Lernsheet 3 - Gender – Trans* Flashcards

1
Q

Trans* im Tierreich

A

➢Clownfische → MtF
➢Rote Seesterne → 4% sind in bestimmten Gebieten Zwitter
➢Neumexikanische Peitschenschwanzeidechse→ 100%
Weibchen - Parthenogenese
➢Bananenschnecke → Zwitter wo auch Selbstbefruchtung
möglich ist
➢Amerikanische Pantoffelschnecke → MtF
➢Komodowaran → Parthogenese möglich
➢Streifenköpfige australische Bartagame →
Geschlechtswechsel möglich, wenn Temperatur sehr hoch,
dann führen genetisch männliche Bartagamen-Eier zu
weiblichem Phänotypus (die dann auch fortpflanzungsfähig
sind)

in eigenen Worten:

  • Clownfische eine Spezies weil wir Trans fische haben male to Female (das größte Tier findet sich mit einem anderen Tier zusammen und dieses große Tier wird dann zu einem Weibchen. Anschließend wird das nächst größere Tier zum Weibchen)
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2
Q

Weltweit erste Geschlechtsumwandlung Einar Wegener/Lili Elbe

A

Einar Wegener / Lili Elbe (1882-1931)
Erste Operation 1930 durch Erwin Gohrbandt
Folgeoperationen durch Kurt Warnekros
„The Danish Girl“ (2015)

Erste erfolgreiche !! Geschlechtsumwandlung in den 50er Jahren

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3
Q

Transsexualität → Geschlechtsdysphorie

Änderung von DSM-4 auf DSM-5, Änderung von ICD-10 auf ICD-11

A

➢ICD-10: Transsexualismus (F64) unter Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen
➢DSM-4: Geschlechtsidentitätsstörung
➢Depathologisierung!
➢ICD-11: Geschlechtsinkongruenz (HA60) im Kapitel Conditions related to
Sexual Health (Zustände mit Bezug zur sexuellen Gesundheit)
➢DSM-5: Geschlechtsdysphorie (Fokussierung des Leidensdrucks durch
Unwohlsein, Ablehnung des eigenen Körpers und der zugewiesenen
Geschlechterrolle)
▪Diagnosekriterien Kinder: Körperliche Inkongruenz, Besonderheiten im Phantasiespiel und Präferenz bei Spielzeug, Spielkamerad*innen und
Aktivitäten
▪Diagnosekriterien Jugendliche/Erwachsene: Identifikation mit dem erlebten Geschlecht

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4
Q

Prävalenzen und Probleme der Prävalenzschätzungen

A

➢Keine validen Daten in Österreich und Deutschland
▪4.6/100.000 bzw. 6.8/100.000 (SVA, 2019)
▪Deutschland 4.6/100.000 (GEDA-Studie, 2022)
▪Niederlande 0.01 bis 0.03%
▪0.1-0.7% USA (Lindsay Collin et al. 2016)
▪Daten aus Schweden (Cecilia Dhejne et al, 2014): 7.6 Transmänner und 12.9 Transfrauen auf 100.000 EW
➢Höhere Rate von Transfrauen (Male-to-Female, MTF) als Transmänner (Female-to-Male, FTM)
von 1.9-2.7 MTF auf 1 FTM
➢ABER Verhältnis bei Kindern und Jugendlichen ändert sich derzeit deutlich → Gender-Ratio
beginnt sich anzugleichen (Gesine Meyer et al., 2019, Aitken et al., 2019)
▪Anstieg von 18% in den letzten 6 Jahren, Altersschnitt sinkt (Josephine Fielding & Christopher Bass, 2018)
▪Schätzung aus den USA (CDC, 2018)1.8% der Highschool Schülerinnen identifizieren sich als Trans; 2021 American Academy of Pediatrics gehen von 10% gender-diversen Highschool-
Schüler*innen aus (davon 30% transmasuline, 39% transfeminine und 31% non-binäre
Identitäten)

Probleme bei der Prävalenzeinschätzung:

  • Wenn jemand Trans ist aber nichts braucht von einer Sozialversicherung sind die Menschen nicht aufgenommen in den Daten
  • ohne operativen eingriff gabs keine geschlechts Änderung !!!!
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5
Q

