1.10. Einstellungen und Einstellungsänderung Flashcards
Was ist eine Einstellung?
Eine Einstellung ist eine Prädisposition einer
Person P (Einstellungssubjekt,
Einstellungsträger), auf einen Stimulus
(Einstellungsobjekt, Klasse von Stimuli/
Einstellungsobjekten) in bestimmter Weise
positiv oder negativ zu reagieren
Einstellung als „hypothetisches Konstrukt“
Arten von Einstellungsreaktionen
- Affektiv: Emotionen, Bewertungen (z.B. mögen, bewundern, Respekt oder ablehnen, Verärgerung, Angst) - Kognitiv: Überzeugungen, Wissen (z.B beharrlich, intelligent, ruhig gefährlich, Entsorgungsproblem) - Konativ: Verhaltensabsichten (z.B. persönlich kennenlernen, wählen vermeiden, demonstrieren, argumentieren)
Einstellungen?
Summarische Bewertungen von Gegenständen, Personen, sozialen Gruppen oder abstrakten Konstrukten, die affektive, kognitive und verhaltensbezogene Komponenten umfassen können
(Un-)Angenehmes, das aus dem Einstellungsobjekt resultiert
- Wissensorganisation (Schemafunktion). Sinnvoll, da auf weitere Einstellungsobjekte schnell reagiert werden kann bzw. diese schnell bewertet werden können. Einstellung kann einen Knotenpunkt im Schemata darstellen.
- Nützlichkeit (Regulation von Annäherung und Vermeidung) Ist es sinnvoll auf ein Einstellungsobjekt einzugehen? Es zu vermeiden oder gar zu bekämpfen?)
(Un-)Angenehmes, das aus dem Ausdrücken der Einstellung resultiert
- Expression der Werte, Selbstdefinition, da Eigenschaften bzw. Einstellungen unserer Selbstdefinition beitragen.
- Soziale Anpassung
- Selbstwert
- Reduzierung von Angst und inneren Konflikten
Warum sind Einstellungen multifunktional?
Einstellungen sind multifunktional (also für sich selbst, mit anderen, um Problemen zu begegnen. Die Multifunktionalität ist Grund dafür, dass unser Verhalten manchmal nicht konsistent ist.)
Warum sind Einstellungen wichtig?
Sie beeinflussen (das eigene und fremdes) Verhalten
Sie beeinflussen interpersonelle Begegnungen
Sie beeinflussen die Informationsverarbeitung (anhand der Schemafunktion)
Sie formen einen Teil des Selbstkonzepts/der Identität
Sie sind relevant in vielen verschiedenen Bereichen (Objekte, abstrakte Konzepte, alltägliche Dinge kann man anhand von Einstellungen untersuchen)
Beispiele zur Erfassung/Messung von Einstellungen
- Wahrgenommene Produkteigenschaften (kognitive Komponente): Für wie wahrscheinlich hal-ten sie es, dass Autos der Marke X sicher sind? (sehr wahrscheinlich bis sehr unwahrscheinlich)
- Bewertung (affektive/evaluative Komponente): Wenn Autos der Marke X sicher sind, so ist das (sehr schlecht bis sehr gut)
- Ein-Item-Skala (Dimension unklar): Wie schätzen Sie Marke X ein? (sehr schlecht, schlecht, neut-ral, gut, sehr gut)
Die Likert-Skala
- Verfahren
Verfahren zur Messung persönlicher Einstellungen. Die Skalen bestehen aus mehreren Items vom Likert-Typ. Diese sind Aussagen, denen die Befragten auf einer vorgegebenen mehrstufigen Antwortskala mehr oder weniger stark zustimmen oder die sie ablehnen können. Die Punktwerte der einzelnen Antworten werden ungewichtet addiert und ergeben so den Wert der Skala
Semantisches Differenzial
Semantisches Differential: Datenerhebungsmethode bzw. Skalierungsverfahren, mit dem die konnotative Bedeutung beliebiger Objekte und Begriffe eingeschätzt wird. Der Begriff (z.B. “Auto”, “Algebra”, “Liebe”) wird von einem Probanden auf 20 bis 30 siebenstufigen Rating-Skalen eingeschätzt, die mit bipolaren Adjektivpaaren (z. B. eckig–rund, weich–hart, aktiv–passiv) gekennzeichnet sind. Der Proband wird angewiesen, gefühlsmäßig zu entscheiden, ob z.B. der Begriff “Algebra” eher dem Pol rund oder eckig zuzuordnen ist. Das Ergebnis der Einstufung repräsentiert die konnotative (assoziative) Bedeutung des Begriffes oder Objektes. Das Verfahren wird eingesetzt bei Fragen zur Einstellung, Emotion und Motivation und bei vielen angewandten Problemen, z.B. in der Werbepsychologie.
