Kapitel 10 - Gruppenpsychologie: Grundbegriffe Flashcards

1
Q

Wodurch ist das Sozialverhalten des Menschen charakterisiert?

A

Dadurch, dass er Gruppen bildet

Menschen orientiere sich im Hinblick auf die Angemessenheit ihrer Einstellungen, Gefühle und Gedanken an Normen und Werten von Gruppen, zu denen sie gehören

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2
Q

Warum arbeiten Menschen in Gruppen zusammen?

A

Um Ziele zu erreichen, die sie alleine nicht erreichen könnten

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3
Q

Welche Auswirkungen hat die Gruppe auf den Menschen?

A

Die Zugehörigkeit zu Gruppen hat einen erheblichen Einfluss darauf, wie sich Menschen selbst sehen (Stichwort: soziale Identität) und wie sie sich anderen Menschen gegenüber verhalten

Da Menschen aller Kulturen und Gesellschaften Gruppen bilden, liegt die Vermutung nahe, dass diese Verhaltenstendenz angeboren ist

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4
Q

Was ist, laut Sozialpsychologen*innen, entscheidend, um Gruppenprozesse zu verstehen?

A

Inwieweit sich Personen selbst als Gruppe definieren

Sozialpsychologen*innen gehen daher von einem Gruppenbegriff aus, der die subjektive Sicht der Gruppenmitglieder, Teil einer Gruppe zu sein, zum zentralen Definitionskriterium erhebt

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5
Q

Soziale Gruppe

A

Eine Menge von Individuen, die sich selbst als Mitglieder derselben sozialen Kategorie wahrnehmen und ein gewisses Maß emotionaler Bindung bezüglich dieser gemeinsamen Selbstdefinition teilen

Die Gruppe, zu der ein Individuum sich zugehörig fühlt, wird als Eigengruppe, eine im sozialen Kontext relevante Vergleichsgruppe als Fremdgruppe bezeichnet

→Die Begriffe soziale Kategorie und Gruppe werden oft synonym verwendet

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6
Q

Entitativität

A

Bezieht sich darauf, inwieweit eine Ansammlung von Personen von einer sozialen beobachtenden Person als kohärente soziale Einheit wahrgenommen wird

Gruppen, bei denen ein hohes Maß an Interaktionen zwischen Gruppenmitgliedern besteht, werden als besonders entitativ angesehen

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7
Q

Gruppenkohäsion

A

Bezieht sich auf den inneren Zusammenhalt einer Gruppe (das “Wir-Gefühl”)

Gruppen-kohäsion ist eine variable Eigenschaft einer Gruppe: Sie kann zwischen Gruppen, unterschiedlichen sozialen Kontexten, und über die Zeit hinweg variieren

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8
Q

Soziale Identifikation

A

Der Begriff der sozialen (oder auch kollektiven) Identifikation bezieht sich auf die psychologische Beziehung zwischen Selbst und Gruppe

Soziale Identifikation wird als ein Konstrukt aufgefasst, das aus mehreren Komponenten besteht

Auf abstraktem Niveau reflektieren diese Komponenten:

→welchen Stellenwert die Gruppenmitgliedschaft für die Selbstdefinition einer Person hat

→wie viel eine Person emotional in ihre Gruppenmitgliedschaft investiert

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9
Q

Soziale Identifikation

Individuelle Erfahrungen und Unterschiede

A

Aufgrund unterschiedlicher individueller Erfahrungen können sich einzelne Gruppenmitglieder unterschiedlich stark mit ihrer Gruppe identifizieren;

ihre Stärke kann mit dem sozialen Kontext variieren

Ein wichtiger Einflussfaktor auf die psychologische Beziehung zwischen Individuum und Gruppe ist, ob die Gruppenzugehörigkeit selbst gewählt worden ist oder ob sie durch sozuale Strukturen oder die Behandlung anderer Personen vorgegeben ist

Für das erleben der Gruppenzugehörigkeit ist ferner relevant, ob es sich bei der Gruppe um eine soziale Minoritätsgruppe oder um eine Majoritätsgruppe handelt

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10
Q

Welche sozialpsychologischen Prozesse liegen der Gruppenbildung zugrunde?

