3.1 Entwicklungstheorien - Stufenmodelle Flashcards
Psychosoziale Entwicklungsstufen - Definition (Zimbardo, 1995)
- Psychosoziale Entwicklungsstufen bezeichnen die Haltungen sich selbst und anderen gegenüber,
… die man nacheinander im Lauf des Lebens einnimmt. - Jede Stufe setzt ein neues Niveau sozialer Interaktion voraus.
- Ob das Individuum dabei erfolgreich war oder nicht, beeinflusst den Verlauf der weiteren Entwicklung auf positive oder negative Art.
Eriksons Stufenmodell der psychosozialen Entwicklung (1966)
- Entwicklung als lebenslanger Prozess
- Der Mensch durchläuft im Laufe seiner Entwicklung verschiedene psychosoziale Krisen
- Seine individuelle Persönlichkeit wird durch die Art, wie er die Krisen für sich löst, geprägt.
Übersicht Erikson
1. Lebensjahr
Krise: Urvertrauen vs. Urmisstrauen
“Ich bin, was man mir gibt”
Angemessene Reaktion: stabiles Sicherheitsbewusstsein
Unangemessene Reaktion: Unsicherheit, Angst
Übersicht Erikson
2 - 3 Jahre
Krise: Autonomie vs. Selbstzweifel (Scham)
“Ich bin, was ich will”
Angemessene Reaktion: Selbstwahrnehmung als Handelnder
Unangemessene Reaktion: Zweifel an eigenen Fähigkeit, Ereignisse zu kontrollieren
Übersicht Erikson
4 - 5 Jahre
Krise: Initiative vs. Schuldgefühl
“Ich bin, was ich mir vorstellen kann zu sein”
Angemessene Reaktion: Vertrauen auf eigene Initiative und Kreativität
Unangemessene Reaktion: Gefühl fehlenden Selbstwertes
Übersicht Erikson
6 Jahre - Pubertät
Krise: Fleiß vs. Minderwertigkeitsgefühl
“Ich bin, was ich lerne”
Angemessene Reaktion: Vertrauen auf soziale und intellektuelle Fähigkeiten
Unangemessene Reaktion: Mangelndes Selbstvertrauen, Gefühl des Versagens
Übersicht Erikson
Adoleszenz
Krise: Identität vs. Identitätsdiffusion
„Ich bin, was ich bin“
Angemessene Reaktion: Festes Vertrauen in die eigene Person
Unangemessene Reaktion: eigenes Selbst als bruchstückhaft
Übersicht Erikson Junges Erwachsenenalter (ab 20 Jahren)
Krise: Intimität vs. Isolierung
„Ich bin, was mich liebenswert macht“
Angemessene Reaktion: Fähigkeit zu Nähe und Bindungen
Unangemessene Reaktion: Gefühl der Einsamkeit
Übersicht Erikson Mittleres Erwachsenenalter (ab 40 Jahren)
Krise: Generativität vs. Stagnation
„Ich bin, was ich bereit bin zu geben & leisten kann“
Angemessene Reaktion: Interesse an Familie und Gesellschaft
Unangemessene Reaktion: selbstbezogene Interessen
Übersicht Erikson
Höheres Erwachsenenalter (ab 60 Jahren)
Krise: Integrität vs. Verzweiflung
„Ich bin, was von mir überlebt“
Angemessene Reaktion: grundlegende Zufriedenheit mit dem bisherigen Leben
Unangemessene Reaktion: Gefühl der Vergeblichkeit, Enttäuschung
Erikson - Stufe 1: Urvertrauen vs. Ur-Misstrauen
- Hauptaufgabe: günstiges Verhältnis von Vertrauen und Misstrauen entwickeln.
- Bedeutende Bezugsperson: Mutter
- > vermittelt das Urvertrauen ihres Kindes durch einfühlsames Eingehen auf die individuellen Bedürfnisse des Säuglings und ein sicheres Gespür für persönliche Verlässlichkeit
- spezifische orale Erfahrungen (Saugen, Beißen, Zahnen) als Prototypen der psychosozialen Modi des Nehmens und Gebens
- gewisses Maß an Misstrauen in allen Altersstufen notwendig
- > um unangenehme Erfahrungen voraussehen zu können.
- > Gewinnt das Misstrauen die Oberhand, kann es sein, dass ein Kind sich abkapselt, frustriert oder argwöhnisch wird.
Erikson - Stufe 2: Autonomie vs. Scham & Zweifel
- Emanzipation von der Mutter
-> neue Fähigkeiten (Laufen, Sprechen, Stuhlkontrolle …) - Die Bedingung für Autonomie wurzelt in einem festen Vertrauen in die Bezugsperson.
