Entwicklungspsychologie - Erwachsenenalter Flashcards

1
Q

Bitte erläutern sie beispielhaft 2 „Entwicklungsaufgaben“ (altersspezifische Anforderungen) des Erwachsenenalters.
Veranschaulichen Sie diese bitte mit konkreten Beispielen.

A
  • Nach Robert Havighurst ist die Entwicklung über die Lebensspanne das Lösen von Entwicklungsaufgaben
  • Entwicklungsaufgaben sind Aufgaben, welche zu einem bestimmten Zeitpunkt / einer Phase im Leben auftreten
  • Bewältigung führt zu Zufriedenheit und Erfolg / Misserfolg zu Unzufriedenheit

1) Zusammenleben mit dem Partner lernen
- Frühe Erwachsenenalter (18-30 Jahre)
- Gemeinsame zu Hause soll ein wichtiger und persönlicher Ort werden, an dem man sich wohlfühlt
- Konflikte sind sehr belastend
- Entwicklungsaufgabe kann also auch eine große Herausforderung sein und hängt eng mit Autonomie, Nähe, Distanz und konstruktiver Kommunikation zusammen
- Geht im mittleren Erwachsenenalter über in die Beziehung zum Ehepartner

2) Anpassen an das Nachlassen physischer Stärke und Gesundheit
- Abhängig von Gesundheitszustand fängt Körper an im Alter abzubauen
- -> eigene Vitalität, Autonomie / Selbstständigkeit gerät zunehmend in Gefahr
- Ältere sind zunehmend auf Hilfe angewiesen -> starke psychische Belastung „ich möchte keinem zur Last fallen“ (psychische Einbestellung)
- Entwicklungsaufgabe besteht darin, dies zu akzeptieren, anzunehmen und sich daran zu gewöhnen, dass einem bei basalen Dingen geholfen werden muss

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2
Q

Multidimensionalität

A

1) Multidimensionalität

  • Bedeutet, dass verschiedene psychische Bereiche (Kognition, psychisches Befinden) eine unterschiedliche Richtung und Stärke der Veränderung zeigen
  • Veränderung in verschiedenen Dimensionen wie Sensorik, Motorik und Kognition muss also differenziert betrachtet werden

Beispiel: Erworbenes Wissen steigt bis in das hohe Erwachsenenalter an, psychisches Wohlbefinden hingegen zeigt wenig systematischen Zusammenhang mit dem Lebensalter. (Multidimensionalität, da zwei verschiedene Verhaltensbereiche)

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3
Q

Multidirektionalität

A

2) Multidirektionalität

  • Verschiedene Aspekte eines Verhaltensbereichs (z.B. fluide und kristalline Intelligenz) können eine unterschiedliche Richtung und Stärke der Veränderung zeigen
  • Entwicklung erfolgt also nicht in eine bestimmte Richtung, sondern kann sich verschiedenartig und ungleichförmig in verschiedene Richtungen entwickeln
  • Besonders ausgeprägt im jungen und mittleren Erwachsenenalter, während in den meisten Verhaltensbereichen in der Kindheit und Jugend, Entwicklungsgewinne, und im hohen alter, Verluste vorherrschen

Beispiel: Fluide Intelligenz zeigt einen Anstieg bis ins Erwachsenenalter und fällt nach einer stabilen Phase mit dem Älterwerden wieder ab. Kristalline Intelligenz hingegen steigt nach dem Erwachsenenalter auch noch weiter an
Die Geschwindigkeit der Informationsverarbeitung nimmt in der Kindheit und Jugend zu und sink wieder im Erwachsenenalter (Multidirektionalität, da verschiedene Aspekte eines Verhaltensbereichs)

