Kapitel 7 Zusammenfassung (Teilweise Wiederholung) Flashcards

1
Q

Wozu ist Angst grundsätzlich da und was für ein Prozess ist sie?

A

Das Erleben von Angst ist ein natürlicher emotionaler Prozess, eine grund- legende Form menschlichen Erlebens. Daher sind Ängste den meisten Menschen (egal welchen Alters) vertraut. Angst ist per se auch nicht pathologisch und oft hat sie eine evolutionsbiologische Bedeutung, die das Überleben sichern soll.

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2
Q

Aus diesem Grund aktivieren Ängste vor allem drei Verhaltenstendenzen:

A

die Flucht (oder wenn Bedrohung bereits frühzeitig antizipiert wird: die Vermeidung), den Kampf oder auch das Erstarren. Angst kann daher auch mit drei Verhaltensweisen einhergehen: mit deutlichen ängstlich-vermeidenden, aggressiven oder erstarrten Verhaltensweisen.

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3
Q

Ängste äußern sich auf drei Ebenen:


A

(1) aufdergedanklichen(kognitiven)Ebene(z.B.»Ichschaffedasnicht«)
(2) aufderVerhaltensebene(z.B.Weglaufen)

(3) aufderkörperlichenEbene(z.B.durchHerzrasen)

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4
Q

Einige allgemeine Merkmale zur Unterscheidung normaler und krankhafter Angst sind:

A

die Intensität der Angst (quantitatives Merkmal), die Inhalte und Objekte der Angst (qualitatives Merkmal) und die Beeinträchtigung des weiteren Entwick- lungsverlaufs aufgrund der Ängste (z. B. weil die Angst das Angehen einer Entwick- lungsaufgabe verhindert oder verzögert).

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5
Q

Kinder mit Angststörungen …sich häufig, sind …, oft ….. und auch nicht selten unglücklich.

A

Kinder mit Angststörungen sorgen sich häufig, sind ängstlich, oft gehemmt und auch nicht selten unglücklich.

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6
Q

Wo findet sich die spezielle Angststörung des Kindesalters im ICD 10?

A

Aufgrund dieser gemeinsamen Merkmale finden sich die speziellen Angststörungen des Kindesalters in der ICD-10 im Abschnitt F 93 unter der Kategorie »Emotionale Störungen des Kindesalters«.

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7
Q

Was stellt in Bezug auf Ängste eine Schwierigkeit für Bezugspersonen dar?

A

Für Bezugspersonen stellt insbesondere die Unter- scheidung zwischen entwicklungsangemessenen Ängsten und sol- chen, die klinisch auffällig sind, eine Schwierigkeit dar. Sie könnte Bezugspersonen betroffener Kinder auch daran hindern, eine (professionelle) Unterstützung aufzusuchen

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8
Q

Angststörung: Generalisierte Angststörung, Phobische Angststörung des Kindesalters und emotionale Störung mit Trennungsangst: Was steht jeweils im Vordergrund?

A

Bei manchen Angststörungen stehen Sorgen im Vordergrund (z. B. bei der Generalisierten Angststörung, F 93.80), bei anderen eher die Furcht (z. B. bei der Phobischen Störung des Kindesalters, F 93.1), während sich bei der emotionalen Störung mit Trennungsangst (F 93.0) mitunter deutliche somatische Symptome (wie Bauchschmerzen) finden. Furcht entsteht meist akut in Verbindung mit einem spezifischen Reiz. Sorgen sind hingegen eher diffuse oder multiple Ängste, die auf zukünftige Ereignisse bezogen sind. Die Angststörungen im Kindesalter weisen also eine Reihe von Überlap- pungen auf, welche eine gemeinsame Codierung in die Kategorie Emo- tionale Störung erlaubt, gleichzeitig werden sie aufgrund ihrer unterschied- lichen Hauptmerkmale voneinander abgegrenzt.

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9
Q

Emotionale Sto ̈rung mit Trennungsangst (F 93.0). Kinder mit ausgeprägten Tren- nungsängsten sorgen sich darüber, dass?

A

Emotionale Sto ̈rung mit Trennungsangst (F 93.0). Kinder mit ausgeprägten Tren- nungsängsten sorgen sich darüber, dass ihrer Mutter oder einer anderen primären Bezugsperson etwas Schlimmes zustoßen könnte. Diese Ängste können sich auch auf das Kind selbst beziehen.

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10
Q

Emotionale Sto ̈rung mit Trennungsangst: Wozu führt diese Angst?

A

Diese Ängste führen dazu, dass betroffene Kinder sich oft weigern, (alleine) in die Schule zu gehen, alleine tagsüber zu Hause zu bleiben, bei Freunden zu übernachten und/oder dass sie abends große Schwierigkeiten haben, alleine einzuschlafen.
Neben diesen affektiven, kognitiven und behavioralen Symptomen kommt es oft auch zu somatischen Symptomen, darunter Bauchschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, die meist besonders stark auftreten, wenn eine Trennung antizipiert wird.

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11
Q

Phobische Sto ̈rung des Kindesalters (F 93.1): Kinder mit dieser Angststörung haben eine ausgeprägte Furcht wovor?

A

Kinder mit dieser Angststörung haben eine ausgeprägte Furcht, meist vor einem bestimmten Objekt (z. B. Spritzen) oder vor einer »Person« bzw. einem Tier (z.B. Geistern, einer Phantasiefigur oder Hunden) oder auch vor einer bestimmten Situation (z. B. Dunkelheit).

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12
Q

Phobische Störung des Kindesalters: Diagnosekriterium

A

Sie muss nach der ICD-10 mindestens vier Wochen anhalten und darf nicht im Rahmen einer Generalisierten Angststörung (s. u.) auftreten.
Wenn ein Kind in dieser Zeit beispielsweise eine ausgeprägte Furcht vor Hunden entwickelt, würde es sich eher um eine Phobische Störung des Kindesalters handeln.

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13
Q

Sto ̈rung mit sozialer A ̈ngstlichkeit (F93.2). Was weisen Kinder mit einer Störung sozialer Ängstlichkeit auf?

A

Viele Kinder erleben eine gewisse Unsicherheit, wenn sie mit neuen Situationen konfrontiert sind, insbesondere dann, wenn sie dort fremden Menschen begegnen. Innerhalb des ersten Lebens- jahres ist die sogenannte »Fremdenangst«, auch bekannt als »Fremdeln«, eine entwicklungsangemessene Periode, in der die Kleinkinder mitunter deutliche Furchtreaktionen vor fremden Personen zeigen.
Kinder mit einer Störung mit sozialer Ängstlichkeit weisen eine anhaltende Ängstlichkeit in sozialen Situationen auf, in denen sie gehemmt, befangen und oft übertrieben sorgenvoll auftreten.

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14
Q

Sto ̈rung mit sozialer A ̈ngstlichkeit: Was muss gegeben sein um als pathologisch zu gelten?

A

Um als pathologisch zu gelten, müssen diese Beschwerden das übliche Maß an Angst vor fremden Personen deutlich überschreiten und sollten zu einer sichtbaren Beeinträchtigung des Kindes in der sozialen Interaktion führen.

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15
Q

Die Störung mit sozialer Ängstlichkeit unterscheidet sich von der Sozialen Phobie (F 40.1) vor allem durch zwei Merkmale:

A

(1) die Störung mit sozialer Ängstlichkeit muss vor dem 6. Lebensjahr begonnen haben und (2) sie ist durch eine ausgeprägte Angst vor fremden Personen gekenn- zeichnet.

Wichtig ist, dass bei dieser Störung keine generelle Beeinträchtigung der Bindung vorliegen darf. Betroffene Kinder sollten also eine normale Bindung an die Eltern oder andere primäre Bezugspersonen haben.

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16
Q

Generalisierte Angststo ̈rung des Kindesalters (F 93.80 ). Wodurch zeichnet sich diese Angststörung aus?

A

Diese Angststörung zeichnet sich primär durch eine ängstliche Erwartung aus, die über einen langen Zeitraum (laut ICD-10 6 Monate und mindestens an der Hälfte der Tage) gegenwärtig ist. Unter anderem zur Abgrenzung der Phobischen Störung des Kindesalters müssen sich die Ängste auf mehrere Ereignisse beziehen, z.B. Sorgen über Kleinigkeiten wie Pünktlichkeit, gut genug in der Schule oder im Sport zu sein, sich richtig verhalten zu haben oder genug Freunde zu haben.

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17
Q

Generalisierte Angststörung: Ein psychologisch wichtiges Konstrukt bei dieser Störung ist der Kontrollverlust:

A

Ein psychologisch wichtiges Konstrukt bei dieser Störung ist der Kontrollverlust: die Kinder und Jugendlichen müssen das Gefühl haben, dass sie ihre Sorgen nur schwer kontrollieren können.