Entwicklungsphasen von Trans* Kindern

A

➢I.d.R. zwei kritische Phasen: a) 3-5 Jahre und b) 9 bis 15
Jahre
➢Ad a) Intensiver, anhaltender und zunehmender Wunsch das
andere Geschlecht zu sein (häufig ab 2.5 Jahre merkbar),
Ablehnung geschlechtstypischer Kleidung insb. Unterwäsche/Badeanzüge, Ablehnung typischen Spielzeugs, Ablehnung des Genitals, der Art zu urinieren etc.
➢Ad b) Häufig sozialer Rückzug aufgrund körperlicher
Veränderungen, Kleidung wird so gewählt, dass
Körperlichkeit verdeckt wird, ‚Flucht‘ in die sozialen Medien,
Wahl eines neuen Namens

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6
Q

Geschlechtsdysphorie bei Kindern und Jugendlichen

A

➢Kinder & Jugendliche (vgl. Ristori & Steensma, 2016; Steensma et al., 2013)
▪Frühe Ablehnung der eigenen ‚Sex‘-Charakteristika und Wunsch
nach Charakteristika des erlebten Genders.
▪Cross-Dressing, Cross-Gender-Rollen im Spielverhalten,
Bevorzugung von Spielzeug und Aktivitäten des anderen
Geschlechts, Ablehnung kultureller Gendervorstellungen zeigen
→ bei ca. 10% bis 39% bleibt eine kindliche Genderdysphorie
bestehen

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7
Q

Trans* Zunahme bei Kindern und Jugendlichen

A

➢Viele theoretische Erklärungen:
▪Anstieg der Prävalenz in der Population
▪Änderung der medizinischen Möglichkeiten
▪erhöhte öffentliche/mediale Aufmerksamkeit
▪Sozialer ‚Ansteckungseffekt‘ durch soziale Medien etc.
➢Fazit: Die ‚wahre‘ Prävalenz kann derzeit (noch) nicht
abgeschätzt werden (Nicos Skordis et al., 2020)
➢Prävalenz von GD bei Kindern und Jugendlichen 0.6%-1.7%
abhängig von Auswahl, Studienkohorte, geographischer Region,
Alter, Untersuchungsmethode

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8
Q

‚Rapid-Onset-Gender Dysphoria (ROGD);
vgl. Lisa Littman, 2018)

A

➢Zweithäufigste Frage von Eltern: “Haben Freunde /
Soziale Medien das verursacht?“
➢In den sozialen Medien wird vielfach diskutiert, dass
soziale Medien ein ‚Rapid Onset of Gender Dysphoria‘
(ROGD) auslösen können.

▪Ausgangspunkt der „Rapid-Onset Gender Dysphoria“ (ROGD)
Diskussion → Studie von Lisa Littman (2018) n=256 Elternfragebögen,
die berichten dass 82.8% der Kinder weiblich waren
−Eltern berichten darin von psychischen Problemen, vermehrtem Stress
und vermehrtem Internetkonsum der diese ROGD vorangegangen ist
−„Flucht vor der Weiblichkeit“
▪Artikel wurde 2019 korrigiert und mehrfach formal kommentiert (vgl.
Florence Ashley, 2020)
▪„Testimonial injustice“ der Betroffenen!
−Kein empirischer Support für eine Zunahme einer ROGD

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9
Q

Kritische Phasen, Prädiktoren

A

➢I.d.R. zwei kritische Phasen: a) 3-5 Jahre und b) 9 bis 15
Jahre
➢Ad a) Intensiver, anhaltender und zunehmender Wunsch das
andere Geschlecht zu sein (häufig ab 2.5 Jahre merkbar),
Ablehnung geschlechtstypischer Kleidung insb. Unterwäsche/Badeanzüge, Ablehnung typischen Spielzeugs, Ablehnung des Genitals, der Art zu urinieren etc.
➢Ad b) Häufig sozialer Rückzug aufgrund körperlicher
Veränderungen, Kleidung wird so gewählt, dass
Körperlichkeit verdeckt wird, ‚Flucht‘ in die sozialen Medien,
Wahl eines neuen Namens

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10
Q

Ätiologie-Modelle

A

➢Psychosoziale und biologische Faktoren werden diskutiert
▪Genetische Disposition möglich → eineiige Zwillinge (Heylens et al. 2012)
ABER es gibt keine Kandidaten-Genen [Jiska Ristori et al., 2020]
▪Post-mortem Gehirnanalysen → ‚cross-sex-shifts‘ (Klinik DdHm, 2013)
▪Pränatale (androgen) Hormonsituation (Heylens et al, 2012)→
▪Netzwerke im Gehirn
▪Mutter-Kind-Beziehung bzw. abwesende oder dysfunktionale
Väter werden diskutiert → wenig Evidenz (Steensma, 2013)
▪Wsl. ein Zusammenspiel vieler Faktoren

