Klinische Psychologie - Kindes- und Jugendalter Flashcards
Nennen Sie die vier häufigsten somatischen Folgen bei Anorexia nervosa
- Veränderungen von Blut und Stoffwechsel mit Verminderung von weißen und roten Blutkörperchen
- Unterfunktion der Schilddrüse + Elektrolytstörungen
- Verringerung des Blutzuckers
- Erhöhung der Leber- und Bauchspeicheldrüsenenzyme
- Herzrhythmusstörungen, Bradykardie, niedriger Blutdruck
- Osteoporose, Atrophie des Gehirns -> Konzentrations- und Gedächtnisstörungen
Beschreiben Sie den Atopischen Formkreis in eigenen Worten und nenne Sie ein Beispiel
- Überempfindlichkeitsreaktion gegenüber Substanzen aus der natürlichen Umwelt
- Betroffene von Neurodermitis leiden meistens unter anderen Erkrankungen -> Krankheiten treten häufig gleichzeitig oder nacheinander auf
- entstehen vermutlich aufgrund einer genetischen Komponente -> Fehlsteuerung / Überempfindlichkeit des Immunsystems
Dazugehörig:
Neurodermitis, Heuschnupfen, allergisches Asthma, allergische Bindehautentzündungen
Was besagt die “Dreier-Regel” beim Kolikenschreien, und welche Grundannahmen liegen ihr zugrunde?
- dient als Kriterium um exzessives Schreien bei Säuglingen zu identifizieren
- Abweichung vom Normalverhalten -> Schreien geht über das normale Maß hinaus
- Bezieht sich auf die ersten 3 Lebensmonate, danach klingt es meist ab
- Schreien wird als exzessiv klassifiziert, wenn es nicht nur gelegentlich auftritt, sondern:
-> über mindestens 3 Wochen - > an mindestens 3 Tagen pro Woche
-> länger als 3 Stunden am Tag schreien / nörgeln
Erklären Sie die Normalitätsannahme und die Diskrepanzannahme im Kontext von Teilleistungsstörungen. Wie unterscheiden sich diese Konzepte?
Normalitätsannahme:
- setzt voraus, dass eine grundsätzlich altersentsprechende Entwicklung vorliegt (IQ >70 + Ausschluss Sinnesschädigungen / neurologische Erkrankungen)
- Prüfen ob Kind die kognitiven Grundvoraussetzungen für altersgemäße Entwicklung besitzt (Teilleistungsstörung wird vor Hintergrund einer “normalen” intellektuellen Entwicklung betrachtet)
- Annahme sichert ab, dass Teilleistungsstörung nicht durch allgemeine kognitive Einschränkung oder medizinische Probleme bedingt ist
Diskrepanzannahme:
- erhebliche Abweichungen (mind. 2 Standardabweichungen) zwischen spezifischer Teilleistung (Lesen, Schreiben, Rechnen) und allgemeiner Intelligenz des Kindes besteht, zusätzlich Leistung im Vergleich zur Klassenstufe unterdurchschnittlich
- Schwerpunkt liegt auf spezifischer Minderleistung im Vergleich zur individuellen kognitiven Leistungsfähigkeit
- Diagnose basiert auf Differenz zwischen allgemeinen Intelligenz und spezifischer Teilleistung
Hauptunterschiede:
- Die Normalitätsannahme prüft, ob das Kind grundsätzlich die kognitive Fähigkeit zur altersgerechten Entwicklung hat (IQ ≥ 70, keine Sinnesschädigungen).
- Die Diskrepanzannahme analysiert, ob ein spezifisches Leistungsdefizit im Verhältnis zur allgemeinen Intelligenz besteht (mind. 2 SD Diskrepanz), auch wenn die allgemeine kognitive Entwicklung unauffällig ist.
Wie unterscheidet sich die Behandlung von Schrei- und Schlafproblemen bei Säuglingen vor und nach der 6-Monats-Grenze? Welche Unterschiede gibt es, und was sind die Gründe dafür?