A

Es gibt verschiedene Ansätze:

  • Evolutionspsychologisch
  • Austausch- oder Interdepenztheorien
  • soziale Identitätsansatz
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11
Q

Welche sozialpsychologischen Prozesse liegen der Gruppenbildung zugrunde?

evolutionspsychologische Ansätze

A

betonen den adaptiven Wert der Gruppenbildung:

Im Zuge der Evolution des Menschen brachte das Zusammenleben in Gruppen Menschen Überlebensvorteile, was - über das Evolutionsprinzip der natürlichen Selektion vermittelt - dazu geführt hat, dass Menschen ein angeborenes Bedürfnis nach Gruppenzugehörigkeit entwickelt haben

Für diese Annahme spricht, dass Menschen aller Kulturen und Gesellschaften Gruppen bilden

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12
Q

Welche sozialpsychologischen Prozesse liegen der Gruppenbildung zugrunde?

Austausch- oder Interdepenztheorien

A

heben die Instrumentalität der Gruppe für das Individuum hervor

Menschen sind im Hinblick auf die Befriedigung ihrer Bedürfnisse voneinander abhängig (interdependent)

Die Bildung von relativ zeitstabilen Gruppen erleichtert ihnen den wechselseitigen Austausch von Ressourcen und die Erreichung gemeinsamer Ziele

Mit anderen Worten: Menschen bilden Gruppen, weil sie der individuellen Bedürfnisbefriedigung dienen

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13
Q

Welche sozialpsychologischen Prozesse liegen der Gruppenbildung zugrunde?

soziale Identitätsansatz

A

betont die kognitiven Grundlagen der Gruppenbildung

Diesem Ansatz zufolge ist Interdepenz zwar eine hinreichende, nicht aber eine notwendige Bedingung dafür, dass Menschen Gruppen bilden

Notwendig ist vielmehr, dass Personen sich selbst und andere Personene als gleiche (identische, austauschbare) Elemente einer sozialen Kategorie wahrnehmen

Diese Selbstkategorie liefert dann die Grundlage für die Definition einer sozialen Idenität, die die Gruppenbildung und das Gruppenverhalten regulieren

Forschung zeig,t dass die bloße Kategorisierung von Menschen auf der Grundlage eines trivialen Merkmals bereits hinreichend sein kann, um bestimmte Formen des Gruppenverhaltens zu erzeugen

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14
Q

Selbstkategorisierung

A

Der Prozess der kongitiven Gruppierung des Selbst und anderen Personen als gleiche (identische, austauschbare) Mitglieder einer sozialen Kategorie in Abgrenzung zu Mitgliedern anderer sozialer Kategorien

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15
Q

Persönlichkeit und individuelle Differenzen

Diskontinuität zwischen individuelem und Gruppenverhalten

A

DIe empirische Forschung legt, entgegen dem Allport’schen Postulat eine Diskontinuität zwischen individuellem und Gruppenverhalten nahe, so dass man nicht einfach von den Eigenschaften von Individuen auf ihr Gruppenverhalten in Gruppensituationen extrapolieren kann

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16
Q

Austausch- und Interdepenztheorien

A

Austausch- oder Interdepenztheorien sehen in der wechselseitigen Abhängigkeit von Menschen in sozialen Interaktionen und Beziehungen den Schlüssel zum Verständnis von Interaktionen in Gruppen

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17
Q

Austausch- oder Interdepenztheorien

Kernannahmen

A

Menschen sind im Hinblick auf die Befriedigung ihrer Bedürfnisse voneinander abhängig (interdependent)

Die Bildung von relativ zeitstabilen Gruppen ermöglicht einen sicheren und vorhersehbaren wechselseitigen Austausch von materiellen und immateriellen Ressourcen

Durch Kooperationen mit anderen Gruppenmitgliedern können zudem Ziele erreicht werden, die individuell nicht erreicht werden könnten

Da Menschen in Gruppen ihre Beziehungen, Regeln und Ziele aufeinander abstimmen und gemeinsam definieren müssen, lassen sich ihre Verhaltensweisen nicht einfach aus ihren individuellen Eigenschaften ableiten

→eine Gruppe selbst verhält sich typischerweise auch anders als die Summe ihrer Mitglieder

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18
Q

Theorie der rationalen Entscheidung (Rational-Choice Theories) & Austausch- oder Interdepenztheorien

A

Im Einklang mit Theorien der rationalen Entscheidung gehen Vertreter*innen von Austausch- oder Interdepenztheorien zudem davon aus, dass Menschen Interaktionen, die instrumentell für die individuelle Zielerreichung sind, als positiv empfinden und sie dementsprechend wiederholen

