Depressionen TP Flashcards
Zum Strukturbegriff (im OPD-2) Was bedeutet er?
Struktur bedeutet die Verfügbarkeit über intrapsychische und interpersonell regulierende Funktionen, mit deren Hilfe eine Person
ihr inneres Gleichgewicht und
ihre Beziehungsfähigkeit nach außen sicherstellt.
„Bei strukturbedingten Störungen steht die fehlende Verfügbarkeit oder eine nicht hinreichende Entwicklung von grundlegenden seelischen „Werkzeugen“ im Vordergrund.“
Vier Grundlegende Komponenten der Entstehung von strukturbedingten Störungen
- Ungünstige Entwicklungsbedingungen
- Aktueller Auslöser bzw Wegfall bisheriger kompensation oder Abwehr
- Aktuell Wirksames strukturelles Defizit
- Symptome
Es geht um das psychodynamische Zusammenspiel zwischen?
zwischen dem
zentralen frühen Konflikt, dem depressiven Grundkonflikt
und den sehr unterschiedlichen psychischen Verarbeitungen, die das konflikthafte Grundthema im Laufe der Lebensentwicklung erfahren kann.
Modus der Verarbeitung
psychische Anpassungen an frühere, defizitäre Gegebenheiten
Muster, die ein Mensch ausgebildet hat, um mit seinen strukturellen Defiziten oder seinen konfliktbedingten Einschränkungen und Erlebnissen im Leben klar zu kommen, bzw. diese auszugleichen
Es sind die …., die unter einer Belastungssituation des erwachsenen Lebens zusammenbrechen und die Symptombil- dung einleiten.
Es sind die Bewältigungsformen, die unter einer Belastungssituation des erwachsenen Lebens zusammenbrechen und die Symptombil- dung einleiten.
Formen der Verarbeitung: (6)
Was passiert bei Zusammenbruch der jeweiligen Verarbeitung?
- altruistisch überfürsorgliche Verarbeitung
- narzisstische Verarbeitung
- schizoide Verarbeitung
- oral-regressive Verarbeitung
- philobatische Verarbeitung
- Verarbeitung durch Humor oder Kreativität
bei Zusammenbruch der jeweiligen Verarbeitung resultieren:
Depression, Selbstzerstörung, Suizid, Sucht, Abhängigkeit
- Frühe Phase der Selbstobjektdifferenzierung.
Das verlorene Objekt hat mehr den Charakter des Medialen, Atmosphärischen, des Teilobjekts.
Das frühverlassene oder zu wenig geförderte Selbst will beim Objekt in medialer Gestalt Ruhe finden, sich sicher fühlen, körperlich entspannen, Unlust und Schmerzen an das starke beruhigende Objekt abgeben können, Harmonie erleben.
- Reifere Phase der Selbstobjektdifferenzierung
Das verlorene Objekt hat mehr den Charakter eines personalen Gesamtobjekts.
Das frühverlassene Objekt ersehnt Geborgenheit, Fülle, Sicherheit, Sättigung, Lebendigkeit, Selbstwert durch die Nähe des wichtigen Objektes, das nun personale Züge hat.
intra-psychische Dynamik: Objektverlangen und Bedürfnisunterdrückung
Objektverlangen:
- Starkes Verlangen nach einem Idealobjekt, dieses haben wollen und das verlangen ausdrücken dürfen, durch ggf. Fordern, Einklagen, Klammern
Bedürfnisunterdrückung:
- Unmöglichkeit oder Verbot sich mit der eigenen Bedürftigkeit an das Idealobjekt zu wenden –> Bedürfnis muss unterdrückt werden, mitsamt den dazugehörigen Affekten
inter-personelle Dynamik: Sehnsucht nach dem idealisierten Anderen und Verinnerlichte enttäuschte Erfahrung
Sehnsucht nach dem idealisierten Anderen
- Bedürfnis, ein ideales Objekt zur Verfügung zu haben, das Objekt. ganz zu haben
Verinnerlichte enttäuschte Erfahrung
- dass der andere Unerreichbar bleibt, deshalb Impulse auftauchende Objekte zu entwerten und entstehende Beziehungen zu zerstören
ODER
- dieselbe Person - da unerreichbar - als negatives Objekt zu entwerten oder zu beschädigen
Das selbst hat weniger vom Objekt als es braucht oder es braucht mehr als es bekommen kann
Drei „Grundkomponenten“ des depressiven Grundkonflikts
Objektsehnsucht (objektal und medial)
Objektenttäuschung
Verzweiflung des Selbst
Diese Aufgliederung ist letztlich künstlich; das Erleben
ist das Ganzheitliche einer Beziehungsgestalt:
Das Subjekt wendet sich mit basalen Bedürfnissen
an das Objekt, fühlt sich abgewiesen oder verlassen und reagiert mit schmerzlicher Enttäuschung.
