Gesundheitspsychologie - Basis Flashcards

1
Q

Arbeits- und Themengebiete der Gesundheitspsychologie

A
  • Gesundheitspsychologie befasst sich mit menschlichem Verhalten in Bezug auf gesundheitliche Risiken / Beeinträchtigungen sowie Optimierung der Gesundheit (Fitness / Wellness)
  • Zentrale Fragen: Wer wird krank? Wer erholt sich gut von der Krankheit? Wie verhütet man vor Krankheiten?
  • Besonders körperliche Erkrankungen und riskante + präventative Verhaltensweisen
  • Leitbild ist ein biopsychosoziales Modell -> psychische und soziale Einflüsse sowie deren Wechselwirkungen auf Krankheit + Gesundheit werden beleuchtet
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2
Q

Beispiele für Beschäftigungsfelder in der Gesundheitspsychologie

A
  1. Persönlichkeit + Krankheit: z.B. Depressivität / Anti-Emotionalität als Einflussgröße bei Krebserkrankungen
  2. Stress + Stressbewältigung: Ob jemand krank ist hängt nicht nur vom Stress und stressreichen Situationen ab, sondern auch von den Ressourcen der kognitiven Einschätzungen und eingesetzten Copingstrategien
  3. Protektive Ressourcen: Subjektive Kompetenzerwartung bzw. Selbstwirksamkeitserwartungen wirken sich positiv bei Krankheitsbewältigung aus
  4. Gesundheitsverhalten: präventive Lebensweise: erfordert Selbstregulation und mitmenschliche Unterstützung (z.B. Positiv: körperliche Aktivität, präventive Ernährung / Negativ: Rauchen, Alkoholkonsum)
  5. Gesundheitsförderung: Interventionsprogramme, die die psychische Phase der Adressaten und deren personale und soziale Ressourcen berücksichtigt (primärpräventive Gesundheitsprogramme)
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3
Q

Selbstwirksamkeit - Konstrukt erklären

A
  • Unter Selbstwirksamkeitserwartung versteht man die subjektive Gewissheit, neue oder schwierige Anforderungssituationen aufgrund eigener Kompetenz bewältigen zu können
    -> entspricht subjektiver Kompetenzerwartung und beruht auf der sozial-kognitiven Theorie von Bandura (1992)
  • Personen initiieren ein Verhalten dann, wenn sie mindestens zu einem gewissen Maß überzeugt sind, dass sie es auch erfolgreich realisieren können
  • kognitive, motivationale, emotionale und aktionale Prozesse werden vor allem durch subjektive Überzeugungen gesteuert: Handlungs-Ergebniserwartung (Konsequenzerwartungen) und Selbstwirksamkeitserwartung (Kompetenzerwartungen)
  • Selbstwirksamkeitserwartungen üben einen direkten Einfluss auf das Verhalten aus und einen indirekten, der über die Intentionen oder über die Ergebniserwartungen führt
    -> Selbstwirksamkeit stimuliert die Motivation und diese die Leistung
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4
Q

Wie kann man Selbstwirksamkeitserwartung erfassen?

A
  • Selbstwirksamkeitserwartung kann psychometrisch mittels mehrerer Instrumente gemessen werden, da sie eine subjektive Überzeugung ist, sind nur Befragungen geeignet
  • Unterschieden werden 3 Messaspekte: Niveau, Allgemeinheitsgrad und Stärke
  • Beispiele zur Erfassung: BRAHMS oder RACK
    BRAHMS: Skala zur Rauchentwöhnung -> „ich könnte auch dann dem Rauchen widerstehen, wenn ich in einer geselligen Runde bin, in der geraucht wird“ (Sehr unsicher – ganz sicher)
  • Man betrachtet phasenspezifische Selbstwirksamkeitserwartung (z.B. bei körperlicher Aktivität):
    1. Teil: Es wird die prä-aktionale, aufgabenbezogene Selbstwirksamkeit angesprochen (Bin ich überhaupt dazu in der Lage in Zukunft solchen Anforderungen entsprechen zu können?)
    2. Teil: Initiative: Kann man sich einen Ruck geben und Dinge ändern?
    3. Teil: Aufrechterhaltung der Aktivität
    4. Teil: Kraft zur Wiederherstellung der Motivation nach Rückschlägen
    -> Beispiel: Erhebung von kollektiver Selbstwirksamkeitserwartung bei Lehrern: „Auch mit außergewöhnlichen Vorfällen können wir zurechtkommen, da wir uns im Kollegium gegenseitig Rückhalt bieten.“
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5
Q

