Gesundheitspsychologie - Basis Flashcards
Arbeits- und Themengebiete der Gesundheitspsychologie
- Gesundheitspsychologie befasst sich mit menschlichem Verhalten in Bezug auf gesundheitliche Risiken / Beeinträchtigungen sowie Optimierung der Gesundheit (Fitness / Wellness)
- Zentrale Fragen: Wer wird krank? Wer erholt sich gut von der Krankheit? Wie verhütet man vor Krankheiten?
- Besonders körperliche Erkrankungen und riskante + präventative Verhaltensweisen
- Leitbild ist ein biopsychosoziales Modell -> psychische und soziale Einflüsse sowie deren Wechselwirkungen auf Krankheit + Gesundheit werden beleuchtet
Beispiele für Beschäftigungsfelder in der Gesundheitspsychologie
- Persönlichkeit + Krankheit: z.B. Depressivität / Anti-Emotionalität als Einflussgröße bei Krebserkrankungen
- Stress + Stressbewältigung: Ob jemand krank ist hängt nicht nur vom Stress und stressreichen Situationen ab, sondern auch von den Ressourcen der kognitiven Einschätzungen und eingesetzten Copingstrategien
- Protektive Ressourcen: Subjektive Kompetenzerwartung bzw. Selbstwirksamkeitserwartungen wirken sich positiv bei Krankheitsbewältigung aus
- Gesundheitsverhalten: präventive Lebensweise: erfordert Selbstregulation und mitmenschliche Unterstützung (z.B. Positiv: körperliche Aktivität, präventive Ernährung / Negativ: Rauchen, Alkoholkonsum)
- Gesundheitsförderung: Interventionsprogramme, die die psychische Phase der Adressaten und deren personale und soziale Ressourcen berücksichtigt (primärpräventive Gesundheitsprogramme)
Selbstwirksamkeit - Konstrukt erklären
- Unter Selbstwirksamkeitserwartung versteht man die subjektive Gewissheit, neue oder schwierige Anforderungssituationen aufgrund eigener Kompetenz bewältigen zu können
-> entspricht subjektiver Kompetenzerwartung und beruht auf der sozial-kognitiven Theorie von Bandura (1992) - Personen initiieren ein Verhalten dann, wenn sie mindestens zu einem gewissen Maß überzeugt sind, dass sie es auch erfolgreich realisieren können
- kognitive, motivationale, emotionale und aktionale Prozesse werden vor allem durch subjektive Überzeugungen gesteuert: Handlungs-Ergebniserwartung (Konsequenzerwartungen) und Selbstwirksamkeitserwartung (Kompetenzerwartungen)
- Selbstwirksamkeitserwartungen üben einen direkten Einfluss auf das Verhalten aus und einen indirekten, der über die Intentionen oder über die Ergebniserwartungen führt
-> Selbstwirksamkeit stimuliert die Motivation und diese die Leistung
Wie kann man Selbstwirksamkeitserwartung erfassen?
- Selbstwirksamkeitserwartung kann psychometrisch mittels mehrerer Instrumente gemessen werden, da sie eine subjektive Überzeugung ist, sind nur Befragungen geeignet
- Unterschieden werden 3 Messaspekte: Niveau, Allgemeinheitsgrad und Stärke
- Beispiele zur Erfassung: BRAHMS oder RACK
BRAHMS: Skala zur Rauchentwöhnung -> „ich könnte auch dann dem Rauchen widerstehen, wenn ich in einer geselligen Runde bin, in der geraucht wird“ (Sehr unsicher – ganz sicher) - Man betrachtet phasenspezifische Selbstwirksamkeitserwartung (z.B. bei körperlicher Aktivität):
1. Teil: Es wird die prä-aktionale, aufgabenbezogene Selbstwirksamkeit angesprochen (Bin ich überhaupt dazu in der Lage in Zukunft solchen Anforderungen entsprechen zu können?)
