Kapitel 15 - Verringerung von Vorurteilen und Feindseligkeiten zwischen Gruppen durch Kontakt Flashcards

1
Q

Dekategorisierung - das Personalisierungsmodell

De-Individualisierung

A

Eine zentrale Frage der sozialen Kategorisierung besteht in der De-Individualisierung von Mitgliedern der Fremdgruppe (“Die sind alle gleich!”)

Infolgedessen werden Mitglieder der Fremdgruppe relativ undifferenziert als Repräsentanten einer homogenen Kategorie behandelt, wobei individuelle Unterschiede zwischen den Mitgliedern dieser Kategorie vernachlässigt oder ignoriert werden

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2
Q

Dekategorisierung - das Personalisierungsmodell

Ziel der Dekategorisierungsmaßnahmen

A

Ziel von Dekategorisierungsmaßnahmen ist es daher die Salienz sozialer Kategorisierung zu reduzieren und Möglichkeiten zu bieten, Fremdgruppenmitglieder als individuelle Personen mit einzigartigen Eigenschaften, Interessen, Präferenzen etc. kennenzulernen

Neben der Förderung personalisierten Kontakts, spielt die Förderung der Wahrnehmung von Kreuzungskategorisierungen eine wichtige Rolle

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3
Q

Dekategorisierung - das Personalisierungsmodell

Kreuzkategorisierungen

A

sind potentiell orthogonal zu einander stehende soziale Kategorisierungen, durch die Personen sowohl als Mitglieder unterschiedlicher Gruppen als auch als Mitglieder einer gemeinsamen Gruppe kategorisiert werden können

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4
Q

Dekategorisierung - das Personalisierungsmodell

Saliente Kreuzkategorisierungen

A

unterminieren die negativen Effekte einer einzelnen salienten Kategorie

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5
Q

Dekategorisierung - das Personalisierungsmodell

Forschung

A

Tatsächlich zeigen Untersuchungen auch, dass Personen, deren Selbstbild durch die Zugehörigkeit zu vielen (und potentiell orthogonalen) Kategorien geprägt ist weniger dazu neigen, Mitglieder anderer Gruppen abzuwerten

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6
Q

Rekategorisierung - das Common-Ingroup Identiy Model

Hauptziel

A

Das Hauptziel von Maßnahmen der Rekategorisierung besteht nicht darin, die soziale Kategorisierung zu reduzieren

Vielmehr geht es darum, die Inklusivität der Kategorisierung zu erhöhen, indem der soziale Vergleichsprozess auf eine relativ abstrakte Kategorisierungsebene verlagert wird

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7
Q

Rekategorisierung - das Common-Ingroup Identiy Model

Umsetzung

A

Die ursprünglichen Eigen- und Fremdgruppenmitglieder (Deutsche und Polen) werden dadurch als Teil einer neuen übergeordneten sozialen Kategorie definiert (Europäer), die sich auf der veränderten Vergleichsebene von anderen Fremdgruppen unterscheidet (z.B. Asiaten)

Im Idealfall wird durch den Prozess der Rekategorisierung im Sinne einer gemeinsamen Eigengruppe (common ingroup) die Wertschätzung der ursprünglichen Fremdgruppenmitglieder auf das Niveau der Eigengruppe angehoben

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8
Q

Wechselseitige Differenzierung

Hewstone und Brown (1986)

A

Hewstone und Brown (1986) argumentieren, dass es für die Generalisierung von positiven Erfahrungen mit Mitgliedern in einer Kontaktsituation auf die gesamte Fremdgruppe notwendig ist, dass die Mitglieder der Fremdgruppe tatsächlich auch als solche wahrgenommen werden

Statt die Salienz von Eigen- und Fremdgruppenkategorisierungen zu verändern müsse daher sichergestellt werden, dass die Kategorisierung im Kontakt aufrechterhalten bleibt

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9
Q

Wechselseitige Differenzierung

Hewstone & Brown (1986)

Positive Interdependenzsituation

A

Laut Hewstone & Brown (1986) sollten die Gruppen in eine positive Interdependenzsituation gebracht werden, in der von den Eigen- und Fremdgruppenmitgliedern distinkte, aber zugleich komplementäre Rollen übernommen werden

