Kapitel 13 - Sozialpsychologische Ansätze der Führung Flashcards

1
Q

Führung

A

Ein Prozess der sozialen Einflussnahme, durch den ein oder mehrere Mitglieder einer Gruppe andere Gruppenmitglieder motivieren und befähigen, etwas zur Erreichung der Gruppenziele beizutragen

Führung dient primär der Erreichung eines kollektiven Ziels

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
2
Q

Zwischen welchen zwei zentralen Führungsfunktionen unterscheiden Cartwright & Zander (1972)?

A

Lokomotion

Kohäsion

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
3
Q

Zwischen welchen zwei zentralen Führungsfunktionen unterscheiden Cartwright & Zander (1972)?

Lokomotion

A

Unter der Lokomotionsfunktion versteht man generell alle Funktionen, die der Lösung der jeweiligen Aufgabe der Gruppe, der Annäherung an das kollektive Ziel und der Bewältigung der äußeren Situation dienen

Die Funktionen lassen sich weiter in Teilbereiche differenzieren

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
4
Q

Zwischen welchen zwei zentralen Führungsfunktionen unterscheiden Cartwright & Zander (1972)?

Kohäsion

A

Die Kohäsionsfunktion schließt hingegen alle Funktionen ein, die den Zusammenhalt einer Gruppe fördern, also zu einem Wir-Gefühl und einem positiven Gruppenklima beitragen

Dabei sind sowohl die Beziehungen zwischen der Führungsperson und den Geführten relevant als auch die Beziehung der Geführten untereinander

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
5
Q

Zwischen welchen MItteln unterscheiden French & Raven (1959), auf die sich der Einflsus einer oder mehrerer Führungspersonen auf die übrigen Gruppenmitglieder konstituieren kann?

A
  • Belohnungsmacht
  • Bestrafungsmacht
  • Expertenmacht
  • Legitimierte Macht
  • Identifikationsmacht

→Cartwright (1959) fügte die “ökologische Macht” hinzu

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
6
Q

Belohnungsmacht

A

Die Führungsperson verfügt über (im)materielle Belohungswerte, die sie den anderen Gruppenmitgliedern zukommen lassen kann

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
7
Q

Bestrafungsmacht

A

Sie ergibt sich aus der Möglichkeit, dass die Führungsperson über negative Sanktionen gegenüber den anderen Gruppenmitgliedern verfügen kann und äußert sich in der Ausübung von Zwang oder der Androhung von Strafen

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
8
Q

Expertenmacht

A

Der Einfluss der Führungsperson begründet sich auf der Überzeugung der Geführten, dass die Führungsperson bestimmtes Wissen und bestimmte Kompetenzen besitzt, die für die Erreichung der Gruppenziele relevant sind

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
9
Q

Legitimierte Macht

A

Die anderen Gruppenmitglieder stimmen einer Führungsperson zu, da sie deren Position als legitimiert wahrnehmen und es als Pflicht betrachten, der Führungsperson Folge zu leisten

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
10
Q

Identifikationsmacht

A

Sie beruht auf der Identifikation der anderen Gruppenmitglieder mit der Führungsperson und dem Bedürfnis, Übereinstimmung mit der Führungsperson zu demonstrieren

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
11
Q

“ökologische Macht” (Cartwrigth - 1959)

A

Die Möglichkeit, durch bestimmte Umweltgestaltung ein bestimmtes Verhalten herbeizuführen

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
12
Q

Persönlichkeitseigenschaften

A

Die ersten führungsorientierten Ansätze gingen davon aus, dass es vor allem angeborene Persönlichkeitseigenschaften sind, die Führungspersonen für ihre Rolle qualifizieren, und man daher für Führungspositionen “geboren sein muss” (→ great man-Führungstheorien)

Die empirische Überprüfung zeigt allerdings, dass dieser Ansatz so kaum haltbar ist

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
13
Q

Stabile Verhaltensmuster und Führungsstile

A

Manche Varianten der führerorientierten Ansätze nehmen an, dass sich Führungspersonen weniger durch distinkte Charaktereigenschaften, sondern vielmehr durch bestimmte Verhaltensweisen bzw. einen bestimmten Führungsstil auszeichnen

Auch hier wird Verhalten nicht als eine Interaktion von Person- und Situationsvariablen verstanden, sondern eher als ein stabiles, weitgehend situationsunabhängiges Verhaltensmuster

