Kapitel 7 - Einstellungen Flashcards
Einstellung
Die Einstellung einer Person zu einem Objekt ist die subjektive Bewertung dieses Objekts.
Einstellungsobjekte sind nichtsoziale oder soziale Stimuli (Produkte, Personen etc.), Verhaltensweisen (Rauchen, soziales Engagement etc.), Symbole (Flaggen, Embleme etc.) oder Begriffssysteme (Islam, Kommunismus etc.).
Anhand welcher Dimensionen lassen sich Einstellungen charakterisieren?
Erstens ihre Valenz (im Sinne von positiv oder negativ)
zweitens ihre Stärke (beobachtbar z.B. daran, wie schnell ein Einstellungsobjekt eine wertende Reaktion auslöst
Überzeugung
Überzeugung bezieht sich in Abgrenzung zum Einstellungsbegriff auf die Informationen, das Wissen oder die Kognitionen, die eine Person mit einem Einstellungsobjekt verbindet
Wovon gehen Sozialpsycholog*innen bei Einstellungen aus?
Einstellungen weisen eine kognitive, eine affektive und eine verhaltensbezogene Komponente auf, die auf entsprechenden Erfahrungen im Umgang mit dem Einstellungsobjekt beruhen.
kognitive Einstellungskomponente
Die Überzeugungen, die eine Person über eine Einstellungsobjekt hat, bilden die kognitive Komponente ihrer Einstellung
Erwartungs-X-Wert-Modell - Martin Fishbein & Icek Ajzen, 1975
Kognitionen in Form von Überzeugungen sind der elementare Bestandtil des Modells
Einstellungen gegenüber einem Einstellungsobjekt lassen sich mathematisch als Summe von Erwartungs-X-Wert-Produkten modellieren
AO: Einstellung (attitude) gegenüber einem Objekt O
bi: einzelenen Überzeugugnen über O
ei: Bewertungen (evaluations) der i Eigenschaften oder Attribute von O
bi: subjektive Wahrscheinlichkeit oder Meinungsstärke (belief strength), mit der eine Person annimmt, dass ein Objekt O das Merkaml i besitzt (oder die Konsequenz i mit sich bringt)
→Einstellung resultiert aus der Addition der im Hinblick auf jedes Attribut des Einstellungsobjekts ermittelten Erwartungs-x-Wert Produkte
Affektive Einstellungskomponente
Gefühle oder Emotionen, die eine Person mit einem Einstellungsobjekt assoziiert
Welche Rolle spielen affektive oder emotionale Reaktionen, die im Umgangm it dem Einstellungsobjekt auftreten?
Treten positive Affekte auf, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass sich eine positive Einstellung manifestiert (und vice versa bei negativen Affekten)
Affekte oder Emotionen können die Valenz einer Einstellung auch dann beeinflussen, wenn sie ursprünglich gar nicht durch das Objekt ausgelöst wurden
Klassische Konditionierung
Ein Lernprinzip, druch das Affekte oder Emotionen mit Einstellungsobjekten verbunden werden können
Ein unbedingter Stimulus (UCS) löst als Reflex eine unbedingt Reaktion (UR) aus. Wird im Zusammenhang mti dem UCS mehrfach ein bislang neutraler Stimulus dargeboten (Kopplung), so wird dieser zum bedingten Stimulus (CS). Dieser CS löst nun ebenfalls (und auch ohne den UCS) die Reflexreaktion aus (oder eine sehr ähnliche Reaktion)
Mere-Exposure-Effekt
Das Phänomen, dass allein durch die mehrfache Darbietung eines neutralen Reizes eine positive Einstellung gegenüber diesem Reiz erzeugt werden kann
Erklärung Mere-Exposure-Effekt
Eine Erklärung für den Mere-Exposure-Effekt besteht darin, dass das aus dem wiederholten Kontakt resultierende Gefühl der Vertrautheit Menschen offenbar als ein Hinweisreiz dafür dient, dass sie dem Objekt positiv (oder zumindest nicht negativ) gegenüberstehen, da sie es andernfalls - so die implizite Schlussfolgerung - schon längt gemieden hätten
Konative Einstellungskomponente
Die konative oder verhaltensbezogene Komponente von Einstellungen bezieht sich auf Informationen bezüglich des Einstellungsobjekts, die aus dem eigenen Verhalten im Umgang mit diesem Objekt abgeleitet werden
Einstellungsstruktur
Eindimensionale Konzeptionen
gehen davon aus, dass positive und negative Informationen auf einer einzelnen Dimension (sehr positiv bis sehr negativ) abgespeichert werden
Personen haben entweder eine Einstellung, die sich einem der beiden Pole nähert oder dazwischenliegt
Einstellungsstruktur
Zweidimensionale Konzeptionen
es wird davon ausgegangen, dass positive und negative Elemente auf getrennten Dimensionen (positiv vs. negativ) abgespeichert werden
Einstellungsstruktur
Eindimensionale vs. zweidimensionale Konzeption
Die zweidimensionale Konzeption ist der eindimensionalen insofern überlegen, als sie auch Einstellungsambivalenz erklären kann:
Auf der positiven Dimension sind viele positive, auf der negativen Dimension viele negative Informationen abgespeichert, was dazu führt, dass die Person dem Objekt sowohl positiv als auch negativ (d.h. insgesamt ambivalent) gegenübersteht