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18
Q

Generalisierte Angststörung: Kontrollverlust:

A

Manche Kinder berichten von einer Ruhelosigkeit, sie wirken gleichzeitig erschöpft und angespannt. Manche berichten auch, dass sie leicht reizbar sind, schlecht schlafen können und einfach »überdreht« sind.

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19
Q

Generalisierte Angststörung: Wenn das Kind nur Ängste in Trennungssituationen zeigt, dann?

A

Wenn das Kind nur Ängste in Trennungssituationen zeigt, ist die Störung mit Trennungsangst als Kategorisierung vorzuziehen, es sei denn, das Kind berichtet noch über weitere (nicht trennungsbezogene) Ängste. Phänome- nologisch findet man bei Kindern seltener primäre Klagen über vegetative Symp- tome der Angst (z.B. die bei Erwachsenen typischen Muskelverspannungen).

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20
Q

Vier weitere zentrale Angststörungen im Kindes- und Jugendalter werden ausschließlich unter F 4 codiert:

A

die Posttrauma- tische Belastungsstörung, die Zwangsstörung, die Panikstörung und die Agora- phobie.

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21
Q

PTBS: was findet sich bei einer PTBS an Symptomen?

A

Bei der Posttraumatischen Belastungsstörung findet sich gewöhnlich eine erhöhte Schreckhaftigkeit, die kombiniert mit einer erhöhten Wachsamkeit (Hypervigilanz), Schlafstörungen oder Konzentrationsschwierig- keiten auftritt.

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22
Q

PTBS: Traumaunterscheidungen akut und chronisch und Definition des Traumas

A

Hier kann zwischen akuten (d. h. unmittelbar nach dem Ereignis) und chronischen Reaktionen auf ein Trauma unterschieden werden. Wichtig ist die Definition eines Traumas als ein Ereignis mit »außergewöhnlicher Bedrohung« bzw. »katastrophenartigem Ausmaß«.

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23
Q

Die Symptome einer PTBS im Kindesalter beziehen sich nach Steil und Rosner (2009) vor allem auf folgende Merkmale:

A

Intrusionen, emo- tionale Taubheit und autonome Übererregung.

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24
Q

Vererbung der PTBS:

A

Die Mecha- nismen für diese familiäre Transmission sind (noch) unbekannt, gleichwohl man davon ausgehen kann, dass sie sowohl genetischer als auch psychologischer Natur sind. Die genetische Ähnlichkeit hängt mit der Spezifität der Angststörung zusammen (monozygotische Zwillinge haben wahrscheinlicher die gleiche Angst- störung als dizygotische Zwillinge, die auch beide wahrscheinlicher eine Angst- störung haben als andere Geschwister, aber nicht notwendigerweise dieselbe). Genetisch wird vermutlich eine allgemeine Vulnerabilität für irgendeine Angst- störung weitergegeben.

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25
Q

Rolle der Eltern bei der Erziehung bei Entstehung einer PTBS von Kindern:

A

Es gibt auch Hinweise, dass Eltern ängstlicher Kinder mehr Kontrolle in der Erziehung ausüben (Hudson & Rapee, 2001) und dass vermehrte psychologische Kontrolle in der Erziehung mit Ängsten bei Kindern assoziiert ist

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26
Q

PTBS: Kinder lernen über die »Sicherheit« neuer Situationen, indem?

A

Kinder lernen über die »Sicherheit« neuer Situationen, indem sie sich die emotionalen Reaktionen der primären Bezugsperson in solchen Situationen anschauen und auf Signale warten, die ihnen bei der eigenen Verhaltenssteuerung behilflich sind. Die Emotionen der pri- mären Bezugspersonen erhalten dadurch ein großes Gewicht für das Verhalten der Kinder.

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27
Q

PTBS: behavioral inhibition

A

in wichtiges Temperamentsmerkmal, das vermutlich gene- tisch bedingt ist, ist die Verhaltenshemmung (behavioral inhibition). Damit ist die individuelle Veranlagung des Kindes gemeint, in neuen oder unvertrauten Situa- tionen mit großer Zurückhaltung und Scheu zu reagieren

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28
Q

Kinder mit oder ohne eine Angststörung zeigen auch neurophysiologische Unterschiede:

A

Kinder mit Angststörungen weisen im All- gemeinen ein höheres Erregungsniveau auf

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29
Q

Für die Entstehung und Aufrechterhaltung von Angststörungen kommen meist mehrere Faktoren zusammen, darunter:

A

das Temperament des Kindes (Verhaltenshemmung), das Bindungs- und Erziehungsverhalten der Eltern, Vererbung entsprechender Anlagen oder auch eine neurophysiologische Sensitivität für potenziell Bedrohliches.

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30
Q

Ab welchem Alter tritt die Panikstörung auf?

A

Die Panik- störung oder Agoraphobie tritt meist erst ab einem Alter von 12 Jahren auf, gleichwohl auch Kinder im Alter von 8 Jahren bereits Panikanfälle erleben können

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31
Q

Kinder und Jugendliche, die traumatischen Erlebnissen ausgesetzt sind, entwickeln vor allem dann eine PTBS, (vgl. Catani et al., 2010, Klasen et al., 2010; Steil & Rosner, 2009) wenn

A

” sie bereits vorher eine psychische Erkrankung hatten (prätraumatischer Risiko- faktor), 

“ das traumatische Erlebnis sehr schwer war (peritraumatischer Risikofaktor), 

“ das Kind im starken Ausmaß eine Lebensgefahr wahrgenommen hat (peritrau- 
matischer Risikofaktor), 

“ das traumatische Ereignis selbst zu einer deutlichen Verminderung oder dem 
Verlust vorhandener Ressourcen führt (peritraumatischer Risikofaktor), 

“ die erste Reaktion (innerhalb von 4 Wochen) bereits mit mehreren Symptomen 
einhergeht (posttraumatischer Risikofaktor), 

“ die Kinder ausgeprägte Schuldkognitionen haben (posttraumatischer Risiko- 
faktor), 

“ sie wenig Unterstützung von den Eltern oder dem erweiterten sozialen Umfeld 
erhalten (posttraumatischer Risikofaktor), 

“ wenn weitere belastende Lebensereignisse auftreten (posttraumatischer Risiko- 
faktor).


Was Kinder hingegen schützt, ist 

“ wenig innerfamiliärer Gewalt ausgesetzt zu sein, 

“ weniger Schuldkognitionen aufzuweisen, 

“ weniger Rachegefühle zu haben, 

“ einen besseren sozioökonomischen Status (familienbezogen) zu haben, 

“ eine Möglichkeit zu haben, Spiritualität zu (er-)leben. 


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32
Q

Die hyperkinetischen Störungen (HKS, F 90) sind vermutlich die bekanntesten Störungen des Kindesalters. Sie werden auch häufig als ADHS (Aufmerksamkeits- Defizit-Hyperaktivitätsstörung) bezeichnet. HKS ist die Abkürzung der Störung nach der ICD-10, ADHS die nach dem DSM-5. Sie definiert sich in der ICD-10 durch drei Kardinalsymptome:

A

eine Störung der Aufmerksamkeit, eine über- mäßige, altersunangemessene motorische Aktivität (Bewegungsdrang) und eine ausgeprägte Impulsivität.

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33
Q

HKS: Aktivitätenwechsel und Konzentrationsspanne

A

Viele Kinder wechseln auch häufig ihre Aktivitäten, weil sie leicht ablenkbar sind und Schwierigkeiten haben, sich auf eine Aktivität zu konzentrieren. Es fällt ihnen schwer, aus vielen vorhandenen Reizen den momentan relevanten herauszufiltern

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34
Q

Wodurch zeichnen sich Kinder mit einer HKS aus?

A

Kinder mit einer hyperkinetischen Störung zeichnen sich durch eine überschießende motorische Aktivität aus. Sie sind exzessiv ruhelos, besonders in Situationen, die relative Ruhe verlangen. Meist haben die Kinder auch Schwierigkeiten, ihre Aktivität und körperliche Kraft zu regulieren. Bei starker motorischer Unruhe zappelt das Kind mit Händen oder Füßen oder windet sich auf seinem Sitz. Es nestelt mit seinen Fingern (z.B. an seiner Kleidung) und steht in Situationen auf, wo erwartet wird, dass es sitzen bleibt

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35
Q

HKS: Diagnosekriterien:

A

Um nach der ICD-10 als Störung zu gelten, müssen diese typischen Probleme vor dem siebten Lebensjahr auftreten (also gewöhnlich vor der Einschulung) und sollen mindestens sechs Monate andauern. Sie müssen deutlich stärker sein als bei Kindern gleichen Alters und gleicher Intelligenz. Schließlich ist ganz wichtig, dass die Symptome in mindestens zwei Lebensbereichen auftreten

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36
Q

Hyperkinetische Störungen äußern sich in einer Störung der ….., der ….. und der ….. Aktivität.