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
14
Q

Situationsorientierte Ansätze

A

Effektive Führung ist v.a. durch Merkmale des Kontexts bedingt

Führungspersonen führen dann effektiv, wenn sie zu einem bestimmten Zeitpunkt in einer bestimmten Gruppe angemessen auf eine bestimmte Herausforderung reagieren

→beinahe jeder oder jede kann eine effektive Führungsperson sein, wenn nur die Umstände entsprechend gestaltet sind (leicht überspitzte Formulierung)

Erfolgreiche Führungspersonen zeichnen sich vor allem dadurch aus, zur rechten Zeit am rechten Ort zu sein, und weniger durch ihre persönlichen Eigenschaften

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
15
Q

Situationsorientierte Ansätze

Relevanz heute

A

Aufgrund ihrer sehr einseitigen Betrachtung von Führung und ihrer unzureichenden empirischen Bestätigung haben sie in der (sozial-)psychologischen Führungsforschung aber kaum noch Gewicht

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
16
Q

Kontingenzansätze

A

Gehen davon aus, dass die Effektivität von Führung aus einem Zusammenspiel von Merkmalen der Führungsperson und Merkmalen der Führungssituation resultiert

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
17
Q

Kontingenzansätze

Zwischen welchen Führungsstilen unterscheidet Fiedler (1971)?

Fiederls Kontingenzansatz

A

Aufgabenorientierte Führung

dient dazu, Gruppen- und Kommunikationsstrukturen zu schaffen und Ressourcen bereitzustellen, die der Zielerreichung dienen

Beziehungsorientierte Führung

dient dazu, den Zusammenhalt der Gruppe zu stärken und die Qualität der Beziehungen der Gruppenmitglieder untereinander zu verbessern

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
18
Q

Kontingenzansätze

zentrale Annahme

Fiederls Kontingenzansatz

A

besteht darin, dass keiner der beiden Führungsstile (aufgabenorientiert / beziehungsorientiert) grundsätzlich effektiver ist als der andere, sondern, dass die Effektivität einer eher aufgaben- oder eher beziehungsorientierten Führung von den Merkmalen der Führungssituation abhängt

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
19
Q

Kontingenzansätze

Welche Situationsmerkmale sind besonders relevant für die Effektivität der Führung?

Fiederls Kontingenzansatz

A
  • Merkmale der Gruppenaufgabe

ist sie eher komplex oder relativ einfach strukturiert?

  • Merkamle der Beziehung zwischen der Führungsperson und Geführten

vertrauen und mögen die Geführten die Führungsperson oder nicht?

  • Macht, die mit der Führungsposition einhergeht

Verfügt die Führungsperson über Sanktionsierungsmacht oder nicht?

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
20
Q

Kontingenzansätze

Wann ist Führung effektiv?

Fiederls Kontingenzansatz

A

Wenn die Führungsperson die relevanten Charakteristika der Situationen, die Führung erfordern, erkent und darauf mit der richtigen Balance zwischen aufgabenorientierter und beziehungsorientierter Führung reagiert

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
21
Q

Kontingenzansätze

Wann ist vor allem der aufgabenorientierte Führungsstil effekt?

Fiederls Kontingenzansatz

A

Wenn die Situationsmerkmale entweder sehr günstig (einfach strukturierte Aufgabe, gute Beziehung zwischen Führungsperson und Geführten, Führungsperson hat Sanktionierungsmacht) oder sehr ungünstig (komplex strukturierte Aufgabe, schlechte Beziehung zwischen Führungsperson und Geführten, Führungsperson hat keine Sanktionierungsmacht) ausgeprägt sind

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
22
Q

Kontingenzansätze

Wann ist vor allem der beziehungsorientierte Führungsstil überlegen?

