige Aspekte:
Sexismus kommt in allen gesellschaftlichen Bereichen vor.
Wird durch Geschlechterstereotype verstärkt → verhindert Gender-Gleichheit & eine inklusive Gesellschaft.
Blockiert das Empowerment von Frauen und Mädchen.
Verknüpft mit Gewalt → Alltagssexismus als Teil eines Gewaltkontinuums.
📖 Inhalt der Richtlinien:
✔ Bewusstseinsbildende Maßnahmen:
Förderung gendersensibler Sprache
Maßnahmen gegen Hate Speech in sozialen Medien
Guidelines für verschiedene gesellschaftliche Bereiche
▪ Traditioneller Sexismus
➢Bewusste oder unbewusste Diskriminierung von Menschen auf Grund ihres
Geschlechts
▪in 1960er Jahren analog zum ‚racism‘ eingeführt
▪betrifft alle Geschlechter
▪hierarchisierende Ideologie
▪kulturell bedingt und institutionell verankert
➢Traditioneller/offener Sexismus:
▪Stereotypenkonforme Betonung von Geschlechtsunterschieden
▪Meist. Minderwertigkeit von Frauen (relativ zu den Männern).
▪Befürwortung herkömmlicher Geschlechterrollen
▪ Neosexismus/moderner Sexismus
Abstreiten, dass sexuelle
Diskriminierung weiterhin als Problem besteht und die Ablehnung
von Maßnahmen, die darauf abzielen, Ungleichheit weiter
abzubauen
▪ Benevolenter Sexismus (3 Kennzeichen von benevolentem Sexismus); Befunde zu
benevolentem Sexismus
🛡 Definition & Erscheinungsform:
Verkleidet als Ritterlichkeit/Kavalierstum
“Eiserne Faust im Samthandschuh” (Velvet Glove) – Mary R. Jackman, 1994
Belohnt traditionelle Geschlechterrollen
Einschränkt Frauen in bestimmten Bereichen (z. B. „gläserne Decke“, „gläserner Aufzug“)
🔹 3 Kennzeichen von benevolentem Sexismus:
Protektive Paternalität (Männer als Beschützer von Frauen)
Komplementäre Geschlechterdifferenzierung (Frauen als moralisch/sozial überlegen)
Heterosexuelle Intimität (Frauen brauchen Männer für Erfüllung)
📊 Befunde zu benevolentem Sexismus:
Beeinträchtigt kognitive Leistung bei Frauen → Stereotype Threat? (Benoit Dardenne et al., 2007)
Frauen, die oft benevolentem Sexismus ausgesetzt sind, halten Geschlechternormen eher für gerecht (Julia C. Becker & Stephen C. Wright, 2011)
Fördert traditionelles Hilfeverhalten (Frau sucht Hilfe, Mann hilft) → verstärkt klassische Rollenbilder (Nurit Shnabel et al., 2015)
👨 Benevolenter Sexismus gegenüber Männern:
Wenig erforscht
Beispiele:
„Männer sind wie Babys, wenn sie krank sind.“
Idealisierung als Versorger/Beschützer
Aktive Väter werden oft nicht ernst genommen
▪ Ambivalenter Sexismus / Diskriminierungs-Zuneigungs-Paradox
aktuelles systematisches Review
Ambivalenter Sexismus / Diskriminierungs-Zuneigungs-Paradox (Peter Glick & Susan T.
Fiske, 1996):
- Zusammenspiel zwischen hostilem und benevolentem
Sexismus sowie struktureller Macht und dyadischer Macht
− Frauen, die sich konform zu traditionellen Geschlechterrollen
verhalten, werden mit benevolentem Sexismus belohnt
− hostiler Sexismus wird gegen nicht-traditionelle Frauen
eingesetzt
➢Systematisches Review von 654 Artikeln (Orly Bareket & Susan T.
Fiske, 2023)
▪Hostiler Sexismus schützt maskuline Machtdynamiken → direkte
Vorurteile, Macht und Sexualitätsdynamiken
▪Benevolenter Sexismus leitet traditionelle Gender-Rollen-Verständnis
an → Abhängigkeit, Paternalismus vs. wärme und Empathie
▪ Hostiler und benevolenter Sexismus sind positiv korreliert
(kulturvergleichende Studie in 19 Ländern; Peter Glick et al., 2000);
je stärker Frauen strukturell benachteiligt sind und je schlechter ihre
Lebensqualität im Vergleich zu Männern, desto mehr ambivalenter
Sexismus findet sich.
