Kapitel 3 - Soziale Kognition und Attribution Flashcards
Mit welcher Frage beschäftigt sich soziale Kognition?
Wie gelangen mEnschen zu ihrer subjektiven Konstruktion der sozialen Realität?
Mit welcher Frage beschäftigt sich Attribution?
Nach welchen Prinzipien entwickeln Menschen Erklärungen für ihr eigenes Verhalten und das Verhalten anderer Menschen?
Was beeinflusst die menschliche Wahrnehmung der sozialen Realität?
eigene Ziele, Bedürfnisse, Wünsche und Erwartungen
Stereotype
Sozal geteilte Überzeugungen bezüglich der Attribute, Eigenschaften, Verhaltensweisen etc., hinsichtlich derer die Mitglieder einer Gruppe einander ähneln und von Mitgliedern anderer Gruppen unterscheiden
- Stereotype spielen in vielen Alltagssituationen eine Rolle
- können dramatische Effekte auf das Verhalten haben
Welche sind die Generalthemen der sozialen Kognitionsforschung?
Die Frage, wie soziale Informationen verarbeitet werden und wie sich diese Verarbeitungsprozesse auf die subjektive Wahrnehmung und Interpretation der sozialen Realität auswirken, sind Generalthemen der sozialen Kognitionsforschung
Soziale Kognition
Der Prozess des Erwerbs, der Organisation und Anwendung von Wissen über sich selbst und die soziale Welt.
Konkret beinhaltet dieser Prozesse (a) mentale Repräsentationen über sich selbst, über andere und über soziale Beziehungen zu erstellen und im Gedächtnis zu speichern, und (b) diese mentalen Repräsentationen flexibel anzuwenden, um Urteile zu bilden und Entscheidungen zu treffen
Mentale Repräsentationen
Wissensstrukturen, die Menschen konstruieren, im Gedächtnis speichern, aus dem Gedächtnis abrufen und in unterschiedlicher Weise verwenden können
Schema
Repräsentation, die Informationen über die Attribute eines Konzepts und die Attributionsrelationen beinhaltet
Personenschemata
Wissen über bestimmte Personen
Kausale Schemata
Abstrakte Annahmen darüber, welche Ursachen für bestimmte Arten von Ereignissen verantwortlich sind
Skript
Repräsentation von Ereignissen, die Informationen über zeitliche Abfolgen beinhaltet
Kategorie
Repräsentation einer Klasse von Objekten, Personen oder Ereignissen mit ähnlicher Bedeutung oder Funktion
Konkrete Kategorien: Pflanzen, Tiere
Soziale Kategorien: Männer, Frauen
Abstrakte Kategorien: Werte, Ideale
Definition Stereotype bei Wissensrepräsentationen
Repräsentation der allgemeinen Merkmale der Mitglieder einer sozialen Kategorie
Prototyp
Repräsentation der ideal-typischen und definitorischen Merkmale einer Kategorie
Assoziatives Netzwerk
Komplexe kognitive Struktur, in der eine Vielzahl von Konzepten durch assoziative Verbindungen miteinander in Beziehung steht
Durch Ausbreitung der Aufmerksamkeit entlang diese Verbindungen werden bei Aktivierung eines Konzepts benachbarte Konzepte ebenfalls aktiviert
Schritte der sozialen Informationsverarbeitung
Initiale Wahrnehmung
In einem ersten Schritt muss eine Person das kritische Stimulusereignis wahrnehmen
Schritte der sozialen Wahrnehmung
Voraussetzungen für die initiale Wahrnehmung
- setzt voraus, dass die Person ihre Aufmerksamkeit auf bestimmte Aspekte der Situation konzentriert und andere Aspekte der Situation von der weiteren Verarbeitung ausschließt
salienter Stimulus
Ein Stimulus, der die Fähigkeit besitzt, im Zusammenspiel mit Merkmalen des Wahrnehmenden die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen
Wann werden Stimuli salient
wenn sie
(a) sozial bedeutsam sind und
(b) im Vergleich zu anderen Stimuli im sozialen Kontext relativ selten auftreten
Konsequenzen der Salienz eines bestimmten Stimulus
hat wichtige Konsequenzen
erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass sich die nachfolgende Informationsverarbeitung auf Informationen konzentriert, die mit dem salienten Stimulus zusammenhängen
Schritte der sozialen Wahrnehmung
Wovon hängt die initiale Wahrnehmung ab?
stark abhängig, worauf die Aufmerksamkeit in der Wahrnehmungssituation gelenkt wird
Aufmerksamkeit ist eine begrenzte Ressource und ist damit notwendiger Weise selektiv
Das Wissen und die Erwartungen, die Menschen in eine bestimmte Situation hineinbringen, ermöglicht es ihnen, ihre Aufmerksamkeit auf das zu lenken, was wichtig ist und Unwichtiges zu ignorieren
Schritte der sozialen Wahrnehmung
Enkodierung
In einem zweiten Schritt muss die Person die Stimuli enkodieren und interpretieren - ihnen muss Sinn verliehen werden
Der Einfluss von Vorinformationen und Erwartungen hat im Allgemeinen einen starken Einfluss auf das, woran Menschen sich nach einer Situation erinnern
Prozess der Enkodierung setzt voraus, dass im Gedächtnis gespeichertes Wissen, welches für die Interpretation potentiell relevant ist, zugänglich ist und abgerufen werden kann
Enkodierung
Der Prozess, der einen äußeren Stimulus in eine kognitive Repräsentation überführt, die dann im Gedächtnis gespeichert wird
Der Prozess der Enkodierung beinhaltet, dass der externe Stimulus mit bereits vorhandenem Wissen in Beziehung gesetzt wird, wodurch er informationshaltig wird und einen Sinn erhält
Zugänglichkeit
Der Begriff der Zugänglichkeit bezieht sich darauf, wie leicht ein bestimmter Inhalt aus dem Gedächtnis abgerufen werden kann.