Fiederls Kontingenzansatz

A

Wenn die drei Situationsmerkmale zusammen betrachtet eine mittelmäßig günstige Situation bilden

→z.B. komplex strukturierte Aufgabe, gute Beziehung zwischen Führungsperson und Geführten, Führungsperson hat keine Sanktionsierungsmacht

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
23
Q

Kontingenzansätze

empirische Befunde für Fiedlers Kontingenzansatz

A

Zusammengenommen wird Fiedlers Kontingenzansatz durch empirische Befunde nur schwach gestützt

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
24
Q

Ansatz implizierter Führungstheorien - Lord & Maher (1991)

A
  • komzentriert sich auf die Geführten
  • im Zentrum dieser sozial-kognitiven Theorie effektiver Führung steht die Annahme, dass Menschen auch in Bezug auf Führungspersonen implizite Theorien darüber haben, was eine “gute” Führungsperson ausmacht
  • als kognitive Schemata repräsentiert, also als Wissensstrukturen, in denen Eigenschaften und Verhaltensweisen von fähigen Führungspersonen und die Beziehungen zwischen diesen Attributen gespeichert sind

Wesentlich für die Kategorisierung einer anderen Person als Führungsperson ist nun, inwieweit die beobachteten Eigenschaften und Verhaltensweisen dieser Person mit den eigenen Führungsschemata übereinstimmen

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
25
Q

Ansatz impliziter Führungstheorien - Lord & Mahers

empirische Befundlage

A

Im Einklang mit den zentralen Annahmen der Theorie konnten einige Studien demonstrieren, dass Personen umso eher als Führungsperson positiv bewertet und akzeptiert werden, je mehr sie in ihren Eigenschaften und ihrem Verhalten den Führungsschemata entsprechen

Auch wenn die direkte empirische Stützung des Ansatzes noch nicht weit gedient ist, steht er im Einklang mit Forschungsbefunden zum Einfluss von Stereotypen auf FÜhrung

26
Q

Ansatz impliziter Führungstheorien - Lord & Maher

Was zeichnet eine gute Führungsperson aus?

A

zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass sie von anderen als eine solche wahrgenommen wird

Führungserfolg wird als Produkt einer Interaktion von Merkmalen der Führungsperson und Merkmalen der Führungssituation verstanden

→mit zunehmender Kongruenz der Führungsschemata der Geführten und den Merkmalen und Verhaltensweisen der Führungsperson wird erfolgreiche Führung wahrscheinlicher

27
Q

Einfluss von Stereotype auf Führungsprozesse

Rollen-Kongruenz-Theorie von Eagly (2002)

A

Im Zentrum dieser Theorie steht die Annahme, dass männliche Geschlechtssteroetype stärker mit generellen Führungsschemata übereinstimmen als weibliche Geschlechtsstereotype

28
Q

Einfluss von Stereotypen auf Führungsprozesse

Rollen-Kongruenz-Theorie von Eagly

Auswirkungen auf die Bewertung

A

Das unterschiedliche Ausmaß an Kongruenz sollte sich auf die Bewertung in zwei Bereichen auswirken

  1. sollte Männern mehr Führungspotential zugesprochen werden als Frauen
  2. sollte auch das tatsächliche Führungsverhalten von Männern positiver bewertet werden als das von Frauen

→Diese Annahme wurde durch zahlreiche empirische Befunde gestützt

29
Q

Transaktionale Ansätze der Führungsforschung

A
  • Basieren auf dem Austausch- oder Interdepenzansastz
  • gehen davon aus, dass die Führungsperson und die anderen Gruppenmitglieder im Hinblick auf ihre Bedürfnisbefriedigung wechselseitig voneinander abhängig sind
  • Führung bzw. der Einfluss einer Fürhungsperson auf die übrigen Gruppenmitglieder gründet sich nach dieser Perspektive auf den Austausch individuell benötigter materieller, sozialer oder psychologischer Ressourcen
30
Q

Transaktionale Ansätze der Führungsforschung

Effektive / erfolgreiche Führung

A

Effektive oder erfolgreiche Führung liegt vor, wenn der gegenseitige Nutzen, den die Führungsperson(en) und die übrigen Gruppenmitglieder aus der Führer-Geführten-Beziehung ziehen, maximal ist

Der transaktionale Ansatz betont, das erfolgreiche Führung nicht nur von der Führungsperson, sondern genauso von den geführten Gruppenmitgliedern abhängt

→Ohne engagierte Gefolgsleute gibt es keine erfolgreiche Führung

31
Q

Transformationale Ansätze der Führungsforschung

A

Setzen an den Kritikpunkten gegenüber dem austauschtheoretischen Verständnis von Führung an, und werden den transaktionalen Ansätzen häufig kontrastierend gegenübergestellt

32
Q

Häufige Kritik an dem austauschtheoretischen Verständnis von Führung

A

Ein häufig genannter Kritikpunkt an dem austauschtheoretischen Verständnis von Führung ist das vorherrschende Prinzip der Rationalität, das die Führer-Geführten-Beziehung kennzeichnet

