1.10. Einstellungen und Einstellungsänderung Flashcards

1
Q

Was ist eine Einstellung?

A

Eine Einstellung ist eine Prädisposition einer
Person P (Einstellungssubjekt,
Einstellungsträger), auf einen Stimulus
(Einstellungsobjekt, Klasse von Stimuli/
Einstellungsobjekten) in bestimmter Weise
positiv oder negativ zu reagieren

Einstellung als „hypothetisches Konstrukt“

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2
Q

Arten von Einstellungsreaktionen

A
- Affektiv: Emotionen, Bewertungen (z.B. mögen,
bewundern, Respekt oder 
ablehnen, Verärgerung, Angst) 
- Kognitiv: Überzeugungen,
Wissen (z.B beharrlich,
intelligent, ruhig gefährlich,
Entsorgungsproblem)
- Konativ: Verhaltensabsichten
(z.B. persönlich
kennenlernen, wählen
vermeiden, demonstrieren,
argumentieren)
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3
Q

Einstellungen?

A
Summarische Bewertungen
von Gegenständen, Personen, sozialen
Gruppen oder abstrakten Konstrukten, die
affektive, kognitive und verhaltensbezogene
Komponenten umfassen können
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4
Q

(Un-)Angenehmes, das aus dem Einstellungsobjekt resultiert

A
  • Wissensorganisation (Schemafunktion). Sinnvoll, da auf weitere Einstellungsobjekte schnell reagiert werden kann bzw. diese schnell bewertet werden können. Einstellung kann einen Knotenpunkt im Schemata darstellen.
  • Nützlichkeit (Regulation von Annäherung und Vermeidung) Ist es sinnvoll auf ein Einstellungsobjekt einzugehen? Es zu vermeiden oder gar zu bekämpfen?)
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5
Q

(Un-)Angenehmes, das aus dem Ausdrücken der Einstellung resultiert

A
  • Expression der Werte, Selbstdefinition, da Eigenschaften bzw. Einstellungen unserer Selbstdefinition beitragen.
  • Soziale Anpassung
  • Selbstwert
  • Reduzierung von Angst und inneren Konflikten
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6
Q

Warum sind Einstellungen multifunktional?

A

Einstellungen sind multifunktional (also für sich selbst, mit anderen, um Problemen zu begegnen. Die Multifunktionalität ist Grund dafür, dass unser Verhalten manchmal nicht konsistent ist.)

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7
Q

Warum sind Einstellungen wichtig?

A

Sie beeinflussen (das eigene und fremdes) Verhalten

Sie beeinflussen interpersonelle Begegnungen

Sie beeinflussen die Informationsverarbeitung (anhand der Schemafunktion)

Sie formen einen Teil des Selbstkonzepts/der Identität

Sie sind relevant in vielen verschiedenen Bereichen (Objekte, abstrakte Konzepte, alltägliche Dinge kann man anhand von Einstellungen untersuchen)

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8
Q

Beispiele zur Erfassung/Messung von Einstellungen

A
  • Wahrgenommene Produkteigenschaften (kognitive Komponente): Für wie wahrscheinlich hal-ten sie es, dass Autos der Marke X sicher sind? (sehr wahrscheinlich bis sehr unwahrscheinlich)
  • Bewertung (affektive/evaluative Komponente): Wenn Autos der Marke X sicher sind, so ist das (sehr schlecht bis sehr gut)
  • Ein-Item-Skala (Dimension unklar): Wie schätzen Sie Marke X ein? (sehr schlecht, schlecht, neut-ral, gut, sehr gut)
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9
Q

Die Likert-Skala

- Verfahren

A

Verfahren zur Messung persönlicher Einstellungen. Die Skalen bestehen aus mehreren Items vom Likert-Typ. Diese sind Aussagen, denen die Befragten auf einer vorgegebenen mehrstufigen Antwortskala mehr oder weniger stark zustimmen oder die sie ablehnen können. Die Punktwerte der einzelnen Antworten werden ungewichtet addiert und ergeben so den Wert der Skala

