Lernsheet 5 - Sexuelle Orientierung Flashcards
Operationalisierung Sexueller Orientierungen – vier Zugänge zur sexuellen Orientierung
(Brian Mustanski et al. 2014) !!
Sexuelle
Anziehung
Selbst-
Identifikation
Sexuelles
Verhalten
Romantische
Orientierung
Welche Operationalisierungen verwenden Studien? Kinsey-Skala
(Alfred Kinsey)
➢Viele Studien bewerten nur die Anziehung gegenüber
Frauen/Männer (ACHTUNG: Alltagstheorie der
Zweigeschlechtlichkeit)
➢Alfred Kinsey (1948/1953) bewertete sexuelles Verhalten
- Konzept der Kinsey-Skala
Die Skala reicht von 0 (exklusiv heterosexuell) bis 6 (exklusiv homosexuell).
Sie bietet auch eine Zwischenkategorie: X für Personen, die keine sexuelle Anziehung verspüren (vergleichbar mit Asexualität).
Sie misst sexuelle Orientierung als ein Kontinuum statt als binäre Kategorie. - Operationalisierung in Studien
Studien nutzen die Kinsey-Skala typischerweise durch:
Selbsteinschätzung: Teilnehmende bewerten sich selbst anhand der Skala (z. B. durch Fragebögen oder Interviews).
Erfassung von Verhaltensweisen: Fragen können sich auf vergangene, gegenwärtige oder zukünftige sexuelle Erfahrungen und Wünsche beziehen.
Adaptierte Versionen: Einige Studien passen die Skala an, um differenziertere Kategorien oder zusätzliche Dimensionen (z. B. romantische Orientierung) einzubeziehen.
3. Typische Fragestellungen in Studien
“Wo würden Sie sich auf einer Skala von 0 bis 6 einordnen, basierend auf Ihrer sexuellen Orientierung?”
“Welche Art von sexuellen Beziehungen haben Sie in der Vergangenheit bevorzugt?”
Androphilie/Gynophilie-Konzept (vgl. evolutionäre Studien zur sexuellen Orientierung);
Gynophilie vs Androphilie - stehe ich entweder auf männlich gelesene Körper oder eher auf weiblich gelesene Körper? welche körperliche Morphe finde ich für mich subjektiv sexuell interessanter?
zusätzliche Inklusion von Intersexualität (Andrea James)
Intersexualität bezeichnet angeborene Variationen der körperlichen Geschlechtsmerkmale (z. B. Chromosomen, Gonaden, Genitalien), die nicht eindeutig männlich oder weiblich sind.
Die traditionelle Kinsey-Skala fokussiert sich primär auf das Spektrum der sexuellen Orientierung und weniger auf geschlechtliche Vielfalt. Andrea James und andere Aktivistinnen/Forscherinnen haben auf die Notwendigkeit hingewiesen, Geschlecht und Orientierung differenziert zu betrachten.
Monosexuell vs. Non-
Monosexuell
Amber Ault (1996) untersuchte die Unterschiede zwischen monosexuellen und non-monosexuellen Orientierungen und prägte dabei wichtige Begriffe und Konzepte, die sich auf die Vielfalt sexueller Identitäten beziehen. Hier ein Überblick:
Monosexuell
Personen, die sich ausschließlich zu einem Geschlecht hingezogen fühlen.
Beispiele: Heterosexuell (Anziehung zum anderen Geschlecht) und homosexuell (Anziehung zum gleichen Geschlecht).
Monosexualität folgt einem binären Verständnis von sexueller Orientierung.
Non-Monosexuell
Personen, deren sexuelle Orientierung nicht auf ein einzelnes Geschlecht begrenzt ist.
Beispiele: Bisexuell, pansexuell, polysexuell oder andere Identitäten, die Anziehung zu mehr als einem Geschlecht beinhalten.
Non-Monosexualität betont die Fluidität und Vielfalt sexueller Orientierung.
Monosexuell – Plurisexuell – Asexuell
Bleibt die Anziehung konstant auf eine Geschlechtsmorphe oder kann sie wechseln?
🔹 Monosexuell → Anziehung zu einer Geschlechtskategorie
Beispiele: Heterosexuell, Homosexuell (gay, lesbisch)
Ein schwuler Mann ist genauso monosexuell wie eine heterosexuelle Person – beide fühlen sich nur zu einer Geschlechtsmorphe hingezogen.
🔹 Plurisexuell → Anziehung zu mehreren Geschlechtsmorphologien
Beispiele: Bisexuell, Pansexuell, Queer, Omnisexuell
Anziehung kann gleich stark oder unterschiedlich zwischen Geschlechtern verteilt sein.
🔹 Asexuell → Keine oder geringe sexuelle Anziehung
Kann unabhängig von romantischer Orientierung sein (z. B. aromantisch, biromantisch, homoromantisch).
🎯 Fazit:
Mono- & Plurisexualität beschreiben das Spektrum sexueller Anziehung, unabhängig von homo- oder heterosexueller Orientierung.
Asexualität steht außerhalb dieses Modells, da keine oder kaum sexuelle Anziehung empfunden wird.
Sexuelle Identität
➢Ist ein Aspekt der persönlichen Identität, der den Charakter einer
Person prägt und durch internale und externale Faktoren mitbedingt
wird
➢Enthält das kognitive und emotionale Verständnis von Sexualität
inklusive Anziehung, Wünsche, Verhaltensweisen und
Beziehungsformen (Elizabeth Morgan, 2013; Savin-Williams, 2011)
➢Entwicklung einer ‚Sexuelle Minderheiten Identität‘ (Sinead Kelleher et al., 2023)
▪Gefühl anders als die Peers zu ein
▪Identifikation einer Orientierung die mit romantischen und sexuellen
Wünschen übereinstimmt
▪Disclosing
Sexuelle Orientierungen – Begriffe (hetero-, homo-, bi+/plurisexuell/non-monosexuell; Problem
des Bisexualitätsbegriffs, pansexuell/omnisexuell, polysexuell, asexuell, graysexuell,
demisexuell, autosexuell)
Heterosexuell
Sexuelle und/oder romantische Anziehung zu Personen des anderen Geschlechts.
Traditionell binär gedacht (z. B. Mann zu Frau), wobei die Inklusion nicht-binärer Menschen oft fehlt.
Homosexuell
Sexuelle und/oder romantische Anziehung zu Personen des gleichen Geschlechts.
Begriffe wie „schwul“ (für Männer) oder „lesbisch“ (für Frauen) werden oft präferiert, da „homosexuell“ manchmal als klinisch oder stigmatisierend empfunden wird.
Bisexuell (bi+)
Anziehung zu mehr als einem Geschlecht, aber nicht unbedingt zu allen.
Problem des Begriffs:
Ursprünglich binär gedacht (Männer und Frauen), was Menschen außerhalb des binären Geschlechtssystems ausschließt.
Viele verwenden „bi+“ oder „plurisexuell“, um die Offenheit gegenüber mehreren Geschlechtern zu betonen, ohne eine Begrenzung zu implizieren.
Pansexuell/Omnisexuell
Anziehung zu Menschen unabhängig von deren Geschlecht oder Geschlechtsidentität.
Unterschied:
Pansexuell: Geschlecht ist irrelevant.
Omnisexuell: Geschlecht wird wahrgenommen, ist aber kein Ausschlusskriterium.
Polysexuell
Anziehung zu mehreren, aber nicht allen Geschlechtern.
Unterschiede zu bi- und pansexuell: Fokus liegt auf bestimmten Geschlechtern, wobei andere ausgeschlossen sein können.
Asexuell
Keine oder nur geringe sexuelle Anziehung.
Emotionale, romantische oder platonische Beziehungen sind dennoch möglich.
Kann ein Spektrum umfassen (siehe „graysexuell“, „demisexuell“).
Graysexuell
Anziehung nur selten oder unter besonderen Umständen.
Liegt zwischen asexuell und allosexuell (Menschen mit typischen sexuellen Anziehungen).
Demisexuell
Sexuelle Anziehung entsteht nur bei einer starken emotionalen Bindung.
Grenzt sich von romantischer Anziehung ab, da diese unabhängig von sexuellen Anziehungsmöglichkeiten existieren kann.
Autosexuell
Anziehung zu sich selbst; oft in Verbindung mit Masturbation oder Selbstverehrung.
Kann eine Ergänzung oder Alternative zu anderen Orientierungen sein.
Probleme des Begriffs “Bisexualität”
Binäres Geschlechtsverständnis: Der Begriff suggeriert Anziehung zu zwei Geschlechtern (männlich/weiblich).
Unsichtbarkeit anderer Orientierungen: Kann pan-, poly- oder omnisexuelle Menschen ausschließen.
Diskriminierung in der LGBTQIA+-Community: Bisexuelle Menschen werden oft als “phasehaft” oder “nicht eindeutig” wahrgenommen (sogenannte Bi-Phobie).
Sexuelle Orientierungen als Trait? Dunedin-Studie (2003), US-Jugendkohortenstudie (2019);
Studie zur Sexual Orientation Fluidity (2024)
Untersuchte Stabilität sexueller Orientierung über die Zeit
Ergebnisse:
Heterosexuelle & homosexuelle Orientierungen meist stabil
Bisexuelle Orientierung zeigt häufiger Fluidität → Veränderungen in sexueller Anziehung über die Zeit
Schlussfolgerung:
Sexuelle Orientierung ist für viele stabil, aber bisexuelle Menschen erleben häufiger Veränderungen.
2. US-Jugendkohortenstudie (2019) – Entwicklung in jungen Jahren
Untersuchung sexueller Orientierung bei Jugendlichen & jungen Erwachsenen über mehrere Jahre
Ergebnisse:
Hohe Dynamik bei nicht-monosexuellen Personen (bisexuell, pansexuell)
Mehr als 1/3 änderte oder bestätigte ihre Orientierung im Verlauf der Studie
Schlussfolgerung:
Sexuelle Orientierung kann in der Jugend und frühen Erwachsenenphase fluid sein, besonders bei nicht-monosexuellen Identitäten.
