Depression Verhaltenstherapie Flashcards

1
Q

Depressionen haben unterschiedliche Gesichter: (4 verschiedene Symptomatiken)

A
  1. Emotionale Symptome
    - Traurigkeit
    - Niedergeschlagenheit
    - Reizbarkeit
    - Leere
  2. Kognitive Symptome
    - negative Gedanken
    - Wertlosigkeit
    - Suizidgedanken
    - Rumination
  3. Physiologisch vegetative Symptome
    - Antriebslosigkeit / Energieverlust
    - Interessenverlust
    - Schlafstörung
    - innere Unruhe
    -
  4. Behaviorale motorische Symptome
    - Verlangsamung
    - Agitiertheit
    - Geringe Aktivitätsrate
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
2
Q

Was bedeutet Remission?

A

Rückgang oder Nachlassen von psychischen Störungszeichen

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
3
Q

Was bedeutet Rezidiv?

A

Wiederauftreten einer psychischen oder physischen Erkrankung

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
4
Q

Klassifikation Major Depression nach DSM-5

A

A. Depressive Symptomatik (insgesamt 5)
- depressive Verstimmung
- Verlust von Interesse oder Freude an Aktivitäten
- Gewichtsverlust oder Gewichtszunahme
- Insomnie oder Hypersomnie
- Psychomotorische Unruhe oder Verlangsamung
- Müdigkeit oder Energieverlust
- Gefühle von Wertlosigkeit etc.
- Konzentrationsschwierigkeiten
- Wiederkehrende Gedanken an den Tod
B. Klinisch bedeutsames Leiden oder Beeinträchtigung
C. Keine Folge physiologischer Wirkung von Substanz oder medizinischen
Krankheitsfaktors
D. Keine Erklärung durch andere psychische Erkrankung
E. Keine manische oder hypomane Episode (aktuell oder lifetime)
SONST —> bipolare Störung

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
5
Q

Wann ist jemand depressiv im Sinne von psychisch krank?
Wann ist Traurigkeit und Niedergeschlagenheit normal, wann krankhaft?

A

—> Phasen von Traurigkeit sind normal
—>Klinisch bedeutsame Veränderung der Stimmungslage nach ICD-10 oder DSM-5-Kriterien:
‒ Symptome treten über einen Zeitraum von mindestens zwei Wochen an fast jedem Tag den Großteil des Tages über auf (A-Kriterium)
‒ Symptome führen zu bedeutsamem Leid und/oder zu Beeinträchtigungen (B-Kriterium)

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
6
Q

Wann ist jemand depressiv im Sinne von psychisch krank?
Leid und Beeinträchtigung:

A

—> Leid und Beeinträchtigung können nur individuell definiert werden
—> Wichtig: Leid und Beeinträchtigung in verschiedenen Bereichen (z.B. sozial, beruflich oder
andere wichtige Funktionsbereiche)

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
7
Q

Epidemiologie

A

—> Depressionen gehören zu den häufigsten psychischen Erkrankungen weltweit
‒ Major Depression:
‒ 12-Monats-Prävalenz: 6 – 7%
‒ Lebenszeit-Prävalenz: 12.7% (i.d.R. zwischen 15% und 20%)
‒ Persistierende depressive Störung (früher Dysthymie):
‒ 12-Monats-Prävalenz: 2%
‒ Lebenszeitprävalenz: 4.5%
‒ Frauen erkranken circa zwei- bis dreimal häufiger an Depressionen als Männer

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
8
Q

Suizidalität meint:

A

„psychischer Zustand, in dem Gedanken und Verhaltensweisen darauf aus- gerichtet sind, gezielt den eigenen Tod herbeizuführen oder diesen als möglichen Ausgang in Kauf zu
nehmen“

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
9
Q

Suizid

A

„absichtliche, bewusste, selbst herbeigeführte und selbstschädigende Handlung, die den eigenen Tod zum Ausgang hat“

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
10
Q

Abklären von Suizidalität

A

Erste Impulse
—> Verbindlicher Bestandteil des diagnostischen Erstgesprächs 
Wiederholte Exploration im weiteren Verlauf:
‒ Eintreten von Krisen
‒ Fremddiagnostische Hinweisen ‒ Verschlechterung des Befindens
Entlastung für Patientinnen – Entlastung für Psychotherapeutinnen:
—> Bericht über Suizidalität i.d.R. eher entlastend für Patient*innen

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
11
Q

Kognitive Fehler / Verzerrungen
Was meint man damit?

A

—> Willkürliche Schlussfolgerungen  Schlussfolgerungen werden ohne stützende
Fakten oder Beweise gezogen.
‒ Beispiel: „Mein Chef hat mich nicht gegrüßt, weil ich ihm egal bin.“
—> Personalisierung
—> Negative äußere Ereignisse werden grundlos auf
die eigene Person bezogen.
‒ Beispiel: „Mein Freund hat unser Treffen abgesagt, weil ich ihm lästig bin.“

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
12
Q

Kognitive Verzerrungen Definition:

A

Kognitive Verzerrungen treten spontan auf und werden situativ ausgelöst.
Sie beinhalten unbewusste Bewertungen und Vorstellungen, die automatisch aktiviert werden („automatische Gedanken“) und starke Emotionen auslösen können.

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
13
Q

Übergeneralisierung meint?

A

—> Eine allgemeine Schlussfolgerung wird aufgrund
eines einzelnen Ereignisses gezogen.
‒ Beispiel: „Ich bin dumm, weil ich eine schlechte Hausarbeit geschrieben habe.“

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
14
Q

Wodurch sind affektive Störungen charakterisiert?

A

Die affektiven Störungen sind durch Störungen der Stimmungslage, des Antriebs und der Moti- vation (Interessen) charakterisiert, die zu starken Beeinträchtigungen der Betroffenen führen. Die Stimmung und der Antrieb können, wie z. B. im Falle einer Manie, ungewöhnlich gehoben bzw. gesteigert oder, wie bei der Depression, ungewöhnlich gedrückt bzw. reduziert sein.