Auswirkung auf die Persönlichkeitsentwicklung
Für das psychoanalytische Vorgehen ist es charak- teristisch, äußerlich sichtbare klinische Phäno- mene auf ….. hin zu untersuchen.Das be- inhaltet stets auch?
Für das psychoanalytische Vorgehen ist es charak- teristisch, äußerlich sichtbare klinische Phäno- mene auf ihren unbewussten psychodynamischen Hintergrund und auf ihre psychogenetische Ent- wicklungsgeschichte hin zu untersuchen. Das be- inhaltet stets auch einen gewissen Reduktionis- mus, da sehr unterschiedliches Geschehen auf die gleichen Grundprinzipien oder Grundkonflikte zurückgeführt werden.
Im klassischen psychoanalytischen Modell resul- tierte die Konfliktspannung aus der Tatsache, dass?
In dem beschriebenen beziehungspsychologi- schen Modell entspringt die Konfliktspannung aus?
Im klassischen psychoanalytischen Modell resul- tierte die Konfliktspannung aus der Tatsache, dass ein zentral wichtiger Triebwunsch unerfüllt blieb und verdrängt wurde, weil seine Befriedigung ver- boten, tabuiert oder mit Strafandrohungen belegt war. In dem beschriebenen beziehungspsychologi- schen Modell entspringt die Konfliktspannung aus dem Widerstreit entgegengesetzter Beziehungs- wünsche und den jeweils damit verbundenen Risi- ken der Enttäuschung, Kränkung oder Bedrohung des Selbst durch die Objekte.
Was sind die Ursachen, die unter einer Belastungssituation des Erwachse- nenlebens zusammenbrechen und die Symptom- bildung einleiten.
Es sind diese Bewältigungsformen, die unter einer Belastungssituation des Erwachse- nenlebens zusammenbrechen und die Symptom- bildung einleiten.
Psychodynamisch wesentlich sind der Spannungs- zustand zwischen?
Psychodynamisch wesentlich sind der Spannungs- zustand zwischen einer frühen, verloren gegange- nen Intention der depressiven Objektsehnsucht, einer frühen emotional belastenden Erfahrung mit dieser Intention, die depressive Objektenttäu- schung und der Bewältigungsstil, mit dessen Hilfe ein Kompromiss gefunden wurde, der dem Selbst eine gewisse Autonomie und einen gewissen Wert zuweist und der einen bestimmten Umgang mit den Objekten ermöglicht.
Eine große Bedeutung für das Verständnis des Krankheitsgeschehens ist das Modell der?
Eine große Bedeutung für das Verständnis des Krankheitsgeschehens ist das Modell der Verarbeitung des frühen Grund- konflikts. Es sind die Bewältigungsformen, die unter einer Belastungssituation des erwachsenen Lebens zusammenbrechen und die Symptombil- dung einleiten.
Frühe Entwicklungsstufen des Selbst und der Objektbeziehungen: Was führt zur Störung?
Was zur Störung führt, ist ganz allgemein gesprochen ein mangelndes Zueinanderpassen des kindlichen Selbst und seines erwachsenen Objekts:
Das Selbst hat weniger vom Objekt als es braucht, oder es braucht mehr als es bekommen kann.
