Pflanzenschutz Nützlinge (sehr wichtig) Flashcards
Was bedeutet biotisch und abiotisch und wo sind sie Bestandteile?
biotisch = belebt
abiotisch = unbelebt
Das kompliziert aufgebaute Wirkungsgefüge Weingarten setzt sich aus Bestandteilen belebter (biotisch) und unbelebter (abiotisch) Umwelt zusammen, die in vielfacher Wechselbeziehung miteinander verknüpft sind.
In welche drei Gruppen können die Lebewesen im Agroökosystem Weingarten eingeteilt werden?
Schädlinge – Sind Lebewesen, die nach dem Werturteil des Menschen die Rebe negativ beeinträchtigen.
Nützlinge – Sind Lebewesen, die gegen Schädlinge wirken. Unter dem Begriff Nützlinge fallen Pflanzen, Tiere, Bakterien, Pilze und Viren. Nützlinge können ein starker Populationsregulator von Schadorganismen sein.
Indifferente – Dazu werden Lebewesen gezählt, die weder Schädlinge noch Nützlinge sind. Indifferente mögen aber durchaus auch nützlich sein, da sie z.B. räuberischen Nützlingen als Ersatznahrung dienen können.
Was sind Räuber (Prädatoren)?
RÄUBER (Prädatoren)
Sie erbeuten die Nahrungstiere aktiv und fressen sie auf oder saugen sie aus (z.B. Marienkäfer, Florfliegen, Raubmilben, Ohrwürmer, Tausendfüsser und Spinnen). Sie töten die Beute meist sofort. Räuber werden nach ihrer Schutzwirkung unterteilt in:
- Schutzräuber – sind bereits vor der Massenvermehrung eines Schädlings in ausreichender Zahl vorhanden. Keine Nahrungsspezialisten, sie können sich durch Ersatznahrung (indifferente Tierarten, Pollen, Perldrüsen) am Leben erhalten: z.B. Raubmilben, Spinnen.
- Säuberungsräuber – Wandern erst bei einer Schädlingsvermehrung zu und wandern nach der Vertilgung der Schädlinge wieder ab. Meist gut fliegende Insekten: z.B. Florfliegen, Marienkäfer.
Was sind Schmarotzer (Parasitoide)?
SCHMAROTZER (Parasitoide)
Organismen, die sich zum Zweck der Nahrungsaufnahme oder der Vermehrung dauernd oder zeitweise in oder an einem anderen Organismus aufhalten, auf Kosten dieses Wirts leben und ohne Gegendienste zu leisten ihn schädigen und abtöten: z.B. Schlupf- und Erzwespen, Raupenfliegen.
Was sind Nützliche Krankheitserreger (Pathogene)?
Viren, Bakterien, Pilze oder Nematoden können Seuchen in Schädlingspopulationen verursachen und dadurch in kürzester Zeit Schadorganismen vernichten.
Durch was wird der Nützlingsbesatz in einer Kulturfläche beeinflusst? (4)
- Witterungsverhältnissen
- Umfeld (Grösse der Anlage, Zustand der Anlage, Vorhandensein von ökologischen Ausgleichsflächen und potenziellen Ausgleichswirten, Art und Umfang der Begleitflora und entsprechendes artenreiches, andauerndes Blütenangebot)
- Besatzdichte an Schaderregern
- Zahl der Pflanzenschutzmassnahmen (Anteil an nützlingsschädigenden Pflanzenschutzmitteln, -behandlungsmitteln oder -stärkungsmitteln)
Bei Einhaltung nützlingsschonender Pflegemassnahmen kann das Ökosystem Weingarten von sich aus eine schädlingsregulierende Funktion übernehmen.
Die Nutzung dieser regulierenden Funktion setzt was voraus? (3)
- sach- und termingerechte Applikation von nützlingsschonenden Pflanzenschutzmitteln
- Einsatz dieser Mittel im Sinne eines “Integrierten Rebschutzes”
- Verbesserung der Lebensbedingungen und Aufrechterhaltung oder Schaffung von Lebensräumen für Nützlinge. (Begrünung, Böschungen, Raine, blühende Kräuter und Gräser)
Welche Möglichkeiten gibt es zur Förderung von Nützlingen?