Behandlung vor dem 6. Lebensmonat:
- Behandlung konzentriert sich auf die Entlastung + Information der Eltern -> Eltern soll geholfen werden mit der Situation umzugehen + ihnen soll vermittelt werden, wie sie ihre Reaktionen auf das Verhalten anpassen können
- Regelmäßigen Tagesablauf planen -> Struktur für den Säugling
- Eltern sollen feinfühlig auf Bedürfnisse des Kindes reagieren und Situationen angemessen einschätzen ohne Säugling zu überstimulieren
- Methoden wie das sofortige Reagieren auf das Schreien, ohne den Säugling zu trösten oder Anwendung von Extinktionstechniken sind nicht geeignet, da Säugling diese Kontingenz noch nicht erkennen kann
Behandlung nach dem 6. Lebensmonat:
- Klassische Verhaltenstherapeutische Methoden wie Extinktion und graduierte Extinktion -> Anweisung an Eltern, bei nächtlichen Schreien keine tröstenden Maßnahmen zu ergreifen
- “Checking” als graduierte Extinktion, bei dem Eltern dem Kind in kurzen Abständen verbal versichern, dass sie da sind, ohne Säugling zu berühren oder anders zu beruhigen
- Besonderer Fokus auf Anpassung der Umweltbedingungen, wie Unterstützung von Tagesroutinen, um den Schlaf-Wach-Rhythmus des Kindes zu fördern
Gründe für Unterschiede:
- Im ersten Lebensjahr sind die klassischen lerntheoretischen Modelle nur eingeschränkt anwendbar (aufgrund fehlender kognitiver Reife) -> Säugling kann Kontingenz nicht verstehen
- vor 3. und 4. Lebensmonat ist es für Säugling schwer die Verknüpfung zwischen Schreien und Reaktion der Eltern zu begreifen
- Erst ab 6. Monat sind kognitive und körperliche Voraussetzungen gegeben, dass das Kind einen Schlaf-Wach-Rhythmus entwickelt, sodass Schlafprobleme und -störungen in diesem Alter besser diagnostiziert und behandelt werden können
Welche Symptome treten bei Enkopresis auf, und wie lange müssen diese bestehen, um die Diagnose stellen zu können bzw. wann ist sie zu diagnostizieren?
Symptome:
1. Unangemessene Orte für Stuhlabsatz (Außerhalb Toilette)
2. Unwillkürlicher / willkürlicher Stuhlgang (Einkoten bewusst / unbewusst)
3. Unauffällige körperliche Untersuchung (keine organische / neurologische / anatomische Erkrankung / Anomalie)
4. Begleiterscheinungen (nur bei Enkopresis mit Obstipation und Überlaufinkontinenz: seltener Stuhlgang (<3x pro Woche), Verhärtete Stuhlballen im Darm, Schmerzhaftes Absetzen von Stuhl, Flüssiger Stuhl fließt an verhärtetem Stuhl vorbei)
5. Psychosoziale Auswirkungen (soziale Isolation, emotionale Belastung, verminderte Selbstwahrnehmung) -> kann Psychische Störungen begünstigen
Diagnosekriterien:
- Mindestalter 4 Jahre
- Einkoten Mindestens einmal im Monat über 3 Monate (DSM-5) / 6 Monate (ICD-10)
- Ausschluss anderer Diagnosen (organische Krankheit) -> bei ebenfalls Vorhandensein von Enuresis wird nur Enkopresis kodiert
Besondere Formen:
1. Enkopresis mit Obstipation und Überlaufinkontinenz: Häufig Folge von Stuhlretention und schmerzhafter Defäkation
2. Enkopresis ohne Obstipation: Hier fehlen die Symptome der Verstopfung und der Überlaufinkontinenz
3. Toilettenphobie: Diese Sonderform wird mit Techniken wie systematischer Desensibilisierung behandelt
Welche typischen Komorbiditäten treten bei einer Störung des Sozialverhaltens auf, und welche Verbindungen bestehen zwischen diesen Komorbiditäten und der Hauptstörung?
Verbindung zur Hauptstörung:
- Komorbiditäten sind eng mit Störung des Sozialverhaltens verknüpft, da sie häufig gemeinsame Risikofaktoren teilen und sich gegenseitig verstärken
- Schwierigkeiten in Emotionsregulation + soziale Defizite beeinflussen sowohl Hauptstörung als auch Komorbiditäten
- Bsp. Impulsives Verhalten bei ADHS kann antisoziale Handlungen auslösen und depressive Symptome können durch diue negativen Konsequenzen des Verhaltens (z.B. Zurückweisung) verstärkt werden
- ADHS
- häufiges Aufzeigen von ADHS Symptomatik
- Beide Störungen können durch impulsives Verhalten, geringe Frustrationstoleranz + Schwierigkeiten in Emotionsregulation charakterisiert sein
- kann Fähigkeiten beeinträchtigen soziale Normen zu beachten -> Steigerung antisozialen Verhaltens - Depressive Störungen
- oft komorbid, da soziale Konflikte und fehlender Erfolg in Beziehungen / Schule das Selbstwertgefühl beeinträchtigen kann
- depressive Symptome können zu Rückzug und zusätzlicher Aggressivität führen, welche Hauptsymptomatik verstärken - Angststörungen
- Besonders häufig im Jugendalter
-> können aus Erfahrungen mit sozialer Zurückweisung / Unsicherheit über eigene soziale Rolle resultieren
- Angst kann aggressives Verhalten intensivieren, wenn Betroffene Bedrohungen überinterpretieren - Substanzmissbrauch
- erhöhtes Risiko im Jugendalter
-> aufgrund Zugehörigkeit delinquenter Peer-Gruppen
- Bewältigungsstrategie für emotionale Belastungen / soziale Konflikte
-> kann aber auch Impulskontrolle verschlechtern + antisoziales Verhalten fördern - Sprachentwicklungsstörungen und schulische Entwicklungsstörungen
- Sprachliche + Schulische Defizite können dazu führen, dass Kinder Schwierigkeiten haben sich adäquat auszudrücken oder Konflikte verbal zu lösen
- kann aggressive Verhaltensweisen verstärken und Integration in Gleichaltrigengruppe erschweren
4 Somatische Symptome bei Neurodermitis
- Pruritus (Juckreiz)
- Entzündliche Hautveränderung (akut und chronisch)
- Lichenifikation (Verdickung / Vergröberung der Haut durch häufiges Kratzen)
- Xerosis (Hauttrockenheit)
Fallbeispiel Mia (13 Jahre):
Welche diagnostischen Kriterien sind bei einer Depression in diesem Alter zu berücksichtigen, und welche Besonderheiten ergeben sich bei der Diagnostik im Jugendalter?
