Kapitel 14 - Vorurteile und Konflikte zwischen Gruppen Flashcards
Intergruppenverhalten
Sozialpsycholog*innen sprechen von Intergruppenverhalten, wenn das Verhalten zwischen zwei oder mehreren Individuen weitgehend oder sogar vollständig durch ihre Zugehörigkeit zu unterschiedlichen Gruppen determiniert wird
Während interpersonales Verhalten durch interindividuelle Variabilität charakterisiert ist, zeichnet sich Intergruppenverhalten durch relative Gleichförmigkeit (Uniformität) der Einstellungen, Wahrnehmungen und Verhaltensweisen der Gruppenmitglieder aus
Worauf beruht die Wahrnehmung anderer Personen in Intergruppensituationen?
In Intergruppensituationen beruht die Wahrnehmung anderer Personen auf den Stereotype über die Gruppe:
Gruppenmitglieder werden nicht als einzigartige Individuen, sondern als relativ austauschbare Gruppenmitglieder wahrgenommen, die sich in Bezug auf stereotypische Merkmale der Gruppe ähneln
Stereotype
Die sozial geteilten Überzeugungen bezüglich der Attribute, Eigenschaften, Verhaltensweisen etc., hinsichtlich derer die Mitlgieder einer Gruppe einander ähneln
→Bei Stereotypen handelt es sich nicht um individuelle, sondern um sozial geteilte Überzeugungen
→Stereotype sind also soziale und keine individuellen (oder idiosynkratischen) Konstruktionen
Heterostereotype
Stereotype über Fremdgruppen
→d.h. Gruppen, zu denen man selbst nicht gehört
Autostereotype
Stereotype über die Eigengruppe
→d.h. die Gruppe, zu der man gehört
Meta-Stereotype
bezeichnet das Stereotyp vom Stereotyp
→d.h. Überzeugungen darüber, welche Stereotype Mitglieder einer Fremdgruppe über die Eigengruppe haben
Stereotypisierung
Bezeichnet den Prozess der Definition des eigenen Selbst im Sinne der stereotypischen Merkmale, Eigenschaften von Eigengruppenmitgliedern
Folgt aus dem Prozess der Selbstkategorisierung und liefert die Grundlage für die Selbstdefinition im Sinne einer sozialen (kollektiven) Identität
Vorurteile
Die positive oder negative Bewertung einer sozialen Gruppe und ihrer Mitglieder aufgrund der ihr zugeschrieben Merkmale, der mit der Gruppe assoziierten Affekte und verhaltensbezogener Informationen
Lassen sich auch als Einstellungen gegenüber sozialen Gruppen auffassen
Negative Vorurteile manifestieren sich in unterschiedlichen Formen der sozialen Diskriminierung
Stereotype vs. Vorurteile
Während es sich bei Stereotype um kognitive Repräsentationen einer Gruppe handelt, handelt es sich bei Vorurteilen um gruppenbezogene Bewertungen
Soziale Diskriminierung
Die Ablehnung oder Benachteiligung von Personen aufgrund ihrer Gruppenzugehörigkeit
Soziale Diskriminierung kann als isolierter Verhaltensakt, als Verhalten zwischen Gruppen und in institutionalisierter Form auftreten
Stigma
mit der sozialen Diskriminierung eng verbundener Prozess
Unter einem Stigma wird ein negativ bewertetes Attribut verstanden, durch welches der Träger von normativen Erwartungen abweicht und welches ihn in den Augen anderer derartig diskreditiert, dass er seinen Anspruch auf gesellschaftliche Gleichberechtigung verliert
Stigmatisierte Attribute
können offensichtlich nicht erkennbar sein, sie können Verhaltensweisen oder Lebensstile umfassen, oder sich auf die Zugehörigkeit zu bestimmten Gruppen oder sozialen Kategorien beziehen
Wodurch entfaltet ein Stigma seine diskreditierende Wirkung?
dadurch, dass es dem*der Betrachter*in als ein Indikator für vermeintlich weitere, aber nicht direkt beobachtbare, negative Charaktereigenschaften oder Persönlichkeitsmerkmale des Merkmalstägers dient
Wovon hängt es ab, ob und wann ein Attribut den Charakter eines Stigmas erhält?