Ob ein Säugling durch die Alkoholabhängigkeit oder die psychische Erkrankung seiner Eltern nicht angemessen versorgt werden kann, ob äußere soziale und ökonomische Notfälle seine Betreuung erschweren, ob Krankheit des Kindes oder Miss- handlungen durch die Eltern die Ursache der frü- hen Beziehungsstörung abgeben, stets sind die Auswirkungen für das noch unreife Selbst des Kin-des und seine Objektvorstellungen kategorial die gleichen: Es resultiert?
Es resultiert ein Defizit an Sicherheit des Selbst in der Bindung an wichtige Objekte
Zunächst erscheint es sinnvoll, zu unterschei- den, ob die Störung in einer frühen oder einer rei- feren Phase der Selbst-Objekt-Differenzierung ein- gewirkt hat. So können wir zwei Ausgestaltungen des depressiven Grundkonflikts unterscheiden, je nachdem, ob
das verlorene Objekt mehr den Cha- rakter des Medialen, Atmosphärischen, des Teil- objekts oder den Charakter des personalen Ge- samtobjekts aufweist
In welchem Verhältnis stehen der Grundkonflikt der Nähe und der depressive Grundkonflikt?
Das Einschwingen in eine tragfähige Beziehung ist die Entwicklungsaufgabe der ersten Lebensmo- nate. Der Aufbau einer personalen Objektreprä- sentanz stellt das Entwicklungsziel des ersten Lebensjahres dar. Es handelt sich somit um zwei eng miteinander verwobene Entwicklungsstufen der frühen Objektbeziehung. Der Grundkonflikt der Nähe betont die Aspekte Kommunikation, Bezogenheit, Näheerleben, Miteinandersein. Der depressive Grundkonflikt zentriert auf Geborgen- heit, Versorgung, Sicherheit, Tröstung durch ein Objekt, das dem bedürftigen Selbst verlässlich zur Verfügung steht.
Frühe Entwicklungsstufen des Selbst und der Objektbeziehungen: (6)
- Noch weitgehend ungetrennt sind Ich und Nicht-Ich, Selbst und Objekt, Innen und Außen. Die frühen Vorformen von Selbst und Objekt werden noch nicht objekthaft, sondern als Medium erlebt, d. h. grenzenlos, zeitlos, atmosphärisch, verschmolzen.
- Frühe Selbst-Objekt-Differenzierung:
In der medialen Einheit werden erste Konturen von Selbst und Objekt erlernbar. - Fortgeschrittene Selbst-Objekt-Differenzierung:
Selbst und Objekt werden als getrennt erlebt, doch erfährt das Selbst Geborgenheit, Sicherheit und Lebendigkeit durch die Nähe des Objekts. - Beginnende Autonomiephase:
Das Selbst erprobt seine Eigenständigkeit durch Entfernung von dem Objekt und Wiederannäherung. - Höhepunkt der Autonomiephase:
„Ich kann, was ich will“; das Selbst im Hochgefühl seiner motorischen, sprachlichen und denkerischen Fähigkeiten, in Identifikation und Aus- einandersetzung mit dem ebenso großartigen Objekt. - Das Selbst verfügt über eine psychosexuell und sozial eindeutige Iden- tität; aus dieser Position heraus vollzieht es seine Bindungen von und Identifizierungen mit den gleich- und gegengeschlechtlichen Personen seines familiären Beziehungssystems (reife Triangulierung)
Depressiver Grundkonflikt MEDIAL
- Das früh verlassene oder zu wenig geförderte Selbst erlebt sich als schutzlos, verletzlich, ausgeliefert, bedroht, erregt, verwirrt; es ersehnt das frühe gute Objekt in seiner medialen Gestalt, d.h. weniger personifi- ziert als atmosphärisch; es will dort Ruhe finden, sich sicher fühlen, körperlich entspannt, Unlust und Schmerzen an das starke beruhigende Objekt abgeben können, Harmonie erleben.