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11
Q

FAMILIE – VON DER KRISE ZUR AKZEPTANZ

A

➢Häufige Frage von Eltern von Trans-Kindern/Jugendlichen – „Hab‘
ich das verursacht, lässt es sich aufhalten?“
▪Nein und Nein (Stefanie Brill & Rachel Pepper, 2022)
➢Keinen nachweislichen Einfluss haben: Scheidung, Missbrauch, Gefühl
abgelehnt zu werden, Vernachlässigung oder Helikopterisierung,
fehlendes Elternteil etc.
▪ABER Umgang mit dem Kind beeinflusst, wie es mit seiner
Geschlechtsidentität umgeht
➢Weltweit gab es immer Trans
-Personen (vgl. Two-Spirits bei
indigene Völker), wurden aber vielfach erst durch die Kolonialisierung unsichtbar gemacht und oder / pathologisiert

➢Meist ein sehr emotionales Ereignis → braucht manchmal Jahre um überwunden zu
werden
▪Schuld, Scham, Sorge, Trauer, Verwirrung, Konflikte etc.
▪Angst um die Sicherheit und das Wohlergehen des Kindes
▪Unbedingte Liebe (vgl. Carl Rogers)
−Entscheidungen aus Liebe nicht aus Angst treffen
−Soziale Erwartungen hintanstellen
−Aus der ‚Sorgenfalle‘ heraustreten
−Das Wohlergehen des Kindes/Jugendlichen fokussieren
−Kontakt halten
−Psychoedukation und Selbsthilfegruppen
−Nicht auf die anderen Kinder vergessen
▪Geschwister werden in der Regel unterstützender empfunden als Eltern

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12
Q

UMFELD

A

➢Schulung des Betreuungspersonals (Kindergarten,
Lehrerinnen, Universitätslektorinnen, Vorgesetzte etc.)
➢Gender-sensitive Unterrichtsmaterialien
➢spezialisierte Expert*innen

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13
Q

IST ES NICHT NUR EINE FRAGE DER SEXUELLEN
ORIENTIERUNG?

A

➢Möglich!
▪Wie homophob ist das Umfeld (Eltern, Familie, Kultur, Peers etc.)
▪Wie ist es um die eigene Homophobie bestellt?
▪Gender-expansive und Trans-Kinder sind häufig homophoben
Äußerungen ausgesetzt (schwul als Schimpfwort!?) → Trans
als
Ausweg (!?)
▪Kinder/Jugendliche nicht in eine Richtung beeinflussen, aber
ermuntern Neues auszuprobieren/zu denken

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14
Q

EMPFEHLUNGEN FÜR ELTERN/FAMILIEN

A

➢Gender-Kongruenz beginnt mit sozialer Kongruenz
➢Informieren Sie sich bei Expertinnen → es ist nicht die Aufgabe des Kindes die Eltern zu
informieren
➢Unterstützendes Familienumfeld, alternative Gender-Identitäten zuzulassen (Name, Pronomen,
Kleidung, Farben, Haarstil, Accessoires etc.)
➢Nicht ständig nachfragen ABER viel kommunizieren
➢Besorgnis zu externen Bedingungen äußern (Akzeptanz, Mobbingerfahrungen etc.) ohne
abzuwerten
➢Keinerlei Diskriminierung zulassen (Geschwister, Verwandte, Freunde, Schule, Religion etc.)
➢Sicheres Badezimmer (versperrbar!?)
➢Sich mit anderen Trans
-Eltern vernetzen (nicht über Social Media, sondern
psychologisch/psychotherapeutisch begleitet)

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15
Q

Behandlungsrichtlinien

  • Dutch-Protokoll und Behandlungsprozess in Österreich (vgl. Diana Klinger et al,
    2024)
A

Ist ein Behandlungsprotokoll

Psychologische Beurteilung

Beratung im Team

Dann nochmal in der Pubertät schauen - was machen wir jetzt?

➢wenn Geschlechtsdysphorie andauernd und/oder intensivierend
→ medizinische Intervention
▪Kritischen Jahre10-13
▪Betreuung erfolgt in spezialisierten multidisziplinären
Einrichtungen (Pädiatrie, Endokrinologie, klinische
Psychologinnen, , Psychiaterinnen etc.)