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10
Q

Semantisches Differenzial

A

Semantisches Differential: Datenerhebungsmethode bzw. Skalierungsverfahren, mit dem die konnotative Bedeutung beliebiger Objekte und Begriffe eingeschätzt wird. Der Begriff (z.B. “Auto”, “Algebra”, “Liebe”) wird von einem Probanden auf 20 bis 30 siebenstufigen Rating-Skalen eingeschätzt, die mit bipolaren Adjektivpaaren (z. B. eckig–rund, weich–hart, aktiv–passiv) gekennzeichnet sind. Der Proband wird angewiesen, gefühlsmäßig zu entscheiden, ob z.B. der Begriff “Algebra” eher dem Pol rund oder eckig zuzuordnen ist. Das Ergebnis der Einstufung repräsentiert die konnotative (assoziative) Bedeutung des Begriffes oder Objektes. Das Verfahren wird eingesetzt bei Fragen zur Einstellung, Emotion und Motivation und bei vielen angewandten Problemen, z.B. in der Werbepsychologie.

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11
Q

Arten der Einstellungsmessung

A
  • Direkte Messung
  • Indirekte Messung
  • Implizite Messung
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12
Q

Grundlegende Konzepte

- Skalenniveaus

A

ordinal, nominal, dichotom, …

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13
Q

Grundlegende Konzepte

- Reliabilität

A

Unter Reliabilität versteht man die Zuverlässigkeit einer Messmethode. Eine Untersuchung wird dann als reliabel bezeichnet, wenn es bei einer Wiederholung der Messung unter denselben Bedingungen und an denselben Gegenständen zu demselben Ergebnis kommt.

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14
Q

Grundlegende Konzepte

- Validität

A

Die Validität (Gültigkeit) gibt die Eignung eines Messverfahrens oder einer Frage bezüglich ihrer Zielsetzung an (–> Ist das was gemessen wurde auch das, was gemessen werden sollte?). Eine Messung oder Befragung ist valide, wenn die erhobenen Werte geeignete Kennzahlen für die zu untersuchende Fragestellung liefern.

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15
Q

Grundlegende Konzepte

- Objektivität

A

Objektivität ist dann gegeben, wenn ein Untersuchungsergebnis in Durchführung, Auswertung und Interpretation vom Untersuchungsleiter nicht beeinflusst wird, oder mehr noch, wenn mehrere unabhängige Experten gleiche Ergebnisse erzielen. Kern der Durchführungsobjektivität ist, dass das Untersuchungsergebnis vom Anwender, also z.B. eure Probanden oder euch, unbeeinflusst bleibt.

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16
Q

Grundlegende Konzepte

- Kontexteffekte, Reaktivität

A

Bewusstsein darüber, dass die Formulierung einer Frage die Antworten der Befragten unter Umständen in beeinflussen kann. –> Implikationen der Fragestellungen

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17
Q

Direkte Messung

- Ratingskalen

A

◦ Einzelitem-Messung
◦ Semantisches Differential
◦ Mehrfach-Items-Messung (Likert-Skala, Thurstone Skala)

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18
Q

Direkte Messung

- Prozesse bei der Beantwortung einer Frage

A
  • Interpretation der Frage (semantisch, pragmatisch) also richtige Interpretation der Frage
  • Abruf oder Konstruktion einstellungsrelevanter Informationen (Aus dem Gedächtnis abrufen, welche Information für die Beantwortung relevant ist. Konstruktion von Informationen können generiert werden, wenn man bspw. etwas bewerten soll, dass man nicht kennt und sich schemenhaft an Informationen bedienen)
  • Eine innere Reaktion produzieren (anpassen, formatieren)
  • Die Reaktion nach Außen kommunizieren
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19
Q

Direkte Messung

- Antwortverzerrungen

A
  • Aufforderungscharakteristika
  • Eindrucksmanagement (Da Personen einen best. Eindruck von sich selbst generieren möchten.
  • Soziale Erwünschtheit
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20
Q

