9- Angst Flashcards

1
Q

Auf welchen Ebenen manifestiert sich Angst?

A

Subjektive Ebene: Kognition & Affekt (Gefahr, Angst, Scham)
Motorische Ebene: Verhalten (Erstarren, Flight, Fight)
Physiologische Ebene: körperlich-vegetative Reaktionen (Herzrasen, Stresshormone, beschleunigte Atmung)

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2
Q

Wie hängen Leistungsfähigkeit und Aktivierungsniveau zusammen?

A

U-förmiger Zusammenhang
bei zu niedrigem und zu hohem Aktivierungsniveau ist die Leistungsfähigkeit gering, am höchsten bei mittlerem Aktivierungsniveau –> eine gewisse körperliche Erregung/Angstreaktion ist also funktional!

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3
Q

Was macht krankhafte im Vergleich zu gesunder Angst aus?

A
  • unverhaltnismäßig groß
  • unbegründet (gefürchtete Situation ist nicht bedrohlich) –> Patienten sind sich dessen bewusst!
  • Vermeidungsverhalten
  • Einschränkung im Alltag, Leidensdruck
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4
Q

Welche Bedeutung bekommen die basalen Verhaltensreaktionen der Angst, wenn diese pathologisch ausgeprägt ist?

A

Erstarren –> Handlungsunfähigkeit, Black Out
Flight –> Vermeidungsverhalten
Fight –> Nervosität, Reizbarkeit

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5
Q

Im Rahmen welcher psychiatrischer Differentialdiagnosen spielen Ängste eine Rolle?

A

Demenz, Sucht, Psychose, Depression, Trauma, ängstlich-vermeidende PS

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6
Q

Wie häufig sind Angsterkrankungen und wann beginnen diese typischerweise?

A

insgesamt ca. 15% –> häufigste psychische Diagnose!
- häufigster Subtyp ist die Spezifische Phobie
- Frauen doppelt so häufig betroffen

  • Beginn durchschnittlich im Kindesalter, früher als z.B. Depression und Sucht, im jungen Erwachsenenalter Vollbild
  • Spezifische Phobie entwickelt sich am schnellsten im Zeitverlauf
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7
Q

Was sind die häufigsten komorbiden Erkrankungen?

A

Depressive Störungen (ca. 50%) > somatoforme Störungen (v.a. chronische Schmerzen & Herzkrankheiten) > Alkoholabhängigkeit > Zwangsstörungen

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8
Q

In welche zwei Typen können Angsterkrankungen grundsätzlich eingeteilt werden?

A

Phobische Erkrankungen (ICD10: Phobische Störungen):
- es geht um Furcht als Gefühl einer konkreten Bedrohung, Reaktion auf aktuelle oder vorausgeahnte Gefahr
- Spezifische Phobie, Soziale Phobie, Agoraphobie ohne/mit Panikstörung
Angsterkrankungen (ICD: Andere Angststörungen):
- es geht um Angst als besorgte Grundhaltung
- Generalisierte Angststörung, Panikstörung, Angst und depressive Störung (gemischt)

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9
Q

Was sind die Kernsymptome der Panikstörung?

A
  • mind. einmal pro Monat schwere Panikattacken
  • anfangs unerwartet, im Verlauf z.T. situationsgebunden
  • Dauer 10-30 Minuten
  • Erwartungsangst in panikfreien Zeiträumen: Vermeidungsverhalten, Sensibilisierung gegenüber körperlichen Empfindungen
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10
Q

Was ist eine Panikattacke?

A

einzelne Episode intensiver Angst oder Unbehagen
- plötzlicher Beginn
- Steigerung innerhalb von Minuten zum Höhepunkt
- vegetativ: Herzklopfen, Schweißausbruch
respiratorisch/abdominell: Atemnot, Übelkeit
psychisch: Angst vor Kontrollverlust oder zu sterben, Schwindel, Benommenheit
allgemein: Hitzewallungen, Kälteschauer, Gefühllosigkeit, Kribbeln

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11
Q

Was sind die Kernsymptome der Agoraphobie? In welchen Situationen tritt Angst auf?

A
  • Angst vor fehlenden Fluchtmöglichkeiten oder unzureichender Verfügbarkeit medizinischer Hilfe
  • bezogen auf Menschenmengen, öffentliche Plätze, (weite) Reisen
  • Vermeidungsverhalten
    Diagnose “Agoraphobie mit Panikstörung” nur, wenn Panikattacken nur in oben genannten Situationen
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12
Q

Was sind die Kernsymptome der Sozialen Phobie?

