Rahmenmodelle und Paradigmen in der Klinischen Psychologie – „Selbstverständnisse“ (Teil 1) Flashcards
Statistische Norm bedeutet?
abnorm ist das Ungewöhnliche, Seltene
→ Normative Kraft des Faktischen, Konformität vs. Nonkonformität
Idealnorm (z.B. „fully functioning person“, Rogers)
abnorm ist das nicht Vollkommene.
→ Präskriptive Aspekte steht im Vordergrund
Sozialnorm:
gesellschaftlich definierte Verhaltensnormen – abnorm ist das Abweichende → Vorschriften für Verhalten, durch die Werte einer Gesellschaft bestimmt
Subjektive Norm:
individuell definierte Verhaltensnorm – ist das aus individuelle Sicht Abweichende → individuelle Maßstab zur Bewertung von Verhaltensweisen als normal oder nicht normal, aufgrund von z.B. Erfahrung, Wissen gebildet
Funktionale Norm:
abnorm ist das Schädliche → z.B. Alkoholkonsum kann funktional sein für das eigene Wohlbefinden, aber dysfunktional für die Fahrtüchtigkeit
Was ist klinische Psychologie im engen sinn? “Störungsspezifische Klips” Gegenstand und aufgaben:
Gegenstand: Psychische Störungen
Aufgaben: Beschreibung, Erklärung, Vorhersage, Klassifikation, Diagnostik und Behandlung von psychischen Störungen
Was ist klinische Psychologie im weiten sinn? “Konzeptuelle Klips” Gegenstand und aufgaben:
Gegenstand: Psychische Störungen und Psychische Aspekte körperlicher Erkrankungen, Psychische Krisen
Aufgaben: Beschreibung, Erklärung, Vorhersage, Klassifikation, Diagnostik und Behandlung von psychischen Störungen, Gesundheitsförderung und Prävention, Rehabilitation, Beratung usw.
Pathopsychologie vs. Psychopathologie
Pathopsychologie:
- Psychologische Störungelehre
- Versuch psychische Störungen mit Hilfe von Methoden und Erkenntnissen der Psychologie zu verstehen
- Annahme eines kontinuierlichen Übergangs zwischen normalen - abnormalen psychischen Prozessen –> Interesse am prozesshaften Charakter der Entwicklung von Störungen, auslösenden und aufrecht erhaltenden Bedingungen (Pathogenese)
Psychopathologie:
- Teil der allgemeinen menschlichen Krankheitslehre
- Orientierung am medizinischen krankheitsbegriff
- Annahme einer spezifischen Verursachung und eines vorhersagbaren Verlaufs
–> psychologie als Wissenschaft vom … und …
—> Psychologie als Wissenschaft vom Verhalten (jede physische Reaktion des Körpers) und Erleben (subjektives Gewahrwerden von Gedanken/Gefühlen)
Klinische Psychologie –
–> Beschäftigt sich mit solchen Formen des….
‒ Beschäftigt sich mit solchen Formen des Verhaltens und Erlebens, die
für Menschen in irgendeiner Weise problematisch sind (oder mit einiger
Wahrscheinlichkeit zu Problemen führen werden)
‒ Angewandte Wissenschaft!!
Wie wurde mit Menschen mit psychischen Störungen früher umgegangen?
(4 Zeitabschnitte/Ansätze)
- Die Anfänge im Altertum
- Dämonologischer Ansatz (Wiederaufleben im Mittelalter)
- Somatogenetischer Ansatz (Hippokrates, 400 v. Chr.)
- Psychologischer Ansatz (u.a. Plati, bei den Römern Galen 130-200 n. Chr.)
Die vier Temperamente
- der reizbare mann
- der melancholiker
- der bequeme mann
- der launische mann
Renaissance und Aufklärung :
—> Kampf gegen die Inquisition
—> Aufkommen vulgärpsychologischer Vorstellungen
—> Führte zu Ausgrenzung der „Unvernünftigen“ in Asylen („Irrenhäusern“)
—> Ab 1750 „moral management“
„Befreiung der psychisch Kranken von den Ketten“ = humanitäre Behandlung psychisch kranker Menschen
Streit zwischen „Psychikern“ und „Somatikern“ um..?
Streit zwischen „Psychikern“ und „Somatikern“ um die Vormacht bei der Behandlung psychischer Störungen!
NUR LESEN
Nach der Renaissance und Aufklärung:
Bedeutende Ereignisse in der Geschichte der Klinischen Psychologie
- 1820 Anfänge der Psychodiagnostik, Einsatz von „mental tests“
- 1895 In seinen „Studien über Hysterie“ entwickelt Sigmund Freud zusammen mit Breuer die
Grundlagen für eine ätiologische Theorie neurotischer Störungen.
Emil Kraepelin fordert die experimentell-psychologische Untersuchung der psychischen Phänomene, die in der Psychiatrie von Bedeutung sind. - 1896 Lightner Witmer richtet in Philadelphia die erste „Psychologische Klinik“ ein und behandelt dort körperlich und geistig behinderte Kinder.
- 1903 wird die „Deutsche Gesellschaft für experimentelle Psychologie“ gegründet, die spätere „Deutsche Gesellschaft für Psychologie“.
- 1905 erscheinen die ersten Auflagen des Simon-Binet-Intelligenztestes und finden weite Verbreitung.
