5. Gedächtnis Flashcards
Definition - Gedächtnis (Zimbardo, 1995)
Gedächtnis ist die geistige Fähigkeit, Erfahrungen zu speichern und später zu reproduzieren oder wiederzuerkennen.
Definition - Kognitionen (Lohaus et al. 2010)
= mentale Prozesse
-> häufig ganz allgemein mit dem Oberbegriff „Denken“ bezeichnet
Zu den kognitiven Fähigkeiten gehören unter anderem
- Lern- und Gedächtnisprozesse,
- Informationsverarbeitungs- und Problemlösekompetenzen,
- Handlungsplanung und –steuerung
- Wissenserwerb
- komplexere Denkprozesse
Kognitive Prozesse - allgemein
- Grundlage vieler Kompetenzen und Fähigkeiten
- kognitive Weiterentwicklung bei Kindern und Jugendlichen geht Hand in Hand mit dem Fortschritt in anderen Entwicklungsbereichen
Gedächtnis bei Säuglingen und Kleinkindern (0-2 Jahre)
- Untersuchungsverfahren
-> Wegen der sprachlichen Defizite muss hier meist auf Beobachtungsverfahren, z.B. Habituationsverfahren, zurückgegriffen werden.
Gedächtnis bei Säuglingen und Kleinkindern (0-2 Jahre)
- Wiedererkennungsleistungen (Rekognition)
- Assoziatives Lernen
- Imitationslernen – deferred (verzögerte) imitation
- Skripts (schematisierte „Drehbücher“)
- Bedeutung spezifischer Erinnerungshilfen (cues/ reminders)
- Lokationsgedächtnis
Wiedererkennungsleistungen (Rekognition)
- Gedächtnis bei Säuglingen und Kleinkindern (0-2 Jahre)
- Gesichter, Bilder oder Spielzeuge können schon bei wenigen Tagen alten Säuglingen über Wochen bis Monate eingeprägt werden
- > verbessert sich in den ersten Monaten beträchtlich (Slater, 1995)
- Individuelle Unterschiede sind nicht unerheblich für spätere intellektuelle Entwicklung (Kavśek 2004)
Assoziatives Lernen
- Gedächtnis bei Säuglingen und Kleinkindern (0-2 Jahre)
- Schon Säuglinge verfügen über komplexere Gedächtnisformen z.B. für motorische Handlungen
- > Studie Rovee-Collier et al. 1989: Verfahren der konjugierten Verstärkung (conjugate reinforcement) - operantes Konditionierungsverfahren
=> Fazit: Säugling kann Kontingenzen (das gemeinsame Auftreten zweier Merkmale bzw. die Verbundenheit zweier Ereignisse) erkennen
-> Neuere Befunde verweisen auch auf die Relevanz des Kontexts (Rovee-Collier et al., 1992)
Imitationslernen – deferred (verzögerte) imitation
- Gedächtnis bei Säuglingen und Kleinkindern (0-2 Jahre)
Studie: Meltzoff, 1995 zur freien Reproduktion (free recall)
- Erwachsener führt Handlung vor Kindern im Alter von 9 und 14 Monaten aus z.B. Knopf drücken
- 24 Stunden später wurde den Kindern ein Knopf vorgesetzt.
- > Die meisten Kinder beider Altersstufen wiederholten die Handlungen der Erwachsenen
- > Nach einer Woche: ältere Kinder erinnerten sich noch, jüngere nicht
Skripts (schematisierte „Drehbücher“) (Katherine Nelson, 1996)
- Gedächtnis bei Säuglingen und Kleinkindern (0-2 Jahre)
- wiederholte Erfahrungen erleichtern Erinnerungsleistung
- ökonomisch kodiert -> Kontrollmöglichkeit für jüngere Kinder
- ab dem 2. Lebensjahr nicht mehr ähnlich relevant (Bauer et al. 2000)
LOGIK-Studie: 4-jährige Kinder erinnern sich an Geschichten mit Skript-Charakter (BDay Party) viel besser als an ähnliche Erlebnisse ohne den Charakter (Spielnachmittag)
Bedeutung spezifischer Erinnerungshilfen (cues/ reminders)
- Gedächtnis bei Säuglingen und Kleinkindern (0-2 Jahre)
- Sehr jungen Kindern erleichtern diese Hilfen ihre Reproduktionsleistungen, egal, ob sie während des Behaltenszeitraum oder des Gedächtnistests gegeben werden.
- Solche Hilfen operieren also auf der Enkodier- und Abrufebene.
Lokationsgedächtnis
- Gedächtnis bei Säuglingen und Kleinkindern (0-2 Jahre)
- „A nicht B“-Aufgabe: Objekt wird am Ort A versteckt. Nach dem Auffinden durch das Kind wird das Objekt am Ort B versteckt.
-> 6-12 Monate alte Kinder suchen zunächst wieder am Ort A (Perseverations-Fehler)
-> deutliche Verbesserung des Lokationsgedächtnisses im Zeitraum zwischen 6 und 12 Monaten
-> kritisches Merkmal bei der Suche: Zeitverzögerung (Diamond 1985)
→ Produktion des „A-Fehlers“ nur durch Erhöhung der Zeitspanne mit jedem weiteren Lebensmonat
Assoziatives Lernen
- Studie Rovee-Collier et al. 1989: Verfahren der konjugierten Verstärkung (conjugate reinforcement)
- Ein Band ist an einem Fuß des Kindes und an einem Mobile überm Bett befestigt
- ca. 3 Monate alte Kinder strampelten mit Band am Fuß doppelt so oft pro Minute (vgl. operantes Konditionieren) als ohne Band
- > Säugling hat assoziative Beziehung zwischen der eigenen Bewegung und der des Mobiles erkannt
- Wiederholung: Für 3 Monate alte Kinder gab es keine Anzeichen von Vergessen (Sullivan 1982), wenn zwischen den Messungen nicht mehr als acht Tage lagen
- Bei Auftreten von Vergessen handelt es sich um ein Abrufproblem und kein Vergessensproblem wg. Ausführen von Teilaspekten der Handlung
- Ähnlichkeit von Lern- und Testbedingung führt zu besserem Lernen
Alter entscheidend:
- Säuglinge 3 Monate mit Erinnerung 1 Woche
- Säuglinge ca. 6 Monate mit Erinnerung 2 Wochen
- Kinder 18 Monate mit Erinnerung schon mehr als 3 Monate
Entwicklung des impliziten Gedächtnisses
- > Frage, ob Gedächtnisleistungen bei Säuglingen und Kleinkindern tatsächlich explizites Wissen erfordern
- > großteils eher auf das implizite Gedächtnis zurückzuführen
Zentraler Prozess des impliziten Gedächtnisses
Priming
Priming - Definition
Beeinflussung der Verarbeitung eines Reizes dadurch, dass bereits vorher andere Reize implizite Gedächtnisinhalte aktiviert haben
-> Beispiel: Hören von „Maus“ aktiviert Tier-Wortfeld