8- Schizophrene Psychosen Flashcards
Was fehlt bei der klassischen IDC-10 Klassifikation der Schizophrenie?
- Feindifferenzierung der einzelnen Symptome
- In-Beziehung-Setzen der unterschiedlichen Symptome zueinander
–> dies führt zu arbiträren Kombinationsmöglichkeiten mit ebenfalls arbiträren Kriterien des zeitlichen Andauernd
- Diagnose wird nicht als Zustands-Verlaufs-Einheit aufgefasst
–> Unscharfe Abgrenzung auf der phonotypischen Ebene
Wie werden Schizophrene Psychosen nach Karl Leonhard unterteilt?
Unterteilung in: Unsystematische und Systematische Schizophrenien
Gruppe der zykloiden Psychosen als eigene Form der endogenen Psychosen
Definiere Wahn und nenne mind. 3 Formen von Wahn!
Wahn bezeichnet in einer kulturellen Gemeinschaft als abnorm und unnachvollziehbar angesehene Denkinhalte, die mit unerschütterlicher subjektiver Gewißheit vertreten und an denen unkorrigierbar durch Gegenargumente festgehalten wird (basierend auf der „Wahn-Trias“ von K. Jaspers).
Typische Formen: Beziehungswahn, Verfolgungs- und Beeinträchtigungswahn, Größenwahn.
ES GEHT UM DIE INHALTE DES DENKENS
Was sind Störungen des formalen Denkens und der Sprache?
Störungen der logischen (thematischen, inhaltlichen, begrifflichen) Ordnung und Organisation des Gedankenganges sowie dessen Ausrichtung nach einem übergeordneten Denkziel.
Störungen der Begriffsbildung und -handhabung (möglicherweise auch des Begriffsverständnisses).
Störungen der grammatischen Ordnung.
Worin unterscheiden sind die verschiedenen Definitionen von Störungen des formalen Denkens und der Sprache?
ICD 10: formale Denkstörungen zählen zu den allgemeinen Kriterien schizophrener Psychosen, es gibt kein spezifisches Störungsmuster und keine vorrangig durch formale Denkstörungen gekennzeichnete Subform schizophrener Psychosen.
Differenzierte Psychopathologie (Leonhard): es gibt diagnostisch spezifische Störungsmuster des formalen Denkens und der Sprache bei verschiedenen Subformen „schizophrener“ Psychosen.
Was ist “Affektive Verflachung”?
- Verminderte affektive Beteiligung bei wichtigen, an sich nicht gleichgültigen Themen/Ereignissen, - die vom Patienten selbst aber meist gar nicht oder zumindest nicht als defizitär wahrgenommen wird.
- z. B. fehlende emotionale Betroffenheit durch das eigene Schicksal bzw. das Schicksal nahestehender Personen.
Feststellung durch Beobachtung der affektiven Reaktion bei gezielten Fragen nach normalerweise affektbesetzten Lebensereignissen. - Konsequenz: auch Verminderung von Antrieb und Interesse.
Fehlen einer längerfristigen, über unmittelbar situativ relevante Umstände hinausweisenden Initiative bzw. Lebensplanung.
Nenne Qualitative Störungen der Psychomotorik bei schizophrenen Psychosen! (Psychomotorische Störungen)
Stereotypien
Negativismus
Manieren
Proskinese
Parakinetische Bewegungsmuster
Was sind Parakinetische Bewegungsmuster?
Verzerrungen, Starrheit und unharmonischer, oft ruckartiger Ablauf i. S. „parakinetischer“ Bewegungsmuster (v. a. bei unwillkürlichen Bewegungen, z. B. bei Mienen, Gesten, Reaktivbewegungen).
Was sind Stereotypien?
stereotype Bewegungen ohne Zweck und ohne Ausdruckscharakter
Was bedeutet Negativismus?
aktives Widerstreben mit charakteristischer Ambitendenz der Haltung (auch der Körperhaltung) bei Zuwendung seitens des Untersuchers
Was ist mit “Manieren” bzgl. schizophrener Psychosen gemeint?
sinnlose, festgefügte Handlungsabfolgen bzw. Handlungsunterlassungen.
Was ist “Proskinese”?
abnorme motorische Zuwendungsreaktionen (Anstoßautomatie, Gegengreifen, Mitgehen). (kann vom Pat nicht unterdrückt werden und kommt nicht willkürlich zustande)
Was sind allgemeine Merkmale der Unsystematischen Schizophrenien?
- Vielgestaltige klinische Bilder mit bipolarer Anlage und großer Spielbreite der Symptomatik.
- Meist akuter Beginn und schubhafter Verlauf mit Exazerbationen und unvollständigen Remissionen.
- Entwicklung einer Residualsymptomatik unterschiedlicher Schweregrade.
- Genetische Faktoren spielen eine zentrale Rolle in der Ätiologie
- Drei charakteristische Subformen abgrenzbar.
a) affektvolle Paraphrenie
b) Kataphasie
c) Periodische Katatonie
Was kennzeichnet die Affektvolle Paraphrenie?
Gereiztes Beziehungssyndrom mit feindseliger Umdeutung der Umgebung.
Stark affektgetragene Wahnideen (v.a. Verfolgung, Beeinträchtigung, aber auch Größenideen).
Meist auch stark affektgetragene Halluzinationen.
Außerhalb der Wahnideen zunehmende Abstumpfung des Affektes.