Direkte Messung

- Gegenmaßnahmen zu Antwortverzerrungen

A
  • Coverstory, um den wahren Grund für die Untersuchung zu maskieren (Kann sinnvoll sein, je-doch auch Probleme hervorrufen)
  • Anonymität zusichern
  • Kooperation erfragen, die Wichtigkeit ehrlicher Antworten betonen (Bitte um wahrheitsgetreue Antwort)
  • Statistische Kontrolle der Verzerrung durch Skalen, die soziale Erwünschtheit messen (Studie zur Untersuchung des Effektes sozialer Erwünschtheit als allgemeine Tendenz)
  • Bogus-pipeline-Technik (Jones & Sigall, 1971) Nur im Labor möglich. Anschluss an physiologische Geräte: Blutdruckmessung, Herzfrequenz & Co. Als ‚Lügendetektor‘; ist bis zu einem bestimmten Grad nützlich, jedoch eher bei Personen, die nicht wissen wie unzuverlässig die Messung ist.
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21
Q

Weisen indirekte oder direkte Messungen eine höhere Reliabilität auf?

A

Direkte Messungen weisen eine höhere Reliabilität auf als indirekte Messungen.

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22
Q

Indirekte Messung

- Verdeckte Einstellungsmessung

A
  • Error choice (Fehlerwahlverhalten)
    Bsp.: Wie stark stieg der Energiekonsum in EU-Ländern zwischen 1980 und 1995 an? A) 25% B) 75% –> Beide Antworten sind falsch, doch umweltbewusste Personen tendieren eher zu b. Damit ist die Antwort ein indirekter Indikator für die Einstellung.
  • Syllogismen
    Bsp.: Alle guten Führungspersonen sind Männer. Peter ist ein Mann. Peter ist eine gute Führungsperson. Annahme: Leute mit sexistischer Einstellung werden eher dazu verleitet, das zu glauben. Wenn Inhalte eigener Haltung entsprechen wird nicht kritisch gedacht, sondern vereinfacht.
  • Projektive Tests
    Bsp.: Bilder mit mehrdeutigen Interaktionssituationen –> Attribution von Aggression. Bild eines aggressiven Moments wird gezeigt. Wertung dieses Bildes kann bspw. Aufschluss über Ressentiments gegenüber Ausländern aufdecken.
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23
Q

Indirekte Messung

- Nicht-reaktive Messinstrumente

A
  • Z.B. Archivdaten, physische Spuren, Verhaltensbeobachtung in Feldstudien (Auch sowas wie Einrichtung eines Zimmers zur Untersuchung der Einstellung; bspw. Wie lange gucken Personen auf ein Plakat? Wie viele bleiben stehen? Wie viele schauen es an? Und ein anderes Plakat? –> Welches gefällt ihnen besser?)
  • Physiologische/ biophysiologische Messungen (z.B. GSR, EMG, EEG, ERP, Bildgebungsverfahren (z.B. fMRI)) Reaktionen werden hervorgerufen und anschließend gemessen. Bildgebungsverfahren: Magnetresonanz. Problem: Nicht sehr genau. Man kann nicht direkt von physiologischen Prozessen auf Einstellungen schließen. Tendenzen werden jedoch ersichtlich.

Auch geringfügige Veränderungen im Gesicht bspw. kaum ersichtliches Hochziehen der Augen-braue, ist Indikator für Abneigung gegen den Stimulus.

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24
Q

Implizite Messung

A
  • Messung der Latenzzeit in Reaktionszeittests
    Implicit Association Test (IAT)
  • Affektives Priming

(Implizite Forschungsmethoden beschäftigen sich mit der Erforschung von Einstellungen und Verhaltensweisen, die auf implizitem (unbewussten, intuitiven) Wissen beruhen. Dieses basiert auf Erfahrungen, Erinnerungen und Überzeugungen oder wird geprägt durch persönliche Wertsysteme. Implizites Wissen ist nicht verbalisierbar, die Person handelt „automatisch“, „spontan“, „intuitiv,“ und ist deshalb den üblichen Befragungsmethoden nicht zugänglich. Zu den impliziten Forschungsmethoden gehören Bildassoziationstests beruhend auf dem Response-Time-Paradigma, Verhaltensbeobachtungen oder apparative Messungen (z.B. Reaktionszeitmessungen, tachistoskopische Darbietungen).