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
15
Q

Bipolare affektive Störungen

A

Bei bipolaren affektiven Störungen (F 31) treten manische oder hypomanische Episoden im Wechsel mit depressiven oder gemischten Episoden auf. Bei unipolaren affektiven Störungen hat jemand nur depressive oder nur manische Phasen. Manien (F 30) sind Zustände intensiver gehobener Stimmung. Nur in sehr seltenen Fällen hat jemand nur manische Phasen, aber keine Depressionen.

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
16
Q

Kriterien der Manie (F 30.1, ohne psychotische Symptome)

A

A. Ungewöhnlich gehobene oder gereizte Stimmung über mindestens eine Woche
B. Vorliegen von mindestens drei der folgenden Merkmalen (bzw. vier bei gereizter Stimmung), was eine schwere Störung der Lebensführung bewirkt:
1. Steigerung der Aktivität oder motorische Unruhe
2. erhöhte Gesprächigkeit (Rededrang)
3. Ideenflucht oder Gefühl, dass die Gedanken rasen
4. Verlust der sozialen Hemmungen und daher unangemessenes Verhalten
5. Verminderung des Schlafbedürfnisses
6. Überhöhung der Selbsteinschätzung oder
Größenwahn
7. Ablenkbarkeit oder dauernder Wechsel von
Aktivitäten/Plänen
8. Tollkühnes oder leichtsinniges Verhalten, wobei
Risiken nicht erkannt werden
9. Steigerung der Libido oder sexuelle Taktlosigkeit
C. Keine Halluzinationen oder Wahnphänomene; evtl. aber Wahrnehmungsstörungen
D. Die Episode geht nicht auf den Missbrauch psychotroper Substanzen oder eine organische psychische Störung zurück

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
17
Q

Diagnose einer Hypomanie:

A

Bei der Diagnose einer Hypomanie (F 30.0) sind die Symptome etwas abgeschwächt, und die gehobene oder gereizte Stimmung muss nur für vier Tage andauern. Gemischte Episoden (F 31.6) sind durch eine Mischung oder einen schnellen Wechsel manischer und depressiver Symptome gekennzeichnet, die mindestens zwei Wochen anhalten.

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
18
Q

Epidemiologie affektiver Störungen (manisch)

A

Die Lebenszeitprävalenz bipolarer affektiver Störungen liegt weltweit bei ca. 1 %. Die Ersterkrankung manifestiert sich meistens im zweiten Lebensjahrzehnt, und über die Hälfte der Betroffenen erleiden mehrere Episoden. Männer und Frauen sind etwa gleich häufig betroffen, aber Frauen haben mehr depressive und weniger manische Episoden. Auch nach stationären Behandlungen bleiben die meisten Erkrankten noch lange beeinträchtigt.

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
19
Q

Depression: Was ist das?

A

Die Depression ist ein emotionaler Zustand, der sich in einer niedergeschlagenen Stimmung, Antriebsschwäche oder dem Verlust von Freude und Interesse äußert. Nach ICD-10 werden depressive Episoden eingeteilt in: leichte (F 32.0), mittelgradige (F 32.1) und schwere, und zwar ohne (F 32.2) oder mit psychotischen Symptomen (F 32.3).

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
20
Q

Kriterien einer depressiven Episode (F 32)

A

A. Allgemein: Die Dauer der Symptome beträgt
mindestens zwei Wochen, und die Symptome lassen sich nicht auf psychotrope Substanzen oder eine organische Störung zurückführen. Es gab noch keine manische oder hypomanische Episode.
B. Bei leichter und mittelgradiger mindestens zwei und bei schwerer Episode alle drei der folgenden Symptome:
1. ungewöhnlich depressive Stimmung über
die meiste Zeit des Tages und fast täglich, unabhängig von äußeren Umständen
2. Verlust von Freude und Interesse an angenehmen Aktivitäten
3. Antriebsminderung oder erhöhte Ermüdbarkeit
C. Bei leichter Episode ein bis vier, bei mittelgradiger
bis zu sechs und bei schwerer Episode alle der folgenden Symptome:
1. Verlust von Selbstvertrauen oder Selbstwertgefühl
2. unbegründete Selbstvorwürfe oder unangebrachte
Schuldgefühle
3. wiederholte Gedanken an den Tod oder an Suizid
4. Denk-/Konzentrationsstörungen oder Unentschlossenheit
5. psychomotorische Unruhe oder Hemmung 6. Schlafstörungen
7. Verlust oder Steigerung des Appetits, was zu
Gewichtsveränderungen führt

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
21
Q

Was wird diagnostiziert wenn jemand mehr als einmal depressiv ist?

A

Wenn jemand mehr als einmal depressiv ist, wird eine rezidivierende depressive Störung (F 33) diagnostiziert.

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
22
Q

Symptome von Depression bei unterschiedlichen Menschen:

A

Die Symptome der Depression können sich zwischen verschiedenen Altersgrup- pen und Kulturen unterscheiden. Kinder klagen eher über körperliche Beschwerden wie Bauch- schmerzen, ältere Menschen sind häufiger ablenkbar und klagen über Gedächtnisprobleme. Etwa zwei Drittel aller Depressiven leidet an weiteren körperlichen Beschwerden, wie Schmerzen im Bereich von Kopf oder Rücken oder Magen-Darm-Problemen. Diese sind nicht Teil der diagnostischen Kriterien und können dazu führen, dass die Depression nicht als solche erkannt wird. Die Kultur bestimmt, welche Beschwerden akzeptabel sind und daher häufiger genannt werden. Beispielsweise klagen Patienten mit lateinamerikanischem Hintergrund vermehrt über Kopfschmerzen.