Sie schließen sich daher Gruppen an und verbleiben in ihnen, wenn sie erwarten, dass die Interaktionen innerhalb von Gruppen zu positiven Ergebnissen für die führen; sie verlassen die Gruppe, wenn die Bedürfnisbefriedigung unter den Erwartungen bleibt und sich positivere Alternativen für die Realisierung individueller Ziele bieten

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19
Q

Soziale Kategorisierung und soziale Identität

A

Der soziale Identitätsansatz, der die Theorie der sozialen Identität und ihre Weiterentwicklung in Form der Selbstkategorisierungstheorie umfasst, betont die kognitiven Grundlagen der Gruppenbildung

Interdepenz ist zwar eine hinreichende, nicht aber eine notwendige Bedingung dafür, dass Menschen Gruppen bilden und sich entsprechend ihrer Gruppenzugehörigkeit verhalten

Notwendig ist vielmehr, dass Personen sich selbst und andere Personen als gleiche (austauschbare) Elemente einer sozialen Kategorie wahrnehmen

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20
Q

Minimalgruppenexperimente

Erklärung

A

Das Herzstück der Erklärung für die in den Minimalgruppenexperimenten beobachteten Effekte aus der Perspektive des sozialen Identitätsansatzes ist das Konzept der sozialen Identität

Der Theorie der sozialen Identität zufolge stellt die Kategorisierung in Eigen- und Fremdgruppen die psychologische Basis dafür dar, dass sich Personen nicht länger im Sinne ihrer individuellen Identität, sondern auf der Basis ihrer Gruppenzugehörigkeit im Sinne ihrer sozialen Identität definieren

Formen der sozialen Diskriminierung, wie sie in basaler Form in minimalen Gruppenexperimenten zu beobachten sind, lassen sich dieser Perspektive zufolge als eine Strategie verstehen, eine positive soziale Identität herzustellen

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21
Q

Personale Identität im Forschungszusammenhang

A

Der Begriff personale Identität bezieht sich in diesem Forschungszusammenhang auf eine Dimension einer Person als einzigartiges und unverwechselbares Individuum, die auf einer interpersonalen Differenzierung auf der Basis individueller Merkmale beruht

22
Q

soziale Identität im Forschungszusammenhang

A

Der Begriff der sozialen Identität bezieht sich auf eine Selbstdefinition als austauschbares Gruppenmitglied, die asu einer intergruppalen Differenzierung zwischen Eigen- und Fremdgruppe auf der Basis gruppentypischer Merkmale resultiert

die soziale Identität basiert auf einer inklusiveren Selbstdefinition, da die Mitglieder einer Gruppe oder sozialen Kategorie, zu der die Person gehört (der Eigengruppe), in die Selbstdefinition eingeschlossen wereden

Es wird angenommen, dass in dem Maße, in dem sich Menschen im Sinen ihrer sozialen Identität definieren, das Erlebene und Verhalten dieser Personen durch die in der entsprechenden Gruppe vorherrschenden Werte, Normen, Einstellungen etc. bewusst wird

Wichtig ist in diesem Zusammenhang, dass personale und soziale Identität nicht als statische Konzepte zu verstehen sind, sonder als dynamisch und kontextabhängig

23
Q

Soziale Kognitionen

Was ist das Generalthema der sozialen Kognitionsforschung?

A

Die Frage, wie Menschen Informationen über andere Menschen und Gruppen verarbeiten, wie diese Informationen mental organisiert, gespeichert und abgerufen werden und wie sich diese Verarbeitungsprozesse auf die subjektive Wahrnehmung und Interpretation der sozialen Realität auswirken

24
Q

Prämisse der sozialen Kognitionsforschung

A

Informationsverarbeitungsprozesse lassen sich dahingehend unterscheiden, inwieweit sie automatisch oder kontrolliert verlaufen

Die Unterscheidung zwischen automatischer und kontrollierter Informationsverarbeitung bei der Eindrucksbildung wird auch von sozial-neurowissenschaftlicher Forschung unterstützt

25
Q

soziale Kognition

Automatische Prozesse

A

sind u.a. dadurch gekennzeichnet, dass sie wenig kongitive Ressourcen verbrauchen, nicht kontrolliert werden müssen (oder können) und unterhalb der Bewusstseinsschwelle ablaufen

26
Q

soziale Kognitoin

Kontrollierte Prozesse

A

benötigen erhebliche kognitive Ressourcen;

erfordern aktive Regulation, die von einer Person (zumindest teilweise) bewusst gesteuert werden kann

27
Q

Wovon geht das Kontinuum-Modell von Susan Fiske und Steven Neuberg (1990) aus?