Verschiedene Arten von Selbstwirksamkeit

A
  1. Allgemeine (optimistische Einschätzung der generellen Lebensbewältigungskompetenz) und spezifische Selbstwirksamkeitserwartungen (z.B. Sportbezogen, Ernährungsbezogene Selbstwirksamkeitserwartungen – Bereichs- und Situationsspezifisch)
  2. Individuelle und kollektive Selbstwirksamkeitserwartung (Überzeugung der Handlungskompetenz einer Gruppe als gemeinsames Wirkungspotential)
    -> die von der Gruppe geteilte Überzeugung in ihre Fähigkeiten, um Ziele zu erreichen
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6
Q

Beispiele für Erwartungen

A
  1. Bildungsprozesse: Lern- und Leistungssituationen: Selbstwirksamkeitserwartungen sind eine Grundbedingung, dass Anforderungen mit innovativen und kreativen Ideen aufgenommen und mit Ausdauer durchgesetzt werden
    -> Voraussetzung für hohe Motivation + Leistungsniveau sowie psychisches + körperliches Wohlbefinden und hohe Lebenszufriedenheit
  2. Gesundheitsverhalten: körperliche Aktivität im Alter, präventive Ernährung, Stressbewältigung
  3. Krankheitsbewältigung: Schmerzempfinden, in Rehabilitation bessere Fitness und Erholung
  4. kognitive Fähigkeiten: Erinnerungsfähigkeit durch Training, direkte Wirkung von Selbstwirksamkeit auf die Gedächtnisleistung, Motivation und Leistung werden gesteigert
  5. Selbstregulation: Selbstwirksamkeitserwartungen fördern Motivation und Intensionsbildung, hohe Bedeutung für erfolgreiche Lebensbewältigung
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7
Q

Wie kann man die Selbstwirksamkeit erhöhen?

A

Es gibt 4 wesentliche Quellen für den Erwerb von Selbstwirksamkeitserwartung (Reihenfolge entspricht Stärke des Einflusses):

  1. Handlungsergebnisse als eigene Erfolge und Misserfolge (z.B. mittels Rollenspiele)
  2. Stellvertretende Erfahrungen durch Beobachtung von Verhaltensmodellen (von Personen die ähnlich sind / ähnliches Alter, Geschlecht, etc.)
  3. Überredung (Fremdbewertung, soziale Einflussnahme, Selbstinstruktion)
  4. Wahrnehmung eigener Gefühlserregung)
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8
Q

Health belief Modell erklären + Stellenwert

A
  • die heutige Diskussion um Gesundheitsverhalten ist vor allem durch frühere Arbeiten zu gesundheitlichen Überzeugungen angeregt worden
  • Modell aus den 50er Jahren -> typisch für diese Zeit: Angst schüren, um Ziel zu erreichen, menschliches Verhalten ist rational
  • Bedrohung als wesentlicher Auslöser von Gesundheitsverhalten -> man muss Angst erzeugen, um gesünderes Verhalten hervorzurufen
  • Wichtige Komponenten zur Vorhersage des Vorsorgeverhaltens:
    Bedrohungswahrnehmung, Verwundbarkeit, Schweregrad der Symptome, wirksame Gegenmaßnahmen?, Kosten-Nutzen-Abwägung
    -> wenn der Mensch sich selbst gegenüber Krankheiten für verwundbar hält, ist es wahrscheinlicher, dass er sich präventiv untersuchen lässt
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9
Q

Health belief Modell - Kritik am Modell

A
  1. empirische Schwäche (geringe Korrelation Modellkomponenten – Gesundheitsverhalten)
  2. Intention und Kompetenzerwartung fehlen als 2 wichtige kognitive Vermittlungsgrößen
  3. Bedrohung ist nicht direkter Veranlasser -> indirekte Wirkung auf Intension und Verhalten
  4. Handlungsanstöße beeinflussen Intention, nicht Bedrohung
  5. Kosten-Nutzen-Analyse sind eigentlich 2 Komponenten: Gegenmaßnahmen und Widerstände gegen deren Ausführung + als ein Konstrukt nur schwer operationalisierbar
  6. Keine Unterscheidung von motivationalen und volitionalen Phasen, statisches Modell, das Aufrechterhalten von gesundheitlichem Handeln und Rückfälle nicht erklären kann, wird prozesshaftem Charakter des Gesundheitsverhaltens nicht gerecht
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10
Q

Das Transtheoretische Modell der Verhaltensänderung (TTM) und seine Prozesse erläutern