Dieser Kontakt sollte die Respektierung und Wertschätzung dieser Unterschiede im gegenseitigen Umgang fördern, ohne dass dabei die eigenen (positiv bewerteten) Gruppenidentitäten aufgegeben werden müssten

Im Idealfall führt dies dazu, dass Vorurteile abgebaut und die positiven Eindrücke aus der Kontaktsituation auf die Fremdgruppe insgesamt übertragen werden

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10
Q

Kontakt

Historische Entwicklung der Kontakthypothese

Hypothese des Intergruppenkontakts - Gordon Allport

A

Besagt: “Vorurteile können (wenn sie nicht tief in der Persönlichkeit des Einzelnen verwurzelt sind) durch gleichberechtigten Kontakt zwischen Majorität und Minorität beim Verfolgen gemeinsamer Ziele verringert werden

Die Wirksamkeit ist sehr viel größer, wenn der Kontakt durch instutionelle Unterstützung gebilligt wird und so beschaffen ist, dass er zur Entdeckung gemeinsamer Interessen und der gemeinsamen Menschlichkeit beider Gruppen führt” (Allport, 1954)

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11
Q

Kontakt

Historische Entwicklung der Kontakthypothese

Weiterentwicklung der Kontakthypothese

Pettigrew (1998)

A

Die wohl umfangreichste theoretische Weiterentwicklung wurde von Pettigrew (1998), einem Schüler Allports, vorgelegt

Zusätzlich zur Bestimmung “optimaler” Kontaktbedingungen arbeitet Pettigrew die psychologischen Prozesse heraus, die den Effekt von Kontakt auf die Einstellung gegenüber Mitgliedern einer Fremdgruppe vermitteln

Zudem spezifiziert er die Mechanismen, die zur Generalisierung von Kontakterfahrungen mit individuellen Mitgliedern auf die Fremdgruppe insgesamt führen

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12
Q

Strukturierter Intergruppenkontakt

Zentrale Annahmen der Kontakthypothese inkl. der theoretischen Weiterentwicklung durch Pettigrew (1998)

Kontaktbedingungen

A

Allports Formulierung legt nahe, dass Kontakt zwischen Gruppen unter folgenden Bedingungen zu einer Reduktion von Vorurteilen führt: gemeinsame Ziele, intergruppale Kooperation, gleicher Status zwischen den Gruppen, Unterstützung durch Autoritäten, Normen oder Gesetze

Pettigrew betont zudem, dass der Kontakt die Möglichkeit bieten sollte, Freundschaften über Gruppengrenzen hinweg zu entwickeln

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13
Q

Strukturierter Intergruppenkontakt

Zentrale Annahmen der Kontakthypothese inkl. der theoretischen Weiterentwicklung durch Pettigrew (1998)

Kontaktbedingungen

Gemeinsame übergeordnete Ziele

A

Es gibt zahlreiche Belege dafür, dass gemeinsame übergeordnete Ziele in der Kontaktsituation ein Schlüsselfaktor für den Erfolg von Kontaktmaßnahmen sind

Die Erfahrung von gemeinsamen übergeordneten Zielen macht eine Neuorientierung im Umgang mit Mitgliedern der Fremdgruppe erforderlich und bereitet den Nährboden für Kooperation und Solidarität

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14
Q

Übergeordnete Ziele

A

Sind solche, die von beiden Gruppen angestrebt und geschätzt werden, aber nicht von einer Gruppe allein, sondern nur durch gemeinsame Anstrengungen erreicht werden können

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15
Q

Strukturierter Intergruppenkontakt

Zentrale Annahmen der Kontakthypothese inkl. der theoretischen Weiterentwicklung durch Pettigrew (1998)

Kontaktbedingungen

Kooperation

A

Das Erreichen übergeordneter Ziele sollte an der Kooperation zwischen den Gruppen gebunden sein, und den Wettbewerb zwischen den Gruppen ausschließen

“Jigsaw-Methode” ist eine erfolgreiche Interventionsmaßnahme die vor allem in Klassenzimmern eingesetzt wird

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16
Q

“Jigsaw-Methode” - Aronson et al.