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4
Q

Plastizität

A

3) Plastizität

  • Beschreibt die Veränderbarkeit von Fähigkeiten, des Erlebens und Verhaltens durch z.B. Trainingsmaßnahmen
  • menschliche Entwicklung ist durch eine hohe intraindividuelle Veränderbarkeit gekennzeichnet
  • Zwei Aspekte der Plastizität:
  • Ausgangskapazitätsreserve: obere Leistungsgrenze einer Person, die erreich wird, wenn man alle bereits vorhandenen Ressourcen aktiviert (z.B. besonderes Anstrengen)
  • Entwicklungskapazitätsreserve: Erhöhung von Ressourcen und damit die obere Leistungsgrenze durch Interventionen / Entwicklungsprozesse
  • Plastizität nimmt mit dem Alter ab. Altern ist also dadurch gekennzeichnet, dass in immer mehr Bereichen die Plastizitätsreserven erschöpft werden

Beispiel: Mit zunehmendem Alter steigt der Aufwand an Zeit, Übung und notwendiger Unterstützung, um denselben Erfolg wie jüngere zu erreichen. Aber es ist möglich im hohen Alter durch kognitive Trainings die Fähigkeiten zu verbessern wie z.B. noch eine neue Sprache lernen

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5
Q

Was ist an Stufenmodellen im Allgemeinem kritisch zu bewerten?

A
  • Stufen- / Phasenmodelle nehmen an, dass Menschen in ihrer Entwicklung qualitative Entwicklungsstufen durchlaufen
  • Stufen sind dabei universell (gelten für jeden Menschen), irreversibel (nur in eine Richtung) und bauen aufeinander auf
  • Oft wird angenommen, dass Durchlaufen einer Stufe zu einem höheren Entwicklungsstand führt

Kritische Punkte:
- Stufentheorien wurden auf schwacher empirischer Basis formuliert -> schränkt Generalisierbarkeit ein
- Vorstellung von fester Stufenabfolge für alle Menschen wird Multidirektionalität und Plastizität nicht gerecht
- Stufentheorien überschätzen die Homogenität des Verhaltens innerhalb der Stufen, oft variieren diese in Abhängigkeit von Merkmalen
- Vorstellung von universellen Entwicklungsstufen lässt kulturelle und historische Unterschiede außer Acht
- Pro Altersabschnitt wird nur ein zentrales Thema der Entwicklung angenommen

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6
Q

5 Stufen Kübler-Ross-Stufenmodell: Prozess des Sterbens

A

1) Nichtwahrhabenwollen
- Menschen reagieren mit Unglauben, wenn sie mit einer Diagnose, die den Tod bedeutet, konfrontiert werden -> Diagnose muss ein Irrtum sein, da sie sich nicht krank fühlen
- Gibt Patienten Zeit, bedrohliche Information zu verarbeiten

2) Zorn
- Akzeptieren der Diagnose, aber verspüren Ungerechtigkeit
- Zorn richtet sich gegen Ärzte, die die Krankheit vermeintlich zu spät erkennen, gesunde Menschen, oder das Schicksal richten

3) Verhandeln
- Menschen versuchen den Tod hinauszuzögern -> man sein bereit zu sterben, wenn man zuvor noch etwas Bestimmtes erreicht

4) Depression
- Bei Voranschreiten der Krankheit, damit der Verschlechterung, wird bewusst, dass Verhandeln nicht hilft -> Depressive Stimmung

5) Zustimmung
- In der „Zeit der letzten Ruhe vor dem Tod“ haben Menschen eine zustimmende Haltung gefunden, in Kürze zu sterben

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7
Q

Kritik an Kübler-Ross:

A
  • Weitere Reaktionsweisen wie z.B. Kampfgeist -> Wenn Krankheit als Herausforderung angesehen wird, welche bewältigt werden muss
  • Universell beschriebene Abfolge hielt einer Überprüfung nicht stand -> eingeschränkte Generalisierbarkeit
  • Stufenfolge kann variieren -> große Interindividuelle Unterschiede bei der psychischen Auseinandersetzung -> viele Personen akzeptieren unmittelbar vor ihrem Tod die Tatsache nicht, dass sie bald sterben
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8
Q

