17- Sucht I - Phänomen und Ursache Flashcards
beschreibe kurz den historischen Wandel bezüglich der Einstellung zu Suchstoffen
jahrhundertelang war
- Tabak: Heil – und Genussmittel
- Bier und Wein: Grundnahrungsmittel
- erste Verwendung des Kokains bei Depressionen
und in Lokalanästhesie
- bis 1903 enthielt 1l Coca Cola 250mg Kokain
- heute: Cannabis als Medikament
definiere: Droge
pflanzliche oder synthetische Substanz mit positiv wahrgenommener psychotroper Wirkung und dem Risiko der Abhängigkeit
Einteilung ICD-10: Suchtstoffe
Alkohol (ICD-10: F10)
Opioide (ICD-10: F11) Cannabinoide (ICD-10: F12) Sedativa/ Hypnotika (ICD-10: F13) Kokain (ICD-10: F14)
Sonstige Stimulantien (ICD-10: F15) Halluzinogene (ICD-10: F16)
Tabak (ICD-10: F17)
Flüchtige Lösungsmittel (ICD-10: F18) polyvalenter Gebrauchstyp (ICD-10: F19)
Epidemiologie: Alkohol
- mehr als 10 mio. trinken aus gesundheitlicher Sicht zu viel Alkohol
- mehr als 1,6 mio Abhängige
20% der 12-25 jährigen trinken regelmäßig Alkohol
Epidemiologie: Medikamentenabhängigkeit
1,4 bis 1,9 Mio
70% Frauen
Epidemiologie: Cannabissucht
2 mio konsumieren regelmäßig
400 000 missbräuchlich oder abhängig
Epidemiologie: Rauchen
33% der Erwachsenen rauchen
140 000 Menschen sterben pro Jahr an den direkten Folgen
Nenne Beispiele für Stoffungebundene Süchte
abnorme Gewohnheiten und Störungen der Impulskontrolle
pathologisches Glücksspiel
Was sind “positive” Wirkungen von Alkohol?
„+“ vermindert Angst
„+“ hilft beim Entspannen
„+“ macht ein Hochgefühl
„+“ hilft, wenn man nicht schlafen kann
„+“ hebt das Selbstwertgefühl („sozialer Schmierstoff“)
Beschreibe alle Phasen der Alkoholabhängigkeit
Präalkoholisch: Spannungsabbau, Toleranzentwicklung
Prodromal: Toleranz↑, heimliches Trinken, amnestische
Lücken, Bagetellisierung
Kritisch: psychische Abhängigkeit, Kontrollverlust, morgendlicher Konsum, soziale und berufliche Probleme, Wesensänderung (Reizbarkeit, Desinteresse)
Chronisch: Rauschzustände über Tage, Entzugssymptome am Morgen, körperlicher und geistiger Abbau, Alkoholpsychosen, Delir, pathologische Rauschzustände
was sind die Symptome einer Alkoholintoxikation?
erste Symptome (bis 0.5 ‰): Gefühl gesteigerter Leistungsfähigkeit, Euphorisierung, Enthemmung
leicht (0,5-1,5‰): Antrieb↑, Motorik↑, Rededrang, mangelnde Kritikfähigkeit, Stand- und Gangataxie, Hautrötung, Tachykardie, Dysarthrie, psychomotorische Hemmung, Situationsverkennung, Fehleinschätzung von Gefahren, Störung von Gleichgewicht, Koordination und räumlichem Sehen, Aufmerksamkeit↓, Reaktionsfähigkeit↓,
mittelschwer (1,5-2,5‰): Schalllokalisation↓, Benommenheit oder psychomotorische Unruhe, Übelkeit, Erbrechen, amnestische Lücken, Urteilskraft↓, Aggressivität, Dysphorie, Gereiztheit, Suizidalität, Tränenfluss, Hyperhidrosis
schwer (ab 2,5‰): Illusionäre Verkennungen, Desorientiertheit, Schwindel, Atemdepression
ab 4‰ (individuelle Schwankungen): Bewusstlosigkeit, Atemlähmung, Tod
Was ist pathologischer Rausch?
- seltene Unterform der Alkoholintoxikation
- Erregungszustand schon bei geringen Alkoholmengen <1‰ - bei Prädisposition (Vorschädigung des Gehirns)
- Klinik
optische Halluzinationen, Angst, Wut, Aggressivität Desorientiertheit, Personen- und Situationsverkennung Dämmerzustand und Terminalschlaf
Danach oft komplette Amnesie
Schuldunfähigkeit gem. §20 StGB
Wie erfolgt die Klinische Einteilung des Alkoholkonsums?
