18 Dissoziative und somatoforme Stoerungen (Ju) Flashcards

1
Q

Was ist charakterisierend für somatoforme und dissoziative Störungen?

A

psychischer Grundkonflikt mit koerperlichen Symptomen

NICHT umgekehrt koerperliche Stoerung mit psychischer komponente (wie zB Asthma)

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
2
Q

Welche allgemeinen Kriterien muessen fuer eine dissoziative Stoerung erfuellt sein?

A

Allg. Kennzeichen:
teilweiser oder voelliger VERLUST DER NORMALEN INTEGRATION von ERINNERUNGEN, IDENTITAETSBEWUSSTSEIN und unmittelbaren EMPFINDUNGEN und Kontrolle von KÖRPERBEWEGUNGEN bezieht
(motorische, sensorische Funktionsstörungen sowie Bewusstseinsstörungen)

  • VERLUST ODER VERAENDERUNG koerperlicher Funktionen, die eine koerperliche Krankheit vermuten lassen, aber:
    A. KEINE KOERPERLICHE ERKRANKUNG, die die Symptome erklaeren koennte (Ausschlusskriterium!)
    B. ZEITLICHER ZUSAMMENHANG zwischen dissoziativen Symptomen und belastenden Ereignissen / Problemen / Beduerfnissen
    (Symptomatik ist Ausdruck eines psychischen Konflikts / Bedurfnisses)

bei dissoziativ nur Funktionen, die normalerweise unter willentlicher Kontrolle stehen sowie Verlust der sinnlichen Wahrnehmung! (vegetativ: Somatisierungsstörungen)

AUSSCHLUSS: bewusste Simulation!

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
3
Q

Welche dissoziativen Störungen der Bewegung und Wahrnehmung gibt es?

A

F44.4 DISSOZIATIVE BEWEGUNGSSTOERUNGEN
vollst./tw. Verlust der (willkürlichen) Bewegungsfaehigkeit einer/mehrerer Koerperglieder (partielle / vollst. Laehmung, Gangauffälligkeiten, Sprache)

F44.5 DISSOZIATIVE KRAMPFANFAELLE
Plötzliche u unerwartete krampfartige Bewegungen (wie epileptische Anfaelle, aber ohne Bewusstseinsverlust, Zungenbiss, schwere Haematome / Sturzverletzungen, Harninkontinenz)

F44.6 DISSOZIATIVE SENSIBILITAETS- UND EMPFINDUNGSSTOERUNGEN
tw. / vollst. Verlust einer / aller normalen Hautempfindungen an Koerperteilen / am ganzen Koerper ODER tw / vollst. Seh-/Hoer-/Riechverlust

F44.81. MULTIPLE PS (Dissoziative Identitaetsstoerung=

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
4
Q

Was faellt bei dissoziativen Empfindungsstoerungen (im Vergleich zu “richtigen” Empfindungsstoerungen) auf?

A

Grenzen anaesthetischer Hautareale entsprechen den Vorstellungen des Patienten über Körperfunktionen, nicht dem medizinischen Wissen

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
5
Q

Nenne die diagnostischen Kriterien (nach DSM IV?) der dissoziativen Identitaetsstoerung.

A
  1. Anwesenheit von zwei oder mehr unterscheidbaren IDENTITAETEN oder Persönlichkeitszuständen, von denen zu einem bestimmten Zeitpunkt jeweils nur eine in Erscheinung tritt (je mit einem eigenen, relativ ueberdauernden Muster der WN von, Beziehung zur und dem Denken ueber die Umgebung und das Selbst, Erinnerungen, Vorlieben…)
  2. Mind. 2 dieser Identitaeten / Persoenlichkeitszustaende uebernehmen wiederholt die Kontrolle ueber das Verhalten der Person
  3. Unfaehigkeit, sich an wichtige persoenliche Informationen zu erinnern, die zu umfassend ist, um durch gewoehnliche Vergesslichkeit erklaert zu werden
  4. Stoerung geht nicht auf die direkte koerperliche Wirkung einer Substanz (zB Blackouts / ungeordnetes Verhalten waehrend Alkoholintoxikation) oder eines MKF (zB komplex-partielle Anfaelle) zurueck
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
6
Q