Bitte Erläutern Sie das Modell der Selektion, Optimierung und Kompensation (SOK) von Baltes und Baltes (1990)

A
  • Rahmen für das Verständnis von Entwicklungsprozessen in verschiedenen Lebensbereichen
  • Beschreibt adaptive Strategien der Zielsetzung / Verfolgung, welche erfolgreiches Ressourcenmanagement ermöglichen
  • Psychologische Zusammenspiel der drei SOK-Strategien ermöglicht erfolgreiche Auseinandersetzung / Bewältigung von Herausforderungen in komplexer und dynamischer Umwelt
  • -> erfolgreiche Anwendung der Prinzipien wird mit Vielzahl positiver Auswirkungen in Zusammenhang gebracht

Selektion:
- Beleuchtet Auswahl von spezifischen Zielen oder Aufgabenbereichen der individuellen Entwicklung
- Unterscheidung zwischen elektiver und verlustbasierter Selektion

Optimierung:
- Aneignung / verbesserte Nutzung von Ressourcen, die zur Zielerreichung notwendig sind
- Z.B. soziale Unterstützung, Training

Kompensation:
- Im Falle einer unmöglichen Zielerreichung / bei Verlusten (z.B. Senken von Ansprüchen)
- Aneignen und Verbessern / Investieren neuer Ressourcen
- Ältere Dame beginnt schlecht zu hören -> konzentriert sich beim Unterhalten besonders auf das gesagte -> Konzentration statt Hörkraft

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9
Q

Worin unterscheidet sich das SOK-Modell von dem Zwei-Prozess-Modell nach Brandtstätter?

A

Unterschiede:

  • Unterscheidung beider theoretischer Ansätze ist auf Grundlage der Leitmotive möglich:
  • Bei Brandtstätter steht die Konsistenz des Selbst im Mittelpunkt der Betrachtung
  • Im SOK-Modell geht es um den erfolgreichen Umgang des Selbst mit dem sich verändernden Gewinn-Verlust-Verhältnis

Gemeinsamkeiten:

  • Beide Ansätze basieren auf einer Gewinn-Verlust-Dynamik, die sowohl proaktive Gestaltung als auch Reaktion auf Umweltbedingungen beinhaltet
  • Prävalenz und Zusammenspiel der definierten Prinzipien wandeln sich über die Lebensspanne
  • Vorhandensein von mehr oder weniger passenden Regulationsmustern in spezifischen Anforderungsmomenten und Lebensphasen
  • Herausforderungen und deren Meisterung im höheren Erwachsenenalter werden stark an den Einsatz akkomodativer / kompensatorischer Prozesse geknüpft
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10
Q

Glückliche und unglückliche Paare unterschieden sich u.a. hinsichtlich ihrer Attributionsmuster bei positivem und negativem Partnerverhalten.
Beschreiben Sie diese und finden Sie jeweils eigene selbst erdachte Beispiele

A
  • Zum Beginn der Ehe ist die Zufriedenheit stark von der emotionalen Stabilität und der Persönlichkeit abhängig
  • Im Laufe der Zeit wird das konkrete Verhalten ausschlaggebender
  • Partner in glücklichen Beziehungen tendieren zu beziehungsdienlichen Attributionen -> positives Verhalten wird auf internale + stabile Faktoren zurückgeführt / unerwünschtes Verhalten wird auf situationale + externale Faktoren zurückgeführt

Beispiel:
- Positives Verhalten: Partner plant einen Kurzurlaub, da er in der Beziehung viel gibt. Kurzurlaub soll Auszeit + Erholung vom Alltag bieten
- Negatives Verhalten: Partner vergisst aufgrund von Stress den Hochzeitstag, hat dies aber zuvor noch nie gemacht. Es ist also eine einmalige Ausnahme

  • Partner in unglücklichen Beziehungen zeigen ein umgekehrtes Muster, wobei positives Verhalten auf external + spezifische Faktoren zurückgeführt wird und negatives Verhalten auf internal + stabile Faktoren