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25
Q

Merkmale von Einstellungen als Wissensstrukturen (Schemata)

A
  • Verfügbarkeit (situationsbedingt)
  • Aktivierung: assoziative Netzwerke (verschiedene Knotenpunkte aktivieren verschiedene damit verbundene Assoziationen)
  • Automatizität: implizite Einstellungen (können automatisch aktiviert werden)
  • Ambivalenz: positiv + negativ (Einstellungen können ambivalent sein; Mehrwertigkeit)
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26
Q

Interne Struktur von Einstellungen (v.a. innere Einstellung von Ambivalenz von Einstellungen)

A
  • Unipolare vs. bipolare Einstellungen (Unipolar: neutrale bzw. gering ausgeprägt Einstellung in die eine Richtung, in die andere Richtung ist sie sehr stark (bspw. gesellschaftlicher Diskurs. bipolare Einstellungen divergieren stark in versch. Richtungen)
  • Eindimensionale vs. zweidimensionale Struktur (Kann man die Bewertung als eine Erklärungsdimension fassen oder braucht es zwei D.?)
  • Einstellungsambivalenz
  • Einstellungsstärke
27
Q

Interne Struktur von Einstellungen

- Ambivalenz und Konsistenz

A
  • Positivität und Negativität (Maß davon, wie positiv/negativ eine Person etwas gegenüber ein-gestellt ist)
  • Explizit und implizit (Bspw. Rauchen: explizit: Ablehnung; implizit: Akzeptiert, weil entspannt.
  • Inhaltliche Dimensionen (z.B. Moral, Gesundheit, Freiheit, Nachhaltigkeit)
  • Affektive, kognitive, behaviorale/konative Komponenten (bspw. etwas generell als positiv be-werten, jedoch nach dem Gefühl bspw. des Erlebens als negativ bewerten bzw. erleben.?)
28
Q

Wieso hängt Ambivalenz mit geringer Stabilität der Einstellung zusammen?

A

Nicht so resistent gegenüber Einflussfaktoren!

29
Q

Weshalb gibt es die Tendenz, dass sich Ambivalenz über die Zeit hinweg reduziert?

A
  1. Soziale Tendenz: Über ambivalente Einstellungen denkt/spricht man, erhält dadurch teilweise Informationen und bildet daraus zumeist eine konsistentere Meinung
  2. Kognitive Dissonanztheorie: Menschen versuchen ambivalente Einstellungen, die sie als unangenehm empfinden, abzuändern.
30
Q

Interne Struktur von Einstellungen

- Welche Faktoren spielen eine Rolle bei der Einstellungsstärke?

A
Verfügbarkeit
Konsistenz
Elaborationsgrad
Nichtambivalenz
Extremheit
Wissensbasis
Involviertheit
Subj. Sicherheit
Direkte Erfahrung
Wichtigkeit
Zeitliches Überdauern
Widerstand gegen
Beeinflussung
Verhaltenskonsistenz
Informationsverarbeitung
31
Q

Einstellungsbildung

- Bloßes Ausgesetztsein/ Mere exposure

A

Erhöht die Leichtigkeit der Verarbeitung (perceptual fluency), was subjektiv als positiv erlebt und auf
den Stimulus attribuiert wird bzw. auf das Einstellungsobjekt übertragen wird.

32
Q

Einstellungsbildung

- Evaluative Konditionierung

A
  • Pavlovs Hund: Klassische Konditionierung
  • Verbale Stimuli, Bilder, Gerüche, Musik
  • Unabhängig von der Aufmerksamkeit gegenüber Stimuluspaaren (positiver Reiz bei gleichzeitigem Aussetzen gegenüber einem negativen Reiz)
  • Relativ dauerhaft und resistent gegenüber Extinktion
33
Q

Einstellungsbildung

- Operante Konditionierung (Verstärkung)