A

Eine prominente und überaus erfolgreiche Interventionsmaßnahme, die die Initiierung intergruppaler Kooperation zur Reduktion von interkultureller Spannung im Klassenzimmer einsetzt

Kernelement dieser Methode ist, dass Schüler*innen in ethnisch und leistungsmäßig heterogenen Kleingruppen zusammenarbeiten, wobei jede Kleingruppe eine Teilaufgabe eines übergeordneten Projekts bearbeitet

Die Mitglieder einer Kleingruppe erhalten unterschiedliche Informationen, so dass die Kleingruppen ihre Aufgabe nur durch Kooperation lösen können

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17
Q

Strukturierter Intergruppenkontakt

Zentrale Annahmen der Kontakthypothese inkl. der theoretischen Weiterentwicklung durch Pettigrew (1998)

Kontaktbedingungen

Gleicher Status

A

Der kooperative Kontakt zwischen den Mitgliedern unterschiedlicher Gruppen soll zu einem Verlernen bzw. der Korrektur vorgefertigter negativer Annahmen führen

Ist die Beziehung innerhalb der Kontaktsituation allerdings durch die gleichen Statusunterschiede gekennzeichnet, die auch die Beziehung der Gruppen außerhalb der Kontaktsituation charakterisieren, besteht die Gefahr, dass die Interaktionen stereotypischen Mustern folgen

Eine Reihe von Studien zeigt, dass die von den Gruppenmitgliedern wahrgenommene Statusgleichheit ihrer Gruppe in der Kontaktsituation eine wichtige Rolle für den Erfolg von Kontaktmaßnahmen spielt

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18
Q

Strukturierter Intergruppenkontakt

Zentrale Annahmen der Kontakthypothese inkl. der theoretischen Weiterentwicklung durch Pettigrew (1998)

Kontaktbedingungen

Autoritäten, Normen und Gesetze

A

Autoritäten und Institutionen können Normen und Regeln etablieren, die einen gleichberechtigten Umgang zwischen Mitgliedern unterschiedlicher Gruppen fördern, und damit den Abbau von Vorurteilen durch Kontakt forcieren

Obwohl ein toleranter und respektvoller Umgang nicht per Gesetz verordnet werden kann, können gesetzliche Maßnahmen die Erreichung dieses Ziels ebenfalls entscheidend vorantreiben

Gesetzliche Maßnahmen unterstützen den sozialen und ökonomischen Status von unterpriviligierten Gruppen und können so einem gleichberechtigten Kontakt mit anderen Gruppen den Wegn bereiten

Zudem kann die Schaffung gesetzlicher Regelungen die Entwicklung von Verhaltensstandards im alltäglichen Umgang fördern, die sich gegen den offenen Ausdruck von Vorurteilen richten

Dies wiederum erweitert die Möglichkeit für die Entstehung positiver Intergruppenkontakte

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19
Q

Strukturierter Intergruppenkontakt

Zentrale Annahmen der Kontakthypothese inkl. der theoretischen Weiterentwicklung durch Pettigrew (1998)

Kontaktbedingungen

Freundschaftspotential

A

Freundschaften bestehen üblicherweise über einen längeren Zeitraum & ermöglichen die wiederholte Erfahrung positiver Interaktionen mit Fremdgruppenmitgliedern

Es ist wahrscheinlich, dass in Freundschaftsbeziehungen alle von Allport spezifizierten Kontaktbedingungen vorliegen

Freundschaften fördern den langfristigen Aufbau affektiver Bindungen

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20
Q

Strukturierter Intergruppenkontakt

Zentrale Annahmen der Kontakthypothese inkl. der theoretischen Weiterentwicklung durch Pettigrew (1998)

Kontaktbedingungen

Freundschaftspotential

Befunde

A

Die besondere Bedeutung von intergruppalen Freundschaften für den Abbau von Vorurteilen wird durch eine Reihe von Studien unterstützt, die zeigen, dass Personen, die Freundschaften zu Mitgliedern anderer kultureller, religiöser oder sozialer Gruppen pflegen, diesen Gruppen gegenüber eine positivere Einstellung aufweisen als andere Personen

