Kapitel 7 Zusammenfassung (Teilweise Wiederholung) Flashcards
Wozu ist Angst grundsätzlich da und was für ein Prozess ist sie?
Das Erleben von Angst ist ein natürlicher emotionaler Prozess, eine grund- legende Form menschlichen Erlebens. Daher sind Ängste den meisten Menschen (egal welchen Alters) vertraut. Angst ist per se auch nicht pathologisch und oft hat sie eine evolutionsbiologische Bedeutung, die das Überleben sichern soll.
Aus diesem Grund aktivieren Ängste vor allem drei Verhaltenstendenzen:
die Flucht (oder wenn Bedrohung bereits frühzeitig antizipiert wird: die Vermeidung), den Kampf oder auch das Erstarren. Angst kann daher auch mit drei Verhaltensweisen einhergehen: mit deutlichen ängstlich-vermeidenden, aggressiven oder erstarrten Verhaltensweisen.
Ängste äußern sich auf drei Ebenen:
(1) aufdergedanklichen(kognitiven)Ebene(z.B.»Ichschaffedasnicht«)
(2) aufderVerhaltensebene(z.B.Weglaufen)
(3) aufderkörperlichenEbene(z.B.durchHerzrasen)
Einige allgemeine Merkmale zur Unterscheidung normaler und krankhafter Angst sind:
die Intensität der Angst (quantitatives Merkmal), die Inhalte und Objekte der Angst (qualitatives Merkmal) und die Beeinträchtigung des weiteren Entwick- lungsverlaufs aufgrund der Ängste (z. B. weil die Angst das Angehen einer Entwick- lungsaufgabe verhindert oder verzögert).
Kinder mit Angststörungen …sich häufig, sind …, oft ….. und auch nicht selten unglücklich.
Kinder mit Angststörungen sorgen sich häufig, sind ängstlich, oft gehemmt und auch nicht selten unglücklich.
Wo findet sich die spezielle Angststörung des Kindesalters im ICD 10?
Aufgrund dieser gemeinsamen Merkmale finden sich die speziellen Angststörungen des Kindesalters in der ICD-10 im Abschnitt F 93 unter der Kategorie »Emotionale Störungen des Kindesalters«.
Was stellt in Bezug auf Ängste eine Schwierigkeit für Bezugspersonen dar?
Für Bezugspersonen stellt insbesondere die Unter- scheidung zwischen entwicklungsangemessenen Ängsten und sol- chen, die klinisch auffällig sind, eine Schwierigkeit dar. Sie könnte Bezugspersonen betroffener Kinder auch daran hindern, eine (professionelle) Unterstützung aufzusuchen
Angststörung: Generalisierte Angststörung, Phobische Angststörung des Kindesalters und emotionale Störung mit Trennungsangst: Was steht jeweils im Vordergrund?
Bei manchen Angststörungen stehen Sorgen im Vordergrund (z. B. bei der Generalisierten Angststörung, F 93.80), bei anderen eher die Furcht (z. B. bei der Phobischen Störung des Kindesalters, F 93.1), während sich bei der emotionalen Störung mit Trennungsangst (F 93.0) mitunter deutliche somatische Symptome (wie Bauchschmerzen) finden. Furcht entsteht meist akut in Verbindung mit einem spezifischen Reiz. Sorgen sind hingegen eher diffuse oder multiple Ängste, die auf zukünftige Ereignisse bezogen sind. Die Angststörungen im Kindesalter weisen also eine Reihe von Überlap- pungen auf, welche eine gemeinsame Codierung in die Kategorie Emo- tionale Störung erlaubt, gleichzeitig werden sie aufgrund ihrer unterschied- lichen Hauptmerkmale voneinander abgegrenzt.
Emotionale Sto ̈rung mit Trennungsangst (F 93.0). Kinder mit ausgeprägten Tren- nungsängsten sorgen sich darüber, dass?
Emotionale Sto ̈rung mit Trennungsangst (F 93.0). Kinder mit ausgeprägten Tren- nungsängsten sorgen sich darüber, dass ihrer Mutter oder einer anderen primären Bezugsperson etwas Schlimmes zustoßen könnte. Diese Ängste können sich auch auf das Kind selbst beziehen.
Emotionale Sto ̈rung mit Trennungsangst: Wozu führt diese Angst?
Diese Ängste führen dazu, dass betroffene Kinder sich oft weigern, (alleine) in die Schule zu gehen, alleine tagsüber zu Hause zu bleiben, bei Freunden zu übernachten und/oder dass sie abends große Schwierigkeiten haben, alleine einzuschlafen.
Neben diesen affektiven, kognitiven und behavioralen Symptomen kommt es oft auch zu somatischen Symptomen, darunter Bauchschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, die meist besonders stark auftreten, wenn eine Trennung antizipiert wird.
Phobische Sto ̈rung des Kindesalters (F 93.1): Kinder mit dieser Angststörung haben eine ausgeprägte Furcht wovor?
Kinder mit dieser Angststörung haben eine ausgeprägte Furcht, meist vor einem bestimmten Objekt (z. B. Spritzen) oder vor einer »Person« bzw. einem Tier (z.B. Geistern, einer Phantasiefigur oder Hunden) oder auch vor einer bestimmten Situation (z. B. Dunkelheit).
Phobische Störung des Kindesalters: Diagnosekriterium
Sie muss nach der ICD-10 mindestens vier Wochen anhalten und darf nicht im Rahmen einer Generalisierten Angststörung (s. u.) auftreten.
Wenn ein Kind in dieser Zeit beispielsweise eine ausgeprägte Furcht vor Hunden entwickelt, würde es sich eher um eine Phobische Störung des Kindesalters handeln.