33
Q

Transformationale Ansätze der Führungsforschung

erfolgreiche Führung

A

die Fähigkeit der Führungsperson, die Einstellungen, Emotionen, Werte und Verhaltensweisen der Gruppenmitglieder aktiv zu verändern (zu transformieren), und so die Motivation der Mitglieder sich für die Erreichung des kollektiven Ziels einzusetzen, zu erhöhen

Transformationalen Führungspersonen wird von den Geführten Vertrauen, Bewunderung, Loyalität und Respekt entgegengebracht, und die Geführten sind bereit, ihr Selbstinteresse zugunsten von kollektiven Zielen zurückzustellen

34
Q

Wodurch lässt sich nach Bass & Avolio (1990) transformationales Führungsverhalten kennzeichnen?

A
  • Idealisierender Einfluss (idealizes influence)
  • Inspirierende Motivation (inspirational motivation)
  • Intellektuelle Stimulierung (intellectual stimulation)
  • Individualisierte Mitarbeiterorientierung (individualized consideration)
35
Q

Wodurch lässt sich nach Bass & Avolio (1990) transformationales Führungsverhalten kennzeichnen?

Idealisierender Einfluss (idealized influence)

A

Die Führungsperson fungiert als moralisches und fachliches Vorbild, indem sie ihre persönlichen Bedürfnisse zurücknimmt, hohe Ansprüche an sich selbst stellt (und diese auch erfüllt) und nach ethischen und moralischen Prinzipien handelt

Als Folge identifizieren sich die Geführten mit der Führungperson und eifern dieser nach

36
Q

Wodurch lässt sich nach Bass & Avolio (1990) transformationales Führungsverhalten kennzeichnen?

Inspirierende Motivation (inspirational motivation)

A

Die Führungsperson vermittelt den Geführten eine inspirierende Vision, artikuliert diese klar und zeigt Enthusiasmus und Optimismus in Bezug auf die Erreichung der Vision

37
Q

Wodurch lässt sich nach Bass & Avolio (1990) transformationales Führungsverhalten kennzeichnen?

Intellektuelle Stimulierung (intellectual stimulation)

A

Die Führungsperson fördert die Kreativität und Innovativität der Geführten, indem sie bestehende Annahmen in Frage stellt und Probleme aus einer neuen Perspektive beleuchtet

Sie fordert neue Ideen und kreative Problemlösungen von den Geführten, kritisiert diese aber nicht öffentlich

38
Q

Wodurch lässt sich nach Bass & Avolio (1990) transformationales Führungsverhalten kennzeichnen?

Individualiserte Mitarbeiterorientierung (individualized consideration)

A

Die Führungsperson lässt den Bedürfnissen jedes einzelnen Geführten Aufmerksamkeit zukommen und nimmt die Rolle eines*einer Mentor*in ein

Die Geführten erfahren Unterstützung und werden ermutigt, sich kontinuierlich weiter zu entwickeln

39
Q

Befunde zu transformationaler und transaktionaler Führung zum Führungserfolg

A

sind insgesamt eher uneinheitlich

Eine umfangreiche Metaanalyse legt nahe, dass weder die eine noch die andere Führungsform überlegen ist, sonder die Effektivität beider Führungsformen stark vom Kontext abhängt

40
Q

Wesentlicher Kritikpunkt an den transformationalen Ansätzen

A

Lassen, ähnlich wie die führerorientierten Ansätze, den Einfluss situativer Gegebenheiten auf den Führungserfolg außen vor

Befürworter der Perspektive entgegnen zwar, dass transformationale Führung als ein Prozess zu verstehen ist, der einerseits durch dispositionelle und erlernbare Verhaltensweisen der Person und andererseits durch bestimmte Bedingungen der Sitaution beeinflusst wird;

Situationsmerkmale werden in allen Ansätzen zur transformationalen Führung aber nur am Rande thematisiert

41
Q

Sozialer Identitätsansatz der Führungsforschung

Welche Annahme steht im Zentrum dieses Ansatzes?