A
  • Angst vor Beurteilung durch andere Menschen, im Fokus der Aufmerksamkeit zu stehen oder sich peinlich zu verhalten
  • Vermeidung von sozialen Situationen
  • Zittern, Erröten, Übelkeit, aufs Klo müssen
  • typische Situationen: Essen und Sprechen vor Anderen in der Öffentlichkeit oder in kleineren Gruppen
  • generalisiert oder auf bestimmte Situationen beschränkt
  • komorbide Depression und Alkoholmissbrauch wahrscheinlich
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13
Q

Was ist der Unterschied zwischen dem generalisierten und nicht-generalisierten Subtyp?

A

Generalisiert: beginnt früher, situationsübergreifend, phobische Situationen nehmen zu, mehr Einschränkung und Komorbidität
Nicht-generalisiert: kann später beginnen, 1-2 Situationen, weniger Einschränkung und Komorbidität, kann in generalisierten Typ übergehen

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14
Q

Was sind die Kernsymptome der Generalisierten Angststörung? Was ist das Zeitkriterium?

A
  • ständige, übertriebene und als unkontrollierbar erlebte Sorgen um alltägliche Ereignisse z.B. Krankheit (multiple Inhalte)
  • Fehleinschätzung von Gefahren und Risiken
  • Sorgen beanspruchen Großteil des Tages
  • dauerhafte motorische Anspannung und Erregbarkeit
  • mind. 6 Monate
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15
Q

Nenne die vegetativen Symptome, die im Rahmen der GAS auftreten können sowie drei weitere Symptome!

A

Vegetativ: erhöhte Herzfrequenz, Palpitationen/Herzklopfen, Schweißausbrüche, Tremor, Mundtrockenheit
Thorax/Abdomen: z.B. Atembeschwerden, Übelkeit
Psychisch: Angst vor Tod/Kontrollverlust, Depersonalisation, Derealisation, Schwindel
Anspannung: Muskelverspannug, Ruhelosigkeit, Nervosität
allgemein: Hitzewallungen, Kälteschauer
unspezifisch: Konzentrationsstörungen, Einschlafstörungen, erhöhte Vigilanz

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16
Q

Was sind die Kernsymptome der Spezifischen Phobie?

A
  • starke Furcht vor einem bestimmten Objekt/Situation oder Vermeidung dieses Objekts/Situation
  • Angstsymptome bei Konfrontation
  • deutliche Belastung und Einschränkung
17
Q

Was sind die Merkmale der Diagnose “Angst und depressive Störung, gemischt”?

A
  • Diagnose kann nur gestellt werden, wenn Angst- und depressive Symptome gleichzeitig und in vergleichbarer Stärke vorhanden sind, aber nicht so stark sind, dass das jeweilige Vollbild erfüllt ist!
  • GAS kann nicht komorbid zu depressiver Episode diagnostiziert werden, nur nacheinander
18
Q

In welchen Krankheits-Kategorien gibt es somatische Differenzialdiagnosen der Angststörung?

Kann mir nicht vorstellen, dass genauer Name der Krankheit erwartet wird

A
  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen
  • Erkrankungen der Atemorgane
  • endokrinologische Erkrankungen
  • immunologische Erkrankungen
  • neurologische Erkrankungen
19
Q

Welche Faktoren tragen zur Entstehung einer Angsterkrankung bei?

A

Interaktion Genetik x Umwelt
- Heritabilität insgesamt ca. 40-50%, polygenetische Struktur
Agoraphobie > Soziale Phobie > Panikstörung > GAS
–> Spezifische Phobie hauptsächlich umweltbedingt?

20
Q

Was passiert neurologisch bei Vorliegen einer Angsterkrankung?

A
  • Dysfunktion des furchtrelevanten Netzwerks zwischen Amygdala und präfrontalem Kortex: Amygdala hyperaktiv (grob gesagt)
  • Ungleichgewicht in serotonergen, noradrenergen, GABAergen, adenosingergen Neurotransmittersystemen: zu wenig Serotonin und Noradrenalin im synaptischen Spalt
21
Q

Was besagt das Diathese-Stress-Modell?

A

Entstehung einer Angsterkrankung ist ein Zusammenspiel aus Prädisposition und Umwelteinflüssen (Stress)
- Symptome bilden sich dann, wenn die Last aus Prädisposition und Stress so hoch wird, dass die (durch die persönlichen Ressourcen gesetzte) Schwelle des Anspannungsniveaus überschritten wird

22
Q

Welche Beispiele gibt es für Umwelteinflüsse, die eine Entstehung beeinflussen?

