Antidiabetika Flashcards
Glukosestoffwechsel
Unter physiologischen Umständen setzen bei einer Hyperglykämie die beta-Zellen des endokrinen Pankreas das Hormon Insulin frei, welches dann die Glukoneogenese in der Leber und die Lipolyse in den Fettzellen hemmt und die Aufnahme in die Zellen (v.a. in die Skelettmuskelzellen) stimuliert.
D.M. Typ 1
Meißt autoimmun induzierte, progrediente Zerstörung der beta-Zellen in den Langerhans‘schen Zellen im Pankreas -> absoluter Insulinmangel -> keine Hemmung von Gluconeogenese/ Lipolyse,keine Aufnahme in die Muskelzellen -> erhöhter Blutglukosewert -> Glukose im Urin (oft verwendet zum Krankheitsnachweis oder zur Therapiekontrolle)
Normalinsulin
Therapie für D.M.
- semisynthetisch oder rekombinant
- s.c. oder i.v., nicht oral verfügbar
- rel. rascher Wirkungseintritt: ca. 30 Min
- rel. rasches Wirkungsmaximum: ca. 1-4h
- rel. kurze Wirkdauer: ca. 5-7h
Verzögerungsinsuline und Langzeitinsuline
Insulin im Kombination mit Protamin und Zink bildet Hexamerstrukturen, die über einen längeren Zeitraum relativ regelmäßig Insulin ins Blut abgeben
NPH-INSULIN = Neutrales Protamin Hagedorn Insulin
- wirkt 8-12h
- bildet Monomere
INSULIN GLARGIN
- veränderte AS/FS- Ketten der Insulinstruktur
- verzögerte Freisetzung durch Depotbildung durch subkutane Präzipation beim glargin -> körpereigenes Insulindepot
- Wirkung > 24h
- wird nicht mehr neu verschrieben aufgrund von Metaplasiegefahr
INSULIN DETEMIR:
- C14-FS angehängt
- verzögerte Freisetzung/ protahierte Freisetzung durch Bindung an Albumin
- Wirkung < 24h
DEGLUDEC Insulin
Langzeitinsulin: verzögerte Freisetzung durch Bindung von schlecht löslichen Multihexameren
- sehr konstant
- lange nicht im Handel verfügbar, da der Preis nicht hoch genug war für den Hersteller
- subkutane Injektion
- wirkt 6 Tage!
Insuline LISPRO, ASPART, GLULISIN
- kann man auch i.v. geben in Notfallsituationen (hyperglykämischer Schock?)
- frühzeitige, verkürzte Wirkung durch beschleunigte Dissoziation von Hexa- & Dimeren, Wirkungseintritt nach 10-20 Min.
- Wirkdauer: 3-5h
- Cave: Gefahr der Unterzuckerung (?)
D.M. Typ 2
Periphere Insulinresistenz und stark verminderte Insulinsekretion (relativer Insulinmangel bei Hyperinsulinismus) v.a. postprandial im Pankreas, langzeitig: Zerstörung des Pankreasgewebes -> Insulinpflichtig
Therapiestrategien beim Typ 2 Diabetes
1) Insulinsensitivität steigern
2) Insulinausschüttung steigern
3) Glukoseneubildung reduzieren
4) Glukoseaufnahme reduzieren
5) Insulin-Glucagon-Balance erhalten
6) Glukoseausscheidung steigern
7) Insulin substituieren
1) Steigerung der Glukosesensitivität durch Sensitizer
Bspw. GLITAZONE
- derzeit keine klinische Relevanz aufgrund von erhöhtem kardiovaskulärem Risiko und erhöhter Inzidenz von Blasenkarzinomen unter Einnahme von PIOGLITAZON
- Pioglitazon höchstens als erneute Verschreibung
2) Steigerung der Insulinsekretion durch Sulfonylharnstoffe (Insulintropika)
Sulfonylharnstoffe hemmen den Kalium-Kanal und damit den Kaliumausstrom (starke Polarisierung) -> Zelle anfälliger für Aktivierung durch gesenktes Membranpotential-> Öffnung der Calcium-Kanäle -> erhöhte Ausschüttung von Insulin-Zink-Hexameren (Zink hat Rückkopplungsmechanismus mit Kaliumkanälen)
Sulfonylharnstoffe
- wirken nicht länger als 5-10 Jahre
- SULAMETHOXAZOL
- GLIBENCLAMID
- GLIMEPIRID: derzeitiger Marktführer
UAW:
- allergische Reaktionen (sehr selten < 0,01%) -> potentiell lebensgefährlich durch Sepsis
- Hypoglykämie (häufig bis sehr häufig 1-10%)
- Gewichtszunahme („)
Indikation: (normalgewichtiger) Typ-2-Diabetiker
2) Gesteigerte Insulinsekretion durch Glinide (Insulintropika)
- hemmen ebenfalls den Kaliumausstrom
- REPAGLINID
- NATEGLINID: Nur in Kombi mit Metformin
- sehr rasche Resorption
- sehr rasche Elimination (geringeres Risiko für Hypoglykämien?)
3) Hemmung der Glukoneogenese durch Biguanide
Bsp.: METFORMIN
- Senkt den Blutzuckerspiegel durch Hemmung der mitochondrialen Atmungskette und Veränderung des gastrointestinalen Mikrobioms
- s.c. Injektion
- UAW: gastrointestinale Störungen (sehr häufig >10%); vorallem bei Therapiebeginn, Laktatazidose (sehr selten aber jeder 4. Patient mit einer Laktatazidose verstirbt daran), Appetitlosigkeit, Übelkeit, Diarrhoe, Hypoglykämie
- Kontraindikation: schwere Insuffizienzen der Niere (El.), Leber (Laktat)
- positiver Nebeneffekt: Gewichtsreduktion
(Noch) Mittel der Wahl bei Typ 2 Diabetes: 2019 Metformin sollte bei übergewichtigen PatientInnen ohne CVD und bei mittleren CV-Risiko in Betracht gezogen werden
4) Hemmung der Glucoseaufnahme durch alpha-Glucosidase-Hemmer
Bspw. ACARBOSE
- es wird nur noch ca. 2% der Glucose resorbiert, verhindert postprandiale Zuckerspitzen
- UAW: Blähungen durch bakterielle Vergärung, Diarrhoe
- Kontraindikation: chron. Darmerkrankungen
- Anwendung: Zusatztherapie bei Pat. mit D.M. in Verbindung mit Diät, auch bei Typ 1
Achtung bei Unterzuckerung: „Haushaltzucker“ (Disaccharid, Acarbose) wird nicht resorbiert, Traubenzucker (Monosaccharid) verwenden!
5) Insulin-Glukagon-Balance erhalten durch Inkretine
Bsp.: GLP-1, LIRAGLUTID, DULAGLUTID (längere Wirkung)
Aktivierung enteroendokriner Zellen im GIT -> Freisetzung von Glucagon-Like-Peptide 1 -> Stimulation der Insulinsekretion aus den beta-Zellen des Pankreas -> Hemmung der Glucagonsekretion -> Verlangsamung der Magenentleerung (erhöhtes Sättigungsgefühl, Gewichtsreduktion -> kann auch eigenstehende Indikation sein, Senkung des kardiovaskulären Risikos)
- s.c. Applikation alle 1-2 Tage oder wöchentlich
- UAW: GIT-Störungen, Pankreatitis, Reaktionen an Injektionsstelle
- Zulassung als Add-on, Albiglutid auch als Mono