1.15. Selbst und Identität Flashcards
Selbstkonzept
- Einschätzungen bzgl. der eigenen Eigenschaften und Fähigkeiten (z.B. ob bzw. in welchem Maße intelligent, sportlich, durchsetzungsfähig, körperlich attraktiv)
- Zugehörigkeit zu sozialen Gruppen (personale vs. soziale Identität; Tajfel & Turner, 1979)
Selbstwert
Positive und negative Bewertungen der Selbsteinschätzungen (z.B. „Es ist gut, dass ich intelligent bin“, „Es ist nicht so gut, dass ich unsportlich bin“)
Strukturen des Selbstkonzepts:
- Hierarchische Struktur
- Netzwerkstruktur
- Independentes und interdependentes Selbstkonzept
Independentes und interdependentes Selbstkonzept
- Independes Selbstkonzept: Bspw. Entscheidung der Mutter wird als von außen kommend, auf-erlegt empfunden
- Interdependentes Selbst: Entscheidung wird nicht so sehr als von außen auferlegt erlebt, son-dern als teilweise eigene Entscheidung erlebt, da Mutter als Teil des Selbstkonzepts erlebt wird.
‚Dimensionen‘ des Selbstkonzepts
Vergangenes (past), aktuelles (present) und zukünftiges (future) Selbst
Tatsächliches (actual), ideales (ideal) und Soll-Selbst (ought) (Higgins, 1987)
Quellen des Selbstkonzepts und Selbstwertgefühls
- Selbstwahrnehmung
- Soziale Rückmeldung
- Soziale Vergleichsprozesse
Selbstwahrnehmung
+ Theorie der Selbstwahrnehmung
+ Aber
- Menschen nehmen ihre eigenen Verhaltensweisen, Gefühle, Gedanken und körperliche Zustände wahr und ziehen daraus Rückschlüsse auf ihre Fähigkeiten und Eigenschaften
- Nach der Selbstwahrnehmungstheorie schließen Menschen von ihren Verhaltensweisen auf eigene Gefühle und andere interne Zustände (Bem, 1972).
- Aber: selbstwertdienliche Attributionsasymmetrie (self-serving bias (Tendenz, eigene Erfolge eher inneren Ursachen und eigene Misserfolge eher äußeren Ursachen zuzuschreiben), above average effect (Neigung sich als überdurchschnittlich wahrzunehmen)
Soziale Rückmeldung
- Modell des „looking-glass self“ das Selbstkonzept spiegelt die Einschätzungen relevanter anderer Personen wider.
- Beispiel: paradoxe Wirkungen von Lob und Tadel: Lob des Lehrers an einen Schüler, Schüler denkt, dass er gelobt wird, weil er sonst nicht so gut im Unterricht ist
- Aber: selbstwertdienliche, selektive Informationssuche, false consensus effect
Soziale Vergleichsprozesse
- Theorie
+ Vergleichsprozesse
Theorie der sozialen Vergleiche (Festinger, 1954)
- Motiv nach Selbsterkenntnis
- V.a. bei Unsicherheit bzgl. der eigenen Fähigkeiten, bei hoher Bedeutung der korrekten Einschätzung und bei bevorstehender Überprüfung der Fähigkeiten
- V.a. mit anderen, die dem Selbst auf der betreffenden Dimension ähnlich sind (lateraler Vergleich)
Selbstwertrelevante Vergleichsprozesse
- Abwärtsgerichtet (downward comparison): kann Motiv der Selbstwerterhöhung dienen
- Aufwärtsgerichtet (upward comparison): kann Motiv der Selbstverbesserung dienen, z.B. Top-models –> Ideal eines extrem schlanken Körpers
Motiv nach Selbstwertschutz und Selbstwerterhöhung
- Annahme, dass der Wunsch nach einem hohen Selbstwertgefühl ein zentrales Motiv bei der Suche und Verarbeitung selbstbezogener Informationen ist
- Gesunder Mechanismus, der wie ein Immunsystem das Selbst vor bedrohlichen Informationen schützt
- Problematisch bei weitreichenden selbstwertdienlichen Verzerrungen, z.B. falsche Einschätzungen der sozialen Umwelt, Vernachlässigung der Verbesserung eigener Fähigkeiten, Auswahl zu schwieriger Aufgaben
- Extremfall Narzissmus (Überschätzung eigener Fähigkeiten und Leistungen)
Selbstkonsistenztheorie (Petersen & Stahlberg, 1995)
Alternative motivationale Annahme zu Selbstwert
- Menschen sind bestrebt, ihr Bild über sich selbst zu bestätigen, auch wenn es negativ ist
- Hängt u.a. vom Elaborationsgrad des Selbstkonzeptbereiches ab (Umfang und Komplexität des Selbstwissens) –> bei geringem Wissen Selbstwertschutz, bei hoher Elaboration Selbstkonsistenz)
Strategien zum Selbstwertschutz und zur Selbstwerterhöhung
- Attributionsasymmetrie
- Selektive Informationssuche und -verarbeitung
- Selektive soziale Vergleiche
- Self-handicapping
- Sandbagging
Attributionssymetrie
Neigung schlecht erzielte Ergebnisse extern, gut intern zu attribuieren
Selektive Informationssuche und -verarbeitung
Bsp. IQ-Test
Selektive soziale Vergleiche
(Aufwärts- und abwärtsgerichtete Vergleiche zur Steigerung/ Verringerung des Selbstbildes)
Self-handicapping
Sich willentlich ein „Handicap“ zulegen (z.B. unausgeschlafen in eine Prüfung gehen)
Bei Misserfolg kann man dann darauf attribuieren; bei Erfolg erscheint das Ergebnis noch positiver.