2. Teil: Initiative: Kann man sich einen Ruck geben und Dinge ändern?
3. Teil: Aufrechterhaltung der Aktivität
4. Teil: Kraft zur Wiederherstellung der Motivation nach Rückschlägen
-> Beispiel: Erhebung von kollektiver Selbstwirksamkeitserwartung bei Lehrern: „Auch mit außergewöhnlichen Vorfällen können wir zurechtkommen, da wir uns im Kollegium gegenseitig Rückhalt bieten.“
Verschiedene Arten von Selbstwirksamkeit
- Allgemeine (optimistische Einschätzung der generellen Lebensbewältigungskompetenz) und spezifische Selbstwirksamkeitserwartungen (z.B. Sportbezogen, Ernährungsbezogene Selbstwirksamkeitserwartungen – Bereichs- und Situationsspezifisch)
- Individuelle und kollektive Selbstwirksamkeitserwartung (Überzeugung der Handlungskompetenz einer Gruppe als gemeinsames Wirkungspotential)
-> die von der Gruppe geteilte Überzeugung in ihre Fähigkeiten, um Ziele zu erreichen
Beispiele für Erwartungen
- Bildungsprozesse: Lern- und Leistungssituationen: Selbstwirksamkeitserwartungen sind eine Grundbedingung, dass Anforderungen mit innovativen und kreativen Ideen aufgenommen und mit Ausdauer durchgesetzt werden
-> Voraussetzung für hohe Motivation + Leistungsniveau sowie psychisches + körperliches Wohlbefinden und hohe Lebenszufriedenheit - Gesundheitsverhalten: körperliche Aktivität im Alter, präventive Ernährung, Stressbewältigung
- Krankheitsbewältigung: Schmerzempfinden, in Rehabilitation bessere Fitness und Erholung
- kognitive Fähigkeiten: Erinnerungsfähigkeit durch Training, direkte Wirkung von Selbstwirksamkeit auf die Gedächtnisleistung, Motivation und Leistung werden gesteigert
- Selbstregulation: Selbstwirksamkeitserwartungen fördern Motivation und Intensionsbildung, hohe Bedeutung für erfolgreiche Lebensbewältigung
Wie kann man die Selbstwirksamkeit erhöhen?
Es gibt 4 wesentliche Quellen für den Erwerb von Selbstwirksamkeitserwartung (Reihenfolge entspricht Stärke des Einflusses):
- Handlungsergebnisse als eigene Erfolge und Misserfolge (z.B. mittels Rollenspiele)
- Stellvertretende Erfahrungen durch Beobachtung von Verhaltensmodellen (von Personen die ähnlich sind / ähnliches Alter, Geschlecht, etc.)
- Überredung (Fremdbewertung, soziale Einflussnahme, Selbstinstruktion)
- Wahrnehmung eigener Gefühlserregung)
Health belief Modell erklären + Stellenwert
- die heutige Diskussion um Gesundheitsverhalten ist vor allem durch frühere Arbeiten zu gesundheitlichen Überzeugungen angeregt worden
- Modell aus den 50er Jahren -> typisch für diese Zeit: Angst schüren, um Ziel zu erreichen, menschliches Verhalten ist rational
- Bedrohung als wesentlicher Auslöser von Gesundheitsverhalten -> man muss Angst erzeugen, um gesünderes Verhalten hervorzurufen
- Wichtige Komponenten zur Vorhersage des Vorsorgeverhaltens:
Bedrohungswahrnehmung, Verwundbarkeit, Schweregrad der Symptome, wirksame Gegenmaßnahmen?, Kosten-Nutzen-Abwägung
-> wenn der Mensch sich selbst gegenüber Krankheiten für verwundbar hält, ist es wahrscheinlicher, dass er sich präventiv untersuchen lässt
Health belief Modell - Kritik am Modell
- empirische Schwäche (geringe Korrelation Modellkomponenten – Gesundheitsverhalten)
- Intention und Kompetenzerwartung fehlen als 2 wichtige kognitive Vermittlungsgrößen
- Bedrohung ist nicht direkter Veranlasser -> indirekte Wirkung auf Intension und Verhalten
- Handlungsanstöße beeinflussen Intention, nicht Bedrohung
- Kosten-Nutzen-Analyse sind eigentlich 2 Komponenten: Gegenmaßnahmen und Widerstände gegen deren Ausführung + als ein Konstrukt nur schwer operationalisierbar
- Keine Unterscheidung von motivationalen und volitionalen Phasen, statisches Modell, das Aufrechterhalten von gesundheitlichem Handeln und Rückfälle nicht erklären kann, wird prozesshaftem Charakter des Gesundheitsverhaltens nicht gerecht
Das Transtheoretische Modell der Verhaltensänderung (TTM) und seine Prozesse erläutern
- Am häufigsten angewendete Stadienmodell