Weitere Studien zeigen überdies, dass es unter gewissen Umständen nicht einmal unbedingt notwendig ist, dass man selbst mit einem Fremdgruppenmitglied befreundet ist →schon das Wissen darum, dass eng befreundete Personen intergruppale Freundschaften pflegen, kann eine Verbesserung eigener Einstellungen gegenüber der Fremdgruppe bewirken

→Ein Befund, der als “erweiterter Kontakteffekt” in die Literatur eingegangen ist

21
Q

Strukturierter Intergruppenkontakt

Zentrale Annahmen der Kontakthypothese inkl. der theoretischen Weiterentwicklung durch Pettigrew (1998)

Vermittelnde psychologische Prozesse

A

Pettigrew schlägt vier Prozesse vor, die unter “optimalen” Kontaktbedingungen zur Veränderung der Einstellung gegenüber Fremdgruppenmitgliedern beitragen: Wissenserwerb, Verhaltensänderung, Bindungsaufbau und die Neubewertung der Eigengruppe

22
Q

Strukturierter Intergruppenkontakt

Zentrale Annahmen der Kontakthypothese inkl. der theoretischen Weiterentwicklung durch Pettigrew (1998)

Vermittelnde psychologische Prozesse

Wissenserwerb

A

Über den direkten Kontakt besteht die Möglichkeit, neue und den eigenen Vorurteilen widersprechende Informationen über die Fremdgruppe zu sammeln

Im Idealfall führt dies dazu, dass Menschen ihre Vorurteile revidieren

23
Q

Strukturierter Intergruppenkontakt

Zentrale Annahmen der Kontakthypothese inkl. der theoretischen Weiterentwicklung durch Pettigrew (1998)

Vermittelnde psychologische Prozesse

Wissenserwerb

Forschung

A

Tatsächlich zeigen verschiedene Untersuchungen, dass der Erwerb neuen Wissens über die Fremdgruppe - ein integraler Bestandteil von Trainings- und Schulungsmaßnahmen zur Förderung von Toleranz - eine wichtige Rolle für den Abbau von Vorurteilen spielt

24
Q

Strukturierter Intergruppenkontakt

Zentrale Annahmen der Kontakthypothese inkl. der theoretischen Weiterentwicklung durch Pettigrew (1998)

Vermittelnde psychologische Prozesse

Verhaltensänderung

A

Intergruppenkontakt unter den von der Kontakthypothese formulierten Bedingungen erfordert neue und den ursprünglichen Vorurteilen und Vorbehalten widersprechende Verhaltensweisen, was kognitive Dissonanz erzeugt

Eine Möglichkeit die Dissonanz zwischen den im Zuge der Kontaktsituation gezeigten neuen Verhaltensweisen und den ursprünglichen Vorurteilen aufzulösen, besteht darin, die eigenen Vorurteile und negativen Einstellungen zu revidieren

25
Q

Strukturierter Intergruppenkontakt

Zentrale Annahmen der Kontakthypothese inkl. der theoretischen Weiterentwicklung durch Pettigrew (1998)

Vermittelnde psychologische Prozesse

Aufbau affektiver Bindungen

A

Wie die Intergruppenforschung zeigt, kann selbst scheinbar trivialer Kontakt mit Fremdgruppenmitgliedern durch Unsicherheit, Angst oder Nervosität belastet sein, was die Entstehung bzw. Aufrechterhaltung von Vorurteilen unterstützt

Wiederholter Kontakt zwischen Gruppen unter förderlichen Kontaktbedingugnen führt typischerweise dazu, die Auftretenswahrscheinlichkeit solcher auch als “Intergruppenangst” bezeichneter emotionaler Reaktionen, zu reduzieren

26
Q

Strukturierter Intergruppenkontakt

Zentrale Annahmen der Kontakthypothese inkl. der theoretischen Weiterentwicklung durch Pettigrew (1998)

Vermittelnde psychologische Prozesse

Neubewertung der Eigengruppe

A

Intergruppenkontakt liefert nicht nur neue Ansichten über die Fremd-, sonder auch über die Eigengruppe