Nenne Lebenszeitpraevalenz, Maenner-Frauen-Verhaeltnis und Verlauf dissoziativer Stoerungen

A

LZP: 2-7%
F: M: 4:1
Verlauf bei korrekter Diagnose / Therapie schnell remittierend (besonders wenn Beginn traumaassoziiert),

oft aber auch unguenstige Langzeitprognose mit Chronifizierung durch sekundaere Komplikationen etc (besonders wenn Beginn mit unlösbaren Problemen assoziiert)

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
7
Q

Nenne positive Kriterien als Hinweise auf eine dissoziative Stoerung.

A
  • Uebernahme von Symptomen in Anlehnung an ein MODELL (zB in Familie)
  • „BELLE INDIFFERENCE“ (ausgepraegter Mangel an persoenlicher Betroffenheit)
  • Gehaeuftes Auftreten von psychosomatischen / psychiatrischen STOERUNGEN n in Familie
  • Fruehe Somatisierungsphaenomene
  • ORGANISCHE ERKRANKUNGENzu Beginn der dissoziativen Symptome
  • Primaerer und sekundaerer KRANKHEITSGEWINN
  • Symbolgehalt / Ausdrucksgehalt der Symptomatik
  • Koerperliche Belastungen durch Deformitaet oder bleibende Krankheitsfolgen
  • DOCTORSHOPPING
  • Persoenlichkeitsentwicklungsstoerungen (v.a. emotional-instabiler Typ)
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
8
Q

Wie aeussert sich eine somatoforme Stoerung (diagnostische Leitlinien)?

A
  • rezidivierende und vielgestaltige koerperliche SYMPTOME (eher ANS), fuer die KEINE AUSREICHENDE (oder dem Ausmass nicht gerecht werdende) KOERPERLICHE ERKLAERUNG gefunden wurde
  • Leiden / Beeinträchtigung –> wdht. hartnäckige Forderungen nach med. Untersuchungen, WEIGERUNG aerztliche Versicherung anzunehmen dass fuer Symptome keine Erkrankung zu finden ist
  • BEEINTRAECHTIGUNG familiaerer / sozialer Funktionen durch Symptome und resultierendes Verhalten
  • BEGINN / Fortdauer der Symptome hat enge Beziehung zu unangenehmen Lebensereignissen / Konflikten
  • AUSSCHLUSS: Symptome nicht zu erklaeren im Rahmen einer Schizophrenie o.ä., einer affektiven oder Panikstörung
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
9
Q

Welche somatoformen Symptomatiken sind im Kindes- welche im Jugendalter besonders praevalent?

A

Kindesalter:
- v.a. Beschwerden des Magen-Darmn-Trakts

Adoleszenz:

  • Somatisierungsstoerungen
  • hypochondrische Stoerungen
  • somatoforme autonome Funktionsstoerungen
  • anhaltende somatoforme Schmerzstoerungen

Praevalenz bei Jugendlichen / YA ca. 3%
Frauen haeufiger

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
10
Q

Verlauf somatoformer Stoerungen?

A
  • komorbide Stoerungen bei etwa 1/3 (v.a. Angst / Depri)
  • bei Kindern Verlauf idR guenstig
  • Prognose wird in Adoleszenz / bei zunehmender Chronifizierung unguenstiger –> durch Behinderung Gefahr von Depressivitaet und Suizidneigung
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
11
Q

Welche somatoformen Stoerungen gibt es?

A

F45.0 Somatisierungsstoerung
F45.1 undifferenzierte Somatisierungsstoerung
F45.2 hypochondrische Stoerung
F45.3 Somatoforme autonome Funktionsstoerungen
F45.4 Anhaltende somatoforme Schmerzstoerung

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
12
Q

Nenne die diagnostischen Kriterien einer Somatisierungsstoerung.