A

Hyperkinetische Störungen äußern sich in einer Störung der Aufmerk- samkeit, der Impulsivität und der motorischen Aktivität.

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37
Q

Kann man die Symptome einer ADHS immer durchgehend »sehen«? Nein. Es gibt Situationen, in denen Kinder unter Umständen kaum Symptome zeigen. Dazu gehören zum Beispiel folgende Umstände:

A

” in neuer Umgebung 

“ mit nur einer Person zusammen 

“ bei der Lieblingsaktivität (auch bei Computerspielen) 


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38
Q

HKS: soziale Beziehungen und er Schule

A

Auch kommt es häufiger zu negativen Beziehungs- erfahrungen in Interaktionen mit Lehrern und Schülern, sodass die Kinder neben den familiären Problemen auch in der Schule nur wenig positiven Beziehungs- ausgleich erleben.

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39
Q

Ist fru ̈her Fernsehkonsum ein Risikofaktor fu ̈r ADHS?

A

Da sich das kindliche Gehirn nach der Geburt in Interaktion mit der Umwelt rasch weiterentwickelt, gab es einige Kollegen, die vermuteten, dass eine Überstimulation durch schnell wechselnde Bilder zu einer kürzeren Aufmerksamkeitsspanne führen würde (z. B. Greenough et al., 1987). Auch wurden bedeutsame negative Zusammenhänge zwischen dem Fernsehkonsum und den schulischen Leistungen gefunden. Allerdings führen die früh vorliegenden Merkmale der HKS auch dazu, dass Fernsehen als eine Form der Stimulation besonders gerne gewählt wird

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40
Q

ADHS: Überdiagnostizierung

A

In den letzten Jahren gibt es vermehrt Kontroversen über eine mögliche »Über- diagnostizierung«, also eine zu häufige Zuschreibung der Diagnose HKS oder ADHS, wenn diese in Wirklichkeit gar nicht zutreffend ist

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41
Q

HKS: Schwächen in Bereich:

A

häufig treten Teilleistungsschwächen und Lernschwierigkeiten auf.

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42
Q

Stabilität der HKS und Aufmerksamkeitstsörungen

A

Die hyperkinetischen und Aufmerksamkeitsstörungen sind im Vergleich zu anderen psychischen Störungen vor allem in Inanspruchnahmestichproben relativ häufig und stabil, sie persistieren meist bis in das Erwachsenenalter, auch wenn sich der Schwerpunkt der Symptomatik etwas verlagern kann.

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43
Q

HKS: Selbstwertgefühle

A

Bei den Kindern selbst entstehen durch diese negativen Erfahrungen nicht selten deutliche Selbstwertprobleme und Einschränkungen in der Lebensqualität

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44
Q

Störungen des Sozialverhaltens: SSV: Die Störungen dieses Abschnitts zeichnen sich durch:

A

SSV: Die Störungen dieses Abschnitts zeichnen sich durch eine mangelnde Selbst- regulation aus. Hierbei geht es vor allem um Selbstkontrolle, die eine wichtige Entwicklungsaufgabe für Kinder im Vorschulalter ist. Selbstkontrolle beinhaltet die Übernahme der Verantwortung und Kontrolle für das eigene Verhalten und die eigenen Gefühle

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45
Q

Kinder können die Entwicklungsaufgabe, eine hinreichende Kompetenz zur Selbstkontrolle zu erwer- ben, nur dann erfolgreich bewältigen, wenn Eltern:

A

” ihnen die altersangemessene Autonomie zugestehen, die sie benötigen, um Selbstkontrolle zu erlernen, und wenn sie
“ ihre Kinder darin anleiten, ihre eigenen Gefühle zu erkennen und zu regulieren.

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46
Q

Nach Parritz und Troy (2018) ist es für Kinder mit SSV wichtig, dass

A

Nach Parritz und Troy (2018) ist es für Kinder wichtig, dass sie ihre Wünsche und Bedürfnisse anderen Menschen gegenüber äußern und durchsetzen können – notfalls auch durch Auseinandersetzungen mit den Eltern.

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47
Q

SSV: n diesem normalen familiären Interaktionsprozess ist es Ziel, dass

A

In diesem normalen familiären Interaktionsprozess ist es Ziel, dass alle Familien- mitglieder lernen, sich an Wünschen und Bedürfnissen der anderen zu orientieren und ihre Bedürfnisse zu gegebener Zeit unterzuordnen.

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48
Q

SSV: Wann werden sie zufriedenstellende, reziproke Beziehungen zu anderen Kindern aufbauen können, sich in der Schule wohlfühlen und letztlich auch zu Hause zufrieden sein?

A

Nur wenn Kinder Regeln befolgen können, werden sie zufriedenstellende, reziproke Beziehungen zu anderen Kindern aufbauen können, sich in der Schule wohlfühlen und letztlich auch zu Hause zufrieden sein.

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49
Q

Impulsive und aufmerksamkeitsschwache Kinder, benötigen daher Eltern, die?

A

Impulsive und aufmerksamkeitsschwache Kinder, wie wir sie in Abschnitt 7.2 beschrieben haben, benötigen daher Eltern, die ihnen noch mehr und gezieltere Unterstützung geben.

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50
Q

SSV: Oppositionelles und aufsässiges Verhalten im Rahmen?

A

Oppositionelles, aufsässiges Verhalten kommt bei jedem Kind im normalen Entwicklungsprozess vor. Wenn es aber zu stark, andauernd und wiederholend auftritt, kann es sich zu einer Störung entwickeln.

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51
Q

Die Sto ̈rungen des Sozialverhaltens werden in der ICD-10 in Kapitel F 91 beschrieben und umfassen eine Gruppe von Störungen, die?

A

Die Sto ̈rungen des Sozialverhaltens werden in der ICD-10 in Kapitel F 91 beschrieben und umfassen eine Gruppe von Störungen, die sich entweder durch vornehmlich aggressiv-dissoziales Verhalten oder oppositionell-auf- sässiges Verhalten charakterisieren lassen.

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52
Q

Aggressive Verhaltensweisen sind solche, die?

A

Aggressive Verhaltensweisen sind solche, die darauf ausgerichtet sind, jemanden indirekt oder direkt zu schädigen.

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53
Q

Dissoziale Ver- haltensweisen beinhalten?

A

Dissoziale Ver- haltensweisen beinhalten die Verletzung gesellschaftlicher bzw. sozialer Regeln und der Rechte anderer Personen

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54
Q

Diagnose einer Störung des Sozialverhaltens: wie lange mindestens?

A

Diagnose einer Störung des Sozialverhaltens zu vergeben, denn es muss sich um ein andauerndes Handlungsmuster handeln (mindestens sechs Monate).

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55
Q

Sto ̈rung des Sozialverhaltens mit oppositionell aufs ̈assigem Verhalten:

A

Jüngere Kinder entwickeln eher eine Störung des Sozialverhaltens vom Subtyp »mit oppositionell aufsässigem Verhalten«. Dies ist typisch, wenn für das Entwick- lungsalter des Kindes ungewöhnlich häufige und schwere Wutausbrüche auftreten, die betroffenen Kinder oft Streit mit Erwachsenen haben und sie Wünsche und Vorschriften Erwachsener häufig aktiv ablehnen oder zurückweisen.

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56
Q

Hyperkinetische Sto ̈rung des Sozialverhaltens. Wenn gleichzeitig eine hyperkineti- sche Störung vorliegt, so?

A

Hyperkinetische Sto ̈rung des Sozialverhaltens. Wenn gleichzeitig eine hyperkineti- sche Störung vorliegt, so wird diese vorrangig klassifiziert, da sie entwicklungs- phasisch der Störung des Sozialverhaltens vorhergeht.

57
Q

Störungen des Sozialverhaltens reflektieren eine mangelnde Selbstregulati- on, die sich u. a. darin ausdrückt, dass?

A

Störungen des Sozialverhaltens reflektieren eine mangelnde Selbstregulati- on, die sich u. a. darin ausdrückt, dass diese Kinder und Jugendlichen große Schwierigkeiten haben, Regeln zu befolgen.

58
Q

SSV: Kardinalsymptome

A

Oppositionelles, feindseliges und ablehnendes Verhalten sind Kardinalsymptome der Störung im Kin- desalter. Es gibt verschiedene Subtypen der Störung des Sozialverhaltens, u. a. solche, die auf den familiären Rahmen beschränkt sind, oder solche, die eher bei jüngeren Kindern auftreten und eher aufsässiges, oppositionelles Verhalten widerspiegeln.