3. Studie zur Sexual Orientation Fluidity (2024) – Langzeituntersuchung
Fokus auf Fluidität sexueller Orientierung über längere Zeiträume
Ergebnisse:
Besonders in den späten Teenagerjahren & 20ern traten Veränderungen auf
Häufige Übergänge zwischen hetero-, bi- und pansexuellen Orientierungen
Faktoren für Fluidität: soziale Unterstützung, Lebensereignisse, psychoemotionale Entwicklung
Schlussfolgerung:
Sexuelle Orientierung ist für viele dynamisch & sozial beeinflusst, besonders im jungen Erwachsenenalter.
4. Gesamtergebnisse & Interpretation
Sexuelle Orientierung als Trait:
Für viele stabil (v. a. hetero- & homosexuell)
Dennoch gibt es einen signifikanten Anteil an fluiden Orientierungen, vor allem bei bisexuellen & pansexuellen Menschen
Entwicklung & Kontext:
Soziale, kulturelle & emotionale Faktoren beeinflussen sexuelle Orientierung
Sie sollte eher als Spektrum statt als festgelegtes Trait betrachtet werden
Prävalenzzahlen (Ritch C. Savin-Williams & Zhana Vrangalova, 2013, Gregory Phillips et al,
2019; Qazi Rahman et al. 2020, IPSOS, 2021 (grobe) Größenordnungen)
📌 Heterosexualität dominiert, aber nicht-exklusive heterosexuelle Anziehung ist verbreitet
🔹 Historische Studien:
Kinsey (1948): 37 % der Männer hatten homosexuelle Erfahrungen.
Laumann et al. (1994):
Homosexualität: 3,1 % Männer, 0,9 % Frauen.
Bisexualität: 0,6 % Männer, 0,8 % Frauen.
🔹 Metaanalyse (Savin-Williams & Vrangalova, 2013):
Nur heterosexuell: 93,2 % Männer, 86,8 % Frauen.
Mehr Frauen als Männer identifizieren sich als „meist heterosexuell“.
Bisexualität häufiger bei Frauen als bei Männern.
🔹 Internationale Studie (Rahman et al., 2020, 28 Länder, n = 191.088):
Sexuelle Identität:
Heterosexuell: 90,0 % Männer, 90,7 % Frauen.
Bisexuell: 5,1 % Männer, 7,2 % Frauen.
Schwul/lesbisch: 4,9 % Männer, 2,1 % Frauen (starke nationale Unterschiede).
Sexuelle Anziehung:
82,6 % Männer & 66,2 % Frauen fühlen sich überwiegend nicht vom gleichen Geschlecht angezogen.
10,2 % Männer & 27,3 % Frauen erleben moderate gleichgeschlechtliche Anziehung.
7,2 % Männer & 6,5 % Frauen fühlen sich vorwiegend vom selben Geschlecht angezogen.
Kein Zusammenhang mit gesellschaftlichen Faktoren (Gender Normen, Individualismus etc.).
🔹 IPSOS LGBT+Pride 2021 (27 Länder, n = 16.069):
Selbstidentifikation:
80 % heterosexuell, 3 % schwul/lesbisch, 4 % bisexuell, 1 % pansexuell, 1 % asexuell.
11 % unsicher oder keine Angabe.
Männer häufiger als schwul (4 %) als Frauen als lesbisch (1 %).
Sexuelle Anziehung:
80 % der Heterosexuellen fühlen sich ausschließlich vom anderen Geschlecht angezogen.
60 % der Schwulen/Lesben ausschließlich, 24 % meistens vom gleichen Geschlecht.
48 % der Bisexuellen fühlen sich gleich stark von beiden Geschlechtern angezogen.
Trans-Personen (1 % der Befragten):*
19 % heterosexuell, 12 % asexuell, 9 % bisexuell, 7 % andere Identität.
🎯 Fazit:
Mehr Frauen als Männer zeigen nicht-exklusive heterosexuelle Anziehung.
Bisexualität & Fluidität sind weiter verbreitet als oft angenommen.
Gesellschaftliche Faktoren haben weniger Einfluss auf sexuelle Orientierung als vermutet.
Sexuelle Orientierungen und psychische Gesundheit – Minority-Stress-Modell
(Ilan H. Meyer,
2003) !!!
➢Personen aus der Sexual-Gender-Minority Gruppe (SGM) weisen höhere
Raten an Depression und Angst auf verglichen mit Cisgender-
Heterosexuellen (Ilan H. Meyer, 2003; Tineke Fokkema & Lisette Kuyper,
2009; Fredriksen-Goldsen et al., 2013)
➢Minority-Stress-Model (Ilan H. Meyer, 2003)
▪Minority Stress→ liegt in Vorurteilen und Stigmatisierung begründet
▪Genereller Stress + distale + proximale Stress-Prozesse
−Distale Prozesse gehen von Personen oder Institutionen aus
−Proximale Prozesse kommen durch Sozialisationsprozesse
Norm-Centered Stigma Theorie (Meredith Worten, 2020)
Erweiterung der Stigma-Forschung mit Fokus auf:
✅ Normen & Normverletzungen → Gesellschaftliche Regeln definieren, was als akzeptabel gilt. Wer diese verletzt, riskiert Stigmatisierung.
✅ Soziale Machtdynamiken → Machtverhältnisse bestimmen, wer Normen festlegt & durchsetzt.
✅ Wechselwirkung zwischen beiden → Normen und Stigma beeinflussen sich gegenseitig und können sich verändern.
Drei zentrale Grundsätze:
1️⃣ Kulturabhängige Beziehung zwischen Normen & Stigma
Normen definieren Erwartungen, Glaubensstandards, Identitäten & Verhaltensweisen
Was als „abweichend“ gilt, ist kulturell & historisch variabel
2️⃣ Intersektionale Machtdynamiken vermitteln die Norm-Stigma-Beziehung
Normverletzung → Stigma (z. B. queere Identitäten in homophoben Gesellschaften)
Normkonformität → Privilegien (z. B. Heterosexualität als gesellschaftlicher Standard)
3️⃣ Stigma wird durch Normen gerechtfertigt & durch soziale Sanktionen verstärkt
Wer Normen verletzt, erfährt Diskriminierung, Ausschluss oder Bestrafung
Diese Sanktionen dienen der Aufrechterhaltung sozialer Hierarchien
Übergangszone („Zone of Transmission“) – Wie sich Stigma verändert
📌 Veränderung von Stigma durch gesellschaftliche Aufmerksamkeit
📌 Identitäten & Verhaltensweisen beginnen sich zu normalisieren
📌 Beispiel:
Früher war Homosexualität stark stigmatisiert
Durch öffentliche Debatten & gesetzliche Änderungen (z. B. Ehe für alle) hat sich das gesellschaftliche Bild gewandelt
📌 Fazit: Stigma-Wandel → Norm-Wandel
Anwendungen auf die queere Community (Worthen, 2024)
💡 Bestimmte Identitäten erleben unterschiedliche Formen von Stigmatisierung oder Akzeptanz:
Femme → Weiblich präsentierende queere Personen (oft in lesbischen oder nicht-binären Kontexten)
Twink → Junge, schlanke, feminin wirkende schwule Männer
Butch → Maskulin präsentierende lesbische oder nicht-binäre Personen
👀 Diese Begriffe & Identitäten waren/sind unterschiedlich stark stigmatisiert oder fetischisiert – ihr Status verändert sich im gesellschaftlichen Diskurs.
➡️ Die Theorie hilft zu erklären, warum manche Gruppen stärker stigmatisiert werden & wie gesellschaftlicher Wandel diese Prozesse beeinflussen kann.
Probleme des Begriffs “Bisexualität”
Binäres Geschlechtsverständnis: Der Begriff suggeriert Anziehung zu zwei Geschlechtern (männlich/weiblich).
Unsichtbarkeit anderer Orientierungen: Kann pan-, poly- oder omnisexuelle Menschen ausschließen.
Diskriminierung in der LGBTQIA+-Community: Bisexuelle Menschen werden oft als “phasehaft” oder “nicht eindeutig” wahrgenommen (sogenannte Bi-Phobie).
Höhere Bisexualität bzw. Sexual Fluidity bei Frauen
Erklärungsansätze
Erotic Plasticity
Höhere
intraindividuelle Variabilität der Sexualität, da diese stärker von außen
beeinflussbar.
aben Frauen eine höhere Erotic Plasticity als Männer, was bedeutet, dass ihre sexuelle Orientierung und Präferenzen stärker durch äußere Faktoren beeinflusst und verändert werden können. Frauen zeigen häufig eine größere sexuelle Flexibilität, was sich in einer variableren sexuellen Orientierung zeigen kann. Zum Beispiel könnte eine Frau, die sich zunächst als heterosexuell definiert, im Laufe ihres Lebens sexuelle Anziehung zu anderen Frauen erleben und sich als bisexuell oder homosexuell identifizieren.
Höhere Bisexualität bzw. Sexual Fluidity bei Frauen
Erklärungsansätze
Sexual Fluidity…
situationsabhängige Flexibilität in der sexuellen Response Sexual Fluidity beschreibt die Fähigkeit, dass sich sexuelle Orientierung, Präferenzen oder romantische Anziehungen im Laufe der Zeit oder in unterschiedlichen Kontexten ändern können. Es handelt sich nicht um eine starre Orientierung, sondern um eine flexible, situations- und kontextabhängige Dynamik der Sexualität.
