9.1.1 Persönlichkeit Flashcards
Definition - Persönlichkeit (Schneider, Lindenberger 2012)
Persönlichkeit bezeichnet
… die Gesamtheit der Eigenschaften und Verhaltensdispositionen eines Menschen,
… die ihn zeitlich relativ stabil und über verschiedene Situationen hinweg
… charakterisieren
… und von anderen Personen unterscheiden.
Strategien zur Erforschung von Persönlichkeit
- Ideographischer Ansatz
- Nomothetischer Ansatz
Ideographischer Ansatz
- Es werden Einzelfälle analysiert,
… um die einzigartigen Merkmale einer Person zu ermitteln. - Jede Person weist also eine einzigartige Kombination von Persönlichkeitsmerkmalen auf.
- Berechnung von Durchschnittswerten und Korrelationen wird abgelehnt,
… da dadurch die Einzigartigkeit verloren geht.
Nomothetischer Ansatz
- Annahme, dass es eine Grundstruktur der Persönlichkeit gibt.
- Alle Menschen besitzen dieselben Eigenschaften,
… aber in unterschiedlichem Ausmaß. - Bei diesem Ansatz wird versucht, eine universelle, gesetzmäßige Beziehung
… zwischen verschiedenen Aspekten der Persönlichkeit herzustellen. - Man verwendet dazu korrelative Methoden.
Definition - Persönlichkeitsmerkmale
auch im Deutschen: Traits
- Persönlichkeitsmerkmale sind generalisierte Handlungstendenzen,
… über die Menschen in unterschiedlichem Maße verfügen.
- Sie geben dem Verhalten einer Person in verschiedenen Situationen und im Zeitverlauf Kohärenz.
Ansatz von Allport (1966)
- allgemein
- > Bekanntester Vertreter des ideographischen Eigenschaftsansatzes
- Eigenschaften bzw. Merkmale sind gleichermaßen Bausteine der Persönlichkeit und die Quelle der Individualität.
- Die Eigenschaften bzw. Merkmale können als eine Art intervenierende Variable aufgefasst werden, die Stimuli und Reaktion in Beziehung setzen.
Ansatz von Allport (1966)
- Beispiel
Reizsituation: - Eine Rede halten - Auf eine Party gehen | V Eigenschaften (intervenierende Variable): - Schüchternheit - Fremde treffen | V Reaktionen: - Vermeidung und Rückzug - Gedächtnislücken - Schweigen
Arten von Eigenschaften nach Allport
- allgemein
- > drei Arten von Eigenschaften
- bilden die Struktur einer Persönlichkeit
- und sind für das Verhalten der Person verantwortlich
3 Arten von Eigenschaften nach Allport
- Kardinaleigenschaften
- zentrale Eigenschaften
- sekundäre Eigenschaften
Kardinaleigenschaften (Allport)
Fundamentale Charakterzüge,
… um die der Mensch sein Leben aufbaut (Macht, Hilfsbereitschaft),
… müssen nicht bei allen Menschen ausgebildet sein.
Zentrale Eigenschaften (Allport)
Wichtige Merkmale einer Person (Ehrlichkeit)
Sekundäre Eigenschaften (Allport)
Weniger wichtige Persönlichkeitsmerkmale, wie bestimmte Einstellungen, Vorlieben, Verhaltensweisen.
Persönlichkeitstypen
- Bedeutung
- Persönlichkeitstypen sind voneinander abgegrenzte Muster von Persönlichkeitsmerkmalen.
- Bei einem typologischen Ansatz werden Menschen auf der Grundlage dieser Muster in Kategorien (Persönlichkeitstypen) eingeordnet.
Persönlichkeitstypen und Typen-Eigenschaftstheorien
- Kategorien
- Diese Kategorien überschneiden sich nicht
- ermöglichen Vorhersagen zu bspw. zukünftigen Erkrankungswahrscheinlichkeiten
- Man darf nicht vergessen, dass Typ A veränderbare Merkmale aufweist
- > keine Festlegung auf Persönlichkeitstyp für ein ganzes Leben.