- Von besonde- rer Bedeutung ist dabei die orale Tönung des Erle- bens.
- Vom erwachsenen Menschen werden diese auf eine frühe Erlebniswelt gerichteten Bedürf- nisse als unerfüllbar abgewehrt und verdrängt; die frühe Verzweiflung und Erregung bleibt gleichfalls in unbewussten Erinnerungsspuren erhalten. Die Art der Abwehr und das Gemisch von früher Ob- jektsehnsucht und objektbezogener Verzweiflung bestimmen das spätere klinische Bild.
- Freilich ste- hen die frühen Objekte nicht nur für das Bedürfnis, ihnen nahe zu sein und von ihnen versorgt zu wer- den. Die spezifischen Interaktionen zwischen dem Baby und seinen Betreuungspersonen sind zu- gleich die Grundlage der strukturellen Entwick- lung, d.h. der Entfaltung der Affektivität, des Affektausdrucks, der Affektregulierung und der frühen Kommunikation.
Depressiver Grundkonflikt OBJEKTAL
- Das zu früh verlassene oder zu wenig geförderte oder unvollständig vom Objekt gelöste Selbst erlebt sich als leer, unlebendig, unwert; es ersehnt Geborgen- heit, Fülle, Sicherheit, Sättigung, Lebendigkeit, Selbstwert durch die Nähe des wichtigen Objektes, das nun personale Züge hat.
- Objektbedürftigkeit und Objektsuche haben den Charakter des Objekt- hungers; daneben existiert der verzweifelt hilflose Hass gegen das enttäuschende Objekt. Beim erwachsenen Menschen werden diese auf eine frühe Erlebniswelt bezogenen Bedürfnisse auf vielfältige Weise abgewehrt.
- Die Art der Abwehr und das Gemisch von depressiver Objektsuche und Objektenttäuschung bestimmen das spätere kli- nische Bild. Auch hier spielt der Aufbau strukturel- ler Funktionen in der frühen emotionalen Bindung eine maßgebliche Rolle für die Persönlichkeitsent- wicklung bzw. für eventuell spätere strukturelle Störungen.
Familienerfahrungen. In einem empirischen Ver- gleich von depressiven Patienten mit Gesunden (Söldner 1994) werden die depressiven Patienten durch folgende Familienerfahrungen charakteri-siert, die zusammengenommen das Nicht-zu- einander-Finden von Kind und Eltern im Sinne einer tragfähigen emotionalen Bindung beschrei- ben:
● von der Mutter nicht erwünscht
● Mutter kühl, lieblos, zurückweisend
● mangelnde Toleranz/Resonanz von Mutter und
Vater bei kindlichen Äußerungen
● Mutter und Vater beschäftigen sich nicht spiele-
risch/anregend mit Patient
● mangelndes Verständnis/Eingehen auf die kind-
liche Welt
● Patient erlebt gemeinsame familiäre Unterneh-
mungen als unangenehm
● Mutter hat häufig keine Zeit für Patient
mangelndes Verständnis des Vaters bei Kummer
● in der Familie kein Austausch von Zärtlichkeit
● Patient vermisst generell Zärtlichkeit
● Patient hat Sehnsucht nach mehr Zärtlichkeit
von der Mutter
mangelnde Geborgenheit/liebevolle Zuwendung
● Eltern in der Erziehung uneinig
von Mutter und Vater generell nicht anerkannt
● von Mutter und Vater nicht anerkannt wegen
Angepasstheit/Unauffälligkeit
● von Vater nicht gelobt wegen Leistungen/Intelli-
genz
● Vater fördert nur bestimmte Fähigkeiten/Leis-
tungen des Patienten
● Ehe der Eltern nicht gut
● Eltern in ihrem Wesen erheblich voneinander
verschieden
● Angst vor Mutter und/oder Vater
● strebt von daheim fort, läuft öfter weg
sehr verschlossen, erzählt spontan kaum etwas
● Patient bewundert nicht Vaters Intelligenz/Wis-sen/Fähigkeit
Patient zeigt nicht direkt seine Wut bei Strafen
● bei Kontaktaufnahme mit anderen Kindernscheu, gehemmt
● Tagträume handeln nicht von Freiheit/Aben-
teuer/Selbstständigkeit
Auswirkungen auf das Leben des Erwachsenen: Anfangspunkt der psychischen Entwicklungsprozesse und anschließendes Hauptaugenmerk
In unserer Darstel- lung markieren wir gewissermaßen den Anfangs- punkt und den aktuellen Endpunkt einer Entwick- lung. Den Anfangspunkt bildet die früh erworbene depressive Disposition mit ihren im Unbewussten dynamisch wirksam bleibenden Bedürfnissen und Affekten. Wir richten das Hauptaugenmerk dann jedoch auf die individuell sehr unterschiedlichen Möglichkeiten der weiteren Entwicklung, in wel- cher der einzelne Mensch seine frühen Bezie- hungserfahrungen verarbeitet.
