Entwicklungspsychologie - Kinder- und Jugendalter Flashcards
Die passive Genom-Umwelt-Kovariation
beruht darauf, dass das Individuum mit jedem Elternteil 50 % der Erbanlagen teilt. Da die Eltern sich solche Umweltbedingungen (Anforderungen, Ange-bote und Ressourcen) schaffen, die gut zur Entfaltung ihrer eigenen Erban-lagen passen, schaffen sie auch eine Umwelt, die von der Tendenz her gut zu den Genen des Kindes passt. Somit werden Kinder – ohne selbst etwas dafür zu tun – in eine Umwelt hineingeboren, die bis zu einer gewissen Gra-de zu ihren Erbanlagen passfähig ist. Wenn zum Beispiel musikalisch be-gabte Eltern ihre Begabung an ihr Kind weitervererbt haben, so wächst die-ses, ohne selbst etwas dafür tun zu müssen, in einer Umwelt mit viel Musik (z. B. verfügbaren Musikinstrumenten) auf, die guten Voraussetzungen für die Entfaltung der Begabung des Kindes bietet.
Die evokative (erweckend / hervorrufend) Genom-Umwelt-Kovariation
bedeutet, dass die Erbanlagen bestimmte Verhaltensweisen des Kindes aus-lösen. Darauf reagiert die soziale Umwelt, indem sie eine zu den Erbanlagen der Kinder passende Umweltbedingung schafft. Bemerken zum Beispiel die Eltern, dass ihr Kind beim Musizieren Freude hat, so werden sie eher Musik-kassetten mit Kinderliedern oder Musikinstrumente für Kinder kaufen, mit de-ren Hilfe das Kind seine genetische Veranlagung weiter entfalten kann.
Die aktive Genom-Umwelt-Kovariation
beschreibt, dass das Individuum selbst aktiv aus dem Umweltangebot solche Umwelten auswählt bzw. sich diese schafft, die zu seinen Genen passfähig sind. Der musikalisch begabte Jugendliche wird sich zum Beispiel an einer Musikhochschule für ein Studium bewerben Intentionale Selbstentwicklung.
Womit begründet Scarr den beträchtlichen negativen Einfluss von Umwelten, die aus dem normalen Rahmen fallen? (Warum entwickeln sich nur bei schlechten Bedingungen negative Konsequenzen?)
Scarr geht davon aus, dass die Bedeutung der Gene mit dem Alter immer größer wird.
Durch negativen Einfluss von Umwelten z.B. stark negativem Elternverhalten wie Kindesmisshandlung kann jedoch keine ausreichend gute Umwelt zur Verfügung gestellt werden, in der sich die Gene des Kindes frei entfalten können.
Ökologisches Modell nach Bronfenbrenner – Fünf Umwelten erklären können
Gut geeignet zur Systematisierung der komplexen Einflüsse von Umweltmerkmalen auf die menschliche Entwicklung. Menschliche Entwicklung ist eingebettet in ökologische Kontexte. Es existieren Wechselwirkungen zwischen Umwelten. Unterschieden werden fünf sich hierarchisch überlagernde ökologische Systeme:
Fünf ökologische Systeme nach Bronfenbrenner:
Das Modell umfasst fünf hierarchisch sich überlagernde ökologische Systeme:
- Mikrosysteme: Unmittelbare Umwelten, in denen das Individuum aufwächst z.B. Familie, Schule, KiTa, Peergroup
- Mesosysteme: Wechselwirkungen von Mikrosystemen z.B. reduziert eine leistungsorientierte Peergroup den Einfluss eines geringen elterlichen Er-ziehungsengagements
- Exosystem: Umwelten, denen das Individuum nicht angehört, die es aber indirekt beeinflussen, vermittelt über Personen, die sowohl dem Exosystem als auch dem Mikrosystem angehören z.B. Arbeitsplatz der Eltern
- Makrosystem: Gesamtkultur einer Gesellschaft oder Subkultur, die Entwick-lung indirekt beeinflussen, vermittelt über die zuvor genannten ökologischen Systeme z.B. Gesetze, gesellschaftlicher Wohlstand
- Chronosystem: Gesamtheit aller ökologischen Systeme, denen ein Indivi-duum angehört(e)Das ökologische Modell betont die systematische Veränderung
ökologischer Kontexte, denen ein Individuum angehört, aufgrund des
Prozesses der menschlichen Entwicklung und dem sozialen Wandel
Reife
Reifung bezeichnet biologisch bzw. genetisch bedingt Entwicklungsprozesse, die nicht auf Lernvorgänge im weitesten Sinn zurückzuführen sind
Querschnittliche Verfahren
Querschnittliche Verfahren
Untersuchung verschiedener Stichproben, jeweils bestehend aus Probanden gleichen Alters, zu einem Messzeitpunkt.
