Lernsheet 2 - Gender Flashcards

1
Q

Geschlecht als ‚No Brainer‘ bzw. als primäre Diversitykategorie

A

Thema Geschlecht ist alltagstheoretisch ein
‚No Brainer‘

  1. Geschlecht als primäre Diversity-Kategorie
    Natürlichkeit und Sichtbarkeit: Geschlecht wird oft als selbstverständlich und unmittelbar wahrnehmbar betrachtet, was dazu führt, dass es in Diversity-Diskursen und -Maßnahmen oft priorisiert wird.
    Soziale Relevanz: In nahezu allen Gesellschaften hat Geschlecht eine zentrale Rolle in der Organisation von sozialen Strukturen, Machtverhältnissen und Identitätsbildung.
    Intersektionalität: Geschlecht ist häufig die Ausgangsbasis für intersektionale Analysen, die sich mit der Überschneidung von mehreren Diskriminierungsdimensionen wie Ethnizität, Klasse oder Sexualität befassen.
  2. Geschlecht als ‚No Brainer‘
    Unreflektierter Umgang: Oft wird davon ausgegangen, dass die Bedeutung von Geschlecht offensichtlich ist, was die Gefahr birgt, dass andere Dimensionen wie Alter, Behinderung oder soziale Herkunft übersehen werden.
    Binäre Logik: Geschlecht wird häufig in einer binären Struktur (männlich/weiblich) diskutiert, was die Vielfalt von Geschlechtsidentitäten (z. B. nicht-binär, trans) marginalisiert oder ignoriert.
    Symbolik von Gleichstellung: Viele Diversity-Programme beginnen mit dem Geschlecht, da es oft als “einfacher Einstiegspunkt” für Gleichstellungsmaßnahmen gesehen wird.
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
2
Q

Alltagstheorie der Zweigeschlechtlichkeit bzw. ‚the Gender/Sex Binary‘

A

Hagemann-White, 1984) oder ‚the Gender/Sex
Binary‘ (vgl. Judith Butler, 1990; Janet Shibley Hyde et al., 2019)-
binären/dichotomen
Sicht in Denken, Wahrnehmen und Handeln →Mann
und Frau werden als Gegensatzpaare gedacht (vgl.
amtliche Dokumente, Toiletten, Fragebögen,
Polaritätsprofil etc.)
„Man hat ein Geschlecht erst, wenn man es für andere
hat“

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
3
Q

Sex:

3-G-System;

Gene die für die Geschlechtsentwicklung wichtig sind;

Hormonelles Geschlecht;

A

3-G-System;
- Sozial vereinbarte biologische Systeme (Regine Gildemeister, 2008); üblicherweise die 3Gs [genetics – gonad – genitalia]

Gene die für die Geschlechtsentwicklung wichtig sind (SRY !!!! [sex-
determining region am Y-Chromosom]1( SRY ist zwar ein zentraler Abschnitt für die Entwicklung von Testis, ABER nicht der einzig wichtige [wie lange
angenommen], WNT4 !!!! und RSPO1 !!! sind für die Entwicklung von Ovarien wichtig)
, NR5A1, SOX9, DAX1, WNT4, RSPO1);

Hormonelles Geschlecht → 3 Pubertäten, Interuterin, Postpartum-Minipubertät, klassich;

➢Zuschreibung bei der Geburt bzw. Ultraschall i.d.R. entlang phänotypischer
Merkmale
▪3Gs (Genetik, Gonaden, Genital) (Daphna Joel, 2012)
▪Achtung Genetik geht weit über XX, XY hinaus…mittlerweile sind mehr als 30 Gene
bekannt (z.B. SRY, NR5A1, SOX9, DAX1, WNT4, RSPo1), die eine Rolle spielen (Dorien
Baetens et al., 2019)
▪5. Schwangerschaftswoche → Ausdifferenzierung der Gonaden →
Hormonausschüttung führt ab 10. bis. 12. Gestationswoche zur genitalen Ausbildung
▪Minipubertät während der ersten 6 Monate → bei Buben kommt es im 2./3. Monat
zu einem Testosteron-Anstieg mit (hohe Variabilität), das bis zum 6. Monat wieder abfällt und leichtem Anstieg des lutenisierenden Hormons, bei Mädchen steigt
ebenfalls Testosteron (aber geringer) und Follikel stimulierendes Hormon (FSH;
deutlich mehr als bei Buben), was bis ins 4. LJ anhält. Estradiol steigt bei beiden Geschlechtern aber mit geringer Differenz zwischen Buben und Mädchen

