Eigenschaftstheorien 1: Cattell & FFM Flashcards
Eigenschaftstheorien der Persönlichkeit (Traittheorien)
• Ziel: Persönlichkeit durch Eigenschaften (Traits) in ihrer Gesamtheit zu beschreiben, nicht
nur in Ausschnitten
• Traits als abstrakte Kategorien für beobachtbare Verhaltensweisen: durch sie kann Verhalten beschrieben, vorhergesagt und erklärt werden
• Traits als hierarchisches Konzept: sie bündeln zusammengehörige Verhaltensweisen (z.B. gesellig, kontaktfreudig) & ersetzen diese durch einen einzigen Begriff (z.B. Extraversion)
Entwicklung theoretischer Traitmodelle auf der Basis empirischer Daten Entwicklung von Messinstrumenten zur Beschreibung der Persönlichkeit
Hierarchische Traitmodelle
Grundannahmen:
- Verhalten in konkreten Situationen wird maßgeblich durch Traits beeinflusst
- Umkehrschluss: aus dem Verhalten kann auf entsprechende Traits geschlossen werden
- Zusammenhang zwischen Verhalten & Traits lässt sich hierarchisch modellieren
Gordon Willard Allport (1897–1967)
• Pionier des eigenschaftstheoretischen Ansatzes
• einer der ersten Psychologen, der eine systematische Liste von
Eigenschaftsbegriffen erstellte
Wie lassen sich relevante Traits finden?
• Lexikalischer Ansatz: Traits sind in der
Sprache repräsentiert
• für bedeutsame Traits existieren eine große Anzahl an Synonymen
Methode: Zur Persönlichkeitsbeschreibung verwendete Begriffe zählen, Synonyme identifizieren, Listen erstellen
• Analyse des Webster’s New International Dictionary von 1925 zur Identifikation von Begriffen, die geeignet sind “to distinguish the behavior of one human being from that of another”
• Ergebnis: 17.953 beschreibende Wörter
stabile Persönlichkeitseigenschaften
(z.B. geduldig): 4500 Wörter
temporäre Zustände (z.B. erfreut)
soziale Bewertungen (z.B. ungezogen)
Rollen (z.B. mütterlich)
Restkategorie und eine Kategorie metaphorischer Begriffe (z.B. Hasenfuß)
Cattell unterteilte Persönlichkeitseigenschaften nach inhaltlichen Gesichtspunkten in:
• Fähigkeiten
wie gut tut eine Person etwas?
z.B. Intelligenz (siehe Cattells Theorie zur fluiden und kristallinen Intelligenz)
• Motive/Dynamische Eigenschaften (Ergs, Sentiments, Attitudes)
warum tut eine Person etwas? (Tiebkräfte des Verhaltens: Bedürfnisse, Motive, Ziele, Präferenzen)
• Temperamentseigenschaften (Persönlichkeit im engeren Sinne)
wie tut eine Person etwas?
z.B. Ausmaß an Impulsivität oder Emotionalität (s. Cattells 16 PF Theorie)
Raymond Cattell:
Das 16-Faktoren-Modell der Persönlichkeit
Ausgangspunkt bildet der lexikalische Ansatz
• Wie lassen sich 4500 stabile Traits aus dem Katalog von Allport & Odbert auf grundlegende Persönlichkeitseigenschaften reduzieren?
• für eine umfassende Persönlichkeitsanalyse muss nach Cattell die Datenerhebung über verschiedene Datenquellen (L, Q & T Daten) erfolgen
L-Daten (Lebensdaten)
• Lebensläufe (z.B. Abinote) • Biographien (z.B. Anzahl der Autounfälle, Hobbies) • Fremdratings (durch Vorgesetzte, Freunde)
Q-Daten (Questionnaire)
• Fragebögen zur Erfassung der Persönlichkeit (Selbsteinschätzung!)
T-Daten (Tests)
- Standardisierte Tests, die „objektive“ Daten liefern
* Cattell verwendete mehr als 400 Tests!
Reduktionsschritte:
4500 Traits (Allport & Odbert)
• Aussonderung synonymer, redundanter Begriffe durch Rater-Team
• Cattell ergänzte 11 weitere Eigenschaften (Interessen- und
Fähigkeitsdimensionen)
171 Traits
• Interkorrelation von Personenbeurteilungen
• N=100 Erwachsene wurden anhand dieser Traits von Bekannten eingeschätzt
• Reduktion in Abhängigkeit von Überlappungen (hohe Korrelation zwischen 2
Traits) & mangelnde Reliabilität der Traits (geringere Rater-Übereinstimmung)
35 Traits
• N=204 Erwachsene wurden anhand dieser Traits von Bekannten eingeschätzt
• + zusätzl. L-Daten & Q-Daten, dann weitere Reduktion mittels Faktorenanalyse
12 Source Traits
Erstellung des 16 Persönlichkeits-Faktoren-Tests (16 PF)
• zusätzlich replizierte Cattell die anhand der Fremdratings (L- Daten) extrahierten Source Traits mit Fragebögen (Q-Daten)
• diese Analysen ergaben 12 Faktoren + 4 weitere Faktoren, die nur aus Q-Daten extrahiert werden konnten. Finale Faktorenanalysen ergaben 16 Faktoren erster und 5 Faktoren zweiter Ordnung
basierend auf seinen Analysen der L- und Q-Daten konzipierte er den 16 Persönlichkeits-Faktoren-Test (16 PF)
deutschen Fassung des 16PF-Fragebogens von Schröder, Schneewind und Cattell (1983)
Traittheorien: Das Fünf-Faktoren-Modell
Das Fünf-Faktoren-Modell (FFM): Charakterisierung
• Gruppe deskriptiver Eigenschaftstheorien, in denen davon ausgegangen wird, dass Persönlichkeit anhand fünf genereller, stabiler und universeller Eigenschaftsdimensionen hinreichend genau beschrieben werden kann
Paul T. Costa
Robert R. McCrae
Lewis R. Goldberg
Das Fünf-Faktoren-Modell (FFM) von Costa & McCrae
• Das aktuell einflussreichste Eigenschaftsmodell der Persönlichkeit (hier spielt auch Vermarktung eine Rolle!)
• hat sich in zahlreichen Untersuchungen und vielen Kulturen, bzw. Sprachgemeinschaften bewährt
Paul Costa, Jr. Robert McCrae *1942 *1949
Die „Big 5“ von Costa & McCrae
• Neurotizismus
• Extraversion
• Offenheit für Erfahrungen
• Verträglichkeit
• Gewissenhaft
alle 5-Faktoren (Domänen) beinhalten je 6 Facetten
Neurotizismus (Neuroticism)
- Skala erfasst emotionale Labilität vs. Stabilität
- Personen mit hoher Ausprägung in Neurotizismus beschreiben sich als nervös, ängstlich, besorgt und unsicher. Sie sind leicht aus dem seelischen Gleichgewicht zu bringen u. berichten häufiger negative Gefühlszustände.
Extraversion
• Hohe Werte in Extraversion kennzeichnen Personen, die sich als aktiv, gesellig, selbstsicher und optimistisch verstehen. Sie geben an, sich in großen sozialen Gruppen wohlzufühlen und Aufregung zu schätzen.
Gewissenhaftigkeit
(Conscientiousness)
• Skala erfasst Selbstdisziplin und Kontrolle
• Personen mit hohen Punktwerten sind: zielstrebig, entschlossen, organisiert, ehrgeizig, fleißig, ausdauernd, systematisch, willensstark, diszipliniert, zuverlässig, pünktlich, ordentlich, genau und penibel