Beispiel:
- Positives Verhalten: Partner plant Kurzurlaub, da er den Hochzeitstag vergessen hat. Aber nicht um Erholung zu bieten, sondern dass er so sein schlechtes Gewissen kompensieren kann und so „alles wieder gut“ ist. Unter normalen Voraussetzungen würde er nie einen Urlaub planen
- Negatives Verhalten: Partner vergisst Hochzeitstag, weil er egoistisch denkt und ihm solche Tage nichts bedeuten. Der Partnerin allerdings schon

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11
Q

Die kognitive Entwicklung im mittleren Erwachsenenalter ist weniger untersucht worden als in anderen Altersstufen. Was sind ihre Besonderheiten?

A
  • Kognitive Leistungen stellen im mittleren Alter eine Schlüsselkompetenz zur Bewältigung von Arbeitsanforderungen, Bildung und gesellschaftlicher Partizipation dar
  • Studien zur kognitiven Entwicklung sind durch zwei Hauptansätze geprägt: Verlust der kognitiven Leistungsfähigkeit und „gibt es Hinweise, dass die intensive Nutzung von kognitiven Fähigkeiten im mittleren Alter möglicherweise kompensatorische Reserven bilden?“
  • Im mittleren Alter wird weitere Entwicklung kognitiver Fähigkeiten stärker als in anderen Altersgruppen durch individuelle Umweltanforderungen beeinflusst
  • Unterschiedliche Arbeitsumgebungen beeinflussen den Verlauf kognitiver Fähigkeiten
  • Entwicklung im mittleren Alter ist durch zunehmend größere Unterschiede, Multidirektionalität und Plastizität gekennzeichnet -> Ursache für geringere Untersuchungen
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12
Q

Bitte definieren Sie die Begriffe Assimilation und Akkommodation aus dem Zwei-Prozess-Modell nach Brandtstätter.
Was ist laut des Modells das Ziel dieser beiden Prozesse?

A
  • Im Verlauf des Erwachsenalters geht es oft darum, neue Informationen über das Selbst zu integrieren
  • Herausforderung, wenn es zu Diskrepanzen zwischen Idealvorstellungen und Realität kommt
  • -> Diskrepanzen können zunächst durch zwei Anpassungsprozesse vermindert werden: Assimilation und Akkommodation
  • Diese beschreiben, wie sich das Selbst im Lebenslauf stabilisiert schützt und stabil anpasst
  • Wechselspiel beider Prozesse erleichtert und fördert adaptive Auseinandersetzung mit sich verändernden Lebensumständen, Rollenübergängen oder Verlusterfahrungen
  • Adäquater Einsatz beider, bildet Grundlage für eine positive Sicht und Entwicklung des Selbstkonzepts

Assimilation
- Gestaltung und Ausrichtung des eigenen Verhaltens auf Ziele und Normen, die eine hohe Relevanz für das Selbstkonzept haben
- Z.B. verstärkte Anstrengung zur Zielerreichung (Selbstkontrolle beim Essen für Annäherung ans Wunschgewicht)

Akkommodation
- Wenn Anpassung von persönlichen Zielen oder Umdeutungen von Erfahrungen notwendig wird
- Z.B. Ablösung eines Ziels und Schaffung einer neuen Option
- Ablösung von blockierten Zielen kann leichter fallen, wenn man sich neue alternative Optionen eröffnet (stärkerer Fokus auf Familie, wenn es in der Karriere nicht mehr weiter geht)

  • Beide Prozesse sind grundsätzlich gegenläufig
  • Arbeiten bei der Problembewältigung häufig zusammen z.B. Erwartungen für ein Ziel werden gesenkt, um für anderes Ziel mehr Ressourcen freizusetzen
  • Im Alter: Abnahme Assimilation / Zunahme Akkommodation -> Aufgrund verstärkter Auseinandersetzung mit Verlusten
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13
Q

Bitte erläutern sie kurz, was normative und nicht normative Lebensereignisse sind.

