Kapitel 8 Zusammenfassung Flashcards
Typische Essstörungen im Kindesalter:
Neben der Pica im Kindesalter (F 98.3), bei der ungenießbare Dinge gegessen werden (und die unter »Andere Verhaltens- und emotionale Störungen mit Beginn in Kindheit und Jugend« klassifiziert wird), sind es vor allem die Magersucht (Anorexia Nervosa, F 50.0) und die Ess-Brech-Sucht (Bulimia Nervosa, F 50.2) sowie die atypischen Essstörungen.
Die Unzufriedenheit mit der eigenen Figur und dem eigenen Gewicht ist eine sehr häufige Erfahrung, die Jugendliche und manchmal auch schon Kinder machen. Wozu führt das?
Die Unzufriedenheit mit der eigenen Figur und dem eigenen Gewicht ist eine sehr häufige Erfahrung, die Jugendliche und manchmal auch schon Kinder machen. Viele haben aus diesem Grund bereits mindestens eine Diät im Kindes- und Jugendalter durchgeführt, um ihr Gewicht zu reduzieren, gleichwohl sie zu Beginn nicht übergewichtig waren.
Wann wollen Jugendliche vor allem einer Gewichtszunahme entgegensteuern?
Vor allem im Rahmen der Pubertät, wenn es entwicklungsbedingt zu körperlichen Veränderungen kommt, wollen Jugendliche einer Gewichtszunahme entgegensteuern.
Wodurch zeichnen sich Essstörungen aus?
Essstörungen zeichnen sich dadurch aus, dass Betroffene sich über ein gesundes und natürliches Maß hinaus mit Essen, Figur und Gewicht beschäftigen, dass sie eine gestörte Körperwahrnehmung aufweisen und in ihrer Lebensführung deutlich eingeschränkt sind.
beiden wichtigsten Essstörungen, die in der ICD-10 codiert werden können, sind?
Viele Kinder eignen sich schon in einem frühen Alter ein ungesundes Essverhalten an, da sie u.a. dem Schlankheitsideal entsprechen wollen. Die beiden wichtigsten Essstörungen, die in der ICD-10 codiert werden können, sind die Anorexia Nervosa und die Bulimia Nervosa.
Wozu kann unregelmäßiges essen führen?
Auch unregelmäßiges Essen kann – gleichwohl es nicht lebensgefährlich ist – zu einer Reihe von Störungen im Körperhaushalt führen.
Wenn Kinder und Jugendliche nicht mehr essen, weil sie sich für zu dick halten oder eine ausgeprägte Furcht davor haben, zu dick zu werden – bei gleichzeitig bestehendem Untergewicht –, spricht man von?
Wenn Kinder und Jugendliche nicht mehr essen, weil sie sich für zu dick halten oder eine ausgeprägte Furcht davor haben, zu dick zu werden – bei gleichzeitig bestehendem Untergewicht –, spricht man von einer Anorexia Nervosa (F 50.0).
Der Begriff der Anorexie per se ist nicht gleichbedeutend mit einer psychischen Störung, sondern beschreibt was?
Der Begriff der Anorexie per se ist nicht gleichbedeutend mit einer psychischen Störung, sondern beschreibt ein bestehendes Untergewicht bei vorherrschender Appetitlosigkeit. Dieses kann auch durch eine körperliche Erkran- kung (oder ihre Behandlung) verursacht werden.
Was spezifiziert der Begriff “Nervosa?”
Erst der zusätzliche Begriff »Ner- vosa« spezifiziert hier, dass es sich um eine psychisch bedingte Störung handelt.
Anorexia Nervosa: Selbstwahrnehmung und Leugnung
Jugendliche mit einer Anorexia Nervosa sehen die eigene Figur anders, als sie tatsächlich ist. Ihre Figur hat einen übertriebenen Einfluss auf die Selbstwahrneh- mung und den Selbstwert. Meist geht die Störung einher mit einer Leugnung des Untergewichts. Die Jugendlichen sehen nicht, dass sie psychisch krank sind, sondern erleben sich in ihrem zum Teil erheblichen Untergewicht als gewichtsangemessen und attraktiv.
