Pflegemassnahmen Erziehung (sehr wichtig) Flashcards
Was verstehen wir unter Erziehung?
Unter Erziehung verstehen wir den Aufbau und die Formgebung eines Rebstockes. Wir geben dem Rebstock je nach Erziehungsart ein charakteristisches Stockgerüst (altes Holz). Mit dem Rebschnitt greifen wir in physologische Entwicklungseingenheiten des Rebstocks ein und verursachen mehr oder weniger Verletzungen, die das Eindringen von holzzerstörenden Pilzen ermöglichen.
Wie hat sich die Erziehung, Laubarbeit und Traubenausdünnung infolge der globalen Klimaerwärmung geändert?
In den letzten drei bis vier Jahrzenten war alles darauf ausgerichtet, dass mit einer Reihe von Massnahmen die Reife möglichst früh bzw. durch Zuwarten eine möglichst hohe Zucker- und Aromabildung erreicht wird.
In den letzten 10-20 Jahren hat sich das umgekehrt. Durch die gestiegenen Durchschnittstemperaturen und die dadurch beschleunigte Vegetation können sich reifeverfrühende Massnahmen ungünstig bis nachteilig auswirken.
Was muss bei der Wahl der Erziehungsform berücksichtigt werden?
Bei der Wahl der Erziehungsform soll die Fähigkeit eines Traubenvollernters berücksichtig werden. Die Einsatzmöglichkeiten sind je nach Geländeform, Rebsorte, Erziehung und Weingartengrösse unterschiedlich.
Wie muss die Erziehung gestaltet werden?
Sie muss so gestaltet werden, dass eine optimale Fotosynthese der Blätter gewährleistet ist. Die Laubwandgestaltung (Höhe und Breite der Laubwand), Abstände zur nächsten Reihe, Anordnung der Triebe in der Laubwand muss so beschaffen sein, dass eine grosse Anzahl von Blättern möglichst direkter Sonnenbestrahlung ausgesetzt ist.
Was bezeichnet man als das Blatt/Fruchtverhältnis (BFV)?
Als Blatt-Frucht-Verhältnis bezeichnet man das Verhältnis, für ein Höchstmass an Zuckereinlagerung soll pro Gramm Traubenertrag eine Blattfläche von etwa 16-20cm2 vorhanden sein.
Warum ist die Besonnung der Blätter wesentlich vom Verhältnis zwischen Gassenbreite (Laubwandabstand) und Laubwandhöhe abhängig?
Je schmäler die Laubwandabstände und je höher die Laubwände sind, desto stärker wird deren gegenseitige Beschattung.
In welcher Phase ist eine gute Belichtung der Traubenzone wichtig?
Während der Beerenreifephase.
Wie muss das Verhältnis Laubwandhöhe zu Laubwandabstand sein?
Laubwandhöhe geteilt durch den Laubwandabstand soll bei 0,8 oder kleiner sein.
(F= Laubwandhöhe/Laubwandabstand)
Je grösser der Reihenabstand, umso mehr Sonnenstrahlung (auch jene Sonnenstrahlen mit flacherem Einstrahlungswinkel am frühen Vormittag, späten Nachmittag und im Herbst) erreicht die Traubenzone. Die Dauer der Sonnenbestrahlung der Traubenzone erhöht sich dadurch.
Merkmale einer Gestaltung der Spaliererziehung – Stammhöhe ca. 70-90 cm? (14)
- niedrige Stammhöhe ergibt einen Reifevorteil (besseres Kleinklima, Bodennähe)
- Traubenzone wird aufgelockert (maximal 15 Triebe/lfm)
- Wird ein höherer Stamm erzogen, ist ein ausreichend hohes Unterstützungsgerüst notwendig. Je höher die Traubenzone angeordnet wird, umso mehr kann sich die Reifeverzögerung in späten Jahren bemerkbar machen.
- Durch Einschlaufen der Triebe sind engere Reihenabstände möglich.