- Ursprünglich für den Bereich der Rauchentwöhnung entwickelt, mittlerweile aber in vielen Bereichen des Gesundheitsverhaltens zum Einsatz gebracht
- Zentrales Konstrukt: Stufen der Verhaltensänderung
- Ursprünglich: Veränderungsprozess unidirektional -> aber durch Rückschläge eher spiralförmiger Verlauf -> Person durchläuft Modell in vorgesehener Sequenz aber kann immer wieder zurückfallen
- Hauptkritikpunkt: Willkürlichkeit der Stufeneinteilung auf Basis zeitlicher Kriterien
Prozesse der Verhaltensänderung:
Kognitiv-affektive Prozesse:
- Bewusstseinserhöhung (Wahrnehmungserhöhung von Ursachen)
- Neubewertung der eigenen Person (Veränderung der Bewertung des Selbstbilds)
- Neubewertung der Umwelt (Veränderung der Wahrnehmung des Einflusses des Problemverhaltens auf die Umwelt)
- Emotionale Relevanz (Intensivierung von negativen Gefühlen, um emotionale Erleichterung im Falle einer Verhaltensveränderung zu erzeugen)
- Soziale Befreiung (Erhöhung der Alternativen für Nicht-Problemverhalten in der sozialen Umwelt)
Verhaltensorientierte Prozesse:
- Kontingenzmanagement (Sich selbst für erfolgreiche Veränderungen belohnen / Rückfälle bestrafen)
- Hilfreiche Beziehungen (Nutzen von vertrauensvollen Beziehungen zur Unterstützung bei der Verhaltensänderung)
- Gedankenkonditionierung (Ersetzen des Problemverhaltens durch alternative Verhaltensweisen)
- Selbstbefreiung (Erhöhung der Verpflichtung zu handeln)
- Reizkontrolle (Vermeidung von Reizen, die Problemverhalten auslösen)
Transtheoretische Modell der Verhaltensänderung (TTM): Stadien angewandt zum Thema körperliche Aktivität
- Präkontemplation
- Personen, die nicht darüber nachdenken, Verhalten in den nächsten 6 Monaten zu ändern - Kontemplation
- Personen, die über eine Verhaltensänderung innerhalb der nächsten 6 Monate, aber nicht innerhalb des nächsten Monats nachdenken, Abwägung von positiven / negativen Handlungsergebniserwartungen - Vorbereitung
- Personen, die planen im nächsten Monat ihr Verhalten zu verändern / oder bereits Versuch innerhalb des vergangenen Jahres unternommen haben (bestimmtes Kriterium wurde noch nicht erreicht, auch wenn sie schon Versuche unternehmen) - Handlung
- Personen, die gerade aktiv ihr Verhalten ändert (seit mindestens einem Tag und maximal seit 6 Monaten)
- Haben bestimmtes Kriterium bei Verhaltensänderung erreicht und strengen sich an, Verhalten beizubehalten - Aufrechterhaltung
- Nach 6 Monaten erfolgreicher Verhaltensveränderung
- Stabilisierung der Verhaltensänderung sowie Vermeiden von Rückfällen
- Dauert bis zu 5 Jahre an - Termination
- Personen, die Verhalten während 5 Jahren erfolgreich geändert haben, über hohe Selbstwirksamkeit verfügen und keinerlei Versuchung verspüren, zurückzufallen
Hapa-Modell erklären
HAPA = Health Action Process Approach
- Dynamisches Stadienmodell zur Erklärung und Vorhersage gesundheitsförderlicher und -schädlicher Verhaltensweisen
- Modell unterscheidet: präintentionale Motivationsprozesse und postintentionale Volitionsprozesse
- zwei Leitprinzipien: Sequenz (ein Schritt folgt auf den anderen), kein Schritt weiter, wenn nicht gewisser Grad an Selbstwirksamkeitserwartung gegeben ist
Motivationsprozess des HAPA-Modells
Risikowahrnehmung:
- Wahrnehmung eines Risikos beruht auf subjektiven Einschätzungen des Schweregrads von Erkrankungen + eigener Verwundbarkeit
- Erkennen, dass vorhandene Essgewohnheiten eine hohe gesundheitliche Bedrohung darstellen
Handlungsergebniserwartung:
- Damit Verhaltensveränderung wahrscheinlich wird, müssen ebenso Verhaltensalternativen bekannt sein, die geeignet sind, wahrgenommene Bedrohung zu reduzieren
- Kontingenzen zwischen alternativen Handlungen und folgenden Ergebnissen müssen erkannt werden -> Pro / Kontra abwägen
- Zum Gewicht reduzieren kann ich kein Fastfood mehr essen -> stattdessen ein Kochbuch kaufen und so für Lebensmittel mehr Geld ausgeben? Kann ich mir das leisten? -> Außerdem brauche ich mehr Zeit zum Kochen -> Habe ich die überhaupt?