A

Allg. diagnostische Kriterien somatoformer Stoerungen erfuellt (>= 2 Jahre / KiJU 1 Jahr); zusaetzlich 6 oder mehr der folgenden Symptome, aus mind. 2 Gruppen:

  1. GASTROINTESTINALE SYMPTOME: Bauchschmerzen, Uebelkeit, Gefuehl von Überblähung, schlechter Geschmack im Mund, Klagen über Erbrechen / Regurgitation; über haeufigen Durchfall oder Fluessigkeitsaustritt aus dem Anus
  2. KARDIOVASKULAERE SYMPTOME: Atemlosigkeit ohne Anstrengung, Brustschmerzen
  3. UROGENITALE SYMPTOME: Dysurie / Klagen ueber Miktionshaeufigkeit; Unangenehme Empfindungen im Genitalbereich; Klagen ueber verstaerkten vaginalen Ausfluss
  4. HAUT- UND SCHMERZSYMPTOME : Klagen ueber Fleckigkeit der Haut; Schmerzen in Gliedern / Gelenken; unangenehme Taubheit oder Kribbelgefuehl
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
13
Q

Nenne diagnostische Kriterien einer undifferenzierten Somatisierungsstoerung

A

Zahlreiche, unterschiedliche und hartnaeckige koerperliche Beschwerden, aber das vollstaendige und typische klinische Bild der Somatisierungsstoerung ist nicht erfuellt (zB nicht 6 Symptome oder keine so ausgeprägte Beschäftigung / Doctorshopping)

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
14
Q

Was ist eine hypochondrische Stoerung?

A

Anhaltende (mind 6 Monate) besorgte Beschaeftigung mit der Moeglichkeit, an einer oder mehreren schweren und fortschreitenden koerperlichen Krankheiten zu leiden (oder entstellt zu sein: dysmorpophobe Störung)

manifestiert durch anhaltende körperliche BESCHWERDEN / anhaltende BESCHÄFTIGUNG mit den körperlichen Phänomenen

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
15
Q

Wie auessert sich eine somatoforme autonome Funktionsstoerung ? Und welche Organe / Bereiche koennen betroffen sein?

A

• Symptome autonomer Erregung werden vom Patienten so geschildert, als beruhten sie auf der koerperlichen Krankheit eines SYSTEMS / ORGANS, das weitgehend / vollstaendig vegetativ kontrolliert wird

• Aber KEIN NACHWEIS einer Stoerung von Struktur / Funktion des betroffenen Organs
F45.30 Herz und kardiovaskulaeres Systsem
F45.31/32 oberer / unterer Gastrointestinaltrakt
F45.33 respiratorisches System
F45.34 Urogenitalsystem

• Außerdem >=2 ALLG. VEGETATIVE SYMPTOME: Herzklopfen, Schweißausbrüche, Mundtrockenheit, Hitzewallungen / Erröten, Druckgefühl im Oberbauch, Kribbeln / Unruhe im Bauch

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
16
Q

Was charakterisiert eine anhaltende somatoforme Schmerzstoerung?

A

• Andauernder (MIND. 6 MONATE) schwerer und quaelender Schmerz, der durch einen physiologischen Prozess / eine koerperliche Störung NICHT ADÄQUAT ERKLÄRT werden kann, Hauptfokus der Aufmerksamkeit

  • Schmerz tritt in Verbindung mit gravierenden emotionalen Konflikten oder psychosozialen Problemen auf
  • Ausschlusskriterien: nicht waehrend einer Schizophrenie o.ä. (F2) oder ausschließlich waehrend einer affektiven (F3) / anderen somatoformen Störung (F45.0-2)
17
Q

Welche Phaenomene sind in der Entwicklung somatoform gestoerter KiJu oft im familiaeren Umfeld zu beobachten?

A
  • familiaere Krankheitsbelastung / Aengstliche Gesundheitsbesorgnis
  • psychosoziale Belastungen als Ausloeser
  • Etikettierung des Patienten als krank
  • haeufige Arztbesuche, Arztwechsel
18
Q

Was ist die wichtigste beratende therapeutische Massnahme bei somatoformen Stoerungen?