Sandbagging
(eigene und fremde Erwartungen zurechtlegen)
- Vor Leistungssituationen die eigenen Leistungsmöglichkeiten herunterspielen und da-mit die Erwartungshaltung anderer gering halten
- Bei Misserfolg ist das Ergebnis konform mit den eigenen Erwartungen; bei Erfolg ist das Ergebnis überraschend und positiv-diskrepant.
Relevante Faktoren bei Vergleichen
Faktoren die relevant bei Vergleichen sind: Ergebnis, Nähe und Wichtigkeit der Vergleichsdimension
Theorie der Selbstaufmerksamkeit
- generell
- Objektive Selbstaufmerksamkeit (das Selbst als Objekt im Fokus, kann durch Reize ausgelöst werden wie z.B. einen Spiegel, Stimmungen oder der Erkenntnis, dass man einer Minderheit angehört -> Situativ induzierter Zustand)
- Ggs. zu subjektiver Selbstaufmerksamkeit = die Person als Subjekt richtet ihre Aufmerksamkeit auf die Umwelt bzw. externe Ereignisse
Theorie der Selbstaufmerksamkeit
- Vier zentrale Effekte
- OSA steigert Bewusstsein, Empfänglichkeit & wahrgenommene Intensität eigener Einstellungen, Affekte, Reaktionen (z.B. Attraktion, Abscheu, Ärger, Aggression)
- OSA verstärkt Bewusstsein über Diskrepanzen zwischen realem und idealem Selbst -> Einfluss auf Selbstbewertung
- OSA verstärkt die Motivation, aversive Selbst-Standard-Diskrepanzen zu verringern, über Verhaltensanpassung oder Defensivreaktionen (z.B. Leugnen von Verantwortung, Veränderung der Ideale)
- Geringe Erfolgserwartung bzgl. der Verringerung von Selbst-Standard-Diskrepanzen führt zu Vermeidung des OSA-Zustands (Glaube, negative Eigenschaften nicht ändern zu können)
Selbstdarstellung
Eindruckssteuerung (impression management) + Selbstpräsentation
- > Versuch der Aktiven Beeinflussung
- Kann sich auf alle Aspekte des Selbstkonzepts beziehen (z.B. Fähigkeiten, Eigenschaften, Ziele)
- Bewusst oder unbewusst
- Verbal oder nonverbal
- Positiv oder negativ (oder neutral)
- Kurzfristig/situationsspezifisch (Taktik) oder langfristig/situationsunspezifisch (Strategie)
- Assertiv (etwas betonen) oder defensiv (sich von etwas distanzieren)
- Direkt (eigene Person betreffend) oder indirekt (z.B. „basking in reflected glory“, „cut-ting off reflected failure“
Techniken der Selbstpräsentation (Mummendey & Bolten, 1985)
Assertiv (etwas betonen) oder defensiv (sich von etwas distanzieren) \+ Strategie (langfristig/situationsunspezifisch)Taktik (kurzfristig/ situationsspezifisch)
Formen der Selbstdarstellung
positiv/negativ
direkt über:
- Verbale Aussagen
-Non-verbale
indirekt:
- sich mit positiven oder negativen Entitäten verbinden oder distanzieren
Definition Selbstwirksamkeit
Selbstwirksamkeit (self-efficacy) = die Überzeugung, bestimmte Handlungen ausführen zu können, um ein gewünschtes Ergebnis zu erreichen (Bandura, 1997)
Wird durch persönliche Erfahrung und Feedback durch andere beeinflusst