A
  • Am häufigsten angewendete Stadienmodell
  • Ursprünglich für den Bereich der Rauchentwöhnung entwickelt, mittlerweile aber in vielen Bereichen des Gesundheitsverhaltens zum Einsatz gebracht
  • Zentrales Konstrukt: Stufen der Verhaltensänderung
  • Ursprünglich: Veränderungsprozess unidirektional -> aber durch Rückschläge eher spiralförmiger Verlauf -> Person durchläuft Modell in vorgesehener Sequenz aber kann immer wieder zurückfallen
  • Hauptkritikpunkt: Willkürlichkeit der Stufeneinteilung auf Basis zeitlicher Kriterien

Prozesse der Verhaltensänderung:
Kognitiv-affektive Prozesse:
- Bewusstseinserhöhung (Wahrnehmungserhöhung von Ursachen)
- Neubewertung der eigenen Person (Veränderung der Bewertung des Selbstbilds)
- Neubewertung der Umwelt (Veränderung der Wahrnehmung des Einflusses des Problemverhaltens auf die Umwelt)
- Emotionale Relevanz (Intensivierung von negativen Gefühlen, um emotionale Erleichterung im Falle einer Verhaltensveränderung zu erzeugen)
- Soziale Befreiung (Erhöhung der Alternativen für Nicht-Problemverhalten in der sozialen Umwelt)

Verhaltensorientierte Prozesse:
- Kontingenzmanagement (Sich selbst für erfolgreiche Veränderungen belohnen / Rückfälle bestrafen)
- Hilfreiche Beziehungen (Nutzen von vertrauensvollen Beziehungen zur Unterstützung bei der Verhaltensänderung)
- Gedankenkonditionierung (Ersetzen des Problemverhaltens durch alternative Verhaltensweisen)
- Selbstbefreiung (Erhöhung der Verpflichtung zu handeln)
- Reizkontrolle (Vermeidung von Reizen, die Problemverhalten auslösen)

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11
Q

Transtheoretische Modell der Verhaltensänderung (TTM): Stadien angewandt zum Thema körperliche Aktivität

A
  1. Präkontemplation
    - Personen, die nicht darüber nachdenken, Verhalten in den nächsten 6 Monaten zu ändern
  2. Kontemplation
    - Personen, die über eine Verhaltensänderung innerhalb der nächsten 6 Monate, aber nicht innerhalb des nächsten Monats nachdenken, Abwägung von positiven / negativen Handlungsergebniserwartungen
  3. Vorbereitung
    - Personen, die planen im nächsten Monat ihr Verhalten zu verändern / oder bereits Versuch innerhalb des vergangenen Jahres unternommen haben (bestimmtes Kriterium wurde noch nicht erreicht, auch wenn sie schon Versuche unternehmen)
  4. Handlung
    - Personen, die gerade aktiv ihr Verhalten ändert (seit mindestens einem Tag und maximal seit 6 Monaten)
    - Haben bestimmtes Kriterium bei Verhaltensänderung erreicht und strengen sich an, Verhalten beizubehalten
  5. Aufrechterhaltung
    - Nach 6 Monaten erfolgreicher Verhaltensveränderung
    - Stabilisierung der Verhaltensänderung sowie Vermeiden von Rückfällen
    - Dauert bis zu 5 Jahre an
  6. Termination
    - Personen, die Verhalten während 5 Jahren erfolgreich geändert haben, über hohe Selbstwirksamkeit verfügen und keinerlei Versuchung verspüren, zurückzufallen
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12
Q

Hapa-Modell erklären

A

HAPA = Health Action Process Approach
- Dynamisches Stadienmodell zur Erklärung und Vorhersage gesundheitsförderlicher und -schädlicher Verhaltensweisen
- Modell unterscheidet: präintentionale Motivationsprozesse und postintentionale Volitionsprozesse
- zwei Leitprinzipien: Sequenz (ein Schritt folgt auf den anderen), kein Schritt weiter, wenn nicht gewisser Grad an Selbstwirksamkeitserwartung gegeben ist

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13
Q

Motivationsprozess des HAPA-Modells

A

Risikowahrnehmung:
- Wahrnehmung eines Risikos beruht auf subjektiven Einschätzungen des Schweregrads von Erkrankungen + eigener Verwundbarkeit
- Erkennen, dass vorhandene Essgewohnheiten eine hohe gesundheitliche Bedrohung darstellen

Handlungsergebniserwartung:
- Damit Verhaltensveränderung wahrscheinlich wird, müssen ebenso Verhaltensalternativen bekannt sein, die geeignet sind, wahrgenommene Bedrohung zu reduzieren
- Kontingenzen zwischen alternativen Handlungen und folgenden Ergebnissen müssen erkannt werden -> Pro / Kontra abwägen
- Zum Gewicht reduzieren kann ich kein Fastfood mehr essen -> stattdessen ein Kochbuch kaufen und so für Lebensmittel mehr Geld ausgeben? Kann ich mir das leisten? -> Außerdem brauche ich mehr Zeit zum Kochen -> Habe ich die überhaupt?