Typ [%] Trinkertyp
α 5 Problemtrinker
ß 5 Gelegenheitstrinker
γ 65 süchtiger Trinker
δ 20 Spiegeltrinker*
ε 5 Quartalstrinker
- Entzugserscheinungen als negativer Verstärker,
Trinken nicht mehr wegen vermeintlich positiver Wirkungen
Was sind Entzungssymptome?
Entzugssyndrom: Zittern, Schwitzen, Übelkeit, schneller Herzschlag, Kopfschmerz, Schlafstörung, psychomotorische Unruhe
Was ist Delir?
Bewußtseinstrübung, Desorientiertheit, Gedächtnisstörung, optische Halluzinationen, epileptische Anfälle, Nesteln, Suggestibilität Vegetative Symptome: initial fein-, später grobschlägiger Ruhe- und Intentionstremor, Tachykardie, Schwitzen, Hypertonie, Brechreiz, gesteigerte Eigen- und Fremdreflexe
➔unbehandelt in 20% der Fälle tödlich
Was sind körperliche Folgeschäden von Suchtstoffen?
Fettleber, Leberzirrhose, Hepatitis, Pankreatitis, erosive Gastritis, gastrointestinale Blutung, Infektneigung, Polyneuropathie, Kardiomyopathie, Herzrhythmusstörungen, Oesopagus-Ca., Knochenmarksschädigung, Hirnatrophie, zentrale pontine Myelinolyse, Machiafava-Bignami-Syndrom, Pachymeningeosis haemorrhagica interna,
Wernicke – Encephalopathie, epileptische
Anfälle, Polyneuropathie, Myopathie, Malnutrition (Vit. B1, B6, B12, Folsäure),
Impotenz
Beschreibe einige psychische und Verhaltensstörungen durch Alkohol
Affektstörungen
- Angst und/oder depressive Grundstimmung - Reizbarkeit und Aggressivität
Kognitive Störungen
- z. B. Korsakow-Syndrom (nur akut reversibel): Störung von Orientierung und Kurzzeitgedächtnis, Konfabulation; Therapie: Vit. B1
Störung des Kontakt- und Sozialverhaltens
- Distanzlosigkeit, Depravation
Denkstörungen
- z. B. inhaltliche Denkstörungen wie alkoholischer Eifersuchtswahn
Wesensänderungen
Alkoholhalluzinose
- akustische Halluzinationen im alkoholisierten Zustand
Was sind häufige Komorbiditäten von Suchtstoffen?
Depressionen
Schizophrenien
Angst- und Panikstörung
Persönlichkeitsstörung (z.B. Borderline-Störung) ADHS
➔zusammen 53%
wechselseitige Verschlechterung der Prognose
Was sind die häufigsten Ursachen von Suizidversuchen?
Depression 50%
Abhängigkeitserkrankungen 20%
schizophrene Psychosen 10% Belastungsreaktion 5% Bilanzierung 5%
definiere: riskanten Gebrauch
- führt mit hoher Wahrscheinlichkeit zu späterer
Schädigung - Beispiel Alkohol: m > 24, w > 12g/d
(24g: 0,5l Bier; 0,2l Wein; 0,08l Whisky/Wodka)
definiere: schädlicher Gebrauch
- bereits eingetretene Schädigung
(körperlich, psychisch)
➔Abhängigkeit ?
inwiefern ist Abhängigkeit laborchemisch oder psychometrisch diagnostizierbar?
► CDT, Leberwerte, hyperchrome Anämie
► CAGE: orientierender, einfacher Alkoholismustest
- C (Cut down drinking): “Haben Sie jemals daran gedacht, weniger zu trinken?”
- A (Annoyed): “Ärgert Sie die Kritik Ihrer Umgebung wegen Ihres Alkoholkonsums?”
G (Guilty): “Empfinden Sie Schuldgefühle aufgrund ihres Trinkverhaltens?”