A

Verhinderung wiederkehrender aerztlicher Konsultationen mit aufwaendiger somatischer Diagnostik und oft wirkungsloser Therapie

19
Q

Welche therapeutischen Massnahmen sind v.a. bei Schmerzstoerung sinnvoll?

A
  • SELBSTREGISTRIERUNG von Beschwerden durch Patienten
  • VERSTAERKUNG VON BVESCHWERDEFREIHEIT / Reduktion der Aufmerksamkeit fuer Symptome
  • ENTWICKLUNG VON BEWAELTIGUNGSFERTIGKEITEN: Entspannung, Ablenkung etc.
  • ENTLASTUNG bei objektiver Ueberforderung
  • ansteigende BELASTUNGSERPROBUNG im Alltag
20
Q

Nenne Therapieleitlinien bei dissoziativen und somatoformen Störungen.

A
  • GLAUBWÜRDIGKEIT der Angaben des Kindes nicht infragestellen
  • Vermeiden der ETIKETTIERUNG der Symptome als psychischen Ursprungs (eher als Aufrechterhaltung ok)
  • Therapie angepasst an Moeglichkeiten der Familie vom somatischen zum psychologischen Fokus verlagern
  • ZENTRALE AUFGABE: Entwicklung aktiver BEWÄLTIGUNGSFERTIGKEITEN fuer Kind und Familie (wenn psychische Probleme bewaeltigt, gehen auch koerperliche Symptome weg, da nicht mehr gebraucht)
  • Reduktion von BEHINDERUNG und psychosozialer Einschraenkung
  • Betonung des langsamen, aber meist erfolgreichen Therapieverlaufs
  • graduelle STEIGERUNG DER ZIELE von leichten Anfangszielen bis zur Normalisierung der Aktivitaeten
  • Behandlung komorbider Stoerungen
21
Q

Nenne dissoziative Störungen abgesehen von denen der Bewegung und der Wahrnehmung. (die also eher den Bewusstseinszustand betreffen)

A

F44.0 DISSOZIATIVE AMNESIE

F44.1 DISSOZIATIVE FUGUE

F44.2 DISSOZIATIVER STUPOR
(DD: depressiver, manischer, katatoner, organischer Stupor)

F44.3 TRANCE- UND BESESSENHEITSZUSTÄNDE

F44.4 DISSOZIATIVE BEWEGUNGSSTOERUNGEN

F44.5 DISSOZIATIVE KRAMPFANFAELLE

F44.6 DISSOZIATIVE SENSIBILITAETS- UND EMPFINDUNGSSTOERUNGEN

F44.7 DISSOZIATION STÖRUNGEN, GEMISCHT

F44.81 MULTIPLE PS (Dissoziative Identitaetsstoerung)

22
Q

Nenne beispielhafte vegetative Symptome sowie spezifische Symptome, wie sie bei somatoformer autonomer Funktionsstörung berichtet werden (F45.3).

A

VEGETATIV, mind 2:

  • Palpitationen
  • Schweißausbrüche
  • Mundtrockenheit
  • Hitzewallungen, Erröten
  • Magenkribbeln

SPEZIFISCH:

  • Brustschmerzen
  • Dyspnoe / Hyperventilation
  • außergewöhnliche Ermüdbarkeit
  • Aerophagie
  • häufiger Stuhlgang
  • Fiktionsfrequenz
  • Völlegefühl
23
Q

Wenn Beschwerden vorliegen, die nicht durch das autonome Nervensystem vermittelt sind und sich auf bestimmte Systeme oder Körperteile begrenzen - welche Diagnosekategorie ist dann angezeigt?

A

F45.8 sonstige somatoforme Störungen

–> alle Empfindungsstörungen, die nicht durch eine körperliche Krankheit bedingt und in engem zeitlichen Zsh mit belastenden Ereignissen