Gesundheitspsychologie - Aufbau Flashcards
“Wenn nur tief genug geblickt wird, kann eine Krankheit gefunden werden”. Nennen Sie weitere Faktoren bzgl. der Schwierigkeit Abgrenzung Gesundheit und Krankheit
- Fehlen eindeutiger Definitionen
→ ICD-10 liefert Klassifikation aber keine eindeutige Definition: Gesund / Krank - Technische Grenzen der Diagnostik und Therapie
→ Technisch nicht erfassbare Störungsbilder sind befundlos (ADHS) - Befund und Befinden - Diskrepanz
→ Psychosomatische Patienten Erleben sich als sehr krank - Normabweichungen ohne Krankheitswert
→ Von der statistischen Norm abweichende Werte müssen aber keinen Krankheitswert haben
→ Leichte, rezidive depressive Phasen - Kulturgebundenheit der Beurteilung
→ „Frigrophobie“ (Angst vor Kälte) in China, gibt es in DE nicht - Fit / Funktionalität der Störungen
→ Asperger → Im Schulkontext schwierig → Im passenden Job (Programmierer) erwünscht → Neurodiversität - Pharma - Lobbyismus → Interessengeleitete Definitionsmacht
→ Interesse Krankheiten zu „konstruieren“ → Medikalisierung (ADHS)
Nennen Sie Kriterien für die Kennzeichnung einer Krankheit
Unterschiedliche Denkrichtungen (Medizinisch, philosophisch, juristisch, politisch)
Heute: Biologisch-somatisch (Ursache – Wirkung -> eins davon Bekämpfen)
Situationsbeschreibung:
1. Vorliegen eines Befundes (Vorhandenseid von objektiv feststellbaren Veränderungen)
2. Störung des Wohlbefindens (körperlich, seelisch, sozial)
3. Einschränkung von Leistungsfähigkeit
4. Betreuungsbedarf (Notwendigkeit professioneller, sozialer, medizinischer, gesellschaftlicher Betreuung)
Zeitlicher Verlauf:
1. Akut (beginnt plötzlich, verschlimmert sich und heilt dann)
2. Chronisch (Entwickelt sich meist langsam / schubweise und dauert dann über längeren Zeitraum (auch über das ganze Leben) an
3. Rezidiv (Tritt nach scheinbarem Abklingen wieder auf (Depressive Phasen))
Erklären Sie die Begriffe disease, illness und sickness
Disease:
Die Krankheit als Befund -> objektivierbare Abweichung von einem als normal definierten Zustand oder einer Funktionsweise
Illness:
Das „sich-krank-fühlen“ -> subjektive Ebene
Sickness
Die Krankheit als Rolle -> soziale Ebene -> Welche sozialen Veränderungen sich für eine Person aus ihrem Kranksein ergeben
Bipolares Konzept + Nachteile
- Gesundheit und Krankheit als Pole eines Kontinuums -> man kann sich mehr in die eine oder die andere Richtung bewegen
- Menschen sind nicht entweder gesund / krank, sondern immer mehr / weniger beides
- Gesundheit und Krankheit sind also mehrdimensionale, abhängige Faktoren
- -> Position einer Person auf dem Kontinuum ist nicht durch ein Merkmal, sondern durch verschiedene Dimensionen definiert (medizinischer Befund, Prognose, Therapiemöglichkeiten, etc.)
