6-Bipolare Störung Flashcards
Wie hoch ist die Prävalenz für die BPS (in Deutschland)?
1-2%
…bei ca. einem Viertel an psychisch Erkrankten
Hauptcharakteristika der Bipolaren Erkrankung?
- wiederkehrende Episoden von: Manie, Depression, Mischzuständen oder Euthymie (ausgeglichene Stimmung)
- Beginn in Adoleszenz und frühem Erwachsenenalter
- ca. 30% Therapieresistenz
Nochmal kurz zur Wiederholung: Welche ätiologischen Faktoren spielen hier eine Rolle?
Genetik:
SNPs (häufig, geringe Effekte), CNVs (eher selten, mittlere Effekte), seltene Mutationen (große Effekte)
x
Umwelt bzw. Entwicklung: Schwangerschaftskomplikationen (Substanzmissbrauch, Infektionen, Stress, Umweltgifte), Geburtskomplikationen, aversive (Kindheits-) Erfahrungen, Substanzmissbrauch, somatische Erkrankungen
Welche Bestandteile hat die BPS-Diagnostik?
- Fremdanamnese, Eigenanamnese
- ICD10-Kriterien (SKID)
- Ausschluss somatischer Differentialdiagnosen mittels cMRT (craniales MRT) oder Labor
- Schweregrad der akuten Episode ermitteln (BDI, Hamilton Depression Scale, Young Mania Rating Scale)
Nenne jeweils die Kernsymptome für depressive, manische und hypomane Episode und deren Zeitkriterien!
Depression (mind. 2 Wochen)
- gedrückte Stimmung
- Interessensverlust
- verminderter Antrieb
Manie (mind. eine Woche)
- Inadäquate euphorische oder gereizte Stimmung bis hin zur Aggression
- Antriebssteigerung
- vermindertes Schlafbedürfnis
- leichte Ablenkbarkeit
Hypomanie (mind. 4 Tage): keine Kernsymptome, aber generell die abgeschwächten Symptome einer Manie
- gehobene Stimmung & Selbstwertgefühl
- gesteigerter Antrieb
- auffallendes Gefühl von Wohlbefinden und gesteigerter Leistungsfähigkeit
- vermindertes Schlafbedürfnis
- gesteigerte Gesprächigkeit und Geselligkeit
Nenne 3 Beispiele für “die dunkle Seite” der Manie!
- riskante Verhaltensweisen (z.B. Autofahren, Geschäftsverhalten)
- vermehrte Geldausgaben
- starker Sexualtrieb
- vermehrter Drogenkonsum bzw. Kaffeekonsum
- Vernachlässigung von Pflichten
- Ungeduld, Erregbarkeit
Was macht den affektiven Mischzustand aus?
Kriterien von Depression UND Manie sind gleichzeitig erfüllt –> therapeutische & diagnostische Herausforderung
- kommt bei 30-40% der PatientInnen vor
- mind. 2 Wochen, dauert also meist länger als die klassische manische Episode
Risiko: Suizid!! (Hoffnungslosigkeit & Suizidgedanken + gesteigerter Antrieb)
Welche Frühwarnsymptome zeigen sich?
- veränderte Schlaf- und Tagesstruktur
- Konzentrationsstörungen
- veränderte Lebens- und Konsumgewohnheiten
- verändertes Sozialverhalten
Welche Verlaufstypen gibt es?
- Bipolar I: Wechsel von Depression und Manie
- Bipolar II: Wechsel von Depression und Hypomanie
Zwischendurch euthyme Phasen unterschiedlicher Dauer
Rapid Cycling: mindestens 4 Phasen jeglicher Art in den letzten 12 Monaten
- betrifft ca. 15-20%, häufiger Frauen
–> Kombination zweier Stimmungsstabilisatoren, keine Antidepressiva
Welche Erkrankungen treten am häufigsten komorbid zur BPS auf?
- Alkoholabhängigkeit (wahrscheinlicher bei Männern)
- Suizid
- Panikstörung oder -attacken
- Zwangsstörung
- ADHS
- somatische Erkrankungen
Wie hoch ist das Suizidrisiko unter Betroffenen?
ca. 10%, 20-fach erhöht zum normalen Wert
Suizidversuch: 25-50%
Welche Differenzialdiagnosen kommen in Frage?
- Depression
- ADHS (leichte Ablenkbarkeit!)
- Schizo-affektive Psychose / Schizophrenie
- Emotional-instabile Persönlichkeit (Boderline?)
- zahlreiche somatische DDs!
Welches ist das Medikament mit dem höchsten Empfehlungsgrad zur Behandlung der bipolaren Depression?
Quetiapin: wirkt bei Depression und Manie sowohl akut als auch prophylaktisch!
Simultan zur Pharmakotherapie, welche anderen Therapieformen haben neben Quetiapin ebenfalls Empfehlungsgrad B für die bipolare Depression?
Psychotherapie (Familienfokussierte Therapie, KVT, Interpersonelle und soziale Rhythmustherapie)
Wachtherapie
Welche Maßnahme kann bei Nichtansprechen auf mehrere Pharmaka und Psychotherapie in Erwägung gezogen werden?