59
Q

Intergenerationale Transmission von Gewalt- und Misshandlungserfahrungen.

A

Viele Kinder, die aggressiv sind und im weiteren Entwicklungsverlauf gewalttätig werden, waren selbst Opfer von Gewalt (Sierau et al., 2019). Meist handelt es sich dabei um chronisch anhaltende aversive innerfamiliäre Zustände, zum Bei- spiel durch harsche Erziehungspraktiken oder Gewalt zwischen Eltern

60
Q

SSV: Elterlicher Substanzkonsum

A

Inzwischen gibt es auch Hinweise dafür, dass noch weitere Faktoren relevant sind für die intergenerationale Kontinuität von dysfunktionalen Erziehungsstrategien und ihren Einfluss auf externalisierende Verhaltensweisen von Kindern, zum Beispiel der elterliche Substanzkonsum

61
Q

Psychologisch sind vor allem die innerfamiliären …. bei betroffenen Kindern relevant sowie die ….. Defizite im interpersonellem Umgang mit … und …

A

Psychologisch sind vor allem die innerfamiliären Gewalterfahrungen bei betroffenen Kindern relevant sowie die sozialkognitiven Defizite im interpersonellen Umgang mit Emotionen und Problemen.

62
Q

SSV: Gesamtprävalenz

A

Die Störungen des Sozialverhaltens haben eine Gesamtprävalenz von ca. 5 Prozent. Sie sind damit häufiger als die hyperkinetischen Störungen

63
Q

SSV und niedrige Soziale Schichten

A

in niedrigen sozialen Schichten kommt die Störung häufiger vor

64
Q

SSV: Delinquentes Verhalten

A

Delinquentes Verhalten ist ein mögliches Merkmal einer Störung des Sozial- verhaltens. Remschmidt und Walter (2009) berichten in ihrem Buch zur Kinder- delinquenz, dass einmaliges delinquentes Verhalten bei Kindern und Jugendlichen häufiger vorkommt, nur etwa 5Prozent der delinquenten Kinder sind Intensiv- täter, wobei die Registrierungszahlen des ersten Delikts einen Höhepunkt zwischen dem 10. bis 13. Lebensjahr zeigen.

65
Q

SSV: Einzeltäter und Mehrfachtäter

A

Einmaliges delinquentes Verhalten kommt bei vielen Kindern und Jugend- lichen vor, Mehrfachtäter sind hingegen deutlich seltener und Intensivtäter machen nur einen kleinen Prozentsatz aus, richten dafür aber deutlich größeren Schaden an.

66
Q

SSV: Zwei Entwicklungspfade. In einem Modell von Moffitt (2018) werden zwei Entwick- lungswege dissozialer Verhaltensprobleme beschrieben, die sich hinsichtlich des Störungsbeginns und -verlaufs unterscheiden:

A

ein Pfad, der durch eine frühzeitig einsetzende und über den Lebenslauf stabile Symptomatik charakterisiert ist (»life- course persistent«; »early starters«), sowie ein Pfad mit einem episodischen, auf das Jugendalter begrenzten Auftreten dissozialer Auffälligkeiten (»adolescence-limited«; »late starters«).
Late Starters die Lebens- umwelt der Jugendlichen eine erhebliche Rolle bei der Entstehung und dem Verlauf einer dissozialen Störung spielt. Bei den Early Starters ging sie davon aus, dass es neben den psychosozialen Faktoren noch biologische und psychologische Prädis- positionen gibt, die im Rahmen eines transaktionalen Prozesses zu der Störung und ihrer Aufrechterhaltung beitragen.

67
Q

SSV: Besonders wichtig ist, dass man im Jugendalter selbst diese beiden Typen nicht unterscheiden kann, da?

A

Besonders wichtig ist, dass man im Jugendalter selbst diese beiden Typen nicht unterscheiden kann, da die einen spät starten, dafür aber gleich zu ernsthaften dissozialen Verhaltensweisen neigen, wohingegen die anderen früh starten und mit aufsässigem Verhalten beginnen, sich dann aber bis in das Jugendalter auch bis hin zu ernsthaften dissozialen Verhaltensweisen »gesteigert« haben.

68
Q

SSV: Psychopathische Zu ̈ge im Kindesalter.

A

Unter den Kindern und Jugendlichen mit Verhaltensproblemen im Sinne einer Störung des Sozialverhaltens gibt es eine wichtige Subgruppe, die Frick (2009) als »abgestumpft-emotionslos« bezeichnete (callous-unemotional). Kinder und Jugendliche mit solchen Eigenschaften zeigen früher im Entwicklungsverlauf stabileres und stärker aggressives und antisoziales Verhalten

69
Q

SSV: Psychopathische Zu ̈ge im Kindesalter.Es wird vermutet, dass diese Subgruppe von Kindern?

A

Es wird vermutet, dass diese Subgruppe von Kindern distinkte neuro- logische Profile und eine schlechtere Prognose hat als Kinder mit einer Störung des Sozialverhaltens ohne diese Eigenschaften. Auch haben dysfunktionale Erzie- hungsstrategien weniger Einfluss auf diese Kinder, sie zeigen unabhängig von der Erziehung der Eltern ein hohes Ausmaß an Verhaltensproblemen (im Gegensatz zu Kindern mit Verhaltensproblemen, die nicht als emotionslos-abgestumpft klassi- fiziert wurden).

70
Q

Im DSM-5 wurde diese Subgruppe aufgenommen. Zusätzlich zur Störung des Sozialverhaltens kann dort der »Specifier: mit limitierten prosozialen Emotionen« vergeben werden, wenn mindestens zwei der typischen Merkmale von »callous-unemotional traits« für einen längeren Zeitraum bei dem Kind (selbst) wahrgenommen wurden:

A

Mangel an Reue oder Schuldgefühlen, Mangel an Empathie, Gleichgültigkeit gegenüber der eigenen Leistung oder oberflächliche oder defizitäre Emotionalität

71
Q

Störungen des Sozialverhaltens gehen mit einer Reihe psychosozialer Belastungen einher:

A

Für die betroffenen Kinder sind insbesondere die Defizite im Problemlösen, die mangelnde Impulskontrolle und die mangelnden sozialen Kompetenzen eine Belastung. Sie merken, dass sie irgendwie nicht »reinpassen« in die Gruppe der Gleichaltrigen, egal, wie sehr sie sich anstrengen. Schlechte Schulleistungen können hinzukommen, mitunter verursacht oder verstärkt durch Schuleschwänzen. Viele negative Interaktionserfahrungen prägen diese Kinder.

72
Q

SSV und Obdachlosigkeit

A

Nicht selten leben Jugendliche mit Störungen des Sozialverhaltens auf der Straße, wo sie sich wohler fühlen als zu Hause.

73
Q

SSV: Pr ̈avention.

A

Die wichtigste Möglichkeit zur Prävention der Störungen des Sozial- verhaltens liegt in der Förderung positiver Eltern-Kind-Beziehungen. Diese För- derung sollte so früh wie möglich beginnen, spätestens während der Vorschulzeit.

Gewalterfahrungen innerhalb der Familie gar nicht erst entstehen zu lassen oder zu reduzieren. Elterntrainings sind dafür eine gute Möglichkeit, allerdings wirken nicht alle Angebote gleich gut.

Auf der gesellschaftlichen Ebene sind Gesetze wie das zur gewaltfreien Erziehung ein wichtiges Signal hinsichtlich der erwünschten Normen.

74
Q

SSV: Intervention

A

Psychotherapeutische Ansätze konzentrieren sich beispielsweise darauf, die Impulsdurchbrüche aufgrund starker Emotionen kontrollieren zu lernen. Ärger-Kontroll-Training

75
Q

Zwangsstörung: Was sind Zwangsgedanken und was macht die Zwangsstörung aus?

A

Bei der Zwangsstörung werden gewöhnlich spezifische Situationen als sehr bedroh- lich wahrgenommen und lösen sogenannte Zwangsgedanken aus. Zwangsgedanken sind spontan auftretende Gedanken, die sich dem Kind aufdrängen, ohne dass das Kind dies kontrollieren kann. Sie werden als sehr unangenehm erlebt und können sich inhaltlich auf Themen konzentrieren wie Verunreinigung (z. B. durch Schmutz), Sexualität (z.B. obszöne Gedankeninhalte) oder die Anwendung von Gewalt (z.B. aggressive Gedankeninhalte). Kinder mit einer Zwangsstörung ver- suchen, diese Gedanken zunächst mit aller Kraft, die ihnen zur Verfügung steht, aus ihrem Kopf zu verbannen, weil sie so viel Angst und Anspannung erzeugen. Dies ist auch einer der Gründe, warum diese Störung als eine Angststörung klassifiziert wird.