Schnell abrufbare Inhalte werden als leicht zugänglich bezeichnet.
“Prime” - Reize
Ein Reiz, der die Zugänglichkeit eines Gedächtnisinhalts erhöht bzw. zur Aktivierung eines bestimmten Inhalts führt, ohne dass es der Person selbst bewusst ist, wird als “Prime” bezeichnet
Kategorisierung
Der Prozess, durch den ein Stimulus einer Klasse ähnlicher Objekte zugeordnet wird
Systematisierung
Eine Hauptfunktion der Kategorisierung besteht in der Systematisierung der wahrgenommenen Stimuli im Hinblick auf zielorientiertes Handeln
Systematisierung wird dadurch erzieht, dass bestehende Unterschiede zwischen Stimuli, die einer gemeinsamen Kategorie zugeordnet werden, zugunsten bestehender Ähnlichkeit vernachlässigt werden
Inferenz
Die Kategorisierung eines Stimulus erlaubt es, aus dem bereits gespeicherten Wissen über Mitglieder der Kategorie auf Eigenschaften oder Merkmale des Stimulus zu schließen, die nicht unmittelbar beobachtet wurden (oder werden können)
Ohne diese Möglichkeit der Inferenz wäre jeder Stimulus immer wieder aufs Neue unbekannt und einzigartig. Man müsste daher immer wieder in einem aufwändigen Prozess seine Eigenschaften und Qualitäten neu eruieren
Schritte der sozialen Wahrnehmung
Urteilen und Entscheiden
In einem weiteren Schritt der Informationsverarbeitung wird die enkodierte Wahrnehmung schließlich im Gedächtnis gespeichert.
Dieser neue Gedächtnisinhalt liefert dann in Zusammenspiel mit dem Gedächtnis bereits gespeicherten Wissen die Grundlage für Urteile und Entscheidungen, welche dann die Verhaltensreaktionen gegenüber dem Stimulusobjekt bestimmen
Unbewusste Einflüsse auf das Verhalten
Einige sozialpsychologische Experimente legen auch nahe, dass manche Verhaltensweisen quasi automatisch durch die unbewusste Aktivierung von Stereotypen ausgelöst werden, wenn Menschen bestimmten aktivierenden Stimuli (“Primes”) ausgesetzt sind
Wovon hängt die Interpertation der sozialen Realität zu der die wahrnehmende Person gelangt maßgeblich ab?
Auf welche Art und Weise sie die sozialen Informationen verarbeitet
Drei Aspekte der Informationsverarbeitung sind von besonderer Bedeutung
- Zusammenspiel von Stimulus und Vorwissen
- Menge der verarbeiteten Informationen
- relative Verhältnis von automatischen und kontrollierten Verarbeitungsprozessen
Von welchen zwei unterschiedlichen Quellen des Inputs wird die soziale Informationsverarbeitung beeinflusst?
- Input aus der sozialen Welt (den Merkmalen des Stimulus bzw. den Daten)
- Input in Form bereits vorhandenen Wissens der Person (z.B. Vorwissen über den Stimulus bzw. Hypothesen oder Konzepte)
top-down oder konzepgesteuerte Informationsverarbeitung
Situationen in denen die Verarbeitung der sozialen Informationen überwiegend durch Vorwissen oder Erwartungen der wahrnehmenden Person geleitet wird
bottom-up oder datengesteuerte Informationsverarbeitung
Informationsverarbeitung überwiegend durch Merkmale des Stimulus oder der Stiuation determiniert
Modus der Informationsverarbeitung
Menge der verarbeiteten Informationen
Bei der systematischen Verarbeitung berücksichtigen Menschen eine Vielzahl von Informationen im Rahmen der Eindrucks oder Urteilsbildung
Informationen werden sorgfältig gesammelt, geprüft und abgewogen, bevor sie in eine Interpretation des sozialen Stimulus oder der sozialen Situation integriert werden
In anderen Situationen benutzen Menschen die heuristische Informationsverarbeitung
heuristische Informationsverarbeitung
Wenn Menschen nur einige wenige Hinweisreize verarbeiten und sich dann auf subjektiv bewährte Entscheidungshilfen (Heuristiken), die ihnen eine schnelle Urteilsbildung ermöglichen, stützen - spricht man von heuristischer Informationsverarbeitung
Kognitive Heuristik
Eine kognitive Entscheidungshilfe im Sinne einer Faustregel, die es Mensdchen ermöglicht, mit geringem kognitiven Aufwand auf der Grundlage weniger Informationen Entscheidungen oder Urteile zu treffen
Verfügbarkeitsheuristik
Bei der Einschätzung von Häufigkeiten oder Auftretenswahrscheinlichkeiten von Ereignissen verwenden Personen oft eine Heuristik, bei der der Grad der Zugänglichkeit von Informationen im Gedächtnis als Urteilsgrundlage dient
Stereotype fungieren im Sinne von Heuristiken
Wie das Experiment von Duncan illustriert, fungieren in sozialen Interaktionen Stereotye häufig im Sinne von Heuristiken - auf der Grundlage weniger wahrgenommener Hinweisreize werden Stereotype aktiviert, die dann Urteile und Entscheidungen beeinflussen, ohen dass weitere verfügbare Informationen systematisch berücksichtigt werden
Wovon hängt es ab, ob die Urteilsbildung eher auf systematischer oder auf heuristischer Informationsverarbeitung beruht?