Beide Aspekte gemeinsam bilden den psycho- dynamisch wichtigen Befund: Im Vordergrund steht:
Beide Aspekte gemeinsam bilden den psycho- dynamisch wichtigen Befund: Im Vordergrund steht ein spezifischer Lebensstil im Umgang mit den Objekten und dem Erleben des Selbst; diesen Stil verstehen wir als Antwort, als Verarbeitung oder Bewältigung eines frühen Konflikts, der in der diagnostischen Begegnung mit dem Patienten zunächst nur in Umrissen erkennbar ist, der sich aber dann in der therapeutischen Bearbeitung deutlich offenbart.
Objektsehnsucht: Die psychodynamische Gemein- samkeit aller Störungen dieser Gruppe
Die psychodynamische Gemein- samkeit aller Störungen dieser Gruppe, auch wenn sie unterschiedliche klinische Bilder ausprägen, ist die Sehnsucht nach dem frühen wichtigen Objekt, sei es in einer eher medialen oder objektalen Gestalt.
Objektsehnsucht im objektalen Sinne: Was für eine Person wird gesucht und welche Aufgaben hat sie zu erfüllen?
Im objektalen Sinne wird eine Person gesucht, die dem Selbst alles Gute bringt, die es liebt, bestä- tigt, bewundert, seine Wünsche erfüllt, ihm Sicherheit und Geborgenheit schenkt und ihm zugleich autonomes, auch egoistisches Handeln gestattet. Aufgabe des guten Objekts ist es nicht nur, dem Selbst das Gute zur Verfügung zu stellen, sondern auch das Negative, das in ihm aufkommt – körperliche Unlust, Erregung, Schmerz, Verzweif- lung, Angst – verlässlich aufzufangen, auszuhalten, zu besänftigen und es damit für das wenig tragfä- hige Selbst erträglich zu machen. Durch die har- monische Gemeinsamkeit mit einem solchen Men- schen erhofft er sich Glück und Zufriedenheit, aus der Sicherheit des Geliebt- und Bewundertwer- dens sollen sein Selbstwertgefühl und seine Lebendigkeit gespeist werden.
Objektsehnsucht im medialen Sinne:
Ist das gesuchte frühe Objekt noch nicht personifiziert, sondern eher medial-atmosphärisch, dann gewinnen die ersehnten Personen übermenschliche Züge (ein Gott, eine Göttin, ein Engel, eine gute Fee usw.), oder es wird „etwas“ ersehnt, das sich schwer in Worte fassen lässt – das Glück, die Erfüllung, die Erlösung, das absolut Gute.
Objektsehnsucht: Es liegt auf der Hand, dass auf der Suche nach solchen Idealen eher Enttäuschungen als Erfüllun- gen erreicht werden, ist doch bereits die Aus- gangssituation dieser Entwicklung die Enttäu- schung am frühen Objekt gewesen:
Das frühe Objekt war – aus welchen Gründen auch immer – nicht verfügbar, äußerlich oder innerlich abwe- send, außerstande, in jene frühe Form der Kom- munikation einzutreten, die das Neugeborene oder Kleinkind benötigt hätte, um ein sicheres Gefühl zu bekommen für die Existenz und kom- munikative Kompetenz seiner Selbst, für die Exis- tenz und zuverlässig liebevolle Zugewandtheit des guten Objekts und für die Erfahrung, dass Unlust und schmerzliche Verzweif lung von einem starken Objekt aufgefangen und getragen werden.