Der Kontakt mit Mitgliedern anderer Gruppen ermöglicht es Menschen, ihren Horizont zu erweitern, und die in ihrer Gruppe vorherrschenden Werte, Normen und Sitten nicht länger als die einzig mögliche, sonder eine mögliche Art zu betrachten, das Leben zu gestalten

Diese neue Perspektive kann der unkritischen Bevorzugung der Eigengruppe entgegenwirken und zu einer offeneren, respektvolleren Haltung gegenüber Fremdgruppen im Allgemeinen führen - ein Prozess, der Pettigrew als “Deprovinzialisierung” bezeichnet

27
Q

Kontakt

Das Problem der Generalisierung

A

Eine besondere Herausforderung von Interventionsmaßen auf der Basis der Kontakthypothese betrifft die Generalisierung, d.h. der Übertragung von positiven Kontakterfahrungen mit individuellen Mitgliedern einer Fremdgruppe in einer spezifischen Situation auf die Fremdgruppe insgesammt bzw. andere Situationen

28
Q

Kontakt

Das Problem der Generalisierung

Prozesse, die der Generalisierung entgegenstehen

A
  • Wegerklären
  • Substereotypisierung
  • Kontrastierung
29
Q

Kontakt

Das Problem der Generalisierung

Prozesse, die der Generalisierung entgegenstehen

Wegerklären

A

Wenn Menschen feststellen, dass die Eigenschaften und Verhaltensweisen eines Fremdgruppenmitglieds nicht ihren Stereotypen entsprechen, tendieren sie häufig dazu, diese Diskrepanz durch spezielle Umstände wegzuerklären

30
Q

Kontakt

Das Problem der Generalisierung

Prozesse, die der Generalisierung entgegenstehen

Substereotypisierung

A

Selbst, wenn eine Person mit zahlreichen Angehörigen einer Fremdgruppe konfrontiert ist, die ihren Stereotypen nicht entsprechen, kann sie ihre Stereotype aufrechterhalten

Dies erfolg dadurch, dass die stereotyp-inkonsistenten Personen einem bestimmten Subtyp zugeordnet werden

Subtypisierung bezeichnet den Prozess, durch den Gruppenmitglieder, deren Eigenschaften und Verhaltensweisen dem Stereotyp nicht entsprechen, mental in einer Unterkategorie der sozialen Kategorien zusammengefasst werden

31
Q

Kontakt

Das Problem der Generalisierung

Prozesse, die der Generalisierung entgegenstehen

Kontrastierung

A

Ein weiterer Prozess, der der Aufrechterhaltung von Stereotypen dient, besteht in der übermäßigen Akzentuierung der Unterschiede zwischen den Personen, die nicht den Stereotypen entsprechen, und den restlicehn Mitgliedern der Fremdgruppe

Die vom Stereotyp abweichende Person wird infolge dieses Prozesses als die “berühmte Ausnahme” von der Regel und als ein ganz und gar untypischer Einzelfall wahrgenommen

→Dieser Prozess wird als Kontrastierung bezeichnet

32
Q

Kontakt

Schritte zur Generalisierung

Pettigrews Reformulierung der Kontakthypothese (1998)

A

In seiner Reformulierung der Kontakthypothese hat Pettigrew das Modell der Dekategorisierung (Brewer & Miller, 1984), das Modell der wechselseitigen Differenzierung (Hewstone & Brown, 1986) und das Modell der Rekategorisierung im Sinne einer gemeinsamen Gruppenidentität in einer eleganten Art und Weise kombiniert

→Er argumentiert, dass jeder, der von diesen Modellen postulierten Prozesse für den Erfolg von Kontakt (bzw. die Generalisierung von Kontakteffekten) eine wichtige Rolle spielt, allerdings in unterschiedlichen zeitlichen Phasen des Kontakts

Sein Modell sieht folgende (idealtypische) zeitliche Sequenz für eine optimale Wirkung von Kontakt vor:

  • Initialer Kontakt
  • Etablierter Kontakt
  • Gemeinsame Gruppe
33
Q

Kontakt

Schritte zur Generalisierung

(idealtypische) zeitliche Sequenz für eine optimale Wirklung von Kontakt - laut Pettigrew (1998)