A

Das Führungspotenzial einer Person wird entscheidend durch ihre Prototypikalität für die Eigengruppe beeinflusst

Soziale Kategorierungsprozesse unterteilen die soziale Welt in Eigen- und Fremdgruppen

Kognitiv repräsentiert sind diese Eigen- und Fremdgruppen als Protoypen

42
Q

Prototypen

A

Prototypen sind kontextspezifische, oftmals unscharfe (fuzzy) kognitive Repräsentationen der typischen/idealen Attribute (Überzeugungen, Einstellungen, Gefühle, Verhaltensweisen), die eine Gruppe charakterisieren und sie gleichzeitig von einer oder mehreren anderen Gruppen abgrenzen

43
Q

Führungsperson als Eigengruppen-Prototyp

Was verkörpert der Eigengruppenprototyp?

A

Sowohl, was die Mitglieder der Eigengruppen gemeinsam haben, als auch, was “uns” von “denen” unterscheidet

Relevant für den sozialen Identitätsansatz der Fürhung ist nun, dass nicht alle Eigengruppenmitglieder als gleich prototypisch wahrgenommen werden

44
Q

Führungsperson als Eigengruppen-Prototyp

Eigengruppenmitglied & Prototyp der Gruppe

A

Je mehr ein Eigengruppenmitglied dem Prototyp der Gruppe entspricht, umso repräsentativer wird diese Person auch für die Eigengruppe bzw. die geteilte soziale Identität wahrgenommen, umso mehr scheint sie die Werte, Normen und Ziele der Gruppe zu verkörpern

Der soziale Identitätsansatz der Führung nimmt daher an, dass es maßgeblich von der wahrgenommenen Prototypikalität einer Person (oder einer Personengruppe) abhängt, ob diese von den anderen Eigengruppenmitgliedern als Führungsperson wahrgenommen bzw. akzeptiert wird

45
Q

Was macht ein prototypisches Eigengruppenmitglied zur aktiven Führungsperson?

A

Nach Hogg sind zwei Prozesse dafür verantwortlich, dass ein prototypisches Gruppenmitglied auch tatsächlich eine aktive Führungsrolle übernimmt und Einfluss auf die übrigen Eigengruppenmitglieder ausübt:

  • Soziale Attraktion
  • Dispositionale Attributionsprozesse
46
Q

Was macht ein prototypisches Eigengruppenmitglied zur aktiven Führungsperson?

soziale Attraktion

A

Eigengruppenmitglieder werden in der Regel aufgrund der gemeinsamen Gruppenzugehörigkeit gemocht (= soziale Attraktion), während individuelle Vorlieben, interpersonale Beziehungen und die Bewertung individueller Eigenschaften (= Basis für interpersonale Attraktion) vergleichsweise unwichtig werden

Doch innerhalb der Eigengruppe wird noch einmal differenziert:

Je prototypischer ein Eigengruppenmitglied wahrgenommen wird, umso mehr soziale Attraktion wird gegenüber dem Mitgleid empfunden

(Soziale) Attraktion wiederum erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass Forderungen Folge geleistet wird

Eine hoch prototypische (und damit hoch sozial attraktive) Person sollte also deshalb tatsächlich einen größeren Einfluss als weniger protoypische Gruppenmitglieder haben, da ihre Ideen und Forderungen innerhalb der Eigengruppe bereitwilliger angeommen werden

47
Q

Was macht ein prototypisches Eigengruppenmitglied zur aktiven Führungsperson?

disposiationale Attributionsprozesse

A

Ein weitere Prozess, der dazu beiträgt, dass ein prototypisches Gruppenmitglied eine aktive Fürhungsrolle übernimmt und beibehält, ist die Korrespondenzverzerrung

Auch in Intragruppenkontexten neigen Mesnchen dazu, dass Verhalten einer handelnden Person eher auf interne Faktoren zurückzuführen

Ein für die Fürhungsforschung wichtiger Befund ist, dass Menschen umso stärker zu Personattributionen neigen, je mehr die beobachtete Person aus der Umgebung hervortritt, d.h. je perzeptuell distinkter sie ist

Innerhalb der Eigengruppe sind es oftmals die prototypischsten Mitgliedder, die am meisten Aufmerksamkeit auf sich ziehen, bzw. sich als “Figuren” vor dem “Hintergrund” aus weniger prototypischen Mitgliedern abheben

48
Q

Kontextabhängigkeit Prototyp-basierter Führung

A

Von besonderer Bedeutung für den sozialen Identitätsansatz der Führung ist die Annahme, dass die wahrgenommene Prototypikalität der Gruppenmitglieder kontextabhängig ist

