Kapitel 6 - Selbst und Identität Flashcards
Welches ist ein zentrales Merkmal, das Menschen von anderen Lebewesen unterscheidet?
Der Umstand, dass Menschen sich selbst zum Gegenstand ihrer Reflexion machen können.
Menschen können darüber nachdenken, wer sie sind, wer sie sein möchten, wie sie sein sollten - sie verfügen über ausgeprägtes selbstbezogenes Wissen
Selbst
In einem basalen sozialpsychologischen Sinn bezieht sich der Begriff des Selbst auf die Gesamtheit des Wissens, über das eine Person bezüglich ihrer selbst und ihres Platzes in der sozialen Welt verfügt
In der sozialpsychologischen Literatur wird der Begriff “Selbst” häufig synonym zum Begriff “Identität” verwendet
Selbstwertgefühl
Selbstwertgefühl bezeichnet die Bewertung des Selbst auf der Dimension negativ - positiv
Quellen selbstbezogenen Wissens
Die sozialpsychologische Forschung nimmt an, dass die Selbstwahrnehmung einen Spezialfall der Personenwahrnehmung darstellt
Menschen ziehen zur Konstruktion ihres Selbst Informationen aus unterschiedlichen Quellen heran; die Integration dieser Informationen wird durch Informationsverarbeitungsprozesse und motivationale Prozesse beeinflusst
Introspektion
nimmt an, dass Selbsterkenntnis aus der sorgfältigen Analyse eigener Gedanken, Motive, Gefühle, Einstellungen etc. resultiert
Introspektion ist nur in eingeschränktem Maße geeignet, zutreffendes Wissen über die eigene Person zu generieren
Der Prozess dient vor allem dazu, ein subjektiv stimmiges und positives Selbstbild zu entwerfen
Nachteile der Introspektion
Menschen sind motiviert, einen positiven und konsistenten Eindruck von sich selbst aufzubauen / aufrechtzuerhalten
- tendieren dazu, selektiv Eigenschaften, Merkmale etc. zu erinnern oder zu beobachten, die diese Funktionen erfüllen
- Aspekte der eigenen Person, die mit diesen Funktionen nicht in Einklang zu bringen sind, werden ignoriert oder auch verdrängt
- nicht alle Informationen bzgl der eigenen Person sind zu jedem Zeitpunkt zugänglich und abrufbar
Selbstwahrnehmungstheorie - Daryl Bem (1972)
Postuliert, dass Menschen nicht nur in sich “hineinsehen”, um Wissen über sich selbst zu erwerben, sondern dass sie unter bestimmten Umständen auch ihr eigenes Verhalten als Informationsquellen für ihre Eigenschaften, Einstellungen etc. heranziehen
Selbstwahrnehmungstheorie und Forschungsergebnisse
Menschen verhalten sich, in Situationen, die neu für sie sind und in denen sie noch keine klare Vorstellung über ihre eigenen Fertigkeiten, Interessen oder Einstellungen ausgebildet haben, tatsächlich wie eien externe beobachtete Person, die auf der Grundlage des beobachteten Verhaltens auf ihre eigenen individuellen Merkmale und inneren Zustände schließt
Charles Chooley’s Auffassung der sozial bedingten Selbstkonzeption (1902)
Menschen bilden ihre Vorstellungen über sich selbst, indem sie sich in ihre sozialen Interaktionspartner*innen hineinversetzen und ihre eigene Person aus deren Sicht definieren und bewerten
Soziale Interkationen fungieren wie ein sozialer Spiegel, der das Bild der eigenen Person reflektiert
“looking-glass self” (das Spiegel-Selbst) - Cooley
Das Selbst bzw. die Identität einer Person entsteht dieser Auffassung gemäß nicdht aus der bloßen Reflexion einer Person über sich selbst, sonder es bedarf der sozialen Interaktion und eines sozialen Gegenübers
“looking-glass Self” - Erweiterung druch George H. Mead (1934)
Hat Cooley’s Auffassung zum “looking-glass self” hinzugefügt, dass es nichdt ungebdingt einer tatsächlichen Interaktionsperson bedarf, die als Spiegel für die eigene Person fungiert, sonder dass es für die Selbsterkenntnis ausreichend ist, sich selbst aus den Augen einer “generalisierten anderen Person” zu betrachten
Kernannahme sozialpsychologischer Forschung zum Selbst
besteht darin, dass das Wissen über die eigene Person genuin sozialer Natur ist
Einflsus sozialer Interaktionen auf die Entwicklung des Selbst und die Identität in der Sozialpsychologie
Der Einfluss ist unbestritten