- Wegen einer guten Belichtung der Traubenzone soll der Reihenabstand nicht unter 2 m gewählt werden (Nord-Süd günstiger als West-Ost).
- geringere Stockbelastung durch mehr Rebstöcke/ha
- Laubarbeit ist gut mechanisierbar
- gut für die maschinelle Lese geeignet.
- Nicht mehr als 15 Triebe/lfm in Drähte einstecken
- mehr Heftdrähte erforderlich
- Mehrarbeit beim Herausziehen der Triebe bei händischem Rebschnitt
- gut (Kordonerziehung) oder weniger gut (Flachbogen, Halbbogen, Pendelbogen) für maschinellen Vorschnitt geeignet
- Recyclingpflanzenschutzgeräte sind ganzjährig einsetzbar.
- bessere Vollmechanisierung möglich
Merkmale einer Gestaltung der Erziehung mit höherem Stamm und Drittelteilung der Triebe? (7)
- Händische Arbeiten können in angenehmer Arbeitshöhe durchgeführt werden.
- Traubenzone bei höherer Triebanzahl/Stock zu dicht – verstärkte händische Laubarbeit in der Traubenzone erforderlich (bei Kordonerziehung mehr als bei Streckerschnitt)
- höherer Stamm (110-120 cm) erforderlich
- Triebverteilung ungünstig für maschinelle Traubenernte
- weite Reihenabstände notwendig – weniger Rebstöcke/ha – höhere Stockbelastung
- Laubarbeit ist nur teilweise maschinell möglich
- Recyclingpflanzenschutzgeräte sind meist nur bis zur Rebblüte einsetzbar
Vor- und Nachteile der Doppelstockpflanzung? (je 4)
Vorteile:
- höhere Stockanzahl/ha möglich
- geringere Stockbelastung durch höhere Stockanzahl/ha
- geringerer Steckbedarf
- der Einsatz von Zwischenstockbearbeitungsgeräten ist mit den grösseren Stockabständen erleichtert
Nachteile:
- bei der Wahl zu grosser Stockabstände (1,80 m und darüber) besteht die Gefahr der Verkahlung auf den langen einarmigen Kordonen – bei Stockausfällen ist eine grössere Fläche ungenutzt
- bei Rebstöcken in Steillagen verkahlt der bergseitige Kordon wegen der Spitzenförderung leicht an seiner Basis
- stärkere Belastung der Unterstützung
- stärkere Wurzelkonkurrenz in den Stockaufbaujahren
Bild: Bogenerziehung mit Doppelstockpflanzung.
Die Erziehungssysteme werden eingeteilt nach…? (3)
- Verteilung der Triebe bzw. der Laubfläche
- Verteilung des angeschnittenen Fruchtholzes
- Reihenentfernung
Welche Erziehungssysteme sind der «Verteilung der Triebe bzw. der Laubfläche» untergeordnet? (5)
- Vertikale Erziehungssysteme: häufigste Form, je nach Stammhöhe kann man zwischen niederer (20-40 cm), mittelhoher (40-80 cm) und hoher (über 100 cm) Erziehung sprechen, wie z.B. Spaliererziehung.
- Vertikale Erziehungssysteme mit teilweise frei hängenden Trieben: Ein Teil der Triebe wird vertikal geheftet und ein Teil bleibt frei hängend, wie z.B. Hochkultur nach Lenz Moser.
- Horizontale Erziehungssysteme: Triebe werden auf einem horizontalen Gerüst über die gesamte Fläche verteilt, wie z.B. Perglererziehung.
- Freihängende Erziehungssysteme: einjährige Triebe hängen von einem hohen Stamm mit oder ohne Kordon frei herunter, wie z.B. Steirische Bogenerziehung**, **Sylvoz-Erziehung**, **Eindrahterziehung mit oder ohne Doppelstockpflanzung**, **Hängenden Hochkordonerziehung. Triebe ohne weitere Heftdrähte sich frei verteilen können, wie z.B. Vertiko-Erziehung, Minimalerziehung oder Minimalschnitt-Spaliererziehung.