In eigenen Worten:
wenn eine Frau sich traditionett gender konform verhält wird sie belohnt, tut Sies nicht wird sie mit hostilem sexismus bestraft
“ich find das so super, dass du noch eine Frau bist die zuhause bei den Kindern bleibt. Sowas gibts heutzutage nicht mehr”
systematisches review:
- dieser benevolente sexismus ist ein gar nicht leicht knickbarer Mechanismus um maskuline machtdynamiken aufrecht zu erhalten
- immer dann eingesetzt wenn Frauen sich in diese traditionelle position zurückziehen
- hostiler und benevolenter sexismus hoch korreliert
- hauptsächlich in beruflichen Umfeldern !! in privatem Umfeld kann man sich ganz gut dagegen wehren
Hostiler Sexismus
Top notch, agressiv aufgeladene Demontage eines geschlechts
Hostiler Sexismus beschreibt offene, feindselige Einstellungen oder Verhaltensweisen gegenüber Frauen, die sich auf die Wahrnehmung stützen, dass Frauen Männer herausfordern, bedrohen oder ihre traditionelle Macht infrage stellen. Beispiele dafür sind abwertende Kommentare, Stereotype oder Diskriminierung.
Misogynie
Frauenfeindlichkeit bzw. Frauenhass
Misandrie
Männerhass
Internalisierung von Sexismus
viele Frauen haben diesen Hostilen sexismus als etwas positives verinnerlicht
▪ Hostiler Sexismus ⇨wird fast in allen Ländern von Frauen stärker
abgelehnt
▪ Benevolenter Sexismus ⇨ von Frauen stärker befürwortet
− … suggeriert negative Konsequenzen ausgleichen zu können
* …. Teil weiblicher Geschlechtsidentität ⇨ self silencing beliefs ⇨
friedliches, harmonisches Miteinander
* …korreliert negativ mit subjective-wellbeing (Janet K. Swim et
al., 2010)
* …unterminiert (subtil) ECHTE Gleichstellungsagenden am
Arbeitsplatz (Ivona Hideg & D. Lance Ferris, 2016)
- “wir sind eh schon benachteiligt, dann will ich zumindest freundlich behandelt werden”
o Androzentrismus
i.e. Männerzentriertheit; Sichtweise, die Männer
ins Zentrum stellt und zur Norm erhebt
Beispiel Freud Platz, es ist immer Sigmund Freud und seine Tochter. Im Wissenschaftskontext wird selbstverständlich von einer Männer Norm ausgegangen.
Doppelte Standards
z.B. bei Sexualität (vgl. Promiskuität und
Homosexualität), bei psychiatrischen/psychologischen Diagnosen,
Normtabellen!?, Frauen-Quoten!?
▪Frauen in stereotypeninkonsistenten Berufen werden für Fehler strenger
verurteilt (Victoria L. Brescoll, Erica Dawson & Eric Luis Uhlmann, 2010)
▪Männer werden in stereotypeninkonsistenten Berufen als weniger kompetent
bewertet (Madeline E. Heilman & Aaron S. Wallen, 2010)
Slut shaming betrifft nur Frauen
“Die Borderlinerin”
Doppelte Standards im Zusammenhang mit Sexismus beziehen sich auf unterschiedliche Maßstäbe oder Erwartungen, die an Männer und Frauen angelegt werden, häufig auf eine Weise, die Frauen benachteiligt oder einschränkt. Hier sind einige Beispiele:
Berufsleben:
Frauen werden oft für Durchsetzungsvermögen als „bossy“ kritisiert, während Männer für dieselbe Eigenschaft als „führungsstark“ gelobt werden.
Mütter werden dafür verurteilt, wenn sie ihre Karriere priorisieren, während bei Vätern Engagement im Job als selbstverständlich gilt.
Diese doppelten Standards manifestieren sich in alltäglichen Situationen und tragen dazu bei, ungleiche Machtverhältnisse und Erwartungen zwischen den Geschlechtern aufrechtzuerhalten.