Selbstwirksamkeitserwartung:
- Subjektive Überzeugung, spezifische Verhaltensweisen aufgrund der eigenen Kompetenz ausführen zu können, insbesondere in neuen, unvorhersehbaren Situationen
- Bedeutet, dass die Intention, eine Gewohnheit zu verändern, erheblich von dem Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten abhängt
- Glaube ich, dass ich es schaffe meine Ernährung umzustellen? Traue ich es mir zu neues zu kochen, weniger Snacks zu essen? Kann ich mir dafür Zeit freischaufeln?

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14
Q

Volitionaler Prozess des HAPA-Modells

A

Präaktionale Phase:
- Bevor es zu Handlungsausführung kommt, muss die Handlung vorbereitet und geplant werden -> Person muss sich Bedingungen und Realisierungsmöglichkeiten vor Auge führen
- Phase endet mit einer / mehreren Ausführungsintentionen
- Günstige Gelegenheiten werden dabei kognitiv mit detaillierten Handlungsplänen verknüpft und initiieren diese automatisch, ohne dass weiterer Planungsaufwand notwendig ist
- Statt Erdnüsse esse ich zukünftig beim Fernsehen Gemüsesticks -> um nicht in Versuchung zu geraten kaufe ich keine Schokolade mehr

Aktionale Phase:
- Phase wird ausgeführt und aufrechterhalten
- Handlung = Ausführen Gesundheitsverhalten / Unterlassen Risikoverhalten
- Handlungsausführungskontrolle findet ständig statt -> Handlungen + Intention von Distraktoren abschirmen
- Kontrollstrategien: Belohnungsaufschub, Strategie, Fernziele in erreichbare Nahziele zu unterteilen, ständige Aufmerksamkeits- und Emotionsregulation notwendig
- Strategien sind so lange notwendig, bis neues Verhalten zur Gewohnheit geworden ist
- 1. Woche: nur noch mittags, nach dem Essen was Süßes, 2. Woche Abgemessene Menge von Erdnüssen vor dem Fernseher, 3. Woche Erdnüsse werden durch Gemüse ersetzt

Postaktionale Phase:
- Handlungsbewertung -> Erfolg / Misserfolg wird wahrgenommen + interpretiert
- Ursachenzuschreibung internal / external kann sich günstig / ungünstig auf Volitionsstärke und Selbstwirksamkeitsüberzeugung auswirken
- Erfahrungen mit vergangenen Misserfolgen steigern ggf. die Erwartungen an die eigene Kompetenz, das Verhalten auch in schwierigen Situationen durchhalten zu können
- Person gelingt es mit zunehmender Anzahl an Versuchen besser, die erwünschte Handlung in Plänen zu definieren und die Wirksamkeit verschiedener Strategien einzuschätzen -> Reduzierung von Wahrscheinlichkeit für Rückfall
- Postaktionale Zielentbindung kann auf Mangel an Volitionsstärke / Selbstregulationsfehler hinweisen
- Zielentbindung nur selten eine sinnvolle Alternative, da Gesundheit für die Erreichung der Ziele eine wichtige Voraussetzung darstellt und die investierte Zeit so verschiedensten Lebensbereichen zugutekommt

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15
Q

Wie kann das HAPA die heutige Gesundheitspsychologie beeinflussen?

A
  • Keine geschlossene Theorie -> eher Heuristik
  • Teilweise (insbesondere beim Motivationsprozess) gute empirische Basis
  • Baut auf TPB auf, mit demselben Ziel, einen postintentionalen Verhaltensprädiktor (z.B. Planung) zu verwenden und eine direkte Wirkung der Selbstwirksamkeitserwartung auf das Verhalten zuzulassen
  • Konnte Intention-Verhaltenslücke schließen
  • Macht komplexe Mechanismen verständlich
  • Auf alle gesundheitsbeeinträchtigen/-fördernden Verhaltensweisen anwendbar
  • Wichtig: Vermittlung, dass Personen in der Lage sind, etwas zu verändern – auch in schwierigen Situationen
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16
Q

Adhärenz - Begriff erklären

A
  • darunter versteht man die Ausführung von Verhaltensweisen, die aufgrund eines Gebots, einer Vorschrift, einer Empfehlung oder Vereinbarung als richtungsweisend vorgegeben sind
  • Adhärenz = Compliance
  • Bsp.: der Anordnung eines Arztes bzgl. Der Medikamenteneinnahme Folge leisten
17
Q

Wie kann man Adhärenz erfassen?