Arten der Einstellungsmessung
- Direkte Messung
- Indirekte Messung
- Implizite Messung
Grundlegende Konzepte
- Skalenniveaus
ordinal, nominal, dichotom, …
Grundlegende Konzepte
- Reliabilität
Unter Reliabilität versteht man die Zuverlässigkeit einer Messmethode. Eine Untersuchung wird dann als reliabel bezeichnet, wenn es bei einer Wiederholung der Messung unter denselben Bedingungen und an denselben Gegenständen zu demselben Ergebnis kommt.
Grundlegende Konzepte
- Validität
Die Validität (Gültigkeit) gibt die Eignung eines Messverfahrens oder einer Frage bezüglich ihrer Zielsetzung an (–> Ist das was gemessen wurde auch das, was gemessen werden sollte?). Eine Messung oder Befragung ist valide, wenn die erhobenen Werte geeignete Kennzahlen für die zu untersuchende Fragestellung liefern.
Grundlegende Konzepte
- Objektivität
Objektivität ist dann gegeben, wenn ein Untersuchungsergebnis in Durchführung, Auswertung und Interpretation vom Untersuchungsleiter nicht beeinflusst wird, oder mehr noch, wenn mehrere unabhängige Experten gleiche Ergebnisse erzielen. Kern der Durchführungsobjektivität ist, dass das Untersuchungsergebnis vom Anwender, also z.B. eure Probanden oder euch, unbeeinflusst bleibt.
Grundlegende Konzepte
- Kontexteffekte, Reaktivität
Bewusstsein darüber, dass die Formulierung einer Frage die Antworten der Befragten unter Umständen in beeinflussen kann. –> Implikationen der Fragestellungen
Direkte Messung
- Ratingskalen
◦ Einzelitem-Messung
◦ Semantisches Differential
◦ Mehrfach-Items-Messung (Likert-Skala, Thurstone Skala)
Direkte Messung
- Prozesse bei der Beantwortung einer Frage
- Interpretation der Frage (semantisch, pragmatisch) also richtige Interpretation der Frage
- Abruf oder Konstruktion einstellungsrelevanter Informationen (Aus dem Gedächtnis abrufen, welche Information für die Beantwortung relevant ist. Konstruktion von Informationen können generiert werden, wenn man bspw. etwas bewerten soll, dass man nicht kennt und sich schemenhaft an Informationen bedienen)
- Eine innere Reaktion produzieren (anpassen, formatieren)
- Die Reaktion nach Außen kommunizieren
Direkte Messung
- Antwortverzerrungen
- Aufforderungscharakteristika
- Eindrucksmanagement (Da Personen einen best. Eindruck von sich selbst generieren möchten.
- Soziale Erwünschtheit
Direkte Messung
- Gegenmaßnahmen zu Antwortverzerrungen
- Coverstory, um den wahren Grund für die Untersuchung zu maskieren (Kann sinnvoll sein, je-doch auch Probleme hervorrufen)
- Anonymität zusichern
- Kooperation erfragen, die Wichtigkeit ehrlicher Antworten betonen (Bitte um wahrheitsgetreue Antwort)
- Statistische Kontrolle der Verzerrung durch Skalen, die soziale Erwünschtheit messen (Studie zur Untersuchung des Effektes sozialer Erwünschtheit als allgemeine Tendenz)
- Bogus-pipeline-Technik (Jones & Sigall, 1971) Nur im Labor möglich. Anschluss an physiologische Geräte: Blutdruckmessung, Herzfrequenz & Co. Als ‚Lügendetektor‘; ist bis zu einem bestimmten Grad nützlich, jedoch eher bei Personen, die nicht wissen wie unzuverlässig die Messung ist.
