18- Sucht II - Illegale Drogen und Therapie Flashcards
Welche illegalen Drogen gibt es und wie unterscheiden sie sich in ihrem Risiko für (körperliche & psychische) Abhängigkeit?
Psychisch bei allen gegeben:
Opioide > Kokain, Halluzinogene, Amphetamine, Benzos, Alkohol > Cannabis
Körperlich:
Opioide, Benzos, Alkohol > Amphetamine > Cannabis, Kokain, Halluzinogene (nicht)
Was sind Opioide und welche Wirkungen haben sie (akut, Intoxikation, chronisch, Entzug)?
- wirken an Opioid-Rezeptoren
- Wirkung nach Sekunden, Euphorie,
- Intox.: Enthemmung, Apathie, Sedierung, psychomotorische Verlangsamung, Störung von Aufmerksamkeit, Bewusstsein, Atmung und Kreislauf, Hypothermie, fehlende Muskelreflexe, Miosis, Hypotonie, Bradykardie
- Entzug setzt schon nach Stunden ein
Was sind Cannabinoide und welche Wirkungen haben sie?
- aus der weiblichen Hanfpflanze gewonnen
- am häufigsten konsumierte illegale Droge
- dritthäufigster Grund für Suchtbehandlungen
- wirken an den Rezeptoren CB 1&2 (Giganten Andamide) des endogenen Cannabinoidsystems
- Makropsie, Synästhesien, intensivere Wahrnehmung, mehr Selbstwertgefühl, Gefahr von Paranoia, Depression, Suizidalität
- Intox.: Dysphorie, Angst, Panik, Wahn, Halluzinationen, Tachykardie, Mydriasis, Heißhunger
- bei Entzug wenig körperliche Symptome, eher Stimmungsschwankungen
- chronisch: Passivität, Apathie, amotivationales Syndrom, kognitive Störungen, Gefährdung von Plänen und Erfolg im Leben, Psychosen
Was ist Kokain und welche Wirkungen hat es?
- Euphorie, Vitalität, Rededrang, Antrieb, Leistungsfähigkeit, Libido, weniger Schlafbedürfnis und Hunger, Halluzinationen, Paranoia, Depression, Angst
- Intox.: Mydriasis, Tachyarrhythmie, Hyperthermie, Ataxie, epileptische Anfälle
- Chronisch: Halluzinationen, Paranoia, Orientierungsstörungen, Nervosität, Aggressivität, Tachykardie, Impotenz
- Entzug (psychisch): Ängste, depr. Verstimmungen, Craving, Schlafstörungen
Was sind Amphetamine und welche Wirkungen haben sie?
- Crystal Meth: Euphorie, Selbstvertrauen, ungewohnte Geschwindigkeit, Leistungsfähigkeit, Rededrang, mehr Libido, weniger Hunger, Durst und Schlaf –> danach Lethargie, Depression.
Starkes Abhängigkeitspotenzial, gefährliche Inhaltsstoffe, aber billig und leicht verfügbar - Ecstasy: Übelkeit, Herzklopfen, Kopfschmerzen, Enthemmung, Intensiveres Erleben von Musik und Farben, Realitätsverlust, Bewegungsdrang, Angst, Verwirrtheit
- Speed: mehr Noradrenalin, Serotonin und Dopamin, Obstipation, Mundtrockenheit, Tachykardie, Mydriasis, Hyperthermie, Schwitzen, kein Appetit, Schlafstörungen, Größenwahn, zerebrale Krampfanfälle
Was sind Halluzinogene und welche Wirkungen haben sie?
- v.a. LSD, Meskalin, Psilobycin
- wirken an Serotonin- und Dopaminrezeptoren
- optische Halluzinationen, Pseudohalluzinationen, intensivere Wahrnehmung (auch negativ), Depersonalisation, Ideenflucht, Depression, Angst, Aggressivität, Tachykardie, Mydriasis
Rausch teilweise erst nach Tagen (Speicherung im Fettgewebe)
Welche Medikamente haben Abhängigkeitspotenzial?
- Benzodiazepine: bereits nach wenigen Wochen
- Nicht steroidale Antirheumatika (in Kombination mit Koffein)
Wie entstehen Psychosen im Rahmen des Konsums illegaler Drogen (z.B. Cannabis)?
In einem Zusammenspiel aus Vererbung, Komplikationen vor der Geburt und Stressoren, Life events –> eine Suchterkrankung kann nur vor dem Hintergrund der zugrundeliegenden Umwelteinflüsse verstanden werden!
Warum gibt es bei “Partydrogen” überhaupt ein Risiko zur Entwicklung von Psychosen und Depressionen?