Selbstwirksamkeitserwartung:
- Subjektive Überzeugung, spezifische Verhaltensweisen aufgrund der eigenen Kompetenz ausführen zu können, insbesondere in neuen, unvorhersehbaren Situationen
- Bedeutet, dass die Intention, eine Gewohnheit zu verändern, erheblich von dem Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten abhängt
- Glaube ich, dass ich es schaffe meine Ernährung umzustellen? Traue ich es mir zu neues zu kochen, weniger Snacks zu essen? Kann ich mir dafür Zeit freischaufeln?
Volitionaler Prozess des HAPA-Modells
Präaktionale Phase:
- Bevor es zu Handlungsausführung kommt, muss die Handlung vorbereitet und geplant werden -> Person muss sich Bedingungen und Realisierungsmöglichkeiten vor Auge führen
- Phase endet mit einer / mehreren Ausführungsintentionen
- Günstige Gelegenheiten werden dabei kognitiv mit detaillierten Handlungsplänen verknüpft und initiieren diese automatisch, ohne dass weiterer Planungsaufwand notwendig ist
- Statt Erdnüsse esse ich zukünftig beim Fernsehen Gemüsesticks -> um nicht in Versuchung zu geraten kaufe ich keine Schokolade mehr
Aktionale Phase:
- Phase wird ausgeführt und aufrechterhalten
- Handlung = Ausführen Gesundheitsverhalten / Unterlassen Risikoverhalten
- Handlungsausführungskontrolle findet ständig statt -> Handlungen + Intention von Distraktoren abschirmen
- Kontrollstrategien: Belohnungsaufschub, Strategie, Fernziele in erreichbare Nahziele zu unterteilen, ständige Aufmerksamkeits- und Emotionsregulation notwendig
- Strategien sind so lange notwendig, bis neues Verhalten zur Gewohnheit geworden ist
- 1. Woche: nur noch mittags, nach dem Essen was Süßes, 2. Woche Abgemessene Menge von Erdnüssen vor dem Fernseher, 3. Woche Erdnüsse werden durch Gemüse ersetzt
Postaktionale Phase:
- Handlungsbewertung -> Erfolg / Misserfolg wird wahrgenommen + interpretiert
- Ursachenzuschreibung internal / external kann sich günstig / ungünstig auf Volitionsstärke und Selbstwirksamkeitsüberzeugung auswirken
- Erfahrungen mit vergangenen Misserfolgen steigern ggf. die Erwartungen an die eigene Kompetenz, das Verhalten auch in schwierigen Situationen durchhalten zu können
- Person gelingt es mit zunehmender Anzahl an Versuchen besser, die erwünschte Handlung in Plänen zu definieren und die Wirksamkeit verschiedener Strategien einzuschätzen -> Reduzierung von Wahrscheinlichkeit für Rückfall
- Postaktionale Zielentbindung kann auf Mangel an Volitionsstärke / Selbstregulationsfehler hinweisen
- Zielentbindung nur selten eine sinnvolle Alternative, da Gesundheit für die Erreichung der Ziele eine wichtige Voraussetzung darstellt und die investierte Zeit so verschiedensten Lebensbereichen zugutekommt
Wie kann das HAPA die heutige Gesundheitspsychologie beeinflussen?
- Keine geschlossene Theorie -> eher Heuristik
- Teilweise (insbesondere beim Motivationsprozess) gute empirische Basis
- Baut auf TPB auf, mit demselben Ziel, einen postintentionalen Verhaltensprädiktor (z.B. Planung) zu verwenden und eine direkte Wirkung der Selbstwirksamkeitserwartung auf das Verhalten zuzulassen
- Konnte Intention-Verhaltenslücke schließen
- Macht komplexe Mechanismen verständlich
- Auf alle gesundheitsbeeinträchtigen/-fördernden Verhaltensweisen anwendbar
- Wichtig: Vermittlung, dass Personen in der Lage sind, etwas zu verändern – auch in schwierigen Situationen
Adhärenz - Begriff erklären
- darunter versteht man die Ausführung von Verhaltensweisen, die aufgrund eines Gebots, einer Vorschrift, einer Empfehlung oder Vereinbarung als richtungsweisend vorgegeben sind
- Adhärenz = Compliance
- Bsp.: der Anordnung eines Arztes bzgl. Der Medikamenteneinnahme Folge leisten
Wie kann man Adhärenz erfassen?