76
Q

Zwangsstörung: Zwangshandlungen und Leidensdruck

A

Oft lernen sie schnell, dass sie die unangenehmen Gedanken mindern können, wenn sie bestimmte Handlungen ausführen, soge- nannte Zwangshandlungen. Die ständige stereotype Wiederholung dieser Hand- lungen ist den Kindern an sich nicht angenehm. Sie führen sie aus, weil sie glauben, auf diese Weise den oft katastrophalen Konsequenzen der Zwangsgedanken vor- zubeugen.

77
Q

Zwangshandlungen sind also Verhaltensweisen, die Kinder ausführen, weil sie glauben:

A

Zwangshandlungen sind also Verhaltensweisen, die Kinder ausführen, weil sie glauben, dadurch eine befürchtete Katastrophe abzuwenden. Gewöhnlich sind diese Gedanken von außen betrachtet unrealistisch und die Handlungen kommen Außenstehenden oft merkwürdig vor.

78
Q

Zwangssymptome scheinen bei Kindern stärker als andere psychische Beschwerden überwiegend auf den …… Bereich ausgerichtet zu sein.

A

Zwangssymptome scheinen bei Kindern stärker als andere psychische Beschwerden überwiegend auf den häuslich-familiären Bereich ausgerichtet zu sein.

79
Q

Rituale und Aberglaube im Kindesalter

A

Im Kindesalter treten Rituale und Aberglaube auch als Teil der normalen Entwicklung auf. Sie sind jedoch zeitlich begrenzt, dominieren nicht das Verhalten des Kindes und werden nicht als fremdartig und inkongruent erlebt.

80
Q

Zwänge: Diagnosekriterium

A

CD-10 für eine kurze Zeit (mind. 2 Wochen) an der Mehrzahl der Tage bestehen müssen, als zur eigenen Person gehörig erlebt werden und gegen die zumindest teilweise Widerstand geleistet wird (häufig erfolglos), da das Kind sie als sinnlos empfindet.

81
Q

Je nachdem, ob eher Zwangsgedan- ken, Zwangshandlungen oder eine Mischung aus beidem das Störungsbild des Kindes kennzeichnet, unterscheidet man folgende diagnostische Untergruppen:

A

Vorwiegend Zwangsgedanken oder Grübelzwang (F 42.0), Vorwiegend Zwangs- handlungen/Zwangsrituale (F42.1) oder Zwangsgedanken und -handlungen gemischt (F 42.2).

82
Q

Wozu dienen Zwänge?

A

dienen Zwänge im Rahmen der Zwangsstörung dem Spannungsabbau und der Angstreduktion.

83
Q

Zwänge und Magersucht:

A

Auch im Rahmen einer Anorexia Nervosa kommen Zwänge vor, allerdings stehen sie hier immer im Zusammenhang mit der Essstörung und werden von den betroffenen Kindern und Jugendlichen nicht als unsinnig erlebt.

84
Q

Tic Störungen: Was ist das?

A

Plötzlich auftretende, sich stereotyp wiederholende motorische Bewegungen oder vokale Äußerungen werden als Tics bezeichnet. Wenn sowohl motorische als auch vokale Tics gleichzeitig lange genug vorkommen, spricht man von dem Tourette- Syndrom. Tics können nach ihrer Erscheinung (Häufigkeit, Art, Intensität), ihrer Form (motorisch und/oder vokal) und ihrem Komplexitätsgrad (einfach vs. komplex) eingeteilt werden

85
Q

Tic Störung: Motorisch Einfach:

A

Muskelzuckungen
Beispiele: Augenblinzeln, Schulter hochziehen, Armeschleudern, Nase rümpfen, Mund aufreißen, Kopf- rucken, Grimassieren, Lippen spitzen, Fingerbewegungen, Zähneklappern, Stirn runzeln

86
Q

Tic Störungen: Motorisch Komplex:

A

Klatschen, sich im Kreis drehen, hüp- fen, sich beugen oder strecken, Ob- jekte / andere Menschen berühren, sich auf die Zunge oder Lippen oder in den Arm beißen, sich kratzen, Augen nach oben rollen, Papier zerreißen

87
Q

Tic Störungen: Vokalisch einfach:

A

Lautäußerungen
Beispiele: husten, spucken, bellen, schnalzen, grunzen, pfeifen, gurgeln, schnüffeln, lutschen, saugen, schnalzen

88
Q

Tic Störungen: Vokalisch komplex:

A

Wörter, Sätze, Kurzaussagen: Sei still, hör auf, ok ok, ist klar, ist klar. Es geht mir besser – richtig? Richtig. Jaja, so so, aha.

89
Q

Motorische Tics: Echokinesie und Kopropraxie:

A

Bei den motorischen Tics gibt es noch die Echokinesie (sinnlos mechanisches Nachahmen von gesehenen Bewegungen) und die Kopropraxie (ungewollte Neigung zu unanständigen/obszönen Gesten/Bewegungen, z.B. Stinkefinger zeigen).

90
Q

Vokale Tics: Palilalie und Echolalie und Koprolalie:

A

Bei den vokalen Tics gibt es die Palilalie (ungewolltes Wiederholen desselben Wortes oder Satzes) sowie die Echolalie (sinnlos mechanisches Nach- sprechen von Wörtern oder Sätzen) und die Koprolalie (ungewollte Neigung zum Aussprechen obszöner Wörter).

91
Q

Wann kann man von einer Tim Störung sprechen?

A

Die Tics müssen mehrfach am Tag auftreten und sich fast jeden Tag bemerkbar machen über einen Zeitraum von mindestens einem Jahr, um von einer dauer- haften Tic-Störung zu sprechen.

92
Q

Selbsterlebnis von Tics und Zielgerichtetheit?

A

Tics werden meist als sinnlos erlebt und sind in der Regel nicht zweckgerichtet. Einzelne Tics dauern meist weniger als eine Sekunde, können aber auch längere Zeit in Anspruch nehmen, wenn sie in Serien auftreten. Komplexe Tics erscheinen meist zielgerichteter und werden langsamer ausgeführt als einfache Tics, die so aussehen, als ob sie in den Muskel »einschießen«.

93
Q

Komplexe Tics sind schwierig abzugrenzen von Zwangshandlungen:

A

Komplexe Tics sind schwierig abzugrenzen von Zwangshandlungen, vor allem wenn sie in Rituale übergehen (z. B. bei einem vokalen Tic einen Satz immer wiederholen, bis er als »richtig« empfunden wird).

94
Q

Tics im Schlaf:

A

Tics treten auch im Schlaf auf, allerdings mit stark reduzierter Häufigkeit. Bei zunehmender Anspannung oder emotionaler Beteiligung können sich die Tics verstärken oder durch neue ersetzt oder ergänzt werden. Kinder erleben die Tics normalerweise als schwer unterdrückbar, obwohl sie diese faktisch durchaus für einen kürzeren Zeitraum unterdrücken können.

95
Q

Tic Störungen und Schlaf

A

Kinder mit Tic-Störungen zeigen zudem eine geringere Schlafqualität mit erhöhtem motorischem Arousal (Kirov et al., 2007 a). Das Ausmaß der schlafbe- zogenen Beeinträchtigungen bestimmt mit, wie stark die Tic-Symptomatik am Tag auftritt

96
Q

Tics vs Zwangshandlungen und ggf Bewegungen durch Behinderungen:

A

Tic-Patienten reden nicht gerne über ihre Tics, weil sie dann möglicherweise häufiger auftreten. Tics werden in Willkürbewegungen integriert, um negative soziale Konsequenzen zu minimieren. Um Tics von anderen stereotypen, repeti- tiven Bewegungen (z. B. im Rahmen autistischer Störungen oder geistiger Behin- derungen) abzugrenzen, ist es wichtig, auf die Rhythmik der Bewegungen zu achten. Tics treten im Gegensatz zu anderen stereotypen Bewegungen nicht rhythmisch auf. Die Zwangshandlungen sind von den komplexen Tics schwer zu unterscheiden, hier hilft es, sich zu vergegenwärtigen, dass Zwangshandlungen immer zweckgerichtet sind und in der Regel auch in einer bestimmten Häufigkeit durchgeführt werden müssen. Tics sind hingegen deutlich stärker geprägt durch die involvierten Muskelgruppen.

97
Q

Zwangsstörung: Es gibt einige kognitive Prozesse, die entwicklungsphasenunabhängig auftreten und die Entste- hung einer solchen Störung fördern.