Initialer Kontakt

A

In einer ersten Phase, und zur Förderung der Bereitschaft, überhaupt miteiandner in Kontakt zu treten, sollten Prozesse der Dekategorisierung bzw. Personalisierung unterstützt werden

Ziel der Dekategorisierung ist es, dass sich die Beteiligten nicht länger als Repräsentanten spezifischer Gruppen, sondern als einzigartige Individuen wahrnehmen

34
Q

Kontakt

Schritte zur Generalisierung

(idealtypische) zeitliche Sequenz für eine optimale Wirklung von Kontakt - laut Pettigrew (1998)

Etablierter Kontakt

A

Damit Personen positive Kontakterfahrungen mit einzelnen Fremdgruppenmitgliedern auf die Fremdgruppe insgesamt übertragen, muss sichergestellt sein, dass sie diese als typische Vertreter der Fremdgruppe wahrnehmen und nicht als atypische Ausnahmen oder als Mitglieder einer bestimmten Subkategorie

Nachdem in der ersten Kontaktphase der Boden für einen freundschaftlichen und kooperativen Umgang bereitet worden ist, sollte daher in der zweiten Phase des Kontakts die Gruppenzugehörigkeit wieder in den Fokus rücken

Die Gruppen sollten in eine positive Interdepenzsituation gebracht werden, in der distinkte, aber zugleich komplementäre Rollen übernommen werden

Dieser Kontakt sollte den Erwerb von Wissen über Unterschiede in Gebräuchen, Sitten und Verhaltensweisen der beiden Gruppen ermöglichen und die Respektierung dieser Unterschiede im gegenseitigen Umgang fördern

Dieses Wissen sollte im Rahmen der Kooperation gezielt angewendet werden

Im Idealfall führt dies dazu, dass Vorurteile abgebaut und die positiven Eindrücke aus der Kontaktsituation auf die Fremdgruppe insgesamt übertragen werden

35
Q

Kontakt

Schritte zur Generalisierung

(idealtypische) zeitliche Sequenz für eine optimale Wirklung von Kontakt - laut Pettigrew (1998)

Gemeinsame Gruppe

A

Die veränderte positive Beziehung zur relevanten Fremdgruppe kann auf lange Sicht auch dazu führen, dass zunehmend Gemeinsamkeiten zwischen der Eigen- und der Fremdgruppe wahrgenommen werden, was letztlich zur Rekategorisierung als gemeinsame Gruppe führen kann

Dieser Prozess kann durch Interventionsmaßnahmen gezielt unterstützt werden

Hierbei wird nicht versucht, die kategoriale Wahrnehmung und die Bedeutsamkeit der Gruppenmitgliedschaft zu schwächen

Vielmehr geht es darum, die wahrgenommene Inklusivität der entsprechenden Kategorien so zu verändern, dass die vorherige Eigengruppe als Teil einer neuen, sozial inklusiveren gemeinsamen Eigengruppe aufgefasst wird, die sowohl die ursprüngliche Eigengruppe, als auch die ursprüngliche Fremdgruppe umfasst

Durch die Selbstdefintion auf einer höheren Ebene sozialer Inklusivität werden Mitglieder, die ursprünglich einer Fremdgruppe angehören, dann kognitiver Bestandteil der Selbstdefinition

Idealerweise führt dies zu einer maximalen Reduktion von Vorurteilen und Feindseligkeiten

36
Q

Kontakt

Schritte zur Generalisierung

Schematische Darstellung einer optimalen Kontaktsequenz auf der Grundlage der Theorie des Intergruppenkontakts von Pettigrew (1998)

A
37
Q

Empirische Befundlage und politische Implikationen

A

Wie eine Vielzahl von Interventionsmaßnahmen dokumentiert, besteht die Attraktivität und besondere Stärke der Kontakthypothese in ihrere unmittelbaren praktischen Anwendbarkeit

Eine stringente (=schlüssige/überzeugende) Prüfung des von Pettigrew vorgeschlagenen integrativen Kontaktmodells (inklusive der von ihm postulierten idealtypischen zeitlichen Abfolge von Kategorisierungsprozessen) steht bislang allerdings noch aus