Beispiel Ecstasy: nach Einnahme ist Serotonin in den Zellen des Kortex drastisch verringert
–> auch nach Jahren ist die Ursprungsmenge noch nicht wiederhergestellt
Was sind flüchtige Lösungsmittel und welche Wirkungen haben sie?
z.B. Benzin, Chloroform, Klebstoffe
Wirkung: “Dösen”, Tagträume, Wohlbehagen
chronisch: Leber- und Herzschäden, kognitive und Antriebsstörungen
Was sind die wichtigsten körperlichen Nebenwirkungen des Entzugs und wie können sie therapiert werden?
Schwitzen, Hypertonie, Tachykardie, Unruhe: Clonidin
Diarrhoe: Loperamid
Erbrechen: Ganisedron
Unruhe, Schlaflosigkeit: Doxepin
Muskelschmerz: NSAR
Abdominalspasmen: Ipratropiumbromid
Was ist Polytoxikomanie und welche Gründe gibt es dafür?
Polyvalenter Gebrauch, d.h. mind. 2 Psychotrope Substanzen innerhalb eines definierten Zeitraums, weil
- gewünschte Droge nicht erhältlich
- Wirkungsverstärkung, Gegenregulation
Nenne 2 Drogen mit einem hohen (sozial, physisch, Abhängigkeitsrisiko) und 2 Drogen mit eher niedrigem Schadenspotenzial?
hoch: Heroin, Kokain, Alkohol, Benzos, Speed, Tabak
niedrig: Ecstasy, Knock-Out-Tropfen, LSD
Was sind Knock-Out-Tropfen und wie wirken sie?
werden oft im Rahmen von Straftaten genutzt (Date-Rape-Drugs), da bei hoher Dosierung Benommenheit, Bewusstseinsverlust, Amnesie
Wie werden “Legal Highs” erreicht?
z.B. Badesalz, Kräutermischungen, Räuchermischungen
–> beruhigender vs. belebender Rausch
Mit welchem (sub-)kortikalem System hängt die Wirkung von Drogen zusammen und was ist dessen Funktion?
Belohnungssystem
positive Verstärkung von Annäherungsverhalten zu spezifischen Reizen, die für das Überleben wichtig sind –> Erzeugung von Gefühlen der Freude und Glück
Wie wurde das Belohnungssystem untersucht?
Tierversuche: Wenn Tiere die Möglichkeit haben, durch Drücken eines Hebels das System zu stimulieren, tun sie dies oft bis zur Erschöpfung, auch wenn die Aktivierung mit aversiven Stimuli verbunden ist und kein spezifischer Trieb dadurch befriedigt wird
Wo ist das Belohnungssystem kortikal verankert?
Mesolimbisches Dopaminsystem ventrales tegmentales Areal (Mittelhirn) –> Nucleus accumbens (Striatum) –> Kortex
Wie wird das Belohnungssystem im natürlichen Kontext aktiviert?
Angesichts von Reizen, die belohnend sind, oder Reizen, die mit angenehmen Reizen gepaart worden sind (konditioniert)
–> Neurone, die Dopamin freisetzen, ändern ihre Aktivität in Erwartung solcher Reize
–> Hinwendung zu solchen Reizen
Wie unterscheidet sich die Aktivierung des Belohnungssystems im Kontext der Sucht?
- Es wird chemisch aktiviert, nicht durch physiologische Reize!
- Wiederholter Konsum –> wiederholt ausgelöste intensive Freude –> zwanghaftes Verlangen nach der Substanz
- Aufnahme des Suchtstoffes bekommt oberste Priorität
Was unterscheidet das Belohnungssystem von Motivation?
- Aversionssymptome bei Entzug
- Entwicklung von Toleranz
- erhöhter Anreizwert (“Incentive”) von Situationen, Emotionen, Gedanken, die in der Vergangenheit mit der Substanz assoziiert waren –> Anziehungseffekt
Bewerte folgende Aussage: “Die Entstehung von Sucht kann durch biologische Dysfunktionen ausreichend erklärt werden.”
Falsch, immer vor dem individuellen Hintergrund = den relevanten Umweltbedingungen (z.B. Stress) betrachten, da diese auch zur Aufrechterhaltung beitragen!
Welcher Veränderungen treten biologisch ein, wenn wiederholt konsumiert wird?
- chronisch erhöhte Sensibilität des mesolimbischen dopaminergen Systems, erhöhte Aktivität im Nucleus accumbens (mehr Substanz nötig, um die gleiche Wirkung zu erzielen)
- Anstieg der Verlangens (= Craving) bei Auftreten von Hinweisreizen
Welcher Lernmechanismus kann bei der Therapie behilflich sein?
Extinktionslernen -> Assoziierte Hinweisreize ohne den Suchtstoff darbieten -> Rückgang des Cravings, aber keinen Einfluss auf biologische Veränderungen