Höhere Bisexualität bzw. Sexual Fluidity bei Frauen
Erklärungsansätze
Life History Strategie
- Life History Theory & sexuelle Fluidität
Life History Theory: Modell aus der Evolutionsbiologie, das beschreibt, wie Organismen Ressourcen zwischen Wachstum, Fortpflanzung & Überleben aufteilen
Hormonell mediierte schnelle Life History Strategy (Luoto et al., 2019):
Verknüpft hormonelle Einflüsse mit sexueller Orientierung & Verhalten
Erklärt insbesondere die höhere sexuelle Fluidität bei Frauen
2. Hauptannahmen der Theorie
Schnelle Life History Strategie:
Anpassung an instabile oder unsichere Umweltbedingungen
Mehr Flexibilität in sexueller Orientierung & Verhalten, um soziale Bindungen & Ressourcenverfügbarkeit zu optimieren
Hormonelle Einflüsse:
Androgene & Östrogene beeinflussen sexuelle Orientierung & Partnerwahl
Höhere Androgenwerte → mehr sexuelle Fluidität & Bisexualität
Sozialer & reproduktiver Vorteil:
Sexuelle Fluidität könnte soziale Koalitionen stärken & adaptive Vorteile in bestimmten Umfeldern bieten
Wechselnde Umweltbedingungen erfordern mehr Flexibilität in Beziehungen
3. Evolutionsbiologische Perspektive
Sexuelle Fluidität als evolutionär vorteilhaft → ermöglicht flexiblere Partnerwahl & soziale Anpassung
Besonders bei Frauen ausgeprägt, da weibliche Sexualität stärker von Kontext & sozialem Umfeld beeinflusst wird
Fazit
Hormonelle & evolutionäre Mechanismen könnten die höhere sexuelle Fluidität bei Frauen erklären
Schnelle Life History Strategie als Anpassung an Umweltbedingungen
Weitere Forschung notwendig, um die komplexe Wechselwirkung zwischen Biologie, Umwelt & Sexualität besser zu verstehen
Höhere Bisexualität bzw. Sexual Fluidity bei Frauen
Erklärungsansätze
Alloparenting-Buffer
Sicherung des
Aufzuchterfolges des Nachwuchses, wenn der männliche Paarungspartner
verstorben ist
Höhere Bisexualität bzw. Sexual Fluidity bei Frauen
Erklärungsansätze
Infantizid-Vermeidung
Infantizid-Vermeidung (Luoto et al, 2019) → höhere
Überlebenschancen der Nachkommen, wenn bei Tod des Mannes
Allianzen/Beziehung mit einer anderen Frauen statt mit Männern
eingegangen wird
Höhere Bisexualität bzw. Sexual Fluidity bei Frauen
Erklärungsansätze
Male-Choice Theory
Männer
haben evolutionär Frauen bevorzugt, die auch mit anderen Frauen sexuell
aktiv sind/waren
Höhere Bisexualität bzw. Sexual Fluidity bei Frauen
Erklärungsansätze Polygynie-Hypothese
- Grundannahme der Polygynie-Hypothese (Kanazawa, 2017)
Polygynie = eine Form der Vielehe, bei der ein Mann mehrere Frauen hat
Höhere Bisexualität & sexuelle Fluidität bei Frauen als evolutionäre Anpassung
Ziel: Stärkung sozialer Bindungen & Verringerung von Konkurrenz zwischen Frauen
2. Mechanismus der Hypothese
In polygynen Gesellschaften teilen sich Frauen oft denselben männlichen Partner
Gegenseitige sexuelle Anziehung könnte Spannungen & Konkurrenz reduzieren
Bisexualität als soziale Strategie, um stabile Koalitionen unter Frauen zu fördern
3. Evolutionsbiologische Perspektive
Vorteil für Gruppenstabilität:
Stärkere emotionale & kooperative Bindungen zwischen Frauen
Weniger Konflikte in Mehrfachpartnerschaften
Potenzielle adaptive Funktion:
Förderung harmonischer sozialer Strukturen
Unterstützung in Kindererziehung & Ressourcenverteilung
4. Kritik & offene Fragen
Hypothese basiert auf historischen polygynen Gesellschaften, weniger auf modernen sozialen Strukturen
Unklar, ob sexuelle Fluidität tatsächlich evolutionär bedingt ist oder eher durch soziale Dynamiken entsteht
Nicht alle bisexuellen Frauen leben oder wünschen sich polygynöse Beziehungen
Fazit
Polygynie-Hypothese bietet eine evolutionäre Erklärung für höhere sexuelle Fluidität bei Frauen
Sexuelle Fluidität könnte ein Mechanismus zur Reduktion von Konkurrenz & Förderung sozialer Harmonie sein
Weitere Forschung nötig, um den Zusammenhang zwischen sozialen Strukturen & sexueller Orientierung zu bestätigen
Höhere Bisexualität bzw. Sexual Fluidity bei Frauen
Erklärungsansätze
Prosociality-Hypothese
Prosociality-Hypothese (Andrew B Barron & Brian Harre
(2020) → starke Selektion für Prosozialität; SSB reduziert Aggressvität,
fördert soziale Zugehörigkeit, soziale Kommunikation und Integration (vgl.
Bonobo-Gesellschaften)
Die Abkürzung SSB steht für Same-Sex Behavior (gleichgeschlechtliches Verhalten). In der Prosociality-Hypothese von Andrew B. Barron und Brian Harre (2020) wird postuliert, dass gleichgeschlechtliches Verhalten (SSB) eine wichtige Rolle in der Förderung von Prosozialität spielt. Die Theorie legt nahe, dass sich dieses Verhalten in sozialen Tiergesellschaften als adaptive Strategie entwickelt hat, die Aggressivität reduziert, die soziale Kommunikation stärkt und die soziale Zugehörigkeit sowie Integration innerhalb der Gruppe fördert.
Studienergebnisse zu Charakteristika bisexueller Frauen im (groben) Überblick
− Geringere Gewissenhaftigkeit und höhere Offenheit als heterosexuelle und
homosexuelle Frauen (Mark S. Allen & Davina A. Robson, 2020);
− Höherer Neurotizismus, niedrigere Extraversion, niedrigere Verträglichkeit als
heterosexuelle aber nicht als homosexuelle Frauen (Allen & Robson, 2020).
− Höhere Werte auf der Dunklen Triade – vergleichbar zu denen von Männern
(Jonason & Luoto, 2021).
− Höhere Raten von Substanzabusus als heterosexuelle und homosexuelle Frauen
(Evan A. Krueger, Jessica N. Fish, & Dawn M. Upchurch, 2020; Megan Schuler
& Rebecca L. Collins, 2020).
− Überrepräsentiert in Gefängnissen (Studien aus US und Australien, Severi
Luoto, 2020)
Monosexismus und Bi+-Negativity/Bi+-Erasure
➢Monosexismus: Diskriminierung von Personen, die Multi-
Gender-Anziehung fühlen, denn entweder ist man
‚straight‘/heterosexuelle oder ‚gay‘/homosexuell (Shiri Eisner,
2016, Nel Santos & Ailsa Craig, 2024)
▪Findet sich auch in der LGBTQIA+-Community
▪Ausschluss von Bi+-Personen
▪verstärkt die Geschlechts-Binaritätsannahme
▪stellt die Stabilitätsannahme sexuellen Begehrens in Frage
▪stellt die Monogamie-Norm in Frage
➢Bi+-Negativity/Bi+-Erasure: Vorurteile; kommt seitens
heterosexueller und lesbischer/schwuler Personen vor (Melanie Brewster & Bonnie Moradi,
2010). Zeigt sich in (Elizabeth Nielsen et al., 2022)
▪Unsichtbarmachen („Ist nur eine Phase!“)
▪Microaggressionen und negative Zuschreibungen (z.B.
Hypersexualisierung, „Tun sich mit der Treue schwer!“)
▪‚Richtige‘ Sexualität wird in Frage gestellt („Sind nur nicht ehrlich
(mit sich selbst)!“)
➢Heterosexuelle Männer zeigen mehr Bi+-Negativität insbesondere
gegenüber männlicher Bisexualität
Asexualität
▪ Prävalenzzahlen (grob)
Prävalenz: 0.4%-1%-3.3%, M:F=1:4
Asexualität
Frühe Rezeption (bis 2000) – Psychopathologie(?), Sexualstörung(?), Paraphilie(?), sexuelle
Orientierung(?)
- Frühe Rezeption (bis 2000)
Debatte, ob Asexualität eine Psychopathologie, eine sexuelle Störung, eine Paraphilie oder eine eigene sexuelle Orientierung ist
2. Wissenschaftliche Rezeption seit den frühen 2000ern
(vgl. Lori A. Brotto & Morag Yule, 2017; Jessica J. Hille, 2023)
Psychopathologie (?!)
Keine erhöhte Raten für Depressionen oder Kindheitstraumata
Auffälligkeiten: Mehr sozialer Rückzug, schizoide Persönlichkeitsmerkmale, Asperger-Syndrom
Sexualstörung (?!)
Sexuelle Erregungskapazität nicht beeinträchtigt, aber geringeres sexuelles Interesse
Verringerte Masturbationsfrequenz, unterschiedliche Fixationsfrequenz auf erotische Reize
Paraphilie (?!)
