Kapitel 15 - Verringerung von Vorurteilen und Feindseligkeiten zwischen Gruppen durch Kontakt Flashcards
Dekategorisierung - das Personalisierungsmodell
De-Individualisierung
Eine zentrale Frage der sozialen Kategorisierung besteht in der De-Individualisierung von Mitgliedern der Fremdgruppe (“Die sind alle gleich!”)
Infolgedessen werden Mitglieder der Fremdgruppe relativ undifferenziert als Repräsentanten einer homogenen Kategorie behandelt, wobei individuelle Unterschiede zwischen den Mitgliedern dieser Kategorie vernachlässigt oder ignoriert werden
Dekategorisierung - das Personalisierungsmodell
Ziel der Dekategorisierungsmaßnahmen
Ziel von Dekategorisierungsmaßnahmen ist es daher die Salienz sozialer Kategorisierung zu reduzieren und Möglichkeiten zu bieten, Fremdgruppenmitglieder als individuelle Personen mit einzigartigen Eigenschaften, Interessen, Präferenzen etc. kennenzulernen
Neben der Förderung personalisierten Kontakts, spielt die Förderung der Wahrnehmung von Kreuzungskategorisierungen eine wichtige Rolle
Dekategorisierung - das Personalisierungsmodell
Kreuzkategorisierungen
sind potentiell orthogonal zu einander stehende soziale Kategorisierungen, durch die Personen sowohl als Mitglieder unterschiedlicher Gruppen als auch als Mitglieder einer gemeinsamen Gruppe kategorisiert werden können
Dekategorisierung - das Personalisierungsmodell
Saliente Kreuzkategorisierungen
unterminieren die negativen Effekte einer einzelnen salienten Kategorie
Dekategorisierung - das Personalisierungsmodell
Forschung
Tatsächlich zeigen Untersuchungen auch, dass Personen, deren Selbstbild durch die Zugehörigkeit zu vielen (und potentiell orthogonalen) Kategorien geprägt ist weniger dazu neigen, Mitglieder anderer Gruppen abzuwerten
Rekategorisierung - das Common-Ingroup Identiy Model
Hauptziel
Das Hauptziel von Maßnahmen der Rekategorisierung besteht nicht darin, die soziale Kategorisierung zu reduzieren
Vielmehr geht es darum, die Inklusivität der Kategorisierung zu erhöhen, indem der soziale Vergleichsprozess auf eine relativ abstrakte Kategorisierungsebene verlagert wird
Rekategorisierung - das Common-Ingroup Identiy Model
Umsetzung
Die ursprünglichen Eigen- und Fremdgruppenmitglieder (Deutsche und Polen) werden dadurch als Teil einer neuen übergeordneten sozialen Kategorie definiert (Europäer), die sich auf der veränderten Vergleichsebene von anderen Fremdgruppen unterscheidet (z.B. Asiaten)
Im Idealfall wird durch den Prozess der Rekategorisierung im Sinne einer gemeinsamen Eigengruppe (common ingroup) die Wertschätzung der ursprünglichen Fremdgruppenmitglieder auf das Niveau der Eigengruppe angehoben
Wechselseitige Differenzierung
Hewstone und Brown (1986)
Hewstone und Brown (1986) argumentieren, dass es für die Generalisierung von positiven Erfahrungen mit Mitgliedern in einer Kontaktsituation auf die gesamte Fremdgruppe notwendig ist, dass die Mitglieder der Fremdgruppe tatsächlich auch als solche wahrgenommen werden
Statt die Salienz von Eigen- und Fremdgruppenkategorisierungen zu verändern müsse daher sichergestellt werden, dass die Kategorisierung im Kontakt aufrechterhalten bleibt
Wechselseitige Differenzierung
Hewstone & Brown (1986)
Positive Interdependenzsituation
Laut Hewstone & Brown (1986) sollten die Gruppen in eine positive Interdependenzsituation gebracht werden, in der von den Eigen- und Fremdgruppenmitgliedern distinkte, aber zugleich komplementäre Rollen übernommen werden
