DE: Entwicklung von Lern- & Leistungsschwierigkeiten Flashcards
Ordnung von Lernschwierigkeiten
- vorübergehend & partiell: Lernrückstände in Einzelfächern
- vorübergehend & generell: Schulschwierigkeiten / neurotische Störung
- überdauernd & partiell: LRS / Rechenschwäche
- überdauernd & generell: Lernschwäche/ -behinderung, geistige Behinderung
Hauptkategorien spezfischer Lernstörungen
- Lese- und Rechtschreibstörung (F81.0)
- isolierte Rechtschreibstörung (F81.1)
- Rechenstörung (F81.2)
- kombinierte Störung schulischer Fertigkeiten (F81.3)
Diagnostische Kriterien für spezfische Lernstörungen
- Leistung muss deutlich unter dem aufgrund des Alters und der Intelligenz zu erwartenden Niveau liegen
- Lernbereichsspezifische Minderleistung
- Ausschluss neurologischer und sensorischer Beeinträchtigungen
Diagnostik von Intelligenz
- Def. Intelligenz: Fähigkeit, zweckvoll zu handeln, vernünftig zu denken und sich mit seiner Umgebung wirkungsvoll auseinanderzusetzen
- IQ: Messergebnis eines Intelligenztests, der angibt, wie stark die intellektuelle Leistungsfähigkeit einer Person vom Durchschnitt der Vergleichsgruppe bzw. Altersstufe abweicht
- IQ nach Wechsler: Mittelwert 100, SD 15, Durchschnitt 85-115
Intelligenz als Prädiktor für Schulerfolg
- Korrelation mit Schulleistung: r = .50 - .60 (Rost, 2013)
- Intelligenz spielt bei mangelndem Vorwissen bedeutende Rolle
- Schulwissen hierarchisch strukturiert → Vorwissen gewinnt an Bedeutung
→ Intelligenz ist sehr gut messbar (objektiv, reliabel, valide, ökologisch)
→ Intelligenz ist ein gut untersuchtes psychologisches Konstrukt mit starker theoretischer Basis
Intelligenzdiagnostik – Beispiel (Test)
WISC V (Wechsler Intelligence Scale for Children – Fifth Edition)
- Erfassung kognitiver Fähigkeiten von Kindern und Jugendlichen der Altersgruppe von 6;0 bis 16;11
- Einschätzung des Entwicklungsstandes, Analyse der Stärken und Schwächen → Ableitung einer differenzierten Förderung
- Diagnose von sonderpäd. Förderbedarf/ von Lernbehinderungen/ von Hochbegabung
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5 Indizes
* Arbeitsgedächtnis
* Sprachverständnis
* Verarbeitungsgeschwindigkeit
* visuell-räumliches Denken
* Fluides Schlussfolgern
=> Umrechnung der Ergebnisse in Wertpunkte (alternorm.), Umrechnung in Index-Werte (standardisiert)
=> Ermittlung des Gesamt-IQs
Fördermodelle für (hoch-)begabte Kinder
Akzeleration (Beschleunigtes Lernen)
- Vorzeitige Einschulung
- Überspringen von Klassen
- Teilunterricht in höheren Klassen
Enrichment (Vertieftes Lernen)
- Wahl zusätzlicher (Leistungs-)Kurse
- Schülerakademien
- „Jugend forscht“, „Jugend musiziert“
Kombination von Akzeleration & Enrichment
- Intensivkurse
- Spezialschulen und Schulen mit Hochbegabtenklassen
- Frühstudium
Diagnostik von Lernstörungen: Ausschlusskriterium
- allg. Entwicklungsverzögerung
- Intelligenzminderung
- Mangel an Gelegenheit zu lernen
- Neurologischen Störungen oder psychiatrische Erkrankungen
- oder andere Hirnschädigung/Krankheit
Doppeltes Diskrepanzkriterium
- Die Leistung eines Kindes muss unter dem nach dem Alter bzw. der Beschulung UND der Intelligenz zu erwartenden Niveau liegen.
=> Das betroffene Kind bleibt hinter den für die Klassenstufe typischen Leistungen und auch hinter den eigenen allgemeinen kognitiven Fähigkeiten zurück
multimodale Anamnese: verschiedene diagnostische Schritte
- Anamnese und Exploration der Entwicklung sowie aktuellen Situation des Kindes
-
Verhaltensbeobachtung und Aussagen zur Schulleistung der SchülerInnen von Eltern
und Lehrkräften - Testpsychologische Untersuchung (Intelligenzdiagnostik/ normierte Schulleistungstests)
- Komorbide Störungen berücksichtigen (evtl. Diagnostik weiterer Teilleistungsbereiche)
Störungsbild LRS
vielfältigen Erscheinungsbilder von Lese- und Rechtschreibschwierigkeiten, z.B.
- Lesegenauigkeit
- Lesegeschwindigkeit
- Leseverständnis
- erhöhte Anzahl an Rechtschreibfehlern (aber keine typischen „Legasthenikerfehler“)
LRS: Kriterien der Diagnostik nach ICD 10
A. Lesegenauigkeit oder-verständnis mindestens zwei SD unterhalb der zu erwartenden altersgemäßen Lesefertigkeit. IQ und Lesefertigkeiten wurden erfasst.
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B. Störung behindert die Schulausbildung oder Tätigkeiten, die Lesefertigkeiten erfordern.
