1.5. Der soziale Denker als Konsistenzsucher Flashcards
Der soziale Denker als Konsistenzsucher
- Grundannahmen
Menschen streben danach, ihre Kognitionen (Einstellungen, Überzeugungen etc.) so zu organisieren, dass kein Widerspruch zwischen ihren verschiedenen Kognitionen oder zwischen ihren Kognitionen und ihren Verhaltensweisen besteht.
Der Zustand kognitiver Inkonsistenz ist für die Person mit unangenehmer innerer Spannung verbunden.
Daraus ergibt sich eine Motivation, die Kognitionen bzw. die Kognitionen und das Verhalten in
Übereinstimmung zu bringen.
Es gibt verschiedene Konsistenztheorien. Einige der bedeutendsten:
◦ Balancetheorie von Heider (1946)
◦ Kongruitätstheorie von Osgood & Tannenbaum (1955)
◦ Dissonanztheorie von Festinger (1957)
Name der Theorie von Heider?
Balancetheorie (1946)
Balancetheorie (Heider, 1964)
- Allgemein
(Heider)
Die Balance-Theorie analysiert primär die Ausgeglichenheit bzw. Unausgeglichenheit von (triadischen) Beziehungen, die eine Person P zwischen sich, einer weiteren Person O und einem Objekt X (Ereignis, Meinung, Drittperson) wahrnimmt. Die Balance-Theorie gibt Auskunft, wann eine solche triadische Beziehung von der Person P als balanciert oder nicht balanciert wahrgenommen wird.
Die Strukturen sind balanciert und damit harmonisch, wenn das Produkt der Vorzeichen positiv ist.
Balancetheorie (Heider, 1964)
- Strukturen und ihre Dauerhaftigkeit
Balancierte Strukturen sind stabiler als nicht balancierte.
Nicht balancierte S. verändern sich eher als balancierte in Richtung balancierter.
Unvollständige Strukturen werden vorwiegend so ergänzt, dass sich balancierte ergeben.
Zur Balancetheorie: Beispielstudie von Aronson & Cope (1968)
„The enemy of my enemy is my friend“ bestätigt diese Vorhersage weitestgehend, insbesondere im Bereich der interpersonalen Attraktion –> Man mag Personen eher, die ähnliche Einstellungen haben wie man selbst
Balancetheorie (Heider, 1964)
- Kritik
Beschränkung auf nur zwei Ausprägungen der Beziehungen (positiv, negativ), wobei auch die Intensität der Relation keine Berücksichtigung findet.
Beschränkung auf zwei Qualitäten von Beziehungen (liking & unit)
Einstellungsänderungen sind in Wirklichkeit deutlich komplexer, da mehr als eine Person und mehr als nur ein Objekt dabei relevant ist.
Balancetheorie (Heider, 1964)
- Berücksichtigte Elemente,
Arten der Beziehungen
Drei Elemente sind von Bedeutung:
- P, die wahrnehmende Person selbst
- O, eine andere Person
- X, ein Gegenstand, Wert, Standpunkt, eine weitere Person
Es gibt zwei Arten der Beziehungen zwischen den Elementen:
- L & - L: Liking/ non-liking: Wert- oder Gefühlsreaktionen (Sympathie, Liebe, Hass, Geringschätzung etc.)
- U & - U: Unit/ non-unit: Einheitsrelationen (Besitz, Nähe, Ähnlichkeit, Distanz, Unähnlichkeit etc.)
Welche Theorie stellt eine Erweiterung der Balancetheorie dar?
Die Kongruitätstheorie von Osgood & Tannenbaum (1955)
Kongruitätstheorie von Osgood & Tannenbaum (1955)
Erweitert die Balancetheorie von Heider:
Ein Sender O drückt eine positive/negative Einstellung zu einem Sachverhalt X aus.
Die Intensität der Einstellung des Empfängers wird berücksichtigt.
Für Kongruität müssen nicht nur die Vorzeichen übereinstimmen (= Balance), sondern auch die Intensitäten der Relationen P – X und P – O
Je intensiver eine Relation, desto geringer ist die Veränderung.
Diese Annahmen werden für bzw. in der Werbung verwendet
Was ist kognitive Dissonanz?
Kognitive Dissonanz bezeichnet einen als unangenehm empfunden Gefühlszustand welcher daraus entsteht, dass eine Person mehrere Kognitionen (Wahrnehmungen, Gedanken, Gefühle, Meinungen, Einstellungen, Wünsche oder Absichten) hat, die unter Umständen nicht miteinander vereinbar sind. Kognitionen sind mentale Ereignisse, die mit einer Bewertung verbunden sind; Entstehen zwischen diesen Kognitionen Konflikte, so wird dies als Dissonanz bezeichnet.