Dieser Kontakt sollte die Respektierung und Wertschätzung dieser Unterschiede im gegenseitigen Umgang fördern, ohne dass dabei die eigenen (positiv bewerteten) Gruppenidentitäten aufgegeben werden müssten
Im Idealfall führt dies dazu, dass Vorurteile abgebaut und die positiven Eindrücke aus der Kontaktsituation auf die Fremdgruppe insgesamt übertragen werden
Kontakt
Historische Entwicklung der Kontakthypothese
Hypothese des Intergruppenkontakts - Gordon Allport
Besagt: “Vorurteile können (wenn sie nicht tief in der Persönlichkeit des Einzelnen verwurzelt sind) durch gleichberechtigten Kontakt zwischen Majorität und Minorität beim Verfolgen gemeinsamer Ziele verringert werden
Die Wirksamkeit ist sehr viel größer, wenn der Kontakt durch instutionelle Unterstützung gebilligt wird und so beschaffen ist, dass er zur Entdeckung gemeinsamer Interessen und der gemeinsamen Menschlichkeit beider Gruppen führt” (Allport, 1954)
Kontakt
Historische Entwicklung der Kontakthypothese
Weiterentwicklung der Kontakthypothese
Pettigrew (1998)
Die wohl umfangreichste theoretische Weiterentwicklung wurde von Pettigrew (1998), einem Schüler Allports, vorgelegt
Zusätzlich zur Bestimmung “optimaler” Kontaktbedingungen arbeitet Pettigrew die psychologischen Prozesse heraus, die den Effekt von Kontakt auf die Einstellung gegenüber Mitgliedern einer Fremdgruppe vermitteln
Zudem spezifiziert er die Mechanismen, die zur Generalisierung von Kontakterfahrungen mit individuellen Mitgliedern auf die Fremdgruppe insgesamt führen
Strukturierter Intergruppenkontakt
Zentrale Annahmen der Kontakthypothese inkl. der theoretischen Weiterentwicklung durch Pettigrew (1998)
Kontaktbedingungen
Allports Formulierung legt nahe, dass Kontakt zwischen Gruppen unter folgenden Bedingungen zu einer Reduktion von Vorurteilen führt: gemeinsame Ziele, intergruppale Kooperation, gleicher Status zwischen den Gruppen, Unterstützung durch Autoritäten, Normen oder Gesetze
Pettigrew betont zudem, dass der Kontakt die Möglichkeit bieten sollte, Freundschaften über Gruppengrenzen hinweg zu entwickeln
Strukturierter Intergruppenkontakt
Zentrale Annahmen der Kontakthypothese inkl. der theoretischen Weiterentwicklung durch Pettigrew (1998)
Kontaktbedingungen
Gemeinsame übergeordnete Ziele
Es gibt zahlreiche Belege dafür, dass gemeinsame übergeordnete Ziele in der Kontaktsituation ein Schlüsselfaktor für den Erfolg von Kontaktmaßnahmen sind
Die Erfahrung von gemeinsamen übergeordneten Zielen macht eine Neuorientierung im Umgang mit Mitgliedern der Fremdgruppe erforderlich und bereitet den Nährboden für Kooperation und Solidarität
Übergeordnete Ziele
Sind solche, die von beiden Gruppen angestrebt und geschätzt werden, aber nicht von einer Gruppe allein, sondern nur durch gemeinsame Anstrengungen erreicht werden können
Strukturierter Intergruppenkontakt
Zentrale Annahmen der Kontakthypothese inkl. der theoretischen Weiterentwicklung durch Pettigrew (1998)
Kontaktbedingungen
Kooperation
Das Erreichen übergeordneter Ziele sollte an der Kooperation zwischen den Gruppen gebunden sein, und den Wettbewerb zwischen den Gruppen ausschließen
“Jigsaw-Methode” ist eine erfolgreiche Interventionsmaßnahme die vor allem in Klassenzimmern eingesetzt wird
“Jigsaw-Methode” - Aronson et al.
