4a Stoerungen des Saeuglingsalters, Bindungsstoerungen (Ki) Flashcards

1
Q

Nenne die 5 Achsen des Zero To Three.

A
  1. Primäre Diagnose, zB Regulationsstörungen
  2. Klassifikation von Beziehungen, zB überinvolviert
  3. Medizinische Probleme und Entwicklungsstörungen
  4. Psychosoziale Stressigen, zB Krankheit des Elternteils
  5. Funktional-emotionales Entwicklungsniveau
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2
Q

Definiere Regulationsstörung.

A

für Alter bzw. Entwicklungsstand des Säuglings / Kleinkinds außergewöhnliche Schwierigkeit, sein Verhalten in 1, häufig aber mehreren Interaktions- und regulativen Kontexten angemessen zu regulieren

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3
Q

Welche Interaktions- und regulativen Kontexten können Regulationsstörungen bestehen?

A
Selbstberuhigung
Schreien
Schlafen
Füttern
Zwiegespräch und Spiel
kurze Trennung
Grenzsetzung
etc
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4
Q

Welche Aspekte sollte die Diagnostik der Regulationsstörungen umfassen?

A

Anamnese
Interaktions- und Verhaltensbeobachtung und -protokolle
Diagnose psychischer Störungen der Eltern
Misshandlung?
Somatik / Hirnorganik

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5
Q

Was versteht man unter exzessivem Schreien im 1. LJ?

A
  • anfallsartige, unstillbare Schrei- und Unruheepisoden in den ersten 6 LM (“3-Monatskoliken”) ohne erkennbaren Grund bei ansonsten gesunden Säugling
  • fehlendes Ansprechen auf Beruhigungshilfen
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6
Q

Wann ist exzessives Schreien idR zu beobachten?

A

Beginn meist um die 2. Lebenswoche

  • Zunahme an Intensität und Hf. bis zur 6. LW
  • idR bis zum 3. Lebensmonat weitgehender Rückgang
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7
Q

Welche Therapieansätze sind bei exzessivem Schreien indiziert?

A

Psychoedukative und psychotherapeutische Elemente:

  • Mit Eltern Lesen kindlicher Signale üben
  • individuelle Beruhigungsstrategien erproben
  • oft erschöpfte Mutter entlasten (Mobilisation des sozialen Umfelds)
  • Reizreduktion (oder Anreicherung) fürs Kind
  • Vermeidung kindlicher Übermüdung
  • Time-Out-Phasen für Bezugsperson bei Überlastung
  • sofern vorhanden, Behandlung elterlicher Störungen / Paarkonflikte
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8
Q

Welche Phänomene über den 6. LM hinaus sprechen für eine Schlafstörung?

A
  • Einschlafprobleme mit protrahierter Einschlafdauer
  • Abendliches Einschlafen nur mit elterlichen Regulationshilfen
  • Wiederholtes nächtliches Aufwachen mit Schreiphasen
  • von den Eltern als störend empfundenes Schlafen im Elternbett
  • Phasenverschiebung in der Verteilung der Schlaf-Wach-Phasen
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9
Q

Wodurch äußern sich Fütter- und Gedeihstörungen?

A

Nahrungsverweigerung
extrem wählerisches Essverhalten

bei angemessenem Nahrungsangebot und einigermaßen kompetenter Betreuungsperson und in Abwesenheit organischer Krankheit

(Diagnose nur, wenn Ausmaß deutlich außerhalb Normbereich, Essverhalten qualitativ abweichend oder fehlender Gewichtszunahme bzw. Gewichtsverlust)

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10
Q

Was tritt begleitend zu Fütter- und Gedeihstörungen ggf. auf?

A

Rumination = wiederholtes Herauftrügen von Nahrung ohne Übelkeit oder gastrointestinale Krankheit

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11
Q

Welche Therapieansätze sind bei Futter- und Gedeihstörungen indiziert?

A
  • mit Eltern Lesen kindlicher Signale üben
  • Strukturierung des Tagesablaufs mit Nahrungspausen, damit Hunger als Motivation zum Essen aufkommt
  • oft erschöpfte Mutter entlasten
  • Klare Trennung von Eis/Fütterphasen und Spielphasen
  • Vermeidung von Zwang
  • solange noch keine Nahrungsakzeptanz: Spielerische Präsentation verschiedener Nahrungsmittel außerhalb der Futtersituation
  • ggf. Behandlung elterlicher Störungen / Paarkonflikte
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12
Q

Nenne mögliche Regulationsstörungen

A
  • exzessives Schreien
  • Schlafstörungen
  • Fütter- und Gedeihstörungen
  • exzessives Klammern
  • motorische Umtriebigkeit
  • exzessives Trotzverhalten
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13
Q

nenne ätiologische Faktoren für Regulationsstörungen

A
  • normale Krisen / Turbulenzen (+ unangepasstes mütterliches Verhalten)
  • somatische Dispositionen
  • schwieriges Temperament
  • Misfit von Dispositionen und sozialen Erwartungen
  • Störungen der Mutter-Kind-Beziehung
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14
Q

Welche Aspekte gehen typischerweise mit exzessivem Schreien einher?

A
  • beeinträchtigte Schlaf-Wach-Regulation (kurze Tagschlafphasen, Einschlafprobleme, verminderter Gesamtschlaf
  • gehäuftes Auftreten in den Abendstunden mit kumulativer Überreizung / Übermüdung
  • evtl. geblähter Bauch, hochrote Haut, Hypertonie der Muskulatur (klinisches Syndrom der 3-Monats-Koliken)
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15
Q

Was sollte die Diagnostik bei BINDUNGSSTÖRUNGEN umfassen?