- objektiv: Beobachtungen (oft nicht möglich / machbar)
- subjektiv: Befragung -> führt im Allgemeinen zur Überschätzung der Adhärenz
- direkte Verfahren: Direkte Therapie-Beobachtung (DOT), Medikamentenspiegel in Blut / Urin, Marker
- Indirekte Verfahren: MEMS, Selbsteinschätzung + Fremdeinschätzung (Fragebögen), Arzneimittelschwundmessung + Apothekenlisten, Patienten Akten
Interventionen zur Verbesserung von Adhärenz aufzeigen inklusive der darin wichtigen Phasen
- Verbesserung: Feststellen der Phase, in der sich Patient befindet + Ursache von Nichtadhärenz
- Unterscheidung in Präintentionale und Postintentionale Phase (unterteilt sich wie folgt):
1. präaktionale Phase
2. aktionale Phase
3. Risikowahrnehmung – ein Minimum
4. Handlungs-Ergebniserwartung
5. Selbstwirksamkeitserwartung - Interventionen in präaktionaler Phase: Pläne aufschreiben zu Wann? Wo? Wie?
- Interventionen in aktionaler Phase:
- Vorbereitende Initiativen zu Handlung ergreifen -> trotz Widerstände durchziehen
- Bsp.: gewisse Lebensmittel nicht kaufen / nur mit Leuten Essen gehen, die einen nicht in Versuchung bringen
- Zentrale, wichtige Fragen: Prä- oder Postintentionale Phase? Und Wie stark ist die Intention zur Adhärenz
- Wenn wenig Compliance vorliegt aufgrund fehlender Krankheitseinsicht und damit negative Einstellung gegenüber Behandlung / psychischen Barrieren (z.B. Erwartung von Nebenwirkungen) -> Depotmedikation als Erhöhung der Adhärenz
- Bei Schizophrenie erweist sich Risikowahrnehmung als Voraussetzung für die Motivation (Intention), sich den Medikamenten auszusetzen, was nicht ohne Kosten (Nebenwirkungen) möglich ist
Strategie zur Erhöhung der Adhärenz für einen Zuckerkranken (Diabetes mellitus)
- viele Diabetespatienten führen wider besseres Wissen einen riskanten Lebensstil, indem sie sich nicht an ihren Diätplan halten / Übergewicht reduzieren
- Risikowahrnehmung und Wissen reichen nicht aus um starke Motivation zur Lebensumstellung aufzubauen
- Motivationsfaktor liegt in der Selbstwirksamkeitserwartung
- wichtig: Handlungs-Ergebnis-Erwartungen, soziale Unterstützung und Selbstwirksamkeitserwartung
-> wenn alle drei Faktoren hoch sind, zeigt sich die beste Adhärenz - Selbstwirksamkeit hat dabei das schwerste Gewicht, die anderen beiden haben nur vermittelnde Effekte
- Auch Compliance von Seiten der Ärzte ist wichtig -> viele Ärzte lassen Patienten nicht Schuhe + Socken ausziehen um mögliche Gefäßverengungen zu erkennen (sollten sich an professionellen Richtlinien halten)
Gründe für Nicht-Adhärenz
- Arzt-Patienten Beziehung
- Einbezug des Patienten in Entscheidungsprozess
- Schwierigkeit der Aufgabe (Kompetenz)
- Vorliegen von Intention
Actor-Oberserver-Bias: Arzt attributiert Patientenverhalten auf dessen Persönlichkeit / der Patient neigt dazu, situative Faktoren für die Unterlassung des Zielverhaltens verantwortlich zu machen (der Patient verfügt über andere Informationen als der Arzt)
Arzt-Patienten Beziehung: Arzt sollte Empfehlungen auf verständliche + überzeugende Weise kommunizieren -> Patient sollte sich daran gut erinnern können und so Informationen aufnehmen
Beratungssituation in Sprechstunde ist für Patienten im allgemeinen durch Anspannung geprägt, was zu Konzentrationsmangel führen kann -> Informationsverarbeitungsprozess ist beeinträchtigt
Lazarus Stress Modell erklären
- psychologischer Stress beruht auf der Einschätzung einer betroffenen Person, dass die jeweilige Person-Umwelt-Beziehung herausfordernd, bedrohlich oder schädlich ist