Ob und wann ein Attribut in einer Gruppe oder Gesellschaft den Charakter eines Stigmas erhält, hängt davon ab, was in einer Gesellschaft (oder einer Gruppe) als normal und was als abweichend oder deviant definiert wird
Ursachen von Stereotypen und Vorurteilen
Persönlichkeit und individuelle Dispositionen
Autoritäre Persönlichkeit
Unter Bezugnahme auf psychodynamische Theorien wurde in den 1930er- und 1940er-Jahren postuliert, dass Vorurteile Ausdruck einer erziehungs- und sozialisationsbedingten abnormen Persönlichkeitsstruktur seien, der sog. autoriären Persönlichkeit
Ursachen von Stereotypen und Vorurteilen
Persönlichkeit und individuelle Dispositionen
Forschung
Mittlerweile herrscht in der Forschung weitgehend Einigkeit darüber, dass persönlichkeitstheoretische Ansätze zwar einen Beitrag zur Beantwortung der Frage leisten können, warum manche Personen besonders extreme Vorurteile haben
Der Ansatz zur autoritären Persönlichkeit geht allerdings von spezifischen Persönlichkeitsdeformationen als Ursache von Stereotypen und Vorurteilen aus
Ursachen von Stereotypen und Vorurteilen
Persönlichkeit und individuelle Dispositionen
Welche Persönlichkeitseigenschaften begünstigen nun aber die Übernahme von Stereotypen und Vorurteilen bei psychisch unauffälligen Personen?
Jüngere Forschungsarbeiten zu dieser Frage haben sich verstärkt mit Zusammenhängen zwischen den Big-Five und Vorurteilen befasst
Das Dual Process Model of Ideology and Prejudice von Duckitt et al. (2008) postuliert einen indirekten Einfluss von Persönlichkeitsfaktoreni m SInne der Big Five auf Vorurteile, der über eine erhöhte Anfälligkeit für die Übernahme bestimmter ideologischer Orientierungen vermittelt wird
Eine Disposition zur emotionalen Instabilität begünstigt offenbar die Übernahme einer sozialen Dominanzorientierung, der zufolge Personen Status und Machtunterschiede zwischen Gruppen als Ausdruck einer natürlichen gesellschaftlichen Ordnung akzeptieren
Big-Five
Bei den Big-Five handelt es sich um fünf Persönlichkeitsdimensionen, anhand derer sich psychisch gesunde und unauffällige Personen charakterisieren lassen:
Extraversion, Verträglichkeit, Emotionale (In)Stabilität, Gewissenhaftigkeit, und Offenheit für neue Erfahrungen
Ursachen von Stereotypen und Vorurteilen
Persönlichkeit und individuelle Dispositionen
Welche Persönlichkeitseigenschaften begünstigen nun aber die Übernahme von Stereotype und Vorurteilen bei psychisch unauffälligen Personen?
Forschung
Die sozialpsychologische Forschung geht daher davon aus, dass die Entstehung und Verwendung von Stereotypen und Vorurteilen aus einem Zusammenspiel von individuellen Dispositionen, allgemeinen kognitiven Prozessen und sozialen Einflussprozessen resultiert
Ursachen von Stereotypen und Vorurteilen
Kategoriale Differenzierung
Akzentrierungsprinzip
Henri Tajfel legt mit seinen paradigmatischen Forschungsarbeiten zum Prozess der Kategorisierung einen zentralen Grundstein für die sozialkognitive Perspektive
Seine Arbeiten decken auf, dass Kategorisierung i.d.R. zu einer perzeptuellen Akzentuierung der wahrgenommenen Ähnlichkeiten und Unterscheide führt
Ursachen von Stereotypen und Vorurteilen
Kategoriale Differenzierung
Akzentuierungsprinzip
Assimilation
Unterschiede der Stimuli innerhalb einer Kategorie werden unterschätzt
→Objekte, Personen, Ereignisse innerhalb einer Kategorie werden als ähnlicher wahrgenommen, als sie tatsächlich sind
Ursachen von Stereotypen und Vorurteilen
Kategoriale Differenzierung
Akzentuierungsprinzip
Kontrastierung
Unterschiede zwischen Stimuli unterschiedlicher Kategorien werden überschätzt
→Objekte oder Ereignisse unterschiedlicher Kategorien werden als unähnlicher wahrgenommen, als sie tatsächlich sind
Ursachen von Stereotypen und Vorurteilen
Kategoriale Differenzierung
Was sorgt für den Eindruck, dass “alle” in der Fremdgruppe gleich sind?
Das Akzentuierungsprinzip stellt die Grundlage für die wahrgenommene Homogenität von Fremdgruppen dar (“Die sind alle gleich!”)
Ursachen von Stereotypen und Vorurteilen
Stereotype, Vorurteile und Stigmata als soziale Konstruktionen
Die meisten Sozialpsycholog*innen vertreten die Auffassung, dass soziale Kategorien (und die mit diesen Kategorien assoziierten Stereotype, Vorurteile und Stigamata) soziale Konstruktionen sind
Diese Konstruktionen werden in sozialen und politischen Diskursen innerhalb und zwischen Gruppen erzeugt und erfüllen bestimmte soziale (oder auch ideologische und politische) Funktionen
Ursachen von Stereotypen und Vorurteilen
Stereotype, Vorurteile und Stigmata als soziale Konstruktionen
Welche soziale (oder kollektive) Funktionen von Stereotype thematisiert Tajfel in seiner Analyse?
Positive Differenzierung
Kausale Erklärung
Soziale Rechtfertigung