A
  • frühe Trennungs- und Missbrauchserfahrungen
  • Trennung, Verlust, Konflikte, Erkrankungen im Erwachsenenalter
  • negative Denk- und Bewertungsmuster
  • Umgang mit Stress: chronischer Stress, Anpassungsprobleme
23
Q

Wie erklären lerntheoretische Modelle die Entstehung?

A

Klassische Konditionierung: Manifestation der Symptomatik durch Verknüpfung eines (äußeren oder inneren) neutralen Stimulus mit einer konditionierten Angstreaktion, die ursprünglich auf einen anderen, unkonditionierten Stimulus erfolgte –> neutraler wird zum konditionierten Stimulus

Operante Konditionierung: Aufrechterhaltung der Symptomatik durch Vermeidung des konditionierten Stimulus –> Ausbleiben der Angstreaktion –> negative Verstärkung

Modelllernen: Beobachtetes Angst-/Vermeidungsverhalten wird übernommen

24
Q

Sind alle Reize gleich wahrscheinliche Auslöser einer Angstreaktion?

A

Nein, wir reagieren auf bestimmte Objekte, die sich evolutionsbiologisch als gefährlich erwiesen haben, eher mit Angst als auf andere (z.B. Schlangen, Spinnen)
Preparedness-Theorie (Seligman)

25
Welche Therapieempfehlungen für Angststörungen geben die Leitlinien?
Psychotherapie oder Pharmakotherapie, bei Nicht-Ansprechen Kombi oder Wechsel Psychotherapie: KVT --> wenn nicht wirksam oder erwünscht, Psychodynamische Verfahren
26
Aus welchen Bausteinen setzt sich die KVT von Angsterkrankungen zusammen?
Psychoedukation: - kognitives Modell der Angst nach Clark zum Zusammenhang von Gedanken, Gefühlen und Verhalten im Teufelskreis kognitive Umstrukturierung: - Fehlinterpretationen körperlicher Symptome und automatische Gedanken identifizieren und verändern Stressmanagement: - Entspannungsverfahren, Atemtechniken In-situ-Exposition (Angstzustand wird körperlich herbeigeführt) In-vivo-Exposition
27
Was ist eine Exposition und warum ist sie ein essentieller Baustein der KVT für Angststörungen?
- Konfrontation mit der angstauslösenden Situation - Verhinderung von Vermeidungsverhalten - Ziel: Erfahrung, dass die Angst mit der Zeit abnimmt und Befürchtungen über Konsequenzen der Angst nicht eintreten - Zeichnen von Angstkurven, um die Befürchtungen des Patienten vs. den tatsächlichen Angstverlauf zu demonstrieren --> Exposition führt zur Angstreduktion, mit jeder Exposition wird das Maximum der Angst geringer, die Kurve flacht mit der Zeit ab
28
Welche Therapiebausteine sind bei der Sozialen Phobie wichtig (zweithäufigste Angsterkrankung!)?
- Soziales Kompetenztraining - In-vivo-Exposition - Gruppentherapie
29
Welche Therapiebausteine sind bei der GAS wichtig?
- Realitätsüberprüfung, Entkatatstrophisierung - Entspannungsverfahren - Sorgen-Exposition, Sorgen-Tagebuch
30
Welche Therapiebausteine sind bei der Spezifischen Phobie wichtig?
- Exposition zunächst in Sensu, dann in vivo - Darbietung der Reize nach einer individualisierten Angsthierarchie vs. Flooding - Anwendung von Entspannungstechniken während der Exposition
31
Was sind die Grundsätze der Pharmakotherapie bei Angsterkrankungen?
- SSRIs und SNRIs als 1. Wahl - niedrige Einstiegsdosis, langsame Aufdosierung - Wirkung nach 2-4 Wochen, am Anfang Unruhe und verstärkte Angst möglich - Wirkungsbeurteilung nach 8 Wochen -> Erhaltungstherapie bis zu einem Jahr/Wechsel Medikament -> langsames Ausschleichen
32
Nenne jeweils zwei Medikamente, die für jede Angststörung empfohlen werden.
- Panikstörung & Agoraphobie: Citalopram, Escitalopram, Paroxetin, Sertralin, Venlafaxin, zur Not Clomipramin (TZA) - Soziale Phobie: Escitalopram, Paroxetin, Sertralin, Venlafaxin, zur Not Moclobemid - GAS: Escitalopram, Paroxetin, Venlafaxin, Duloxetin, Pregabalin, zur Not Opipramol (TZA) oder Buspiron für Spezifische Phobie keine Pharmakotherapie indiziert!