Eine prominente und überaus erfolgreiche Interventionsmaßnahme, die die Initiierung intergruppaler Kooperation zur Reduktion von interkultureller Spannung im Klassenzimmer einsetzt
Kernelement dieser Methode ist, dass Schüler*innen in ethnisch und leistungsmäßig heterogenen Kleingruppen zusammenarbeiten, wobei jede Kleingruppe eine Teilaufgabe eines übergeordneten Projekts bearbeitet
Die Mitglieder einer Kleingruppe erhalten unterschiedliche Informationen, so dass die Kleingruppen ihre Aufgabe nur durch Kooperation lösen können
Strukturierter Intergruppenkontakt
Zentrale Annahmen der Kontakthypothese inkl. der theoretischen Weiterentwicklung durch Pettigrew (1998)
Kontaktbedingungen
Gleicher Status
Der kooperative Kontakt zwischen den Mitgliedern unterschiedlicher Gruppen soll zu einem Verlernen bzw. der Korrektur vorgefertigter negativer Annahmen führen
Ist die Beziehung innerhalb der Kontaktsituation allerdings durch die gleichen Statusunterschiede gekennzeichnet, die auch die Beziehung der Gruppen außerhalb der Kontaktsituation charakterisieren, besteht die Gefahr, dass die Interaktionen stereotypischen Mustern folgen
Eine Reihe von Studien zeigt, dass die von den Gruppenmitgliedern wahrgenommene Statusgleichheit ihrer Gruppe in der Kontaktsituation eine wichtige Rolle für den Erfolg von Kontaktmaßnahmen spielt
Strukturierter Intergruppenkontakt
Zentrale Annahmen der Kontakthypothese inkl. der theoretischen Weiterentwicklung durch Pettigrew (1998)
Kontaktbedingungen
Autoritäten, Normen und Gesetze
Autoritäten und Institutionen können Normen und Regeln etablieren, die einen gleichberechtigten Umgang zwischen Mitgliedern unterschiedlicher Gruppen fördern, und damit den Abbau von Vorurteilen durch Kontakt forcieren
Obwohl ein toleranter und respektvoller Umgang nicht per Gesetz verordnet werden kann, können gesetzliche Maßnahmen die Erreichung dieses Ziels ebenfalls entscheidend vorantreiben
Gesetzliche Maßnahmen unterstützen den sozialen und ökonomischen Status von unterpriviligierten Gruppen und können so einem gleichberechtigten Kontakt mit anderen Gruppen den Wegn bereiten
Zudem kann die Schaffung gesetzlicher Regelungen die Entwicklung von Verhaltensstandards im alltäglichen Umgang fördern, die sich gegen den offenen Ausdruck von Vorurteilen richten
Dies wiederum erweitert die Möglichkeit für die Entstehung positiver Intergruppenkontakte
Strukturierter Intergruppenkontakt
Zentrale Annahmen der Kontakthypothese inkl. der theoretischen Weiterentwicklung durch Pettigrew (1998)
Kontaktbedingungen
Freundschaftspotential
Freundschaften bestehen üblicherweise über einen längeren Zeitraum & ermöglichen die wiederholte Erfahrung positiver Interaktionen mit Fremdgruppenmitgliedern
Es ist wahrscheinlich, dass in Freundschaftsbeziehungen alle von Allport spezifizierten Kontaktbedingungen vorliegen
Freundschaften fördern den langfristigen Aufbau affektiver Bindungen
Strukturierter Intergruppenkontakt
Zentrale Annahmen der Kontakthypothese inkl. der theoretischen Weiterentwicklung durch Pettigrew (1998)
Kontaktbedingungen
Freundschaftspotential
Befunde
Die besondere Bedeutung von intergruppalen Freundschaften für den Abbau von Vorurteilen wird durch eine Reihe von Studien unterstützt, die zeigen, dass Personen, die Freundschaften zu Mitgliedern anderer kultureller, religiöser oder sozialer Gruppen pflegen, diesen Gruppen gegenüber eine positivere Einstellung aufweisen als andere Personen