1906 Morton Prince beginnt mit der Herausgabe des „Journal of Abnormal Psychology“. - 1909 Gründung der ersten „Child Guidance Clinic“ in Chicago durch W. Healy für Kinder mit Verhaltensstörungen, beeinflusst durch die Psychoanalyse.
- 1910 Gründung der „Internationalen Psychoanalytischen Gesellschaft“.
- 1912 H. Münsterberg stellt der am Krankheitsbegriff orientierten Psychopathologie
sein Konzept der Pathopsychologie gegenüber, das Abnormität als
Steigerung/Hemmung normalpsychologischer Abläufe betrachtet. - 1919 A. Adler eröffnet die erste Erziehungsberatungsstelle in Wien.
Die Klinische Sektion der American Psvchological Association (APA) wird
eingerichtet. - 1932 Der Wiener Psychiater Jacob L. Moreno, der das Psychodrama entwickelt und
in den USA eingeführt hat, verwendet den Begriff „Gruppentherapie“. - 940 Das „Minnesota Multiphasic Personality Inventory“ (MMPI) erscheint und erlangt zusammen mit anderen Persönlichkeitsfragebogen mit klinisch relevanten Skalen große Bedeutung.
- 1941 wird in Deutschland die Diplom-Prüfungsordnung für das Fach Psychologie eingeführt.
- 1942 Carl Rogers publiziert die ersten Darstellungen seiner Klientenzentrierten Psychotherapie.
- 1943 K. Lewin entwickelt Methoden der Kleingruppendiskussion zur Verhaltens- und Einstellungsänderung, die später als Trainingsgruppen (T-Groups) mit verschiedenen Zielsetzungen ausgearbeitet werden.
- 1944 2. Weltkrieg: Behandlung von Soldaten mit PTSD in den USA
- 1946 Mit der „Mental Health Act“ wird in den USA eine gesetzliche Grundlage für
Prävention und Behandlung seelischer Störungen geschaffen.
Der „Berufsverband Deutscher Psychologen“ (BdP) wird gegründet. - 1949 wird das „National Institute for Mental Health« (NIMH) gegründet.
In der „Boulder Conference“ wird ein für die USA verbindliches Konzept für die Ausbildung zum Klinischen Psychologen entworfen, das „Wissenschaftler-und- Praktiker-Modell“. - 1951 Fritz Perls entwickelt die Gestalttherapie.
- 1956 entstand mit der Veröffentlichung der „Doppelbindungs-Hypothese“ durch
Bateson, Jackson, Haley & Weakland eine der Wurzeln der Familientherapie. 1958/ J. Wolpe und H. J. Eysenck verwenden erstmals systematisch den - 1959 Begriff „Behavior Therapy“.
- 1964 In den USA wird, angeregt durch Präsident J. F. Kennedy, ein Gesetz zur
bundesweiten Einrichtung von gemeindenahen psychiatrisch-psychologischen Versorgungszentren (Community Mental Health Center) erlassen. - 1970 Deutscher Bundestag verabschiedet die Psychiatrie-Enquete: umfassende Bestandsaufnahme der psychiatrisch-psychotherapeutischen Versorgung in Deutschland (Forderung: Gleichstellung der psychisch Kranken mit körperlich Kranken)
- 1978 Erster Entwurf für ein Psychotherapeutengesetz, gescheitert
- 1987 Verhaltenstherapie wird neben Psychoanalyse und Tiefenpsychologie als drittes
Verfahren von den Gesetzlichen Krankenkassen anerkannt - 1994 Das erste Psychotherapeutengesetz wird wegen der Zuzahlungspflicht für
Patienten im Bundesrat abgelehnt - 1999 Nach Demonstrationen und Vermittlungsverfahren (1995-1998) tritt am 1. Januar
das Psychotherapeutengesetz PTG im vollem Umfang in Kraft - 2019 Reform des Psychotherapeutengesetzes à umfangreiche Änderung der
Ausbildung (zur/zum Psychotherapeutin) und der Weiterbildung (zum/zur Fachpsychotherapeutin)
Das medizinische Modell: Krankheit und Gesundheit=
qualitativer unterschied
Das Medizinische Modell: Störungen
–> voneinander abgrenzbare krankheitseinheiten
–> mit typischen, vorhersagbaren, objektivierbaren und naturwissenschaftlich erklärbaren verlauf
–> Ursachen: organisch (externe Faktoren = Auslöser)
–> Entwickeln sich unwillentlich
–> Diagnose und Therapie = nur von Expertinnen
Das psychosoziale Modell
—> Vier Grundannahmen:
- Kontinuitätsannahme (quantitative Unterscheidung)
- Äquivalenzannahme (Veränderung von Verhalten findet
nach den gleichen Prinzipien statt) - Annahme der Kontextbedingtheit (Betonung des –sozialen-
Kontexts für Entstehung, Definition und Behandlung) - Multikausalitätsannahme (Vielfalt von ätiologisch relevanten
Faktoren)
Das biopsychosoziale Modell
—> Unsere Rettung? Der Kompromiss?
—> Organische, psychische und soziale Bedingungen und
Prozesse stehen in wechselseitiger Beziehung zueinander –> Bio-Psycho-Sozial oder (nur) neues medizinisches Modell?
‒ Bilden Sie sich selbst darüber Ihre Meinung! ‒ Frei nach dem Motto:
„Selber (darüber) nachdenken, macht schlau!“