Verarbeitungskapazität
Verarbeitungsmotivation
sind die Kapazitäten und Ressourcen (z.B. Aufmerksamkeit) einer Person eingeschränkt, ist die Wahrscheinlichkeit heuristischer Verarbeitung erhöht
wenn die zu treffenden Urteile oder Entscheidungen hohe persönliche Relevanz besitzen, sind Menschen typischerweise auch hoch motiviert, zu einem möglichst adäquaten Urteil zu kommen - dies erhöht die Wahrscheinlichkeit systematischer Informationsverarbeitung
automatische Prozesse der Verarbeitung
Automatische Prozesse sind u.a. dadurch gekennzeichnet, dass sie wenig kognitive Ressourcen verbrauchen, nicht kontrolliert werden müssen (oder kontrolliert werden können) und unterhalb der Bewusstseinsschwelle ablaufen
kontrollierte Prozesse der Verarbeitung
benötigen erhebliche kognitive Ressourcen, sie erfordern aktive Regulation, die von einer Person (zumindest teilweise) bewusst gesteuert werden kann
Kontinuum-Modell von Susan Fiske und Steven Neuberg (1990)
eines der einflussreichsten Modelle zur Frage, wie sich Menschen Eindrücke von anderen Menschen bilden
geht davon aus, dass die Eindrucksbildung stets mit einer automatischen Kategorisierung der fremden Person beginnt, die auf der Grundlage leicht beobachtbarer Merkmale erfolgt
Kontinuum-Modell
Kategorien- oder stereotypenbasierte Informationsverarbeitung
Menschen werden automatisch Kategorisiert und der damit assoziierten stereotypischen Eigenschaften wahrgenommen, ohne dass die wahrnehmende Person dies beabsichtigt
Nur wenn die Motivation zu einer kontrollierten Form der Informationsverarbeitung vorhanden ist, wird die kategorienbasierte Informationsverarbeitung zugunsten einer eigenschaftsbasierten Informationsverarbeitung aufgegeben, bei der die wahrnehmende Person Schritt für Schritt die individuellen Eigenschaften und Merkmale der Zielperson bei der Eindrucksbildung berücksichtigt
Duale-Prozess Modelle
Modelle, die zwei distinke Modi der sozialen Informatiosnverarbeitung unterscheiden
Attributionstheorien
Theorien, die sich damit befassen, wie Menschen ihr eigenes Verhalten und das Verhalten anderer Menschen erklären
Erkenntnisbezogene Motive der sozialen Informationsverarbeitung
In Situationen, die für Menschen persönlich hochgradig relevant sind, sind sie i.d.R. motiviert, alle relevanten Informationen zu beachten und in systematischer Art und Weise zu verarbeiten, bevor sie ein Urteil oder eine Entscheidung treffen
Allerdings ist diese Notwendigkeit nicht in jeder Situation gegeben, und akkurate Informationen sind auch nicht immer erwünscht
Das Erkenntnismotiv, ist dasher nicht immer eine treibende Kraft in der sozialen Informationsverarbeitung
Konsistenzbezogene Motive der sozialen Informationsverarbeitung
Theorie der kognitiven Dissonanz - Leon Festinger - 1957
aus der Theorie lassen sich explizite Aussagen hinsichtlich der Suche und Verarbeitung von Informationen machen
Der Theorie zufolge verletzt Wahrnehmung subjektiv-logischer bzw. “pschologischer” Unvereinbarkeiten zwischen zwei oder mehreren thematisch relevanten Kognitionen das Motiv nach kognitiver Konsistenz, was sich in einem unangenehmen Zustand innerer Anspannung niederschägt (kognitive Dissonanz)
Konsistenzbezogene Motive sozialer Informationsverarbeitung
Theorie der kognitiven Dissonanz - Festinger - 1957
Was tun Menschen, um den Zustand kognitiver Dissonanz zu vermeiden?