Weitere Studien zeigen überdies, dass es unter gewissen Umständen nicht einmal unbedingt notwendig ist, dass man selbst mit einem Fremdgruppenmitglied befreundet ist →schon das Wissen darum, dass eng befreundete Personen intergruppale Freundschaften pflegen, kann eine Verbesserung eigener Einstellungen gegenüber der Fremdgruppe bewirken
→Ein Befund, der als “erweiterter Kontakteffekt” in die Literatur eingegangen ist
Strukturierter Intergruppenkontakt
Zentrale Annahmen der Kontakthypothese inkl. der theoretischen Weiterentwicklung durch Pettigrew (1998)
Vermittelnde psychologische Prozesse
Pettigrew schlägt vier Prozesse vor, die unter “optimalen” Kontaktbedingungen zur Veränderung der Einstellung gegenüber Fremdgruppenmitgliedern beitragen: Wissenserwerb, Verhaltensänderung, Bindungsaufbau und die Neubewertung der Eigengruppe
Strukturierter Intergruppenkontakt
Zentrale Annahmen der Kontakthypothese inkl. der theoretischen Weiterentwicklung durch Pettigrew (1998)
Vermittelnde psychologische Prozesse
Wissenserwerb
Über den direkten Kontakt besteht die Möglichkeit, neue und den eigenen Vorurteilen widersprechende Informationen über die Fremdgruppe zu sammeln
Im Idealfall führt dies dazu, dass Menschen ihre Vorurteile revidieren
Strukturierter Intergruppenkontakt
Zentrale Annahmen der Kontakthypothese inkl. der theoretischen Weiterentwicklung durch Pettigrew (1998)
Vermittelnde psychologische Prozesse
Wissenserwerb
Forschung
Tatsächlich zeigen verschiedene Untersuchungen, dass der Erwerb neuen Wissens über die Fremdgruppe - ein integraler Bestandteil von Trainings- und Schulungsmaßnahmen zur Förderung von Toleranz - eine wichtige Rolle für den Abbau von Vorurteilen spielt
Strukturierter Intergruppenkontakt
Zentrale Annahmen der Kontakthypothese inkl. der theoretischen Weiterentwicklung durch Pettigrew (1998)
Vermittelnde psychologische Prozesse
Verhaltensänderung
Intergruppenkontakt unter den von der Kontakthypothese formulierten Bedingungen erfordert neue und den ursprünglichen Vorurteilen und Vorbehalten widersprechende Verhaltensweisen, was kognitive Dissonanz erzeugt
Eine Möglichkeit die Dissonanz zwischen den im Zuge der Kontaktsituation gezeigten neuen Verhaltensweisen und den ursprünglichen Vorurteilen aufzulösen, besteht darin, die eigenen Vorurteile und negativen Einstellungen zu revidieren
Strukturierter Intergruppenkontakt
Zentrale Annahmen der Kontakthypothese inkl. der theoretischen Weiterentwicklung durch Pettigrew (1998)
Vermittelnde psychologische Prozesse
Aufbau affektiver Bindungen
Wie die Intergruppenforschung zeigt, kann selbst scheinbar trivialer Kontakt mit Fremdgruppenmitgliedern durch Unsicherheit, Angst oder Nervosität belastet sein, was die Entstehung bzw. Aufrechterhaltung von Vorurteilen unterstützt
Wiederholter Kontakt zwischen Gruppen unter förderlichen Kontaktbedingugnen führt typischerweise dazu, die Auftretenswahrscheinlichkeit solcher auch als “Intergruppenangst” bezeichneter emotionaler Reaktionen, zu reduzieren
Strukturierter Intergruppenkontakt
Zentrale Annahmen der Kontakthypothese inkl. der theoretischen Weiterentwicklung durch Pettigrew (1998)
Vermittelnde psychologische Prozesse
Neubewertung der Eigengruppe
Intergruppenkontakt liefert nicht nur neue Ansichten über die Fremd-, sonder auch über die Eigengruppe
Der Kontakt mit Mitgliedern anderer Gruppen ermöglicht es Menschen, ihren Horizont zu erweitern, und die in ihrer Gruppe vorherrschenden Werte, Normen und Sitten nicht länger als die einzig mögliche, sonder eine mögliche Art zu betrachten, das Leben zu gestalten
Diese neue Perspektive kann der unkritischen Bevorzugung der Eigengruppe entgegenwirken und zu einer offeneren, respektvolleren Haltung gegenüber Fremdgruppen im Allgemeinen führen - ein Prozess, der Pettigrew als “Deprovinzialisierung” bezeichnet