- Aufbau eines möglichst artenreichen Unterwuchses zwischen den Rebzeilen und Erhaltung eventuell vorhandener Böschungen und Raine mit diversen Gehölzen als ökologische Ausgleichsflächen, wobei ein kontinuierliches Blütenangebot von Frühjahr bis Herbst im Bereich des Weingartens anzustreben ist.
- Verwendung möglichst nützlingsschonender Pflanzenschutzmittel und Vermeidung der Applikation von Blattdüngern, Pflanzenstärkungs- und Pflanzenschutzmitteln bei hoher Tagestemperatur
Wozu dienen Spinnentiere?
(Webspinnen, Weberknechte, Springspinnen, Krabbenspinnen)
Sie sind räuberisch unterwegs und können verschiedene Rebschädlinge in ihrer Anzahl reduzieren und damit in der Bekämpfung mithelfen. Zu dieser Gruppe gehören auch die Milben (Schadmilben, Raubmilben).
Welche Bedeutung hat die Raubmilbe im Weinbau?
Die Raubmilbe Typhlodromus pyri ist als Schutzräuber bei der Regulierung von Spinn-, Kräusel- und Pockenmilben von besonderer Bedeutung.
Aussehen einer Raubmilbe?
Eier: oval (0,15 x 0,2 mm), klar – später gelblich weiss, opalisierend
Larven: 6 Beine
Nymphen und Erwachsene: 8 Beine
Erwachsene: 0,3-0,4 mm, glänzend glatt, wenig behaart, von farblos bis bräunlich und rötlich (nach Aussagen der Roten Spinne). Sie bewegen sich meist auf der Blattunterseite sehr rasch. Schadmilben bewegen sich langsam oder sind festgesaugt und sind in der Nähe von Blattspreiten zu finden.
Lebensweise und Entwicklung der Raubmilben?
Erwachsene Weibchen überwintern unter der Borke des älteren Holzes. Bei Temperaturen um 10 °C werden sie aktiv und suchen die Blätter nach Schadmilben und anderer Nahrung ab.
Die Weibchen legen 20-50 Eier in den Blattachseln und entlang der Blattadern. Drei Generation entwickeln sich pro Jahr. Höchste Populationsdichte wird Anfang Juni bis August gefunden. Die Gesamtzahl von Typhlodromus pyri/Rebstock schwankt im Jahresverlauf (100 bis mehrere Tausend Raubmilben/Stock).
Nutzung der Raubmilben?
Die Raubmilbe kann zur biologischen Schadmilbenregulierung eingesetzt werden. Für eine ausreichende Regulierung sind durchschnittlich 1 Raubmilbe/Blatt im Frühjahr bzw. 1-2 Raubmilben/Blatt bei voller Belaubung notwendig.
Durch regelmässige Verwendung von raubmilbenschonenden Pflanzenschutzmitteln wird eine ausreichende Anzahl von Raubmilben erhalten.
Raubmilben können eingebürgert werden, falls wenig oder gar keine vorhanden sind.
Möglichkeiten der Einbürgerung von Raubmilben? (3)
Grüne Triebe: Aus Weingärten mit einem guten Raubmilbenbesatz werden grüne Triebe entnommen und im Empfängerweingarten im Abstand von 5-6 Stöcken ein Trieb eingelegt.
Altes Holz: Auch älteres Holz kann beim Winterschnitt für die Übertragung verwendet werden.
Filzmanschetten: Filzstreifen werden im Frühherbst am Stamm von Spenderweingärten befestigt, im Winter wieder abgenommen und an Empfängerrebstöcken angebracht.
Was kann man über den Gemeiner Ohrwurm sagen?
Gemeiner Ohrwurm Forticula auricularia L.
- Der Nutzen wird kritisch gesehen. Einerseits fressen sie nachweislich Puppen von Schadschmetterlingen an und tragen so zu deren Dezimierung bei. Andererseits belegen neuere Untersuchungen, dass es bei der Traubenlese und im Keller fallweise zu Problemen kommt, da die Tiere die Trauben stark verkoten können.
- Schäden am Rebstock sind starke Verkotungen, die bei feuchtem Mikroklima verpilzen.
- Pathogene breiten sich auf gesunden Beeren aus.
- Das von den Tieren unter Stress abgegebene Abwehrsekret gelangt in den Most. Die Substanz hat einen rauchigen Geruch und schmeckt nach Desinfektionsmittel.