- Je mehr Dimensionen, desto differenzierte Aussagen des Gesundheitszustandes möglich
Nachteile:
- Gesundheit und Krankheit werden als eine gemeinsame Menge aufgefasst
- „Mehr von einem bedeutet weniger vom anderen“
Orthogonales Konzept + Nachteile -> Biopsychosoziales Modell
- Gesundheit und Krankheit sind unabhängige Faktoren -> Menschen haben also gesunde und kranke Anteile, die gleichzeitig vorhanden sein können -> Vermeidung der Nachteile bipolarer Modelle
- Eignet sich gut, um Ausmaß der Übereinstimmung von objektiven und subjektiven Parametern von Gesundheit und Krankheit zu verdeutlichen
- Aufteilung eines Feldes in Gesundheit / Krankheit -> abhängig wie viel Platz Gesundheit / Krankheit einnimmt, bestimmt Gesundheitszustand
- Gesunderhaltende Ressourcen und krankmachende Faktoren
- Manche Menschen fühlen sich krank, objektiv kein Befund: Somatoforme Störung
- Manche Menschen fühlen sich gesund, haben aber eine Krankheit (Krebs im Frühstadium)
- Manche Menschen sind funktionell gesund, haben abweichende Befunde aber sind nicht eingeschränkt (Nur eine Niere)
Nachteile:
- Greift bei näherer Betrachtung zu kurz
- Dimension der sozialen Funktionsfähigkeit fehlt aus sozialer Perspektive
Dichotomes Konzept + Nachteile
- Gesundheit und Krankheit sind 2 voneinander unabhängige Zustände, die sich gegenseitig ausschließen und somit nicht gleichzeitig vorhanden sein können -> Biomedizinisches Krankheitsmodell
- Wenn eine Krankheit von einem Arzt festgestellt, ist Person so lange krank, bis Krank-schreibung abgelaufen ist (es gibt keine „Gesundschreibung“)
- Dichotome Konzepte eignen sich gut für z.B. Infektionen (eindeutige Symptome, Norm-werte)
Nachteile:
- Wenig tauglich für psychische Störungen
- Widersprechen der Annahme von psychotherapeutischer Grundüberzeugung, dass Mensch nicht automatisch wieder gesund wird, wenn er eine psychische Störung hat
- Psychische Störungen können nicht klar anhand Normwerte abgegrenzt werden -> Ab-grenzung von gesund / krank schwierig
Erklären Sie die Bedeutung von Impairment, Disability und Handicap und bringen Sie Behinderung in Verbindung mit medizinischer und soziologischer Sicht
- Behinderung ≠ Krankheit
- Klassifikationssystem der WHO in IDH
- Behinderung führt zu reduzierter Teilhabe in der Gesellschaft (Partizipation)
- Behinderung besteht aus langfristiger Schädigung und verringerter Funktionsfähigkeit (Leistungsfähigkeit)
I -> Impairment -> Schädigung -> Befund
D -> Disability -> Einschränkung -> Funktionell -> Folge
H -> Handicap -> Benachteiligung -> Rolle (Erfüllung) -> Folge
- Impairment: Schädigung von biologischen / psychischen Strukturen und Funktionen des menschlichen Organismus (Schädigung der Netzhaut)
- Disability: Durch Schädigung bedingte funktionelle Einschränkung (Gesichtsfeldausfall)
- Handicap: Durch Schädigung bedingte soziale Beeinträchtigung (Probleme bei Orientierung)
Dimensionen von Gesundheit nennen
- Gesundheit als Störungsfreiheit
- Gesundheit als Wohlbefinden
- Gesundheit als Leistungsfähigkeit und Rollenerfüllung
- Gesundheit als Gleichgewichtszustand (Homöostase)
- Gesundheit als Flexibilität (Heterostase)
- Gesundheit als Anpassung
DSM-IV Dimensionen (Gesundheit)
Achse I: Klinische Störungen und andere klinisch relevante Probleme
Achse II: Persönlichkeitsstörungen / Geistige Behinderung
Achse III: Medizinische Krankheitsfaktoren
Achse IV: Psychosoziale oder umgebungsbedingte Probleme
Achse V: Globale Beurteilung des Funktionsniveaus
Was können Klassifizierungen (ICD) leisten und was nicht?