- Erziehungssysteme für Tafeltrauben: speziell hohe Systeme, Trauben hängen möglichst frei nach unten, wie z.B. Arenenberger V-System.
Welche Erziehungssysteme sind der «Verteilung des angeschnittenen Fruchtholzes» untergeordnet?
- Erziehungssysteme mit Stamm und Kordon: Lenz-Moser-Erziehung, Sylvoz-Erziehung, Vertiko-Erziehung
- Erziehungssysteme mit Stamm und Kopf: Spaliererziehung mit Flach- oder Halbbogenschnitt, Hochkultur mit Zweistreckerschnitt.
Welche Erziehungssysteme sind der «Reihenentfernung» untergeordnet?
- Enge Kulturen (Reihenentfernung unter 1,8 m)
- Normalerziehung (Reihenentfernung ca. 1,8-2,5 m)
- Weitraumkultur (Reihenentfernung von ca. 3 m und mehr)
Beschreibe niedere Spaliererziehung?
Stockkultur und niedrige Spaliererziehung haben in Frankreich grosse Verbreitung. Die gebräuchlichsten sind die Gobleterziehung (Bockschnitt) und die Guyot-Erziehung. Sie sind nur mit speziellen zeilenschleppern mechanisierbar.
Reihenabstände liegen bei 1-1,2 m und es können pro ha 8.000-13.000 Reben gepflanzt werden (geringe Stockbelastung).
Beschreibe Spaliererziehung?
Das fruchtbringende einjährige Holz wird auf Stämmchen von 40-80 cm Höhe gezogen. Das aus Stecken und horizontalen übereinander angeordneten Drähten gebildete Unterstützungsgerüst ermöglicht die Anordnung des ein- und mehrjährigen Holzes sowie der Sommertriebe in Form eines schlanken Spaliers (Laubwand). Der Reihenabstand beträgt 2-2,5 m.
Vorgehen bei einer Spaliererziehung mit Flachbogen?
- Der erste Draht (= Biegedraht) wird in einer Höhe von 80-90 cm gespannt. Die Stammhöhe soll ca. 10-15 cm unterhalb des Drahtes enden.
- Die Fruchtrute(n) wird (werden) flach am Biegedraht befestigt. Durch den tieferen Anschnitt kann die Fruchtrute in einem leichten Bogen gebunden werden.
- Die Laubwand soll eine Höhe von 120-140 cm erreichen.
- Die Anordnung von Heftdrähten ist von der Höhe des Biegedrahtes abhängig.
- Zwei bis drei fixe Drahtpaare können gespannt werden, um die Triebe einstricken zu können.
- Der erste Heftdraht soll nur einen Abstand von 20 cm über dem Biegedraht haben.
Vor- und Nachteile der Spaliererziehung?
Vorteile:
- Stock rascher aufgebaut
- bessere Mechanisierungsmöglichkeiten
- Vollmechanisierung möglich
- Einsatz eines Traubenvollernters ist gut möglich
- hohe Stockanzahl/ha = geringere Stockbelastung
- für trockene und wuchsschwache Standorte gut geeignet.
- keine Verkahlung
Nachteile:
- durch Bodennähe erhöhte Winter- und Spätfrostgefahr
- höherer Gesamtarbeitsaufwand
- längeres einjähriges Fruchtholz muss angebunden werden
- spezielle Bearbeitungsmaschinen erforderlich
- ohne Kordonerziehung = nur teilweise für den mechanischen Vorschnitt geeignet
- buschiger Austrieb im oberen Stammbereich = lokale Trieb- und Laubverdichtungen
- Vorschneidemaschinen nur begrenzt einsetzbar
- durch die bodennahe Lage der Traubenzone = Reifeverfrühung ungünstig auf die Qualität von Weissweinsorten auswirken