Theorie der kognitiven Dissonanz
- Von, Jahr?
Festinger, 1957
Dissonanztheorie
- Grundelemente
Kognitionen, kognitive Elemente (….W, X, Y, Z) = Kenntnisse, Meinungen,
Wissensinhalte
◦ Beispiel: X: ich weiß, ich rauche
Dissonanztheorie
- Beziehung zw. kognitiven Elementen
◦ irrelevant: (X: ich rauche, Z: es regnet)
◦ relevant:
- konsonant (X: ich rauche W: rauchen beruhigt)
- dissonant (X: ich rauche
>–< Y: rauchen erzeugt Lungenkrebs)
Dissonanztheorie
- Stärke der kognitiven Dissonanz
◦ = f (Wichtigkeit der beteiligten Kognitionen)
◦ = f (Verhältnis dissonanter zur Gesamtzahl der Kognitionen)
◦ Beispiel: Dissonanz (Y >–< X) > (Y >–< X W)
Warum erzeugt Dissonanz ein Motiv/Druck zur Reduktion der D.?
Weil sie aversiv (Widerwillen hevorrufend) ist
Möglichkeiten der Dissonanzreduktion
◦ Addition (Hinzufügen neuer konsonanter Elemente)
◦ Subtraktion (z.B. ignorieren, verdrängen)
◦ Addition und Subtraktion (= Ersetzen) von Kognitionen
Dissonanztheorie
- welches kognitive Element wird verändert?
Geändert wird das kognitive Element mit dem geringsten Änderungswiderstand.
◦ Änderungswiderstand = f (Verbundenheit mit anderen Kognitionen)
Dissonanztheorie
- welche Prinzipien spielen eine Rolle bei der Dissonanzreduktion?
Prinzipien der Einfachheit und der Effizienz
◦ Möglichst geringer kognitiver Aufwand / geringe Änderungen des kognitiven Systems
◦ Größtmögliche und stabile Dissonanzreduktion
In welchen Situation ist
Dissonanz(reduktion) besonders häufig?
- Nach Entscheidungen
◦ Post-decisional dissonance
◦ Wenn Entscheidung nicht leicht rückgängig gemacht werden kann - Bei forcierter/induzierter Einwilligung
◦ Forced/induced compliance
◦ Bei Anreizen für einstellungsdiskrepantes Verhalten - Bei freiwilligem Engagement
◦ Effort justification effect
◦ Beispiel: Langweilige Aufgabe, zu der man sich freiwillig verpflichtet hat, erscheint im Nachhinein
nicht mehr langweilig
Was ist der “Spreading apart alternatives”-Effekt?
Anpassung der Kognitionen nach Entscheidungen: Aufwertung der gewählten und Abwertung der nicht gewählten Alternative
Der Effekt ist umso stärker, je schwieriger die Entscheidung ist bzw. je ähnlicher sich die beiden Entscheidungsalternativen sind (hohes Ausmaß erlebter Dissonanz).
Nach Entscheidungen:
Selektive Suche nach Informationen
Wenn keine konsonanten (die Entscheidung stützenden) Informationen aus dem Gedächtnis addiert
werden können, müssen Personen aktiv neue konsonante Informationen in ihrer Umwelt suchen.
Selektive Auswahl von Informationen (confirmation bias)
Aber: wenn Dissonanz zu groß, kann sich der Effekt umkehren – Suche nach dissonanter Information
zur Vorbereitung einer Revision der Entscheidung
Wann sind die confirmation bias (Selektive Auswahl von Informationen) besonders groß?
Confirmation bias besonders groß, wenn
◦ Personen bei der Informationssuche unter Zeitdruck sind
◦ ein Überangebot an Informationen vorhanden ist
◦ die Information von Experten dargeboten wird
◦ die Information sequentiell dargeboten wird
◦ die Entscheidung irreversibel ist
◦ die Informationssuche mit finanziellen Kosten verbunden ist (Frey, Schulz-Hardt, & Stahlberg, 1996)
Forcierte/induzierte Einwilligung.
Dissonanz um so höher, ….?
◦ je mehr Entscheidungsfreiheit eine Person für ihr Verhalten wahrnimmt
◦ je höher der Grad der Selbstverpflichtung
◦ je höher die aversiven Konsequenzen des Verhaltens für sie selbst und/oder andere sind
◦ je geringer die (externe) Rechtfertigung für dieses Verhalten ist