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C. Nicht bedingt durch eine neurologische Krankheit
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D. Beschulung in einem zu erwartenden Rahmen
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E. Ausschlussvorbehalt: Non-verbaler IQ unter 70
Sekundäre Begleitprobleme von LRS
- Geringe Anstrengungsbereitschaft
- Allgemeine Schulunlust
- Psychosomatische Beschwerden
- Niedriges akademisches Selbstkonzept
Ätiologie (ursächliche Faktoren) von LRS
- internalen Faktoren: z.B. Intelligenz und die Konzentrationsfähigkeit
- externalen Faktoren: z.B. Unterricht und die außerschulische Unterstützung
- phonologischen Informationsverarbeitung (phonologischen Bewusstheit, des phonologischen Arbeitsgedächtnisses und des Abrufs aus dem Langzeitgedächtnis)
- Defizite im Bereich der visuellen Informationsverarbeitung
Prävention LRS
Phonologische Bewusstheit als guter vorschulischer Prädiktor des (frühen) schulischen Schriftspracherwerbs heraus
→ Trainingsprogramme der Vorläuferfähigkeiten, z.B. „Hören, lauschen, lernen“
→ Lese- & Rechtschreibschwierigkeiten ab Ende der 2. Klasse relativ stabil => davor fördern!
Merkmale & Kardinalsymptome ADHS
Beginn der Störung liegt vor dem siebten Lebensjahr und dauert schon mindestens sechs Monate an
Unaufmerksamkeit
- Flüchtigkeitsfehler
- Vergesslichkeit
- scheint nicht zuzuhören, ergisst Anweisungen …
Hyperaktivität
- Zappeln, random Aufstehen
- exzessive motorische Aktivität, laufen, klettern, …
Impulsivität
- mit Antwort herausplatzen
- kann nicht warten
- unterbricht andere
- redet übermäßig viel (ohne angemessen auf soziale Beschränkungen zu reagieren)
=> Bei Kindern und Jugendlichen mit hohem Schweregrad treten Verhaltensweisen in allen der drei Symptombereiche in allen Lebensbereichen (Elternhaus, Schule, …) auf
ADHS: Verlauf
- Hohe Anzahl von Komorbiditäten und weiteren Problembereichen (z.B. schulische Disziplinierungsmaßnahmen, Verkehrsunfälle…)
- ADHS ist sehr stabil, auch wenn mit der Zeit und dem Übergang zum Erwachsenenalter die Intensität der Probleme zurückgehen kann
KiGa & Vorschule
* motorische Unruhe
* Stabilität von ADHS-Symptomen in diesem Alter eher niedrig
* erhöhtes Aggressionsniveau, negative Interaktion mit den Eltern
Grundschulzeit
* Aufrechterhaltung von Aufmerksamkeit und die Kontrolle motorischer Unruhe schwierig
* oppositionelles Verhalten
* negative Auswirkungen auf die Leistungen und auf das Selbstwertgefühl der Kinder
Jugend- & Erwachsenenalter
* motorische Unruhe geht zurück
* Aufmerksamkeitsprobleme unverändert
* Risiko für eine Reihe an komorbiden Störungen
Wichtige Bausteine der ADHS-Diagnose
- Umfassende Anamnese mit Eltern/ Lehrkräften/ Betroffenen
- Körperliche und neurologische Untersuchung
- Intelligenz und Aufmerksamkeits-/ Konzentrationstest
- Verhaltensbeobachtung und -bewertung
- Differentialdiagnose (z.B. entwicklungsbedingte Hyperaktivität, Angststörung…)
- Medizinische Untersuchungen
Multifaktorielle Ursachen bei der Entstehung von ADHS
- Neurobiologische Faktoren (z.B. Dopaminmangelhypothese)
- Genetische Ursachen (hohe Heritabilität von ADHS)
- Interaktion mit Eltern und Bezugspersonen (Lehrkräften, Erziehern…)
Zwei aktuelle Erklärungsansätze:
1. Theorie nach Barkley: Defizite in der Verhaltensorganisation aufgrund von Defiziten des Arbeitsgedächtnisses
2. Dual-Pathways-Theorie: zusätzlich motivationale Probleme
Fördermaßnahmen bei ADHS
Gestaltung der Lernumwelt
- Strukturierung von Interaktionen und Abläufen
- Gestaltung der Arbeitsumgebung
Verbesserung von Selbstreguation und Handlungskompetenz
- Aufbau von Selbstregulationskompetenzen (Strategien, Umgang mit Fehlern, Selbstinstruktion,…)
- Förderung basaler kognitiver Fähigkeiten (visuelle Mustererkenung, kognitives modellieren,…)
Einbezug des sozialen Umfelds
- Eltern als Mediatoren
- Förderung in Schule/KiGa
Empfehlungen für den Umgang mit Kindern mit ADHS
- Regelmäßige körperliche Aktivität
- Anweisungshilfen durch den Lehrer (klare und kurze Anweisungen)
- Regelmäßige & häufige Aufgabenkontrolle
- Wesentliches stets aufschreiben
- Vermittlung und Einüben von Strategien zur Kontrolle der eigenen Aufmerksamkeit
- Individueller Stundenplan & Arbeitsbedingungen anpassen (z.B.: Sitzordnung, die wichtigsten Fächer zuerst,…)