Welches Gruppenmitglied als besonders prototypisch wahrgenommen wird, wird wesentlich durch den Vergelichsrahmen (“frame of reference”) - also den Intergruppenkontext, in den die Eigengruppe eingebettet ist - beeinflusst

49
Q

Metakontrast-Prinzip

A

Die Wahrscheinlichkeit, dass eine Ansammlung sozialer Stimuli als Mitglieder einer Kategorie (= der Eigengruppe) wahrgenommen werden, steigt in dem Maße, in dem die Unterscheide auf einer relevanten Vergleichsdimension innerhalb dieser Gruppe von Stimuli als geringer wahrgenommen werden als die Unterschiede dieser Stimuli zu anderen Stimuli (= den Mitgliedern der Fremdgruppe)

50
Q

Kontetabhängigkeit Prototyp-basierter Führung

Metakontrast-Wert (“meta contrast ratio”, MCR)

A

Für eine Ansammlung sozialer Stimuli lässt sich ein Metakontrast-Wert (“meta contrast ratio”, MCR) berechnen, der nach Turner et al. (1987) gleich dem wahrgenommene Unterschied zwischen den Mitgliedern einer Kategorie und anderen Stimuli, geteilt durch den wahrgenommenen Unterschied innerhalb der Mitglieder einer Kategorie ist

Dieser MCR lässt sich für jedes einzelene Mitglied der Eigengruppe berechnen

Entscheidend ist, dass das Eigengruppenmitglied mit dem höchsten MCR, d.h. das Eigengruppenmitglied, das gleichzeitig am wenigsten Unterscheide zu den anderen Eigengruppenmitgliedern aufweist und sich am meisten von den Mitgleidern der Fremdgruppe abhebt, auch das prototypischste Mitglied der Eigengruppe ist

Die Prototypikalität eines Eigengruppenmitglieds und damit auch seiner “Eignung” als Führungsperson der Gruppe ist als ein dynamischer Wert, der je nach Vergleichsrahmen unterschiedlich ausfallen kann:

Je nachdem, welche Fremdgruppe zum Vergleich herangezogen wird, kann ein anderes Eigengruppenmitglied den höchsten MCR aufweisen

→man spricht von der relativen Prototypikalität eines Gruppenmitglieds

51
Q

Wodurch lassen sich beim sozialen Identitätsansatz Führungspersonen definieren?

A

Der soziale Identitätsansatz der Führung nimmt nicht an, dass bestimmte Eigenschafen und Verhaltensweisen eine Person per se zur Fürhung befähigen

Vielmehr lassen sich Führungspersonen durch bestimmte Eigenschaften und Verhaltensweisen definieren, die - in einem bestimmten Intergruppenkontext - ihre Unterschiedlichkeit zu anderen Eigengruppenmitgliedern minimieren, während sie gleichzeitig ihre Unterschiedlichkeit zu Mitgliedern der Fremdgruppe maximieren

52
Q

Vergleich des prototyp-basierten Ansatzes mit Kontingenzansätzen

Vergleich mit Fiedlers Modell

A

Wie in Fiedlers Modell nimmt der soziale Identitätsansatz der Führung an, dass der Einfluss einer Führungsperson und damit auch der Führungserfolg auf einem Zusammenspiel von personalen und situativen bzw. Kontextfaktoren beruhen

Die situativen Faktoren unterscheiden sich maßgeblick:

Während Fiedlers Kontingenzansatz den Aufgabenmerkmalen, der intermpersonalen Beziehung zwischen Geführten und Führungsperson und der Sanktionsmacht der Führungsperson eine zentrale Rolle zuspricht, betont der soziale Identitätsansatz die Relevanz des Vergleichsrahmens

53
Q

Vergleich des prototyp-basierten Ansatzes mit Kontingenzansätzen

Vergleich mit der leadhership categorization-Theorie

A

Die leadership categorization-Theorie von Lord und Maher (1991) weist einige Gemeinsamkeiten zum sozialen Identitätsansatz der Führung auf

Unterschiede:

Lord & Maher verstehen (zumindest in ihren frühen Arbeiten) die zur Kategorisierung einer Person als “Führer*in” herangezogenen Führungsschemata als relativ fixe kognitive Repräsentationen von Führungsattributen, d.h. die Annahmen darüber, was eine “prototypische” Führungsperson ausmacht, sind relativ zeitstabil und kontextunabhängig