A

ist eines der einflussreichsten Modelle zur Frage, wie sich Menschen Eindrücke von anderen bilden

geht bspw. davon aus, dass die Eindrucksbildung stets mit einer automatischen Kategorisierung der fremden Person beginnt, die auf der Grundlage leicht beobachtbarer Merkmale erfolgt

28
Q

Kontinuum-Modell (Fiske, Neuberg)

A

geht davon aus, dass die Eindrucksbildung mit einer automatischen Kategorisierung der fremden Person beginnt, die auf der Grundlage leicht beobachtbarer Merkmale erfolgt

→Zielperson wird zunächst - ohne dass die wahrnehmende Person dies beabsichtigt - im Sinne ihrer Kategorienzugehörigkeit und der damit assoziierten stereotypischen Eigenschaften wahrgenommen

nur wenn die Motivation zu einer kontrollierten Form der Informationsverarbeitung vorhanden ist, wird die kategorien- oder stereotypenbasierte Informationsverarbeitung zugunsten einer eigenschaftsbasierten Informationsverarbeitung aufgegeben, bei der die wahrnehmende Person Schritt für Schritt die individuellen Eigenschaften und Merkmale der Zielperson bei der Eindrucksbildung berücksichtigt

29
Q

Normen und Rollen

Woran lassen sich soziale Normen charakterisieren?

A
  1. Soziale Normen sind von den Gruppenmitgliedern konsensual geteilte Erwartungen;
  2. sie beziehen sich darauf, wie man sich als Gruppenmitglied in bestimmten sozialen Situationen verhalten sollte (und wie nicht), bzw. welche Einstellungen, Meinungen und Gefühle sozial (un-)angemessen sind;
  3. das Befolgen dieser Erwartungen wird in vorhersehbarer Weise positiv, die Abweichung negativ sozial sanktioniert;
  4. Normen sind sozial (gesellschaftlich oder kulturell) bedingt und variieren daher zwischen Gruppen (Gesellschaften oder Kulturen)
30
Q

Normen und Rollen

Welchen Funktionen dienen soziale Normen?

A

Soziale Normen können sich sowohl auf das Verhalten der Mitglieder innerhalb der Gruppe beziehen als auch darauf, wie sich Mitglieder der jeweiligen Gruppe gegenüber Mitgliedern anderer Gruppen verhalten sollen

Sie dienen u.a. den folgenden Funktionen:

  • Gruppenlokomotion
  • Aufrechterhaltung der Gruppe
  • Interpretation der sozialen Wirklichkeit
  • Definition der Beziehungen zur sozialen Umwelt
31
Q

Normen und Rollen

Welchen Funktionen dienen soziale Normen?

Gruppenlokomotion

A

Normen gewährleisten die Übereinstimmung der Gruppenmitglieder im Hinblick auf die Gruppenziele und die Zielerreichung

32
Q

Normen und Rollen

Welchen Funktionen dienen soziale Normen?

Aufrechterhaltung der Gruppe

A

Normen führen zu einer Stabilisierung von Verhaltenserwartungen - eine wichtige Voraussetzung für befriedigende Interaktionen zwischen Gruppenmitgliedern

33
Q

Normen und Rollen

Welchen Funktionen dienen soziale Normen?

Interpretation der sozialen Wirklichkeit

A

Normen kreieren und erhalten einen gemeinschaftlich geteilten Bezugs- und Interpretationsrahmen für die Bewertung von Ereignissen und Verhaltensweisen

34
Q

Normen und Rollen

Welchen Funktionen dienen soziale Normen?

Definition der Beziehungen zur sozialen Umwelt

A

Normen dienen der Gruppe dazu, sich von anderen Gruppen abzugrenzen oder zu unterscheiden

Sie definieren die “Identität” der Gruppe

35
Q

Normen und Rollen

Welche Typen von Normen gibt es?