- E (Eye opener): “Brauchen Sie morgens nach dem Aufwachen Alkohol, um leistungsfähig zu werden?„
(pro bejahter Frage ein Punkt)
➔ Wahrscheinlichkeit einer Alkoholabhängigkeit:
0: unwahrscheinlich, 1: 62%, 2: 89%, 3-4: 99 %
Nenne die WHO-Kriterien der Abhängigkeit:
► zwanghaftes Verlangen („Craving“)
► Benötigen zunehmender Mengen (Toleranzentwicklung) ► Entwicklung von Entzugssymptomen
► Kontrollverlust bezüglich Menge oder Zeit
► zunehmende Vernachlässigung wichtiger Interessen
► fortgesetzter Substanzgebrauch trotz schädlicher Folgen
➔Abhängigkeit i.S. von Sucht liegt vor, wenn 3 dieser 6 Kriterien innerhalb eines Jahres erfüllt sind
beschreibe das Sucht-Dreieck
- Umweltfaktoren: z. B. soziale Herkunft, Bezugspersonen, Freizeitverhalten, Arbeitssituation
- Suchtstoff-Faktoren: Abhängigkeitspotential, Konsumart, Verfügbarkeit
- persönliche Faktoren: Veranlagung, Vorerkrankungen, Persönlichkeit (z.B. labil, ängstlich), körperlicher Zustand
(Faktoren, die die Entstehung einer Abhängigkeit begünstigen)
Beschreibe das psychoanalytische Modell zur Bedeutung von Abhängigkeit
erlebnisreaktiv durch Frustration neurotische Regression auf vermeintlich befriedigendere, kindlich-orale Vorstufe
Beschreibe das kognitiv-behavioristische Modell zur Bedeutung von Abhängigkeit
die positive Wirkung von Substanzmitteln ist sofort da, die Negative erst mit zeitlicher Verzögerung
Beschreibe das evolutionäre Modell zur Bedeutung von Abhängigkeit
- von anorganischen zu einfachen organischen Molekülen in der urzeitlichen Atmosphäre Miller 1958
- von komplexeren organischen zu ersten selbstreplizierenden Molekülen
- Zusammenschluss komplexer Biomoleküle zu Protozoen
- vom Einzeller zu vielzelligen pflanzlichen und tierischen Organismen
➔ auf jeder Stufe: Survival of the fittest!
Welche Verhaltensmerkmale regulieren Wahrnehmung und Verhalten?
novelty seeking, reward dependance, harm avoidance
Welche Hirnfunktionen regulieren Wahrnehmung und Verhalten?
Aktivierung, Konstanz, Inhibition
Welche Neurotransmitter regulieren Wahrnehmung und Verhalten?
Dopamin
Noradrenalin
Serotonin
(sind ja mehr als diese mit, aber das sind die 3, die auf den Folien stehen..)
* verschiedene Verhaltensmerkmal sind mit verschiedenen Single nucleotide polymorphisms in verschiedenen Neurotransmittergenen assoziiert
Was sind suchtrelevante Hirnstrukturen?
entorhinal cortex, hippocampus, präfrontaler cortex, Amygdala
Wie interagieren Alkohol und illegale Drogen mit den Neurorezeptoren?
Die Neurorezeptorsysteme verändern sich (wenn die Balken im Diagramm schief sind, spricht dies für einen Entzug oder akuten Rausch, grade Balken sprechen für Spiegeltrinker)
Was wird gemessen, wenn die biologischen Modelle süchtigen Verhaltens untersucht werden?
Die Menge an Dopamin (im Vergleich zu allen anderen Stoffen ist hier der Balken bei Kokain erhöht und bei Amphetamin mit großem Abstand am höchsten)
Fasse kurz die biologischen Modelle süchtigen Verhaltens zusammen. Welche Hauptfrage lässt sich aus den Erkenntnissen dessen Ableiten?
- Alle Wirbeltiere haben ein endogenes Belohnungssystem, das die Aufmerksamkeit auf überlebenswichtige Ziele fokussiert
- Aufgrund struktureller Ähnlichkeiten wird es neben den natürlichen Stimuli – und zwar noch viel stärker – auch von Alkohol und illegalen Drogen stimuliert
- Deren Angriffspunkte in tiefen Hirnzentren sind unterschiedlich. Allen gemeinsam aber ist die dopaminerge Projektion zum Präfrontalkortex
➔warum werden wir nicht alle abhängig?
Und warum werden wir jetzt nicht alle abhängig?
➔genetische Unterschiede!
Menschen, die abhängig werden, zeigen eine höhere Dopaminausschüttung auf spezifische
Reize hin in ihren Projektionen zum PFC
Wie hoch ist der genetische Einfluss bei Süchten und welche Substanzen sind davon stärker betroffen?
genetischer Einfluss 30 – 70%, je nach Substanz Halluzinogene < Cannabis < Sedativa < Tabakrauchen <
< Opioiode < Kokain