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
23
Q

Epidemiologie und Komorbidität von Depressionen

A
  • Die Depression gehört zu den häufigsten psychischen Stö- rungen. Ihre Einjahresprävalenz liegt weltweit zwischen 5 und 7 %, ihre mittlere Lebenszeitprä- valenz bei 16 %; die Lebenszeitprävalenz für eine Dysthymia (s. u.) liegt bei 3–4 %
  • Interkulturell kann es zu Schwankungen kommen, die durch soziale, wirtschaftliche und politische Faktoren erklärt werden. So ist die Prävalenz der Depression höher in Zeiten wirtschaftlicher Krisen.
  • Bei Frauen tritt die Depression ca. zwei bis dreimal so häufig auf wie bei Männern. Außerdem findet sich die Störung öfter in niedrigen sozialen Schichten.
  • In ca. 80 % der Fälle ist die Depression, die meistens Mitte bis Ende 20 ein- setzt, rezidivierend. Zwar gehen depressive Episoden auch unbehandelt vorüber, aber sie kön- nen mehr als ein halbes Jahr andauern und die Betroffenen schwer beeinträchtigen. Zudem ist die Suizidgefahr in depressiven Phasen erhöht.
  • Komorbid finden sich häufig Angststörungen, Substanzmissbrauch, sexuelle Funktionsstörungen und Persönlichkeitsstörungen.
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
24
Q

Weitere Merkmale und Formen affektiver Störungen

A
  • Affektive Störungen können sich sehr heterogen äußern. In manchen Fällen leiden die Betroffe- nen chronisch unter Stimmungsstörungen. Zu den anhaltenden affektiven Störungen gehören die Zyklothymia (F 34.0), die durch einen Wechsel von Symptomen von Depression und Hy- pomanie gekennzeichnet ist, und die Dysthymia (F 34.1), bei der konstant Symptome einer Depression vorliegen. Die Dauer dieser Störungen liegt bei mindestens zwei Jahren.
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
25
Q

Manche Patienten haben psychotische Symptome. Das heißt?

A
  • So können sowohl in der Manie als auch in der Depression Wahnideen und Halluzinationen auftreten. Typische Wahnformen bei Manie sind Größen- und Liebeswahn, bei Depression Schuldwahn, hypochondrischer oder nihilisti- scher Wahn. Ein weiteres psychotisches Symptom, das bei schweren depressiven Episoden auf- treten kann, ist Stupor. Beim Vorliegen einer psychotischen Depression sprechen die Patienten weniger gut auf Antidepressiva an und erleben eine größere Beeinträchtigung.
  • Einige depressive Patienten erleben ein bestimmtes Muster von Symptomen, das früher als en- dogene Depression bekannt war. In den aktuellen Klassifikationssystemen wird es als Melancho- lie (DSM-IV) bzw. als somatisches Syndrom (ICD-10) bezeichnet. Patienten mit somatischen Symptomen erleben stärkere Beeinträchtigungen, haben mehr Episoden und mehr komorbide Störungen.
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
26
Q

Depression nach Entbindung oder Saisonabhängige Depression

A

Wenn eine Depression bei Frauen in den ersten vier Wochen nach einer Entbindung auf- tritt, wird sie als postpartale Depression bezeichnet. Bei manchen Patienten treten depressive Episoden v. a. im Winter auf, d. h., sie sind saisonabhängig. Dies könnte mit den kürzeren Ta- geslichtphasen zusammenhängen, die zu einer verringerten Serotoninaktivität führen

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
27
Q

Störungsspezifische Diagnostik
Allgemeine Depressions Skala:

A

Ein nützliches Selbstbeurteilungsinstrument zur Einschätzung depressiver Symptomatik ist die Allgemeine Depressions-Skala. Die ADS besteht aus 20 Items, bei denen die Befragten jeweils angeben sollen, wie oft sie während der vergangenen Woche bestimmte Symptome hatten (z. B.: „Während der letzten Woche hatte ich kaum Appe- tit“). Die Beantwortung erfolgt auf einer vierstufigen Skala von 0 = „selten“ (d. h. weniger als 1 Tag) bis 3 = „meistens“ (d. h. 5 bis 7 Tage lang). Bei einem Summenwert von 23 oder mehr liegt der Verdacht auf eine ernsthafte depressive Störung nahe. Die ADS eignet sich aber nicht nur als Screening-Instrument, sondern auch zur Einschätzung der Schwere der depressiven Symptomatik. Sie kann sowohl bei nichtklinischen Stichproben, z. B. in epidemiologischen Untersuchungen, als auch bei klinischen Stichproben und Patienten eingesetzt werden.

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
28
Q

Ein anderer Selbstbeurteilungsfragebogen, der sehr häufig zum Einsatz kommt, ist das Beck- Depressions-Inventar. :

A

Das BDI dient nicht der Diagnose einer Depression, sondern der Messung des Schweregrades einer bereits diagnostizierten depressiven Störung. Die 21 Items beziehen sich auf den Zustand der Betroffenen in den letzten zwei Wochen. Die Befragten sollen von jeweils vier Aussagen zu ei- nem Symptom diejenige Aussage auswählen, die am besten auf sie zutrifft, z. B. bezogen auf Selbstmordgedanken:
0 „Ich denke nicht daran, mir etwas anzutun.“
1 „Ich denke manchmal an Selbstmord, aber ich würde es nicht tun.“
2 „Ich möchte mich am liebsten umbringen.“
3 „Ich würde mich umbringen, wenn ich die Gelegenheit dazu hätte.“
Je höher der Summenscore, desto schwerer ist die Depression ausgeprägt. Werte bis 11 gelten noch als unauffällig. Sowohl das BDI als auch die ADS lassen sich auch zur Veränderungsmes- sung einsetzen.

29
Q

Ätiologie der affektiven Störungen

A

Bei der Entstehung affektiver Störungen spielen psychologische und biologische Faktoren eine Rolle. Insbesondere die Depression wurde aus diversen psychologischen Perspektiven beleuch- tet. Für bipolare affektive Störungen liegen bislang kaum empirisch belegte psychologische Er- klärungen vor. Daher gehen wir im Folgenden vor allem auf die Ätiologie der Depression ein.