Diagnostische Kernsymptome:
1. Depressive Verstimmung (Niedergeschlagenheit / Traurigkeit, bei Jugendlichen auch Reizbarkeit)
2. Anhedonie (Freuden- / Interessenverlust)
3. Verminderter Antrieb (+schnelle Erschöpfung, Aktivitätsverlust)
4. zusätzlich: geringes Selbstwertgefühl, suizidale Gedanken, Schlaf- / Appetitstörung, Konzentrationsschwierigkeiten
-> Im Jugendalter zusätzlich atypische Symptome wie Angst, körperliche Beschwerden (Bauchschmerzen, Kopfschmerzen), Verhaltensprobleme
-> können depressive Störung maskieren und so Diagnose erschweren
Besonderheiten der Diagnostik im Jugendalter:
1. Selbsteinschätzung als zentrale Quelle
- Fähigkeit zur Selbstreflexion in der Regel ausreichend entwickelt -> Wichtiger Bestandteil der Diagnostik
- Miteinbeziehen von Eltern, Lehrern, etc., da Fremdeinschätzungen häufig von Selbsteinschätzung abweichen
- Diffenzialdiagnostische Abklärung:
- andere psychische / organische Erkrankungen ausschließen (z.B. Angststörungen, Persönlichkeitsentwicklungsstörungen, Medikamentennebenwirkungen)
- Schulische Überforderung, Schlafstörungen, chronische Erschöpfung abklären - Erhebung von Suizidalität
- Direkte + klare Fragen (“Hast du schon einmal daran gedacht, nicht mehr leben zu wollen?”, “Wie würdest du es tun?”) -> um suizidale Tendenzen einzuschätzen
- Hoffnungslosigkeit gilt als zentraler Prädiktor für Suizidalität -> Wahrnehmung der Lebensperspektiven untersuchen - Komorbiditäten
- Bei Jugendlichen häufig Komorbiditäten: Angststörungen, Trennungsängste, externalisierende Störungen - Familiäre und soziale Kontexte
- Jugendliche erleben häufig Herausforderungen in zwischenmenschlichen Beziehungen und soziale Konflikte
- Betrachtung des familiären und sozialen Umfelds -> Identifikation möglicher Auslöser und Verstärker der Symptomatik
Erklären Sie das Familienprogramm TAFF
- Trennungsangstprogramm für Familien
- Therapeutische Methode bei Trennungsangst
- Aufklärung des Kindes in vier Sitzungen über die Störung (Methode des gelernten Entdeckens) + Vorbereiten auf Angstkonfrontation
- Korrektur von “Panikgedanken” und Vermittlung von Zusammenhang von Gefühlen, Gedanken, Verhalten
- Psychoedukation für Eltern (Bearbeitung dysfunktionaler Gedanken) in vier Sitzungen
- Angsthierarchie in acht gemeinsamen Sitzungen erstellen + Verstärkerplan + angeleitete Konfrontation
- Einbindung von anderen wie Lehrer, Mitschüler, etc. möglich
Nennen Sie die Hauptkriterien der Anorexia nervosa
Kriterien:
- stark restriktives Essverhalten mit Ziel der Gewichtsabnahme + Verbunden mit festgelegten Ritualen
- verzichten auf hochkalorische Lebensmittel, übermäßig Sport machen
- Erbrechen / Einnahme von Laxantien
- ggf. Meidung von Flüssigkeiten
Verhalten:
- perfektionistisch, rigide, ehrgeizig
- depressive Verstimmungen, Ängste
- Einengung von Wahrnehmung und Verhalten auf Gewicht und Essen -> werden als Gewichtsphobie verstanden
- Gewichtskontrollen, Prüfen des Kaloriengehalt, Bewegungsdrang
- Ausfallende Menstruation
- Rückzug, Isolation, Leistungsorientierung