Vorteile:
- Wenig aufwändiger Vergleich verschiedener Altersgruppen
Mehrzahl entwicklungspsychologischer Studien querschnittlich angelegt
Nachteile:
- Keine Auskunft über intraindividuelle Veränderungen
- Alter und Kohorte sind konfundiert, muss bei Interpretation berücksichtigt werden
Insbesondere dann, wenn weit auseinanderliegende Altersspannen unter-sucht werden treten Kohorteneffekte auf
z.B. querschnittliche Messung der Intelligenz des jungen bis hohes Erwach-senenalter (Unterschiedliche Schulbildung aufgrund des Schulsystems, Auswirkungen des 2. WK etc.)
Beispielhafte Fragestellung gekennzeichnet durch Forschungsinteresse an aktueller Struktur:
„Welche Unterschiede gibt es im Wortschatz von 2 und 4 Jährigen?“
Keine Aussage über die Entwicklung möglich, nur über die Alters-unterschiede (Vergleich)
Längsschnittliche Verfahren
Längsschnittliche Verfahren
Es wird eine Stichprobe gleichen Alters (Kohorte) zu mehreren, mind. zu zwei Messzeitpunkten anhand der gleichen Messinstrumente untersucht.
Vorteile:
a) Intraindividuelle Stabilitäten und Veränderungen werden messbar und diffe-renzielle Verläufe sichtbar gemacht
b) Messbar wird zudem, ob früher Erfahrungen Einfluss auf späteres Verhalten haben
Nachteile:
a) Kohorte muss repräsentativ sein, inwieweit können Ergebnisse auf andere Kohorten generalisiert werden? Repräsentativität kann sich im Verlauf der Studie ändern z.B. selektiver drop-out und dadurch Aussagekraft gefährden
b) Bei Längsschnittstudien besteht eine Konfundierung des Alters mit den Test-zeitpunkt, mögliche Abhängigkeit des Ergebnisses vom Testzeitpunkt
c) Es können durch wiederholte Verwendung der Testmaterialien Testeffekte auftreten, daher Verwendung von Parallelversionen für die verschiedenen Messzeitpunkte empfehlenswert
Typische Fragestellung gekennzeichnet durch Interesse an Zeitverläufen:
„Inwieweit ändert sich das kindliche Temperament?“
Berechnung der Korrelation zwischen mind. 2 Messzeitpunkten
In welchem Ausmaß verändert sich die Rangreihe der Kinder in Bezug auf die Ausprägung des Temperaments im Verlauf der Zeit?
Abbildung zeitlicher Entwicklung möglich
Kohortensequenzstudien
Prinzipielles Vorgehen: Bei diesen Studien wird mit einer querschnittlichen Erhebung begonnen, indem mehrere Altersgruppen zu einem Messzeitpunkt mit dem gleichen Messinstrument untersucht werden. Wie im Längsschnitt werden dieselben Gruppen dann zu mehreren Zeitpunkten mit gleichen oder vergleichbaren Messinstrumenten weiter untersucht
Beispiel: Studie zur Entwicklung des schlussfolgernden Denkens zwischen 6 und 12 Jahren. Man beginnt 2008 und untersucht 6- (Geburtskohorte 2002) und 8- (Geburtskohorte 2000) jährige Kinder. Die gleichen Altersgruppen könnten dann 2010 und 2012 nochmals untersucht werden. Die Geburtskohorte 2002 würde demnach zwischen 6 und 10 Jahren verfolgt werden und die Geburtskohorte 2000 zwischen 8 und 12 Jahren.