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
4
Q

The Sex Spectrum

A

Claire Ainsworth, 2015

In ihrem Artikel “Sex Redefined” aus dem Jahr 2015, veröffentlicht in Nature, setzt sich Claire Ainsworth mit der Komplexität der biologischen Geschlechtsbestimmung auseinander und hinterfragt die traditionelle binäre Sichtweise von “männlich” und “weiblich”. Sie argumentiert, dass biologisches Geschlecht eher als ein Spektrum verstanden werden sollte, anstatt als zwei klar getrennte Kategorien

Claire Ainsworths Artikel unterstreicht, dass Geschlecht biologisch, sozial und rechtlich differenzierter betrachtet werden muss, um den vielfältigen Realitäten der Menschen gerecht zu werden.

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
5
Q

Prävalenz von Intersexualität (Größenordnung)

A

1 von tausend Kindern hat eine form von intersektionalität, das ist ungefähr so häufig wie rothaarigkeit

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
6
Q

Sex-Kategorie

A

Die externe Zuordnung bzw. Inszenierung eines Geschlechts „[…] aufgrund der (meist) sozial geforderten
Darstellung einer erkennbaren Zugehörigkeit […]“(Regine Gildemeister, 2008). → diese muss weder der
Geburtsklassifikation noch der Genderidentität entsprechen.“→ orientiert sich z.T. an gesellschaftlich tolerierten
bzw. juristisch vorgegebenen Geschlechtskategorien

Anzahl der Kategorien die wir in unserer Gesellschaft vornehmen

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
7
Q

Gender

A

„Die intersubjektive Validierung in Interaktionsprozessen durch ein situationsadäquates Verhalten und Handeln im
Lichte normativer Vorgaben und unter Berücksichtigung der Tätigkeiten, welche der in Anspruch genommenen
Geschlechtskategorie angemessen sind.“ (Regine Gildemeister, 2008, S. 137); multidimensionales Konstrukt (Charlotte Chuck Tate et al.,
2014)
Das „ganze Theater“ rund um Geschlecht inklusive Kostüm, Skript, Bühne und Zuschauer*innen

Man hat ein geschlecht erst, wenn man es für die anderen hat.

wenn ich eine Geschlechtskategorie in Anspruch nehme aber nicht so aussehe oder mich so verhalte, dann werde ich misgendert werden

Das Theater was rund um Geschlecht inszeniert wird

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
8
Q

Rahmenmodell der Genderperformance

o Character, Costume, Script, Stage, Audience
o Performance-based vs. Context-based Gender Trouble

A

(Thekla Morgenroth & Michelle K. Ryan, 2021)

Rahmenmodell der Genderperformanz und
Genderrezeption (Thekla Morgenroth und Michelle K.
Ryan, 2021) → liefert Erklärungsversuche zur
Aufrechterhaltung der Sex/Gender Binarität
Basierend auf Ervin Goffman (1959) „The presentation
of Self in Everyday Life“ und Gender Trouble (Judith
Butler, 1990)
Charakter → was wird dargestellt (meist essentialistisch
als Frau vs. Mann)
Costume (Kostüm) → Körper (inkl. Genitalien) und
Aussehen
Script → Darstellung/Inszenierung des Charakters
Stage (Bühne) → Umfeld in dem die ‚Show‘ stattfindet
Audience (Zuseher*innen) →die sich die Show
anschauen (inklusive man selbst); Zustimmung/Ablehnung
hängt ab
a. Individuellen Faktoren
b. Gruppen-bezogenen Faktoren
c. Kontextuellen Faktoren
Performance-based Gender Trouble vs. Context-based
gender Trouble

Wir haben einen Charakter den wir darstellen sollen, männlich oder weiblich. Für diesen Charakter gibt es Kostüme, Kleidung, Körperlichkeit etc

Wir haben ein Skript für diesen Charakter, Meinungen Plot

Das findet alle auf einer Situativen Bühne statt. Wir inszenieren unser Gender verschieden.

Geschlecht als Inszenierung und nicht als Sein !!

Performance based Gender Trouble: wenn personen einen anderen character darstellen oder das Kostüm nicht passt, oder das verhalten nicht passt. performance ist gestört.

Context based Gender trouble: Wenn personen sagen ich sehe mich in einem Multi gender räum, ich sehe mich ausserhalb einer geschlechterdichotomie. Kontext based störung.