A
  • Anamnese der Betreuungsverhältnisse
  • umfassende Entwicklungsdiagnostik (inkl. Sprache und körperliche Symptome)
  • Beurteilung der Bezugsperson re Einstellungen zum Kind, Erziehungskompetenz…
  • detaillierte Beobachtung des Kindes im Kontakt mit Bezugsperson
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16
Q

Nenne F-Code die Diagnosekriterien einer REAKTIVEN BINDUNGSSTÖRUNG.

A

F94.1

A. Beginn vor dem 5. LJ

B. ABNORMES BEZIEHUNGSMUSTER Deutlich widerspruechliche/ ambivalente soziale Reaktionen in versch. sozialen Situationen (variieren von Beziehung zu Beziehung), zB bei Verabschiedung oder Wiederbegegnung sichtbar, Mischung aus Annäherung, Vermeidung und Widerstand gegen Zuspruch, Beziehungsunsicherheit.

B. EMOTIONALE STOERUNG: Mangel an Ansprechbarkeit, Apathie, Unglücklichsein, Rückzugsreaktion, Furchtsamkeit, Übervorsichtigkeit, Aggressionen gegen selbst und andere Beeinträchtigung des sozialen Spiels

C. Nachweis, dass soziale Gegenseitigkeit / Ansprechbarkeit MOEGLICH!

E. Kriterien fuer tiefgreifende ES nicht erfuellt

fakultativ: Gedeihstörung mit Wachstumsverzögerung

17
Q

Über welche Aspekte ist die reaktive Bindungsstörung zu Autismus (tiefgreifenden Entwicklungsstörungen) abzugrenzen?

A
  • Kinder mit rBS haben normale Fähigkeit zu sozialer GEGENSEITIGKEIT/ Reagibilität
  • Weitgehende RÜCKBILDUNG des abnormen sozialen Reaktionsmusters bei kontinuierlicher einfühlender Betreuung (PSYCHOSOZIAL VERMITTELT!)
  • rBS zeigt trotz beeinträchtigter Sprachentwicklung nicht die für Autismus charakteristischen KOMMUNIKATIONSAUFFÄLLIGKEITEN
  • keine anhaltenden, ausgeprägten KOGNITIVEN DEFIZITE (weitgehend reversibel)
  • keine eingeschränkten, repetitive, stereotypen MUSTER von Verhalten, Interessen, Aktivitäten
18
Q

Nenne F-Code und die Diagnosekriterien der Bindungsstörung mit Enthemmung.

A

F94.2

A. DIFFUSE BINDUNGEN anhaltend während der ersten 5 LJ, relatives Fehlen selektiver sozialer Bindungen (Trostsuchen bei wahllosen Personen)

B. wenig modulierte soziale Interaktionen mit unvertrauten Personen

C.

a. ALLG. WAHLLOSES ANKLAMMERUNGSVERHALTEN im Kleinkindalter (bis ca. 4) oder/ und
b. AUFMERKSAMKEITSSUCHENDES und unterschiedslos freundliches Verhalten in der frühen / mittleren Kindheit

D. keine Situationsspezifitaet bzgl. der o.g. Kriterien

  • SCHWIERIGKEITEN IM AUFBAU ENGER VERTRAUENSVOLLER BEZIEHUNGEN zu Gleichaltrigen (Menschen austauschbar, keine Konstanz)
  • Evtl. begleitende emotionale Störungen / Störungen des Sozialverhaltens
  • In Vorgeschichte meist MANGELNDE KONTINUITÄT DER BETREUUNGSPERSONEN oder mehrfacher Wechsel in Familienplatzierung (weitreichendere Auswirkungen dieser langfristigen Deprivationsbedingungen, persistenter auch bei Milieuänderung)
19
Q

Nenne Differenzialdiagnosen der Bindungsstörung mit Enthemmung

A
  • ADHS

- Asperger

20
Q

Welche Therapieansätze sind bei Bindungsstörungen indiziert?

A
  • ELTERNBEZOGENE INTERVENTIONEN: Sozialarbeit, Problemlösefertigkeitentraining, Paarberatung
  • Arbeit an ELTERN-KIND-INTERAKTION durch: Veränderung der WN / Einstellungen der Eltern; Erkennen der kindlichen Bedürfnisse + altersangemessene Befriedigung; konsistentes Grenzensetzen
  • KINNBEZOGENE INTERVENTIONEN: Verbesserung der Sozialkompetenz, Sensibilisieren für eigene Gefühle + Empathie, Erhöhung des Selbstwertgefühls
  • bei anhaltender Vernachlässigung / Misshandlung: PLATZIERUNG in geeigneten Betreuungsverhältnissen
21
Q

Was ist oft ätiologisch bedeutsam für Bindungsstörungen und was ist der Unterschied zwischen den beiden?

A

In der Vorgeschichte oft DEPRIVATIONSBEDINGUNGEN: Vernachlässigung, Missbrauch oder Misshandlung

  • -> Reaktive BS reagiert auf Wechsel in den Milieuverhältnissen (Besserung der Eltern, Unterbringung)
  • -> BS mit Enthemmung eher persistenter wegen langfristiger Deprivationsbedingungen, oft auch bei Milieuänderung