8- Schizophrene Psychosen Flashcards

1
Q

Was fehlt bei der klassischen IDC-10 Klassifikation der Schizophrenie?

A
  1. Feindifferenzierung der einzelnen Symptome
  2. In-Beziehung-Setzen der unterschiedlichen Symptome zueinander

–> dies führt zu arbiträren Kombinationsmöglichkeiten mit ebenfalls arbiträren Kriterien des zeitlichen Andauernd

  1. Diagnose wird nicht als Zustands-Verlaufs-Einheit aufgefasst

–> Unscharfe Abgrenzung auf der phonotypischen Ebene

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2
Q

Wie werden Schizophrene Psychosen nach Karl Leonhard unterteilt?

A

Unterteilung in: Unsystematische und Systematische Schizophrenien

Gruppe der zykloiden Psychosen als eigene Form der endogenen Psychosen

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3
Q

Definiere Wahn und nenne mind. 3 Formen von Wahn!

A

Wahn bezeichnet in einer kulturellen Gemeinschaft als abnorm und unnachvollziehbar angesehene Denkinhalte, die mit unerschütterlicher subjektiver Gewißheit vertreten und an denen unkorrigierbar durch Gegenargumente festgehalten wird (basierend auf der „Wahn-Trias“ von K. Jaspers).

Typische Formen: Beziehungswahn, Verfolgungs- und Beeinträchtigungswahn, Größenwahn.

ES GEHT UM DIE INHALTE DES DENKENS

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4
Q

Was sind Störungen des formalen Denkens und der Sprache?

A

Störungen der logischen (thematischen, inhaltlichen, begrifflichen) Ordnung und Organisation des Gedankenganges sowie dessen Ausrichtung nach einem übergeordneten Denkziel.
Störungen der Begriffsbildung und -handhabung (möglicherweise auch des Begriffsverständnisses).
Störungen der grammatischen Ordnung.

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5
Q

Worin unterscheiden sind die verschiedenen Definitionen von Störungen des formalen Denkens und der Sprache?

A

ICD 10: formale Denkstörungen zählen zu den allgemeinen Kriterien schizophrener Psychosen, es gibt kein spezifisches Störungsmuster und keine vorrangig durch formale Denkstörungen gekennzeichnete Subform schizophrener Psychosen.

Differenzierte Psychopathologie (Leonhard): es gibt diagnostisch spezifische Störungsmuster des formalen Denkens und der Sprache bei verschiedenen Subformen „schizophrener“ Psychosen.

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6
Q

Was ist “Affektive Verflachung”?

A
  • Verminderte affektive Beteiligung bei wichtigen, an sich nicht gleichgültigen Themen/Ereignissen, - die vom Patienten selbst aber meist gar nicht oder zumindest nicht als defizitär wahrgenommen wird.
  • z. B. fehlende emotionale Betroffenheit durch das eigene Schicksal bzw. das Schicksal nahestehender Personen.
    Feststellung durch Beobachtung der affektiven Reaktion bei gezielten Fragen nach normalerweise affektbesetzten Lebensereignissen.
  • Konsequenz: auch Verminderung von Antrieb und Interesse.
    Fehlen einer längerfristigen, über unmittelbar situativ relevante Umstände hinausweisenden Initiative bzw. Lebensplanung.
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7
Q

Nenne Qualitative Störungen der Psychomotorik bei schizophrenen Psychosen! (Psychomotorische Störungen)

A

Stereotypien
Negativismus
Manieren
Proskinese
Parakinetische Bewegungsmuster

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8
Q

Was sind Parakinetische Bewegungsmuster?

A

Verzerrungen, Starrheit und unharmonischer, oft ruckartiger Ablauf i. S. „parakinetischer“ Bewegungsmuster (v. a. bei unwillkürlichen Bewegungen, z. B. bei Mienen, Gesten, Reaktivbewegungen).

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9
Q

Was sind Stereotypien?

A

stereotype Bewegungen ohne Zweck und ohne Ausdruckscharakter

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10
Q

Was bedeutet Negativismus?

A

aktives Widerstreben mit charakteristischer Ambitendenz der Haltung (auch der Körperhaltung) bei Zuwendung seitens des Untersuchers

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11
Q

Was ist mit “Manieren” bzgl. schizophrener Psychosen gemeint?

A

sinnlose, festgefügte Handlungsabfolgen bzw. Handlungsunterlassungen.

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12
Q

Was ist “Proskinese”?