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
9
Q

Gender-expression/Doing-Gender

A

(Candance West & Don H. Zimmermann, 1987):

Verhalten, Aussehen, Name, Inszenierung, die mit Geschlecht einhergeht (inkl. Genderrollen) – entlang von
Maskulinität vs. Femininität; ist kontextabhängig (Steph Anderson, 2020); je freier eine Gesellschaft, desto variabler und
volatiler werden Genderexpressionen; entspricht nicht notwendigerweise der Genderidentität; Geschlecht als
soziale Konstruktion, als fortlaufender Herstellungsprozess (vgl. Candance West & Don H. Zimmermann, 1987); Geschlecht 
Subjektvariable, sondern Stimulusvariable; Geschlechtsidentität als diskursive Praxis (vgl. Judith Butler, 1991)

wie inszenieren wir unseren Geschlechtskörper, damit er für andere lesbar ist?

Name, geschlechterrolle –> was tragen wir nach außen?

maskulinität und femininität

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
10
Q

Gender/Sex als dynamisches System

A

Drückt aus, dass ein Begriff nicht ohne den anderen gedacht werden sollte, weil die beiden Begriffe sich
gegenseitig bedingen (Anne Fausto-Sterling 2019, Janet Shibley Hyde et al., 2019)

➢‚sex‘ und ‚gender‘ sind weder dichotom noch unabhängig
voneinander, eines kann nicht ohne das andere gedacht und
beforscht werden (Rhoda K. Unger & Mary Crawford, 1993;
Janet Shibley Hyde et al., 2018)
➢‚gender/sex‘ als „ “whole people/identities and/or aspects of women, men and people that relate to identity and/or cannot really be sourced specifically to sex or gender” (Sari
M. van Anders, 2015, S. 1181).
➢‘gender/sex’ als dynamisches System, das bereits im Säuglingsalter entsteht und durch persönliche Interaktionen und
kulturelle Durchsetzung beibehlten wird (Anne Fausto-Sterling,
2019)

wenn ich mich mein ganzes leben als männlich inszeniere, dann schreibt sich diese Inszenierung auch in meinem Körper zurück. ich werde dieses bild männlich auch körperlich zurückgespiegelt bekommen.

Väter die sich die zeit nehmen und auch für ihren nachwuchs sorgen da merken wir verringerungen im testosteronspiegels.

Gender wirkt sich auf Sex zurück !!!

Der Körper reagiert auf unser leben.

wir haben aber auch einen Körper mit seiner Biologie und das spiegelt sich darauf wie wir unser gender inszenieren auch zurück !!

man kann gender und sex nicht ohne einander denken ! findet auch immer in einem kulturellen rahmen statt, dynamisches system

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
11
Q

Gender-Facetten innerhalb der Psychologie

A

(Modell von Charlotte Chuck Tate, 2014)

Das Modell von Charlotte Chuck Tate (2014) zu Gender-Facetten innerhalb der Psychologie beschreibt, wie verschiedene Aspekte des Geschlechts miteinander interagieren und wie Geschlecht als ein multidimensionales Konzept verstanden werden kann. Es bietet einen theoretischen Rahmen, um Geschlecht jenseits binärer Kategorien zu analysieren. Hier sind die zentralen Facetten des Modells:

  1. birth assigned gender category
  2. current gender identity
  3. gender roles and expectations
  4. gender social presentation
  5. gender evaluations
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
12
Q

Geschlechtsidentität als Persönlichkeits-Trait und Geschlechtsidentität als diskursive Praxis

A

(Judith Butler, 1991)
Judith Butler beschreibt Geschlechtsidentität in ihrer Theorie der Performativität (1991) als eine diskursive Praxis, die durch soziale und kulturelle Normen hervorgebracht wird. Sie hinterfragt dabei die Vorstellung, dass Geschlechtsidentität eine feststehende, biologische oder innere Eigenschaft sei. Stattdessen argumentiert sie, dass Geschlecht durch wiederholte Handlungen und Sprache erzeugt wird, die kulturelle Bedeutungen und Machtverhältnisse widerspiegeln.

➢Selbst-Kategorisierung der gegenwärtigen
Geschlechtsidentität⇨ Persönlichkeitstrait? (Avshalom Caspi,
Brent W. Roberts & Rebecca L. Shiner, 2005)
➢AFAB…assigned female at birth
➢AMAB…assigned male at birth
➢(AIAB…assigned intersex at birth…noch nicht sehr gebräuchlich)
▪Annahmen über Geschlechtsidentität, Genderexpression und
sexuelles Begehren (=Heterosexualität) gehen damit einher

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
13
Q

▪ AFAB, AMAB, (AIAB),

Cis, Trans* (in Abgrenzung zu Transsexualität und Transgender), Inter

A

➢AFAB…assigned female at birth
➢AMAB…assigned male at birth
➢(AIAB…assigned intersex at birth…noch nicht sehr gebräuchlich)