-> damit wird die kognitive Einschätzung (appraisal) zum zentralen Bestimmungsstück von Stress
Es gibt 2 Facetten des kognitiven Prozesses:
a) Primäre Einschätzung: Es wird geprüft was auf dem Spiel steht (Ereigniswahrnehmung / Situationsmodell) mit dem Ergebnis: Herausforderung, Bedrohung oder Schaden / Verlust
Oder
b) Sekundäre Einschätzung: es werden Bewältigungsmöglichkeiten in Augenschein genommen (Ressourcenwahrnehmung oder Selbstmodell)
o Wichtige Ressource im Prozess der sekundären Einschätzung ist die Selbstwirksamkeitserwartung einer Person
- Das Ergebnis der Einschätzung ist eine von mehreren Bewältigungsformen (Coping), bei diesen handelt es sich um problemorientierten (Problemlösung) und emotionsorientiertem (Linderung der Belastungssymptome) Coping
- beide Strategien können mehr oder weniger angemessen sein und Auswirkungen auf das Wohlbefinden haben
Kritik:
a) Komplexes + dynamisches Modell -> schwierige empirische Überprüfbarkeit
b) Schwierig zu operationalisieren
c) Subjektive Einschätzung ist wichtig -> Beim Messen von Coping wird eher eine Beurteilung von außen vorgenommen
Lazarus Stress Modell - Die zwei resultierenden Coping-Strategien erklären (problem- und emotionsorientiert)
Problemorientiertes Coping:
- Person handelt auf eine Weise, dass diese direkt zur Beseitigung / Minderung des Problems führt
- Es wird dabei eine instrumentelle Handlung ausgeführt, diese muss aber nicht erfolgreich beendet werden (z.B. Prüfungsvorbereitung)
Emotionsorientiertes Coping:
- Damit wird versucht Emotionen zu regulieren
- Durch Selbstgespräche, Uminterpretation, Beruhigungsmittel
- Bewirkt gute Stressanpassung, müssen nicht erfolgreich sein
- -> Funktion unabhängig von Wirkung
Proaktives und reaktives Coping erklären
Proaktives Coping:
- Langzeitperspektive -> vergleichbar mit präventivem Coping
- Man baut Widerstandsressourcen auf, mit denen man erfolgreich durchs Leben kommt
- Entscheidend ist aber der positive Charakter der kognitiven Einschätzung -> es geht um die Herausforderung durch selbst gesetzte Lebensziele
- Also kein Risikomanagement, sondern Zielmanagement -> nicht reaktiv sondern proaktiv (es wird sich ein konstruktiver Handlungspfad geschaffen und so Gelegenheit für Wachstum und Erfolg erzeugt)
- Bedeutet: nach Verbesserung streben, Lebensbedingungen optimieren und Leistung zu erhöhen
- Wird begünstigt durch: Selbstwirksamkeit und Verteidigung gegen auftretende Widerstände
Reaktives Coping:
- Die Anstrengung mit einem bereits eigetretenen Ereignis umzugehen
- Richtet sich darauf, Ziele umzudefinieren, Sinn zu suchen, Verlorenes wiederherzustellen
- Rückwärtsgerichtet -> enthält kognitive Einschätzungen zu Schädigung / Verlust
Andere Coping-Formen + Beispiele aufzählen
Antizipatorisches Coping:
- Kritisches Ereignis hat noch nicht stattgefunden
- Ist also eine Bemühung, mit einer bevorstehenden Bedrohung umzugehen
- Es handelt sich um unmittelbar bevorstehendes Ereignis, welches mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit eintritt
- Bsp.: bevorstehende Prüfung / Zahnarztbesuch
Präventives Coping:
- Behandelt unbekannte Risiken in ferner Zukunft -> ungewiss, ob Ereignis überhaupt eintreten wird
- Vorbereitung auf spezielle oder vage formulierte Ereignisse
- -> daraus entsteht Motivation, sich durch Ressourcenaufbau auf Geschicke des Lebens zu wappnen
- Die Einschätzung einer Bedrohung ist der Motor für präventives Verhalten
- Bsp.: Möglicher Verlust des Arbeitsplatzes / Opfer eines Verbrechens zu werden