VL 13: Bewusstsein 1 Flashcards
Bewusstsein als heterogener Begriff: verschiedene Bereiche
- Grad der Wachheit (Schlaf, Koma,…)
- Erlebnisqualität Sinnesempfindungen
- Gewahrsein der eigenen Person (Selbstbewusstsein)
- Kontrollierbarkeit von Gedanken & Handlungen
- moralische & politische Einstellungen (Klassenbewusstsein etc)
-> Vielzahl von Bedeutungsschattierungen (einheitliche Theorie des Gesamtphänomens eher unwahrscheinlich)
Grundunterscheidung:
Zustände vs. Inhalte
-
Bewusstseinszustände:
- Erregungs-/Wachheitszustand
- Koma vs. alerter Wachheit -
Bewusstseinsinhalte:
- Erlebnisse von Wahrnehmungen, Gedanken, der Außenwelt, des Selbst
Inhalte von Zustand abhängig: keine Inhalte möglich ohne gewisses Maß an Wachheit
Grundunterscheidung Inhalte:
Arten von Bewusstsein
-
phänomenales Bewusstsein
= individuelles, subj. Erleben von Sinneswahrnehmungen/ Gedanken (mentalen Repräsentationen)
-> an 1.Person-Perspektive gebunden -
Zugriffsbewusstsein
= zugriffsbewusste Inhalte bilden Grundlage für Entscheidungen & Handlungen
-> 3.Person-Perspektive zur Beschreibung ausreichend -
Selbstbewusstsein
= Besitz eines Selbstkonzepts, stabil, Wissen über eigene Gedanken & Wahrnehmungen
Was bedeutet Qualia in Bezug auf phänomenalem Bewusstsein?
bezeichnet qualitativen Inhalt mentaler Zustände (Bsp.: Röte des Rots)
Herausforderungen der empirischen Bewusstseinsforschung
- Phänomenales Bewusstsein: Wie etwas aus 3.Person erklären, was nur aus 1.Person erfahrbar ist?
- Zugriffsbewusstsein: kein grundsätzliches, sondern empirisches Problem, es zu erklären
- Qualia-Problem: Wie wäre es für uns, eine Fledermaus zu sein vs. wie ist es tatsächlich für die Fledermaus selbst?
- epiphänomenale Qualia: trotz vollständigem Wissen, kann man noch Neues lernen
Das schwere vs. einfache Bewusstseinsproblem
- the hard problem:
phänomenales Bewusstsein als individuelles Erleben erschwert obj. Forschen
Warum fühlt sich Bewusstsein so an, wie es sich anfühlt? - the soft problem:
empirisch lösbare Frage der funktionalen/neuronalen Korrelate von Bewusstsein
subjektive Maße zur Erhebung der Bewusstheit
- verbale Berichte
- „Haben Sie etwas wahrgenommen?“ (Reiz gilt als bewusst, wenn berichtet)
- Probleme:
1. kann durch Fehlen sensorischer Evidenz fehlend sein
2. zwischen Erleben & Bericht stattfindende kognitive Prozesse (Aufmerksamkeit, vergessen, nicht den Wortschatz haben)
-> unser bewusstes Erleben ist viel reicher als das, was wir davon berichten können
objektive Maße zur Erhebung der Bewusstheit
- Verhaltensleistungen (Bsp.: Reaktionszeiten)
- Paradigmen der erzwungenen Wahl
- „Haben Sie einen Kreis oder ein Viereck gesehen?“ (Reiz bewusst, wenn Antworten überdurchschnittl. richtig)
- Probleme:
1. abh. von untersch. Antwortstrategien
2. Aufgabenschwierigkeit
3. Ratewahrscheinlichkeit
-> Lösung? Konsens über die Aufgabe finden (schwierig)
unbewusst wahrgenommene Reize:
Stimulation unterhalb der Schwelle (Blankenburg et al., 2003)
- Präsentation eines schwachen Reizes (unter Wahrnehmungsschwelle)
- mit Tastendruck angeben, ob Reiz wahrgenommen wurde
- Auswertung: Gehirnaktivität wenn Reiz nicht wahrgenommen wurde
- Ergebnisse: Gehirnaktivität korreliert mit nicht bewusst gewordenen Reizen
-> erlaubt Interpretation über Art & Orte neuronaler Verarbeitung unterschwelliger Reize
subjektiv vs. objektiv unbewusste Reize: Stein et al., 2021
- zusätzlich zum Zielreiz wird Maskierungsreiz präsentiert
- Ergebnisse:
1. Regionen im Gehirn, die bewusste Inhalte repräsentieren, hängen vom Bewusstseinsmaß ab.
2. subj. unsichtbare Reize werden in höheren Arealen stärker verarbeitet als obj. unsichtbare Reize
-> untersch. Maße des Bewusstseins ergeben untersch. Korrelate bewusster & unbewusster Wahrnehmung
binokulare Rivalität: Inhalte bewusster Wahrnehmung (Haynes, 2005)
- Paradigma: binokulare Rivalität zw. 2 sich drehenden Gitterstimuli
- mit fMRT Daten erhoben
- angeben, welches man sieht
- Ergebnisse
1. Verhalten: normalerweise beob. Fluktuation zw. den Augen
- fMRT:
-> Inhalte bewusster Wahrnehmung können aus Gehirndaten herausgelesen werden
-> visuelle Areale enkodieren Inhalte bewusster Wahrnehmung
Was versteht man unter der Bahnung beim Bahnungsexperiment?
Bahnung (priming) = Erleichterung der Reaktion auf einen Zielreiz (target) durch einen Bahnungsreiz (prime)
Unterschwellige Reaktionsbahnung:
Vorberg et al., 2013
- Paradigma: Bahnung mit Metakontrastmaske
-> Bahnungsreiz entweder kongruent/inkongruent mit Zielreiz
-> Abstand zw. Bahnungs- & Zielreiz wird manipuliert - Aufgabe: angeben, ob Zielreiz nach rechts/ links zeigt
- Ergebnis: Kongruenz vom unterschwelligen Bahnungs- & Zielreiz führt zu kürzerer Reaktionszeit
- Interpretation:
1. Bahnungsreiz aktiviert Handlungstendenz
2. Prozesse visuomotorischer Integration & Handlungsvorbereitung sind nicht bewusstseinspflichtig