30
Q

Die psychodynamische Theorie der Depression

A
  • Nach Freud (1917) entwickeln sich die Grundlagen für eine Depression in der frühen Kindheit: Während einer frühen (oralen) Entwicklungsphase finden die Bedürfnisse des später depressiv werdenden Menschen keine bzw. unzureichende Befriedigung, was negative Gefühle gegenüber der geliebten primären Bezugsperson mit sich bringt.
  • Die empfundene Ambivalenz zwischen positiven und negativen Empfindungen führt zu einer Fixierung auf dieser Entwick- lungsstufe, was zur Folge hat, dass die Betroffenen für die Aufrechterhaltung ihres Selbstwertge- fühls übermäßig von anderen abhängig werden. Kommt es später zum (realen oder symboli- schen) Verlust eines geliebten Objekts (z. B. Trennung von einer Person usw.), so entwickeln sich erneut negative Gefühle, die jedoch nicht zugelassen werden können. In der Folge identifi- ziert sich der Betroffene z. B. mit der verlorenen Person, so dass die eigene Person zum Ziel der negativen Gefühle (Introjektion von Hass auf das Selbst) wird.

-Außerdem entwickeln die Betrof- fenen Schuldgefühle wegen ihrer negativen Empfindungen gegenüber dem Verlustobjekt. Jede Verlusterfahrung wird von einer Phase der Trauerarbeit gefolgt, um die Introjektion zu lösen und die Libido auf neue Objekte auszurichten. Gelingt diese Trauerarbeit nicht, was auf dem Hintergrund der konflikthaften Fixierung wahrscheinlich ist, so bleiben die Betroffenen in ei- nem Prozess von nach innen gerichtetem Hass und Selbstbeschuldigungen gefangen und entwi- ckeln eine „Melancholie“, wie Freud damals die Depression nannte

31
Q

Evaluation Depression nach Freud:

A

Tatsächlich kann man belegen, dass depressive Patienten sehr abhängig von anderen Personen sind. Andererseits neigen dependente Persönlichkeiten eher zu Depressionen, v. a. wenn sie Zurückweisungen erleben. Außerdem finden sich bei vielen Depressiven Verlustängste und Rückversicherungsverhalten. Verlusterlebnisse, z. B. Scheidun- gen, können zur Auslösung von Depressionen beitragen. Allerdings konnte nicht bestätigt wer- den, dass die Störung aus nach innen gerichtetem Hass entsteht; viel eher können Depressive zu Hass und Feindseligkeit gegenüber anderen nahestehenden Menschen neigen

32
Q

Kognitive Theorien der Depression:

A

Die kognitiven Theorien der Depression gehen davon aus, dass ungünstige kognitive Prozesse zu ihrer Entstehung beitragen. Einer der wichtigsten Vertreter dieses Ansatzes ist Aaron Beck.

33
Q

Becks kognitive Theorie der Depression
Beck (1967) nimmt drei verschiedene Ebenen kognitiver Vorgänge an, die zu Depressionen führen:

A
  1. Er geht davon aus, dass die Betroffenen in ihrer Kindheit und Jugend nega- tive Lebenserfahrungen gemacht haben, z. B. Zurückweisung durch Gleichaltrige oder Verlust eines Elternteils.
  2. Diese Erfahrungen führten zum Erwerb negativer Schemata, z. B. der Überzeugung, hilflos zu sein, nicht gut genug zu sein oder immer perfekt sein zu müssen.
  3. In Situationen, die an die ungünstigen Erfahrungen erinnern, werden die negati- ven Schemata aktiviert. Sie veranlassen die Betroffenen zu kognitiven Verzerrungen oder Fehlschlüssen, welche wie- derum die Schemata bestätigen. So kommt es zu einer ver- zerrten Wahrnehmung der Realität, die Beck als kognitive Triade der Depression bezeichnet.
34
Q

Die kognitive Triade beinhaltet negative Ansichten über sich selbst, die (persön- liche) Umwelt und die (persönliche) Zukunft.
Die wichtigsten kognitiven Verzerrungen nach Beck sind:

A

􏰀 willkürliche Schlussfolgerungen: Schussfolgerungen wer-
den ohne stützende Fakten oder Beweise gezogen.
􏰀 selektive Abstraktion: Schlüsse werden nur auf der Grundlage eines Details gezogen, so dass
andere wichtige Merkmale einer Situation ignoriert werden.
􏰀 Übergeneralisierung: Eine allgemeine Schlussfolgerung wird aufgrund eines einzelnen Ereig-
nisses gezogen.
􏰀 Maximieren und Minimieren: Negativen Ereignissen oder Leistungen wird ein übertriebener
Wert beigemessen, wohingegen die Bedeutung positiver Leistungen oder Ereignisse unter-
trieben wird.
􏰀 Personalisierung: NegativeäußereEreignissewerdengrundlosaufdieeigenePersonbezogen.
􏰀 Schwarzweißdenken: EsgibtfüreinePersonnurgutoderschlecht,allesodernichts. Aufgrund dieser verzerrten Interpretation der Welt kommt es nach Beck zu depressiven Reak- tionen.

35
Q

Evaluation zu Becks kognitiver Theorie der Depression

A
  • In zahlreichen Studien konnte gezeigt werden, dass das Denken depressiver Men- schen ungünstig verzerrt ist. Allerdings muss man wahrscheinlich von einer bidirektionalen Wirkungsweise ausgehen: Einerseits sind negative Kognitionen eine Ursache für negative Emo- tionen, andererseits können negative Emotionen auch eine Ursache für negative Kognitionen sein. In Langzeituntersuchungen konnte gezeigt werden, dass eine Interaktion dysfunktionaler Einstellungen (im Sinne einer kognitiven Diathese für Depression) mit negativen Ereignissen die Entwicklung depressiver Symptome vorhersagt
36
Q

Theorien der Hilf- und Hoffnungslosigkeit:

Die Theorie der erlernten Hilflosigkeit von Seligman (1974) ist eigentlich eine Lerntheorie. Sie geht davon aus, dass

A

Die Theorie der erlernten Hilflosigkeit von Seligman (1974) ist eigentlich eine Lerntheorie. Sie geht davon aus, dass Menschen, wenn sie unangenehme Erfahrungen machen, die sie nicht kontrollieren können, eine Überzeugung der Hilflosigkeit entwickeln. Diese Überzeugung führt dann z. B. über Passivität zur Depression.