Kein Interesse an Partner*innen-bezogener Sexualität
Sexuelle Fantasien oft fiktional & nicht selbstbezogen
3. Asexualität als sexuelle Orientierung
(vgl. Anthony Bogaert, 2015; Sinead Kelleher et al., 2022; Samantha Guz et al., 2022)
Relativ stabile sexuelle Orientierung → Studie aus China (Yanchen Su & Lijun Zheng, 2022) bestätigt langfristige Konstanz
Biologische Erklärungsansätze:
Atypischer Menstruationszyklus
Linkshändigkeit
Anzahl älterer Brüder
Fazit:
Asexualität ist keine Pathologie, keine Störung und keine Paraphilie
Wissenschaftliche Forschung sieht sie zunehmend als eine eigene sexuelle Orientierung mit möglichen biologischen Einflussfaktoren
Weiterhin Forschung notwendig, um Ursachen & Mechanismen besser zu verstehen
Asexuelle Identität
➢Spektrum von Identitäten
▪Graysexuality/gray-asexuality…sexuelle Anziehung tritt nur selten, oder
unter bestimmten Bedingungen auf
▪Demisexuality …sexuelle Anziehung tritt nur auf, wenn eine emotionale
Beziehung gebildet werden kann
▪Asexuality… Asexuality…geringes oder kein sexuelles Interesse,
Wünsche oder Fantasien
➢Häufig Gefühl des Anders-Seins in der Adoleszenz →
▪AVEN-Forum (Asexuality Visability and Education Network,
➢Erleben von heteronormativem und allonormativem Druck
▪Heteronormativität…Heterosexualität als ‚normal‘ oder Default-Sexuelle
Orientierung
▪Allonormativität…Sexuelle Anziehung und sexuelles Verlangen als
menschliches ‚Norm‘-Bedürfnis
Asexuell
Sexuelle und romantische Beziehungen
➢Sexuelle und romantische Beziehungen müssen als getrennt begriffen werden
▪aromantisch, bi-romantisch, heteroromantisch etc.
➢Sexuelle und romantische Beziehungen sind bei 89% allosexueller Personen
konkordant aber nur bei 37% asexueller Personen (Alyssa N. Clark & Corinne
Zimmerman, 2022)
➢Weniger Interesse in Beziehungsaufbau, Familie etc. (Jared M. Edge et al., 2021; Scott
S. Hall & David Knox, 2022);
➢Asexuelle Personen haben Sex und masturbieren ABER seltener (Alissa N. Clark &
Corinne Zimmerman, 2022)
➢Demisexuelle Personen haben häufig mehr Interesse an zukünftigem Sex als gray-
sexuelle und asexuelle Personen (Jessica J. Hille et al., 2019)
Asexuell
Intersektionale Betrachtung
➢Derzeit überwiegend in WEIRD-Countries und an Cis-Personen
➢Asexualität scheint häufiger bei Cis-Frauen aufzutreten → korrespondiert mit
stereotyp weiblichen Zuschreibungen von Passivität und wenig Eigeninitiative
(Karen Cuthbert, 2021).
➢ Identifizieren sich asexuelle Menschen auch häufiger als trans? (Alyssa N. Clark
& Corinne Zimmerman, 2022)
➢Gibt es einen Zusammenhang zwischen Neurodiversität und Asexualität ? (Hillary
H. Bush et al., 2020; Margherita Attanasio et al., 2021)
➢Studie aus China (Ynchen Su & Lijun Zheng, 2022) zeigt cross-kulturelle
Konsistenz bei sexueller Identität und auch Erfahrungen.
Asexuell
Bewusstsein
➢Mehr Bewusstsein in Forschung und Praxis, um Stigmatisierung und Anti-
Asexuellen-Bias vorzubeugen, insbesondere beim Gesundheitssystem (Cara
Herbitter et al., 2021)
SEXUELLE ORIENTIERUNG – GENDER
NONCONFORMITY (GNC)
− ‚Gender Nonconformity‘ im Kindesalter als Prädiktor für nicht-
heteronorme Orientierung (vgl. z.B. Gu Li, Karon Kung & Melissa
Hines, 2016; Yin Xu et al., 2021)
− Sign. Prädiktor für Nicht-Heterosexualität
− Oft bereits im Alter von 2.5 Jahren erkennbar, nimmt im Laufe
der Kindheit zu
Antike (Griechenland/Rom)
📜 Antikes Griechenland
Päderastie:
Beziehung zwischen einem Erastes (älterer Mann, ~25 Jahre, verheiratet) und einem Eromenos (Jüngling, ~15 Jahre).
Lehrer-Schüler-Dynamik, kulturell als Erziehungsmodell angesehen (z. B. Zeus & Ganymed, Achilles & Patroklos).
Platon über Alkibiades: „Als Jüngling lockte er die Ehemänner von den Frauen weg, und als junger Mann die Frauen von deren Ehemännern.“
Tribadie (weibliche Homosexualität):
Dichterin Sappho (von Lesbos) besingt gleichgeschlechtliche Liebe zwischen Frauen.
Platonische Kritik:
Platon verurteilte homosexuelle Begierde, wenn sie zum sexuellen Akt führte, besonders die passive Rolle.
📜 Antikes Rom
Knabenliebe:
Teilweise aus Griechenland übernommen, aber zunehmend als Zeichen von Effeminiertheit & Verweichlichung betrachtet.
Passive Sexualität wurde besonders abgewertet (Begriffe: impudicus, pathicus, cinaedus).
Bisexualität weit verbreitet:
Caesar, Hadrian: Berühmte Beispiele.
Sueton über Caesar: „Der Mann aller Frauen und die Frau aller Männer.“
Kaiser mit männlichen Ehepartnern: Tiberius, Caligula, Commodus, Nero.
Verurteilung männlicher Homosexualität:
Juvenal (60 n. Chr.) äußert scharfe Kritik.
Weibliche Homosexualität:
Kaum thematisiert und oft negativ bewertet (tribas, frictrix).
Marcus Martialis & Ovid: Erwähnen es, aber Ovid verneint seine Existenz.
🎯 Fazit:
Im antiken Griechenland war Päderastie akzeptiert, aber die passive Rolle abgewertet.
In Rom war Bisexualität verbreitet, aber passive Homosexualität stark stigmatisiert.
Weibliche Homosexualität blieb marginalisiert oder negativ bewertet.
Sünde – Straftat (Constitutio Criminalis) – Krankheit + Straftat – Krankheit (wichtigste
Eckpunkte)
🔹 1532: Constitutio Criminalis Carolina (Karl V.)
Artikel 116: Todesstrafe für „Sodomie“ durch Verbrennen.
🔹 Reformation (16. Jh.)
Keine Veränderung der negativen Auffassung von Homosexualität.
Mitte des 16. Jh.: Diskurse über Sodomie verstummen in Deutschland.
🔹 Aufhebung der Strafbarkeit
Frankreich (1791): Erster Staat, der Homosexualität entkriminalisiert.
Österreich (Josephinisches Gesetzbuch, 1787) & Preußen (1791):
Keine Todesstrafe mehr, stattdessen Zuchthausstrafen.
🎯 Fazit: Vom Mittelalter bis ins 18. Jh. blieb Homosexualität kriminalisiert, erste Reformen erfolgten durch die Aufklärung.
Legalisierung in Europa (wichtige Marker Länder und sehr ungefähre zeitliche Verortung *
z.B. erste Länder, Meilensteine in Österreich und Deutschland, insb. in Hinblick auf
Partnerschaft, Ehe, Adoptionsrecht, Antidiskrimminierungsgesetze (inklusive Schweiz
2020)),
📜 Frühe Entkriminalisierung homosexueller Handlungen:
1791: Frankreich (erstes Land, das Homosexualität straffrei machte).
1794–1811: Belgien, Niederlande.
20. Jh.:
1933–1944: Dänemark (1933), Island (1940), Schweiz (1942), Schweden (1944).
1960er–1970er: Tschechoslowakei (1962), Deutschland (1969), Österreich (1971), Finnland & Norwegen (1972).
Italien: Keine Kriminalisierung seit 1889 (außer unter Mussolini 1943–1945).
Türkei: Keine Strafbarkeit seit 1852, aber bis heute keine rechtliche Anerkennung oder Antidiskriminierungsschutz.
📌 Historische Diskriminierung & Pathologisierung
Nationalsozialismus:
§175 in Deutschland verschärft, 10.000–15.000 homosexuelle Männer in KZs deportiert.
Psychiatrische Einstufung als Krankheit:
Bis 1970: Homosexualität galt als psychische Erkrankung.
1973 (DSM-II): Umbenennung in „sexuelle Orientierungsstörung“.
1980 (DSM-III): Eingeschränkt auf „egodystone Homosexualität“.
1987 (DSM-III-R): Vollständige Streichung.
1991 (ICD-10): Endgültige Entfernung aus dem internationalen Klassifikationssystem.
📜 Deutschland: Entwicklung des §175 StGB
1969: Erste Lockerung.
1994: Endgültige Streichung des §175.
2023: Rehabilitation & Entschädigung für strafrechtlich verfolgte Personen.
📌 Meilensteine bei Partnerschaft, Ehe & Adoptionsrecht
Erste Länder mit „Ehe für alle“:
2000: Niederlande (erstes Land mit vollständiger Eheöffnung, Adoptionsrecht 2001).
2003–2005: Belgien (2003, Adoptionsrecht 2006), Spanien (2005 inkl. Adoption).
Österreich:
1971: Entkriminalisierung.
2002: Aufhebung von §209 (Sonderaltergrenze für homosexuelle Männer).
2010: Eingetragene Partnerschaft eingeführt.
2013: Stiefkindadoption erlaubt.
2015: Gleichstellung bei Adoption & künstlicher Befruchtung (keine Leihmutterschaft).
2017: Eheöffnung beschlossen (ab 1.1.2019 in Kraft).
2023: Rehabilitation & Entschädigung für frühere strafrechtliche Verfolgung.
📌 Antidiskriminierungsgesetze & Schweiz (2020)
Schweiz:
2020: Erweiterung des Antidiskriminierungsschutzes auf sexuelle Orientierung.
2022: Ehe für alle eingeführt (inkl. Adoptionsrecht).
🎯 Fazit: Europa hat in den letzten Jahrzehnten große Fortschritte in der Entkriminalisierung, rechtlichen Gleichstellung und Antidiskriminierung gemacht – jedoch mit starken nationalen Unterschieden.