Hegemoniale Männlichkeit, unterdrückte Männlichkeiten, komplizenhafte Männlichkeiten
(patriarchale Dividende), marginalisierte Männlichkeiten
📌 Begriff & Ursprung:
Tim Carrigan, Bob Connell & John Lee (1985) → Konzept der hegemonialen Männlichkeit
Rawyn Connell (1999):
„…jene Konfiguration geschlechtsbezogener Praxis […], welche […] die Dominanz der Männer sowie die Unterordnung der Frauen gewährleistet (oder gewährleisten soll).“
🔹 Hegemoniale Männlichkeit:
Kulturell herausgehobene Form von Männlichkeit an der Spitze einer Hierarchie von Männlichkeiten.
Zeit- & kulturabhängig (z. B. James Bond als Idealbild hegemonialer Männlichkeit).
🔻 Weitere Formen von Männlichkeit:
1️⃣ Unterdrückte Männlichkeiten
Männlichkeiten, die nicht dem Idealbild entsprechen → z. B. homosexuelle Männlichkeiten.
2️⃣ Komplizenhafte Männlichkeiten (Complicit Masculinities)
Mehrheit der Männer, die nicht hegemonial sind, aber von der „patriarchalen Dividende“ profitieren.
Beispiel: Männer, die sich nicht aktiv für Gleichberechtigung einsetzen, aber von männlichen Privilegien profitieren.
3️⃣ Marginalisierte Männlichkeiten
Männlichkeiten unterdrückter sozialer Schichten oder Ethnien, die keinen Zugang zu hegemonialer Männlichkeit haben.
💡 Kernaussage:
👉 Hegemoniale Männlichkeit ist das „Sahnehäubchen“ der Männlichkeit – das Idealbild, das sich mit der Zeit & Kultur wandelt!
Patriarchale Weiblichkeit
normative weibliche Ideale
entlang der Diversitäts-Dimensionen Gender/Sex,
Ethnizität/Race, Ability, soziale Klasse
Patriarchale Weiblichkeit beschreibt ein Konzept, bei dem Vorstellungen von Weiblichkeit und das Verhalten von Frauen innerhalb eines patriarchalen Systems definiert und kontrolliert werden. Es handelt sich um gesellschaftliche Normen und Erwartungen, die Frauen dazu anhalten, sich in einer Weise zu verhalten oder zu präsentieren, die die bestehenden Machtstrukturen unterstützt und Männern Vorteile verschafft.
Femmephobia → Zusammenhang mit hegemonialer Männlichkeit; Effeminate Realm
📌 Definition:
Systematische Abwertung der Weiblichkeit
Regulierung patriarchaler Feminität → Kontrolle über weibliche Übertretungen (Ethnizität, Klasse, Sexualität, Fähigkeiten etc.)
Aufrechterhaltung von Gender-Grenzen & Gender-Normen
🔗 Zusammenhang mit hegemonialer Männlichkeit:
Femmephobia basiert auf der Struktur hegemonialer Männlichkeit und manifestiert sich durch:
Unterordnung & Abwertung der Weiblichkeit
AFAB-Personen mit patriarchaler Feminität → „richtige“ Frauen, die kontrolliert werden & „Schutz“ durch Männlichkeit erhalten
AFAB-Personen, die patriarchaler Feminität nicht entsprechen → slut-shaming, rassistische & klassistische Abwertung („Frauen 2. Klasse“)
Effeminate Realm = Gefahrenzone für AFAB-Körper, die nicht mehr als weiblich gelten → Deevaluierung & Dehumanisierung
AMAB-Personen, die durch Feminisierung von hegemonialer Männlichkeit abweichen → systematische Abwertung
🗣 Sprachliche Abwertung aller nicht-patriarchalen Formen von Weiblichkeit → Nur „patriarchal akzeptierte“ Weiblichkeit bleibt bestehen.
Gender Mainstreaming (Achtung binäres Genderverständnis!); Vertrag von Amsterdam
1997/1999
➢politischer Begriff
➢Genderfragen sollen immer und überall mitgedacht und
eingearbeitet werden
➢offizielles Ziel der Gleichstellungspolitik der EU seit dem
Amsterdamer Vertrag 1997/1999.
−Definition des Europarates 1998: Gender Mainstreaming besteht in
der (Re-)Organisation, Verbesserung, Entwicklung und Evaluierung der
Entscheidungsprozesse, mit dem Ziel, dass die an politischer Gestaltung
beteiligten Akteurinnen und Akteure die Gleichstellung zwischen
Frauen und Männern in allen Bereichen und auf allen Ebenen
integrieren.