Cis → Menschen, deren Selbst-Kategorisierung mit der Geburtskategorisierung
übereinstimmt

Transsexualität (veralteter Begriff) geprägt von Harry Benjamin (1966),
damals in Abgrenzung von Transvestismus

Transgender (veralteter Begriff) → 1990er Oberbegriff für Transsexuelle,
Transvestiten und gendervariante Menschen → politischer Begriff

Trans*/Geschlechtsdivers → inkludiert auch andere Formen wie genderfluid,
non-binary, neutrios, agender etc. (Schätzungen liegen bei 5,5 von 100.000
Personen; Sonja Meyer zu Hoberge; 2009)

Intersexualität/ Inter* → Menschen, die mit Variationen von
Geschlechtsmerkmalen geboren wurden; große Bandbreite, manchmal bereits
bei Geburt sichtbar, manchmal zeigen sie sich erst im Laufe des Lebens →
Schätzungen reichen von 0.018% bis 10%

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
14
Q

Cisnormativität & Cisgenderism

A

Cisnormativität:
- Geschlecht ist biologisch sehr einfach in männlich oder weiblich geteilt zu sein habe und dass die performanz und die biologisierte form des geschlechts einfach zusammengehen sollten
Diskurs, der biologisch essentialistisch eine Zweigeschlechtlich (Frau/Mann) voraussetzt und die Idee, dass Sex und Gender zusammengehen (sollten); Frauen haben demnach körperliche Eigenschaften die mit weiblichem ‚sex‘
assoziiert sind und detto Männer, d.h. weiblich=Frau und männlich=Mann (Geist,
Reynolds, & Gaytán, 2017; Esteban López Medina, 2022).
▪Nicht-binäre und Trans* Personen werde delegitimiert

Cisgenderism:
- “Naja das sieht man Leuten ja an”

Es gibt körperliche marker und anhand dessen stelle ich das geschlecht einer Person fest
bezieht sich auf die Idee, dass es möglich ist die Gender-Identität zu
sehen oder aus körperlichen oder psychologischen Charakteristika
zurückzuschließen; setzt ein binäres Gendersystem mit zwei diskreten
Geschlechtern, die biologisch determiniert sind voraus (Y Gavriel Ansara & Peter
Hegarty, 2013, 2014)
▪Delegitimierung individueller Genderidentitäten

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
15
Q

Genderforschung & Engendering

A

Genderforschung:
- NICHT die frage ob sich Männer oder Frauen unterscheiden
- WIE wird diese genderperformanz hergestellt, welche Auswirkungen haben denn diese zuschreibungen?
Herstellung von Geschlechtszuschreibung
und Auswirkungen dieser Zuschreibungen.

Engendering:
-Versuch gegenderte Einflüsse aufzuzeigen und
aufzubrechen

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
16
Q

Embodyment

A
  • Handlungen eines Individuums beeinflussen Aufbau
    und Funktion des biologischen Körpers (z.B. des Gehirns, der
    Hormonkonzentration), sie schreiben sich in den Körper ein.
17
Q

8 Aspekte bei der Entwicklung von Genderidentität

A
  1. Gender Selbst Kategorisierung
    - Meist eine einfache binäre Entscheidung beginnt i.d.R. mit 3 Jahren und hat sich bis zum 6.
    Lebensjahr meist stabilisiert
  2. Gefühlte) Typikalität
    gegenüber dem
    anderen Geschlecht
    - −Bildung von idealtypischen Vorstellungen von weiblich/männlich ab 3 Jahren
    −Mehr cross-gender Typikalität bei Mädchen
  3. Gender-Frustration
    - Ungerechtigkeitsgefühle weil bestimmte Aktivitäten / Dinge für das andere Geschlecht gedacht sind
  4. (Gefühlter) Druck zur
    Geschlechtsdifferenzi
    erung
    - (felt pressure for gender
    differentiation): Vermeidung von cross-gender Verhalten infolge von
    z.B. Lächerlich-Gemacht-Werden, Kritik, Scham etc. wobei Eltern/Bezugspersonen, Geschwister, Peers etc. hier wichtig sind.
    − Für Buben stärker (insb. bei unsicherer/vermeidender Bindung an die
  5. Gender Zufriedenheit
    - Nicht nur Zufriedenheit mit der
    Zuweisung, sondern auch Abwägung von Vor- und Nachteilen;
    −Mädchen sind generell weniger zufrieden und cross-gender Interessen erhöhen
    auch die Popularität in Peer-Gruppen (nicht so bei Buben!).
    −Unsichere Bindung zu primären Bezugspersonen ist mit höherer Gender
    Unzufriedenheit korreliert
    −Kognitive Inflexibilität ist ebenfalls mit höherer Gender Unzufriedenheit korreliert
    −Biologische Korrelate (Genetik, pränatale und pubertäre Hormonsituation,
    Gehirnreifung, Temperamentsdimensionen etc.)
  6. Gender-Zentralität
    - Wie wichtig wird Geschlecht als Teil der Identität
    gesehen
  7. Intergroup Bias
    - Das eigene Geschlecht wird als überlegen angesehen.
  8. (Gefühlte) Typikalität
    gegenüber demselben
    Geschlecht
18
Q