A
  • Skinners Ratten und Tauben: operante/instrumentelle Konditionierung
    (Die Ratten hatten gelernt, Verhalten mit positiven Konsequenzen (Futter bekommen, Strom abschalten) zu wiederholen und negative Konsequenzen (Stromschlag) zu vermeiden. Skinner nannte diesen Lerneffekt: ‘Lernen durch Verstärkung’ oder auch ‘Lernen am Erfolg’: das Verhalten (z.B. Strom des Käfigbodens abschalten) befriedigt das Bedürfnis und verstärkt das Verhalten.)
  • Stellvertretende Konditionierung (Bspw. Angst durch Nachahmung z. B. Angst vorm Zahnarzt wg. Hörensagen katastrophaler Zahnarztberichte von Freunden)
  • Stärker mit bewusster Verstärkung –> informationaler und normativer sozialer Einfluss
34
Q

Einstellungsbildung

- Beobachtungslernen

A

Nachahmung/Imitation/Modelllernenist die von Albert Bandura eingeführte Bezeichnung für einen kognitiven Lernprozess, der vorliegt, wenn ein Individuum als Folge der Beobachtung des Verhaltens anderer Individuen sowie der darauffolgenden Konsequenzen sich neue Verhaltensweisen aneignet oder schon bestehende Verhaltensmuster weitgehend verändert.

(bspw. auch durch Identifikation mit anderen z.B. Schauspielern)

35
Q

Einstellungsbildung

- Nutzung internen Zustände

A
  • How-do-I-feel-about-it-Heuristik (Erkennt, dass man gute Laune hat und macht dafür evtl. externe Faktoren verantwortlich)
  • Erlebte Leichtigkeit, mit der Informationen erinnert und verarbeitet werden können
36
Q

Einstellungsbildung

- Verhaltensänderung

A

◦ Reaktanztheorie: Bumerang-Effekt
◦Selbstwahrnehmungstheorie (Bem): übermäßige Rechtfertigung (overjustification)
◦ Dissonanztheorie: Verhaltensrechtfertigung durch Einstellung

37
Q

Was ist der Bumerangeffekt?

A

Wenn bei Beeinflussungsversuchen des Senders einer Botschaft genau das Gegenteil von dem erreicht wird, was dieser erreichen wollte (Reaktanz)

38
Q

Selbstwahrnehmungstheorie (Bem)

A

Theorie über die Entstehung von Einstellungen. Sie postuliert, dass Menschen durch die Beobachtung ihres eigenen Verhaltens und der Situationen, in denen das Verhalten gezeigt wird, auf ihre Einstellungen schließen. Einstellungsbildung oder Einstellungsänderung erfolgt nur dann aufgrund von Selbstbeobachtung, wenn folg. zwei Voraussetzungen erfüllt sind. (1) Individuen müssen sich bzgl. ihrer Einstellungen und Gefühle unsicher sein, d.h. andere innere Hinweisreize (cue) sind schwach, mehrdeutig oder nicht interpretierbar. (2) Das Verhalten muss auf intrinsischer Motivation beruhen und darf nicht durch Zwang entstanden sein. Nur dann erachten Individuen ihr Verhalten als Quelle des Wissens über ihre eigenen Einstellungen

39
Q

Einstellungsänderung

- Ziel und Art der Kommunikation

A

Persuasive Kommunikation (Überredend, überzeugend, in Werbung, Vorlesung etc. Kommunikation die versucht eine Einstellungsveränderung zu bewirken)

40
Q

Persuasive Kommunikation

- Arten der Informationsverarbeitung

A
  • Heuristisch
  • Systematisch
  • Zwei-Prozess Theorien der Persuasion
41
Q

Heuristische Informationsverarbeitung

A

( –> Kennzeichnet den kognitiven Geizhals)
Verarbeitung von Informationen über den Rückgriff auf Heuristiken, sprich einfache Regeln wie “Statistiken lügen nicht”, “Experten kann man vertrauen”, “Konsens bedeutet Korrektheit”, “Länge der Kommunikation”, anstatt durch die Bewertung von Argumenten

42
Q

Systematische Informationsverarbeitung

A

(Entspricht eher dem Bild des Laienwissenschaftlers) Prüft das was ihm über ein Einstellungsobjekt mitgeteilt wird; Sorgfältige, detaillierte Verarbeitung von Informationen (z.B. Aufmerksamkeit auf den Argumenten, die in der persuasiven Kommunikation benutzt werden); basiert auf Fähigkeiten und Anstrengung

43
Q

Systematische Informationsverarbeitung

- Prozess der Informationsverarbeitung (McGuire)

A

Damit man die Einstellung eines anderen verändern kann, braucht man die Aufmerksamkeit des Gegenübers, welcher verstehen muss was gesagt wird, dies (yielding) akzeptieren und nachvollziehen. Dies kann im Nachhinein Einfluss auf das Verhalten des Gegenübers haben.