Dutch Protokoll:

Psycholo-
gische
Beurteilung

Multidisziplinäre
Entscheidung

Hinaus-
zögern der
Pubertät
(Pubertäts-
blocker) (reversibel)

Multidisziplinäre
Entscheidung

Geschlechts-
angleich-
ende
Hormone (Volljährigkeit und irreversibel)

Multidisziplinäre
Entscheidung

Chirurgische
Maßnahmen

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16
Q

PROBLEMFELD - PUBERTÄTSBLOCKER

A

➢Ursprünglich verordnet an Kinder, deren Pubertät viel zu früh beginnt
➢Verhindert Produktion von Testosteron in den Hoden bzw. Östrogen in den
Eierstöcken → Stimmbruch und Brustwachstum bleibt aus
▪Subkutane Injektion alle 4 Wochen
➢2020 stoppt Finnland, dann Schweden, Dänemark und Norwegen und 2024
England und im April 2024 die Niederlande die Gabe von Pubertätsblockern vor
18 außerhalb medizinischer Studien → wegen fehlende Langzeitdaten und
problematische Versorgungslage
▪Absolutes Verbot in Russland und republikanisch regierten Staaten Amerikas
➢Neue Leitlinie der DACH-Länder derzeit zur Begutachtung (7 Jahre Arbeit, 27
Fachgesellschaften, Konsens)

17
Q

➢Pubertätsblocker (gonadotropin release hormons (GnRH))
▪ Empfehlungen der Endocrine Society (Wylie C. Hembree et al, 2017):

A

i. Diagnose von GD
ii. Pubertät hat eingesetzt und es liegen keine Kontraindikationen vor
iii. Jugendliche und deren Eltern wurden über Nebenwirkungen
(Osteoporose Neigung steigt, Thromboserisiko steigt,
Blutdruckschwankungen, Größenwachstum wird verringert,
Körperfett nimmt zu, Hitzewallungen, Stimmungsschwankungen,
Akne, Verringerung der Libido) und Auswirkungen auf die Fruchtbarkeit/Empfängnisbereitschaft informiert
iv. Eltern müssen einwilligen vor Volljährigkeit
v. Empfehlung durch multidisziplinäres Team

18
Q

Studie aus den Niederlanden publiziert im Lancet Child & Adoleszent
Health (Maria A.T. van der Loos et al., 2022):

A

Jugendliche die
Pubertätsblocker eingenommen haben, nehmen auch im Erwachsenenalter
eher geschlechtsaffirmative Hormone (704 von 720 Jugendlichen;)

19
Q

Studie aus den
New England Journal

A

Gender affirmative Hormonbehandlungen führen laut aktueller Studie aus
dem New England Journal zu einer signifikanten Verbesserung des
psychischen Wohlbefindens der Jugendlichen innerhalb eines
Beobachtungszeitraums von 2 Jahren (Diane Chen et al., 2023)

20
Q

Cass-Report und der Fall Keira Bell

A
  • Cass-Report (2024): Bericht der Pädiaterin Hilary Cass, der die
    Behandlungspraxis von Minderjährigen mit GD an der Travistockklinik untersucht
  • Reaktion auf den Fall Keira Bell
  • Wurden Minderjährige im Gender Identity Development Service fahrlässig
    behandelt? Fehlte der ganzheitliche Blick (psychiatrische, somatische
    Diagnostik, biografischer Werdegang, sexuelle Entwicklung, familiäre
    Rahmenbedingungen etc.)?
  • Risikoprofil: Vernachlässigung oder Missbrauch (11-67%), körperliche
    Misshandlung (15-20%), sexueller Missbrauch (5-19%), emotionaler
    Missbrauch (14%), psychische Erkrankungen oder Drogenmissbrauch der
    Mutter (54% und 49%) oder des Vaters (38%)
  • Gender-affirmativer Behandlungsansatz beruht (derzeit) auf dünner
    Evidenzlage
  • ‚Toxische‘ Diskussionskultur
  • Keira Bell ist eine Trans Person die in ihren Jungen Jahren Pubertätsblocker bekommen hat und dies in ihren 20ern bereut hat. Dann hat sie geklagt.
21
Q

Detransitionen → aktueller Kenntnisstand (vgl. Pablo Exposito-Campos et al., 2023)