Gender-divers/Gender-expansiv,

Nicht-Binär, Agender,
Polygender/genderfluid/genderqueer

A

Gender-divers/Gender-expansiv,: Personen deren Genderexpression nicht in das
Cis-binäre Schema passt (Stephanie Brill & Rachel Pepper, 2022)
▪Trans* und nicht-binär können als Unterkategorien verstanden werden

Nicht-Binär, Agender,
Polygender/genderfluid/genderqueer:
➢Nicht-binäre Personen erleben ihre Geschlechtsidentität außerhalb der binären
Geschlechterordnung und definieren sich nicht ausschließlich als männlich oder weiblich
▪Agender Personen ordnen sich zu keiner bestimmten Geschlechtsidentität zu
▪Polygender / genderfluid /genderqueer Personen integrieren Merkmale mehrerer
Geschlechter entweder gleichzeitig oder zu unterschiedlichen Zeiten
➢Wichtig: Nicht alle Menschen mit einer transidenten, nicht-binären oder
geschlechtsdiversen Identität haben einen Leidensdruck und/oder den
Wunsch nach medizinischen Maßnahmen!

19
Q

Entwicklung der Genderidentität
* 0 bis <3 Jahre

A

0 bis < 3 Jahre (Blickfixationsstudien, einfache Zuordnungsaufgaben)
➢3./6. Monat…Babys scheinen männliche und weibliche Stimmen auseinanderhalten zu können
➢9.-12 Monat…männliche und weibliche Gesichter scheinen unterschieden
werden zu können
➢10. bis 14. Monat Filme mit Kindern des gleichen Geschlechts
(Genderexpression durch Kleidung und Haare) werden länger betrachtet (insbesondere von Mädchen); Genital hat keine/wenig Bedeutung
➢Ende 2. Lj…Spielzeug wird geschlechtstypisch überzufällig zugeordnet
➢Zuordnung des eigenen Geschlechts bzw. des Geschlechts von Personen
auf Bildern gelingt erst zwischen 2.5 und 3 Jahren

20
Q

Entwicklung der Genderidentität:

  • 3 bis 6 Jahre
A

ein Name
➢Ab 3 Jahre → geschlechtliche Konstanz; Kategorisierungs-Strenge / bzw.
-Rigidität; Intergroup Bias und Gender-Zufriedenheit gewinnt an Bedeutung
➢Gegenderte metaphorische Spielzugbenennung (Stofftiere, Farben,
Objekte etc.) werden häufig gegendert
➢Typikalität gegenüber dem eigenen bzw. dem anderen Geschlecht wird
nun bewertet
▪Reaktive Distinctiveness-Hypothese → Verhaltensrepertoire wird deutlich
gegendert (Einfluss Kultur, Medien, Eltern, Peers etc.)

21
Q

Entwicklung der Genderidentität:

  • 7 bis 11 Jahre
A

➢Differenzierung früher erworbener Genderidentität
(Genderexpression inkl. genitale Grundlage)
➢Gegenderte Zuordnung von Spielzeug, Aktivitäten,
Berufsrollen, Do‘s und Don‘ts entspricht den
gesellschaftlich/kulturellen Vorgaben → Aufweichung
rigider Geschlechterzuordnungen; Geschlechtsneutralität
gewinnt an Bedeutung

22
Q

Entwicklung der Genderidentität:

  • Pubertät bis Adoleszenz
A

➢Körperlichen Veränderungen  erhöhte Selbstaufmerksamkeit
➢Viele Fragen:
▪Akzeptanz des Körpers
▪Sexuelle Orientierung
▪Aufbau neuer Beziehungen zu Gleichaltrigen
▪Umgang mit gesellschaftlich vorgegebenen Geschlechtsrollen
▪Ausbildung schulischer/beruflicher Interessen
▪Vorbereitung auf berufliche/familiäre Rollen
➢Genderzentralität und Genderfrustration werden jetzt sehr wichtig!