–> zentrales Element sind durch einen paranoisch-gespannten Affekt getragene inhaltliche Denkstörungen und Wahrnehmungsstörungen
Was kennzeichnet die Kataphasie?
Störung der Ordnung und Organisation des Gedankenganges im Sinne einer Inkohärenz des Denkens mit logischen Verfehlungen (Paralogien).
Häufig auch sprachliche Störungen: semantische Verfehlungen, Neo-logismen, Para-grammatismus.
In gehemmter Form Ratlosigkeit mit apathisch-stumpfer Haltung.
Gelegentlich Wahnideen oder Halluzinationen.
Im Residualzustand meist gleichmütig zufriedene Stimmungslage.
–> zentrales Element ist eine Störung des formalen Denkens und der Sprache mit logischen, semantische und syntaktischen Verfehlungen
Die „Schizophrenie“ als zusammengehörige Krankheitseinheit zu betrachten, ist eine problematische Vereinfachung der klinischen Realität.
Es handelt sich eher um eine ganze Anzahl symptomatologisch und ätiologisch verschiedener Erkrankungsformen.
Die beste Differenzierung auf der klinischen Ebene erlaubt die Klassifikation nach Karl Leonhard.
Diese grenzt zykloide Psychosen als eigenständige Gruppe endogener Psychosen ab und unterscheidet als Hauptgruppen schizophrener Psychosen i. e. S. unsystematische vs. systematische Schizophrenien.
Auch hinsichtlich Ursachenforschung und differentialtherapeutischer Überlegungen bietet die differenzierte Klassifikation weiterführende Ansatzpunkte, die die Probleme bisheriger Ursachen- und Therapieforschung überwinden helfen könnten.
Was sind Merkmale von SYSTEMATISCHEN Schizophrenien?
Schleichender Beginn und chronisch progredienter Verlauf ohne Remissionen.
Herausbildung scharf umgrenzter, irreversibler und stabiler Defektzustände mit fest umschriebenen Symptomkonstellationen.
Subgruppen:
a) Systematische Katatonien,
b) Systematische Paraphrenien,
c) Hebephrenien.
Wie lassen sich Systematische Paraphrenien definieren und unterteilen?
Charakteristisch sind spezifische Störungen des formalen Gedankengangs, des inhaltlichen Denkens und der Wahrnehmung.
6 Subformen:
Phonemische Paraphrenie
Hypochondrische Paraphrenie
Phantastische Paraphrenie
Inkohärente Paraphrenie
Expansive Paraphrenie
Konfabulatorische Paraphrenie
Wie lassen sich Hebephrenien definieren und unterteilen?
Charakteristisch sind spezifische Affektstörungen i. S. einer Verflachung des Affektes und eine Nivellierung tieferer, über das Nächstliegende hinausweisender Willensregungen.
4 Subformen:
Läppische Hebephrenie
Flache Hebephrenie
Verschrobene Hebephrenie
Autistische Hebephrenien
Wie lassen sich Systematische Katatonien definieren und unterteilen?
Charakteristisch sind spezifische qualitative Störungen der Psychomotorik bzw. Störungen von motorischen Handlungsabläufen (psychomotorischen Verhaltensschablonen).
6 Subformen:
Parakinetische Katatonie
Manierierte Katatonie
Proskinetische Katatonie
Negativistische Katatonie
Sprachträge Katatonie
Sprechbereite Katatonie
wie werden schizophrene Psychosen behandelt?
Eine zentrale Rolle spielt die medikamentöse Behandlung mit Antipsychotika.
Anxiolytika und Antidepressiva sind zur syndromorientierten Behandlung akuter Unruhezustände bzw. affektiver Schwankungen nützlich.
Zusätzliche nichtmedikamentöse Behandlungsangebote sind im Gesamtbehandlungsplan ebenfalls von hoher Bedeutung!
Beschreibe kurz die allgemeine Wirkungsweise von Antipsychotika (schizophrene Psychosen)
Das wesentliche, jedoch nicht alleinige Wirkprinzip von Antipsychotika besteht in einer Blockade bestimmter Subformen von postsynaptischen Dopamin-Rezeptoren (D2-Rezeptoren) im sog. mesolimbischen System.
Weitere Wirkprinzipien außerhalb der D2-Rezeptor-Blockade:
- Blockade anderer Subformen von Dopaminrezeptoren (D1-Familie, D3, D4), Rolle für die antipsychotische Wirkung ist derzeit noch unklar.
- Partielle Dopaminrezeptoragonisten mit niedriger intrinsischer Aktivität (Aripiprazol, Cariprazin) wirken bei verstärkter dopaminerger Transmission antagonistisch, bei dopaminergem Defizit dagegen agonistisch, woraus positive Effekte bei „Minussymptomen“ resultieren sollen.
- Blockade bestimmter Formen von Serotonin-Rezeptoren (5-HT2A-Antagonismus) soll v.a. eine Wirkung gegenüber „Minussymptomen“ mit sich bringen.
Wozu führt die Dopamin-antagonistische Wirkung von Antipsychotika?
antipsychotische Wirkung um mesokortikalen System
Wozu führt der Antagonismus (Antipsychotikaeffekte) zusätzlich?
Führt außerdem im nigrostriatalen und tuberoinfundibulären System zu extrapyramidalmotorischen bzw. endokrinologischen Nebenwirkungen wie z.B. Hyperprolaktinämie (Überschuss an Prolaktin im Blut) oder Galaktorrhoe (Bildung von Milch in der Brust bei Männern und Frauen, die kein Kind stillen)