A

➢Prozentsatz ist unbekannt, Phänomen noch nicht genügend wissenschaftlich
untersucht, bis jetzt einzelne Fallvignetten (J. Cohn, 2023)
➢Gründe aus den Case-Report-Studien (Pablo Exposito-Campos et al., 2023):
▪psychologisch (Zweifel, Nicht-Binarität, Anhalten der psychischen Probleme etc.)
▪medizinisch (Gesundheit, Fertilität, Unzufriedenheit mit dem Ergebnis)
▪sozial (mangelnde familiäre/gesellschaftliche Unterstützung/Verständnis, Isolation, gesetzliche Gründe, Gewalt etc.)
▪kulturell (internalisierte Misogynie oder Homophobie)
▪ideologisch (Frau sein in der Gesellschaft, Abhängigkeit von medizinischer
Behandlung etc.)
➢Keira Bells Appeal an den High Court → Entscheidung wurde als Teenager
getroffen, sie habe Risiken oder langfristige Folgen nicht bedacht

22
Q

S2K-Leitlinie des DACH-Raumes

A

➢Seit März 2024 in Diskussion für den DACH-Raum
➢27 Fachgesellschaften sowie zwei Vertretungsorganisationen konnten einen Konsens von 95% erzielen
➢Persistierende Geschlechtsinkongruenz ICD-11 HA61(bereits vor der Pubertät) PLUS Geschlechtsdysphorischer
Leidensdruck (Geschlechtsinkongruenz vor Pubertät reicht nicht aus)
➢Indikationsstellung für Pubertätsblocker erfolgt zweigleisig: 1) kinder- und jugendpsychiatrische bzw. –
psychotherapeutische diagnostische Einschätzung 2) pädiatrisch- endokrinologische Fachperson
➢Keine verpflichtende Psychotherapie aber Empfehlung dazu
➢Keine strikte Altersgrenze ABER nicht vor der Pubertät, sondern Abwarten bis Pubertät begonnen hat
➢Pubertätsblocker sind prinzipiell reversibel aber nicht folgenlos
▪ Osteoporose Neigung
▪ Verzögerung pubertärer Hirnreifungsprozesse
▪ Mögliche Auswirkungen auf die Fertilität
➢Schutzwürdiges Recht auf Selbstbestimmung

➢21 Mai 2024: 15 Fachleute kritisieren die 2K-Leitlinie und
fordern eine Überarbeitung (vgl. Florian Zepf, 2024)
−Kritik an Zusammensetzung des Gremiums → zu wenig
kritische Stimmen und möglichen pharmakologischen Interessen
−Sehr ‚volatile‘ Studienlandschaft zu diesem Thema →
Abwarten nach mehr Studien
−„Gefährdung vulnerabler Minderjähriger“
−Achtung auf Überlappung mit Autismus-Spektrum-Störung
11%

➢05. Juni 2024: Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und
Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde
(DGPPPN) lehnt die Leitlinie ab
▪Hormonelle und chirurgische Interventionen nach
obligatorischer multiprofessioneller kinder- und
jugendpsychiatrischer und somatischer Diagnostik sollten
wenigen Fällen vorbehalten sein“ → Ethikkomission
▪08.Juni 2024: Schweizer Gesellschaft für Kinder- und
Jugendpsychiatrie und -psychotherapie (SGKJPP) spricht sich
ebenfalls für Überarbeitung der S2K-Leitlinie aus

23
Q

BEHANDLUNGSPROZESS IN ÖSTERREICH

A

➢Kindern/Jugendlichen und deren Familien helfen, adäquate Unterstützung bei der Entwicklung von Umgangsstrategien zu erhalten bei gleichzeitiger
Finanzierung notwendiger medizinischer Maßnahmen durch das
Gesundheitssystem
➢Umfassender interdisziplinärer Prozess mit konsensbasierter
Entscheidungsfindung (Kinder- und Jungendpsychiatrie, klinische Psychologie und
Psychotherapie und Endokrinologie)
➢Besprechung mit der Familie
➢3 an Universitätskliniken angebundene spezialisierte Zentren für
Geschlechtsinkongruenz/Geschlechtsdysphorie im Kindes- und Jugendalter
1. Geschlechtsinkongruenzboard des Comprehensive Center for Pediatrics der
Medizinischen Universität Wien
2. Transgender Center Innsbruck
3. „Trans* und nun?“-Ambulanz der Universitätsklinik für Psychiatrie, Psychosomatik
und Psychotherapie in Graz