23
Q

o Geschlechtsstereotype  Gender Belief Systems

A

➢„sind kognitive Strukturen, die sozial geteiltes Wissen über die
charakteristischen Merkmale von Frauen und Männern enthalten“
(Thomas Eckes, 2008, S. 171)
▪Individuelles Wissen und konsensuell, kulturell geteiltes Wissen
▪deskriptiv (Überraschungseffekt!) und präskriptiv
▪Gender Belief Systems: komplexe Glaubenssysteme über die
Unterschiedlichkeit von Frauen und Männern finden sich z.B. bei
manchen naturwissenschaftlich ausgerichteten Wissenschaflter*innen
(Simon Baron-Cohen, 2002, 2006; Louann Brizendine, 2013ab; Axel
Meyer, 2015 etc.) oder bei diversen populärwissenschaftlichen
Büchern, Comedy-Shows, Sketches/Witze über Frauen und Männer etc.

24
Q

o Sexismus
▪ Deklaration des Europarats (27.März 2019) → wichtigste Inhalte

A

➢Europarat (27. März 2019): „Preventing and Combating Sexism“
▪International (47 Mitgliedsstaaten) vereinbarte Definition von Sexismus

… is a manifestation of historically unequal power relations between women
and men, which leads to discrimination and prevents the full advancement of
women in society (Council of Europe, 2019, S. 5)
−kommt in allen gesellschaftlichen Bereichen vor
−wird durch Geschlechterstereotype verstärkt und verhindert Gender-
Gleichheit und eine inklusive Gesellschaft
−verhindert das Empowerment von Frauen und Mädchen
−ist mit Gewalt verlinkt (Alltagssexismus als Teil eines Gewaltkontinuums)
▪Enthält Guidelines für viele Situationen, spricht sich für bewusstseinsbildende
Maßnahmen aus z.B. gendersensible Sprache, Hate Speech in Sozialen Medien
u.v.m)

25
Q

▪ Traditioneller Sexismus

A

➢Bewusste oder unbewusste Diskriminierung von Menschen auf Grund ihres
Geschlechts
▪in 1960er Jahren analog zum ‚racism‘ eingeführt
▪betrifft alle Geschlechter
▪hierarchisierende Ideologie
▪kulturell bedingt und institutionell verankert
➢Traditioneller/offener Sexismus:
▪Stereotypenkonforme Betonung von Geschlechtsunterschieden
▪Meist. Minderwertigkeit von Frauen (relativ zu den Männern).
▪Befürwortung herkömmlicher Geschlechterrollen

26
Q

▪ Neosexismus/moderner Sexismus

A

Abstreiten, dass sexuelle
Diskriminierung weiterhin als Problem besteht und die Ablehnung
von Maßnahmen, die darauf abzielen, Ungleichheit weiter
abzubauen

27
Q

▪ Benevolenter Sexismus (3 Kennzeichen von benevolentem Sexismus); Befunde zu
benevolentem Sexismus

A

➢Erscheint zumeist im Gewand von
Ritterlichkeit bzw. Kavalierstum;

3 Kennzeichen von benevolentem Sexismus:
▪protektive Paternalität
▪komplementäre Geschlechterdifferenzierung
▪heterosexuelle Intimität
➢Belohnung traditioneller Geschlechterperformanz
➢Einschränkung auf bestimmte Bereiche (‚gläserne Decke‘,
‚gläserner Aufzug‘)

−„Eiserne Faust im Samthandschuh (velvet glove)“ (Mary, R. Jackman,
1994)
−Korreliert negativ mit kognitiver Leistungsfähigkeit bei Frauen ⇨
stereotype threat? (Benoit Dardenne et al. 2007)
−Frauen die häufig benevolentem Sexismus ausgesetzt sind, finden
die herrschenden Geschlechternormen eher gerecht (Julia C. Becker
& Stephen C. Wright, 2011)
−Benevolenter Sexismus begünstigt traditionelles Hilfeverhalten (Frau
sucht Hilfe, Mann hilft) und perpetuiert damit traditionelle
Geschlechterrollen (Nurit Shnabel et al., 2015)

Benevolenter Sexismus gegenüber Männern
* wenig erforscht ⇨ “Männer sind wie
Babies, wenn Sie krank sind“ vs.
Idealisierung im Hinblick auf
Versorger/Beschützer
* Aktive Väter werden oft nicht ernst
genommen

28
Q

▪ Ambivalenter Sexismus / Diskriminierungs-Zuneigungs-Paradox

aktuelles systematisches Review

A

Ambivalenter Sexismus / Diskriminierungs-Zuneigungs-Paradox (Peter Glick & Susan T.
Fiske, 1996):