Einstellungsambivalenz ist ein wichtiges Konstrukt, um scheinbar in sich widersprüchliche Verhaltensweisen von Menschen zu erklären
Einstellungsstärke
vier Aspekte
Verschiedene Autor*innen, verwenden den Begriff unterschiedlich
Es gibt vier Aspeke, bei denen weitgehend Konsens herrscht
a) Starke Einstellungen sind im Allgemeinen zeitlich stabiler
b) sind schwerer zu verändern
c) wirken sich eher auf die Informationsverarbeitung
und
d) das Verhalten aus, als schwache Einstellungen
Einstellungsstärke
Die Stärke einer Einstellung hat einen Einfluss darauf, wie schnell ein Mensch seine Einstellung ändert
In der Regelt gilt: Je stärker die Einstellung, desto schwieriger lässt sie sich durch Überzeugungsversuche seitens anderer Personen verändern
Starke Einstellungen sind in der Regel leichter aus dem Gedächtnis abrufbar als schwache Einstellungen
Einstellungszugänglichkeit
Der Begriff der Einstellungszugänglichkeit bezieht sich darauf, wie leicht eine Einstellung aus dem Gedächtnis abgerufen werden kann
Schnell abrufbare Einstellungen werden als leicht zugänglich bezeichnet
Ein Indikator für die Zungänglichkeit einer Einstellung ist die Geschwindigkeit, mit der eine Person ihre Bewertung eines Einstellungsobjekts artikulieren kann
Katz’ vier basale psychologische Funktionen von Einstellungen
Intrumentelle, Anpassungs- oder utilitaristische Funktion
Ich-Verteidigungsfunktion
Werttausdrucksfunktion
Wissensfunktion
Katz’ vier basale psychologische Funktionen von Einstellungen
Instrumentelle, Anpassungs- oder utilitaristische Funktion
Menschen entwickeln positive Einstellungen gegeüber Objekten, die persönliche Bedürfnisse befriedigen und zu positiven Konsequenzen führen, während sie negative Einstellungen gegenüber Objekten entwickeln, die mit Frustration oder negativen Konsequenzen einhergehen
Die Valenz der Einstellung dient dann zukünftig als Hinweisreiz für die Verhaltensanpassung:
Eine positive Einstellung fördert Annäherung, eine negative Einstellung Vermeidung des Einstellungsobjekts
Katz’ vier basale psychologische Funktionen von Einstellungen
Ich-Verteidigungsfunktion
Unter Rückgriff auf psychodynamische Theorien postuliert Katz, dass Einstellugnen auch dazu dienen, Angst und Unsicherheit, die aus inneren unerwünschten Impulsen bzw. äußeren Gefahren resultieren, zu reduzieren
Dies erfolgt u.a. dadurch, dass negative Attribute, die man an sich selbst wahrnimmt, auf andere Personen (oder Gruppen) projiziert werden, was sich wiederum in einer negativen Einstellung gegenüber diesen Personen oder Gruppen niederschlägt
Katz’ vier basale psychologische Funktionen von Einstellungen
Wertausdrucksfunktion
Menschen ziehen Befriedigung daraus, zentrale Werte oder Aspekte des eigenen Selbst auszudrücken, da sie dadurch ihr eigenes Selbst und ihren Platz in der sozialen Welt “verifizieren”
Katz’ vier basale psychologische Funktionen von Einstellungen
Wissensfunktion
Einstellungen vereinfachen die Organisation, Strukturierung und Verarbeitung von Informationen und die Handlungsplanung, indem sie es erlauben, neue Ereignisse und Erfahrungen anhand bereits bestehender evaluativer Dimensionen zu interpretieren
Einstellungsmessung
Einstellungen sind hypothetische Konstrukte und damit nicht direkt beobachtbar
Verfahren zur Erfassung von Einstellungen allen in zwei breite Kategorien:
explizite Maße, die darauf beruhe, dass Personen gebeten werden, ihre Einstellungen anzugeben (sog. Selbstberichtsverfahren)
implizite Maße, Verfahren mittels derer die Einstellungen erfasst werden, ohne die Person direkt um eine verbale Angabe zu ihren Einstellungen zu bitten
Einstellungsmessung
Explizite Maße
Likert-Skala
Besteht aus einer Anzahl von Aussagen (Items), die positive oder negative Überzeugungen oder Gefühle in Bezug auf das Einstellungsobjekt ausdrücken
Items werden auf der Grundlage einer systematischen Itemanalyse unter Berücksichtigung statistischer Kennwerte ausgewählt
Ziel der Itemsanalyse ist es, abzusichern, dass es sich bei den Items tatsächlich um valide und reliable Indikatoren der zu messenden Einstellung handelt
Zur Erfassung werden die Befragten gebeten, für jedes Item anzugeben, wie sehr sie ihm zustimmen oder es ablehnen (mit sog. Ratingskalen)
Einstellungsmessung
postentielle Einschränkung expliziter Verfahren
besteht darin, dass die Angaben der Befragten durch die Motivation beeinflusst sein können, die Items in einer sozial erwünschten Weise zu beantworten und/oder sich in einem positiven Licht zu präsentieren
Möglicherweise besitzen die Befragten vor der Messung auch gar keine klare Einstellung gegenüber dem Objekt, und werden erst durch den Vorgang der Befragung darauf gestoßen, sich mit dem Thema auseinander zusetzen (“Reaktivität der Messung”)