44
Q

Systematische Informationsverarbeitung:Prozess der Informationsverarbeitung (McGuire)
- Kritik

A
  • Empirisch keine klare Verbindung zwischen Rezeption (und Erinnern) der Argumente der Nach-richt und einer Einstellungsänderung –> stellt die Rolle der Aufmerksamkeit und Verarbeitung in Frage. (Einstellungsänderung kann so geschehen, ist jedoch eher selten)
  • Keine Spezifizierung dessen, was Nachgeben (Akzeptanz) vorhersagt
45
Q

Zwei-Prozess-Modelle der Persuasion:

A

Elaboration likelihood model

Heuristic-systematic model

46
Q

Elaboration likelihood model

A

◦ Einstellungsänderung wird entweder durch die zentrale oder periphere Verarbeitung vermittelt; die
Bewertung spiegelt wider, inwieweit das Individuum über gegenstandsrelevante Argumente, die in der
Nachricht enthalten sind, nachdenkt.

Angenommen werden zwei qualitativ unterschiedliche Wege, über die persuasive Kommunikation Einstellungen bilden und verändern können: 1. der zentrale und 2. der periphere Weg der Informationsverarbeitung. Welcher Weg beschritten wird, ist (unter Einfluss von individuellen und situationalen Faktoren) von der Motivation und Fähigkeit einer Person zur Informationsverarbeitung abhängig.

  • Sind Personen zur intensiven, kognitiven Informationsverarbeitung motiviert und fähig, wird der zentrale Weg der Informationsverarbeitung (elaboration) wahrscheinlicher (likelihood) beschritten. Einstellungen werden auf diesem Weg durch eine intensive, kritische gedankliche Auseinandersetzung mit der Information gebildet und verändert.
  • Sind Motivation oder Fähigkeit zur intensiven Informationsverarbeitung gering, kann es über den peripheren Weg auch ohne intensive Informationsverarbeitung zu Einstellungsbildung und Änderung kommen. In diesem Fall werden Einstellungen durch periphere Hinweisreize beeinflußt, denen sowohl kognitive Mechanismen, wie Heuristiken, als auch affektive Mechanismen, wie klassische und operante Konditionierung, zugrundeliegen können.
  • Einstellungen, die über den zentralen Weg der Informationsverarbeitung gebildet werden, sind zeitlich stabiler, änderungsresistenter und bessere Verhaltensprädiktoren als Einstellungen, die über den flüchtigeren, peripheren Weg gebildet werden.
47
Q

Heuristic-systematic model

A

◦ Einstellungsänderung wird durch heuristische oder systematische Verarbeitung vermittelt: wenn
Motivation und die Fähigkeiten hoch sind, dann ist eine systematische Verarbeitung wahrscheinlicher;
wenn diese gering sind, dann verwenden Individuen Heuristiken.

  • Ist wie das Elaboration Likelihood Model (ELM) als ein duales Prozessmodell der Informationsverarbeitung konzipiert. Übereinstimmend nehmen beide Modelle einen systematischen bzw. zentralen Weg der Informationsverarbeitung an, über den Einstellungen durch die intensive gedankliche Auseinandersetzung mit einstellungerelevanten Informationen gebildet oder verändert werden.
  • Sind Fähigkeit oder Motivation zur systematischen Informationsverarbeitung gering, beurteilen Menschen Informationen nach Annahme des HSM unabhängig von den Inhalten mittels einfacher Schemata oder Entscheidungsregeln, sogenannten kognitiven Heuristiken. Die Annahmen des HSM sind in diesem Punkt enger als die des ELM, in dem die heuristische Informationsverarbeitung nur eine von verschiedenen Strategien der peripheren Informationsverarbeitung ist. Unterschiede zwischen den Modellen finden sich u.a. hinsichtlich des Informationsverarbeitungprozesses: Während das ELM die zwei Wege der Informationsverarbeitung als getrennt beschreibt, können nach dem HSM systematische und heuristische Informationsverarbeitung gemeinsam auftreten und interagieren
    _________________________
    Beeinflussung von hermeneutischen Eigenschaften: Wie überzeugend, sympathisch etc. ist der Sprecher (außerhalb der zu bewertenden Argumente) –> Heuristische Verarbeitung.
48
Q