Sto ̈rung mit sozialer A ̈ngstlichkeit (F93.2). Was weisen Kinder mit einer Störung sozialer Ängstlichkeit auf?
Viele Kinder erleben eine gewisse Unsicherheit, wenn sie mit neuen Situationen konfrontiert sind, insbesondere dann, wenn sie dort fremden Menschen begegnen. Innerhalb des ersten Lebens- jahres ist die sogenannte »Fremdenangst«, auch bekannt als »Fremdeln«, eine entwicklungsangemessene Periode, in der die Kleinkinder mitunter deutliche Furchtreaktionen vor fremden Personen zeigen.
Kinder mit einer Störung mit sozialer Ängstlichkeit weisen eine anhaltende Ängstlichkeit in sozialen Situationen auf, in denen sie gehemmt, befangen und oft übertrieben sorgenvoll auftreten.
Sto ̈rung mit sozialer A ̈ngstlichkeit: Was muss gegeben sein um als pathologisch zu gelten?
Um als pathologisch zu gelten, müssen diese Beschwerden das übliche Maß an Angst vor fremden Personen deutlich überschreiten und sollten zu einer sichtbaren Beeinträchtigung des Kindes in der sozialen Interaktion führen.
Die Störung mit sozialer Ängstlichkeit unterscheidet sich von der Sozialen Phobie (F 40.1) vor allem durch zwei Merkmale:
(1) die Störung mit sozialer Ängstlichkeit muss vor dem 6. Lebensjahr begonnen haben und (2) sie ist durch eine ausgeprägte Angst vor fremden Personen gekenn- zeichnet.
Wichtig ist, dass bei dieser Störung keine generelle Beeinträchtigung der Bindung vorliegen darf. Betroffene Kinder sollten also eine normale Bindung an die Eltern oder andere primäre Bezugspersonen haben.
Generalisierte Angststo ̈rung des Kindesalters (F 93.80 ). Wodurch zeichnet sich diese Angststörung aus?
Diese Angststörung zeichnet sich primär durch eine ängstliche Erwartung aus, die über einen langen Zeitraum (laut ICD-10 6 Monate und mindestens an der Hälfte der Tage) gegenwärtig ist. Unter anderem zur Abgrenzung der Phobischen Störung des Kindesalters müssen sich die Ängste auf mehrere Ereignisse beziehen, z.B. Sorgen über Kleinigkeiten wie Pünktlichkeit, gut genug in der Schule oder im Sport zu sein, sich richtig verhalten zu haben oder genug Freunde zu haben.
Generalisierte Angststörung: Ein psychologisch wichtiges Konstrukt bei dieser Störung ist der Kontrollverlust:
Ein psychologisch wichtiges Konstrukt bei dieser Störung ist der Kontrollverlust: die Kinder und Jugendlichen müssen das Gefühl haben, dass sie ihre Sorgen nur schwer kontrollieren können.
Generalisierte Angststörung: Kontrollverlust:
Manche Kinder berichten von einer Ruhelosigkeit, sie wirken gleichzeitig erschöpft und angespannt. Manche berichten auch, dass sie leicht reizbar sind, schlecht schlafen können und einfach »überdreht« sind.
Generalisierte Angststörung: Wenn das Kind nur Ängste in Trennungssituationen zeigt, dann?
Wenn das Kind nur Ängste in Trennungssituationen zeigt, ist die Störung mit Trennungsangst als Kategorisierung vorzuziehen, es sei denn, das Kind berichtet noch über weitere (nicht trennungsbezogene) Ängste. Phänome- nologisch findet man bei Kindern seltener primäre Klagen über vegetative Symp- tome der Angst (z.B. die bei Erwachsenen typischen Muskelverspannungen).
Vier weitere zentrale Angststörungen im Kindes- und Jugendalter werden ausschließlich unter F 4 codiert:
die Posttrauma- tische Belastungsstörung, die Zwangsstörung, die Panikstörung und die Agora- phobie.
PTBS: was findet sich bei einer PTBS an Symptomen?
Bei der Posttraumatischen Belastungsstörung findet sich gewöhnlich eine erhöhte Schreckhaftigkeit, die kombiniert mit einer erhöhten Wachsamkeit (Hypervigilanz), Schlafstörungen oder Konzentrationsschwierig- keiten auftritt.
PTBS: Traumaunterscheidungen akut und chronisch und Definition des Traumas
Hier kann zwischen akuten (d. h. unmittelbar nach dem Ereignis) und chronischen Reaktionen auf ein Trauma unterschieden werden. Wichtig ist die Definition eines Traumas als ein Ereignis mit »außergewöhnlicher Bedrohung« bzw. »katastrophenartigem Ausmaß«.
Die Symptome einer PTBS im Kindesalter beziehen sich nach Steil und Rosner (2009) vor allem auf folgende Merkmale:
Intrusionen, emo- tionale Taubheit und autonome Übererregung.
Vererbung der PTBS:
Die Mecha- nismen für diese familiäre Transmission sind (noch) unbekannt, gleichwohl man davon ausgehen kann, dass sie sowohl genetischer als auch psychologischer Natur sind. Die genetische Ähnlichkeit hängt mit der Spezifität der Angststörung zusammen (monozygotische Zwillinge haben wahrscheinlicher die gleiche Angst- störung als dizygotische Zwillinge, die auch beide wahrscheinlicher eine Angst- störung haben als andere Geschwister, aber nicht notwendigerweise dieselbe). Genetisch wird vermutlich eine allgemeine Vulnerabilität für irgendeine Angst- störung weitergegeben.