Objektenttäuschung.
Die Enttäuschung am Objekt ist somit neben der Sehnsucht nach dem Objekt die zweite gemeinsame Grundlinie. In der Enttäuschung mischen sich Trauer und Wut zu einem zählebigen Affekt; Anklage und Vorwurf, Hass und Racheimpulse, Bereitschaft zu Erregung und destruktiver Aggressivität gehören zu seinen Bestandteilen ebenso wie die Trauer über das Verlassensein, das Zu-kurz-gekommen-Sein, das Nicht-genug-Bekommen. Erregung und Verzweif- lung, die von keinem guten Objekt aufgefangen wurden, blieben unverarbeitet und „unverdaut“.
Verzweiflung des Selbst. Die dritte Gemein- samkeit betrifft die Verzweiflung des Selbst, das sich mit massiven Zweifeln plagt:
Zweifel am eige- nen Wert, vor allem an seiner Liebenswertheit, am Wert seiner Leistung und all seines Tuns. Daneben stehen Gefühle der Nichtigkeit, der Leere, Kälte, Unlebendigkeit, Unechtheit sowie das Erleben, von inneren und äußeren Ereignissen überrollt und aus dem Gleichgewicht geworfen zu werden, die Selbstkontrolle zu verlieren, aufkommende nega- tive Gefühle der Gekränktheit, der Missstimmung, des Ärgers, der Verzweiflung, des Alleinseins nicht aushalten zu können. Auch dieser Bereich wird nicht in voller Breite bewusst erlebt, sondern ist unter einer mehr oder weniger haltbaren Verdrän- gungsdecke verborgen.
Ausgehend von der Situation, dass das bedürftige Selbst in seiner Objektsuche enttäuscht und mit sei- nen negativen Affekten allein gelassen ist, sind un- terschiedliche Persönlichkeitsentwicklungen denk- bar, die später zu unterschiedlichen Störungen führen; oder umgekehrt formuliert:
Wir können viele Störungen des Erwachsenen auf diese eine frühkindliche Ausgangssituation zurückbeziehen. Freilich lassen sich nicht nur Störungen auf diese Thematik münzen; die Sehnsucht nach dem ver- lorenen guten Objekt ist den meisten Menschen bekannt. Darüber hinaus bedeuten viele Ausnah- mezustände des Lebens – von der Verliebtheit bis zum faszinierenden Naturerlebnis – so etwas wie die Begegnung mit dem frühen Objekt; es sind Zustände, die als regressiv bezeichnet werden, ohne dass damit eine Wertung vorgenommen wird, denn ohne den Rhythmus von Progression und Regression ist eine persönliche Reifungs-entwicklung nicht denkbar. Vor allem im Zusam- menhang mit Prozessen der Kreativität spielt das vorübergehende Eintauchen in regressive Erlebnis- welten eine wichtige Rolle.
Wie bei allen klinischen Themen stehen wir auch bei den frühen Objektbeziehungen und ihren Störungen vor einem Kontinuum, das vom alltäg- lich Normalen bis zum schwer Gestörten reicht. Die beiden Extrempunkte lassen sich leicht aus- machen, die Grenze zwischen beiden muss zwangs- läufig …. bleiben.
Wie bei allen klinischen Themen stehen wir auch bei den frühen Objektbeziehungen und ihren Störungen vor einem Kontinuum, das vom alltäg- lich Normalen bis zum schwer Gestörten reicht. Die beiden Extrempunkte lassen sich leicht aus- machen, die Grenze zwischen beiden muss zwangs- läufig unscharf bleiben.
Zusammenspiel von Konflikt und Struktur: Konfliktaspekte: Woher entnimmt der depressive Grundkonflikt seine motivatonale Kraft?