A

abnorme motorische Zuwendungsreaktionen (Anstoßautomatie, Gegengreifen, Mitgehen). (kann vom Pat nicht unterdrückt werden und kommt nicht willkürlich zustande)

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13
Q

Was sind allgemeine Merkmale der Unsystematischen Schizophrenien?

A
  • Vielgestaltige klinische Bilder mit bipolarer Anlage und großer Spielbreite der Symptomatik.
  • Meist akuter Beginn und schubhafter Verlauf mit Exazerbationen und unvollständigen Remissionen.
  • Entwicklung einer Residualsymptomatik unterschiedlicher Schweregrade.
  • Genetische Faktoren spielen eine zentrale Rolle in der Ätiologie
  • Drei charakteristische Subformen abgrenzbar.
    a) affektvolle Paraphrenie
    b) Kataphasie
    c) Periodische Katatonie
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14
Q

Was kennzeichnet die Affektvolle Paraphrenie?

A

Gereiztes Beziehungssyndrom mit feindseliger Umdeutung der Umgebung.

Stark affektgetragene Wahnideen (v.a. Verfolgung, Beeinträchtigung, aber auch Größenideen).

Meist auch stark affektgetragene Halluzinationen.

Außerhalb der Wahnideen zunehmende Abstumpfung des Affektes.

–> zentrales Element sind durch einen paranoisch-gespannten Affekt getragene inhaltliche Denkstörungen und Wahrnehmungsstörungen

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15
Q

Was kennzeichnet die Kataphasie?

A

Störung der Ordnung und Organisation des Gedankenganges im Sinne einer Inkohärenz des Denkens mit logischen Verfehlungen (Paralogien).

Häufig auch sprachliche Störungen: semantische Verfehlungen, Neo-logismen, Para-grammatismus.

In gehemmter Form Ratlosigkeit mit apathisch-stumpfer Haltung.

Gelegentlich Wahnideen oder Halluzinationen.

Im Residualzustand meist gleichmütig zufriedene Stimmungslage.

–> zentrales Element ist eine Störung des formalen Denkens und der Sprache mit logischen, semantische und syntaktischen Verfehlungen

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16
Q
A

Die „Schizophrenie“ als zusammengehörige Krankheitseinheit zu betrachten, ist eine problematische Vereinfachung der klinischen Realität.

Es handelt sich eher um eine ganze Anzahl symptomatologisch und ätiologisch verschiedener Erkrankungsformen.

Die beste Differenzierung auf der klinischen Ebene erlaubt die Klassifikation nach Karl Leonhard.

Diese grenzt zykloide Psychosen als eigenständige Gruppe endogener Psychosen ab und unterscheidet als Hauptgruppen schizophrener Psychosen i. e. S. unsystematische vs. systematische Schizophrenien.

Auch hinsichtlich Ursachenforschung und differentialtherapeutischer Überlegungen bietet die differenzierte Klassifikation weiterführende Ansatzpunkte, die die Probleme bisheriger Ursachen- und Therapieforschung überwinden helfen könnten.

17
Q

Was sind Merkmale von SYSTEMATISCHEN Schizophrenien?

A

Schleichender Beginn und chronisch progredienter Verlauf ohne Remissionen.

Herausbildung scharf umgrenzter, irreversibler und stabiler Defektzustände mit fest umschriebenen Symptomkonstellationen.

Subgruppen:
a) Systematische Katatonien,
b) Systematische Paraphrenien,
c) Hebephrenien.

18
Q

Wie lassen sich Systematische Paraphrenien definieren und unterteilen?

A

Charakteristisch sind spezifische Störungen des formalen Gedankengangs, des inhaltlichen Denkens und der Wahrnehmung.

6 Subformen:
Phonemische Paraphrenie
Hypochondrische Paraphrenie
Phantastische Paraphrenie
Inkohärente Paraphrenie
Expansive Paraphrenie
Konfabulatorische Paraphrenie

19
Q

Wie lassen sich Hebephrenien definieren und unterteilen?

A

Charakteristisch sind spezifische Affektstörungen i. S. einer Verflachung des Affektes und eine Nivellierung tieferer, über das Nächstliegende hinausweisender Willensregungen.

4 Subformen:
Läppische Hebephrenie
Flache Hebephrenie
Verschrobene Hebephrenie
Autistische Hebephrenien

20
Q

Wie lassen sich Systematische Katatonien definieren und unterteilen?