A

Bei der Untersuchung des Einflusses von Normen auf individuelles Verhalten hat es sich als sinnvoll erwiesen zwischen zwei Typen von Normen zu unterscheiden

Injuktive und deskriptive Normen

36
Q

Normen und Rollen

injuktive Normen

A

Der Begriff injuktive Norm bezieht sich auf die Wahrnehmung, welches Verhalten von anderen gebilligt wird und welches nicht

Normen dieses Typs motivieren Verhalten durch die Antizipation von Belohnungen (oder Bestrafungen) für normatives (oder nicht-normatives) Verhalten

37
Q

Normen und Rollen

Deskriptive Norm

A

Der Begriff deskriptive Norm bezieht sich auf die Wahrnehmung der Gruppenmitglieder, wie sich die meisten für gewöhnlich in einer Situaiton Verhalten

Normen dieses Typs motivieren Verhalten dadurch, dass sie darüber informieren, was offenbar angemessen oder sinnvoll ist

38
Q

soziale Normen vs soziale Rollen

A

Während soziale Normen definieren, wie sich Gruppenmitglieder im Allgemeinen zu verhalten haben, definieren soziale Rollen, wie Menschen sich verhalten sollen, die eine bestimmte Position innerhalb einer Gruppe innehaben

Rollen lassen sich anhand ihres Formalisierungsgrads unterscheiden:

Formelle Rollen beruhen auf geplaten und expliziten Rollenbeschreibungen, informelle Rollen hingegen ergeben sich ungeplant aus relativ stabilen Mustern sozialer Interaktionen aus impliziten Erwartungen

39
Q

Soziale Rollen

Definitoin

A

Innerhalb einer Gruppe geteilte Erwartungen, die definieren, wie sich Personen, die bestimmte Positionen innerhalb der Gruppe einnehmen, verhalten sollen

40
Q

Soziale Rollen und Gruppennormen

A

Ebenso wie Gruppennormen erleichtern soziale Rollen das koordinierte Handeln innerhalb von Gruppen, da sie Handlungsroutinen und Skripte für soziale Interaktionen bereitstellen und soziale Interaktionen durch Standardisierung vorhersehbar machen

41
Q

Soziale Rollen

Konflikte

A

Die Übernahme von Rollen kann auch zu Konflikten für die Gruppe und individuelle Mitglieder führen

Eine erste Konfliktquelle resultiert aus der Rollenzuweisung

Weitere Konfliktquellen sind Rollenambiguität, Rollenstress und Rollenkonflikte

42
Q

Soziale Rollen

Rollenambiguität

A

unklare oder mehrdeutige Definition der Rolle, die übertragen wird

43
Q

Soziale Rollen

Rollenstress

A

Die Person fühlt sich durch die Rolle überfordert

44
Q

Soziale Rollen

Rollenkonflikte

A

Die Übernahme einer Rolle kann zum Erleben von Inkonsistenzen und Widersprüchen führen, die aus einer Unvereinbarkeit der übernommenen Rolle mit anderen Rollen resultieren

45
Q

Gruppensozialisation

Modell von Richard Moreland und John Levine (1982)

A

Haben ein Modell vorgestellt, das den Gruppensozialisationsprozess beschreibt und erklärt

Es wird angenommen, dass sich die Beziehung zwischen Individuum und Gruppe über die Zeit hinweg systematisch verändert, und dass sowohl Individuum als auch Gruppe als Agenten zu dieser Veränderung beitragen

Das Modell ist für die Analyse von Prozessen innerhalb von Gruppen konzipiert worden, die über einen längeren Zeitraum hinweg bestehen, deren Mitglieder wechselseitig voneinander abhängig sind, und die direkt miteinander interagieren

46
Q

Gruppensozialisation

Modell von Moreland & Levine (1982)

Phasen der Gruppenmitgliedschaft

A

In dem Modell werden fünf Phasen der Gruppenmitgliedschaft unterschieden:

Erkundung, Sozialisation, Aufrechterhaltung, Resozialisation, Erwinnerung

Aus Sicht des Individuums ist der Übertritt von einer Phase in die nächste durch einen Rollenübergang gekennzeichnet

Durch den Eintritt in die Gruppe wird aus einen potentiellen künftigen Mitglied (Erkundung) ein neues Mitglied (Sozialiation), durch die wechselseitige Akzeptanz wird aus dem neuen Mitglied ein Vollmitglied, durch Divergenzen wird aus dem Vollmitglied ein randständiges Mitglied und durch den Austritt aus einem randständigen Mitglied ein ehemaliges Mitlgied

47
Q

Gruppensozialisation

Modell von Moreland & Levine (1982)