- Psychische Störungen werden als klar definierte Abweichungen verstanden
- Einteilung und Einordnung von bestimmten gemeinsamen Merkmalen charakterisierender Phänomene in ein nach Klassen gegliedertes System (ICD-10 und DSM-5)
- Dienen zur Vereinfachung des Denkens und Reduktion der Komplexität klinischer Phänomene
- Verbesserung der Kommunikation
- Grundlage klinischer Ausbildung und Prognosestellungen
- Grundlage für Beginn und Indikaitonsstellung verschiedener Behandlungsmaßnahmen
- einfachere Dokumentation
Klassifizierungsmöglichkeiten für den Bereich psychischer Störungen
- Gruppierung erfolgt, wie bei organischen Erkrankungen, in Klassifikationssystemen (ICD-10 oder DSM-IV)
- Anspruch, möglichst beschreibende, wertneutrale Diagnostik zu ermöglichen
- Störungen werden auf fünf Dimensionen (Achsen) nach Vorkommen + Frequenz diagnostiziert
- Körperliche und psychische Auffälligkeiten werden erfasst
- Im klinischen Bereich überwiegend ICD, im psychologischen / psychiatrischer Forschung überwiegend DSM
Klassifikation von psychischen Störungen: Gehen Sie auf die Vor- und Nachteile ein
Vorteile:
- Sinnvolle Zuordnung von präventiven und therapeutischen Maßnahmen einschließlich der Beachtung eindeutiger Kontraindikationen
- Wissenschaftliche Erforschung psychischer Störungen von Grundlagenforschung bis Versorgungsforschung
- Versicherungsrechtliche, juristische und sozialverwaltungsbezogene Regelungen mit Diagnosen-bezogene Fallgruppen
- Bessere ökonomische Kommunizierbarkeit von Beobachtungen durch einheitliches Ordnungssystem
Nachteile:
- Etikettierung: Infoverlust durch Reduktion der Person
- Deskription entspricht nicht Kausalität
- Mangelnde Reliabilität von Diagnosen
- Gefährdet akzeptierte therapeutische Haltung
- Fördert objektivierende Einstellung
Vor- und Nachteile bzw. Konsequenzen für die Behandlung eines Patienten mit psychischen Störungen
Vorteile:
- Psychotherapeutengesetz bindet Versorgung in das bestehende System ein
- Psychisch abweichende / leidende Personen werden in das medizinische System aufgenommen (erhalten passenden Schutz und Versorgung)
- Leichtere Kommunikation / Komplexitätsreduktion
- Konkrete Handlungsanweisungen (durch ICD-10)
- Nachvollziehbarkeit / Qualitätssicherung
Nachteile:
- Fehlende Beschreibung der psychisch gesunden Person
- Medizinischer Befund notwendig, um Behandlung zu erhalten
- Bestimmte Leiden finden keine Bedeutung (Trauer um Haustier)
- Modekrankheiten (Durch Pharmabranche kreiertes Burn-Out)
- Fehlzuordnung / Stigmatisierung
Fall: Wie können die Begriffe „Eu-Stress“ und „Dis-Stress“ als Reaktion in die interaktive Theorie von Lazarus integriert werden
Fall: Zwei Studenten schreiben demnächst eine Prüfung. Beide erleben Distress. Einer schreibt trotzdem mit schlechtem Gefühl die Klausur, der andere meldet sich krank. Erklären Sie an diesem Beispiel das Konzept der Coping-Strategien
- Menschen reagieren nicht gleich auf Stress -> kognitive, individuelle und emotionale Variablen beeinfluss dem Umgang mit Stress
- Eu-Stress = Herausforderung -> motiviert, regt an, führt zu Handlungen
- Di-Stress = Verunsicherung -> Angst, Ausweichen, Flucht, Blockierung
Theorie nach Lazarus: - Stress ist nur das, was von einer Person als solcher bewertet wird
- Stress führt zu Appraisal (kognitive Bewertung) und Coping (Bewältigung)
- Phase: Primäre Bewertung
- Person überprüft den Reiz und bewertet diesen als irrelevant, positiv oder negativ
- Letztere Bewertung führt durch Überforderung zu Di-Stress (Nicht genug für die Klausur gelernt)
- Bei negativer Bewertung folgt Klassifizierung in Herausforderung, Bedrohung, Schaden
- Herausforderung führt zu Eu-Stres, da Situation Beherrschbar / zu bewältigen scheint (man hat noch Zeit den fehlenden Stoff zu lernen) - Phase: Sekundäre Bewertung
- Abschätzung der Ressourcen, die zur Verfügung stehen -> Welche Möglichkeiten (Coping-Strategien) zur Bewältigung liegen vor?