38
Q

Empirische Befundlage und politische Implikationen

Empirische Befunde

A

Die von Allport spezifizierten Kontaktbedingungen sollten eher als förderliche, denn als notwenige Bedingungen betrachtet werden

Soziale Kontexte (Regionen, Bezirke oder Nachbarschaften) unterscheiden sich nicht nur darin, wieviel persönlichen Intergruppenkontakt sie ermöglichen, sonder auch darin, wie viel indirekte Kontakterfahrung sie ermöglichen

Die Anaylsen liefern klare Belege für einen kontextuellen Effekt von positivem Intergruppenkontakt

Wer in Regionen, Bezirken oder Nachbarscheten wohnte, die nicht nur mehr direkte, sonder auch mehr indirekte Kontakterfahrungen ermöglichten, hatte weniger Vorurteile

Weitere Analysen zeigten, dass die Beziehung zwischen Intergruppenkontakt und Vorurteilen auf der Ebene des Kontextes durch Toleranz unterstützende Normen vermittelt wurde

In sozialen Kontexten, in denen Kontakt zwischen unterschiedlichen ethnischen Gruppen “normaler” war, unterstützen diese Normen positive Interaktionen über Gruppengrenzen hinweg

Diese Untersuchen deuten damit daraufhin, dass positiver Intergruppenkontakt Vorurteile nicht nur dadurch beeinflusst, dass Perosnen eigene positive Kontakterfahrungen machen, sonder auch dadurch, dass sie durch das Verhalten andere Personen in ihrem sozialen Kontext beeinflusst werden

39
Q

Politische Implikationen

Verschiedene Theorien und ihre Auswirkungen

A

Der Kontakthypothese zufolge besteht ein Schlüssel für harmonische Intergruppenbeziheungen in der Reduktion individueller Vorurteile

Die Theorie des realistischen Gruppenkonflikts & die Theorie der sozialen Identität legen allerdings nahe, dass Vorurteile häufig eher eine Konsequenz, denn die Primärursache von Konflikten zwischen Gruppen sind

40
Q

Politische Implikationen

A

Interventionsmaßnahmen, die die kollektiven oder strukturellen Ursachen von Intergruppenkonflikten vernachlässigen führen - der Kritik gegen die individualistische Login, die der Kontakthypothese folgt - bestenfalls zu eingeschränkten sozialen Veränderungen

Schlimmstenfalls tragen sie sogar zur Aufrechterhaltung bestehender struktureller Diskriminierung bei, indem sie bestehende Ungleichheiten durch ein Klima der Scheintolernaz verschleiern

Letzteres untergräbt die Chancen benachteiligter Gruppen, strukturelle Diskriminierung durch kollektive Strategien zu bekämpfen

Mitglieder von Minoritäten stehen Kontaktinterventionen daher häufig auch skeptischer gegenüber als Mitglieder der Majorität

41
Q

Politische Implikationen

Schlussfolgerungen

A

Man braucht sich der Kritik - an der Kontakthypothese - nicht en détail anzuschließen, um daraus die grundsätzliche Notwendigkeit abzuleiten, die potentiellen politischen Implikationen von Interventionsmaßnahmen, die auf die Förderung von Intergruppenkontakt abzielen, sorgfältig zu prüfen

Andererseits sollte man allerdings nicht das besondere Potential strukturierten Intergruppenkontakts aus den Augen verlieren

Führen positive Kontakterfahrungen nämlich dazu, dass sich Mitglieder statushoher Gruppen mit der statusniedrigen Gruppe solidarisieren - oder, dass sich benachbarte Personen in multikulturellen Nachbarschaften miteinander engagieren - und gemeinsam für den Abbau sozialer und institutioneller Diskriminierung eintreten, dann haben Kontaktmaßahmen durchaus das Potential, weitreichende und nachhaltige politische Veränderungen zu bewirken

42
Q

Integruppale Versöhnung

A

Aufgrund der langjährigen negativen Interaktionserfahrungen ist das Vertrauen in die Versöhnungsbereitschaft der gegnerischen Partei zudem oft derart gering, dass selbst positiv gemeinte Angebote oder Gesten missinterpretiert werden