Weisen indirekte oder direkte Messungen eine höhere Reliabilität auf?
Direkte Messungen weisen eine höhere Reliabilität auf als indirekte Messungen.
Indirekte Messung
- Verdeckte Einstellungsmessung
- Error choice (Fehlerwahlverhalten)
Bsp.: Wie stark stieg der Energiekonsum in EU-Ländern zwischen 1980 und 1995 an? A) 25% B) 75% –> Beide Antworten sind falsch, doch umweltbewusste Personen tendieren eher zu b. Damit ist die Antwort ein indirekter Indikator für die Einstellung. - Syllogismen
Bsp.: Alle guten Führungspersonen sind Männer. Peter ist ein Mann. Peter ist eine gute Führungsperson. Annahme: Leute mit sexistischer Einstellung werden eher dazu verleitet, das zu glauben. Wenn Inhalte eigener Haltung entsprechen wird nicht kritisch gedacht, sondern vereinfacht. - Projektive Tests
Bsp.: Bilder mit mehrdeutigen Interaktionssituationen –> Attribution von Aggression. Bild eines aggressiven Moments wird gezeigt. Wertung dieses Bildes kann bspw. Aufschluss über Ressentiments gegenüber Ausländern aufdecken.
Indirekte Messung
- Nicht-reaktive Messinstrumente
- Z.B. Archivdaten, physische Spuren, Verhaltensbeobachtung in Feldstudien (Auch sowas wie Einrichtung eines Zimmers zur Untersuchung der Einstellung; bspw. Wie lange gucken Personen auf ein Plakat? Wie viele bleiben stehen? Wie viele schauen es an? Und ein anderes Plakat? –> Welches gefällt ihnen besser?)
- Physiologische/ biophysiologische Messungen (z.B. GSR, EMG, EEG, ERP, Bildgebungsverfahren (z.B. fMRI)) Reaktionen werden hervorgerufen und anschließend gemessen. Bildgebungsverfahren: Magnetresonanz. Problem: Nicht sehr genau. Man kann nicht direkt von physiologischen Prozessen auf Einstellungen schließen. Tendenzen werden jedoch ersichtlich.
Auch geringfügige Veränderungen im Gesicht bspw. kaum ersichtliches Hochziehen der Augen-braue, ist Indikator für Abneigung gegen den Stimulus.
Implizite Messung
- Messung der Latenzzeit in Reaktionszeittests
Implicit Association Test (IAT) - Affektives Priming
(Implizite Forschungsmethoden beschäftigen sich mit der Erforschung von Einstellungen und Verhaltensweisen, die auf implizitem (unbewussten, intuitiven) Wissen beruhen. Dieses basiert auf Erfahrungen, Erinnerungen und Überzeugungen oder wird geprägt durch persönliche Wertsysteme. Implizites Wissen ist nicht verbalisierbar, die Person handelt „automatisch“, „spontan“, „intuitiv,“ und ist deshalb den üblichen Befragungsmethoden nicht zugänglich. Zu den impliziten Forschungsmethoden gehören Bildassoziationstests beruhend auf dem Response-Time-Paradigma, Verhaltensbeobachtungen oder apparative Messungen (z.B. Reaktionszeitmessungen, tachistoskopische Darbietungen).
Merkmale von Einstellungen als Wissensstrukturen (Schemata)
- Verfügbarkeit (situationsbedingt)
- Aktivierung: assoziative Netzwerke (verschiedene Knotenpunkte aktivieren verschiedene damit verbundene Assoziationen)
- Automatizität: implizite Einstellungen (können automatisch aktiviert werden)
- Ambivalenz: positiv + negativ (Einstellungen können ambivalent sein; Mehrwertigkeit)