3. Folienpaket Gender Flashcards

1
Q

Thema Geschlecht ist alltagstheoretisch ein
‚No Brainer‘

A

Alltagstheorie der Zweigeschlechtlichkeit (vgl. Carol
Hagemann-White, 1984) oder ‚the Gender/Sex
Binary‘ (vgl. Judith Butler, 1990; Janet Shibley Hyde et al., 2019)- binären/dichotomen
Sicht in Denken, Wahrnehmen und Handeln →Mann
und Frau werden als Gegensatzpaare gedacht (vgl.
amtliche Dokumente, Toiletten, Fragebögen,
Polaritätsprofil etc.)
„Man hat ein Geschlecht erst, wenn man es für andere
hat“

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2
Q

Sex Definition

A

Sozial vereinbarte biologische Systeme (Regine Gildemeister, 2008); üblicherweise die 3Gs [genetics – gonad – genitalia]

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3
Q

Sex-Kategorie

A

Die externe Zuordnung bzw. Inszenierung eines Geschlechts „[…] aufgrund der (meist) sozial geforderten
Darstellung einer erkennbaren Zugehörigkeit […]“(Regine Gildemeister, 2008). → diese muss weder der
Geburtsklassifikation noch der Genderidentität entsprechen.“→ orientiert sich z.T. an gesellschaftlich tolerierten
bzw. juristisch vorgegebenen Geschlechtskategorien

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4
Q

Gender

A

„Die intersubjektive Validierung in Interaktionsprozessen durch ein situationsadäquates Verhalten und Handeln im
Lichte normativer Vorgaben und unter Berücksichtigung der Tätigkeiten, welche der in Anspruch genommenen
Geschlechtskategorie angemessen sind.“ (Regine Gildemeister, 2008, S. 137); multidimensionales Konstrukt (Charlotte Chuck Tate et al.,
2014)
Das „ganze Theater“ rund um Geschlecht inklusive Kostüm, Skript, Bühne und Zuschauer*innen (Thekla Morgenroth &
Michelle K. Ryan, 2021)

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5
Q

Gender-
expression/
Doing Gender

A

Verhalten, Aussehen, Name, Inszenierung, die mit Geschlecht einhergeht (inkl. Genderrollen) – entlang von
Maskulinität vs. Femininität; ist kontextabhängig (Steph Anderson, 2020); je freier eine Gesellschaft, desto variabler und
volatiler werden Genderexpressionen; entspricht nicht notwendigerweise der Genderidentität; Geschlecht als
soziale Konstruktion, als fortlaufender Herstellungsprozess (vgl. Candance West & Don H. Zimmermann, 1987); Geschlecht 
Subjektvariable, sondern Stimulusvariable; Geschlechtsidentität als diskursive Praxis (vgl. Judith Butler, 1991)

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6
Q

Gender/Sex Definition

A

Drückt aus, dass ein Begriff nicht ohne den anderen gedacht werden sollte, weil die beiden Begriffe sich
gegenseitig bedingen (Anne Fausto-Sterling 2019, Janet Shibley Hyde et al., 2019)

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7
Q

Genderidentität Definition

A

Multidimensionales Konstrukt biologischer Faktoren, Umweltfaktoren, Selbstverständnis und kultureller
Erwartungen; Gefühl einer Zugehörigkeit und Stimmigkeit

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8
Q

SEX

A

➢Zuschreibung bei der Geburt bzw. Ultraschall i.d.R. entlang phänotypischer
Merkmale
▪3Gs (Genetik, Gonaden, Genital) (Daphna Joel, 2012)
▪Achtung Genetik geht weit über XX, XY hinaus…mittlerweile sind mehr als 30 Gene
bekannt (z.B. SRY, NR5A1, SOX9, DAX1, WNT4, RSPo1), die eine Rolle spielen (Dorien
Baetens et al., 2019)
▪5. Schwangerschaftswoche → Ausdifferenzierung der Gonaden →
Hormonausschüttung führt ab 10. bis. 12. Gestationswoche zur genitalen Ausbildung
▪Minipubertät während der ersten 6 Monate → bei Buben kommt es im 2./3. Monat
zu einem Testosteron-Anstieg mit (hohe Variabilität), das bis zum 6. Monat wieder abfällt und leichtem Anstieg des lutenisierenden Hormons, bei Mädchen steigt
ebenfalls Testosteron (aber geringer) und Follikel stimulierendes Hormon (FSH;
deutlich mehr als bei Buben), was bis ins 4. LJ anhält. Estradiol steigt bei beiden Geschlechtern