A

Dazu zählen die Fokussierung auf potenzielle Gefahren (wie auch bei anderen Angststörungen ein wichtiger kognitiver Prozess), die Überzeugung eigener Verantwortung für potenzielle Unglücke, die geschehen könnten, und der Versuch, die Zwangsgedanken zu unterdrücken (was tatsächlich dazu führt, dass sie noch stärker auftreten: Rebound-Effekt). Diese kognitiven Prozesse führen dazu, dass zunächst normale (i. S. von unaufdringliche) Gedanken als unangenehm bewertet werden und durch diese Bewertung überhaupt das Potenzial eines Zwangsgedanken erhalten.

98
Q

Viele Zwangshandlungen sind kontraproduktive Versuche, die eigene Verant- wortung zu reduzieren. Die Idee ist also, dass :

A

Viele Zwangshandlungen sind kontraproduktive Versuche, die eigene Verant- wortung zu reduzieren. Die Idee ist also, dass es zunächst keine Unterschiede gibt zwischen normalen und aufdringlichen Gedanken und dass die Wertigkeit, die einem Gedanken zugeschrieben wird, darüber entscheidet, ob er zu einer zwang- haften Intrusion wird.

99
Q

Ähnlich wie bei anderen Angststörungen sind ein weiterer relevanter Faktor, der zu einer Entstehung oder Aufrechterhaltung beitragen kann, Eltern mit einer Zwangs- symptomatik (unspezifische genetische Einflüsse ebenso wie Vorbildfunktionen bzw. Einflüsse durch Erziehung):

A

Ähnlich wie bei anderen Angststörungen sind ein weiterer relevanter Faktor, der zu einer Entstehung oder Aufrechterhaltung beitragen kann, Eltern mit einer Zwangs- symptomatik (unspezifische genetische Einflüsse ebenso wie Vorbildfunktionen bzw. Einflüsse durch Erziehung). Interessanterweise deutet sich in Familien- und Zwillingsuntersuchungen an, dass unabhängig davon, ob das Kind eine Zwangs- oder eine Tic-Störung hat, Verwandte ersten Grades deutlich häufiger Tic- oder Zwangsstörungen aufweisen


100
Q

Zwangsstörungen: Neurobiologische Theorien:

A

Neurobiologische Theorien sehen vor allem Störungen des Frontalhirns und der Basalganglien im Vordergrund. Das Frontalhirn ist u. a. für die Durchführung und Planung motorischer und kognitiver Vorgänge zu- ständig und die Basalganglien steuern die Ausführung von hochautomatisierten Verhaltensweisen. Neben den funktionellen Auffälligkeiten finden sich auch strukturelle Auffälligkeiten, in Form von Volumenveränderungen in einer Vielzahl von Regionen (z. B. Cingulum), die relevant für Zwangsgedanken und Kontroll- prozesse sind

101
Q

Zwangsstörung: Psychodynamische Erkl ̈arungsans ̈atze.

A

Psychodynamische Erklärungsansätze ge- hen davon aus, dass es sich bei der Zwangsstörung um den Ausdruck eines Abhängigkeits-Autonomie-Konfliktes handelt: das »Ich« muss zwischen den triebhaften Impulsen des »Es« und rigiden Vorstellungen des »Über-Ichs« ver- mitteln. Möglicherweise können (zumindest einige) Zwänge als Versuch verstan- den werden, aggressive oder andere Triebimpulse zu neutralisieren (»Ritualisie- rung von Aggressionen«). Abbildung 7.6 fasst die Befunde in einem ätiologischen Modell der Zwangsstörung zusammen.

102
Q

Zwänge können auch nach körperlichen Erkrankungen auftreten:

A

Zwänge können auch nach körperlichen Erkrankungen auftreten (z. B. nach einer Kohlenmonoxidvergiftung, einem Tumor oder einer Autoimmunreaktion auf eine Infektion mit Streptokokken)

103
Q

Genetische Faktoren einer Tic Störung:

A

Genetische Faktoren spielen nach den Ergebnissen von Zwillingsstudien bei multiplen Tics und Tourette eine erhebliche Rolle. Hierbei ist nicht nur die Tic-Störung selbst, sondern auch die Zwangsstörung in der Familienanamnese von großer Bedeutung (Roessner & Rothenberger, 2007). Auch die hyperkinetische Störung tritt bei anderen Familienmitgliedern häufiger auf. Das Tourette-Syndrom, die multiple Tic-Störung und die Zwangsstörungen werden daher oft als alternative Manifestation dieser genetischen Disposition diskutiert. Auch bei den Kindern selbst findet sich oft ein hyperkinetisches Syndrom oder eine Zwangssymptomatik als komorbide Problematik zusätzlich zu der Tic-Störung

104
Q

Tic Störung: Neurobiologische Faktoren.

A

Neurobiologisch und -chemisch werden ebenfalls einige Auffälligkeiten vermutet. Ein Funktionsdefizit in den Basalganglien wird als ein Faktor angenommen (Rothenberger, 1991). Auf Neurotransmitterebene wird hier eine Überaktivität des dopaminergen Systems vermutet (v.a. für das Tourette-Syndrom), das sich durch eine erhöhte Dopaminsensitivität ergibt. Psychologische Faktoren wie das Erziehungsverhalten haben im Gegensatz zu anderen psychischen Störungen hier weder ursächlich noch aufrechterhaltend einen größeren Einfluss.

105
Q

Zwangsstörung, Tic-Störung und Tourette-Syndrom sind drei Störun- gen, bei denen repetitives Verhalten im Vordergrund steht. Sie treten häufig gemeinsam auf (insbesondere Zwang und Tic). Ätiologisch teilen beide Störungen einige vermutete Ursachen:

A

sie kommen oft gemeinsam in einer Familie vor; das PANDAS-Syndrom wird auch für Tic-Störungen diskutiert und eine Fehlfunktion der Basalganglien ist ebenfalls bei beiden Störungen ein diskutierter ätiologischer Faktor. Differentialdiagnostisch können die beiden Störungen über die CBCL-Skalen Schizoid/Zwang- haft, Angst/Depressivität sowie Sozialer Rückzug klinisch-orientierend abgegrenzt werden

106
Q

Epidemiologie
Zwangssto ̈rung.

A

Bei Kindern sind etwa 2Prozent betroffen. Im Jugendalter ver- doppelt sich die Häufigkeit auf etwa 4 Prozent. Während im Kindesalter doppelt so viele Jungen wie Mädchen betroffen sind, ist das Geschlechtsverhältnis im Jugend- alter ausgeglichen. Möglicherweise kommt dies dadurch zustande, dass Jungen häufig in einem früheren Alter erkranken. Der Störungsbeginn liegt bei Kindern etwa bei 10 Jahren. Die Störung tritt kulturübergreifend und relativ schicht- sowie intelligenzunabhängig auf.

107
Q

Epidemiologie:
Tic-Sto ̈rung.

A

Die Störung beginnt meist im Grundschulalter und betrifft zwischen 4 und 12Prozent der Kinder. Es gibt eine hohe Spontanremission bei der Tic- Störung (bis zu 70 Prozent), was bedeutet, dass trotz fehlender systematischer Intervention Tics sich auch spontan wieder legen. Es sind insgesamt mehr Jungen als Mädchen von Tics betroffen und Jungen haben häufiger eine Komorbidität mit Zwangsverhaltensweisen. Tics treten ebenso wie Zwänge kultur- und schichtüber- greifend auf. Darüber hinaus treten Tic-Störungen gehäuft mit dem hyperkineti- schen Syndrom auf (in 50 – 75 Prozent der Fälle; Döpfner et al., 2010). Tourette-Syndrom. Das Tourette-Syndrom beginnt fast immer im Kindes- oder Jugendalter, und es kommt oft während der Adoleszenz zu einer Verschlimmerung der Symptomatik. Die Prävalenz ist kleiner als 1 Prozent. Das Tourette-Syndrom tritt daher deutlich seltener auf als die Tic-Störung, ist aber auch deutlich stabiler als diese und persistiert oft bis in das Erwachsenenalter. Die Spontanremissionsrate liegt bei maximal 40 Prozent (Coffey et al., 2004). Auch hiervon sind Jungen etwas häufiger betroffen als Mädchen. Der Beginn ist bei den Tics ähnlich, allerdings sind sie nicht ganz so stabil.