Anorexia Nervosa und Menstruation
Bei Jugendlichen, die bereits ihre erste Menarche hatten, bleibt die Menstruation aus, wenn das Untergewicht dauerhaft bestehen bleibt. Sie sind dann in dieser Zeit unfruchtbar, da der Körper erkennt, dass er bei dem bestehenden Gewicht nicht in der Lage wäre, im schwangeren Zustand ein Kind mitzuversorgen.
Was für Verhaltensmerkmale (Bewegung etc) erleben Betroffene?
Meist erleben Betroffene einen hohen Bewegungsdrang, dem sie so oft es geht Folge leisten. Sie wiegen sich exzessiv, beschäftigen sich permanent mit Essen und Nahrung, erstellen Kalorientabellen und kennen sich bestens aus mit den Inhaltsstoffen und Kalorien von verschiedensten Nahrungsmitteln. Sie essen nicht gerne in der Öffent- lichkeit, bekochen dafür andere gerne.
Anorexia Nervosa: Schließlich zeigen sie einen merkwürdigen Umgang mit Nahrungsmitteln:
sie verstecken Lebensmittel vom Teller in ihrer Kleidung, damit sie sie nicht essen müssen, »verkrümeln« sie in den Taschen oder verstecken sie in den Backen. Bei Jugendlichen mit Diabetes mellitus kommt es vor, dass sie die Insulingaben absichtlich reduzieren, um dem Körper dadurch weniger Kalorien zuzuführen (Insulin-Purging).
Anorexia Nervosa: Die ICD-10 unterscheidet zwei Subtypen:
einen restriktiven Typ, bei dem keine aktiven Maßnahmen wie Erbrechen, Abführ- mittel, Laxantien ö. ä. angewandt werden, und einen bulimischen Typ, bei dem aktive Gegenmaßnahmen angewendet werden, um eine Gewichtszunahme zu vermeiden. Bei beiden Subtypen besteht ein deutliches Untergewicht.
Anorexia Nervosa: Die Unterversorgung des Körpers aufgrund der mangelhaften Nahrungszufuhr führt zu einer Reihe biologischer Konsequenzen (neben der Unfruchtbarkeit):
den betroffenen Jugendlichen können Haare ausfallen, Wasser lagert sich im Gewebe ein (Ödeme) und Magenfunktionsstörungen treten auf. Je länger und je früher (z.B. bei präpubertalem Beginn) der Mangelzustand anhält, desto ausgeprägter sind die biologischen Konsequenzen. Auch die Knochendichte kann sich ändern (Osteoporose), der Grundumsatz verringert sich und die Temperaturregulation ist gestört (Herpertz-Dahlmann, 2015). Untergewichtige Menschen frieren daher häufig und müssen sich entsprechend warm anziehen. Manche dieser körperlichen Begleiterscheinungen bilden sich wieder zurück, wenn das Gewicht sich normali- siert, andere tun das nicht vollständig (z. B. die Knochendichte). Diese psychische Störung schädigt daher – mitunter dauerhaft – die körperliche Funktionsfähigkeit.
Bulimia Nervosa.
Wobei handelt es sich bei dieser Störung?
Betroffene Jugendliche und junge Erwachsene haben häufige Episoden von Essattacken, wobei in einem kurzen Zeitraum eine große Menge – meist kalorienreicher – Nahrung verzehrt wird. Oft erleben die Betroffenen einen deutlichen Kontrollverlust über das Essen in dieser Zeit. Sie denken, sie hätten keine Kontrolle mehr über die Art und Menge der Nahrungsaufnahme und sie können bei einer Essattacke tatsächlich nicht aufhören zu essen.