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9
Q

Rahmenmodell der Genderperformanz und
Genderrezeption (Thekla Morgenroth und Michelle K.
Ryan, 2021)

A

liefert Erklärungsversuche zur
Aufrechterhaltung der Sex/Gender Binarität
Basierend auf Ervin Goffman (1959) „The presentation
of Self in Everyday Life“ und Gender Trouble (Judith
Butler, 1990)
Charakter → was wird dargestellt (meist essentialistisch
als Frau vs. Mann)
Costume (Kostüm) → Körper (inkl. Genitalien) und
Aussehen
Script → Darstellung/Inszenierung des Charakters
Stage (Bühne) → Umfeld in dem die ‚Show‘ stattfindet
Audience (Zuseher*innen) →die sich die Show
anschauen (inklusive man selbst); Zustimmung/Ablehnung
hängt ab
a. Individuellen Faktoren
b. Gruppen-bezogenen Faktoren
c. Kontextuellen Faktoren
Performance-based Gender Trouble vs. Context-based
gender Trouble

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10
Q

GENDER/SEX

A

➢‚sex‘ und ‚gender‘ sind weder dichotom noch unabhängig
voneinander, eines kann nicht ohne das andere gedacht und
beforscht werden (Rhoda K. Unger & Mary Crawford, 1993;
Janet Shibley Hyde et al., 2018)
➢‚gender/sex‘ als „ “whole people/identities and/or aspects of women, men and people that relate to identity and/or cannot really be sourced specifically to sex or gender” (Sari
M. van Anders, 2015, S. 1181).
➢‘gender/sex’ als dynamisches System, das bereits im Säuglingsalter entsteht und durch persönliche Interaktionen und
kulturelle Durchsetzung beibehlten wird (Anne Fausto-Sterling,
2019)

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11
Q

GESCHLECHTSIDENTITÄT (GENDER IDENTITY )

A

➢Selbst-Kategorisierung der gegenwärtigen
Geschlechtsidentität⇨ Persönlichkeitstrait? (Avshalom Caspi,
Brent W. Roberts & Rebecca L. Shiner, 2005)
➢AFAB…assigned female at birth
➢AMAB…assigned male at birth
➢(AIAB…assigned intersex at birth…noch nicht sehr gebräuchlich)
▪Annahmen über Geschlechtsidentität, Genderexpression und
sexuelles Begehren (=Heterosexualität) gehen damit einher

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12
Q

Cis →

A

Menschen, deren Selbst-Kategorisierung mit der Geburtskategorisierung
übereinstimmt

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13
Q

Transsexualität

A

(veralteter Begriff) geprägt von Harry Benjamin (1966),
damals in Abgrenzung von Transvestismus

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14
Q

Transgender

A

(veralteter Begriff) → 1990er Oberbegriff für Transsexuelle,
Transvestiten und gendervariante Menschen → politischer Begriff

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15
Q

Trans*/Geschlechtsdivers →

A

inkludiert auch andere Formen wie genderfluid,
non-binary, neutrios, agender etc. (Schätzungen liegen bei 5,5 von 100.000
Personen; Sonja Meyer zu Hoberge; 2009)

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16
Q

Intersexualität/ Inter* →

A

Menschen, die mit Variationen von
Geschlechtsmerkmalen geboren wurden; große Bandbreite, manchmal bereits
bei Geburt sichtbar, manchmal zeigen sie sich erst im Laufe des Lebens →
Schätzungen reichen von 0.018% bis 10%

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17
Q

Gender-Divers/Gender-Expansive:

A

Personen deren Genderexpression nicht in das
Cis-binäre Schema passt (Stephanie Brill & Rachel Pepper, 2022)
▪Trans* und nicht-binär können als Unterkategorien verstanden werden

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18
Q

Nicht-binäre

A

Personen erleben ihre Geschlechtsidentität außerhalb der binären
Geschlechterordnung und definieren sich nicht ausschließlich als männlich oder weiblich
▪Agender Personen ordnen sich zu keiner bestimmten Geschlechtsidentität zu
▪Polygender / genderfluid /genderqueer Personen integrieren Merkmale mehrerer
Geschlechter entweder gleichzeitig oder zu unterschiedlichen Zeiten