Nennen sie jeweils zwei Beispiele für normative Lebensereignisse im jungen und mittleren Erwachsenenalter.

Was macht nicht normative Lebensereignisse aus? Nennen Sie ein Beispiel für ein nicht normatives Lebensereignis.

A
  • Normative Lebensereignisse sind alterstypische Lebensereignisse, welche bei allen Menschen im gleichen Altersabschnitt stattfinden (z.B. Pensionierung bei Erreichen des Renteneintrittsalters)
  • Nicht normative Lebensereignisse sind nicht an ein bestimmtes Alter gebunden und betreffen auch oft nur wenige Menschen (Hauptgewinn im Lotto gewinnen)
  • Junges Erwachsenenalter: Erreichen der Volljährigkeit / Schulwechsel nach der 4. Klasse / Eintritt ins Berufsleben
  • Mittleres Erwachsenenalter: Neuorientierung zur Liebesbeziehung zum Partner / Kindeserziehung

Beispiel für nicht normatives Lebensereignis: Unfall / Tod eines Angehörigen -> Betrifft einzelne Personen (+ direktes Umfeld) und wirkt sich auf den Lebensweg aus

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14
Q

Erklären sie den Vorteil von Kohorten-Sequenz-Design in Bezugnahme der Ergebnisse der Seattle Longitudinal Studie

A
  • Seattle Longitudinal Study: wichtigste Längsschnittstudie zur Entwicklung im Alter
  • Alle 7 Jahre Erhebung von Längsschnittdaten zu Veränderung von Intelligenzleistung
  • Zuerst querschnittlicher Vergleich von 500 Personen zwischen 25 und 74 Jahren
  • Anschließend regelmäßige Untersuchung der Personen zum Hinzufügen einer neuen Querschnittsstichprobe
  • Kohorten-Sequenz-Design kombiniert Quer- und Längsschnittstudien miteinander

Vorteile:

  • Kohorteneffekte lassen sich abschätzen
  • Sowohl Quer- als auch längsschnittliche Altersvergleiche sind möglich
  • Effektiver als pure Quer- / Längsschnittstudien

Nachteile:

  • Probleme mit der Messinvarianz, da Probanden in verschiedenen Jahrzenten geboren wurden
  • Kohorteneffekte, da Unterschiede in den schulischen Ausbildungen von früher und später geborenen Personen
  • Stichprobenausfälle durch Krankheit / Tod -> Sterblichkeit ist nicht gleichmäßig über alle Probanden verteilt -> Durchschnittsalter steigt nicht im gleichen Maß an wie die Abstände der Untersuchungszeitpunkte auseinanderliegen

Befunde:

  • Querschnittlich: Starke Verluste schon ab 25 Jahren im logischen Denken, räumlichen Orientieren, Wahrnehmungsgeschwindigkeit, verbalten Gedächtnis / numerische Fähigkeiten und Wortschatz blieben stabil
  • Längsschnittlich: Fast alle Fähigkeiten bleiben auf einem hohen Niveau bis ca. 67 Jahre stabil, erst ab ca. 81 Jahren zeigen sich im mittel deutlichere Verringerungen
     Unterschiede zwischen Querschnitt / Längsschnitt sind Kohorteneffekte, Testzeitpunkteffekte und Selektivität
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15
Q

Warum haben ältere Menschen weniger Angst vor dem Tod? Vier Gründe nennen. Warum haben jüngere Menschen / im mittleren Alter mehr Angst vor dem Tod?