Nicht-heteronormes Verhalten im Tierreich (Beispiele, Erklärungsansätze, Probleme)
➢Universelles Verhalten
➢Bei mehr als 1500 Tierarten
➢Insbesondere bei Herdentieren
▪z.B. Bonobos, Languren, Makaken, Orang-
Utans, Trauerschwäne, Pinguine, Delfine,
Giraffen, Wale, Seemöwen, Dickhornschafe,
Tümmler, Schafe u.v.m.; vgl. Aldo Poiani, 2010
➢Schwierige Operationalisierung
▪Genitalkontakt, Aufreiten, orale Genital-Kontakte,
manuelle Genital-Kontakte, Orgasmen etc.
➢Exklusive ‚Homosexualität‘ findet sich bei Böcken
mancher Schafssorten (6% bis 10%; Anne Perkins &
James A. Fitzgerald,1997)
➢Theorien:
▪Social-Glue-Theorie: Sexuelle Kontakte stärken den
Zusammenhalt, reduzieren Spannungen, erleichtern
Futterteilung, hilft Allianzen zu bilden (z.B. Bonobos)
▪Verwandtenselektion!?
▪Übungssexualität!?
PSYCHOANALYTISCH
➢Ödipale Problematik
▪Z.B. bei Buben (zu) enge Mutterbindung oder (zu) strenger,
angstauslösender Vater
▪keine empirische Bestätigung
➢Siehe sog. ‚reparative Therapie‘
▪
„…if a father wants his son to grow up straight, he has to break
the mother-son bond that is proper to infancy but not in the boy‘s
best interest afterward.“ Joseph Nicolosi & Linda Ames Nicolosi
(2002)
BEHAVIORISTISCH
Die behavioristische Theorie betrachtet Verhalten als Ergebnis von Lernen durch Verstärkung. Das bedeutet, dass ein Verhalten häufiger auftritt, wenn es belohnt (verstärkt) wird.
A) Behavioristische Sichtweise auf Sexualverhalten (1960er–1970er)
1️⃣ Orgasmus als Verstärker Nr. 1
In den 1960er und 1970er Jahren gab es die Annahme, dass der Orgasmus die stärkste Verstärkung für zukünftiges Sexualverhalten ist.
Das heißt: Wenn eine Person durch eine bestimmte sexuelle Handlung Lust und Befriedigung (Orgasmus) erlebt, dann wird sie dieses Verhalten mit hoher Wahrscheinlichkeit wiederholen.
Problem:
🔸 Diese Theorie hatte wenig empirische Bestätigung – das bedeutet, es gab kaum wissenschaftliche Beweise, dass Menschen wirklich nur aufgrund der Orgasmus-Verstärkung bestimmte Sexualkontakte wiederholen.
2️⃣ Kritik an „Verführungstheorien“ und „Vergewaltigungstheorien“
Manche ältere Theorien gingen davon aus, dass Menschen durch Verführung oder Zwang (z. B. sexuellen Missbrauch) homosexuell oder sexuell aktiv werden könnten.
Diese Theorien meinten: Wenn jemand bei einer Verführung oder einer Vergewaltigung sexuelle Erregung oder sogar einen Orgasmus erlebt, könnte das zu einer Verstärkung des Verhaltens führen.
Das wäre ein klassischer behavioristischer Ansatz: Ein verstärkendes Erlebnis führt dazu, dass ein Verhalten wiederholt wird.
Warum ist das problematisch?
🔹 Keine empirische Bestätigung → Es gibt keine wissenschaftlichen Beweise, dass Menschen durch eine einzelne sexuelle Erfahrung (egal ob positiv oder negativ) dauerhaft ihre sexuelle Orientierung oder ihr Sexualverhalten ändern.
🔹 Ethisch problematisch → Solche Theorien haben z. B. Homosexualität als „erlernt“ betrachtet und wurden in der Vergangenheit für Konversionstherapien oder schädliche Interventionen missbraucht.
SOZIAL-KOGNITIV-LERNTHEORETISCH
➢Gelernte Genderrolle (angeleitetes Lernen, operantes Konditionieren, Modellernen)
▪keine empirische Bestätigung
➢Problematisch bei Argumentation von Adoptionsgleichstellung und Kinderwunsch
➢Kein Unterschied zwischen Kinder nicht-heterosexueller Eltern und heterosexueller Eltern
in deren sexuellen Orientierung (z.B. Norman Anderssen et al, 2002; Charlotte J.
Patterson, 2017)
▪Metaanalyse (Benjamin G. Miller, Stephanie Kors & Jenny Macfie, 2017): Kinder, die von homosexuellen Männern großgezogen weisen signifikant bessere Ergebnisse in
emotionalen Bereichen, Selbstwert und psychischer Gesundheit auf.
▪Metaanalyse (Nicola Carone et al, 2024): n=628 Kinder schwuler Väter und n=881
Kinder heterosexueller Eltern → bessere Anpassungswerte und weniger
psychopathologische Symptome bei Kindern homosexueller Väter unabhängig von
Adoption, Leimutterschaft oder Co-Elternschafts-Arrangements
➔ Sorgfältiger geplante Elternschaft und günstigere/egalitärere Haushalts-Rollen-
Arrangements
LIFE-STYLE-CHOICE
➢Denken ca. 30% der meist heterosexuellen Befragten in den USA
(Simon LeVay, 2016, Lydia Saad, 2018)
➢Denken 31% befragte UK Bürger*innen (YouGov, 2017)
➢ABER heterosexuelle Menschen, die glauben, dass LGBT-Personen
ihre sexuelle Orientierung bewusst und als Life-Style-
Entscheidung treffen, neigen mehr zu diskriminierenden und
homophoben Einstellungen (Christopher W. Blackwell, 2007)
BIOLOGISCHE THEORIEN
🔬 Forschungsschwerpunkt:
Meist untersucht: Männliche Androphilie & weibliche Gynephilie.
Wenig Studien zu Bisexualität & Asexualität (VanderLaan et al., 2022).
🧠 Einstellung zur Homosexualität & Biologie:
Menschen, die an eine biologische Ursache glauben, sind weniger homophob (Saad, 2018).
📌 Argumente für biologische Einflüsse:
„Ich wurde so geboren“:
90 % der homosexuellen Männer, 50 % der homosexuellen Frauen stimmen dieser Aussage zu.
Familiäre Häufung:
9 % der Brüder homosexueller Männer sind ebenfalls homosexuell.
6 %–25 % der Schwestern lesbischer Frauen sind ebenfalls lesbisch (Bailey & Pillard, 1995).
Genetische Faktoren:
Schwedische Zwillingsstudien (Langström et al., 2010):
34 %–39 % Heritabilität bei Männern.
18 %–19 % Heritabilität bei Frauen.
🎯 Fazit: Genetische & biologische Faktoren spielen eine Rolle, erklären aber nicht die gesamte Vielfalt sexueller Orientierungen.
BIOLOGISCHE THEORIEN - GENETIK
- Zwillings-, Geschwister- & Stammbaumstudien
Hinweise auf eine genetische Komponente, aber kein eindeutiges Vererbungsmuster.
📌 2. X-Chromosom & das „Gay Gene“ (Xq28)
Dean Hamer et al. (1993):
Identifizierte Xq28 als möglichen genetischen Marker für Homosexualität → jedoch nicht replizierbar.
Alan Sanders et al. (2015):
Bestätigte Xq28 in einer Studie mit 409 homosexuellen Brüdern.
Aktuelle Forschung:
Keine eindeutige Bestätigung mehr für Xq28 als „Gay Gene“.
📌 3. Genome-Wide Association Studies (GWAS)
Andrea Ganna et al. (2019):
Fand 5 Gen-Loci, die mit gleichgeschlechtlichem Verhalten assoziiert sind.
Erklärte Varianz: 8–25 % → Genetik nur ein Teil der Erklärung.
Stichprobe: UK & USA → begrenzte Generalisierbarkeit.
Brendan Zietsch et al. (2021):
Re-Analyse mit 350.000+ Personen:
Überraschend: Gen-Varianten für gleichgeschlechtliches Verhalten korrelieren auch mit mehr heterosexuellen Partner:innen bei Heterosexuellen.
Chinesische GWAS (Shao-Hua Hu, 2021):
3 Gen-Loci stimmen mit europäischen Stichproben überein.
2 zusätzliche Gen-Loci nur in chinesischer Han-Bevölkerung gefunden.
📌 4. Fazit
Sexuelle Orientierung ist polygenetisch → von vielen Genen beeinflusst, kein einzelnes „Gay Gene“.
Sexualität ist nicht bipolar (nicht nur homo- oder heterosexuell), sondern ein Spektrum.
Klassische Modelle wie die Kinsey-Skala greifen zu kurz.
BIOLOGISCHE THEORIEN - HORMONE
➢Frühe Studien:
▪Hormonspiegel
−Homo- und Heterosexuelle Männer unterscheiden sich nicht im Testosteron
und Östrogenspiegel (Heino F.L. Meyer-Bahlburg, 1984)
−Homosexuelle Frauen weisen höheren Testosteronspiegel auf (vgl. Devendra
Singh, 1999)
BIOLOGISCHE THEORIEN
▪Pränataler Hormonspiegel ⇨ funktionale und strukturelle Gehirnunterschiede ⇨
‚Brain Organization Theory‘
Brain Organization Theory 🧬
Pränataler Hormonspiegel beeinflusst Gehirnstruktur & -funktion 🔬
Gehirn von männlichen Homosexuellen → „unterandrogenisiert“ ⬇️
Gehirn von weiblichen Homosexuellen → „überandrogenisiert“ ⬆️
Forschungsergebnisse 📊
Unterschiedliche Gehirngrößen in bestimmten Regionen 🏗️
→ Bestimmte Gehirnregionen unterscheiden sich in Größe und Struktur je nach sexueller Orientierung.