Ganz offensichtlich handelt es sich beim depressiven Grundkonflikt nicht um einen typischen neurotischen Konflikt, der sich innerhalb einer ausgereiften Persönlichkeitsstruk- tur unbewusst zwischen verschiedenen Substruk- turen zugespitzt hat (z. B. zwischen Triebimpulsen und einer Über-Ich-gesteuerten Abwehr).
Der depressive Grundkonflikt entnimmt seine motiva- tionale Kraft nicht aus einer Triebregung, sondern aus einem interpersonellen Bedürfnis, nämlich dem Wunsch nach Geborgenheit, Nähe, Aufgeho- bensein bei einem starken Objekt.
Zusammenspiel von Konflikt und Struktur: Konfliktaspekte: Die Konfliktpole bestehen zwischen:
Die Konfliktpole bestehen zwischen dem Wunsch einerseits, das abwesende oder verloren gegan- gene Objekt durch Klagen umzustimmen und zurückzugewinnen, und auf der anderen Seite dem Verbot, der Unmöglichkeit oder Aussichtslosig- keit, einen solchen Klageappell artikulieren zu dürfen. Die Videofilme der Bindungsforscher ma- chen unübersehbar deutlich, wie das kleine Kind die Suche nach und die Klage um das verlorene Objekt unter bestimmten Umständen beiseite zu schieben lernt und an die Stelle dieser Eindeutig- keit eine ambivalente oder ängstlich-vermeidende Objektorientierung entwickelt.
Was ist konflikthaft am depressiven Grundkonflikt?
Dem starken Verlangen nach dem Idealobjekt durch Fordern. Einklagen, Klammern Ausdruck verleihen
VERSUS
Unmöglichkeit oder Verbot sich mit der eigenen Bedürftigkeit an das Idealobjekt zu wenden
und
Bedürfnis ein ideales Objekt zur Verfügung zu haben
VERSUS
Impulse, auftauchende Objekte zu entwerten und entstehende Beziehung zu zerstören
Konfliktkerne des depressivem Grundkonflikts
- Das Objektverlangen haben und ausdrücken zu dürfen versus dieses Bedürfnis unterdrücken zu müssen mitsamt den zugehörigen Affekten, dieses Themas bildet einen Konfliktkern des depressiven Grundkonflikts.
- Ein zweiter Konfliktaspekt resultiert aus der Tat- sache, dass auf der einen Seite die Sehnsucht nach dem idealisierten wichtigen anderen existiert (die Sehnsucht, im anderen Erlösung, Erfüllung, Gebor- genheit, Bestätigung, Beruhigung etc. zu erfahren) und dass auf der anderen Seite sich die enttäu- schende Erfahrung etabliert hat, dass der andere unerreichbar bleibt, woraus einerseits Trauer und Verlassenheitsempfindung und andererseits ag- gressiv entwertende und vorwurfsvolle Impulse resultieren.
Dieser zweite Konfliktaspekt stellt einen Ambivalenzkonflikt dar zwischen dem Wunsch, das gute Objekt ganz zu haben und dieselbe Person – da unerreichbar – als negatives Objekt zu ent- werten oder zu beschädigen.
Wenn der erstgenannte Konfliktanteil für die intrapsychische Dynamik, d. h. für das subjektive Erleben, von besonderer Bedeutung ist, so ist der zweite Aspekt für die interpersonelle Dynamik, d. h. für das Beziehungsverhalten ausschlaggebend. Hier liegen einander ausschließende Einstellungen dicht nebeneinander, die geeignet sind, Beziehun- gen dysfunktional zu gestalten:
Suche nach Gebor- genheit und Vorwegnahme des Verlassenwerdens, Zuneigung und Entwertung, Hoffnung und Hoff- nungslosigkeit.