Moderne Ansätze
Hans Eysenck (1990):
Drei breite Dimensionen von Persönlichkeitsmerkmalen:
-> Exraversion, Neurotizismus, Psychotizismus
=> Weiterentwicklung zum modernen Fünf-Faktor-Modell:
-> Persönlichkeitseigenschaften sind Hauptdeterminanten des Verhaltens (Mc Crae & Costa, 1997)
Fünf-Faktor-Modell
- Faktoren
- Neurotizismus
- Extraversion
- Offenheit
- Gewissenhaftigkeit
- Verträglichkeit
Fünf-Faktor-Modell
- Ausprägung
- > Neurotizismus
(emotionale Labilität)
selbstsicher, ruhig, entspannt, zufrieden, robust
|
V
emotional, ängstlich, nervös, labil, verletzlich, launenhaft, besorgt
Fünf-Faktor-Modell
- Ausprägung
- > Extraversion
(zwischenmenschliches Verhalten)
zurückhaltend, reserviert, schüchtern, ruhig
|
V
gesellig, herzlich, bestimmt, zugewandt, energiegeladen
Fünf-Faktor-Modell
- Ausprägung
- > Offenheit
… für Erfahrungen bzw. Intellektualität
konsistent, vorsichtig, konventionell, einfach, oberflächlich, unkreativ
|
V
neugierig, erfinderisch, fantasievoll, kreativ, offen, intellektuell
Fünf-Faktor-Modell
- Ausprägung
- > Gewissenhaftigkeit
(Selbstkontrolle)
sorglos, spontan, nachlässig, leicht-fertig, unbekümmert
|
V
organisiert, sorgfältig, verantwortungsbewusst, zuverlässig, vorsichtig
Fünf-Faktor-Modell
- Ausprägung
- > Verträglichkeit
misstrauisch, kalt, egozentrisch, streitsüchtig, kritisch
|
V
freundlich, kooperativ, mitfühlend, verlässlich, großzügig, nachsichtig
Wichtige Befunde
- Persönlichkeitsmerkmale sind von Umwelteinflüssen weitgehend unbeeinflusst,
… intrinsischer Reifungsprozess der Faktoren führt zu charakteristische Einstellungen, Fertigkeiten, Interessen des Selbstkonzept - Zugrundeliegende Faktoren sind sehr stabil (gerade im Erwachsenenalter)
… und waren in Fragebogenstudien, Interviewurteilen und Beurteilungsskalen methodenstabil - Die Kategorien ersetzen nicht die Vielzahl der Eigenschaftsbegriffe,
… jeder für sich hat spezifische Bedeutungsnuancen,
… sie erlauben lediglich eine Taxonomie,
… um von allen Menschen eine Beschreibung in Dimensionen vorzunehmen, von denen wir wissen, dass sie wichtig sind.
Wichtige Befunde
-> Testmöglichkeit
„NEO-FFI“
- NEO-Fünf-Faktoren-Inventar
- Fragebogenmethode
Erfassung der Persönlichkeit in der Kindheit
- Fragebögen nicht möglich
→ Fremdeinschätzung durch Eltern - California Child Q-Sort Test: Kurze Beschreibungen (z.B. „Er ist nervös und ängstlich“) sollen anhand von Skalen eingeschätzt werden.
- Ab Ende der Grundschulzeit Fragebögen: Übereinstimmung mit Fremdeinschätzung
Niveaustabilität und relative Stabilität von Persönlichkeitsmerkmalen
Lamb et al. (2002): Mütter und Lehrer führen zu fünf Testzeitpunkten die Fremdeinschätzung durch, zusätzlich werden verbale und mathematische Fähigkeiten und das Sozialverhalten in der Schule beschrieben
=> Relative Stabilität: moderate Korrelationen über Testzeitpunkte hinweg
- Abnahme von Extraversion
- Zunahme von Neurotizismus, Gewissenhaftigkeit und Verträglichkeit
Zusammenhänge zwischen Persönlichkeit, Leistung und Verhalten
- Gewissenhaftigkeit und Offenheit korrelieren mit verbalen und mathematischen Leistungen
- Extraversion, Neurotizismus und Verträglichkeit haben hierauf keinen Einfluss
- Extraversion, Gewissenhaftigkeit und Verträglichkeit korrelieren mit Sozialverhalten