19
Q

Cisnormativität:

A

Diskurs, der biologisch essentialistisch eine Zweigeschlechtlich (Frau/Mann) voraussetzt und die Idee, dass Sex und Gender zusammengehen (sollten); Frauen haben demnach körperliche Eigenschaften die mit weiblichem ‚sex‘
assoziiert sind und detto Männer, d.h. weiblich=Frau und männlich=Mann (Geist,
Reynolds, & Gaytán, 2017; Esteban López Medina, 2022).
▪Nicht-binäre und Trans* Personen werde delegitimiert

20
Q

Cisgenderism

A

bezieht sich auf die Idee, dass es möglich ist die Gender-Identität zu
sehen oder aus körperlichen oder psychologischen Charakteristika
zurückzuschließen; setzt ein binäres Gendersystem mit zwei diskreten
Geschlechtern, die biologisch determiniert sind voraus (Y Gavriel Ansara & Peter
Hegarty, 2013, 2014)
▪Delegitimierung individueller Genderidentitäten

21
Q

Genderforschung ⇨

A

Herstellung von Geschlechtszuschreibung
und Auswirkungen dieser Zuschreibungen.

22
Q

Engendering:

A

Versuch gegenderte Einflüsse aufzuzeigen und
aufzubrechen

23
Q

Embodiment:

A

Handlungen eines Individuums beeinflussen Aufbau
und Funktion des biologischen Körpers (z.B. des Gehirns, der
Hormonkonzentration), sie schreiben sich in den Körper ein.

24
Q

GENDERIDENTITÄT
➢Genderidentität = multidimensionales Konstrukt

A

binäre Entscheidung beginnt i.d.R. mit 3 Jahren und hat sich bis zum 6.
Lebensjahr meist stabilisiert
2. und 3. Gefühlte Typikalität gegenüber dem selben Geschlecht bzw. dem
anderen Geschlecht
−Bildung von idealtypischen Vorstellungen von weiblich/männlich ab 3 Jahren
−Mehr cross-gender Typikalität bei Mädchen
4. Gender Zufriedenheit (gender contentedness): Nicht nur Zufriedenheit mit der
Zuweisung, sondern auch Abwägung von Vor- und Nachteilen;
−Mädchen sind generell weniger zufrieden und cross-gender Interessen erhöhen
auch die Popularität in Peer-Gruppen (nicht so bei Buben!).
−Unsichere Bindung zu primären Bezugspersonen ist mit höherer Gender
Unzufriedenheit korreliert
−Kognitive Inflexibilität ist ebenfalls mit höherer Gender Unzufriedenheit korreliert
−Biologische Korrelate (Genetik, pränatale und pubertäre Hormonsituation,
Gehirnreifung, Temperamentsdimensionen etc.)

  1. Gefühlter Druck der Genderdifferenzierung (felt pressure for gender
    differentiation): Vermeidung von cross-gender Verhalten infolge von
    z.B. Lächerlich-Gemacht-Werden, Kritik, Scham etc. wobei Eltern/Bezugspersonen, Geschwister, Peers etc. hier wichtig sind.
    − Für Buben stärker (insb. bei unsicherer/vermeidender Bindung an die Mutter)
  2. Intergroup Bias: Das eigene Geschlecht wird als überlegen angesehen.
  3. Gender Zentralität: Wie wichtig wird Geschlecht als Teil der Identität
    gesehen
  4. Gender Frustration: Ungerechtigkeitsgefühle weil bestimmte
25
Q

ENTWICKLUNG DER GESCHLECHTSIDENTITÄT

0 bis < 3 Jahre

A

(Blickfixationsstudien, einfache Zuordnungsaufgaben)
➢3./6. Monat…Babys scheinen männliche und weibliche Stimmen auseinanderhalten zu können
➢9.-12 Monat…männliche und weibliche Gesichter scheinen unterschieden
werden zu können
➢10. bis 14. Monat Filme mit Kindern des gleichen Geschlechts
(Genderexpression durch Kleidung und Haare) werden länger betrachtet (insbesondere von Mädchen); Genital hat keine/wenig Bedeutung
➢Ende 2. Lj…Spielzeug wird geschlechtstypisch überzufällig zugeordnet
➢Zuordnung des eigenen Geschlechts bzw. des Geschlechts von Personen
auf Bildern gelingt erst zwischen 2.5 und 3 Jahren

