1. Diversität - allgemein (Teil 1) Flashcards
WAS IST DIVERSITÄT?
Diversity/Diversität = soziale Differenz
Diversitätsforschung Leben mit Unterschiedlichkeit der Menschen
“Psychologists are in one way forerunners in appreciating the uniqueness of individuals while at the same time being latecomers to the notion of supporting individuals by working for social change.” (Paul Bartolo, 2010, S. 569)
“Ist Diversität ein leeres Signifikant?” (vgl. Ernesto Laclau, 1996)
Wie ist der Diskurs über Diversität?
deskriptiv, positiv/negativ, politisch, sozial, immer
gemeinsam mit ‚Gender‘ oder ‚Ethnie‘ etc.
Diversity und die darin enthaltenen Kategorien als Doing
als soziales Konstrukt
DIVERSITY
DEMOGRAPHISCHE GRÖSSE
POLITISCHE GRÖSSE
IDEOLOGISCHE GRÖSSE
SOZIALE GRÖSSE
PSYCHOLOGISCHE DIVERSITYFORSCHUNG SOLLTE
- …untersuchen wie Diversität menschliche Identität und Verhalten beeinflusst
- …untersuchen wie Menschen die Diversität ihrer sozialen Umwelt mitkonstruieren (Doing Diversity)
- …nicht nur einige wenige Diversitätsdimensionen mitdenken (z.B. Gender, Race, Class)
- …soziale Ungleichheiten wahrnehmen und aufdecken und mit wissenschaftlichen Zugängen entgegenwirken
- …nicht nur die sozialen Ungleichheiten zwischen Diversitätskategorien aufdecken, sondern auch die Unterschiedlichkeit innerhalb und Gleichheit zwischen Diversitätskategorien
DIVERSITÄTSKATEGORIEN
Primäre Soziale Kategorien (sog. ‚no-brainers‘) Geschlecht (Sex)
Alter (Age)
Ethnie (Race)
Aufmerksamkeitsgesteuerte Kategorien
Any discrimination based on any ground such as sex, race, colour, ethnic or social origin, genetic features, language, religion or belief, political or any other opinion, membership of a national minority, property, birth, disability, age or sexual orientation shall be prohibited. (EU Charter of Fundamental Rights, 2007, Artikel 21.1)
DIVERSITÄTSKATEGORIEN – DIE KLASSIKER
Geschlecht (Sex/Gender/Genderidentität) Generativität
Sexuelle Orientierungen (Sexual Orientations)
Ethnie (Race/Ancestry) Kultur
Religion
Soziale Klasse & Bildung (Social Class)
Alter
Behinderung (Disability) Physisch
Psychisch
Körper (Schönheit, Gewicht, Körpergröße, Altersmerkmale etc.)
THEORIEPERSPEKTIVEN
Pierre Bourdieus Theorie der Praxis (1972, 1983)
Soziale Position ergibt sich aus unterschiedlichen Kapitalsorten:
ökonomisches Kapital (Vermögen, Einkommen, Besitz etc.)
kulturelles Kapital (inkorporiertes Kapital auf Grund von Herkunft, Bildung,
Titel, Stellung etc.)