Menschen tendieren häufig dazu, Informationen zu suchen, die mit bereits bestehenden Einstellungen und Meinungen im Einvernehmen stehen, während sie konräre Informationen eher vermeiden
Konsistenzbezogene Motive der sozialen Informationsverarbeitung
Stereotype und kognitive Dissonanz
Die Tendenz zur selektiven Suche nach konsistenten Informationen spielt auch bei der Aufrechterhaltung von Stereotypen eine wichtige Rolle
Menschen suchen selektiv nach Hinweisen, die ihre Stereotype bestätigen; steretypeninkonsistente Informationen werden hingegen eher vernachlässigt, ignoriert oder “wegerklärt”
Selbstwertbezogene Motive der sozialen Informationsverarbeitung
Zahlreiche Untersuchungen dokumentieren, dass Menschen bestrebt sind, das eigene Selbstwertgefühl zu schützen und/oder zu steigern
Dieses Bestreben beeinflusst zum einen, welche selbstbezogenen Informationen Menschen aktiv suchen, und welche sie vermeiden
Selbstwertbezogene Motive der sozialen Informationsverarbeitung
Selbstwertgefühl und soziale Gruppen
Menschen ziehen einen Tiel ihres Selbstwertgefühls aus ihrer Zugehörigkeit zu sozialen Gruppen
Daher wirkt sich das Bedürfnis nach positiver Selbstbewertung auch auf die Interpretation und Beurteilung der Handlungen und Verhaltensweisen von Mitgliedern der Gruppe aus, zu denen der Wahrnehmende gehört
empirische Belege dokumentieren, dass Menschen negative Verhaltensweisen die von Angehörigen ihrer eigenen Gruppe ausgeübt werden, in einer Art und Weise erklären, die es ihnen erlaubt, ihr positives Bild von der Gruppe (und damit auch ein positives Bild von sich selbst) aufrechtzuerhalten
Heuristiken und Verzerrungen (heuristics & bias)
Die Rationalität menschlicher Informationsverarbeitung ist eine alte philosophische Streitfrage, die noch immer in der psychologischen Entscheidungstheorie und -forschung diskutiert wird
Eine Antwort auf diese Frage gibt das Paradigma, das als “Heuristiken und Verzerrungen” bezeichnet werden kann
Wonach handelt laut Kahneman & Tversky, 1986, ein normativ rationales Individuum
Nach dem Prinzip der Nutzenmaximierung
Es bedieht sich in seinen Entscheidungen mathematicher bzw. statistischer Rationalität, da diese Art der Entscheidungsfindung den optimalen Nutzen einer Entscheidung ermitteln kann
Was ist eine “Verzerrung” (bias) laut Kahneman & Tversky?
Abweichungen im Entscheidungsverhalten vom Prinzip der Nutzenmaximierung
Welchen Einfluss hat die Veränderung des Rahmens einer Entscheidung auf das Entscheidungsverhalten?
Die Veränderung des Rahmens einer Entscheidung kann das Entscheidungsverhalten stark beeinflussen, bzw. sogar fast gänzlich umkehren
Die Zielstruktur der Situation mit dem jeweiligen Rahmen verändert sich. Je nach Rahmen werden andere Handlungsbedingungen als angemessen, effizient oder überhaupt erst für denkbar eingeschätzt (Esser, 1990)
Handeln in Situationen, in denen Menschen von Verlust vs. von Gewinn ausgehen
Gehen Menschen von Verlust aus, neigen sie eher zu riskantem Verhalten
Erwarten sie Gewinn, so bevorzugen Menschen eher risikoloses Verhalten
In welchen drei Punkten weicht das Entscheidungsverhalten von Menschen von einem komplett rationalen Entscheidungsverhalten ab - laut Kahneman & Tversky?
- Wahrscheinlichkeitseinschätzung
- Referenzpunkt
- Rahmung der Entscheidung
Abweichungen von komplett rationalen Entscheidungsverhalten - Kahneman & Tversky
Wahrscheinlichkeitseinschätzung
Wahrscheinlichkeit des Eintreffens eines Ereignisses wird von Menschen häufig subjektiv falsch eingeschätzt
Kleine Wahrscheinlichkeiten werden überschätzt, große Wahrscheinlichkeiten eher unterschätzt
Nur bei den Extremen der absoluten Sicherheit oder unmöglichen Ereignissen stimmen die subjektive Bewertung von Wahrscheinlichkeiten mit der objektiven Realität überein
Abweichungen von komplett rationalen Entscheidungsverhalten - Kahneman & Tversky
Referenzpunkt
Menschen bewerten das Ergebnis von Entscheidungen immer in Relation zu einem Ausgangspunkt
Gewinne werden gegenüber diesem Ausgangspunkt als positiv erlebt, während Verluste als negativ betrachtet werden
Gewinn und Verlust und die damit einhergehenden Gefühle sind aber nicht linear miteinander verknüpft
Gewinne und Verluste unterscheiden sich nicht nur in dem assoziierten Gefühl, sonder auch in ihrem Anstiegsverhalten
Kleine Verluste verursachen wesentlich mehr negative Gefühle als kleine Gewinne in Relation dazu positive Gefühle hervorbringen können
Abweichungen von komplett rationalen Entscheidungsverhalten - Kahneman & Tversky
Rahmung der Entscheidung
Wie Entscheidungsalternativen bewertet werden, hängt nicht zuletzt davon ab, in welchem Rahmen sie gesehen werden
Nicht die objektive Qualität der Entscheidungsalternativen spielt eine Rolle, sonder deren Einordnung in Gewinn und Verlust
Wie Menschen Entscheidungen rahmen, hängt mit Gewohnheiten, der Kultur und weiteren Einflüssen zusammen, die sich relativ schwer zu einem Begriff vereinheitlichen lassen
Ist menschliches Entscheidungsverhalten rational im Sinne der strengen mathematisch/statistischen Nutzenmaximierung?