26
Q

ENTWICKLUNG DER GESCHLECHTSIDENTITÄT

3 bis 6 Jahre

A

➢Bis 3 Jahre ist männlich/weiblich, Frau/Mann, Mädchen/Bub so etwas wie ein Name
➢Ab 3 Jahre → geschlechtliche Konstanz; Kategorisierungs-Strenge / bzw.
-Rigidität; Intergroup Bias und Gender-Zufriedenheit gewinnt an Bedeutung
➢Gegenderte metaphorische Spielzugbenennung (Stofftiere, Farben,
Objekte etc.) werden häufig gegendert
➢Typikalität gegenüber dem eigenen bzw. dem anderen Geschlecht wird
nun bewertet
▪Reaktive Distinctiveness-Hypothese → Verhaltensrepertoire wird deutlich
gegendert (Einfluss Kultur, Medien, Eltern, Peers etc.)

27
Q

ENTWICKLUNG DER GESCHLECHTSIDENTITÄT

7 bis 11 Jahre

A

➢Differenzierung früher erworbener Genderidentität
(Genderexpression inkl. genitale Grundlage)
➢Gegenderte Zuordnung von Spielzeug, Aktivitäten,
Berufsrollen, Do‘s und Don‘ts entspricht den
gesellschaftlich/kulturellen Vorgaben → Aufweichung
rigider Geschlechterzuordnungen; Geschlechtsneutralität
gewinnt an Bedeutung

28
Q

ENTWICKLUNG DER GESCHLECHTSIDENTITÄT

Pubertät bis Adoleszenz

A

➢Körperlichen Veränderungen  erhöhte Selbstaufmerksamkeit
➢Viele Fragen:
▪Akzeptanz des Körpers
▪Sexuelle Orientierung
▪Aufbau neuer Beziehungen zu Gleichaltrigen
▪Umgang mit gesellschaftlich vorgegebenen Geschlechtsrollen
▪Ausbildung schulischer/beruflicher Interessen
▪Vorbereitung auf berufliche/familiäre Rollen
➢Genderzentralität und Genderfrustration werden jetzt sehr wichtig!

29
Q

GENDER-STEREOTYPE

A

➢„sind kognitive Strukturen, die sozial geteiltes Wissen über die
charakteristischen Merkmale von Frauen und Männern enthalten“
(Thomas Eckes, 2008, S. 171)
▪Individuelles Wissen und konsensuell, kulturell geteiltes Wissen
▪deskriptiv (Überraschungseffekt!) und präskriptiv
▪Gender Belief Systems: komplexe Glaubenssysteme über die
Unterschiedlichkeit von Frauen und Männern finden sich z.B. bei
manchen naturwissenschaftlich ausgerichteten Wissenschaflter*innen
(Simon Baron-Cohen, 2002, 2006; Louann Brizendine, 2013ab; Axel
Meyer, 2015 etc.) oder bei diversen populärwissenschaftlichen
Büchern, Comedy-Shows, Sketches/Witze über Frauen und Männer etc.

30
Q

SEXISMUS

A

➢Bewusste oder unbewusste Diskriminierung von Menschen auf Grund ihres
Geschlechts
▪in 1960er Jahren analog zum ‚racism‘ eingeführt
▪betrifft alle Geschlechter
▪hierarchisierende Ideologie
▪kulturell bedingt und institutionell verankert
➢Traditioneller/offener Sexismus:
▪Stereotypenkonforme Betonung von Geschlechtsunterschieden
▪Meist. Minderwertigkeit von Frauen (relativ zu den Männern).
▪Befürwortung herkömmlicher Geschlechterrollen