Nach dem sozialen Identitätsansatz wird die Prototypikalität einer Führungsperson hingegen maßgeblich vom sozialen Kontext beeinflusst

54
Q

Vergleich des prototyp-basierten Ansatzes mit Kontingenzansätzen

A

Die beiden Ansätze schließen einander nicht aus, vielmehr sollten sie als komplimentär betrachtet werden:

Je mehr der soziale Kontext von einem interpersonalen zu einem intergruppalen wird (d.h. je stärker sich Individuen auf der Basis ihrer Gruppenmitgliedschaft definieren), umso wichtiger sollte auch die Prototypikalität einer Person für Führung werden und umso geringer sollte der Einfluss von Führungsschemata sein

55
Q

Führungsperson als Entrepreneur der Sozialen Identität

A

Gemäß dem sozialen Identitätsansatz ist die Führungsperson ein aktiver Teil der Gruppe - sie wird nicht nur durch die Gruppe definiert, sondern definiert auch ihrerseits die Gruppe

Reicher & Hopkins haben für dise aktive Rolle von Führungspersonen bei der Identitätsdefinition den Terminus “Entrepreneur” der sozialen Identität geprägt

56
Q

Führungsperson als Entrepreneur der Sozialen Identität

Was ist das Ziel des Entrepreneurs?

A

Ziel eines solchen Entrepreneurs ist es vor allem, über eine (Re-)Definition der sozialen Identität der Gruppe die Mitglieder in Hinblick auf ein spezifisches kollektives Ziel zu mobilisieren und die eigene Position als Führungsperson zu stärken

Eine solche (Re)Definition der sozialen Identität geschieht meist über rhetorische Mittel und setzt an den folgenen Punkten an:

    • Stabilisierung der eigenen Führungsposition*
    • Defintion der “zu Mobilisierenden”*
    • Definition der kollektiven Ziele*
57
Q

Führungsperson als Entrepreneur der Sozialen Identität

(Re)Definition der sozialen Identität durch den Entrepreneur

Stabilisierung der eigenen Führungsposition

A

Gemäß dem sozialen Identitätsansatz ist Führung immer kontextabhängig

In ihrer Rolle als Identitäts-Entrepreneur kann eine Führungsperson auf eine Vielzahl von Strategien zurückgreifen, um ihre prototypische Position innerhalb der Eigengruppe zu stärken

Die Führungsperson kann:

  • die Definition der sozialen Identität der Gruppe an die eigene Person anpassen
  • konkurrierende Führungsanwärter*innen als wenig prototypisch charakterisieren
  • den “passenden” Vergleichsrahmen herstellen
  • die Salienz des Intergruppenkontextes entweder erhöhen oder verringern
58
Q

Führungsperson als Entrepreneur der Sozialen Identität

(Re)Definition der sozialen Identität durch den Entrepreneur

Definition der “zu Mobilisierenden”

A

Über eine Definition der Gruppengrenzen der Eigengruppe kann eine Führungsperson regulieren, welche Personengruppen in Hinblick auf das kollektive Ziel mobilisiert werden sollen

59
Q

Führungsperson als Entrepreneur der Sozialen Identität

(Re)Definition der sozialen Identität durch den Entrepreneur

Definition der kollektiven Ziele

A

Welche Aktionen bei der Erreichung des kollektiven Ziels von den Eigengruppenmitgliedern als angemessen betrachtet werden, wird unter anderem darüber bestimmt, wie die Werte und Normen einer Gruppe definiert sind

Je mehr eine Aktion oder Vorgehensweise die zentralen Werte und Normen einer Gruppe widerspiegelt, umso eher sollte sie auch kollektive Unterstützung durch die Mitglieder der Eigengruppe erfahren

60
Q

Führungsperson als Entrepreneur der Sozialen Identität

Empirische Belege

A

Empirische Belege für diese Annahmen wurden vornehmlich aus Diskursanalysen gewonenn, in denen die Appelle, Wahlkampfreden etc. politischer Führungpersonen ausgewertet wurden

Zusammengenommen betont dieser Forschungsstrang die Bidirektionalität von Gruppen- und Führungsprozessen:

Zum einen beeinflusst der spezifische Intergruppenkontext welche Person von den Gruppenmitgliedern als Führungsperson wahrgenommen und akzeptiert wird, zum anderen hat die Führungsperson ihrerseits einen maßgeblichen Einfluss auf die Definition der sozialen Identität der Gruppe