Nein.
Menschen nehmen sich entweder nicht die Zeit wirklich systematisch alle Informationen einer gegebenen Situation auszuwerden oder sie sind nicht mit mathematischem/statistischem Grundwissen ausgestattet, das sie auf einen Fall anwenden können
Selbst wenn sie über dieses Wissen verfügten, so verwenden es doch die wenigsten in ihren Alltagsentscheidungen
Meist werden Entscheidungen lediglich aufgrund von Heuristiken getroffen
Repräsentativheuristik
Wenn Menschen Wahrscheinlichkeitsaussagen treffen, so werden sie diese häufig anhand von Repräsentativheuristiken generieren
Dabei betrachten sie Merkmale eines zu klassifizierenden Gegenstandes und schätzen ab, für welchen Bereich dieser typisch ist
Beeinflusst auch die Wahrnehmung der Einschätzung von Ursache und Wirkung
Repräsentativheuristik und Kausalebeziehungen
Menschen scheinen besonders anfällig dafür zu sein, Kausalbeziehungen herzustellen, wenn eine relative Ähnlichkeit zwischen Merkmalen der Ursache und Merkmalen der Wirkung wahrgenommen werden
Menschene tendieren bspw. zur Annahme, dass große Effekte repräsentativ für große Ursachen sind, kliene Effekte für kleine Ursachen und komplexe Effekte für komplexe Ursachen
Beim kausalen Schlussfolgern kann die Repräsentativheuristik trotz ihres intiutiven Appeals zu gravierenden Fehlschlüssen führen
Anker- und Anpassungheuristik
Wird von Menschen angewendet, wenn diese eine Quantität abschätzen sollen
Dabei orientiert sich die Schätzung an einem relativ willkürlich festgelegten Wert und wird von diesem ausgehend adjustiert
Mittlerweile liegt eine Vielzahl an Untersuchungen vor, die den Effekt der Ankerheuristik in unterschiedlichen Kontexten bestätigt
Diese Untersuchungen zeigen auch, dass Fachwissen den Effekt dieser Heuristik nicht notwendigerweise außer Kraft setzt
Auslassungverzerrung (omission bias)
Tendenz, eine Handlung zu vermeiden, die potentiell Schaden zufügen könnte, aber viel wahrscheinlicher größeren Schaden abwendet
Das Wissen um solche Verzerrungen und Heursitiken kann helfen, sinnvolle Programme und Entscheidungshilfen zu entwickeln
Begrenzte Rationalität (Bounded Rationality)
Gigerenzer und seine Kollegenschaft kritisieren den Rationalitätsbegriff des “Heuristiken und Verzerrungen” Paradigmas von Kahneman & Tversky
Dieser erscheint ihnen als zu eng gefasst, da er nicht die Komplexität der alltäglichen Lebensumwelt berücksichtige
Am Ansatz von Kahneman & Tversky werden vorallem die
- Engen Normen* &
- Zugrundeliegenden Prozesse*
kritisiert
Begrenzte Rationalität (Bounded Reality)
Kritik an “Heuristiken und Verzerrungen”
Enge Normen
Rational sei hier nur Verhalten, das in Einklang mit statistisch/mathematischem Denken steht (Kahneman & Tversky)
Dies sei aber nicht sinnvoll, da Entscheidungen meistens
(a) lediglich einen Einzelfall betreffen und damit per Definition nicht durch statistische Methoden “richtig” erfasst werden könnten
(b) Entscheidungen immer in einem gewissen Kontext stehen, welcher selbst definiert, welches Verhalten in ihm als rational zu bezeichnen ist
Begrenzte Rationalität (Bounded Rationality)
Kritik an “Heuristiken und Verzerrungen”
Zugrundeliegende Prozesse
Oft würden nur vage Heursitiken als Erklärungen von Entscheidungsphänomenen angegeben, die fot auch noch doppeldeutig im Sinne ihrer Interpretierbarkeit seien
Konstatiert würde nur eine Verstoß gegen mathematisch/statistische Denkweisen
Dise zugrundeliegenden Prozesse von Entscheidungen würden dadurch aber nicht deutlich gemacht
Begrenzte Rationalität
Beschränktheit der menschlichen Verarbeitungskapazität
Der alltägliche Mensch verfügt schlichtweg nicht über die Kapazitäten und Ressourcen, jede Entscheidung so lange hin und her abzuwägen, bis die tatäschlich mathematisch beste Wahl getroffen werden kann
Diese Aufgabe ist es nun zu zeigen, dass menschliches Entscheidungsverhalten, wenn diese Zwänge berücksichtigt werden, durchaus als rational eingestuft werden kann
Anspruch-Anpassungs-Theorie zum menschlichen Entscheidungsverhalten
Der Theorie zufolge ist das Entscheidungsverhalten stark davon beeinflusst, welchem Anspruchslevel (aspiration level) eine Entscheidung überhaupt gerecht werden muss
Je nach Anspruchslevel muss das entscheidende Individuum unterschiedlich viel Aufwand betreiben, um dieses Level zu erreichen
Begrenzte Rationalität (Bounded Rationality)
Wie wird die Rationalität der menschlichen Entscheidungsfähigkeit eingeschätzt?