31
Q

➢Europarat (27. März 2019): „Preventing and Combating Sexism“

A

▪International (47 Mitgliedsstaaten) vereinbarte Definition von Sexismus

… is a manifestation of historically unequal power relations between women
and men, which leads to discrimination and prevents the full advancement of
women in society (Council of Europe, 2019, S. 5)
−kommt in allen gesellschaftlichen Bereichen vor
−wird durch Geschlechterstereotype verstärkt und verhindert Gender-
Gleichheit und eine inklusive Gesellschaft
−verhindert das Empowerment von Frauen und Mädchen
−ist mit Gewalt verlinkt (Alltagssexismus als Teil eines Gewaltkontinuums)
▪Enthält Guidelines für viele Situationen, spricht sich für bewusstseinsbildende
Maßnahmen aus z.B. gendersensible Sprache, Hate Speech in Sozialen Medien
u.v.m)

32
Q

SEXISMUS
➢Neosexismus/moderner Sexismus:

A

Abstreiten, dass sexuelle
Diskriminierung weiterhin als Problem besteht und die Ablehnung
von Maßnahmen, die darauf abzielen, Ungleichheit weiter
abzubauen

33
Q

➢Hostiler Sexismus:

A

Aggressiv aufgeladene Demontage eines
Geschlechts; feindselige Überzeugung, dass ein Geschlecht einen
höheren Status verdient als das andere
−Misogynie (Frauenfeindlichkeit bzw. Frauenhass)
−Misandrie (Männerhass)

34
Q

BENEVOLENTER SEXISMUS

A

➢Erscheint zumeist im Gewand von
Ritterlichkeit bzw. Kavalierstum;
▪protektive Paternalität
▪komplementäre Geschlechterdifferenzierung
▪heterosexuelle Intimität
➢Belohnung traditioneller Geschlechterperformanz
➢Einschränkung auf bestimmte Bereiche (‚gläserne Decke‘,
‚gläserner Aufzug‘)

−„Eiserne Faust im Samthandschuh (velvet glove)“ (Mary, R. Jackman,
1994)
−Korreliert negativ mit kognitiver Leistungsfähigkeit bei Frauen ⇨
stereotype threat? (Benoit Dardenne et al. 2007)
−Frauen die häufig benevolentem Sexismus ausgesetzt sind, finden
die herrschenden Geschlechternormen eher gerecht (Julia C. Becker
& Stephen C. Wright, 2011)
−Benevolenter Sexismus begünstigt traditionelles Hilfeverhalten (Frau
sucht Hilfe, Mann hilft) und perpetuiert damit traditionelle
Geschlechterrollen (Nurit Shnabel et al., 2015)

35
Q

Benevolenter Sexismus gegenüber Männern

A
  • wenig erforscht ⇨ “Männer sind wie
    Babies, wenn Sie krank sind“ vs.
    Idealisierung im Hinblick auf
    Versorger/Beschützer
  • Aktive Väter werden oft nicht ernst
    genommen
36
Q

AMBIVALENTER SEXISMUS

A

➢Diskriminierungs-Zuneigungs-Paradox (Thomas Eckes,
2002)/ambivalenter Sexismus (Peter Glick & Susan T. Fiske,
1996): Zusammenspiel zwischen hostilem und benevolentem
Sexismus sowie struktureller Macht und dyadischer Macht
− Frauen, die sich konform zu traditionellen Geschlechterrollen
verhalten, werden mit benevolentem Sexismus belohnt
− hostiler Sexismus wird gegen nicht-traditionelle Frauen
eingesetzt

37
Q

AMBIVALENTER SEXISMUS
➢Systematisches Review von 654 Artikeln (Orly Bareket & Susan T.
Fiske, 2023)

A

▪Hostiler Sexismus schützt maskuline Machtdynamiken → direkte
Vorurteile, Macht und Sexualitätsdynamiken
▪Benevolenter Sexismus leitet traditionelle Gender-Rollen-Verständnis
an → Abhängigkeit, Paternalismus vs. wärme und Empathie
▪ Hostiler und benevolenter Sexismus sind positiv korreliert
(kulturvergleichende Studie in 19 Ländern; Peter Glick et al., 2000);
je stärker Frauen strukturell benachteiligt sind und je schlechter ihre
Lebensqualität im Vergleich zu Männern, desto mehr ambivalenter
Sexismus findet sich.