  • Zusammenspiel zwischen hostilem und benevolentem
    Sexismus sowie struktureller Macht und dyadischer Macht
    − Frauen, die sich konform zu traditionellen Geschlechterrollen
    verhalten, werden mit benevolentem Sexismus belohnt
    − hostiler Sexismus wird gegen nicht-traditionelle Frauen
    eingesetzt

➢Systematisches Review von 654 Artikeln (Orly Bareket & Susan T.
Fiske, 2023)
▪Hostiler Sexismus schützt maskuline Machtdynamiken → direkte
Vorurteile, Macht und Sexualitätsdynamiken
▪Benevolenter Sexismus leitet traditionelle Gender-Rollen-Verständnis
an → Abhängigkeit, Paternalismus vs. wärme und Empathie
▪ Hostiler und benevolenter Sexismus sind positiv korreliert
(kulturvergleichende Studie in 19 Ländern; Peter Glick et al., 2000);
je stärker Frauen strukturell benachteiligt sind und je schlechter ihre
Lebensqualität im Vergleich zu Männern, desto mehr ambivalenter
Sexismus findet sich.

In eigenen Worten:

wenn eine Frau sich traditionett gender konform verhält wird sie belohnt, tut Sies nicht wird sie mit hostilem sexismus bestraft

“ich find das so super, dass du noch eine Frau bist die zuhause bei den Kindern bleibt. Sowas gibts heutzutage nicht mehr”

systematisches review:
- dieser benevolente sexismus ist ein gar nicht leicht knickbarer Mechanismus um maskuline machtdynamiken aufrecht zu erhalten
- immer dann eingesetzt wenn Frauen sich in diese traditionelle position zurückziehen
- hostiler und benevolenter sexismus hoch korreliert

  • hauptsächlich in beruflichen Umfeldern !! in privatem Umfeld kann man sich ganz gut dagegen wehren
29
Q

Hostiler Sexismus

A

Top notch, agressiv aufgeladene Demontage eines geschlechts

Hostiler Sexismus beschreibt offene, feindselige Einstellungen oder Verhaltensweisen gegenüber Frauen, die sich auf die Wahrnehmung stützen, dass Frauen Männer herausfordern, bedrohen oder ihre traditionelle Macht infrage stellen. Beispiele dafür sind abwertende Kommentare, Stereotype oder Diskriminierung.

30
Q

Misogynie

A

Frauenfeindlichkeit bzw. Frauenhass

31
Q

Misandrie

A

Männerhass

32
Q

Internalisierung von Sexismus

A

viele Frauen haben diesen Hostilen sexismus als etwas positives verinnerlicht

▪ Hostiler Sexismus ⇨wird fast in allen Ländern von Frauen stärker
abgelehnt
▪ Benevolenter Sexismus ⇨ von Frauen stärker befürwortet
− … suggeriert negative Konsequenzen ausgleichen zu können
* …. Teil weiblicher Geschlechtsidentität ⇨ self silencing beliefs ⇨
friedliches, harmonisches Miteinander
* …korreliert negativ mit subjective-wellbeing (Janet K. Swim et
al., 2010)
* …unterminiert (subtil) ECHTE Gleichstellungsagenden am
Arbeitsplatz (Ivona Hideg & D. Lance Ferris, 2016)

  • “wir sind eh schon benachteiligt, dann will ich zumindest freundlich behandelt werden”
33
Q

o Androzentrismus

A

i.e. Männerzentriertheit; Sichtweise, die Männer
ins Zentrum stellt und zur Norm erhebt

Beispiel Freud Platz, es ist immer Sigmund Freud und seine Tochter. Im Wissenschaftskontext wird selbstverständlich von einer Männer Norm ausgegangen.

34
Q

Doppelte Standards

A

z.B. bei Sexualität (vgl. Promiskuität und
Homosexualität), bei psychiatrischen/psychologischen Diagnosen,
Normtabellen!?, Frauen-Quoten!?
▪Frauen in stereotypeninkonsistenten Berufen werden für Fehler strenger
verurteilt (Victoria L. Brescoll, Erica Dawson & Eric Luis Uhlmann, 2010)
▪Männer werden in stereotypeninkonsistenten Berufen als weniger kompetent
bewertet (Madeline E. Heilman & Aaron S. Wallen, 2010)

Slut shaming betrifft nur Frauen

“Die Borderlinerin”

Doppelte Standards im Zusammenhang mit Sexismus beziehen sich auf unterschiedliche Maßstäbe oder Erwartungen, die an Männer und Frauen angelegt werden, häufig auf eine Weise, die Frauen benachteiligt oder einschränkt. Hier sind einige Beispiele:

Berufsleben:
Frauen werden oft für Durchsetzungsvermögen als „bossy“ kritisiert, während Männer für dieselbe Eigenschaft als „führungsstark“ gelobt werden.
Mütter werden dafür verurteilt, wenn sie ihre Karriere priorisieren, während bei Vätern Engagement im Job als selbstverständlich gilt.
Diese doppelten Standards manifestieren sich in alltäglichen Situationen und tragen dazu bei, ungleiche Machtverhältnisse und Erwartungen zwischen den Geschlechtern aufrechtzuerhalten.