„Cross-Sex-Shifts“ bei 18.645 Personen (US Biobank, Abè et al., 2021) 🔄
→ In dieser Studie wurden Gehirnscans von Tausenden Menschen untersucht. Man fand heraus, dass homosexuelle Menschen in einigen Gehirnstrukturen Ähnlichkeiten mit dem biologischen Geschlecht zeigen, mit dem sie sich nicht identifizieren – also z. B. homosexuelle Männer mit typisch weiblichen Gehirnmerkmalen oder lesbische Frauen mit typisch männlichen Strukturen.
SDN-POA (sexuell dimorpher Kern) bei Schafsböcken 🐏
→ SDN-POA (Sexually Dimorphic Nucleus of the Preoptic Area) ist eine Gehirnregion, die mit sexuellen Verhaltensmustern zusammenhängt. Studien an Schafen zeigten, dass dieser Bereich bei homosexuellen Böcken kleiner ist als bei heterosexuellen Böcken.
INAH-3 kleiner bei homosexuellen Männern (LeVay, 1991) 🏗️⬇️
→ INAH-3 (Interstitieller Nukleus des vorderen Hypothalamus) ist eine Region im Hypothalamus, die mit der sexuellen Orientierung in Verbindung gebracht wird. LeVay fand heraus, dass dieser Bereich bei homosexuellen Männern kleiner ist als bei heterosexuellen Männern und in der Größe eher dem von Frauen entspricht.
Suprachiasmatischer Nukleus größer bei homosexuellen Männern (Swaab, 2008) 📈
→ Der suprachiasmatische Nukleus (SCN) ist eine Gehirnregion, die für den Tag-Nacht-Rhythmus verantwortlich ist. Untersuchungen zeigten, dass dieser Bereich bei homosexuellen Männern größer ist als bei heterosexuellen Männern.
BIOLOGISCHE THEORIEN – KÖRPERLICHE UNTERSCHIEDE
➢Körpergröße und -gewicht (v.a. bei Männern)
➢Mehr körperliche Varianz bei Frauen
➢Einsetzten der Pubertät (bei homosexuellen Buben früher)
➢Fingerlängenverhältnis
➢Arm/Oberkörperverhältnis
➢Körperliche Symmetrien/Asymmetrien
➢Haarwirbeln
BIOLOGISCHE THEORIEN
➢„The womb‘s long shadow“ (Andrea Rinaldi, 2022)
➢Homosexualität als Zufallsprozesse vs. als Folge von Stress in der
Schwangerschaft
➢Maternal Immune Hypothese:
Fraternal-Birth-Order-Effekt (FBOE)
oder sind jüngere Brüder häufiger homosexuell?
Quelle: Ray Blanchard, 2001; jeder ältere
Bruder erhöht die Wahrscheinlichkeit um 33% (!?)
Ablaza et al., 2022: Ein Mann mit 3 älteren
Brüdern hat eine 41% höhere Wahrscheinlichkeit
als ein Mann mit 3 älteren Schwestern.
➢Gibt es Subgruppen von SSB-Männern entlang der
Biomarker FBOE, Händigkeit, Anzahl männlicher Verwandter?
→ 4 Sub-Gruppen (Ashlyn Swift-Gallant et al, 2019)
1) Kein Hinweis auf irgendwelche Biomarker, 2) Spät in der
Geburtenfolge (d.h. mehr ältere Brüder), 3) Markantere Nicht-
Rechtshändigkeit 4) SSB-Verwandte
Kritik am Fraternal-Birth-Order-Effekt (Vilsmeier et al., 2023)
📌 Hintergrund:
Frühere Studien fanden eine Korrelation zwischen der Anzahl älterer Brüder & homosexueller Orientierung bei Männern.
Maternal Immune Hypothese:
Annahme: Das mütterliche Immunsystem reagiert bei jeder männlichen Schwangerschaft stärker auf Y-chromosomale Proteine.
Dies könnte die Wahrscheinlichkeit für Homosexualität beim jüngeren Bruder erhöhen.
🔍 Kritikpunkte von Vilsmeier et al. (2023):
1️⃣ Hohe Varianz:
Effekt tritt nicht konsistent auf und wurde auch bei homosexuellen Frauen beobachtet → widerspricht der ursprünglichen Hypothese.
2️⃣ Statistische Verzerrung:
Berechnungsmethode (Verhältnis-Variable) könnte den Effekt künstlich erzeugen.
3️⃣ Meta-Analyse & Simulationen:
Keine belastbaren Belege für den Effekt bei korrekter statistischer Analyse.
🎯 Fazit:
Fraternal-Birth-Order-Effekt nicht bestätigt.
Maternal Immune Hypothese hat wenig empirische Unterstützung.
▪Wie erhält sich SSB in der Population – ein evolutionäres Paradoxon ?
▪Kin Selection Hypothese (KSH): Fitness einer Sippe wird durch männliche
Androphilie und damit höheres altruistisches Verhalten gegenüber der Sippe
bei Verzicht auf eigene Nachkommen erhöht (Edward. O. Wilson, 1975).
−Haben homosexuelle Männer mehr Verwandte? → lässt sich nicht
bestätigen
−In westlichen Kulturen: Keinen Nachweis, dass homosexuelle Männer sich
mehr um den Nachwuchs ihrer Schwestern/Brüder kümmern (z.B. Miranda
Abbild, Doug P. VanderLaan, & Paul L. Vasey, 2014)
−Auf Samoa im Hinblick auf die fa’afafine schon (Paul L. Vasey & Doug P.
VanderLaan, 2010)
➢Sexually Antagonistic Hypothese (SAGH):
Die Sexually Antagonistic Hypothese (SAGH) ist eine evolutionäre Theorie, die versucht zu erklären, warum es Gene gibt, die mit Androphilie (sexuelle Anziehung zu Männern) bei Männern verbunden sind, obwohl diese Gene auf den ersten Blick einen Fortpflanzungsnachteil mit sich bringen.
Männer, die androphil sind (z. B. homosexuelle Männer), bekommen im Durchschnitt weniger oder keine Kinder. Das bedeutet, dass die Weitergabe ihrer Gene eingeschränkt ist.
Allerdings gibt es eine interessante Beobachtung: Die weiblichen Verwandten dieser Männer, insbesondere ihre Mütter und Tanten mütterlicherseits, haben oft mehr Kinder als andere Frauen.
Der Female Fecundity Effect
Der sogenannte Female Fecundity Effect beschreibt, dass die Mütter und Tanten mütterlicherseits von homosexuellen Männern eine höhere Fruchtbarkeit (Fecundity) haben, also mehr Kinder bekommen.
Das bedeutet, dass die Gene, die mit Androphilie bei Männern zusammenhängen, gleichzeitig eine vorteilhafte Wirkung auf Frauen haben. Diese Gene könnten zum Beispiel:
die Fruchtbarkeit von Frauen steigern,
ihren Hormonhaushalt so beeinflussen, dass sie mehr Kinder bekommen können,
ihre sexuelle Attraktivität oder ihr Verhalten so verändern, dass sie mehr Nachkommen haben.
Wie gleicht sich das evolutionär aus?
Auch wenn homosexuelle Männer selbst weniger Kinder bekommen, werden die Gene für Androphilie trotzdem weitervererbt – und zwar über ihre weiblichen Verwandten.
Da die Mütter und Tanten mehr Kinder haben, erhöhen sie die Wahrscheinlichkeit, dass diese Gene in der nächsten Generation weitergegeben werden. Das schafft ein evolutionäres Gleichgewicht, weil:
die Gene nicht verschwinden, obwohl homosexuelle Männer weniger Nachwuchs haben,
sie stattdessen über die fruchtbareren weiblichen Verwandten weitervererbt werden.
Zusammenfassung
Die SAGH besagt also, dass es genetische Faktoren gibt, die sowohl die sexuelle Orientierung als auch die Fruchtbarkeit beeinflussen. Während diese Faktoren bei Männern dazu führen können, dass sie androphil sind (und somit weniger Kinder haben), steigern sie gleichzeitig die Reproduktionsrate der weiblichen Verwandten. Dadurch bleibt das genetische System im Gleichgewicht.
👉 Kurz gesagt: Gene, die Androphilie begünstigen, werden nicht “ausselektiert”, weil sie gleichzeitig die Fruchtbarkeit von Frauen erhöhen und dadurch insgesamt weitergegeben werden können.
➢Eine evolutionäre Alternativerklärung (Julia D. Monk et al., 2019):
📌 Grundannahme:
Same-Sex-Behavior (SSB) & Different-Sex-Behavior (DSB) entstanden zeitgleich mit Sexualität.
🔹 Entwicklung von Paarungsverhalten:
Frühe Spezies paarten sich undifferenziert, ohne Unterscheidung nach Geschlecht.
Heterosexuelles Paarungsverhalten entwickelte sich erst, als die Kosten für Partnerwahl zu hoch wurden.
Dies führte zur Entstehung sexueller Polymorphismen (verschiedene sexuelle Strategien).
🔹 Warum SSB bestehen bleibt:
Wenn keine hohen Verpartnerungskosten bestehen, bleibt gleichgeschlechtliches Verhalten erhalten.
Reproduktive Fitness wird oft durch eine intermediäre Mischung aus SSB & DSB maximiert.
🔹 Fazit:
Flexibles sexuelles Verhalten über die Lebensspanne & Populationen ist eher die Norm als die Ausnahme.
Heterosexuelle Exklusivität ist ein späteres evolutionäres Phänomen und nicht universell.
KOMBINATION AUS BIOLOGISCHER UND
LERNTHEORETISCHER THEORIE
📖 „Exotic becomes Erotic“ (Daryl Bem, 1996, 2000)
1️⃣ Biologische Faktoren prägen die Persönlichkeit des Kindes.
2️⃣ Persönlichkeit beeinflusst Verhaltenspräferenzen:
Gender-konforme Kinder → spielen mit gleichgeschlechtlichen Peers.