37
Q

Die Theorie der erlenten Hilflosigkeit: Das Konzept der Attribution und die attributionstheoretische Umformulierung der Hilflosigkeitstheorie

A
  • Eine Erweiterung fand diese Theorie durch das Konzept der Attribution. Es besagt allgemein, dass Menschen Ereignissen und Verhalten immer eine Ursache zuschreiben.
  • Die attributi- onstheoretische Umformulierung der Hilflosigkeitstheorie von Abramson et al. (1978) geht davon aus, dass die Ursachenzuschreibungen bestimmen, wie jemand auf negative Ereignisse und Misserfolge reagiert. Hat ein Mensch einen sog. „depressiven Attributionsstil“, so kann dies in Kombination mit negativen Erfahrungen zur Entwicklung einer Depression führen. Men- schen mit einem depressiven Attributionsstil schreiben Misserfolge internalen, globalen und stabilen Faktoren zu.
38
Q

Beispiel für die Attributionstheorie der erlernten Hilflosigkeit

A

Beispielsweise wird eine Studentin, die bei einer sehr schweren Prüfung durchgefallen ist, dann depressiv werden, wenn sie sich für „dumm“ und für das Studien- fach „ungeeignet“ (unbegabt) hält. Ihr (gelerntes) Attributionsverhalten, d. h. die Ursache für den Misserfolg bei sich selbst (internal), an ihrer mangelnden Begabung (stabil) und ihrer „Dummheit“ (global) zu vermuten, versetzt sie in einen Zustand der Hilflosigkeit, was die de- pressiven Symptome zu Folge hat. Würde diese Studentin den Misserfolg auf die schwere Prü- fung (external), auf zu wenig Vorbereitung (variabel) oder auf eine mangelnde Fähigkeit in dem einen Bereich ihres Studienfaches (spezifisch) zurückführen, dann wäre die emotionale Konse- quenz weniger lähmend und resignativ und ihr Verhalten eher problem- und handlungsorien- tiert.

39
Q

Die Hoffnungslosigkeitstheorie:

A

Ihr zufolge führt eine kognitive Diathese für Depression – sei es ein depressiver Attributionsstil, ein geringes Selbstwertgefühl oder die Tendenz, aus negativen Ereignissen schwerwiegende Konsequenzen zu ziehen – in Interaktion mit negativen Lebensereignissen bzw. Misserfolgen zu einem Zustand der Hoffnungslosigkeit. Dies wiederum kann eine Depression bedingen. Gleichzeitig beansprucht diese Hoffnungslosigkeitstheorie nicht, generell für Depres- sionen eine Erklärung zu liefern, sondern nur für die Depressionen, bei denen Hoffnungslosig- keit auftritt.

40
Q

Was beinhaltet Hoffnungslosigkeit?

A

Hoffnungslosigkeit beinhaltet die Erwartung, dass positive Ereignisse nicht eintreten werden oder dass negative Ereignisse eintreten werden, und die Überzeugung, dass der Mensch daran nichts ändern kann, dem also hilflos ausgeliefert ist.

41
Q

Evaluation der erlernten Hilflosigkeit

A

In einigen Studien fanden sich Zusammenhänge zwischen den beschriebenen kogni- tiven Faktoren und Depression (Abramson et al., 2002). So konnte beispielsweise gezeigt wer- den, dass ein depressiver Attributionsstil infolge eines Misserfolgs zu einer depressiven Stim-mung führen kann. Auch ein geringes Selbstwertgefühl kann ein Prädiktor für die Entwicklung einer Depression sein. Allerdings gibt es Hinweise, wonach Menschen nicht immer aktiv nach Ursachen für ihr Verhalten suchen. Außerdem unterscheiden sich die Attributionen depressiver Menschen nicht immer von denen gesunder Menschen.

42
Q

Hilflosigkeit kann erklären, warum Depressionen häufig Angststörungen vorausgehen:

A

Die Erwartung von Hilflosigkeit führt zunächst zu Angst bei den Betroffenen. Wenn dann tatsäch- lich negative Ereignisse eintreten, kann es zu einem Gefühl der Hoffnungslosigkeit und zur Depression kommen. Es ist jedoch noch nicht hinreichend geklärt, ob Gefüh- le der Hoffnungslosigkeit der Entwicklung einer schweren Depression tatsächlich vorausgehen oder eher eine Begleiterscheinung der Erkrankung sind.

43
Q

Interpersonales Verhalten und Persönlichkeitsmerkmale Depressiver

A

Depressive Menschen können sich nicht nur durch ihre Kognitionen, sondern auch durch ihr zwischenmenschliches Verhalten von gesunden Menschen unterscheiden.

Es hat sich wiederholt gezeigt, dass Depressive über geringe soziale Fertigkeiten verfügen. Dies in Kombination mit einem negativen Selbstbild kann dazu führen, dass sie ständig nach Bestätigung suchen, was andere möglicherweise irritiert.

Solch ein Verhalten kann Ablehnung durch Mitmenschen her- vorrufen, so dass es zu einem Mangel an positiver Verstärkung kommt. Viele depressive Patienten erfahren nur wenig Unterstützung durch ihre sozialen Netze. Deshalb fällt es ihnen besonders schwer, negative Ereignisse zu bewältigen. Auch die Partnerschaften depres- siver Patienten sind oft wenig zufriedenstellend.

44
Q

Mangelnde soziale Fertigkeiten sind sowohl ein … für Depressionen als auch ein Faktor, der … kann.

A

Mangelnde soziale Fertigkeiten sind sowohl ein Prädiktor für Depressionen als auch ein Faktor, der eine weitere Verschlechterung bedingen kann.

45
Q

Zudem gibt es Zusammenhänge zwischen Depressivität und ?