- Wenn Ressourcen nicht ausreichen, wird Stressreaktion ausgelöst
- 1. Bewertung von vorhandenen Coping Strategien
- 2. Anwendung einer oder mehrerer Strategien
- 3. Bewertung der Folgen dieser - Phase: Neubewertung
- Neubewertung anhand neuer Informationen durch Umwelt / Personen
- Neubewertung als Ergebnis des bewertungsorientierten Coping
Folgen: Coping-Strategien
1. Instrumentelles Coping: Anstrengungen, die auf Veränderung der Situation abzielen (Einholen von Informationen, Soziale Unterstützung, Problemlösehandlung)
2. Emotionsbezogenes Coping: Keine Problemlösung -> defensive Strategie -> Abfindungsprozess (kognitive Umstrukturierung, innerliches Distanzieren, Gefühle ausdrücken)
3. Bewertungsorientiertes Coping: Belastung wird als Herausforderung bewertet -> Freisetzung von Ressourcen
Fall: Erfolgreicher Radiologe bekommt nach Pensionierung Krebsdiagnose. Erklärung mit Diathese-Stress-Modell (Vulnerabilitäts-Stress-Modell)
Fall: Frau ist glücklich verheiratet, hat drei Kinder und ist voll berufstätig. Ihr wird Krebs diagnostiziert; sie hat nicht mehr lange zu leben. Skizzieren Sie, wie es dazu gekommen sein kann unter Berücksichtigung des Diathese-Stress-Modells
Fall: raucht seit 16. Lebensjahr 1-2 mal täglich, mit 49 nun Brustkrebs. Anhand Diathese Stress Modell erklären
- Krankheit ist das Ergebnis einer Wechselwirkung zwischen Person und äußeren Belastungsfaktoren
- Diathese beinhaltet alle Faktoren einer Person, die sie für eine bestimmte Krankheit besonders anfällig machen
1. Anlagenfaktoren können pränatal oder perinatal sein, führen aber nicht per so zur Krankheit
2. Bestimmte Veranlagung kann vorliegen, aber ruhig schlummern, bis besondere Belastungen vorliegen
3. Erst durch äußere Belastungsfaktoren kann Krankheit aktiviert werden
4. Auslösende Faktoren können alle Faktoren sein, die für Person einen Stressor darstellt - Psychische Störungen manifestieren sich, wenn belastende Ereignisse die Bewältigungsressourcen einer Person mit einer gewissen Vulnerabilität überfordern
- Untersuchung von Krebsfällen in der Familie, ungesunder Lebensweise, pränatale / perinatale Anlagefaktoren, Erkrankungen, Traumata, genetische Krankheiten (Bei Radiologe zusätzlich Strahlenbelastung)
Auslösende Faktoren: - Bei Radiologe: Übergang in Rente -> Job = positiver Stress -> es entsteht Leere
- Bei Frau: kontinuierlicher Stress durch Kinder + Vollzeit Job -> Dauerhafter Stress als Umweltfaktor überschreitet irgendwann eine Schwelle, die die Krebserkrankung auslöst
- Des Weiteren Untersuchung von den anderen zuvor genannten Faktoren, welche Krebserkrankung fördern
Biomedizinisches Modell
- Krankheitsmodell, welches auf der Annahme eines Ursache-Wirkungs-Modells auf rein körperlicher Ebene basiert
- Ist für die Erklärung psychiatrischer Erkrankungen nicht geeignet, wird allerdings häufig von Patienten übernommen, die die Existenz psychischer Faktoren als Krankheitsverursacher negieren
- Krankheiten = Störungen der Lebensvorgänge in Organen / Organismus
- Krankheiten haben verschiedene Symptome, Verlaufsmuster und Entstehungszusammenhänge
- Aus dieser Kenntnis lassen sich vorhersehbare Behandlungsergebnisse sowie Bedingungen für Störungen des Heilungsprozesses beschrieben
- vorherrschende Modell in gesundheitlicher Versorgung
- Krankheit und Gesundheit schließen sich aus
- Klassifizierung erfolgt ohne Einbeziehung des sozialen Kontexts
- Krankheit = Abweichung vom natürlichen Zustand des Organismus
- Kranke sind für Krankheit nicht verantwortlich
- Heilung ist nur möglich wenn die Ursache behandelt wird
- Symptomverschiebung möglich, wenn nur diese statt Ursache behandelt wird
Risikofaktorenmodell
- Alle Variablen, die Risiko für bestimmte Krankheiten erhöhen, werden einbezogen
- ähnelt Biomedizinischem Modell
Gemeinsamkeiten:
- Krankheit als Entität
- Eindimensionalität (ein oder mehrere Faktoren können zu bestimmter Krankheit führen)
Unterschiede:
- Ermöglichen Erforschung chronischer Krankheiten
- Beschreibt Erhöhung der Wahrscheinlichkeit für bestimmte Erkrankung statt kausaler Verbindung
- Auslösender Erreger trägt mit anderen Variablen zum Krankheitsgeschehen bei, ist allerdings nicht alleinige Ursache
2 Phasen bei der Entwicklung der Risikofaktorenmodelle:
- 1. Risiken identifizieren (Alter, Geschlecht, Genetik, etc.)
- 2. Verhalten erforschen, welches zu Risikofaktoren führt (unter welchen Bedingungen zeigen Menschen Verhaltensweisen, die zu Risiken führen?)