Individuelle Differenzen in Variablen, die

die Persuasion beeinflussen

A
  • Need for Cognition (Cacioppo & Petty, 1982) „Freude am Denken“ (Ausmaß, indem Individuen Freude daran haben über Argumente, die in einer Kommunikation enthalten sind, nachzudenken -> schwerer diese Personen zu beeinflussen.)
  • Need for Cognitive Closure (Kruglanski & Webster, 1996) Wunsch von Individuen nach einer endgültigen Antwort auf eine Frage – jegliche Antwort ist besser als Unsicherheit (Abwehr von Unsicherheit)
    + Dringlichkeit und Permanenz („seezing“ und „freezing“) –> leichter überzeugbar/beeinflussbar
49
Q

Kritik am Einstellungskonzept

A

◦ “It may be desirable to abandon the attitude concept” (Wicker, 1969, 1971)
- Die Einstellung von StudentInnen gegenüber Schummeln hing kaum mit der tatsächlichen
Wahrscheinlichkeit des Schummelns zusammen.
- Einstellungen gegenüber der Kirche waren nur mäßig mit Kirchenbesuchen an Sonntagen korreliert.
- Selbstberichtete ethnische Einstellungen boten nur wenig Hinweise auf (diskriminierende)
Verhaltensweisen in konkreten Situationen.

◦ “Moralische Heuchelei” (Hilfsbereite Selbstdarstellung; tatsächlich nicht so)

◦ “Denken ist einfach, Handeln schwer und die eigenen Gedanken in Handlungen verwandeln, das Schwerste auf der Welt” (Goethe)

50
Q

Studie von LaPiere (1934) zu Einstellung und Verhalten

A
  • Mit jungem chinesischen Paar in den USA mehr als 250 Hotels und Restaurants besucht.
  • Beobachtung, wie das Paar behandelt wird. Einmal wurde ihnen die Bedienung verweigert.
  • Spätere schriftliche Anfragen, ob das Hotel bzw. Restaurant chinesische Gäste aufnehmen
    würde.
  • 92% sagten, sie würde das nicht tun!
    –> massive Diskrepanz zwischen Einstellung und Verhalten!
51
Q

Zwei Aspekte der Korrelation zwischen Verhalten und Einstellung

A

◦ Messung: Korrespondenzprinzip (Spezifizität),
Aggregationsprinzip

◦ Moderatorvariablen

52
Q

Was besagt das Korrespondenzprinzip?

A

Spezifität: Es gibt nur dann einen engen Zusammenhang zwischen Einstellung und Verhalten, wenn beide Maße im Grad der Spezifikation übereinstimmen.
Bsp. Erst allgemeine Frage nach Verhütungsmitteln (geringe Korrelation zum Verhalten), anschließend Frage nach Einnahme der Pille in den nächsten zwei Jahren (hohe Korr.)

53
Q

Was besagt das Aggregationsprinzip?

A

Das Aggregationsprinzip besagt, dass globale Einstellungsmaße globale Verhaltensmaße besser vorhersagen, als spezifische Handlungen.
Bsp. Allgemeine Einstellung zu Umweltschutz + Verhaltensweise

54
Q

Moderatoren des Zusammenhangs
zwischen Einstellung und Verhalten
- Starke, leicht zugängliche Einstellungen

A

◦ Innere Konsistenz der Einstellung
◦ Auf direkter Erfahrung mit dem Objekt basierend
◦ Mehrfach ausgedrückt (repeated expression)

55
Q

Moderatoren des Zusammenhangs
zwischen Einstellung und Verhalten
- Einstellungsbildung
- dabei relevant?