Vorteile:
* Sie ermöglichen es Kohorteneffekte abzuschätzen → Unterscheiden sich Ge-burtskohorten gleichen Alters nicht, so ist davon auszugehen, dass keine Kohor-teneffekte existieren
* Kohortensequenzstudien ermöglichen quer- und längsschnittliche Altersver-gleiche → Fallen die Veränderungen schlussfolgernden Denkens zwischen 6 und 12 Jahren aus querschnittlichen Vergleichen ähnlich aus, wie die aus dem längsschnittlichen Vergleich, so kann davon ausgegangen werden, dass diese Veränderungen eine real existierende Entwicklung repräsentiert
Kohortensequenzstudien sind effektiver als pure längsschnittliche Designs
Mikrogenetische Methode
Dieser Ansatz besteht darin, das kindliche Denken nicht nur anhand einer Aufgabe zu untersuchen, sondern mit Hilfe von Aufgabenbatterien. Hierdurch soll in unterschiedlichen Aufgabenkontexten und z.B. an eng aufeinander folgenden Untersuchungszeitpunkten der genaue „Moment der Entwicklung“ aufgefangen werden. Wygotsky wollte den Prozess der Veränderung des kindlichen Denkens damit erfassbar machen.
Das sensumotorische Stadium (0-2 Jahre) 6-Stufen
- Grundprinzip: Aus sensumotorischen Erfahrungen und Handlungen werden geistige Prozesse, das Denken kommt in Gang
Objektpermanenz = Aufbau von einer internen Repräsentation von etwas Beobachtetem
-1 Einsatz von Reflexen (bis 1Monat): Erste Schemata werden durch Einsatz von Reflexen ausgebildet + an unterschiedliche Objekte angepasst (Objekte existie-ren nur, wenn sie perzeptuell erfahrbar sind
-2 Primäre Kreisreaktionen (1–4 Monate): Aktivitäten, die mit eigenem Körperzu-sammenhängen und Effekte hervorrufen, werden wiederholt, ohne dass Zu-sammenhänge klar werden
-3 Sekundäre Kreisreaktionen (4–8 Monate): Aktivitäten, die die Außenwelt mit-einbeziehen und zu interessanten Effekten führen, werden wiederholt (Zusam-menhang noch unklar)
-4 Koordination sekundärer Kreisreaktionen (8–12 Monate): Handlungen werden gezielt zur Erreichung eines Effekts eingesetzt, Kinder zeigen Objektpermanenz
-5 Tertiäre Kreisreaktionen (12–18 Monate): Anwendung verschiedener und neuartiger Handlungen, um Effekte zu erzielen, sie können Objekte wiederfin-den, wenn sie den Prozess des wiederholten Versteckens beobachtet haben
-6 Mentales Schlussfolgern (18–24 Monate): „Wenn-dann-Beziehungen“ können auch ohne direktes Beobachten, alleine durch mentales Schlussfolgern, erstellt werden, verzögerte Nachahmung möglich
Das präoperationale Stadium (2-7 Jahre)
- Interne Repräsentationen können symbolisch, aber nicht reversibel verwen-det werden
Mangelnde Reversibilität verantwortlich für Denkfehler
Fehlende logische Transformationen, wenn Kinder Vergleiche zwischen Un-ter- und Oberklassen anstellen sollen
Zentrierung auf eine Dimension (die eigene)Egozentrismus
Erklärungsmuster, die für sie selbst gelten werden auf Objekte / Naturereig-nisse übertragen (Animismus)
Das konkret-operationale Stadium (7-12 Jahre)
- Es können vollständige Operationen durchgeführt werden
Überwindung des kindlichen Egozentrismus
Verstehen der Logik der Klassenhierarchisierung
Aufbau von Systemen logischer Operationen (Addition, Subtraktion,…)
Das formal-operationale Stadium (ab 12 Jahre)
- Das höchst rationale, formal-operationale Denkstadium wird nicht von allen Personen erreicht
logische, in hohem Maße abstrakte Denkoperationen z.B. systematische Hy-pothesentestung zur Problemlösung
Die Umschüttaufgabe
- Aufbau: Zwei identische Gläser mit gleicher Flüssigkeitsmenge
- Aufbau: Flüssigkeit aus einem Glas wird in ein neues schmales, hohes Glas gefüllt
Die 3 bis 6 Jährigen geben an, dass in dem hohen Glas mehr Flüssigkeit sei. Sie orientieren sich am Flüssigkeitsspiegel, der unterschiedlich ist
Sie sind noch nicht in der Lage das Umschütten geistig rückgängig zu ma-chen und die Erhaltung bzw. Invarianz der Flüssigkeitsmenge zu erkennen
Das präoperationale Stadium
Dreiberge-Aufgabe
Aufbau: Kinder bekommen ein dreidimensionales Modell gezeigt, welches 3 unterschiedlich geformte Berge darstellt. Kinder werden vor jede Seite gesetzt und sollen auf Fotos zeigen wie sie den Berg sehen.