A

Charakteristisch sind spezifische qualitative Störungen der Psychomotorik bzw. Störungen von motorischen Handlungsabläufen (psychomotorischen Verhaltensschablonen).

6 Subformen:
Parakinetische Katatonie
Manierierte Katatonie
Proskinetische Katatonie
Negativistische Katatonie
Sprachträge Katatonie
Sprechbereite Katatonie

21
Q

wie werden schizophrene Psychosen behandelt?

A

Eine zentrale Rolle spielt die medikamentöse Behandlung mit Antipsychotika.

Anxiolytika und Antidepressiva sind zur syndromorientierten Behandlung akuter Unruhezustände bzw. affektiver Schwankungen nützlich.

Zusätzliche nichtmedikamentöse Behandlungsangebote sind im Gesamtbehandlungsplan ebenfalls von hoher Bedeutung!

22
Q

Beschreibe kurz die allgemeine Wirkungsweise von Antipsychotika (schizophrene Psychosen)

A

Das wesentliche, jedoch nicht alleinige Wirkprinzip von Antipsychotika besteht in einer Blockade bestimmter Subformen von postsynaptischen Dopamin-Rezeptoren (D2-Rezeptoren) im sog. mesolimbischen System.

Weitere Wirkprinzipien außerhalb der D2-Rezeptor-Blockade:

  1. Blockade anderer Subformen von Dopaminrezeptoren (D1-Familie, D3, D4), Rolle für die antipsychotische Wirkung ist derzeit noch unklar.
  2. Partielle Dopaminrezeptoragonisten mit niedriger intrinsischer Aktivität (Aripiprazol, Cariprazin) wirken bei verstärkter dopaminerger Transmission antagonistisch, bei dopaminergem Defizit dagegen agonistisch, woraus positive Effekte bei „Minussymptomen“ resultieren sollen.
  3. Blockade bestimmter Formen von Serotonin-Rezeptoren (5-HT2A-Antagonismus) soll v.a. eine Wirkung gegenüber „Minussymptomen“ mit sich bringen.
23
Q

Wozu führt die Dopamin-antagonistische Wirkung von Antipsychotika?

A

antipsychotische Wirkung um mesokortikalen System

24
Q

Wozu führt der Antagonismus (Antipsychotikaeffekte) zusätzlich?

A

Führt außerdem im nigrostriatalen und tuberoinfundibulären System zu extrapyramidalmotorischen bzw. endokrinologischen Nebenwirkungen wie z.B. Hyperprolaktinämie (Überschuss an Prolaktin im Blut) oder Galaktorrhoe (Bildung von Milch in der Brust bei Männern und Frauen, die kein Kind stillen)

25
Q

Was beschreibt die Grafik zum hypothetischen Schwellenwert der D2-Rezeptor-Besetzung?

A

Optimal: 60-80% Blockade, da der therapeutische Effekt optimal ist (wenig Nebenwirkungen und gute antipsychotische Wirkung)

26
Q

Was sind Charakteristika von atypischen Antipsychotika?

A

Klassisches Konzept: Medikamente mit antipsychotischer Wirkung, die nur wenige oder keine extrapyramidalmotorischen Nebenwirkungen hervorrufen.

Erweitertes Konzept: zusätzlich werden gefordert
Wenig oder keine Prolaktinerhöhung,
Verminderung kognitiver Defizite,
Verminderung von „Negativ“-Symptomen.

Keine Substanz wird allen geforderten Eigenschaften gerecht, deswegen fragwürdige Konzeption der „Atypie“ (Alternativbegriff: „Antipsychotika der zweiten Generation“).

Weitere Charakteristika: Wirkungen außerhalb einer D2-Blockade und stärker regionalspezifische D2/D3-Rezeptorenbesetzung bei „atypischen“ AP:

27
Q

nenne mind. 3 hochpotente, ältere Antipsychotika!

A

Fluphenazin
Perphenazin
Flupentixol
Benperidol
Haloperidol

28
Q

nenne mind. 2 mittelpotente, ältere Antipsychotika!

A

Perazin
Zuclopenthixol

29
Q

nenne mind. 3 niedrigpotente, ältere Antipsychotika!

A

Levomepromazin
Promethazin
Chlorprothixen
Melperon
Pipamperon

30
Q

nenne ein hochpotentes, neueres Antipsychotikum!

A

Risperidon

31
Q

nenne mind. 3 mittelpotente, neuere Antipsychotika!