A
  • systematische und heuristische Einstellungsbildung

dabei relevant:
◦ Motivation und Fähigkeit (zentrale Route der Informationsverarbeitung)

56
Q

Moderatoren des Zusammenhangs
zwischen Einstellung und Verhalten
- Andere relevante Faktoren zwischen Einstellung und Verhalten

A

Existenz anderer relevanter Einstellungen (inter-attitudinal structure)

Wahrgenommene Relevanz des Verhaltens für die Einstellung (bspw. bzgl. Umweltschutz nicht recyceln, aber dafür kein Fleisch und nicht Fliegen)

Wahrgenommene Kosten des Verhaltens

57
Q

Moderatoren des Zusammenhangs
zwischen Einstellung und Verhalten
- Individuelle Differenzen

A

◦ Hohes Bedürfnis nach Kognition (need for cognition; Bedürfnis nach gründlich durchdachten Einstellungen)

◦ Hohe Selbstkonsistenz (self-consistency)

◦ Geringe Neigung zu Selbstüberwachung (self-monitoring; Ableichen des Verhaltens damit, was andere von ihnen erwarten)

◦ Zustand hoher objektiver Selbstaufmerksamkeit (self-awareness)

58
Q

Welche Moderatorvariablen beeinflussen das Verhalten?

A
  • Anwesenheit anderer (Beeinflussung, Ablenkung, andere können soz. Normen repräsentieren)
  • Soziale Normen
    ◦ Implizite vs. explizite Einstellungen
  • Alternative Verhaltensangebote
  • Unvorhersehbare externe Ereignisse
59
Q

Welche Prozesse spielen beim Einstellung-Verhaltens-Link eine Rolle?

A

◦ Theorie des überlegten Handelns (Fishbein & Ajzen, 1975)

◦ Theorie des geplanten Verhaltens (Ajzen, 1991)

◦ MODE model (Fazio, 1990)

60
Q

Die Theorie des überlegten Handelns

Ajzen & Fishbein, 1980

A

(Über den Zusammenhang von Einstellungen und Verhalten)

Die Theorie basiert auf der Annahme vom Menschen als rationales Wesen, das Verhaltensentscheidungen auf der Grundlage einer systematischen Verarbeitung ihm zugänglicher Informationen trifft. Konzipiert als hierachisches Strukturmodell erfaßt die Theorie Überzeugungen, Einstellungen, Verhaltensintentionen und Verhalten in kausalen Beziehungen. Angenommen wird, dass Verhalten direkt von der Intention einer Person gesteuert wird, das Verhalten auszuführen oder zu unterlassen. Die Intention ihrerseits wird durch zwei konzeptionell unabhängige Komponenten bestimmt: (eigene) Einstellung gegenüber dem spezifischen Verhalten und subjektive Norm (Erwartung d. andere)

61
Q

MODE-model (Fazio, 1990)

A

Motivation and Opportunity as DEterminants

Zentrale Determinanten (des Verhaltens) sind die Motivation (für kontrollierte Verarbeitung) und die Gelegenheit (z.B.: Zeit, Ressourcen, kognitive Kapazität)

62
Q

Einstellungen

- Die Perspektive der sozialen Kognition

A

Menschen “haben” eine Einstellung
◦ Einstellungen als real und konkret
◦ Einstellung als etwas, was das Verhalten desjenigen, der die Einstellung besitzt, beeinflussen kann
◦ Evaluation (Denken, Fühlen) eines Stimulusobjektes
- Mögen/nicht mögen, annähern/vermeiden, gut/schlecht

63
Q

Einstellungen

- Kritik der diskursiven Psychologie

A

Fokus darauf, was in einem bestimmten Kontext gesagt oder geschrieben wird
Was wird gesagt, wie wird es gesagt, von wem, zu welchem Zweck? (Billig, 1987)
Zurückweisung einer kausalen Beziehung zwischen Kognitionen, Einstellungen und Verhalten, da
alle gleichermaßen in Diskursen ausgedrückt werden und nicht trennbar sind.

Bsp.: The Danger Of a Single Story