▪ Keine medizinische Intervention vor der Pubertät → Variabilität
der Entwicklungsverläufe
−Psychosoziale Maßnahmen, wie begleitende psychologische Therapie/Psychotherapie, klinisch-psychologische Diagnostik und
Initiierung einer sozialen Transition, wenn von Kind gewünscht und
Familie unterstützt
▪Pubertätsbeginn → Pubertätsblocker plus kontinuierliche klinisch-
psychologische und psychotherapeutische Betreuung
▪Geschlechtsangleichende Hormontherapie (schrittweise Anpassung der Dosis) ab dem 16. Lebensjahr nach gründlicher klinisch-
psychologischer, psychotherapeutischer sowie kinder- und
jugendpsychiatrischer Evaluierung und Zustimmung aller
Erziehungsberechtigten

▪ Evidenzlage geschlechtsangleichende Hormone (noch gering!):
−Hormontherapie bei MtF führt in Langzeitstudien zu höherer Rate
kardiovaskulärer Erkrankungen aber verbesserter Lebensqualität
(geringere Depression und Angst) [Kellan E:. Baker et. al (2021)
−Signifikante Verbesserung der Lebensqualität bei Jugendlichen

24
Q

BEHANDLUNG

A

➢81%-88% hormonelle Behandlung
➢Mehr Transfrauen als Transmänner unterziehen sich hormoneller
und chirurgischer Behandlungsschritte
➢In Österreich war bis 2009 (in Deutschland bis 2011) eine
geschlechtsanpassende Operation (inkl. Sterilisation)
Voraussetzung für rechtliche Änderung des Geschlechtseintrags
➔ seit Gesetzesänderung weniger volle chirurgische
Anpassungen

25
Q

PSYCHISCHE GESUNDHEIT

A

➢Metaanalyse (Michael J. Pellicane & Jeffrey A. Ciesla, 2022) → Höhere Raten an Depression
und Suizidalität
▪Substanzabusus (Cesar Gonzalez et al., 2022)
▪HIV (Joshua D. Niforatos et al., 2020)
▪Unzufriedenheit mit dem Körper und Essstörungen (Jennifer Coelho et al., 2019)
▪Kindheitstraumen (Phillip Schnarrs et al., 2019)

26
Q

Das Minority-Stress Modell distaler Stress vs. proximaler
Stress

A

(Ilan H. Meyer, 2003);

Modell über sexuelle Minderheiten

Sexuelle Minderheiten (bspw. Trans personen) haben on top zu stressoren, die alle Menschen haben noch zwei weitere Arten von Stressoren:

Distalen und Proximalen Minderheiten Stress

Distaler Stress
- Stress der von Außen kommt durch die Umgebungsbedingungen (zb weil eine Institution das nicht zulässt)

Proximaler Stress
- internalisierter stress im Hinblick auf Geschlechtsidentität

➢Distaler Stress: Externe Ereignisse, die mit dem Wissen über
oder die Wahrnehmung des Trans‘-Status einhergehen
▪Gewalterfahrungen
▪(Online-) Bullying (z.B. Abreu & Kenny, 2018)
▪Wohnungs- und Arbeitssuche
▪Medizinische Betreuung (Unwissen und Ablehnung) →
medizinische Behandlung wird dann häufig aufgeschoben

➢Proximaler Stress: Internalisierter Stress im Hinblick auf
Geschlechtsidentität, Erfahrungen und auch Erwartung der
Ablehnung und Diskriminierung, Verbergen, Selbst-
Stigmatisierung und internalisierte Transphobie
▪Besondere Aufmerksamkeit auf Äußeres → Erschöpfung,
Ängste, Selbst-Ausbeutung
▪Proximaler Stress scheint für die psychische Gesundheit noch
belastender zu sein!