A

Zudem gibt es Zusammenhänge zwischen Depressivität und Persönlichkeitseigenschaften wie zwischenmenschlicher Abhängigkeit, Zwanghaftigkeit, Rigidität und Neurotizismus. Solche Eigenschaften führen zu einer besonders ungünstigen Verlaufsprognose.

46
Q

Biologische Erklärungsansätze für affektive Störungen
Depressionen vererbbar?

A

Aus Familien-, Zwillings- und Adoptionsstudien geht hervor, dass die Verwandten ersten Gra- des von Patienten mit bipolaren affektiven Störungen ein deutlich erhöhtes Risiko für alle For- men affektiver Störungen haben. Die Wahrscheinlichkeit liegt bei 25 – 30 %, wobei unipolare Depressionen bei den Verwandten überwiegen. Bei bipolaren Störungen scheinen Gene also eine wichtige Rolle zu spielen. Auch bei der unipolaren Depression gibt es eine genetische Komponente, die bei Frauen stärker zum Tragen kommt als bei Männern. Aber genetische Faktoren haben bei unipolaren affektiven Störungen einen geringeren Einfluss als bei bipolaren. Angehörige von unipolar depressiven Patienten haben ein 15 – 20 %iges Risiko für die Entwicklung einer Depression, was verglichen mit gesunden Kontrollpersonen (7–10 %) den- noch deutlich erhöht ist . Wie bei fast allen psychischen Störungen muss auch bei den affektiven Störungen von einer komplexen genetischen Grundlage ausgegan- gen werden.

47
Q

Neurochemische Prozesse
Noradrenalin und Serotonin.

Da Antidepressiva wie Trizyklika, MAO-Hemmer, selektive Sero- tonin- bzw. Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer auf die Neurotransmitter Serotonin und Noradrenalin wirken, ist davon auszugehen, dass:

A

Da Antidepressiva wie Trizyklika, MAO-Hemmer, selektive Sero- tonin- bzw. Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer auf die Neurotransmitter Serotonin und Noradrenalin wirken, ist davon auszugehen, dass bei affektiven Störungen neuro- chemische Prozesse gestört sind.

48
Q

Wovon geht die Noradrenalintheorie aus?

A

Die Noradrenalintheorie geht davon aus, dass ein niedriger Noradrenalinspiegel Depression und ein hoher Manie verursacht. Tatsächlich gibt es Zusam- menhänge zwischen einem niedrigen Noradrenalinspiegel und Depression bzw. zwischen einem hohen Noradrenalinspiegel und Manie. Jedoch könnte dies auch auf ein verändertes Aktivitäts- niveau in depressiven und manischen Phasen zurückzuführen sein.

49
Q

Was behauptet die Seretonintheorie?

A

Die Serotonintheorie be- hauptet, dass ein niedriger Serotoninspiegel Depression verursacht. Auch dafür gibt es Hinwei- se: Zum einen findet man einen niedrigen Serotoninspiegel bei Depressiven. Zum anderen vermehren sich depressive Symptome durch Substanzen, die den Serotoninspiegel verringern.

50
Q

Was lässt sich sowohl zur Noradrenalintheorie als auch zur Seretonintheorie sagen?

A

Allerdings hat sich gezeigt, dass Trizyklika und MAO-Hemmer nur in den ersten Tagen die Noradrenalin- und Serotoninspiegel erhöhen. Danach gehen die Neurotransmitterspiegel wie- der auf ihr ursprüngliches Niveau zurück. Erst nach ca. zwei Wochen entfalten jedoch die Me- dikamente ihre antidepressive Wirkung. Ein zu niedriger Spiegel von Serotonin oder Noradre- nalin reicht deshalb nicht aus, um die Depression zu erklären. Die neurochemischen Prozesse bei affektiven Störungen sind wohl komplizierter, als durch die Noradrenalin- und Seroto- nintheorie zunächst angenommen wurde.

51
Q

G-Proteine: Das wichtigste Medikament zur Behandlung bipolarer Störungen:

A

Das wichtigste Medikament zur Behandlung bipolarer Störungen, Lithium, reguliert u. a. die G-Proteine. Diese sind bei der Regulation der Aktivität in der postsynaptischen Zelle von Bedeutung und könnten bei bipolaren Störungen eine Rolle spielen. Dafür spricht, dass Maniker große und Depressive geringe Mengen an G-Proteinen aufweisen.

52
Q

Hormonelle Prozesse bei Depressiven

A

Ein anderer biologischer Erklärungsansatz nimmt an, dass die Hypothalamus-Hypophysen- Nebennieren-Achse, die bei Stress aktiviert wird, bei Depression hyperaktiv ist. Dafür spricht, dass Depressive einen erhöhten Kortisolspiegel haben. Dies kann wiederum dazu führen, dass die Dichte der Serotoninrezeptoren verringert wird und die Funktion der Noradrenalinrezepto- ren gestört wird. Bei Patienten mit bipolaren Störungen, die eine Erkrankung der Schilddrüse haben, können Schilddrüsenhormone eine Manie auslösen

53
Q

Neuronale Veränderungen
- Bei vielen depressiven Patienten wurden hirnfunktionelle und -strukturelle Veränderungen festgestellt

A

􏰀 Eine Hypoaktivität des linken präfrontalen Kortex führt zu einer Dominanz der rechten
Hirnhälfte, wo negative Emotionen überrepräsentiert sind.
􏰀 Eine Hypoaktivität des anteriorenzingulären Kortex im oberen und unteren Bereich führt zu
Aufmerksamkeitsstörungen, Antriebshemmungen und Anhedonie.
􏰀 Eine Hyperaktivität des anterioren zingulären Kortex im vorderen Bereich verstärkt negative
Affekte wie Angst.
􏰀 Eine Hyperaktivität und Vergrößerung der Amygdala bedingt leichtere negative emotionale
Reaktionen.
􏰀 Eine Atrophie des Hippocampus steht im Zusammenhang mit Gedächtnisstörungen.

54
Q

Man geht heute davon aus, dass komplexe Interaktionen zwischen …… zur Entstehung affektiver Störungen führen.

