Kapitel 15 - Verringerung von Vorurteilen und Feindseligkeiten zwischen Gruppen durch Kontakt Flashcards
Dekategorisierung - das Personalisierungsmodell
De-Individualisierung
Eine zentrale Frage der sozialen Kategorisierung besteht in der De-Individualisierung von Mitgliedern der Fremdgruppe (“Die sind alle gleich!”)
Infolgedessen werden Mitglieder der Fremdgruppe relativ undifferenziert als Repräsentanten einer homogenen Kategorie behandelt, wobei individuelle Unterschiede zwischen den Mitgliedern dieser Kategorie vernachlässigt oder ignoriert werden
Dekategorisierung - das Personalisierungsmodell
Ziel der Dekategorisierungsmaßnahmen
Ziel von Dekategorisierungsmaßnahmen ist es daher die Salienz sozialer Kategorisierung zu reduzieren und Möglichkeiten zu bieten, Fremdgruppenmitglieder als individuelle Personen mit einzigartigen Eigenschaften, Interessen, Präferenzen etc. kennenzulernen
Neben der Förderung personalisierten Kontakts, spielt die Förderung der Wahrnehmung von Kreuzungskategorisierungen eine wichtige Rolle
Dekategorisierung - das Personalisierungsmodell
Kreuzkategorisierungen
sind potentiell orthogonal zu einander stehende soziale Kategorisierungen, durch die Personen sowohl als Mitglieder unterschiedlicher Gruppen als auch als Mitglieder einer gemeinsamen Gruppe kategorisiert werden können
Dekategorisierung - das Personalisierungsmodell
Saliente Kreuzkategorisierungen
unterminieren die negativen Effekte einer einzelnen salienten Kategorie
Dekategorisierung - das Personalisierungsmodell
Forschung
Tatsächlich zeigen Untersuchungen auch, dass Personen, deren Selbstbild durch die Zugehörigkeit zu vielen (und potentiell orthogonalen) Kategorien geprägt ist weniger dazu neigen, Mitglieder anderer Gruppen abzuwerten
Rekategorisierung - das Common-Ingroup Identiy Model
Hauptziel
Das Hauptziel von Maßnahmen der Rekategorisierung besteht nicht darin, die soziale Kategorisierung zu reduzieren
Vielmehr geht es darum, die Inklusivität der Kategorisierung zu erhöhen, indem der soziale Vergleichsprozess auf eine relativ abstrakte Kategorisierungsebene verlagert wird
Rekategorisierung - das Common-Ingroup Identiy Model
Umsetzung
Die ursprünglichen Eigen- und Fremdgruppenmitglieder (Deutsche und Polen) werden dadurch als Teil einer neuen übergeordneten sozialen Kategorie definiert (Europäer), die sich auf der veränderten Vergleichsebene von anderen Fremdgruppen unterscheidet (z.B. Asiaten)
Im Idealfall wird durch den Prozess der Rekategorisierung im Sinne einer gemeinsamen Eigengruppe (common ingroup) die Wertschätzung der ursprünglichen Fremdgruppenmitglieder auf das Niveau der Eigengruppe angehoben
Wechselseitige Differenzierung
Hewstone und Brown (1986)
Hewstone und Brown (1986) argumentieren, dass es für die Generalisierung von positiven Erfahrungen mit Mitgliedern in einer Kontaktsituation auf die gesamte Fremdgruppe notwendig ist, dass die Mitglieder der Fremdgruppe tatsächlich auch als solche wahrgenommen werden
Statt die Salienz von Eigen- und Fremdgruppenkategorisierungen zu verändern müsse daher sichergestellt werden, dass die Kategorisierung im Kontakt aufrechterhalten bleibt
Wechselseitige Differenzierung
Hewstone & Brown (1986)
Positive Interdependenzsituation
Laut Hewstone & Brown (1986) sollten die Gruppen in eine positive Interdependenzsituation gebracht werden, in der von den Eigen- und Fremdgruppenmitgliedern distinkte, aber zugleich komplementäre Rollen übernommen werden
Dieser Kontakt sollte die Respektierung und Wertschätzung dieser Unterschiede im gegenseitigen Umgang fördern, ohne dass dabei die eigenen (positiv bewerteten) Gruppenidentitäten aufgegeben werden müssten
Im Idealfall führt dies dazu, dass Vorurteile abgebaut und die positiven Eindrücke aus der Kontaktsituation auf die Fremdgruppe insgesamt übertragen werden
Kontakt
Historische Entwicklung der Kontakthypothese
Hypothese des Intergruppenkontakts - Gordon Allport
Besagt: “Vorurteile können (wenn sie nicht tief in der Persönlichkeit des Einzelnen verwurzelt sind) durch gleichberechtigten Kontakt zwischen Majorität und Minorität beim Verfolgen gemeinsamer Ziele verringert werden
Die Wirksamkeit ist sehr viel größer, wenn der Kontakt durch instutionelle Unterstützung gebilligt wird und so beschaffen ist, dass er zur Entdeckung gemeinsamer Interessen und der gemeinsamen Menschlichkeit beider Gruppen führt” (Allport, 1954)
Kontakt
Historische Entwicklung der Kontakthypothese
Weiterentwicklung der Kontakthypothese
Pettigrew (1998)
Die wohl umfangreichste theoretische Weiterentwicklung wurde von Pettigrew (1998), einem Schüler Allports, vorgelegt
Zusätzlich zur Bestimmung “optimaler” Kontaktbedingungen arbeitet Pettigrew die psychologischen Prozesse heraus, die den Effekt von Kontakt auf die Einstellung gegenüber Mitgliedern einer Fremdgruppe vermitteln