Allerdigns sehen sich Menschen selbst typischerweise weniger so, wie sie tatsächlich von anderen Menschen gesehen werden
Stattdessen tendieren sie dazu, sich zu sehen, wie sie glauben, dass andere Personen sie sehen
Theorie der sozialen Vergleichsprozesse - Festinger, 1954
soziale Vergleiche mit anderen Menschen leisten einen wichtigen Beitrag zur Selbsterkenntnis
Theorie basiert auf der Prämisse, dass Menschen ein Bedürfnis danach haben, die Gültigkeit und Akkuratheit ihrer Wahrnehmung, Einstellungen, Gefühle etc. zu überprüfen
Mensch sollten sich v.a. dann mit anderen bezüglich ihrer individuellen Eigenschaften oder Fähigkeiten vergleichen, wenn keine objektiven Maßstäbe existieren, an denen sie sich orientieren können, und sie selbst unsicher sind, wie hoch (oder gering) die individuellen Eigenschaften und Fähigkeiten auf dem jeweiligen Gebiet ausgeprägt sind
Kritische Attribute
Die Forschung verweist zum auf die Rolle der wahrgenommenen Ähnlichkeit mit der Verlgeichsperson hinsichtlich bestimmter kritischer Attribute
Aufwärtsgerichtete Vergleiche
Wenn das Ziel darin besteht, eigene Fertigkeiten oder Fähigkeiten zu verbessern, nehmen Menschen verstärkt aufwärtsgerichtete Vergleiche vor
Sie vergleichen sich mit Personen, die etwas besser sind als sie selbst, da diese Vergleiche besonders informativ dafür sind, wie sie ihre eigene Position auf einer bestimmten Dimension steigern können
Abwärtsgerichtete Vergleiche
Wenn das Ziel darin besteht, das eigene Selbstwertgefühl zu stützen oder auszubauen, tendieren Menschen verstärkt dazu, sich bezüglich ihrer Leistung oder ihrer Eigenschaften mit Personen zu vergleichen, die schlechter sind als sie selbst
Hazel Markus’ Selbstkonzeptforschung
Markus schlug vor, dass Informationen bezüglich der eigenen Person wie Informationen bezüglich anderer Personen in Form von kognitiven Schemata gespeichert werden
Selbstschemata
Aus vergangenen Erfahrungen abgeleitete kognitive Verallgemeinerungen über das Selbst, welche die Verarbeitung und Erinnerungen der durch Erfahrung gewonnenen selbstbezogenen Informationen organisieren und steuern
Fremdschemata
Wissen über andere Personen
Selbstschemata vs. Fremdschemata
Selbstschemata sind wesentlich detaillierter als Fremdschemata
da Personen mehr über sich slebst als über andere Personen wissen
Menschen bilden typischerweise eine Vielzahl bereichsspezifischer Teil- oder Subschemata aus
Selbstschemata sind funktional einflussreicher als Fremdschemata
da sie regulieren, welchen Informationen sich Menschen zuwenden, wie sie sie bewerten, wie sie sie speichern und weiterverarbeiten
Selbstschemata - konsistente und inkonsistente Informationen
Selbstschemata erleichtern die Enkodierung und den Abruf schemakongruenter Informationen
Informationen, die nicht mit dem eigenen Selbstschema kongruent sind, werden hingegen mit einer geringeren Wahrscheinlichkeit enkodiert, lassen sich häufig schwerer aus dem Gedächtnis abrufen und erinnern, und diesbezügliche Urteile sind mit größerer subjektiver Unsicherheit behaftet
Selbstschemata & soziale Informationsverarbeitung
Selbstschemata steuern nicht nur die Wahrnehmung, Enkodierung und den Abruf selbstbezogener Informationen, sondern auch die Verarbeitung von Informationen über andere Menschen
Selbstkomplexität
Menschen unterscheiden sich im Hinblick auf die Komplexität der Repräsentation ihres Selbst
resultiert aus der Anzahl distinkter und voneinander unabhängiger Selbstaspekte, druch die das Selbst einer Person charakterisiert ist
Selbstschemata vs. Selbstaspekte
Selbstschemata organisieren relativ zeitstabile und zentrale Informationen bezüglich der eigenen Person
Selbstaspekte beziehen sich auch auf wenige relevante oder zeitlich fluktuierende Merkmale einer Person
Selbstaspekte
Jede Rolle, Beziehung, Aktivität, Eigenschaft, Gruppenzugehörigkeit etc. einer Person, die Bestandteil ihrer Selbstrepräsentation ist, sowie die jeweils dazugehörigen kognitiven Informationen und affektiven Bewertungen