Bulimia Nervosa: Verhalten nach den Essattacken
Meist essen die Jugendlichen sehr schnell und erleben dabei ein heterogenes Mischbild von Emotionen, die von Ekel bis hin zu Ekstase variieren können. Im Anschluss an den Essanfall möchten die Betroffenen den befürchteten Auswirkungen (Ge- wichtszunahme) entgegenwirken, indem sie sogenannte kompensatorische Maß- nahmen ergreifen. Die bekannteste Maßnahme ist das selbstinduzierte Erbrechen nach einem Essanfall, weitere Maßnahmen sind der Missbrauch von Laxantien, Diuretika oder Klistiere. Außerhalb der Essanfälle zeichnen sich die Jugendlichen eher durch ein stark gezügeltes Essverhalten aus.
Bulimia Nervosa: Verhalten nach den Essattacken
Meist essen die Jugendlichen sehr schnell und erleben dabei ein heterogenes Mischbild von Emotionen, die von Ekel bis hin zu Ekstase variieren können. Im Anschluss an den Essanfall möchten die Betroffenen den befürchteten Auswirkungen (Ge- wichtszunahme) entgegenwirken, indem sie sogenannte kompensatorische Maß- nahmen ergreifen. Die bekannteste Maßnahme ist das selbstinduzierte Erbrechen nach einem Essanfall, weitere Maßnahmen sind der Missbrauch von Laxantien, Diuretika oder Klistiere. Außerhalb der Essanfälle zeichnen sich die Jugendlichen eher durch ein stark gezügeltes Essverhalten aus.
Bulimie: wann entstehen die meisten bulimischen Störungen?
Die meisten bulimischen Stö- rungen entstehen vor dem 22. Lebensjahr. In etwa der Hälfte der Fälle geht der Entwicklung der Bulimie eine Anorexia Nervosa voraus.
Unterschied zwischen Bulimie und Anorexie:
Die Bulimia Nervosa kennzeichnet sich dadurch, dass die Betroffenen im Rahmen einer Essattacke viele Lebensmittel zu sich nehmen und später kompensatorische Maßnahmen zur Gewichtsregulation ergreifen. Ein we- sentlicher Unterschied zur Anorexia Nervosa besteht darin, dass bei einer Bulimia Nervosa kein deutliches Untergewicht besteht.
Binge Eating.
Eine dritte wichtige Essstörung ist das Binge Eating (Binge Eating Disorder, BED). Diese Störung ist bisher nur im DSM-5 aufgeführt. Hierbei treten ebenfalls wiederholt Essanfälle auf (die auch mit dem Erleben eines Kontroll- verlusts einhergehen), allerdings werden im Unterschied zur Bulimia Nervosa keine kompensatorischen Maßnahmen ergriffen. Die Essstörungen werden im DSM-5 in dem Kapitel Fütter- und Esssstörungen behandelt. Die Adipositas ist hingegen keine psychische Störung. Sie findet sich in der ICD-10 als medizinischer Krankheitsfaktor.
Prädisponierende Faktoren: genetische unspezifische Prädisposition
Es gibt Hinweise für eine genetische unspezifische Prädisposition für Essstörungen, denn man findet sowohl bei mono- (über 50 Prozent) als auch bei dizygoten Zwillingen (5 – 11 Prozent) erhöhte Konkordanzra- ten bei Essstörungen
Essstörungen und soziokulturelle Faktoren:
Auch soziokulturelle Faktoren spielen hier eine bedeutende Rolle. Auf Frauen (und inzwischen auch auf Männern) liegt ein großer Druck, dem Schönheitsideal einer Gesellschaft, das sich insbesondere in den Medien widerspiegelt, zu entsprechen.
Die Internalisierung des Schlankheitsideals ist dabei ein wich- tiger Risikofaktor für die die Entwicklung einer Essstörung.
Welche Persönlichkeitsmerkmale sind relevant bei der Entstehung einer Essstörung?
Persönlichkeitsmerkmale, die als relevant für die Entstehung einer Essstörung diskutiert werden, sind Per- fektionismus, Defizite in der Emotionsregulation (z.B. Probleme in der Wahr- nehmung und im Umgang mit Gefühlen; Oldershaw et al., 2015), mangelnde Autonomie oder auch soziale Unsicherheit.