soziales Kapital (Netz der Beziehungen)
symbolisches Kapital (soziale Macht, Privilegien, Anerkennung)
Soziale Position wird aber zusätzlich vom Habitus mitbestimmt
Soziale Ungleichheit ⇨ ungleiche Teilhabemöglichkeit ⇨ unterschiedliche
Verfügbarkeit und Möglichkeit des Einsatzes unterschiedlicher Kapitalien Strukturmerkmale (Geschlecht, ‚Race‘, Alter etc.) als Moderatoren
THEORIEPERSPEKTIVEN
4 Schichten-Modell (Lee Gardenswartz & Anita Rowe , 1993)
- Persönlichkeit
- Innere Dimensionen (schwer veränderlich):
Alter, soziale Herkunft Ethnizität, Geschlecht/Gender, (geistige/körperliche) Fähigkeiten, sexuelle Orientierung, … - Äußere Dimensionen (veränderlich?): Elternschaft, Familienstand, Berufserfahrung, Ausbildung, Religion, …
- Organisationale Dimensionen: Hierarchieposition, Zugehörigkeit zu Kern- od. Randgruppen, …
THEORIEPERSPEKTIVEN
“Diversity is inherently a multidimensional, multifaceted, multilevel concept” (James Jones & John Dovidio, 2018, S. 14)
Diversity Paradigma (Jones & Dovidio, 2018)
1) Multi-Level integrative Analyse 2) Betrachtung einer Vielzahl von Mechanismen
3) Verschiedene Beziehungsebenen 4) Verschiedene Outcomes
DOING DIVERSITY - SOZIALE KATEGORISIERUNG
In- / Out-Group Diskurs (‚Wir‘ und ‚die Anderen‘!) ‚Othering‘
‚Wir‘ sind ‚ganz normal‘, aber:
Die ‚Anderen‘ sind divers/anders!
Die ‚Anderen‘ sind in ihrem Anders-Sein alle gleich!
Die ‚Anderen‘ sind ‚schlechter‘/‘weniger weit entwickelt‘/‘dümmer‘/‘fauler‘/ ‘schmutziger‘/etc. als wir!
Die ‚Anderen‘ sind selber schuld!
Die ‚Anderen‘ sind ‚von Natur aus‘ ‚anders‘!
Die ‚Anderen‘ waren schon immer ‚anders‘!
DOING DIVERSITY - SOZIALE KATEGORISIERUNG
Saliente Kategorien
Solo-Status erhöht die Aufmerksamkeit (Shelley Taylor et al.,
1978; Denise Sekaquaptewa & Mischa Thompson, 2002)
Häufige Benutzung unterdrückt weitere Informationsaufnahme (z.B. Neil Macrae et al. 1995; Galen V. Bodenhausen et al., 2021)
DOING DIVERSITY - SOZIALE KATEGORISIERUNG
Zusammengehörig empfunden wird…
optisch Ähnliches
abweichende Personen
Potentielle Bedrohung Intergroup Threat Theorie (Walter G. Stephan & Cookie White Stephan, 2017)
DOING DIVERSITY - SOZIALE KATEGORISIERUNG
Ökonomisiert das soziale Denken (‚cognitive misers‘, Gordon Allport, 1954)
Automatisches Denken (vgl. Aronson, Wilson, Akert, 2010) System 1 vs. System 2 (vgl. Daniel Kahneman, 2011)
*Repräsentativitätsheuristik *Verfügbarkeitsheuristik *Ankerheuristik *Framingeffekte
DOING DIVERSITY - SOZIALE KATEGORISIERUNG
Glaubenssysteme und Erwartungen bestimmen…
unser Verhalten und unsere Interaktionen
Interaktionen anderer mit uns
Bestimmen die Does & Don‘ts innerhalb und zwischen den Kategorien
DOING DIVERSITY - SOZIALE KATEGORISIERUNG
Kategorien sind Identitäts-stiftend
Emotionales Investment (!) Determinieren das Well-Being
Führen leicht zu Stereotypen
DOING DIVERSITY - STEREOTYPE
Stereotype sind (übervereinfachte) Glaubenssysteme über die Mitglieder einer sozialen Gruppe bezüglich Persönlichkeitseigenschaften, Verhaltensweisen und Motiven
„Stereotyp drückt Abneigung gegen eine nicht integrierte Gruppe (Outgroup), entlang verschiedener Dimensionen aus“. (Gordon Allport, 1954)
Stereotype dienen nicht nur der Reduktion von Komplexität, sondern sie verfestigen auch Normen und Regeln, welche dem Machterhalt dienen. Sie unterliegen dem historischen Kontext und dem Wandel der Zeit (Martina Tiele, 2015).
Autostereotype vs. Heterostereoptye vs. Metastereotype
Denken in Binaritäten
Stereotype enthalten ‚ein Körnchen Wahrheit‘ (Lee Jussim et al. 2009, 2016)
Stereotype bestätigen sich ‚self-fullfilling prophecy‘