A

Personen im mittleren Alter haben am meisten Angst vor dem Tod:
- Beginn der Auseinandersetzung mit der eigenen Sterblichkeit geht mit Angst einher
- Bewusstwerden, dass größte Teil des eigenen Lebens vermutlich schon vorbei ist
- Verschlechterung der Gesundheit kann Angst auslösen
- Tod der Eltern kann zur Erkenntnis führen, dass man nun selbst Teil der älteren Generation der Familie ist
- Viel soziale Verantwortung im Alter: Tod würde starke Konsequenzen für andere Menschen (z.B. Kinder) haben -> Viel zu verlieren durch den Tod

Ältere Menschen haben weniger Angst vor dem Tod:
1) Ältere Menschen haben die meisten ihrer Lebensziele bereits erreicht
2) Erwarten im Vergleich zu jüngeren weniger Positives im verbleibenden Leben (z.B. aufgrund gesundheitlicher Einschränkungen)
3) Haben sich bereits mehr mit der Endlichkeit auseinandergesetzt -> sehen im Tod einen Sinn
4) Kohortenunterschiede: Anteil religiös gebundener Menschen in den früheren Kohorten ist höher -> Religiosität ist oft mit positiven Erwartungen an den Tod verbunden

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16
Q

Was versteht man unter Terminal decline?

A
  • Beschreibt das beschleunigte Absinken der kognitiven Leistungsfähigkeit, der allgemeinen Aktivitäten, des psychischen Befindens und eine Einschränkung der Zukunftsperspektive in den letzten Jahren vor dem Tod
  • Nicht geklärt ob neurologische Veränderungen oder generelle / spezifische organische Störungen dazu führen
17
Q

Erklären Sie, was im Zusammenhang mit dem Älterwerden das Wohlfühlparadoxon bedeutet. Was beeinflusst das Wohlbefinden beim Älterwerden besonders?

A
  • Unabhängig von aktuellen Lebensumständen beschreiben Menschen ihr eigenes Wohlbefinden als moderat bis hoch
  • Selbst dann, wenn objektive Belastungen vorliegen
  • Obwohl Menschen mit zunehmendem alter gesundheitlich eingeschränkter werden und es ihnen schlechter geht, bleibt die Lebenszufriedenheit gleich
  • Wohlbefinden ist geringer, wenn extreme Lebensumstände vorherrschen, Grundbedürfnisse nicht erfüllt sind, oder sich in der Endphase des Lebens befinden
  • Eigenes Wohlbefinden wird höher eingeschätzt als das von anderen
  • -> Paradox: Diskrepanz zwischen positiver Selbstbewertung und negativer Sicht auf andere
  • Wohlbefinden basiert auf lebenslanger Anpassung von Selbstkonzeptinhalten
    Besondere Beeinflussung durch:
    1) Personenmerkmale: Wohlbefinden besteht aus dynamischem Zusammenspiel stabiler und variabler Personenmerkmale
    2) Selbstwertgefühl: Sinkt im hohen Erwachsenenalter
    3) Verändertes Kontrollbedürfnis: Kontrolle ist wichtig im jungen und mittleren Erwachsenenalter -> im hohen Lebensalter wird geringes Kontrollbedürfnis als positiv angesehen
    4) Anpassung bezüglich sozialer Interaktionen: Konzentration auf emotional bedeutsame Personen im Alter + weniger Beziehungskonflikte im Alter
18
Q

Erläutern Sie, was man unter adaptiver Kapazität versteht.

A
  • Differenz zwischen erwartbaren Verringerungen des Wohlbefindens und der tatsächlichen Entwicklung des Wohlbefindens, aufgrund von Belastungen und Verlusten im Alter
19
Q

Beschreiben Sie die Lebenslauftheorie der Kontrolle nach Heckhausen und Schulz.
Berücksichtigen Sie dabei auch die mit dem Alter einhergehende Verschiebung der Gewinn-Verlust-Dynamik.