Struktureller Aspekt: Die Art und Weise, wie die Objektvorstellungen gestaltet sind, verweist, um in OPD-Begriffen zu sprechen, auf ein mäßig oder gering integriertes Strukturniveau. Das Bild des Gegenübers ist schwarz-weiß gezeichnet:
Es be-steht die Hoffnung, dass die anderen sich als mäch- tige Helfer erweisen, die in eine dyadisch-wohl- wollende Beziehung zum Patienten eintreten. Dem steht die enttäuschende Gewissheit gegenüber, die anderen interessieren sich nicht, sie wenden sich ab, bleiben unerreichbar. Eine empathische Einfüh- lung in den anderen gibt es kaum, so wenig wie es im Erleben des Patienten andere gibt, die sich ihm wirklich verstehend annähern.
Struktureller Aspekt: Objektbezogene Af- fekte, die auf innere Verbundenheit hinweisen wie Dankbarkeit, Fürsorglichkeit, Trauer bestehen nur gering ausgeprägt. Entsprechend schwierig ist:
Dies führt zu:
Objektbezogene Af- fekte, die auf innere Verbundenheit hinweisen wie Dankbarkeit, Fürsorglichkeit, Trauer bestehen nur gering ausgeprägt. Entsprechend schwierig ist die Verständigung mit anderen gestaltet. Der reflektierte Einblick in das eigene Ich ist erschwert, die Bandbreite der eigenen Affekte erscheint gering, die Leitaffekte von Kränkung und Enttäuschung scheinen alles zu überfluten. Heftige Impulse lassen sich nur schwer ins eigene Ich integrieren. Aggressivität erscheint in Gestalt von Autoaggression oder Angegriffenwerden durch feindselige andere.
Verbindung von Konflikt und Struktur: So lässt sich anhand des depressiven Grundkonflikts die in der Arbeitsgruppe OPD oft gestellte Frage beantworten, auf welche Weise Konflikt und Struktur miteinander verwoben sind:
Auf einer frühen Ebene, in der das Bild vom anderen noch nicht objekthaft gestaltet, sondern medial ist, um welchen Konflikt könnte es sich da handeln?
Was bedeutet der Verlust dieses medialen Objektes?
Auf einer frühen Ebene, in der das Bild vom anderen noch nicht objekthaft gestaltet, sondern medial ist, dürfte es sich im OPD-Sinne um einen Individua- tions-Abhängigkeits-Konflikt handeln. Hier ist der andere derart wichtig, dass er über die Existenz und die Existenzberechtigung des Selbst entscheidet.
Der Verlust dieses medialen Objekts bedeutet den Verlust von Beziehung schlechthin, auch den Verlust der Beziehung zum eigenen Selbst. Auf einer reiferen Stufe der Objektkonstituierung dür- fen wir im OPD-Sinne einen Versorgungs-Autarkie- Konflikt annehmen. Hier ist das Gegenüber deut- lich objektal gestaltet. Es geht nicht um die Bezie- hung schlechthin, sondern um die Verfügbarkeit des versorgenden Objekts bzw. die betonte Unab-hängigkeit von solchen Versorgungsansprüchen
Der depressive Grundkonflikt beschreibt im Sinne des OPD-Systems Aspekte der beiden Konflikte:
Der depressive Grundkonflikt beschreibt im Sinne des OPD-Systems Aspekte der beiden Konflikte Abhängigkeit/Autonomie und Versor- gung/Autarkie in Verbindung mit strukturellen Auffälligkeiten (mäßig bis gering integriertes Strukturniveau).
Verarbeitung
▶ Enttäuschung:
Um eine Ord- nung der klinischen Bilder erstellen zu können, ist es erforderlich, zwei Aspekte zu beachten. Der erste Aspekt betrifft die relative Reife der frühen Objektbeziehung. Es ist zu unterscheiden, ob die Struktur des Objekts mehr objektal oder mehr medial erscheint und ob die Struktur des Selbst bereits konsolidiert oder noch nicht sicher abge- grenzt, verletzlich, schutzlos ist. Entsprechend unterschiedlich sind die objektgerichteten Sehn- süchte und die Affekte im Zusammenhang mit der Enttäuschung.