-> Das Kind muss das Gefühl haben, explorieren oder seinen Willen durchsetzen zu dürfen, ohne Verlustängste zu erleiden. - Scham und Zweifel im Hinblick auf die eigene Selbstkontrolle und Unabhängigkeit entstehen dann, wenn …
… das Urvertrauen nicht ausreichend entwickelt wurde,
… die Sauberkeitserziehung zu früh oder zu rigide war,
… oder der Wille des Kindes gebrochen wurde. - Eine nicht gelungene Balance kann sich später in Gewinnsucht, Rechthaberei, Geiz, Unsicherheit, Zweifel an sich selbst zeigen.
- Der psychosoziale Modus dieser Phase ist Festhalten vs. Loslassen.
Merkmale der Stufenfolge (Erikson)
- Invarianz (Unveränderlichkeit)
- Reversibilität
- Universalität der Stufenfolge
Reversibilität
-> Adäquate Lösung eines Konflikt nicht Voraussetzung für den Übergang zur nächsten Stufe, aber für die positive Lösung des neuen Konflikts; ungelöste Konflikte können später gelöst werden
Universalität
- > in allen Kulturen
- > zu allen Zeiten
Erikson - Stufe 3: Initiative vs. Schuldgefühl
- Das Kind weiß jetzt sicher, dass es ein “Ich” ist
- > Nun muss es herausfinden, was es für eine Person werden will (Identifikation der Kinder mit den Eltern).
- Die zu dieser Phase gehörigen Elemente der sozialen Ordnung sind “ideale Leitbilder” (z.B. Polizist, Astronaut, Held).
- Ungenügende Konfliktverarbeitung kann später zu Selbsteinschränkung führen.
- Der elementare psychosoziale Modus dieser Phase ist das “Machen”
- > unterstützt wird die Initiative der Kinder durch zunehmende Mobilität, körperliche Geschicklichkeit, Sprachvermögen und kreative Phasen.
- Gefahr: Kind kann das Gefühl haben, es müsse ständig etwas tun, ständig konkurrieren, ständig etwas” machen”, um als Person wertvoll zu sein.
Erikson - Stufe 4: Wertsinn (Fleiß) vs. Minderwertigkeitsgefühl
- Schuleintritt: die Motivation, fleißig zu sein, wird geweckt
- Das Kind lernt nun, Anerkennung durch die Herstellung von Dingen zu gewinnen.
- > Erfolg gibt ein Bestätigungsgefühl und Misserfolg ein Minderwertigkeitsgefühl.
- > Eine unausgeglichene Haltung zwischen diesen beiden Polen kann zu Arbeitsversessenheit, Fachidiodtie oder zu Arbeitsscheu aus Angst vor Versagen führen.
Erikson - Stufe 5: Identität vs. Rollendiffusion
- Bezugspersonen: Freunde, „eigene“ Gruppe, Ideale, Vorbilder
- Höhepunkt in der Identitätsbildung
- > Integration der in der Kindheit gewonnenen verschiedenen Identifikationen als einzelne Teile zu einem Ganzen bzw. in eine vollständigere Identität.
- „neue“ Identität entspricht den neuen Bedürfnissen und Zielen der Adoleszenz
- Verwirrung wegen den körperlichen Veränderungen und dessen sexuellen Impulsen
- sozialer Druck, sich für einen bestimmten Beruf zu entscheiden (Rollenmodelle)
- Drohung einer Identitätsdiffusion: unvollständiges und inkohärentes Selbstgefühl
- > Jugendliche fühlen sich häufig verloren, isoliert, deprimiert und unsicher darüber, wer sie sind, Unverträglichkeiten zwischen Haltungen und Werten
- Übernommene Identität: voreilige Festlegung auf eine Identität, ohne andere Optionen angemessen betrachtet zu haben
- Negative Identität: steht im Gegensatz zu dem, was von den Menschen im Umfeld des Jugendlichen wertgeschätzt wird; oft eine Form der Aufmerksamkeitssuche.
- Bedeutung eines psychosozialen Moratoriums: Auszeit, während der vom Jugendlichen nicht erwartet wird, eine Erwachsenenrolle zu übernehmen und er Aktivitäten nachgehen kann, die ihm Selbsterfahrung ermöglichen; Phase des Ausprobierens
- Erarbeitete Identität: Erreichen einer kohärenten und gefestigten Identität, die auf persönlichen Entscheidungen beruht.