ist abhängig davon:
(a) welche Bedeutung der Umwelt für den Entscheidungsprozess zugesprochen wird &
(b) was in dieser Umwelt als Optimum erreicht werden soll
Emotionen und Rationalität
Frühere Rationalitätsdebatten wurden oft unter der Prämisse geführt, dass Rationalität nur dann möglich ist, wenn die Gefühle aus dem Entscheidungsprozess herausgehalten werden - die Position gilt als veraltet
Heute: Ohne Emotionen wären wir gar nicht fähig, überhaupt zu entscheiden
Erst unsere Emotionen würden uns anzeigen, auf welchen Argumentberg wir tatsächlich setzen. Unsere Emotionen sind demnach aktiv an Entscheidungsprozessen beteiligt
Emotion
Das Fühlen einer körperlichen Veränderung, welche auf die Wahrnehmung eines erregenden Ereignisses erfolgt
Stimmung in Abgrenzung zur Emotion
(a) Stimmungen sind Gefühlzustände von geringerer Intensität als Emotionen
(b) Stimmungen sind nicht auf ein Objekt gerichtet
(c) Die Ursache der Stimmung liegt nicht im Aufmerksamkeitsfokus
(d) Stimmungen ziehen keine bestimmten Reaktionen in Verhalten, Emotionen und Kognitionen nach sich
(e) Stimmungen sind informativ für die allgemeine Qualität des eigenen Zustandes
Sozialpsychologische Forschung und Stimmungen
Es ist nicht leicht zu beobachten bzw. vorherzusagen, welches Verhalten nun genau aus einer Stimmung resultiert haben soll
Deswegen ist die sozialpsychologische Forschung dazu übergegangen gewisse eher allgemeine Denkstile zu identifizieren, die unter verschiedenen Stimmungen wahrscheinlicher angewendet werden
Zumeist wird dabei zwischen positiver und negativer Stimmung unterschieden und die Auswirkungen dieser beiden Stimmungslagen untersucht
Stimmungen und die Einschätzung einer Situation
Bless (1997) geht davon aus, dass Stimmungen vermitteln, ob eine Situation als problematisch (negative Stimmung) oder unproblematisch (positive Stimmung) gesehen wird
Wird eine Situation als unproblematisch identifiziert, so besteht keine Motivation diese weiter zu verarbeiten
Wird eine Situation als problematisch eingeschätzt, ist es meist sinnvoll, sich von den eigenen ausgetretenen Pfaden zu lösen
Es werden spezifischere Repräsentationen und genauere Problemanalysen notwendig
Das negativ gestimmte Individuum wendet als nicht mehr seine allgemeine Wissenstruktur an, sondern analysiert genauer, um sein Verhalten, Planen und Entscheiden zur Lösung der problematisch empfundenen Situation auszurichten
Stimmungen und die Qualität von Argumenten
Bless, Mackie und Schwarz (1992) konnten zeigen, dass die Qualität von Argumenten vor allem von Menschen in einer traurigen Stimmung berücksichtigt wird, während auf freudig Gestimmte die Quaität von Argumenten kaum Einfluss bzgl. deren Einstellungsänderung hat
Bei freudig Gestimmten werden, wirkten schwache Argumente fast ebenso gut, wie starke Argumente
Weiter konnte gezeigt werden, dass gut gestimmte Menschen eher als schlecht gestimmte Menschen, auf Stereotype zurückgreifen, somit eher Stimuli ganzheitlich verarbeiten, anstatt sie auf ihre Komponenten hin zu analysieren
Flow
Freudiges reflexionsfreies Aufgehen in glatt laufender Tätigkeit, die trotz hoher Beanspruchung ständig unter Kontrolle ist
Stimmung als Motivatonsregulativ
Menschen streben eine angemessene positive, optimistische Affektbalance im Alltag an
Die eigene Stimmung dient als ein Regulativ für die Bearbeitung von Aufgaben
Sinkt die Stimmung während der Bearbeitung einer Aufgabe ab, z.B. durch Ermüdung, so sinkt auch die Motivation weiter zu arbeiten
“Affect Infusion Modell” (AIM) - Forgas (2002)
Ein etwas komplexeres Modell zur Wirkung von Stimmungen auf kognitive Prozesse
unterscheidet vier Prozessstrategien, die Menschen in sozialen Situationen anwenden, und die unterschiedlich stark durch Stimmungen beeinflussbar sind
(a) direkter Abruf eines bereits existierenden Verhaltens
(b) Motivierte Verarbeitung für ein bereits gesetztes Ziel
(c) Anwendung einer Heuristik
(d) substantielle generative Verarbeitung, um Verhalten zu planen
Welche dieser Prozessstrategien verwendet wird, ist maßgeblich durch die jeweilige Person, deren Aufgabe und die Situation bestimmt
Das AIM sagt also vorher, wann Affekte besonders viele Auswirkungen auf unser Denken und Handeln in sozialen Situationen haben
Affect Infusion Modell
Einfluss von Affekten auf Prozessstrategien
Die vier Prozessstrategien lassen sich dahingehend unterscheiden, wie anfällig sie für den Einfluss von Affekten sind - wann Affekte in die Gedankenprozesse eindringen können
Die ersten beiden Prozessstrategieren werden eher dann verwendet, wenn keine eigene Planung mehr vorgenommen werden muss und die Abfolge der nächsten Handlungschritte relativ festgelegt ist
Die letzten beiden Prozessstrategien werden vor allem dann eingesetzt, wenn das zukünftige Verhalten noch nicht festgelegt ist
Es sind vorallem die beiden letzten Prozessstrategien durch Affekte beeinflussbar
Affect Infusion Modell
Welche sind die vier Prozessstrategien?