Gender-diskonforme Kinder → spielen häufiger mit gegengeschlechtlichen Peers.
3️⃣ Gefühl der Zugehörigkeit zur bevorzugten Peer-Gruppe entsteht.
4️⃣ Psychologische Erregung tritt in Gegenwart der „anderen“ Gruppe auf (weil ungewohnt).
5️⃣ Diese Erregung wandelt sich später in sexuelle Anziehung.
🎯 Fazit:
Sexuelle Orientierung könnte durch eine Wechselwirkung zwischen Biologie, Sozialisierung & psychologischer Erregung entstehen.
UNTERSCHIEDSFORSCHUNG…
➢…entlang der ‚Alltagstheorie der Zweigeschlechtlichkeit‘ und ‚Binarität‘ sexueller
Orientierung
▪Raumvorstellung:
−Homosexuelle Männer weisen schlechtere Leistungen in Aufgaben zur
Raumvorstellung (mentales Rotieren) auf
−Homosexuelle Frauen hingegen bessere Leistungen
▪Wortflüssigkeit:
−Gay Men>Straight Women>Straight Men>Lesbians
−ABER Studien zeigen auch keine oder deutlich geringere Unterschiede
▪Memory: Homosexuelle Männer sind besser als heterosexuelle Männer in Memory
▪Händigkeit:
−extreme Rechtshändigkeit und ältere Brüder als Prädiktoren für Homosexualität
bei Männern
−lesbische Frauen sind häufiger ambidext
Biologische Theorien – Zusammenhang von Genderexpression & gleichgeschlechtlichem Verhalten (SSB)
Grundidee
Es gibt eine mögliche Verbindung zwischen zwei Aspekten:
Genderexpression → Wie sich eine Person in Bezug auf Geschlechterrollen verhält (geschlechtskonform oder nicht-konform).
Beispiel: Ein Junge, der gern mit Puppen spielt oder ein Mädchen, das lieber Fußball spielt.
Gleichgeschlechtliches Verhalten (Same-Sex Behavior, SSB) → Ob eine Person gleichgeschlechtliche romantische oder sexuelle Anziehung erlebt.
Die zentrale Frage ist: Gibt es einen biologischen Zusammenhang zwischen Genderexpression und gleichgeschlechtlichem Verhalten?
Dafür gibt es drei mögliche Mechanismen.
1️⃣ Biologischer Shift unabhängig von Genderexpression
👉 Die biologische Basis für gleichgeschlechtliches Verhalten existiert, aber ohne direkten Zusammenhang mit Genderexpression.
Biologische Faktoren wie Genetik, Hormone oder die Gehirnentwicklung beeinflussen gleichgeschlechtliches Verhalten.
Das bedeutet, eine Person kann gleichgeschlechtliches Verhalten zeigen, ohne dass ihre Genderexpression nonkonform ist.
Beispiel: Ein homosexueller Mann, der sich geschlechtskonform verhält (also gesellschaftlich als „typisch männlich“ angesehen wird).
✏️ Zusammenfassung: Gleichgeschlechtliches Verhalten kann biologisch beeinflusst sein, aber es bedeutet nicht automatisch, dass die Person sich auch geschlechtsuntypisch verhält.
2️⃣ Verstärkter Shift bei zunehmender Gender-(Non-)Konformität
👉 Je stärker eine Person von traditionellen Geschlechterrollen abweicht, desto stärker könnte auch der biologische Einfluss auf gleichgeschlechtliches Verhalten sein.
Es gibt Hinweise, dass höhere pränatale Androgenspiegel (männliche Hormone vor der Geburt) sowohl zu mehr Gender-Nonkonformität als auch zu mehr gleichgeschlechtlichem Verhalten führen könnten.
Beispiel:
Personen mit hohen pränatalen Androgenspiegeln (z. B. lesbische Frauen mit „maskulinerem“ Verhalten) zeigen möglicherweise auch eher gleichgeschlechtliches Verhalten.
Schwule Männer mit einem eher „femininen“ Verhalten könnten ebenfalls biologisch beeinflusst sein.
✏️ Zusammenfassung: Biologische Faktoren könnten stärker wirken, wenn eine Person auch geschlechtsuntypisches Verhalten zeigt.
3️⃣ Shift durch verschiedene biologische Einflussgrößen
👉 Es gibt mehrere biologische Mechanismen, die sowohl Genderexpression als auch gleichgeschlechtliches Verhalten beeinflussen.
Drei Hauptfaktoren könnten eine Rolle spielen:
Genetik → Bestimmte Gene könnten sowohl die Genderexpression als auch das gleichgeschlechtliche Verhalten beeinflussen.
Hormone → Sowohl pränatale (vor der Geburt) als auch pubertäre Hormone könnten die Geschlechtsidentität und sexuelle Orientierung mitbestimmen.
Immunologie → Die Maternal Immune Hypothesis besagt, dass das Immunsystem der Mutter eine Rolle spielen könnte.
Beispiel: Frauen, die mehrere Söhne haben, entwickeln bestimmte Antikörper, die bei später geborenen Söhnen die Wahrscheinlichkeit für Homosexualität erhöhen könnten.
🔬 Was bedeutet das?
Diese biologischen Mechanismen könnten nur bestimmte Bereiche des Gehirns beeinflussen, anstatt überall gleichzeitig zu wirken.
Deshalb gibt es Menschen, die geschlechtsuntypisches Verhalten zeigen, aber nicht homosexuell sind – und umgekehrt.
✏️ Zusammenfassung: Es gibt verschiedene biologische Mechanismen, die unabhängig voneinander wirken können.
Forschungsstand (VanderLaan et al., 2023)
🔎 Gemischte Evidenz:
Biologische Mechanismen wirken unterschiedlich bei verschiedenen Menschen.
Es gibt kein einheitliches Modell, das für alle gilt.
⚠️ Offene Fragen:
Welche biologischen Faktoren sind am wichtigsten?
Warum gibt es Gender-Nonkonformität ohne gleichgeschlechtliches Verhalten – und umgekehrt?
🧪 Fazit:
Biologische Faktoren spielen eine Rolle bei Genderexpression und gleichgeschlechtlichem Verhalten, aber sie sind nicht immer direkt miteinander verbunden.
Es gibt keinen einfachen kausalen Zusammenhang. Vielmehr beeinflussen Genetik, Hormone und Umwelt diese Eigenschaften auf unterschiedliche Weise.
Weitere Forschung ist nötig, um die genauen Mechanismen besser zu verstehen.
Zusammenfassung in einfachen Worten:
Es gibt Hinweise darauf, dass biologische Faktoren sowohl die Art beeinflussen, wie sich Menschen in Bezug auf Geschlecht verhalten (Genderexpression), als auch ihre sexuelle Orientierung (gleichgeschlechtliches Verhalten).
Aber:
✅ Man kann homosexuell sein, ohne sich geschlechtsuntypisch zu verhalten.
✅ Man kann sich geschlechtsuntypisch verhalten, ohne homosexuell zu sein.
✅ Es gibt verschiedene biologische Mechanismen (Gene, Hormone, Immunsystem), die beide Merkmale beeinflussen könnten – aber nicht bei allen Menschen gleich wirken.
👉 Es gibt also keine einfache “wenn-dann”-Regel, sondern komplexe biologische Einflüsse.
BIOLOGISCHE THEORIEN
➢Forschungsdesiderate (vgl. Doug VanderLaan et al., 2023):
▪Klare Unterscheidung Verhalten, Anziehung, Identifikation
▪Inklusion von Bi+/ambiphile Personen
▪Analyse von epigenetischen Effekten
▪Nationale repräsentative Stichproben
▪Schlussfolgerungen aus Meta-Analysen ziehen
▪Longitudinalstudien (z.B. für prä- und postnatale Hormoneffekte)
UNTERSCHIEDFORSCHUNG
➢Gaydar:
Identifikation und Kategorisierung der sexuellen
Orientierung (zumeist heterosexuell vs. homosexuell) entlang visueller und/oder auditiver Target-Reize
▪Deep neuronales Netzwerk ➔ korrekte Zuordnung von 81% der
männlichen und 71% der weiblichen Gesichter (Yilun Wang &
Michal Kosinski, 2018) → Kategorisierung entlang des Gesichts, der
Inszenierung des Gesichts oder der Art des Fotos (z.B. Hintergrund,
Vgl. Dawei Wang, 2023)?
▪Kritik/‘Blind Spots‘ (z.B. Arianne E. Miller, 2018):
−Unpräzise Operationalisierung in der Forschung
−Kann Gaydar zwischen ‘Doing Gender’ (Gender-Nonkonformität)
und sexueller Orientierung unterscheiden?
−Statistische Problematiken (Genauigkeit, Response Bias, ‘base rate
fallacy’, ‘straight categorization’ Bias)
HOMOPHOBIE
📌 Definition & Begriffe
LGBTQIA+: Sammelbegriff für sexuelle und geschlechtliche Minderheiten.
17. Mai: Internationaler Tag gegen Homophobie, Biphobie & Transphobie (IDAHOBIT).
Begriff „Homophobie“ (Weinberg, 1972):
Ursprünglich definiert als Bedrohungsempfinden in der Nähe homosexueller Personen.
Kritik an „Homophobie“ (Herek, 2016):
Kein klassisches Phänomen im Sinne einer klinischen Phobie.
Umfasst Stereotype, Vorurteile & Diskriminierung.
Geprägt durch Feindseligkeit & Ekel.
📌 Minority Stress Modell (Meyer, 2003)
Institutionalisierte Homophobie → Distaler Stress (gesellschaftliche Diskriminierung, rechtliche Benachteiligung).
Internalisierte Homophobie → Proximaler Stress (selbstübernommene negative Einstellungen).
📌 Sexuelle Diskriminierung & Stigma
Sexuelles Vorurteil → Ablehnung nicht-heterosexueller Identitäten & Gemeinschaften.