Zudem spezifiziert er die Mechanismen, die zur Generalisierung von Kontakterfahrungen mit individuellen Mitgliedern auf die Fremdgruppe insgesamt führen
Strukturierter Intergruppenkontakt
Zentrale Annahmen der Kontakthypothese inkl. der theoretischen Weiterentwicklung durch Pettigrew (1998)
Kontaktbedingungen
Allports Formulierung legt nahe, dass Kontakt zwischen Gruppen unter folgenden Bedingungen zu einer Reduktion von Vorurteilen führt: gemeinsame Ziele, intergruppale Kooperation, gleicher Status zwischen den Gruppen, Unterstützung durch Autoritäten, Normen oder Gesetze
Pettigrew betont zudem, dass der Kontakt die Möglichkeit bieten sollte, Freundschaften über Gruppengrenzen hinweg zu entwickeln
Strukturierter Intergruppenkontakt
Zentrale Annahmen der Kontakthypothese inkl. der theoretischen Weiterentwicklung durch Pettigrew (1998)
Kontaktbedingungen
Gemeinsame übergeordnete Ziele
Es gibt zahlreiche Belege dafür, dass gemeinsame übergeordnete Ziele in der Kontaktsituation ein Schlüsselfaktor für den Erfolg von Kontaktmaßnahmen sind
Die Erfahrung von gemeinsamen übergeordneten Zielen macht eine Neuorientierung im Umgang mit Mitgliedern der Fremdgruppe erforderlich und bereitet den Nährboden für Kooperation und Solidarität
Übergeordnete Ziele
Sind solche, die von beiden Gruppen angestrebt und geschätzt werden, aber nicht von einer Gruppe allein, sondern nur durch gemeinsame Anstrengungen erreicht werden können
Strukturierter Intergruppenkontakt
Zentrale Annahmen der Kontakthypothese inkl. der theoretischen Weiterentwicklung durch Pettigrew (1998)
Kontaktbedingungen
Kooperation
Das Erreichen übergeordneter Ziele sollte an der Kooperation zwischen den Gruppen gebunden sein, und den Wettbewerb zwischen den Gruppen ausschließen
“Jigsaw-Methode” ist eine erfolgreiche Interventionsmaßnahme die vor allem in Klassenzimmern eingesetzt wird
“Jigsaw-Methode” - Aronson et al.
Eine prominente und überaus erfolgreiche Interventionsmaßnahme, die die Initiierung intergruppaler Kooperation zur Reduktion von interkultureller Spannung im Klassenzimmer einsetzt
Kernelement dieser Methode ist, dass Schüler*innen in ethnisch und leistungsmäßig heterogenen Kleingruppen zusammenarbeiten, wobei jede Kleingruppe eine Teilaufgabe eines übergeordneten Projekts bearbeitet
Die Mitglieder einer Kleingruppe erhalten unterschiedliche Informationen, so dass die Kleingruppen ihre Aufgabe nur durch Kooperation lösen können
Strukturierter Intergruppenkontakt
Zentrale Annahmen der Kontakthypothese inkl. der theoretischen Weiterentwicklung durch Pettigrew (1998)
Kontaktbedingungen
Gleicher Status
Der kooperative Kontakt zwischen den Mitgliedern unterschiedlicher Gruppen soll zu einem Verlernen bzw. der Korrektur vorgefertigter negativer Annahmen führen
Ist die Beziehung innerhalb der Kontaktsituation allerdings durch die gleichen Statusunterschiede gekennzeichnet, die auch die Beziehung der Gruppen außerhalb der Kontaktsituation charakterisieren, besteht die Gefahr, dass die Interaktionen stereotypischen Mustern folgen
Eine Reihe von Studien zeigt, dass die von den Gruppenmitgliedern wahrgenommene Statusgleichheit ihrer Gruppe in der Kontaktsituation eine wichtige Rolle für den Erfolg von Kontaktmaßnahmen spielt
Strukturierter Intergruppenkontakt
Zentrale Annahmen der Kontakthypothese inkl. der theoretischen Weiterentwicklung durch Pettigrew (1998)
Kontaktbedingungen
Autoritäten, Normen und Gesetze
Autoritäten und Institutionen können Normen und Regeln etablieren, die einen gleichberechtigten Umgang zwischen Mitgliedern unterschiedlicher Gruppen fördern, und damit den Abbau von Vorurteilen durch Kontakt forcieren
Obwohl ein toleranter und respektvoller Umgang nicht per Gesetz verordnet werden kann, können gesetzliche Maßnahmen die Erreichung dieses Ziels ebenfalls entscheidend vorantreiben
Gesetzliche Maßnahmen unterstützen den sozialen und ökonomischen Status von unterpriviligierten Gruppen und können so einem gleichberechtigten Kontakt mit anderen Gruppen den Wegn bereiten
Zudem kann die Schaffung gesetzlicher Regelungen die Entwicklung von Verhaltensstandards im alltäglichen Umgang fördern, die sich gegen den offenen Ausdruck von Vorurteilen richten
Dies wiederum erweitert die Möglichkeit für die Entstehung positiver Intergruppenkontakte
Strukturierter Intergruppenkontakt
Zentrale Annahmen der Kontakthypothese inkl. der theoretischen Weiterentwicklung durch Pettigrew (1998)
Kontaktbedingungen
Freundschaftspotential
Freundschaften bestehen üblicherweise über einen längeren Zeitraum & ermöglichen die wiederholte Erfahrung positiver Interaktionen mit Fremdgruppenmitgliedern
Es ist wahrscheinlich, dass in Freundschaftsbeziehungen alle von Allport spezifizierten Kontaktbedingungen vorliegen
Freundschaften fördern den langfristigen Aufbau affektiver Bindungen