A
  • objektiv: Beobachtungen (oft nicht möglich / machbar)
  • subjektiv: Befragung -> führt im Allgemeinen zur Überschätzung der Adhärenz
  • direkte Verfahren: Direkte Therapie-Beobachtung (DOT), Medikamentenspiegel in Blut / Urin, Marker
  • Indirekte Verfahren: MEMS, Selbsteinschätzung + Fremdeinschätzung (Fragebögen), Arzneimittelschwundmessung + Apothekenlisten, Patienten Akten
18
Q

Interventionen zur Verbesserung von Adhärenz aufzeigen inklusive der darin wichtigen Phasen

A
  • Verbesserung: Feststellen der Phase, in der sich Patient befindet + Ursache von Nichtadhärenz
  • Unterscheidung in Präintentionale und Postintentionale Phase (unterteilt sich wie folgt):
    1. präaktionale Phase
    2. aktionale Phase
    3. Risikowahrnehmung – ein Minimum
    4. Handlungs-Ergebniserwartung
    5. Selbstwirksamkeitserwartung
  • Interventionen in präaktionaler Phase: Pläne aufschreiben zu Wann? Wo? Wie?
  • Interventionen in aktionaler Phase:
    • Vorbereitende Initiativen zu Handlung ergreifen -> trotz Widerstände durchziehen
  • Bsp.: gewisse Lebensmittel nicht kaufen / nur mit Leuten Essen gehen, die einen nicht in Versuchung bringen
  • Zentrale, wichtige Fragen: Prä- oder Postintentionale Phase? Und Wie stark ist die Intention zur Adhärenz
  • Wenn wenig Compliance vorliegt aufgrund fehlender Krankheitseinsicht und damit negative Einstellung gegenüber Behandlung / psychischen Barrieren (z.B. Erwartung von Nebenwirkungen) -> Depotmedikation als Erhöhung der Adhärenz
  • Bei Schizophrenie erweist sich Risikowahrnehmung als Voraussetzung für die Motivation (Intention), sich den Medikamenten auszusetzen, was nicht ohne Kosten (Nebenwirkungen) möglich ist
19
Q

Strategie zur Erhöhung der Adhärenz für einen Zuckerkranken (Diabetes mellitus)

A
  • viele Diabetespatienten führen wider besseres Wissen einen riskanten Lebensstil, indem sie sich nicht an ihren Diätplan halten / Übergewicht reduzieren
  • Risikowahrnehmung und Wissen reichen nicht aus um starke Motivation zur Lebensumstellung aufzubauen
  • Motivationsfaktor liegt in der Selbstwirksamkeitserwartung
  • wichtig: Handlungs-Ergebnis-Erwartungen, soziale Unterstützung und Selbstwirksamkeitserwartung
    -> wenn alle drei Faktoren hoch sind, zeigt sich die beste Adhärenz
  • Selbstwirksamkeit hat dabei das schwerste Gewicht, die anderen beiden haben nur vermittelnde Effekte
  • Auch Compliance von Seiten der Ärzte ist wichtig -> viele Ärzte lassen Patienten nicht Schuhe + Socken ausziehen um mögliche Gefäßverengungen zu erkennen (sollten sich an professionellen Richtlinien halten)
20
Q

Gründe für Nicht-Adhärenz

A
  1. Arzt-Patienten Beziehung
  2. Einbezug des Patienten in Entscheidungsprozess
  3. Schwierigkeit der Aufgabe (Kompetenz)
  4. Vorliegen von Intention

Actor-Oberserver-Bias: Arzt attributiert Patientenverhalten auf dessen Persönlichkeit / der Patient neigt dazu, situative Faktoren für die Unterlassung des Zielverhaltens verantwortlich zu machen (der Patient verfügt über andere Informationen als der Arzt)