Sexuelles Stigma → Individuelle Erfahrungen mit sozialer Ablehnung.
Auswirkungen:
Hate Crimes, Bullying, Mobbing.
Belästigung am Arbeitsplatz.
🎯 Fazit: Homophobie ist kein klinisches Phänomen, sondern Ausdruck struktureller & individueller Vorurteile, die sich auf das Wohlbefinden sexueller Minderheiten auswirken.
HOMOPHOBIE
– Risikoumfelder psychischen Belastungen:
- Schulen (Dorothy L. Espelage et al., 2019)
- Sport insbesondere Mannschaftssportarten, vgl. WM in Katar
(Roberto Baiocco et al, 2018) - Internet (Manuel Gamez-Guadix & Daniel Incera, 2021):
Sexuelle Minderheiten werden häufig Opfer (40%)
STEREOTYPE
- Höhere sexuelle Aktivität, amoralisch, promiskuitiv
▪Historischer Rest, Wiederbelebung in der AIDS-Krise
▪Keine empirische Bestätigung - Pädophilie
▪ kein Zusammenhang mit sexueller Orientierung→
homosexuelle Erwachsene weisen sogar geringere Quoten
auf(!) (Gregory Herek, 2006) ABER pädophile Männer* mit männlichen
Opfern werden/wurden immer devianter diskursiviert als
pädophile Männer* mit weiblichen Opfern
DISKRIMINIERUNG
📜 Rechtliche Entwicklungen:
EU-Diskriminierungsschutz seit 2004
Österreich (§209, bis 2002): Strafverfolgung homosexueller Männer für Beziehungen mit 14–18-Jährigen (bei Heterosexuellen straffrei ab 14).
USA („Don’t ask, don’t tell“, bis 2011): Homosexuelle Soldaten mussten ihre Orientierung verschweigen.
💉 Blutspendeverbot für schwule & bisexuelle Männer:
Bis 2019 vollständiges Verbot.
Seit 2020 nur nach 12 Monaten Enthaltsamkeit.
2021: Diskussion über Verkürzung auf 4 Monate.
Herbst 2022: Änderung auf individuelle Risikobewertung unabhängig von sexueller Orientierung.
👩❤️👩 In-Vitro-Fertilisation für lesbische Paare:
Seit 2015 erlaubt, aber weiterhin rechtliche Herausforderungen.
⛪ Religiöse Arbeitgeber:
Kirchliche Arbeitgeber können weiterhin diskriminieren, besonders im Bereich der Verkündigungsarbeit.
📊 Studie „A Long Way to Go for LGBTI Equality“ (EU, 2020):
38 % erlebten Belästigung (letzte 12 Monate).
21 % fühlten sich am Arbeitsplatz diskriminiert (trotz EU-Schutz).
10 % erfuhren Diskriminierung bei der Jobsuche.
19 % berichteten über Diskriminierung in Schule/Uni.
11 % der Homosexuellen & 17 % der Trans-Personen erlebten in den letzten 5 Jahren körperliche oder verbale Gewalt.
🎯 Fazit: Trotz rechtlicher Fortschritte bleibt Diskriminierung und Gewalt gegen LGBTIQ+ Personen in Europa weit verbreitet.
SPANNUNGSFELD RELIGION
▪Christentum =
📌 Christentum bleibt gespalten: Unterschiedliche Positionen der Kirchen zu gleichgeschlechtlichen Partnerschaften und Ehen.
Katholische Kirche
Traditionelle Sicht: Ehe dient der Generationenfolge & öffentlichem Gelöbnis (Mann & Frau).
Entwicklung unter Papst Franziskus:
16.03.2021: Ablehnung der Segnung gleichgeschlechtlicher Paare.
28.01.2023: Homosexualität darf nicht kriminalisiert werden.
28.08.2023: Homosexuelle sind in der Kirche vorbehaltlos willkommen.
18.12.2023: Segnungen homosexueller Paare nun möglich.
Orthodoxe Kirchen
Allgemein: Massiver Widerstand gegen „Ehe für alle“.
Russisch-orthodoxe Kirche:
Diskutiert Wiedereinführung von Strafen für Homosexualität (Russland).
September 2024: Offizielle Bestätigung der Ablehnung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften.
Griechisch-orthodoxe Kirche:
Exkommunikation möglich.
Februar 2024: Protest gegen Einführung der Zivilehe für homosexuelle Paare.
Evangelische Kirchen
Lutherisch-evangelische Kirche:
Seit 10.03.2019: Segnung möglich, wenn eine standesamtliche Ehe besteht & die Gemeinde zustimmt.
Evangelische Kirche helvetischen Bekenntnisses:
Seit 1999 öffentliche Segnung gleichgeschlechtlicher Paare.
Altkatholische Kirche
03.07.2022: Gleich- & verschiedengeschlechtliche Paare sind im liturgischen Ritus gleichgestellt, wenn sie staatlich verheiratet sind oder eine eingetragene Partnerschaft haben.
Anglikanische Kirche
Februar 2023: Generalsynode diskutiert Segnung gleichgeschlechtlicher Paare.
🎯 Fazit: Die Haltung der Kirchen zur Homosexualität entwickelt sich unterschiedlich – während einige Öffnungen zulassen, bleiben andere bei traditioneller Ablehnung.
SPANNUNGSFELD RELIGION
Islam
1️⃣ Koran: Keine explizite Diskussion über Homosexualität.
2️⃣ Konservative Auslegungen: Basieren meist auf Hadithen, mit unterschiedlichen Auffassungen zum Strafmaß.
3️⃣ Starke regionale Unterschiede: Haltung variiert je nach Land & kulturellem Kontext.
🔹 Progressive Bewegungen & Vertreter:innen:
Al-Fatiha Foundation (1997–2011): Setzte sich für LGBTQ-Muslime ein.
Frankreich: Imam Ludovic-Mohamed Zahed – offen homosexuell, gründete inklusiven Moscheeverband.
Deutschland:
Imam Christian Awhan Hermann: Aktiv für LGBTQ-Akzeptanz im Islam.
Goethe-Moschee Berlin („Liebe ist Halal!“) – queerfreundlich, aber Anfang 2024 vorübergehend geschlossen wegen Terrordrohungen.
🔹 Konservative & salafistische Positionen:
Politisch-salafistische Prediger & Influencer:
Sehen Homosexualität als „Neigung“, die nicht ausgelebt werden dürfe.
Teilweise propagiert als „heilbar“.
🎯 Fazit:
Der Umgang mit Homosexualität im Islam ist vielschichtig & stark vom kulturellen Kontext abhängig.
Während progressive Akteure LGBTQ-Akzeptanz fördern, bleibt der Widerstand in konservativen Kreisen groß.
SPANNUNGSFELD RELIGION
▪Judentum:
Je nach Land sehr unterschiedliche Einstellungen
−Alle sexuelle Aktivität sei in der (heterosexuellen) Ehe zu kanalisieren
−ablehnende Einstellung im orthodoxen Judentum mit heterosexueller
Heiratspflicht;
− offene Haltung in liberalen und rekonstruktionistischen Gemeinden mit
Segnungen gleichgeschlechtlicher Partnerschaften
SPANNUNGSFELD RELIGION
▪Bahai:
Ablehnung gelebter Homosexualität; „Die Menschenwelt besteht aus zwei
Hälften: der männlichen und der weiblichen. Eine ergänzt die andere. Ist eine
davon unterentwickelt, so hat zwangsläufig auch die andere Mängel.“; Keuschheit
und sexuelle Abstinenz; Ausgrenzung von homosexuellen Mitgliedern
SPANNUNGSFELD RELIGION
➢Buddhismus:
Komplexes Thema, sehr unterschiedliche Sichtweisen → Begehrlichkeit jeglicher Art
führt zum Leiden; Homosexualität stellt ein Fehlverhalten dar
SPANNUNGSFELD RELIGION
➢Hinduismus:
vedische Sanskrit Schriften akzeptieren das Vorhandensein von Nicht-
Heterosexualität und weisen diesem Bevölkerungsteil besondere Aufgaben und Funktionen zu.
‚Dritte Geschlecht‘ [ tritiya-prakriti; Hijras]; in Indien gab es ,it der Kolonialzeit 1861 bis 2018 ein
Verbotsgesetzt für gleichgeschlechtliche Beziehungen
SPANNUNGSFELD RELIGION
➢Indigene Kulturen
➢ Teilweise Akzeptanz geschlechtsnonkonformer Personen in bestimmten indigenen Kulturen durch eine anerkannte Geschlechterrolle
Two-Spirit / Berdache (Native Americans)
→ Personen, die sowohl männliche als auch weibliche Rollen einnehmen, spirituelle Bedeutung haben und oft als Mittler zwischen den Geschlechtern angesehen werden.
Polynesien: Faʻafafine & Fa‘afatama
→ Faʻafafine: Personen biologisch männlichen Geschlechts, die eine weibliche Rolle annehmen und gesellschaftlich anerkannt werden.
→ Fa‘afatama: Entsprechende Bezeichnung für Personen, die biologisch weiblich sind, aber eine maskuline Rolle leben.
Muxes (Zapoteken, Mexiko)
→ Homosexuelle Gemeinschaft mit ausgeprägter Feminität, stark ästhetischer Orientierung und gesellschaftlicher Anerkennung innerhalb der Gemeinschaft.
Machi (Mapuche, Chile & Argentinien)
→ Schamaninnen und Heilerinnen, deren Geschlechtsidentität durch Selbstdefinition und Spiritualität bestimmt wird. Sie nehmen eine besondere religiöse und gesellschaftliche Rolle ein.
Diese Konzepte zeigen, dass Geschlechtsidentität und sexuelle Orientierung in vielen indigenen Kulturen historisch flexibler betrachtet wurden als in westlich geprägten, monotheistischen Traditionen.