Kontakt
Das Problem der Generalisierung
Eine besondere Herausforderung von Interventionsmaßen auf der Basis der Kontakthypothese betrifft die Generalisierung, d.h. der Übertragung von positiven Kontakterfahrungen mit individuellen Mitgliedern einer Fremdgruppe in einer spezifischen Situation auf die Fremdgruppe insgesammt bzw. andere Situationen
Kontakt
Das Problem der Generalisierung
Prozesse, die der Generalisierung entgegenstehen
- Wegerklären
- Substereotypisierung
- Kontrastierung
Kontakt
Das Problem der Generalisierung
Prozesse, die der Generalisierung entgegenstehen
Wegerklären
Wenn Menschen feststellen, dass die Eigenschaften und Verhaltensweisen eines Fremdgruppenmitglieds nicht ihren Stereotypen entsprechen, tendieren sie häufig dazu, diese Diskrepanz durch spezielle Umstände wegzuerklären
Kontakt
Das Problem der Generalisierung
Prozesse, die der Generalisierung entgegenstehen
Substereotypisierung
Selbst, wenn eine Person mit zahlreichen Angehörigen einer Fremdgruppe konfrontiert ist, die ihren Stereotypen nicht entsprechen, kann sie ihre Stereotype aufrechterhalten
Dies erfolg dadurch, dass die stereotyp-inkonsistenten Personen einem bestimmten Subtyp zugeordnet werden
Subtypisierung bezeichnet den Prozess, durch den Gruppenmitglieder, deren Eigenschaften und Verhaltensweisen dem Stereotyp nicht entsprechen, mental in einer Unterkategorie der sozialen Kategorien zusammengefasst werden
Kontakt
Das Problem der Generalisierung
Prozesse, die der Generalisierung entgegenstehen
Kontrastierung
Ein weiterer Prozess, der der Aufrechterhaltung von Stereotypen dient, besteht in der übermäßigen Akzentuierung der Unterschiede zwischen den Personen, die nicht den Stereotypen entsprechen, und den restlicehn Mitgliedern der Fremdgruppe
Die vom Stereotyp abweichende Person wird infolge dieses Prozesses als die “berühmte Ausnahme” von der Regel und als ein ganz und gar untypischer Einzelfall wahrgenommen
→Dieser Prozess wird als Kontrastierung bezeichnet
Kontakt
Schritte zur Generalisierung
Pettigrews Reformulierung der Kontakthypothese (1998)
In seiner Reformulierung der Kontakthypothese hat Pettigrew das Modell der Dekategorisierung (Brewer & Miller, 1984), das Modell der wechselseitigen Differenzierung (Hewstone & Brown, 1986) und das Modell der Rekategorisierung im Sinne einer gemeinsamen Gruppenidentität in einer eleganten Art und Weise kombiniert
→Er argumentiert, dass jeder, der von diesen Modellen postulierten Prozesse für den Erfolg von Kontakt (bzw. die Generalisierung von Kontakteffekten) eine wichtige Rolle spielt, allerdings in unterschiedlichen zeitlichen Phasen des Kontakts
Sein Modell sieht folgende (idealtypische) zeitliche Sequenz für eine optimale Wirkung von Kontakt vor:
- Initialer Kontakt
- Etablierter Kontakt
- Gemeinsame Gruppe
Kontakt
Schritte zur Generalisierung
(idealtypische) zeitliche Sequenz für eine optimale Wirklung von Kontakt - laut Pettigrew (1998)
Initialer Kontakt
In einer ersten Phase, und zur Förderung der Bereitschaft, überhaupt miteiandner in Kontakt zu treten, sollten Prozesse der Dekategorisierung bzw. Personalisierung unterstützt werden
Ziel der Dekategorisierung ist es, dass sich die Beteiligten nicht länger als Repräsentanten spezifischer Gruppen, sondern als einzigartige Individuen wahrnehmen
Kontakt
Schritte zur Generalisierung
(idealtypische) zeitliche Sequenz für eine optimale Wirklung von Kontakt - laut Pettigrew (1998)
Etablierter Kontakt