Reihenfolge ist wichtig
- Direkter Abruf eines bereits existierenden Verhaltens
- Motiverte Verarbeitung für ein bereits gesetztes Ziel
- Anwendung einer Heuristik
- Substantielle generative Verarbeitung, um Verhalten zu planen
Affect Infusion Modell
Welchen Einfluss hat die Stimmung in diesem Modell?
Stimmung legt zwar die Qualität aber nach dem AIM nicht die Quantität der Denkprozesse fest
Wie viel kognitvier Aufwand betrieben wird, ist durch die Stimmung alleine nicht determiniert, sondern durch die Verwendung der oben eingeführten vier Prozessstrategien
Theorie der korrespondierenden Schlussfolgerungen von Jones und Davis (1965)
Wie schließen Menschen von einer beobachteten Handlung auf die Dispositionen (Persönlichkeitsmerkmale, Einstellungen, Motive, etc.) der handelnden Person, die ihn zu dem Verhalten veranlasst haben
Theorie postuliert zwei wesentliche Schritte:
Im ersten Schritt msus der Beobachtende entscheiden, ob die handelnde Person die Handlung mit Absicht ausgeführt hat - zufällig ausgeführte Verhaltensweisen haben i.d.R. keinen Informationsgehalt für zugrundeliegende Dispositionen
Im zweiten Schritt muss der Beobachtende dann entscheiden, welche Disposition(en) die handelnde Person zur konkreten Handlung veranlasst haben
Theorie der korrespondierenden Schlussfolgerungen
Was sind spezifische Konsequenzen?
Spezifische Konsequenzen sind solche, die ausschließlich mit einer bestimmten Handlungsalternative, nicht jedoch mit anderen möglichen Handlungen einhergehen (Prinzip der nicht-gemeinsamen Effekte)
Allerdings sind nicht alle spezifischen Konsequenzen einer Handlung gleichermaßen informativ
Aufschlussreich sind insbesondere solche, deren Wert im Allgemeinen als gering oder sogar negativ eingeschätzt wird
Kovatiation und kausale Schemata
Theorie von Harold Kelly
Unterscheidet drei Arten von Attributionen:
Personenattributionen
die Ursachen liegen in der beobachteten Person
Stimulusattributionen
die Ursachen liegen in Eigenschaften eines Reizes bzw. der Umgebung
Umständeattributionen
die Ursachen liegen in spezifischen Umständen zu bestimmten Zeitpunkten
Kovariation und kausale Schemata
Theorie von Harold Kelley
Kovariationsprinzip
Verfügt eine Person aufgrund wiederholter Verhaltensbeobachtungen über Informationen aus mehreren Informationsquellen, dann wird die entsprechende Ursache Kelley zufolge nach dem Kovariationsprinzip ermittelt
Dieses Prinzip besagt, dass ein beobachteter Effekt derjenigen Ursache zugeschrieben wird (der Person, dem Stimulus oder den Umständen), mit der er über die Zeit hinweg kovariiert
Kovariation und kausale Schemata
Theorie von Harold Kelley
Analyse potentieller Ursache-Wirkungsbeziehungen nach dem Kovariationsprinzip
Menschen ziehen Informationen aus drei unterschiedlichen Quellen heran
Konsensusinformationen
resultieren aus Beobachtungen der Reaktionen anderer Personen auf den Stimulus
Distinktheitsinformationen
resultieren aus Beobachtungen des Verhaltens der Person in anderen Situationen (gegenüber anderen Stimlui)
Konsistenzinformationen
resultieren aus Beobachtungen des relevanten Verhaltens über die Zeit
Kovariation und kausale Schemata
Theorie von Harold Kelley
unterschiedliche Informationsmuster
Bei einer dichotomen Ausprägung der jeweiligen Informationen (hoch vs. niedrig) resultieren acht unterschiedliche Informationsmuster
Zu einer Personenattribution kommt es nach Kelley dann, wenn geringer Konsensus, geringe Distinktheit und hohe Konsistenz besteht
Bei hohem Konsensus, hoher Distinktheit und hoher Konsistenz attribuieren Personen eher auf den Stimulus
bei niedrigem Konsensus, hoher Distinktheit und niedriger Konsistenz attribuieren Personen eher auf die Umstände
Kovariation und kausale Schemata
Theorie von Harold Kelley
Kovariationsprinzip
Beruht auf einem kognitiv äußerst anspruchvollen Prozess der Datenalayse - gleicht einer naiven Version der statistsichen Varianzanalyse
Setzt zudem die Anwedung dieses Prinzips voraus, dass Personen über eine Vielzahl von Informationen verfügen - eine Voraussetzung, die in vielen Situationen, in denen Menschen kausale Schlussfolgerungen anstellen, nicht gegeben ist
Kovariationsprinzip habe “Idealcharakter”, liegen nur unvollständige Informationen vor greifen Menschen zu kausalen Schemata
Kovariation und kausale Schemata
Theorie von Harold Kelley
Kausale Schemata