Arzt-Patienten Beziehung: Arzt sollte Empfehlungen auf verständliche + überzeugende Weise kommunizieren -> Patient sollte sich daran gut erinnern können und so Informationen aufnehmen
Beratungssituation in Sprechstunde ist für Patienten im allgemeinen durch Anspannung geprägt, was zu Konzentrationsmangel führen kann -> Informationsverarbeitungsprozess ist beeinträchtigt

21
Q

Lazarus Stress Modell erklären

A
  • psychologischer Stress beruht auf der Einschätzung einer betroffenen Person, dass die jeweilige Person-Umwelt-Beziehung herausfordernd, bedrohlich oder schädlich ist
    -> damit wird die kognitive Einschätzung (appraisal) zum zentralen Bestimmungsstück von Stress

Es gibt 2 Facetten des kognitiven Prozesses:
a) Primäre Einschätzung: Es wird geprüft was auf dem Spiel steht (Ereigniswahrnehmung / Situationsmodell) mit dem Ergebnis: Herausforderung, Bedrohung oder Schaden / Verlust
Oder
b) Sekundäre Einschätzung: es werden Bewältigungsmöglichkeiten in Augenschein genommen (Ressourcenwahrnehmung oder Selbstmodell)
o Wichtige Ressource im Prozess der sekundären Einschätzung ist die Selbstwirksamkeitserwartung einer Person

  • Das Ergebnis der Einschätzung ist eine von mehreren Bewältigungsformen (Coping), bei diesen handelt es sich um problemorientierten (Problemlösung) und emotionsorientiertem (Linderung der Belastungssymptome) Coping
  • beide Strategien können mehr oder weniger angemessen sein und Auswirkungen auf das Wohlbefinden haben

Kritik:
a) Komplexes + dynamisches Modell -> schwierige empirische Überprüfbarkeit
b) Schwierig zu operationalisieren
c) Subjektive Einschätzung ist wichtig -> Beim Messen von Coping wird eher eine Beurteilung von außen vorgenommen

22
Q

Lazarus Stress Modell - Die zwei resultierenden Coping-Strategien erklären (problem- und emotionsorientiert)

A

Problemorientiertes Coping:
- Person handelt auf eine Weise, dass diese direkt zur Beseitigung / Minderung des Problems führt
- Es wird dabei eine instrumentelle Handlung ausgeführt, diese muss aber nicht erfolgreich beendet werden (z.B. Prüfungsvorbereitung)

Emotionsorientiertes Coping:
- Damit wird versucht Emotionen zu regulieren
- Durch Selbstgespräche, Uminterpretation, Beruhigungsmittel
- Bewirkt gute Stressanpassung, müssen nicht erfolgreich sein
- -> Funktion unabhängig von Wirkung

23
Q

Proaktives und reaktives Coping erklären

A

Proaktives Coping:
- Langzeitperspektive -> vergleichbar mit präventivem Coping
- Man baut Widerstandsressourcen auf, mit denen man erfolgreich durchs Leben kommt
- Entscheidend ist aber der positive Charakter der kognitiven Einschätzung -> es geht um die Herausforderung durch selbst gesetzte Lebensziele
- Also kein Risikomanagement, sondern Zielmanagement -> nicht reaktiv sondern proaktiv (es wird sich ein konstruktiver Handlungspfad geschaffen und so Gelegenheit für Wachstum und Erfolg erzeugt)
- Bedeutet: nach Verbesserung streben, Lebensbedingungen optimieren und Leistung zu erhöhen
- Wird begünstigt durch: Selbstwirksamkeit und Verteidigung gegen auftretende Widerstände

Reaktives Coping:
- Die Anstrengung mit einem bereits eigetretenen Ereignis umzugehen
- Richtet sich darauf, Ziele umzudefinieren, Sinn zu suchen, Verlorenes wiederherzustellen
- Rückwärtsgerichtet -> enthält kognitive Einschätzungen zu Schädigung / Verlust

24
Q

Andere Coping-Formen + Beispiele aufzählen

A

Antizipatorisches Coping:
- Kritisches Ereignis hat noch nicht stattgefunden
- Ist also eine Bemühung, mit einer bevorstehenden Bedrohung umzugehen
- Es handelt sich um unmittelbar bevorstehendes Ereignis, welches mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit eintritt
- Bsp.: bevorstehende Prüfung / Zahnarztbesuch

Präventives Coping:
- Behandelt unbekannte Risiken in ferner Zukunft -> ungewiss, ob Ereignis überhaupt eintreten wird
- Vorbereitung auf spezielle oder vage formulierte Ereignisse
- -> daraus entsteht Motivation, sich durch Ressourcenaufbau auf Geschicke des Lebens zu wappnen
- Die Einschätzung einer Bedrohung ist der Motor für präventives Verhalten
- Bsp.: Möglicher Verlust des Arbeitsplatzes / Opfer eines Verbrechens zu werden