27
Q

Transsexism, Transmisogynie, Transphobie

Trans-exclusionary radical feminism

A

➢Trans-exclusionary radical feminism (TERF)…Begriff seit 2008
* Diskurse:
* Schützt die ‚Frauen!‘
* Biologische Unterschiede werden in den Vordergrund gestellt
* Trans-Frauen als Bedrohung für Cis-Frauen (Schutz binär-
geschlechtlich abgetrennter Räume vor ‚Männern‘)
* Dominanz von Trans-Personen im Sport
* Transfrauen, die (politische) Frauen-Quoten auffüllen
Trans-exclusionary campa

28
Q

Transsexism, Transmisogynie, Transphobie

Verknüpfung mit Intergroup Threat Theorie und Femmephobia

A

➢Intergroup Threat Theorie (Walter G. Stephan, Oscar Ybarra & Kimberly Rios, 2015)
▪2 Arten der Bedrohung:

−Symbolisch → Inkompatibilität (Ansicht/Kultur/Identität);
*Reaktionen: Gewalt, Dehumanisierung, reduzierte Empathie
−Realistisch→ ökonomisch, politisch, physisch;
*Reaktionen: Diskriminierung, Vorurteile

29
Q

Rechtsgrundlage zur Änderung des Geschlechts Österreich und Deutschland im Vergleich

A

➢Juristisch seit 1983 möglich, seit 2009 ist keine geschlechtsangleichende
Operation mehr notwendig
➢Voraussetzung für die Änderung des Geschlechts in Österreich
➢Gutachten einereines Fachärztinarztes für Psychiatrie, oder
Psychotherapeutin oder klin. Psychologin
a.Diagnose „Transidentität“ →(in Österreich Bundesländerentscheidung, in
Wien z.T. nicht mehr notwendig!)
b.Erklärung, dass ein Zugehörigkeitsempfinden zum anderen Geschlecht
besteht und dieses aller Voraussicht nach irreversibel ist
c. Mitteilung, dass eine deutliche Annäherung an das äußere
Erscheinungsbildes des anderen Geschlechts zum Ausdruck kommt

➢Erst nach Änderung des Geschlechts kann ein neuer, geschlechtsspezifischer
Vorname durch Namensänderung beantragt werden.
➢Es besteht Rechtsanspruch auf die Änderung in:
* Geburtsurkunde
* Änderung Staatsbürgerschaftsnachweis
* Neuausstellung eines Reisepasses
* Führerschein-Duplikat
➢Kein Rechtsanspruch auf Änderung von Zeugnissen ➔ ‚Good Will‘!?

30
Q

DEUTSCHLAND – GESETZ ÜBER DIE SELBSTBESTIMMUNG
IN BEZUG AUF DEN GESCHLECHTSEINTRAG (SBGG)

A

➢Ab 1.11.2024 (löst das Transsexuellengesetz (TSG) von 1980 ab → schützt Recht auf geschlechtliche
Selbstbestimmung
➢Erleichtert Trans, Inter und Nicht-binären Menschen ihren Geschlechtseintrag im Personenstandsregister
und ihren Vornamen ändern zu lassen
▪Erklärung am Standesamt (vor vollendetem 14. Lebensjahr durch gesetzliche Vertreterin plus
Einverständnis des Kindes, wenn min. 5 Jahre; über 14 Jahre benötigt es eine Zustimmung der
des
gesetzlichen Vertreter*in); es gibt die Sex-Kategorien „weiblich“, „männlich“, „divers“
▪3 Monate Wartezeit (Bedenkzeit)
▪Sperrfrist von 1 Jahr
▪Klarstellende Regeln und/oder Sonderregeln: Quotenregeln, Zugang zu Einrichtungen und geschützten Räumen sowie Teilnahme an Veranstaltungen, Bewertung sportlicher Leistungen, medizinische
Behandlungen, Spannungs- und Verteidigungsfall, Eltern-Kind-Verhältnis
▪Gerichtliche Entscheidung ist nicht mehr erforderlich ebenso wie die Einholung zweier
Sachverständigengutachten
➢Länder mit Selbstbestimmungsgesetz: Argentinien (2012), Chile, Malta, Dänemark, Luxemburg, Belgien, etc etc

31
Q

UNTERSTÜTZUNG (JASON RAFFERTY ET AL., 2018)

A

➢Akzeptanz/Ablehnung durch die Familie hat wenig Auswirkung auf
die Genderidentität ABER auf den proximalen Stress
▪ABER unhinterfragte Akzeptanz ist nicht vorteilhaft → reflektive,
kommunikative Auseinandersetzung, Vor- und Nachteilabwägung
➢Multiprofessionelle Pädiatrie muss sicheren Raum für Kinder und
Familie herstellen
➢Sichere Kindergärten/Schulen → Mobbing und Ausgrenzung
➢Respekt vor den Wünschen, wie Kinder/Jugendliche angesprochen
werden wollen
➢Intersektionale Berücksichtigung (z.B. Religiosität, Behinderung, etc.)