Elektrokrampftherapie zusätzlich zur den anderen Verordnungen (Empfehlungsgrad 0)
In lebensbedrohlichen Situationen und bei schwerer Manie Empfehlungsgrad B
Warum sollten Antidepressiva nicht zur Pharmakotherapie der bipolaren Depression verwendet werden?
Aufgrund des Switch-Risikos zur Manie!
v.a. bei Bipolar I, bei Mischzuständen und wenn die Manie bereits zur Baseline-Messung stärker ausgeprägt war
Wenn ADs, dann Trizyklische ADs oder SNRIs!
Nenne zwei Pharmaka, die abgesehen von Quetiapin für die bipolare Depression empfohlen werden (Empfehlungsgrad 0).
Carbamazepin, Lithium, Lamotrigin, Olanzapin, Bupropion, Aripiprazol…
Nenne drei Psychopharmaka für die Monotherapie der bipolaren Manie (Empfehlungsgrad B)! Was wird nach nicht erfolgreicher Monotherapie empfohlen?
Aripiprazol, Carbamazepin, Lithium, Olanzapin, Quetiapin, Risperidon, Ziprasidon, Valproat (Aufpassen bei schwangeren Patientinnen!), Haloperidol (zeitlich begrenzt)
Können in Kombination untereinander für die Kombinationstherapie genutzt werden, wenn auf die Monotherapie nicht ausreichend angesprochen wird.
Was wird zusätzlich zur Mono- und Kombinationstherapie für die bipolare Manie empfohlen?
Augmentation mit Benzos (zeitlich eng begrenzt), Psychotherapie (Empfehlungsgrad 0)
Eine Akuttherapie hat ihre Wirkung gezeigt und zur Remission einer bipolaren Episode geführt. Was wird danach empfohlen?
Erhaltungstherapie, da sonst hohes Rückfallrisiko!
1. Wahl: Lithium, bei Überwiegen der Depression oder gemischten Phasen Quetiapin
Ansonsten gleicher Empfehlungsgrad –> es werden die Pharmaka gewählt, auf die in früheren Phasen bereits angesprochen wurde
Ergänzung durch Psychotherapie
Bei Nichtansprechen Wechsel des Medikaments, Kombinationstherapie, oder zusätzlich EKT
Wie lange sollte ein Prophylaktikum generell genommen werden?
Bei Wirksamkeit und Verträglichkeit wird es meistens lebenslang genommen.
Wie sieht es bei Kindern mit der Diagnose aus?
Die bipolare Erkrankung bei Kindern ist sehr selten. Wenn eine Diagnose gestellt wird, muss sie dem adulten Erscheinungsbild entsprechen.
- Studienlage spärlich, Medikamente nicht zugelassen
Inwiefern unterscheiden sich betroffene Männer und Frauen im Erscheinungsbild voneinander?
Frauen:
mehr rapid cycling
öfter komorbide Angststörung, Essstörung, Borderline, PTBS, Prämenstruelle Dysphorische Störung (Aufpassen, wenn diese mit ADs behandelt wird!)
Größere Verbesserung kognitiver Leistungen und höheres Risiko für Hypothyreose in Folge der Medikamenteneinnahme
Männer: mehr manische Episoden, öfter komorbide dissoziale PS und Suchterkrankungen
Was ist bei Frauen in der Peripartalzeit (Zeit rund um Geburt) zu beachten?
hohes Rückfallrisiko in der Postpartalzeit, falls früher bipolare Episoden bereits vorgekommen (bis zu 66%, falls keine prophylaktische Medikation vorhanden)
–> Risiko auch für postpartale Psychose
In dieser Zeit kann auch zum ersten Mal eine depressive/manische Episode auftreten
Bipolare Frauen haben höheres Risiko für Schwangerschafts- und Geburtskomplikationen (Medikation, ungesünderer Lebensstil)
Was ist bei Frauen in der Perimenopause (Zeit rund um Menopause) zu beachten?
- in der Postmenopause häufigere depressive Episoden, weniger manische und euthyme Episoden
- bei Frauen ohne Vorerkrankungen können erstmalig ein großes Spektrum an Symptomen auftreten, von denen einige mit denen der Bipolaren Störung überlappen (ist das als Risikophase zu verstehen oder als Differentialdiagnose?)
Was ist bei älteren Betroffenen zu beachten?
- eine erstmalig auftretende Manie im höheren Alter hat oft organische Ursachen!
- bei der Pharmakotherapie muss auf somatische Komorbiditäten geachtet werden
- Bipolar Erkrankte haben generell eine geringere Lebenserwartung, schnellere Alterung und ein höheres Risiko, neurodegenerative Erkrankungen zu entwickeln
Nenne drei Aspekte der Psychotherapie der Bipolaren Erkrankung!
- Psychoedukation
- Self-Monitoring
- Reflexion von Erwartungen und Maßstäben
- Förderung von Kompetenzen zum Selbstmanagement bzgl. Stress, Aktivitäten, Stimmungsschwankungen, Frühwarnzeichen
- Normalisierung und Stabilisierung des Tag-, Wach- und sozialen Lebensrhythmus
- Steigerung der Selbstwirksamkeitsüberzeugung
- Einbezug von Angehörigen
- Vorbereitung auf Krisen und Rückfälle