A

Man geht heute davon aus, dass komplexe Interaktionen zwischen Erfahrungen, kognitiven Vorgängen und biologischen Prozessen zur Entstehung affektiver Störungen führen.

55
Q

Suizid
Suizidrate von depressiven Menschen und Rolle des Suizides bei einer Depressiven Erkrankung

A

Suizidalitätt, die bei verschiedenen psychischen Störungen und Krisen auftreten kann, stellt bei Depressionen ein besonderes Problem dar. Mehr als die Hälfte aller vollendeten Suizide gesche- hen im Verlauf einer depressiven Erkrankung. Etwa 15 % aller Depressiven nehmen sich das Leben. Andere psychische Störungen, die mit einem erhöhten Suizidrisiko einhergehen, sind Schizophrenie, Borderline-Persönlichkeitsstörung und Substanzabhängigkeit (insbesondere Alkoholismus).

56
Q

Als was sehen viele Kliniker Suizid an?

A
  • Vielen suizidalen Handlungen gehen kritische Ereignisse oder belastende Lebensumstände voraus. Daher sehen viele Kliniker Suizid als einen Versuch der Betroffenen, ihre Probleme zu lösen, wenn sie keinen anderen Ausweg sehen.
57
Q

Wovon geht Shneidman (auf den wichtige Ansätze zur suizidprävention zurückgehen aus?

A

Er geht da- von aus, dass Hoffnungslosigkeit das emotionale Befinden der Betroffenen dominiert. Beispielsweise kann das schmerzliche Erleben eigener Mängel und Unzulänglich- keit, häufig bedingt durch unerfüllte oder unrealistische Erwartungen, in dem Versuch münden, diesem Leid durch den Tod zu entkommen.

58
Q

Was führt zu einem deutlichen anstieg von suizidraten und was sind die möglichen Erklärungen dafür? Welche Faktoren spielen ebenfalls eine Rolle?

A

Auch Naturkatastrophen wie z. B. Erdbeben und Überflutungen führen zu einem deutlichen Anstieg der Suizidraten. Mögliche Erklärungen sind der Verlust von geliebten Menschen, Eigentum, Einkommen und sozialen Net- zen. Dadurch kommt es vermutlich zu einem Anstieg von Depression und Hoffnungslosigkeit. Allerdings begehen bei weitem nicht alle Menschen, die Krisen durchmachen, Suizid oder einen Suizidversuch. Neben psychosozialen Krisen spielen psychologische und biologische Faktoren in der Entstehung von Suizidalität eine Rolle.

59
Q

Biologische Faktoren Suizidalität

A

In Post-Mortem-Untersuchungen fanden sich in den Gehirnen von Suizidanten eine erhöhte Anzahl von Serotoninrezeptoren und eine verminderte Konzentration der Metaboliten von Serotonin. Dies ist ein Hinweis auf einen niedrigen Serotoninspiegel. Ein niedriger Seroto- ninspiegel scheint im Zusammenhang mit erhöhter Autoaggressivität und Impulsivität zu ste- hen. Auch genetische Faktoren könnten bei Suizidalität eine Rolle spielen. Dafür spricht, dass die Konkordanzraten bei eineiigen Zwillingen höher sind als bei zweieiigen

60
Q

Psychologische Faktoren suizidalität

A

Zu den psychologischen Faktoren, die mit einem erhöhten Suizidrisiko verbunden sind, gehört neben bestimmten psychischen Störungen (s. o.) ein Zustand der Hoffnungslosigkeit. Diese ist zwar ein häufiges Merkmal von Depressionen, kann jedoch auch aus anderen Gründen entste- hen. Sie lässt sich im Gespräch oder auch anhand von Fragebögen erfassen. Eine weitere Beson- derheit einiger suizidgefährdeter Menschen ist eine erhöhte Rigidität im Denken, aufgrund deren es ihnen schwer fällt, alternative Lösungen für ihre Probleme zu sehen.

61
Q

Obwohl verschiedene Risikofaktoren für Suizid bekannt sind, lässt er sich schwer vorhersagen. Zu den wichtigsten Risikofaktoren gehören:

A

􏰀 psychische Störungen (Depression,Substanzabhängigkeit,Schizophrenie ,Persönlichkeitsstörungen, v. a. Borderline)
􏰀 frühereSuizidversuche
􏰀 Hoffnungslosigkeit
􏰀 hohesAlter
􏰀 Impulsivität
􏰀 männlichesGeschlecht
􏰀 mangelndesozialeBindungenundUnterstützung
􏰀 chronischekörperlicheErkrankungen
􏰀 akute psychosoziale Krisen (z. B. Arbeitslosigkeit, Scheidung, Traumatisierung)
􏰀 SuizidalitätinderFamiliengeschichte.

62
Q

Umgang mit Suizidalität:

A
  • Wenn eine psychische Störung der Suizidalität eines Patienten zugrunde liegt, sollte diese be- handelt werden.
  • Der Ansatz von Shneidman (1985) zur Suizidprävention konzentriert sich stärker auf die besonderen Merkmale der Suizidalität. Dazu gehört eine eingeschränkte Wahr- nehmung von Handlungsalternativen, die eine zwiespältige Einstellung zum Suizid bedingt.
  • Die Betroffenen wollen vielleicht nicht sterben, sehen jedoch keine andere Möglichkeit, mit ihren Problemen fertig zu werden. Daher sollte im Umgang mit suizidalen Patienten versucht werden, ihren eingeschränkten Blickwinkel zu erweitern und ihr psychisches Leid zu vermindern.
  • Auch kognitiv-verhaltenstherapeutische Ansätze versuchen, den Betroffenen durch das Vermitteln von neuen Bewältigungsstrategien andere Möglichkeiten zur Lösung von Problemen aufzuzei- gen.
63
Q