25
Q

Möglichkeiten zur Stressbewältigung

A
  • Unterscheidung von Problembezogenem und emotionalem (Emotionsregulierung) Coping
  • sollen nach Subjektiven Intentionen (persönliche Funktionalität) gegliedert werden:
    1. Regulation von Emotionen
    2. Lösung des zugrunde liegenden Problems
    3. Erhalten des Selbstwerts
    4. Steuerung von sozialen Interaktionen
  • es gibt 4 Bewältigungsarten:
    1. Suche nach Informationen
    2. direktes Handeln
    3. Unterlassung von Handlungen
    4. intrapsychisches Coping
  • Die Frage, ob Intentionen erfolgreich verfolgt wurden, wird mit Effizienzkriterien gemessen:
    o Inhaltsbereiche wie Wohlbefinden, körperliche Gesundheit, Sozialverhalten
    o Es sind drei Effizienzkriterien zu beachten: Inhaltsbereich, Zeitspanne, Urteilsinstanz
26
Q

Erfassung von Stress + Beispielhafte Items

A
  • direkte Befragung von Betroffenen, Problem: es ist unklar, welcher Stressbegriff zugrunde liegt (z.B. Arbeitslosigkeit, schlecht schlafen)
  • Messung von Appraisals bisher nicht möglich, aber die Messung von Resultaten dieser -> Verwendung dieser ist als Ergänzung zu verstehen
    Verschiedene psychometrische Skalen ermöglichen das Erfassen von Stress:

Perceives Stress Scale (PSS)
- 14 Aussagen über verschiedene Arten sich gestresst zu fühlen / Anforderungen nicht gewachsen zu sein
- Problem: Vermischen von Stresserleben mit den Folgen und Begleiterscheinungen
- Laut Lazarus ist eine Unterscheidung von Stresseinschätzung, Coping und Konsequenzen notwendig

Social Readjustment Rating Scale (SRRS):
- Registrierung von Schicksalsschlägen / Lebenskrisen
- Bsp.: Verlust von Angehörigen, Unfälle
- -> Lösen Stress aus und können weiteren Lebenslauf dramatisch beeinflussen
- Jedem Ereignis wurde ein Schätzwert als Stresswert zugewiesen

Life Event Skala:
- Wie SRRS, aber subjektive Einschätzungen der Stresswerte

Beispielitems:
- „Ich freue mich auf jeden Tag, weil es immer neue Probleme zu lösen gibt“
- „Ich befürchte, dass ich mit den vielen Aufgaben nicht zurechtkomme“
- Meine Erwartungen haben sich nicht erfüllt“

27
Q

Gründe für Rauchen anhand den drei Stadien erklären

A

Eingangsphase und Experimentierstadium:
- Hier stellt man sich auf die Möglichkeit zu rauchen ein -> man macht erste Erfahrungen, welche ausschlaggebend sind, ob der Übergang ins Experimentierstadium erfolgt
- Durch wiederholtes ausprobieren wird jemand zum Raucher
- -> es kommt zur Gewöhnung wodurch eine psychische und körperliche Abhängigkeit entsteht
- Übergang zu Stadium 2 durch: soziale Erwartungen, Nachgeben gegenüber sozialen Erwartungen
- Es werden negative und positive Aspekte abgewogen -> Raucher schätzen die positiven Konsequenzen als relevanter ein
- Soziales Image, man fühlt sich erwachsen und akzeptiert (wenn z.B. Eltern auch rauchen)
- Erschafft Gruppengefühl + Nachgeben gegenüber sozialen Erwartungen
- Übergang zu Stadium 3 durch: Erwartungen an unmittelbar wohltuende Wirkung des Rauchens (Emotionsregulation)

Gewöhnungsphase:
- Körperliche und psychische Abhängigkeit
- Nikotinregulationstheorie: Nikotinspiegel aufrechterhalten und Entzugssymptome vermeiden
- Multiples Regulationsmodell: häufige Kopplung zwischen Angstanstieg und Nikotinspiegelabfall führt zur Konditionierung nach Zigaretten
- Neuroregulationstheorie: Nikotin verändert die Verfügbarkeit von verhaltensrelevanten Neuroregulatoren -> Rauchen wird so als eine pharmakologische Bewältigungsreaktion verstanden
- Stresstheoretische Perspektive: gelernte Bewältigungsstrategie, führt zu entspannen, sozialen Anschluss (zielgerichtete Tätigkeit)