Erikson - Stufe 6: Intimität & Solidarität vs. Isolation
- Bezugspersonen: Freunde, sexueller Partner, Berufskollegen
- Intimität: Zustand tiefster Vertrautheit zwischen einzelnen oder mehreren (Solidarität)
- Voraussetzung: Ausbildung einer einigermaßen gut integrierten Identität in der 5. Phase
- Eingehen einer Bindung mit einer anderen Person; Fähigkeit zur Nähe
o Verbinden der eigenen Identität mit jemand anderem
o Förderung der weiteren Identitätsbildung und der Persönlichkeitsentwicklung - Isolierung: ohne Bindung sein; sich abgrenzen; nicht zurechtkommen im Leben; Gefühl der Einsamkeit; „innere Ängste“, z.B. vor dem „verletzt werden“
o stereotype und gefühllose soziale Beziehungen
o Problem der heutigen Zeit: Karriere, Verstädterung, Mobilität
Erikson - Stufe 7: Generativität vs. Stagnation
- Bezugspersonen: Ehepartner, Familie, soziales Umfeld
- Generativität: „Interesse an der Erzeugung und Erziehung der nächsten Generation“
- > Wunsch, sein Wissen weiterzugeben
- Vertrauen in die Zukunft; Glaube an die Menschheit; Fähigkeit, sich für andere Menschen einzusetzen
- > Voraussetzung für weitere Persönlichkeitsentwicklung
- Versuch, die Kontinuität der menschlichen Gemeinschaft von Generation zu Generation zu wahren.
- nicht nur Fortpflanzung, sondern auch soziale Verantwortung
- > Fähigkeit, Fürsorge für andere zu empfinden
- mangelnde Generativität führt zu Stagnation, Selbstabsorption und Langeweile
Erikson - Stufe 8: Integrität vs. Verzweiflung
- Bezugspersonen: „Menschen meiner Art“
- Aufgabe, sich mit seinem Alter, dem Tod und mit den damit verbundenen Gefühlen auseinanderzusetzen
→ Reflexion über das eigene Leben - Ich-Integrität: Integration aller vorhergehenden Phasen, Weisheit des Alters, Akzeptanz der Begrenztheit des Lebens; Gefühl, Teil einer umfassenden Geschichte zu sein; Zufriedenheit mit seinem Leben.
- Verzweiflung: Trauer um das, was man im Leben getan oder nicht getan hat; Furcht vor dem nahenden Tod, Ekel vor dem Leben; Enttäuschung; Gefühl der Sinnlosigkeit; Festhalten an der Vergangenheit; wiederkehrende Selbstvorwürfe.
Erikson - Krise
Mensch nicht immer in der Krise, sondern in bestimmten Entwicklungsstufen stehen nur gewisse Entscheidungen zur Integration an.
Erikson - Bezug zur Schule:
- Der Lehrer muss sich der Veränderungen, die in seinen Schülern stattfinden, bewusst sein, insbesondere in der Zeit der adoleszenten Identitätskrisen.
- Mit freundlicher Fürsorge kann er seine Schüler durch diese spannungsgeladene Phase begleiten.
Erikson - Kritik
(-) nicht durch ausreichendes qualitatives und experimentelles Datenmaterial belegt
(+) substantieller Wahrheitsgehalt, betont Einzigartigkeit der Lebensgeschichte
Bruners Modell der kognitiven Entwicklung (1986)
- Annahme von drei Entwicklungsstufen:
- enaktive Stufe
- ikonische Stufe
- symbolische Stufe
Bruner - enaktive Stufe
Kind begreift seine Umwelt über den handelnden Umgang
Bruner - ikonische Stufe
- Informationsträger für das Kind sind bildhafte
Vorstellungen. - Entwicklung des visuellen Gedächtnisses.
Bruner - symbolische Stufe
- Informationen können über Formeln, semantisch angereicherte Feststellungen (Sprichwörter, Aphorismen, Metaphern…) gewonnen werden.
- Sprache, Mathematik und Logik spielen dabei eine Rolle.
- Nimmt mit zunehmenden Alter und Erfahrung an Bedeutung zu.
Bruner - Kriterien
- Das Verhalten des Kindes wird zunehmend unabhängiger von Außenreizen.
- Die kognitive Entwicklung des Kindes hängt von der Ausbildung eines internen Speicher- und Informationsverarbeitungssystems ab.
- Die zunehmende intellektuelle Entwicklung korreliert mit einer Ausweitung des Selbstbewusstseins.
- Die kognitive Entwicklung bedarf der Interaktion zwischen dem Lernenden und einem Betreuer
- Der Schlüssel der kognitiven Entwicklung ist die Sprache.
- Kognitive Entwicklung korreliert mit der Fähigkeit simultane Alternativen auszuprobieren.