Damit Personen positive Kontakterfahrungen mit einzelnen Fremdgruppenmitgliedern auf die Fremdgruppe insgesamt übertragen, muss sichergestellt sein, dass sie diese als typische Vertreter der Fremdgruppe wahrnehmen und nicht als atypische Ausnahmen oder als Mitglieder einer bestimmten Subkategorie
Nachdem in der ersten Kontaktphase der Boden für einen freundschaftlichen und kooperativen Umgang bereitet worden ist, sollte daher in der zweiten Phase des Kontakts die Gruppenzugehörigkeit wieder in den Fokus rücken
Die Gruppen sollten in eine positive Interdepenzsituation gebracht werden, in der distinkte, aber zugleich komplementäre Rollen übernommen werden
Dieser Kontakt sollte den Erwerb von Wissen über Unterschiede in Gebräuchen, Sitten und Verhaltensweisen der beiden Gruppen ermöglichen und die Respektierung dieser Unterschiede im gegenseitigen Umgang fördern
Dieses Wissen sollte im Rahmen der Kooperation gezielt angewendet werden
Im Idealfall führt dies dazu, dass Vorurteile abgebaut und die positiven Eindrücke aus der Kontaktsituation auf die Fremdgruppe insgesamt übertragen werden
Kontakt
Schritte zur Generalisierung
(idealtypische) zeitliche Sequenz für eine optimale Wirklung von Kontakt - laut Pettigrew (1998)
Gemeinsame Gruppe
Die veränderte positive Beziehung zur relevanten Fremdgruppe kann auf lange Sicht auch dazu führen, dass zunehmend Gemeinsamkeiten zwischen der Eigen- und der Fremdgruppe wahrgenommen werden, was letztlich zur Rekategorisierung als gemeinsame Gruppe führen kann
Dieser Prozess kann durch Interventionsmaßnahmen gezielt unterstützt werden
Hierbei wird nicht versucht, die kategoriale Wahrnehmung und die Bedeutsamkeit der Gruppenmitgliedschaft zu schwächen
Vielmehr geht es darum, die wahrgenommene Inklusivität der entsprechenden Kategorien so zu verändern, dass die vorherige Eigengruppe als Teil einer neuen, sozial inklusiveren gemeinsamen Eigengruppe aufgefasst wird, die sowohl die ursprüngliche Eigengruppe, als auch die ursprüngliche Fremdgruppe umfasst
Durch die Selbstdefintion auf einer höheren Ebene sozialer Inklusivität werden Mitglieder, die ursprünglich einer Fremdgruppe angehören, dann kognitiver Bestandteil der Selbstdefinition
Idealerweise führt dies zu einer maximalen Reduktion von Vorurteilen und Feindseligkeiten
Kontakt
Schritte zur Generalisierung
Schematische Darstellung einer optimalen Kontaktsequenz auf der Grundlage der Theorie des Intergruppenkontakts von Pettigrew (1998)

Empirische Befundlage und politische Implikationen
Wie eine Vielzahl von Interventionsmaßnahmen dokumentiert, besteht die Attraktivität und besondere Stärke der Kontakthypothese in ihrere unmittelbaren praktischen Anwendbarkeit
Eine stringente (=schlüssige/überzeugende) Prüfung des von Pettigrew vorgeschlagenen integrativen Kontaktmodells (inklusive der von ihm postulierten idealtypischen zeitlichen Abfolge von Kategorisierungsprozessen) steht bislang allerdings noch aus
Empirische Befundlage und politische Implikationen
Empirische Befunde
Die von Allport spezifizierten Kontaktbedingungen sollten eher als förderliche, denn als notwenige Bedingungen betrachtet werden
Soziale Kontexte (Regionen, Bezirke oder Nachbarschaften) unterscheiden sich nicht nur darin, wieviel persönlichen Intergruppenkontakt sie ermöglichen, sonder auch darin, wie viel indirekte Kontakterfahrung sie ermöglichen
Die Anaylsen liefern klare Belege für einen kontextuellen Effekt von positivem Intergruppenkontakt
Wer in Regionen, Bezirken oder Nachbarscheten wohnte, die nicht nur mehr direkte, sonder auch mehr indirekte Kontakterfahrungen ermöglichten, hatte weniger Vorurteile