108
Q

Verlauf und Prognose Tic Störung

A

Meist beginnt die Tic-Störung mit einem motorischen Tic im oberen Kopfbereich (Blinzeln, Kopfrucken). Diese macht sich anfangs wie eine Art »Schluckauf« bemerkbar: für eine gewisse Zeit kann das Kind den Schluckauf kontrollieren, aber irgendwann wird der Drang immer stärker und dann lässt es sich nicht mehr aufhalten. Die meisten Kinder bemerken ihre Tics anfangs selbst gar nicht. Ab etwa dem 10. Lebensjahr berichten betroffene Kinder von gewissen Vorgefühlen, anhand derer sie erkennen können, dass gleich ein Tic ausgeführt wird (z.B. ein Kribbeln im Bauch oder ein Stechen).

109
Q

Tic Störungen: Just right gefühl

A

Manche Kinder berichten auch von Nach- gefühlen, die ihnen eine Information darüber geben, ob der Tic richtig ausgeführt wurde. Falls dies nicht der Fall ist, kann es sein, dass das Kind den Tic willentlich wiederholen muss, um das »Just-right-Gefühl« zu erhalten.
Dieses Just-right- Gefühl findet sich auch bei Zwangsstörungen und zeigt erneut die Überlappung beider Störungen.

110
Q

Psychosoziale Belastungen Zwänge

A

Zwänge belasten den Familienalltag erheblich, besonders wenn Familien- mitglieder in die Zwangshandlung involviert werden.

111
Q

Psychosoziale Belastungen
Tic Störung

A

Tic-Störungen werden von den Kindern selbst als weniger belastend empfunden, insbesondere das Ausführen des Tics selbst. Die Vor- und Nachgefühle werden jedoch häufig als belastend wahrgenommen. Komplexe Tics werden vermutlich ebenfalls als psychosozial belastender wahrgenommen als einfache Tics.

112
Q

Psychosoziale Belastung: Tourette Syndrom

A

Tourette-Syndrom dürfte daher die größte psychosoziale Herausforderung für Kinder sein, denn die meisten Menschen reagieren auf die Lautäußerungen in Kombination mit motorischen Tics mindestens mit einer entsprechenden Orien- tierungsreaktion. Viele erschrecken sich regelrecht (z. B. bei lautem Schreien). Da vielen Laien diese Störung wenig bekannt ist, ist der Umgang mit betroffenen Kindern und Jugendlichen von großer Unsicherheit geprägt

113
Q

Eltern sollten angemessen auf Tics reagieren:

A

Die Bestrafungen oder auch immer wiederkehrenden Aufforderungen, sich doch besser zu kontrollieren und die Tics nicht andauernd »rauszulassen«, sollten unterbunden werden und Eltern können darin angeleitet werden, angemessen auf Tics zu reagieren

114
Q

Umschriebene Entwicklungssto ̈rungen


A

Als umschriebene Entwicklungssto ̈rungen wird eine Reihe von Leis- tungsstörungen zusammengefasst, die aufgrund von spezifischen Störun- gen der Informationsverarbeitung sowie der Handlungsorganisation zu- stande kommen

115
Q

Nach der ICD-10 fallen darunter die umschriebenen Entwicklungsstörungen

A

” des Sprechens und der Sprache, 

“ schulischer Fertigkeiten, 

“ motorischer Funktionen und 

“ die kombinierten umschriebenen Entwicklungsstörungen. 


116
Q

Entwicklungsstörungen bestehen nach der ICD-10 in den folgenden Merkmalen: 


A

” Beginn ausnahmslos im Kleinkindalter oder in der Kindheit 

“ Entwicklungseinschränkung oder -verzögerung von Funktionen, die eng mit 
der biologischen Reifung des Zentralnervensystems verknüpft sind 

“ Stetiger Verlauf ohne Remissionen und Rezidive 


117
Q

Artikulationssto ̈rungen : Ab wann feststellbar?

A

Da Artikulationsprobleme bei nahezu allen Kindern am Anfang der Entwicklung beobachtbar sind, kann die Diagnose einer Artikulations- störung frühestens in einem Alter von vier bis fünf Jahren gestellt werden.

118
Q

Expressive und rezeptive Sprachsto ̈rungen beziehen sich auf?

A

Expressive und rezeptive Sprachsto ̈rungen beziehen sich auf den (aktiven) Sprachgebrauch bzw. auf das (passive) Sprachverständnis.

119
Q

Kennzeichen expressiver und rezeptiver Sprachsto ̈rungen.

A

Bei einer expressiven Sprachstörung sind die Kommunikationsfähigkeiten eines Kindes mittels Sprache stark eingeschränkt: Das Kind fällt durch einen geringen (aktiven) Wortschatz, die Verwendung kurzer Sätze und eine Vielzahl grammatischer Fehler auf (Esser & Wyschkon, 2008). Bei einer rezeptiven Sprachstörung ist das Verstehen von Sprache gestört, was sich dadurch zeigt, dass altersangemessen formulierte Sprach- äußerungen häufig nicht verstanden werden. Da ein angemessener Sprach- gebrauch ein hinreichendes Sprachverständnis voraussetzt, ist mit einer rezeptiven Sprachstörung in der Regel gleichzeitig eine expressive Sprachstörung assoziiert. Der Sprachentwicklungsstand lässt sich mit Sprachentwicklungstests wie dem SETK-2 (für zweijährige Kinder) oder dem SETK 3–5

120
Q

Umschriebene Entwicklungssto ̈rungen schulischer Fertigkeiten

A

Unter den umschriebenen Entwicklungsstörungen schulischer Fertigkeiten ist die Lese- und Rechtschreibstörung als bekannteste Störung hervorzuheben. Die Lese- störung kann bereits zu Anfang des Lesenlernens dadurch auffallen, dass Schwie- rigkeiten bestehen, Buchstaben zu benennen, Laute zu unterscheiden und Laute den entsprechenden Buchstaben zuzuordnen. Im weiteren Verlauf zeigen sich ein verlangsamtes Lesetempo, Auslassungen, Ersetzungen, Vertauschungen oder Hin- zufügungen von Worten und Wortteilen. Bei der Rechtschreibstörung finden sich typischerweise Buchstabenverdrehungen, Buchstabenauslassungen und Wortver- stümmelungen

121
Q

Diagnostik umschriebener Entwicklungsstörungen

A

Zur Diagnostik bieten sich standardisierte Lese- und Rechtschreibtests (wie der Lese- und Rechtschreibtest von Moll & Landerl, 2014, oder die Würzburger Leise Leseprobe von Schneider et al., 2011) an, mit denen sich der Leistungsstand eines Kindes bestimmen lässt. Die umschriebene Rechenstörung bezieht sich auf eine spezifische Schwäche im Rechnen, die sich vielfach zunächst in Schwierigkeiten äußert, Mengen zu erfassen. In der Folge bestehen Probleme bei den grund- legenden arithmetischen Operationen (wie Addition, Subtraktion, Multiplikation und Division). Hier bieten sich spezielle Rechentests zur Diagnostik an, wie der Deutsche Mathematiktest, der für verschiedene Klassenstufen vorliegt.

122
Q

Umschriebene Entwicklungssto ̈rungen motorischer Funktionen

A

Die umschriebene Entwicklungsstörung der motorischen Funktionen ist dadurch charakterisiert, dass spezifische Probleme im Bereich der Motorik bestehen (Pro- bleme mit der Motoriksteuerung, mit dem Gleichgewicht etc.). Die betroffenen Kinder wirken motorisch ungeschickt und lernen daher viele Aktivitäten, die motorische Fähigkeiten verlangen, nicht oder mit deutlicher Verzögerung (wie Schwimmen, Fahrrad fahren etc.). Da dies (z. B. im Sportunterricht) vielfach auch den anderen Kindern auffällt, kommt es nicht selten zu Mobbing-Erlebnissen und damit zu Sekundärproblemen für die betroffenen Kinder. Zur Diagnostik von Motorikdefiziten bieten sich unter anderem der Körperkoordinationstest für Kinder von Kiphard und Schilling (2017) oder der Motoriktest für vier- bis sechsjährige Kinder von Zimmer (2015) an.

123
Q

Die einzelnen Störungsbilder, die als umschriebene Entwicklungsstörungen zusammengefasst werden, sind dadurch gekennzeichnet, dass?

A

Die einzelnen Störungsbilder, die als umschriebene Entwicklungsstörungen zusammengefasst werden, sind dadurch gekennzeichnet, dass spezifische Entwicklungsdefizite vorliegen, die deutlich vom alterstypischen Entwick- lungsstand abweichen.

124
Q

Der Merksatz bedeutet, dass in einem Leistungstest (z. B. in einem Rechtschreib- oder einem Rechentest) deutliche Defizite erkennbar werden. Operationalisiert wird dies durch eine Diskrepanz zur Bezugsnorm, die mindestens … Standard- abweichungen beträgt.