A

Aripiprazol
Cariprazin
Clozapin
Loxapin
Asenapin
Olanzapin
Quetiapin
Amilsuprid

Wirken auf: primär positive Symptome (Wahn, Hallus) aber auch formal gedankliche Störungen, bessere Wirkung auch bei Negativsymptomen als alte AP, also auch kognitive Probleme und Antriebsstörungen

32
Q

Wie wirksam sind Antipsychotika bei den verschiedenen Symptomen?

A

Wirksamkeit gegen produktiv psychotische Symptome (Wahn, Halluzinationen) gut belegt (gutes Ansprechen in ca. 75 %).

Bei produktiven Symptomen auch rezidivprophylaktisch wirksam.

Gute Wirksamkeit bei der Dämpfung akuter Erregungszustände und schwerer Anspannung.

Wirksamkeit gegen „Negativsymptome“ bzw. „Residualsymptome“ dagegen umstritten und deutlich geringer.

33
Q

Wie lange werden schizophrene Psychosen in der Regel medikamentös behandelt?

A

Eine erfolgreiche antipsychotische Therapie bei einer schizophrenen Psychose sollte als Erhaltungstherapie über mindestens 12 Monate fortgeführt werden.

Bei chronisch-rezidivierenden Erkrankungen mit häufigen akuten Schüben ist zumeist eine lebenslange Behandlung erforderlich.

Es sollte immer versucht werden, die individuell niedrigste wirksame Dosis zu wählen.

Depotpräparate können bei unsicherer Adherence eine zuverlässige langfristige Behandlung ermöglichen (i.m. Injektionen alle 2-4 Wochen) und vorteilhaft hinsichtlich einer gleichmäßigeren Wirkstofffreisetzung und damit besseren Verträglichkeit sein.

34
Q

Was sind die wichtigsten Nebenwirkungen von Antipsychotika?

A
  1. Antidopaminerg: extrapyramidalmotorische Nebenwirkungen (Frühdyskinesie/ -dystonie, Parkinsonoid, Akathisie, Spätdyskinesie), Prolaktinanstieg.
  2. Anticholinerg: Mundtrockenheit, Akkomodationsstörungen, Sinustachykardie, Obstipation, Harnverhalt, Anfall eines Engwinkelglaukoms, delirante Syndrome.
  3. Antihistaminerg: Sedierung, Benommenheit.
  4. Anti-α1-adrenerg: orthostatische Dysregulation.
  5. Nicht rezeptorvermittelt: (über Ionen vermittelt)
  • EKG-Veränderungen (v. a. Blockbilder und QTc-Zeit Verlängerung),
  • Senkung der Krampfschwelle
  • malignes neuroleptisches Syndrom (Hyperthermie, Rigor, CK-Anstieg)
  • Blutbildveränderungen (v. a. Clozapin)
  • Gewichtszunahme, und metabolische Effekte wie z. B. Hyperglykämien (v. a. Olanzapin, Clozapin)
  • Agitiertheit, Unruhe, Angst (v. a. Aripiprazol, Amisulprid)
35
Q

Was sind die wichtigsten nichtmedikamentösen Behandlungsmethoden bei einer schizophrenen Psychose?

A

Supportive Psychotherapie, Psychoedukation: Hilfestellung bei der Verarbeitung der Psychose, Erkennen von Frühwarnzeichen und Stressoren.

Soziotherapie: Training sozialer Fertigkeiten, Gestaltung des sozialen Umfeldes unter Vermeidung von Unter- oder Überforderung.

Einbeziehung der Angehörigen: Abbau von Schuldzuweisungen, Entstigmatisierung.

36
Q

Fazit zu schizophrenen Psychosen- was ist besonders wichtig?

A

Die „Schizophrenie“ als zusammengehörige Krankheitseinheit zu betrachten, ist eine problematische Vereinfachung der klinischen Realität.

Es handelt sich eher um eine ganze Anzahl symptomatologisch und ätiologisch verschiedener Erkrankungsformen.

Die beste Differenzierung auf der klinischen Ebene erlaubt die Klassifikation nach Karl Leonhard.

Diese grenzt zykloide Psychosen als eigenständige Gruppe endogener Psychosen ab und unterscheidet als Hauptgruppen schizophrener Psychosen i. e. S. unsystematische vs. systematische Schizophrenien.

Auch hinsichtlich Ursachenforschung und differentialtherapeutischer Überlegungen bietet die differenzierte Klassifikation weiterführende Ansatzpunkte, die die Probleme bisheriger Ursachen- und Therapieforschung überwinden helfen könnten.