38
Q

INTERNALISIERUNG VON SEXISMUS

A

▪ Hostiler Sexismus ⇨wird fast in allen Ländern von Frauen stärker
abgelehnt
▪ Benevolenter Sexismus ⇨ von Frauen stärker befürwortet
− … suggeriert negative Konsequenzen ausgleichen zu können
* …. Teil weiblicher Geschlechtsidentität ⇨ self silencing beliefs ⇨
friedliches, harmonisches Miteinander
* …korreliert negativ mit subjective-wellbeing (Janet K. Swim et
al., 2010)
* …unterminiert (subtil) ECHTE Gleichstellungsagenden am
Arbeitsplatz (Ivona Hideg & D. Lance Ferris, 2016)

39
Q

BEGRIFFLICHKEITEN
➢Androzentrismus:

A

i.e. Männerzentriertheit; Sichtweise, die Männer
ins Zentrum stellt und zur Norm erhebt

40
Q

BEGRIFFLICHKEITEN
➢Doppelte Standards:

A

z.B. bei Sexualität (vgl. Promiskuität und
Homosexualität), bei psychiatrischen/psychologischen Diagnosen,
Normtabellen!?, Frauen-Quoten!?
▪Frauen in stereotypeninkonsistenten Berufen werden für Fehler strenger
verurteilt (Victoria L. Brescoll, Erica Dawson & Eric Luis Uhlmann, 2010)
▪Männer werden in stereotypeninkonsistenten Berufen als weniger kompetent
bewertet (Madeline E. Heilman & Aaron S. Wallen, 2010)

41
Q

HEGEMONIALE MÄNNLICHKEIT

A

➢Tim Carrigan, Bob Connell und John Lee 1985 ⇨
kulturell herausgehobene Form von Männlichkeit an
der Spitze einer Hierarchie von Männlichkeiten
▪ „…jene Konfiguration geschlechtsbezogener Praxis
[…], welche […] die Dominanz der Männer, sowie
die Unterordnung der Frauen gewährleistet (oder
gewährleisten soll)“ (Rawyn Connell , 1999)
−Unterdrückte Männlichkeiten: z.B. „homosexuelle
Männlichkeiten“
−Komplizenhafte Männlichkeiten: Mehrheit der
Männer, profitieren durch die ‚patriarchale
Dividende‘
−Marginalisierte Männlichkeiten: Männlichkeiten
unterdrückter Schichten, Ethnien

42
Q

PATRIARCHALE WEIBLICHKEIT UND FEMMEPHOBIA

A

➢Patriarchale Weiblichkeit → normative weibliche Ideale
entlang der Diversitäts-Dimensionen Gender/Sex,
Ethnizität/Race, Ability, soziale Klasse
➢Femmephobia → systematische Abwertung der Weiblichkeit
und die Regulierung der patriarchalen Weiblichkeit (weibliche
Übertretungen in Bezug auf Ethnizität, Klasse, Sexualität,
Fähigkeiten usw. werden kontrolliert) → Gender-Grenzen und
Gender-Normen werden aufrechterhalten

43
Q

Femmephobia geht von Hegemonialer
Männlichkeit aus

A
  1. Unterordnung/Zurückstufung der
    Weiblichkeit
  2. AFAB die patriarchale Feminität zeigen →
    ‚richtige‘ Frauen, die kontrolliert werden und
  3. maskulinen Schutz erfahren; AFAB die von
    patriarchaler Feminität abweichen (slut-
    shaming, Ethnizität, sex. Orientierung, soz.
    Klasse → ‚Frauen 2. Klasse‘
  4. Effeminate realm…Gefahrenzone für AFAB-
    Körper, die nicht mehr weiblich erscheinen
    → Deevaluierung, Dehumanisierung
  5. AMAB, die von der hegemonialen
    Maskulinität durch Feminisierung abweichen
44
Q

GENDER MAINSTREAMING

A

➢politischer Begriff
➢Genderfragen sollen immer und überall mitgedacht und
eingearbeitet werden
➢offizielles Ziel der Gleichstellungspolitik der EU seit dem
Amsterdamer Vertrag 1997/1999.
−Definition des Europarates 1998: Gender Mainstreaming besteht in
der (Re-)Organisation, Verbesserung, Entwicklung und Evaluierung der
Entscheidungsprozesse, mit dem Ziel, dass die an politischer Gestaltung
beteiligten Akteurinnen und Akteure die Gleichstellung zwischen
Frauen und Männern in allen Bereichen und auf allen Ebenen
integrieren.