35
Q

Hegemoniale Männlichkeit, unterdrückte Männlichkeiten, komplizenhafte Männlichkeiten
(patriarchale Dividende), marginalisierte Männlichkeiten

A

➢Tim Carrigan, Bob Connell und John Lee 1985 !!!!! ⇨
kulturell herausgehobene Form von Männlichkeit an
der Spitze einer Hierarchie von Männlichkeiten
▪ „…jene Konfiguration geschlechtsbezogener Praxis
[…], welche […] die Dominanz der Männer, sowie
die Unterordnung der Frauen gewährleistet (oder
gewährleisten soll)“ (Rawyn Connell , 1999)

−Unterdrückte Männlichkeiten: z.B. „homosexuelle
Männlichkeiten“
−Komplizenhafte Männlichkeiten: Mehrheit der
Männer, profitieren durch die ‚patriarchale
Dividende‘
−Marginalisierte Männlichkeiten: Männlichkeiten
unterdrückter Schichten, Ethnien

Hegemoniale Männlichkeit ist das Sahnehäubchen der Männlichkeit. Wie sollte Top Maskulinität Aussehen? Zeit und Kulturell variabel, James Bond als gutes Beispiel !

36
Q

Patriarchale Weiblichkeit

A

normative weibliche Ideale
entlang der Diversitäts-Dimensionen Gender/Sex,
Ethnizität/Race, Ability, soziale Klasse

Patriarchale Weiblichkeit beschreibt ein Konzept, bei dem Vorstellungen von Weiblichkeit und das Verhalten von Frauen innerhalb eines patriarchalen Systems definiert und kontrolliert werden. Es handelt sich um gesellschaftliche Normen und Erwartungen, die Frauen dazu anhalten, sich in einer Weise zu verhalten oder zu präsentieren, die die bestehenden Machtstrukturen unterstützt und Männern Vorteile verschafft.

37
Q

Femmephobia → Zusammenhang mit hegemonialer Männlichkeit; Effeminate Realm

A

systematische Abwertung der Weiblichkeit
und die Regulierung der patriarchalen Weiblichkeit (weibliche
Übertretungen in Bezug auf Ethnizität, Klasse, Sexualität,
Fähigkeiten usw. werden kontrolliert) → Gender-Grenzen und
Gender-Normen werden aufrechterhalten

Femmephobia geht von Hegemonialer
Männlichkeit aus
1. Unterordnung/Zurückstufung der
Weiblichkeit
2. AFAB die patriarchale Feminität zeigen →
‚richtige‘ Frauen, die kontrolliert werden und
3. maskulinen Schutz erfahren; AFAB die von
patriarchaler Feminität abweichen (slut-
shaming, Ethnizität, sex. Orientierung, soz.
Klasse → ‚Frauen 2. Klasse‘
4. Effeminate realm…Gefahrenzone für AFAB-
Körper, die nicht mehr weiblich erscheinen
→ Deevaluierung, Dehumanisierung
5. AMAB, die von der hegemonialen
Maskulinität durch Feminisierung abweichen

systematische Abwertung der Weiblichkeit, das patriarchal weibliche ist das einzige was akzeptiert wird. Alle andere formen der Weiblichkeit wird sprachlich abgewertet.

38
Q

Gender Mainstreaming (Achtung binäres Genderverständnis!); Vertrag von Amsterdam
1997/1999

A

➢politischer Begriff
➢Genderfragen sollen immer und überall mitgedacht und
eingearbeitet werden
➢offizielles Ziel der Gleichstellungspolitik der EU seit dem
Amsterdamer Vertrag 1997/1999.
−Definition des Europarates 1998: Gender Mainstreaming besteht in
der (Re-)Organisation, Verbesserung, Entwicklung und Evaluierung der
Entscheidungsprozesse, mit dem Ziel, dass die an politischer Gestaltung
beteiligten Akteurinnen und Akteure die Gleichstellung zwischen
Frauen und Männern in allen Bereichen und auf allen Ebenen
integrieren.