Wissensstrukturen, in denen durch Erfahrung gewonnene abstrakte Annahmen daüber repräsentiert sind, welche Ursachenfaktoren für bestimmte Arten von Ereignissen verantwortlich sind, bzw. wie diese Ursachenfaktoren zusammenspielen
Kovariation und kausale Schemata
Theorie von Harold Kelley
zwei Arten von kausalen Schemata
Kelley unterscheidet zwischen zwei Arten von kausalen Schemata:
Solche, die zur Ergänzung unvollständiger Informationen dienen (“Ergänzungsschemata”) und solche, die explizit Annahmen über die möglichen und wahrscheinlichen Ursachen machen
Kovariation und kausale Schemata
Theorie von Harold Kelley
Abwertungsprinzip
Auf der Grundlage ihres Vorwissens neigen Menschen bspw. dazu, einer plausibeln Ursache für das Auftreten eines bestimmten Effekts weniger Gewicht beizumessen, wenn gleichzeitig andere plausible Ursachen für den Effekt ebensfalls gegeben sind, als wenn sie allein vorhanden wären
Kovariation und kausale Schemata
Theorie von Harold Kelley
Aufwertungsprinzip
Faktoren, die gegen das Auftreten eines Effekts wirken, verleiten Menschen dazu, einer plausiblen förderlichen Ursache für eine Handlung eine stärkere Wirkung zuzuschreiben, als wenn diese Ursache alleine vorliegt
Duale-Prozess-Modelle der Attribution
Modell von Daniel Gilbert, et. al
Gehen davon aus, wenn Menschen das Verhalten einer Person beobachten, bilden sie in einem ersten Schritt zunächst relativ automatisch eine Personenattribution
Auf welche Dispositionen die beobachtende Person in der sozialen Situation schließt, wird dem Modell zufollge maßgeblich durch deren Erwartungen beeinflusst
Zu einem weiteren Schritt der Informationsverarbeitung kommt es nur, wenn die Person über die nötigen kognitiven Ressourcen verfügt und entsprechend motiviert ist, diese zu verwenden
Sind diese Voraussetzungen gegeben, wird ein kontrollierter Attributionsprozess eingeleitet, in dem systematisch weitere Informationen zur Schlussfolgerung herangezogen werden
Korrespondenzverzerrung
Beobachter*innen neigen generell dazu, das Verhalten einer handelnden Person eher auf internale als auf externale Faktoren zurückzuführen
Ursachen für ein Verhalten werden somit eher der handelnden Person (ihren Dispositionen, Motiven, etc.) als der Situation oder den Umständen (z.B. äußeren Zwängen) zugeschrieben
Akteur-Beobachter-Divergenz
Obwohl Menschen (insbesondere Menschen in westlichen Gesellschaften) das Verhalten anderer Personen oft automatisch auf Dispositionen der handelnden Person zurückführen, gibt es eine spezifische Divergenz zwischen agierenden und beobachtenden Personen, wenn es um die Zuschreibung von Ursachen geht
Interessanterweise neigen Menschen dazu, ihr eigenes Handeln stärker auf externe oder situationale als auf interne oder dispositionale Faktoren zurückzuführen
Selbstwertdienliche Attributionsverzerrung
Diese Art der Verzerrung spielt insbesonderen in Leistungssituationen eine Rolle; sie dient der Steigerung oder dem Schutz des Selbstwertgefühls
Um ihr Selbstwertgefühl zu steigern, führen Menschen die eigenen Erfolge typischerweise in höherem Maße auf (stabile) internale Faktoren zurück (Fähigkeiten, Begabung) als vergleichbare Erfolge andere Perosnen
Um ihr Selbstwertgefühl zu schützen, werden die eigenen Misserfolge im Unterschied zu den Misserfolgen anderer Personen hingegen eher auf externe Faktoren zurückgeführt
Soziale Kategorisierung, Stereotype und Attributionen
Ein Grund für den Zusammenhang zwischen Kategorisierung und Verhalten, ist dass soziale Kategorien und die damit assoziierten Stereotypen Einfluss auf die Attributionen habemn, die Menschen zur Erklärung des Verhaltens anderer Personen vornehmen
Für den Zusammenhang von sozialer Kategorisierung und Attributionsprozessen gibt es zahlreiche empirsiche Belege
soziale Informationsverarbeitung unterteilt in drei Schritte
Wahrnehmung
Enkodierung
Urteilen
Wovon hängt es ab, zu welcher Interpretation der sozialen Realität eine Person gelangt?
hängt maßgeblich davon ab, wie sie die Informationen verarbeitet:
Eher konzept- oder eher datengeleitet, eher systematisch oder eher heuristisch, eher automatisch oder eher kontrolliert
Wovon hängt es ab, ob menschliches Entscheidungsverhalten als rational eingeschätzt wird?
hängt davon ab, welche Bedeutung der Umwelt und der Optimierung einzelner Entscheidungen verliehen wird