Weitere Analysen zeigten, dass die Beziehung zwischen Intergruppenkontakt und Vorurteilen auf der Ebene des Kontextes durch Toleranz unterstützende Normen vermittelt wurde
In sozialen Kontexten, in denen Kontakt zwischen unterschiedlichen ethnischen Gruppen “normaler” war, unterstützen diese Normen positive Interaktionen über Gruppengrenzen hinweg
Diese Untersuchen deuten damit daraufhin, dass positiver Intergruppenkontakt Vorurteile nicht nur dadurch beeinflusst, dass Perosnen eigene positive Kontakterfahrungen machen, sonder auch dadurch, dass sie durch das Verhalten andere Personen in ihrem sozialen Kontext beeinflusst werden
Politische Implikationen
Verschiedene Theorien und ihre Auswirkungen
Der Kontakthypothese zufolge besteht ein Schlüssel für harmonische Intergruppenbeziheungen in der Reduktion individueller Vorurteile
Die Theorie des realistischen Gruppenkonflikts & die Theorie der sozialen Identität legen allerdings nahe, dass Vorurteile häufig eher eine Konsequenz, denn die Primärursache von Konflikten zwischen Gruppen sind
Politische Implikationen
Interventionsmaßnahmen, die die kollektiven oder strukturellen Ursachen von Intergruppenkonflikten vernachlässigen führen - der Kritik gegen die individualistische Login, die der Kontakthypothese folgt - bestenfalls zu eingeschränkten sozialen Veränderungen
Schlimmstenfalls tragen sie sogar zur Aufrechterhaltung bestehender struktureller Diskriminierung bei, indem sie bestehende Ungleichheiten durch ein Klima der Scheintolernaz verschleiern
Letzteres untergräbt die Chancen benachteiligter Gruppen, strukturelle Diskriminierung durch kollektive Strategien zu bekämpfen
Mitglieder von Minoritäten stehen Kontaktinterventionen daher häufig auch skeptischer gegenüber als Mitglieder der Majorität
Politische Implikationen
Schlussfolgerungen
Man braucht sich der Kritik - an der Kontakthypothese - nicht en détail anzuschließen, um daraus die grundsätzliche Notwendigkeit abzuleiten, die potentiellen politischen Implikationen von Interventionsmaßnahmen, die auf die Förderung von Intergruppenkontakt abzielen, sorgfältig zu prüfen
Andererseits sollte man allerdings nicht das besondere Potential strukturierten Intergruppenkontakts aus den Augen verlieren
Führen positive Kontakterfahrungen nämlich dazu, dass sich Mitglieder statushoher Gruppen mit der statusniedrigen Gruppe solidarisieren - oder, dass sich benachbarte Personen in multikulturellen Nachbarschaften miteinander engagieren - und gemeinsam für den Abbau sozialer und institutioneller Diskriminierung eintreten, dann haben Kontaktmaßahmen durchaus das Potential, weitreichende und nachhaltige politische Veränderungen zu bewirken
Integruppale Versöhnung
Aufgrund der langjährigen negativen Interaktionserfahrungen ist das Vertrauen in die Versöhnungsbereitschaft der gegnerischen Partei zudem oft derart gering, dass selbst positiv gemeinte Angebote oder Gesten missinterpretiert werden
Intergruppale Versöhnung
“Prozess der Beseitigung emotionaler Barrieren, die den Weg zur Beedindigung des Intergruppenkonflikts blockieren”
Aufgrund der Bedeutung emotionaler Prozesse im Kontext langanhaltender Konflikte lässt sich Versöhnung zwischen Gruppen definieren als der “Prozess der Beseitigung emotionaler Barrieren, die den Weg zur Beedindigung des Intergruppenkonflikts blockieren”
In ihrem bedürnfisbasierten Modell der Versöhnung unterscheidet die Forschergruppe um Nadler zwischen zwei Kategorien emotionaler Barrieren:
- Gefühle des Misstrauens zwischen den Konfliktparteien
- Gefühle, die einer wahrgenommenen Bedrohung der eigenne Identität entspringen
Intergruppale Veröhnung
Bedürfnisbasiertes Modell von Nadler et al.