Phasen der Gruppenmitgliedschaft

Erkundung

A

In dieser Phase suchen sich Gruppen Individuen, die einen Beitrag zur Erreichung der Gruppenziele leisten können

Individuen (als potentielle zukünfitge Gruppenmitglieder) suchen wiederum nach Gruppen, die ihre Bedürfnisse befriedigen können

Legen sich beide Parteien darauf fest, eine Beziehung einzugehen, kommt es zum Eintritt in eine Gruppe (der Initiation)

Dieser Eintritt ist häufig von einem Ritus, einer Zeremonie oder einer formalen Geste gekennzeichnet, die signalisiert, dass sich die Beziehung zwischen Individuum und Gruppe verändert hat

Die Initiation markiert das Ende der Erkundungsphase und den Übergang zur Sozialisationsphase

48
Q

Gruppensozialisation

Modell von Moreland & Levine (1982)

Phasen der Gruppenmitgliedschaft

Sozialisation

A

Gruppe und Individuum versuchen einander in wechselseitigen sozialen Einflussprozessen so zu verändern, dass ihre Beziehung für beide Seiten gewinnbringend ist

Die Einflussprozesse der Gruppe zielen darauf ab, den Beitrag des Individuums zum Erreichen der Gruppenziele zu fördern

Den neuen Gruppenmitgliedern werden die Gruppennormen und -regeln vermittelt und sie werden dazu angehalten, diese zu befolgen; zudem lernen sie ihre Position und ihre Rolle in der Gruppe kennen (Assimilationsprozess)

Der Einfluss des Individuums ist hingegen darauf gerichtet, die Gruppe so zu verändern, dass sie seine Bedürfnisse optimal befriedigt

Neue Mitglieder können bspw. versuchen, bestehende Normen und Regeln gemäß ihren persönlichen Zielen zu verändern (Akkomodationsprozess)

Wenn beide Parteien sich infolge der Sozialsationserfahrungen weiterhin auf die Beziehung festlegen, kommt es zur wechselseitigen Akzeptanz und das INdividuum wird ein Vollmitglied der Gruppe

49
Q

Gruppensozialisation

Modell von Moreland & Levine (1982)

Phasen der Gruppenmitgliedschaft

Aufrechterhaltung

A

Nach der Akzeptanz beginnt die Phase der Aufrechterhaltung der Gruppenzugehörigkeit

Gruppe und Individuum verhandeln über Veränderung der Position des Individuums innerhalb der Gruppe oder die Übernahme neuer Rollen, die sowohl dem Erreichen der Gruppenziele als auch der individuellen Bedürfnisbefriedigung dient

Dem Modell zufolge ist die gruppale bzw. individuelle Festlegung (bzw. das Commitment) umso höher, je erfolgreicher und gewinnbringender dieser Aushandlungsprozess ist

50
Q

Gruppensozialisation

Modell von Moreland & Levine (1982)

Phasen der Gruppenmitgliedschaft

Resozialisierung

A

Wenn ein Mitglied es nicht schafft, die Erwartungen der Gruppe zu erfüllen, kann die Festlegung der Gruppe auf das Mitglied nachlassen

Umgekehrt kann das Interesse eines Mitglieds an der Gruppe nachlassen, weil es mit seiner Rolle innerhalb der Gruppe unzufrieden ist, oder weil es andere Gruppen gibt, die ihm im Hinblick auf die Befriedigung seiner Bedürfnisse gewinnbringender erscheinen

Beide Prozesse können dazu führen, dass das Gruppenmitglied seine Rolle innerhalb der Gruppe verliert und von einem Vollmitglied zu einem randständigen Mitglied wird

Wenn Randständigkeit innerhalb der Gruppe als Abweichung von zentralen Gruppennormen oder Werten interpretiert wird, können Abweichler erhablichem Druck ausgesetzt sein, der entweder darauf abzielt, sich wieder der Gruppe anzupassen (Resozialisierung) oder aber die Gruppe zu verlassen

Menschen reagieren auf den Ausschlus aus Gruppen i.d.R. äußerst sensibel

51
Q

Gruppensozialisation

Modell von Moreland & Levine (1982)

Phasen der Gruppenmitgliedschaft

Erinnerung

A

Nach dem Austritt aus der Gruppe bewerten das Ex-Mitglied und die Gruppe rückblickend ihre Beziehung

Beide halten in gewissem Rahmen an der Beziehung fest, falls sie die Beziehung als positiv oder gewinnbringend beurteilen