28
Q

Psychologische Strategien für die Aufrechterhaltung der Abstinenz

A
  • der Schlüssel zur Abstinenz liegt in der Rückfallverhütung
  • zwei Strategien: Erkennen von Risikosituationen und Erwerb von adaptiven Bewältigungsfertigkeiten
  • ein Rückfall geschieht beim Zusammentreffen einer schwierigen Risikosituation mit dem Fehlen einer geeigneten starken Bewältigungsreaktion
  • wichtig ist es, dass der Raucher das Rückfallrisiko erkennen muss, er muss erkennen „Hier droht Gefahr“

Allgemeine Strategien:
- Vermeidung von Risikosituationen / Verlassen solcher Situationen / Ablenkung und Verzögerung

Kognitive Umstrukturierung:
- Risikosituationen abzuwerten / als Herausforderung ansehen

Verhaltensbezogene Bewältigungstechniken:
- Entspannung durch sportlich-körperliches Training, Essen, Fernsehen

29
Q

Welche Risikosituationen können einen Rückfall begünstigen?

A
  • durch das Erleben von schwierigen Risikosituationen und mangelndem Einsatz bzw. fehlende Bewältigungsstrategien kann ein Rückfall begünstigt werden
    Faktoren, die einen Rückfall begünstigen:
  • Risikosituationen nicht kennen / diese nicht als solche erkennen -> kein Handlungsbedarf erkennen
  • Falsche Coping-Option wählen / Coping nicht mit ausreichend Anstrengung verfolgen
  • Ausrutscher werden nicht als Lernerfahrung, sondern als Selbstwertverlust angesehen

Drei Dimensionen für den Rückfall:
Dimension 1: positive soziale Situationen (Partys, mit Rauchern zusammen sein, sehen, wie jemand eine Zigarette genießt)

Dimension 2: Negative Gefühlslage (erleben einer Krise, Angst / Stress, Streit / Konflikte / Frust)

Dimension 3: Abhängigkeit + Macht der Gewohnheit (Morgens nach dem Aufstehen, gute Vorsätze kommen zum Erliegen, wenn ich etwas brauche, das mich „hochzieht“)

30
Q

Mindestens fünf Beispiele der Verhaltensregulation zur Bewältigung nennen

A

Kognitives Coping-Reaktionen:
- sich ablenken,
- die Gründe fürs Aufhören vor Augen führen,
- sich ermuntern „ich schaffe das!“
- negative Wirkung bildlich vorstellen
- klarmachen, dass Entzug schwierig ist
- sich Befehle geben „Tu das nicht!“

Verhaltensbezogene Coping-Reaktionen
- etwas essen / trinken
- Sport / körperliche Aktivität
- Risikosituationen generell vermeiden
- Unterstützung suchen
- Langsam, tief Atmen -> Entspannung

31
Q

Rauch-Entwöhnung und Primäre Prävention

A

Eingangs- / Experimentierphase:
- Entwicklung spezifischer sozialer Fertigkeiten und Handlungsanweisungen, um Gruppendruck zu widerstehen
- Beginn des Rauchens kommt durch Einflüsse und Normen von Bezugsgruppen zustande
-> es nützt nichts, Jugendliche nur über spätere Gesundheitsrisiken aufzuklären
- „Verhaltensimpfung“ -> Aktivierung von Gegenargumenten, wenn man mit Überredungsversuchen konfrontiert wird
- generelle Kompetenzentwicklung: zielt auf Entwicklung allgemeiner Fertigkeiten zur Alltagsbewältigung ab -> schwierige Situationen sollen erkannt und verarbeitet werden
Zielsetzung:
- Selbstwertgefühl verbessern
- Entscheidungsfähigkeit ausprägen
- Kompetenzen entwickeln (überwinden sozialer Ängste, soziale Kontakte regulieren)

Gewöhnungsphase:
Therapien:
- Nikotinabhängigkeit getrennt von Rauchverhalten therapieren
- Aversionstherapie: Bilden von Aversionen durch Fokussieren der negativen Elemente des Rauchens (beißender Rauch, Teer, Brennen in der Kehle)
- „schnelles Rauchen“: inhalieren, in kurzen Abständen, bis Person „schlecht“ wird -> Konditionierung von aversiven Gefühlen
- Lerntheoretischer Ansatz: nicht mehr „auf bestimmtes Signal“ rauchen, Bestrafung, wenn man es nicht schafft