A
  • Der Mensch strebt nach Wirksamkeit und Kontrolle
  • Möglich durch primäre Kontrollstrategien (Anpassung der Umwelt an eigene Bedürfnisse und Ziele) und sekundäre Kontrollstrategien (Anpassung der eigenen Bedürfnisse und Ziele an die Umwelt)
  • Menschen bevorzugen ihre Handlungsmöglichkeiten auszuweiten (primäre Kontrollstrategien) -> streben danach ihre Umwelt zu modifizieren -> wenn nicht möglich, dann sekundäre Kontrollstrategien
  • Sekundäre Kontrolle dient dafür, den Verlust von primärer Kontrolle zu minimieren, um diese so in möglichst großem Umfang beizubehalten / wiederherzustellen
  • Durch vielfältige Verlusterfahrungen fällt es im Alter zunehmend schwieriger primäre Kontrolle auszuüben
  • -> führt zu einer Abnahme primärer und einer Zunahme sekundärer Kontrollstrategien
  • Mit zunehmendem Alter zeigt sich eine stärkere Fokussierung auf die Vermeidung von Verlusten und ein geringeres Wachstums- / Kontrollpotenzial
20
Q

Ergebnisse Studie Altersheim beschreiben

A
  • Neuen Altenheimbewohnern wurde gesagt, dass viel Wert auf die Eigenverantwortung der Bewohner bei der Gestaltung des Tagesablaufs und der Zimmer gelegt wird
  • Jeder Bewohner bekam eine Grünpflanze geschenkt um die er sich kümmern sollte
  • Kontrollgruppe: Tagesgestaltung liegt beim Personal / kümmert sich auch um Pflanze

Ergebnisse:
- In Experimentalgruppe wurde nach drei Wochen eine höhere Lebenszufriedenheit sowie größere Aktivität festgestellt
- Nach 18 Monaten wurde die Gruppe als umweltorientierter, geselliger, aktiver und energischer eingeschätzt
- Nach Abbruch der kontrollerhöhenden Intervention kommt es zu einem Kontrollverlust -> Maßnahmen sollten also beibehalten werden
- Subjektiv wahrgenommene Kontrolle der Bewohner ändert sich allerding nicht, sodass Interventionseffekt auch auf anderen Faktoren beruht haben könnte

21
Q

Primäre + kognitive / Sekundäre Kontrolle erklären

A

Primäre Kontrolle:
- Verhaltensweisen, mit denen ein Individuum versucht, die Umwelt den eigenen Bedürfnissen und Zielen anzupassen

Sekundäre / Kognitive Kontrolle
- Beschreibt die Anpassung eigener Bedürfnisse und Ziele an vorliegende Gegebenheiten

22
Q

„Gewisses Maß an Regelmäßigkeit / Struktur ist entwicklungsfördernd“

A
  • Kontrollierbarkeit der Umwelt befasst neben der direkten Beeinflussbarkeit auch sekundäre / kognitive Kontrolle -> also Ereignisse in der Umwelt vorhersagen zu können
  • Setzt voraus, dass Umwelt ein gewisses Maß an Struktur / Regelmäßigkeit bietet -> es werden Grenzen gesetzt, die Halt bieten und innerhalb denen man sich entwickeln kann

Beispiel:
- Regeln in der Familie: Zeigt, dass ein hohes Maß an Unstrukturiertheit und Desorganisation / hohe Starrheit der Regeln ein Risikofaktor für Entwicklung der Familienmitglieder ist
- -> es entsteht leicht Überforderung, was zu psychischen Störungen führen kann

23
Q

5 andere Umweltdimensionen nennen neben Kontrollierbarkeit

A

Umweltdimensionen:

1) Zugänglichkeit:
- Damit Umwelt entwicklungswirksam werden kann, muss sie für Individuum zugänglich sein

2) Sicherheit
- Ohne ein Mindestmaß an Sicherheit kann es zu psychischen Fehlentwicklungen kommen

3) Kontaktförderlichkeit
- Aufbau und Gestaltung sozialer Beziehungen muss möglich sein

4) Zuwendung / Unterstützung:
- Angemessenes Ausmaß an emotionaler Wärme und sozialer Unterstützung ist wichtig für psychische Entwicklung

5) Person-Umwelt-Passung:
- Passung zwischen Umwelt- und Personenmerkmalen ist wichtig (hohe Passung = höhere Stabilität der Persönlichkeit)