Überwindung von Misstrauen
Lässt sich dem Modell zufolge als instrumentelle Versöhnung auffassen, da neues Vertrauen zwischne vormals gegnerischen Gruppen häufig aus kooperativen Anstrengungen zur Erreichung eines gemeinsamen und übergeordneten Ziels resultiert
Intergruppale Veröhnung
Bedürfnisbasiertes Modell von Nadler et al.
Überwindung von Identitätsbedrohung
Um das Gefühl der Identitätsbedrohung aufzulösen muss allerdings auch ein Prozess der sozioemotionalen Versöhnung initiiert werden, bei dem die distinkten emotionalen Bedrüfnisse von Tätern und Opfern wechselseitig akzeptiert und befriedigt werden
Von besonderer Bedeutung ist die Annahme, dass sowohl Täter als auch Oper durch den Konflikt eine Bedrohung ihrer Identität erleben und dass deshalb Formen einer einseitigen Bedürfnisbefriedigung nicht zum Ende des Konflikts führen
Intergruppale Veröhnung
Bedürfnisbasiertes Modell von Nadler et al.
Überwindung der Identitätsbedrohung
Opfergruppe
Im Fall der Opfergruppe steht die Verletzung des Bedürfnisses nach Kontrolle über die eigenen Lebensumstände aufgrund der Übergriffe durch die Tätergruppe im Vorderung
Die Opfergruppe erwartet dem Modell zufolge daher ein Eingeständnis der Schuld und eine Versicherung, dass sich diese Übergriffe nicht wiederholen
Intergruppale Veröhnung
Bedürfnisbasiertes Modell von Nadler et al.
Überwindung der Identitätsbedrohung
Tätergruppe
Mitglieder der Tätergruppe sehen aufgrund ihrer Taten ihr moralisches Ansehen bedroht und fürchten den Ausschluss aus der moralischen Wertegemeinschaft
Die Tätergruppe hat daher ein erhöhtes Bedürfnis nach moralischer Rehabilitation und erwartet Vergebung
Intergruppale Veröhnung
Bedürfnisbasiertes Modell von Nadler et al.
sozioemotionale Versöhnung
Bei der sozioemotionalen Versöhnung stehen somit das Eingständnis vergangenen Fehlverhaltens durch die Tätergruppe und die Vergebung durch die Opfergruppe im Zentrum (apology-forgiveness cycle)
Erkennt die Tätergruppe die eigene Verantwortung für die historsichen Vergehen an, und bittet die Opfergruppe um Verzeihung, so ermächtigt sie dadurch die Opfergruppe, Vergebung zu gewähren oder zu verweigern
Auf diese Weise wird das Bedürfnis der Opfergruppe nach (Wieder-)Erlangung der Kontrolle erfüllt
Durch die Vergebung wiederum wird das Bedürfnis der Tätergruppe nach moralischer Rehabilitation befriedigt
Studien in unterschiedlichen Kontexten gravierender Intergruppenkonflikte liefern modellkonforme Ergebnisse