Danach sollen sie zeigen wie eine Person auf einer anderen Seite den Berg sehen würde.
Die 3 bis 6-jährigen geben dabei immer die Perspektive an, die ihrer eigenen entspricht. Sie können sich also nicht in die Perspektive einer anderen Person hineinversetzen
Das präoperationale Stadium
Die Pendelaufgabe
- Jugendliche sollen herausfinden, welche Variablen für die Zeit verantwort-lich sind, die Pendel zum einmaligen hin- und her schwingen benötigt.
- Variablen sind Schwere des Gewichts, Länge des Fadens, an dem Pendel hängt, oder die Höhe, aus der Gewicht losgelassen wird
Ist dieses Stadium erreicht, zeigt sich der systematische Versuch, den Ein-fluss der einzelnen Variablen voneinander zu isolieren
Das formal-operationale Stadium
Assimilation
= Prozess, mit dem Kinder probieren, die Umwelt im Sinne ihrer vorhandenen Schemata zu interpretieren. Kinder passen somit ihre Außenwelt an
vorhandene Schemata an
Beispiel: Kind sieht das erste Mal eine Katze und interpretiert diese aufgrund ihrer vier Beine als Hund, weil es über dieses Schemata schon verfügt
Akkomodation
= Schemata werden an neue Umweltgegebenheiten angepasst
Beispiel: Kind erkennt, dass Katze nicht bellt, sich anders verhält als ein Hund und erfindet einen neuen Namen für das unbekannte Tier
Äquilibrationsprozess
Besteht in Zusammenarbeit von Assimilation und Akkomodation, welche zum Äquilibrium führt. Es wird durch Interpretation der Umwelt durch diese beiden ein kognitives Gleichgewicht hergestellt
Assimilation und Akkomodation bewirken das Entstehen eines kognitiven Gleichgewichts von eigenen Schemata mit der Umwelt (Äquilibrium)
Kritik an Piaget
- Keine Homogenität der kindlichen Kognitionen innerhalb der Stadien
Beträchtliche inter- und intraindividuelle Unterschiede in der Entwicklung des Konzepts innerhalb eines Stadiums - Entwicklung ist mit Erreichen des letzten Stadiums nicht abgeschlossen, Veränderungen des Denkens finden zeitlebens statt
- Frühe kognitive Fähigkeiten sind mit Methoden der experimentellen Säuglingsforschung zu beobachten
Z.B. finden Objektpermanenz und Überwindung des kindlichen Egozentris-mus schon viel früher statt als angenommen - Es gibt mentale Repräsentationen ohne Handlungserfahrungen
Wie entsteht Leistungsmotivation und wie entwickelt sich Erfolg und Misserfolg? (Heckhausen)
- Was muss ich tun, um Erfolg zu haben?
Entwicklung von Vorstellungen darüber, was zu Erfolg und Misserfolg führt - Kann ich Erfolg haben?
Veränderungen der Überzeugungen bzgl. der eigenen Kompetenzen - Will ich Erfolg haben?
Entwicklung der Stärke des Wunsches, Erfolg haben zu wollen - Warum will ich Erfolg haben?
Entwicklung von Gründen, bei Aufgaben erfolgreich zu sein