43
Q

Intergruppale Versöhnung

“Prozess der Beseitigung emotionaler Barrieren, die den Weg zur Beedindigung des Intergruppenkonflikts blockieren”

A

Aufgrund der Bedeutung emotionaler Prozesse im Kontext langanhaltender Konflikte lässt sich Versöhnung zwischen Gruppen definieren als der “Prozess der Beseitigung emotionaler Barrieren, die den Weg zur Beedindigung des Intergruppenkonflikts blockieren”

In ihrem bedürnfisbasierten Modell der Versöhnung unterscheidet die Forschergruppe um Nadler zwischen zwei Kategorien emotionaler Barrieren:

  • Gefühle des Misstrauens zwischen den Konfliktparteien
  • Gefühle, die einer wahrgenommenen Bedrohung der eigenne Identität entspringen
44
Q

Intergruppale Veröhnung

Bedürfnisbasiertes Modell von Nadler et al.

Überwindung von Misstrauen

A

Lässt sich dem Modell zufolge als instrumentelle Versöhnung auffassen, da neues Vertrauen zwischne vormals gegnerischen Gruppen häufig aus kooperativen Anstrengungen zur Erreichung eines gemeinsamen und übergeordneten Ziels resultiert

45
Q

Intergruppale Veröhnung

Bedürfnisbasiertes Modell von Nadler et al.

Überwindung von Identitätsbedrohung

A

Um das Gefühl der Identitätsbedrohung aufzulösen muss allerdings auch ein Prozess der sozioemotionalen Versöhnung initiiert werden, bei dem die distinkten emotionalen Bedrüfnisse von Tätern und Opfern wechselseitig akzeptiert und befriedigt werden

Von besonderer Bedeutung ist die Annahme, dass sowohl Täter als auch Oper durch den Konflikt eine Bedrohung ihrer Identität erleben und dass deshalb Formen einer einseitigen Bedürfnisbefriedigung nicht zum Ende des Konflikts führen

46
Q

Intergruppale Veröhnung

Bedürfnisbasiertes Modell von Nadler et al.

Überwindung der Identitätsbedrohung

Opfergruppe

A

Im Fall der Opfergruppe steht die Verletzung des Bedürfnisses nach Kontrolle über die eigenen Lebensumstände aufgrund der Übergriffe durch die Tätergruppe im Vorderung

Die Opfergruppe erwartet dem Modell zufolge daher ein Eingeständnis der Schuld und eine Versicherung, dass sich diese Übergriffe nicht wiederholen

47
Q

Intergruppale Veröhnung

Bedürfnisbasiertes Modell von Nadler et al.

Überwindung der Identitätsbedrohung

Tätergruppe

A

Mitglieder der Tätergruppe sehen aufgrund ihrer Taten ihr moralisches Ansehen bedroht und fürchten den Ausschluss aus der moralischen Wertegemeinschaft

Die Tätergruppe hat daher ein erhöhtes Bedürfnis nach moralischer Rehabilitation und erwartet Vergebung

48
Q

Intergruppale Veröhnung

Bedürfnisbasiertes Modell von Nadler et al.

sozioemotionale Versöhnung

A

Bei der sozioemotionalen Versöhnung stehen somit das Eingständnis vergangenen Fehlverhaltens durch die Tätergruppe und die Vergebung durch die Opfergruppe im Zentrum (apology-forgiveness cycle)

Erkennt die Tätergruppe die eigene Verantwortung für die historsichen Vergehen an, und bittet die Opfergruppe um Verzeihung, so ermächtigt sie dadurch die Opfergruppe, Vergebung zu gewähren oder zu verweigern

Auf diese Weise wird das Bedürfnis der Opfergruppe nach (Wieder-)Erlangung der Kontrolle erfüllt

Durch die Vergebung wiederum wird das Bedürfnis der Tätergruppe nach moralischer Rehabilitation befriedigt

Studien in unterschiedlichen Kontexten gravierender Intergruppenkonflikte liefern modellkonforme Ergebnisse