Regeln im Umgang mit suizidalen Patienten

A
  • Psychologen und Ärzte sind verpflichtet, ihre Patienten daran zu hindern, sich selbst zu verlet- zen oder zu töten. Daher kann es manchmal nötig sein, Maßnahmen einzuleiten, die dem Wil- len des Patienten zuwiderlaufen (z. B. Sedierung). Eine Unterbringung in einer Klinik gegen den Willen des Patienten muss durch eine richterliche Verfügung gestützt werden.
  • Um zu verhindern, dass ein Patient sich Schaden zufügt, sollten angemessene Vorsichtsmaßnahmen eingeleitet werden. Dazu gehört, direkt zu fragen, ob Suizidabsichten vorliegen. Es kann nötig werden, viel Energie und Zeit in die Behandlung eines suizidgefährdeten Patienten zu investieren. Die meisten suizidalen Krisen gehen vorüber, so dass es zunächst wichtig ist, Zeit zu gewinnen.
64
Q

Zusammenfassung:
Affektive Störungen sind Störungen der ….. Das Hauptmerkmal von Manie und Hypomanie ist eine stark gehobene oder gereizte ….. Die wichtigsten Merkmale der Depression sind:

A

􏰀 eine depressive Verstimmung
􏰀 der Verlust von Freude und Interesse
􏰀 ein verminderter Antrieb.

65
Q

Bei bipolaren affektiven Störungen gibt es einen Wechsel zwischen …. oder ….. und …. Phasen. Bei einer Dauer von mehr als …. spricht man von Zyklothymia. Liegen mehr als zwei Jahre depressive Symptome vor, spricht man von ….. Eine besonders schwere Form der Depression ist das …. Syndrom.

A

Bei bipolaren affektiven Störungen gibt es einen Wechsel zwischen manischen oder hypomani- schen und depressiven Phasen. Bei einer Dauer von mehr als zwei Jahren spricht man von Zyklothymia. Liegen mehr als zwei Jahre depressive Symptome vor, spricht man von Dysthymia. Eine besonders schwere Form der Depression ist das somatische Syndrom.

66
Q

Zusammenfassung:
Verschiedene psychologische Theorien versuchen, die Depression zu erklären:

A

􏰀 Die psychodynamische Theorie sieht Depression als misslungene Trauerarbeit aufgrund
eines nach innen gekehrten negativen Affekts (z. B. Hass) infolge des Verlust eines Liebesob-
jekts, zu dem ein ambivalentes Verhältnis bestand.
􏰀 Die kognitiven Theorien sehen die Ursachen der Depression in gestörten kognitiven Vorgän-
gen. Nach Beck handelt es sich dabei um kognitive Verzerrungen, die aus dysfunktionalen
Schemata resultieren und eine verzerrte Wahrnehmung der Realtität bedingen.
􏰀 Die Attributionstheorie sieht einen depressiven Attributionsstil als Verursacher der Depres-
sion.
􏰀 Die Theorien der Hilflosigkeit und Hoffnungslosigkeit sehen Überzeugungen der Hilflosig-
keit bzw. Hoffnungslosigkeit als Ursachen von Depression.
􏰀 Verhaltensorientierte Theorien schreiben geringen sozialen Fertigkeiten in der Entstehung
der Depression eine wichtige Rolle zu.

67
Q

Zusammenfassung
Biologische Erklärungsansätze für affektive Störungen befassen sich mit verschiedenen biologi- schen Prozessen:

A

􏰀 Gene spielen insbesondere bei bipolaren affektiven Störungen, doch auch bei Depressionen
eine Rolle.
􏰀 Neurotransmitter wie Noradrenalin und Serotonin sind bei affektiven Störungen beteiligt.
Bei Depression finden sich niedrige Serotonin- und Noradrenalinspiegel; in der Manie ist der
Noradrenalinspiegel erhöht.
􏰀 Es finden sich bei Depression Veränderungen des Hormonhaushalts, z. B. ein erhöhter Kor-
tisolspiegel.
􏰀 Auchhirnfunktionelleund-strukturelleVeränderungensindfestzustellen.

68
Q

Zusammenfassung
Aus den Erklärungsansätzen lassen sich verschiedene Behandlungsmöglichkeiten ableiten:

A

􏰀 Vielversprechend für die Behandlung unipolarer Depressionen ist die Interpersonale Psychotherapie, deren Fokus auf zwischenmenschlichen Problemen liegt.
􏰀 Die am besten untersuchte und wirksamste Psychotherapie für Depressionen ist die kogniti-
ve Verhaltenstherapie. Sie beinhaltet die Veränderung kognitiver Prozesse, das Training sozi-
aler Fertigkeiten und den Aufbau positiver Aktivitäten.
􏰀 Medikamentös werden Depressionen durch Antidepressiva behandelt, welche die Aktivität
von Serotonin und Noradrenalin beeinflussen und so die Rezeptoren an den Synapsen der
Nervenzellen verändern.
􏰀 Die wichtigste Therapieform bei bipolaren Störungen sind stimmungsstabilisierende Medi-
kamente, die durch Psychotherapie ergänzt werden sollten.

69
Q

Bei der Entstehung von Suizidalität können neben Krisen und Belastungssituationen auch …. Faktoren wie ein niedriger….und psychologische Faktoren wie Depres- sion und …. von Bedeutung sein.
Zur Suizidprävention ist es wichtig, das Thema ……, Verständnis zu zeigen und für die Betroffenen da zu sein, das psychische Leid gefährdeter Menschen zu mindern und ihnen alternative Problemlösungen aufzuzeigen. Manchmal sind freiheitseinschränkende Maßnahmen unumgänglich.

A

Bei der Entstehung von Suizidalität können neben Krisen und Belastungssituationen auch bio- logische Faktoren wie ein niedriger Serotoninspiegel und psychologische Faktoren wie Depres- sion und Hoffnungslosigkeit von Bedeutung sein.
Zur Suizidprävention ist es wichtig, das Thema offen anzusprechen, Verständnis zu zeigen und für die Betroffenen da zu sein, das psychische Leid gefährdeter Menschen zu mindern und ihnen alternative Problemlösungen aufzuzeigen. Manchmal sind freiheitseinschränkende Maßnahmen unumgänglich.