A

Der Merksatz bedeutet, dass in einem Leistungstest (z. B. in einem Rechtschreib- oder einem Rechentest) deutliche Defizite erkennbar werden. Operationalisiert wird dies durch eine Diskrepanz zur Bezugsnorm, die mindestens 1,5 Standard- abweichungen beträgt.

125
Q

Gleichzeitig wird gefordert, dass die Entwicklungsdefizite nicht durch einen der folgenden Faktoren zu erklären sind:

A

” Mangelnde Intelligenz 

“ Unzureichende Förderung 

“ Anderweitige psychische oder neurologische Störungen “ Sinnesbeeinträchtigungen 


126
Q

So kann es beispielsweise durch Hörbeeinträchtigungen zu einer Entwicklungs- störung des Sprechens und der Sprache kommen, die?

A

So kann es beispielsweise durch Hörbeeinträchtigungen zu einer Entwicklungs- störung des Sprechens und der Sprache kommen, die dann jedoch nicht als umschriebene Entwicklungsstörung zu klassifizieren ist, sondern als Folge der Hörbeeinträchtigung entsteht. Bevor also eine Klassifikation als umschriebene Entwicklungsstörung erfolgen kann, sind die zuvor genannten Faktoren als Erklärungsmöglichkeit auszuschließen.

127
Q

ei der Wahl des Intelligenztests ist darauf zu achten, dass?

A

Bei der Wahl des Intelligenztests ist darauf zu achten, dass keine Rechtschreibfähigkeiten gefordert werden, da es anderenfalls zu Konfundierungen kommen würde. Wenn nun beide Testwerte beispielsweise in T-Werte (mit einer Standardabweichung von 10) umgewandelt würden, müsste der T-Wert im Leistungstest mindestens 15 Punkte unterhalb des T-Wertes im IQ-Test liegen.

128
Q

Bei der Diagnostik einer umschriebenen Entwicklungsstörung spricht man von:

A

Bei der Diagnostik einer umschriebenen Entwicklungsstörung spricht man von einem doppelten Diskrepanzkriterium, da die Leistungen in einem spezifischen Leistungsbereich sowohl eine Diskrepanz zu den Leistungen einer Bezugsgruppe als auch zur allgemeinen kognitiven Leistungsfähigkeit (Intelligenz) aufweisen müssen.

129
Q

Annahmen zur Störungsgenese:

A

Auf der Basis der genetisch ange- legten oder früh durch Hirnschädigungen erworbenen neurologischen Grund- lagen kommt es zu spezifischen Vulnerabilitäten, die die Genese einer umschrie- benen Entwicklungsstörung begünstigen. Das vermittelnde Glied ist dabei in spezifischen Informationsverarbeitungsmustern zu sehen, die den Kompetenz- erwerb erschweren. Dies lässt sich beispielsweise für die Lese- und Rechtschreib-störung schon im Neugeborenenalter zeigen, indem die Hirnaktivierungsmuster von Säuglingen aus Risikofamilien bei der Darbietung von sprachlichen oder nicht-sprachlichen akustischen Stimuli von den Säuglingen aus Nicht-Risikofa- milien abwichen

130
Q

umschriebene Entwicklungsstörung: Informationsverarbeitungsdefizite und Psychosoziale Faktoren:

A

Es ist zu vermuten, dass spezifische Informationsverarbeitungsdefizite die eigentliche Grundlage für die Ausbildung umschriebener Entwicklungsstö- rungen bilden. Psychosozialen Faktoren wird bei der Störungsgenese eine untergeordnete Rolle eingeräumt. Schwerwiegende Defizite aufgrund fehlen- der psychosozialer Unterstützung sind bei der Diagnose einer umschriebenen Entwicklungsstörung sogar explizit als Ursache ausgeklammert.

131
Q

Epidemiologie umschriebene Entwicklungsstörung

A

Bei Verwendung des Diskrepanzkriteriums von 1,5 Standardabweichungen zwi- schen dem einzelnen Entwicklungsbereich und der Intelligenz liegen die Präva- lenzraten für die einzelnen umschriebenen Entwicklungsstörungen zwischen 3 und 7 Prozent, während die Gesamtprävalenzrate über die Störungsbereiche hinweg bei knapp 18Prozent liegt

132
Q

Umschriebenen Entwicklungs- störungen unbehandelt:

A

Unbehandelt ist der Verlauf bei den umschriebenen Entwicklungs- störungen im Regelfall recht persistierend.

133
Q

umschriebene Entwicklungsstörung: Der günstigste Verlauf findet sich insgesamt bei den:

A

Der günstigste Verlauf findet sich insgesamt bei den Artikulationsstörungen. Die damit verbundenen Störungen der Aussprache (z.B. ein Lispeln) lassen sich mit Übung vielfach korrigieren. Lediglich in schwereren Fällen, die jedoch selten auftreten, ist mit einer Persistenz zu rechnen, die dann auch mit sekundären psychischen Problemen verbunden sein kann. Die übrigen umschriebenen Ent- wicklungsstörungen sind relativ stabil und erfordern in der Regel eine länger andauernde und intensive Förderung, wobei in vielen Fällen trotz intensiver Förderung keine vollständige Korrektur erfolgen kann.

134
Q

Psychosoziale Belastungen: umschrieben Entwicklungsstörung

A

Kinder und Jugendliche mit umschriebenen Entwicklungsstörungen wie einer Lese- und Rechtschreib- oder einer Rechenstörung werden immer wieder mit Misserfolgen konfrontiert. Dies führt häufig zu Frustrationen und Versagensängs- ten. Als Folge kommt es nicht selten zu Schulunlust. Es kommt in vielen Fällen zu Teufelskreisen (Betz & Breuninger, 1998), da vermehrt Misserfolge und Kritik erfahren werden, wodurch die Lernmotivation und das Zutrauen in die eigenen Kompetenzen immer weiter abnehmen. Hausaufgaben und Üben werden ver- mieden, die Schulschwierigkeiten nehmen dadurch zu

135
Q

Als Konsequenz aus den vielfältigen schulbezogenen Problemen, die mit umschriebenen Entwicklungs- störungen in der Regel verbunden sind, sind die erreichten Bildungsabschlüsse:

A

Als Konsequenz aus den vielfältigen schulbezogenen Problemen, die mit umschriebenen Entwicklungs- störungen in der Regel verbunden sind, sind die erreichten Bildungsabschlüsse häufig niedriger, als sie von Kindern ohne Entwicklungsstörung bei vergleichbarer Intelligenz erzielt werden.

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Umschriebene Entwicklungsstörungen: Prävention

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Möglichkeiten zur indizierten Prävention ergeben sich dann, wenn Indikatoren identifiziert werden können, die bereits frühzeitig auf drohende Entwicklungsprobleme hinweisen.

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Ankündigung von Lese und Rechtschreibstörungen

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Lese- und Rechtschreibstörungen kündigen sich ebenfalls vielfach bereits vor Schuleintritt an, wenn beispielsweise Probleme im Bereich der phonologischen Bewusstheit erkennbar werden. Zur frühzeitigen Vermeidung von Lese- und Rechtschreibstörungen kommen vielfach Trainings zum Einsatz, die die basale sprachliche Informationsverarbeitungsfähigkeit ver- bessern sollen

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Zur frühzeitigen Vermeidung von Lese- und Rechtschreibstörungen kommen vielfach Trainings zum Einsatz, die die basale sprachliche Informationsverarbeitungsfähigkeit ver- bessern sollen
Nach Jungmann (2009) sind dabei die folgenden Ansatzpunkte zu unterscheiden:

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” Training basaler kognitiver Funktionen, wie der visuell-räumlichen Wahr- nehmung durch ein Blickbewegungstraining; 

“ Re-Programmierung neurologischer Defizite (durch Hörtrainings oder Ton- schwellenunterscheidungstrainings); 

“ symptomspezifische Trainings, die einen direkten Bezug zur Symptomatik der Lese- und Rechtschreibstörung erkennen lassen. Darunter werden im Wesent- lichen Trainings zur phonologischen Bewusstheit und Regeltrainings gefasst. 


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umschriebene Entwicklungsstörungen: Interventionen

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Neben der Symptomatik selbst sollte auch die psychische Begleitsymptomatik bedacht werden (Schulunlust, Versagensängste etc.). Gegebenenfalls sind auch in diesem Bereich Interventionen erforderlich. Um ein Kind zu entlasten, kann vor allem bei umschriebenen Entwicklungsstörungen schulischer Fertigkeiten ein Nachteilsausgleich beantragt werden, um zu erreichen, dass beispielsweise die Rechtschreibleistung (nach entsprechender Diagnostik) bei der Notengebung nicht mitberücksichtigt wird. Auch dies kann zu einer psychischen Entlastung eines Kindes beitragen.