3b. Apelt: Schule aus organisationssoziologischer Sicht Flashcards

1
Q

Die Schule als Organisation

A

Organisationen sind spezifische soziale Systeme, die sich dadurch auszeichnen-, dass explizit und offen über die Mitgliedschaft bzw. über Inklusion oder Exklusion entschieden wird. Des weiteren ist eine Organisation durch Hierarchien und Zwecke definiert.

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2
Q

Mitgliedschaft (Inklusion und Exklusion)

A

Die Grenzen von Mitgliedschaft oder Nicht-Mitgliedschaft werden zunehmen in Frage gestellt. Netzwerke werden immer wichtiger. Die Schule steht dort aber noch am Anfang. Potenzial für mehr wäre das, z. B. Netzwerke für Schulen mit Unternehmen, Behörden, Vereinen, sozialen Einrichtungen.

  • Die Mitgliedschaft ist (ausser bei der Zwangsmitgliedschaft) an Erwartungen geknüpft.
  • Zwangsmitgliedschaft bedeutet, dass man die Mitgliedschaft nicht an Bedingungen knüpfen kann.
  • Schulpflicht ist eine Zwangsmitgliedschaft, weil man da nicht mit Ausschluss drohen kann, muss man Fügsamkeit und Leistung über andere Sanktionen oder Gewalt erzeugt werden.
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3
Q

Formale und informale Erwartungen und Beziehungen

A
  • Erwartungen, die Mitglieder erfüllen oder zumindest nicht offen ablehnen dürfen, werden nach Luhmann als formal bezeichnet. Andere sagen, sie müssen irgendwo aufgeschrieben werden.
  • Informale Strukturen haben unterschiedliche Quellen. Sie müssen icht schriftlich fixiert sein.
  • Wichtig dabei ist, dass Formalität und Informalität in Organisationen aufeinander bezogen sind: jedem formalen Handeln wohnt ein informales Moment inne.
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4
Q

Hierarchische Ordnungen

A
  • Über- und Unterordnung in Organisation sind legitim. In postmodernen Organisationen werden Hierarchien dagegen auch zugunsten von Projektgruppen und kollegialen Entscheidungen abgebaut. Professionelle Organisationen besetzten neben ihrer kollegialen Struktur eine zweite hierarchische Verwaltungsstrukturen.
  • Die Hierarchie in Schulen besteht (ähnlich Gefängnissen, Psychiatrien oder militärischen Grundausbildungseinheiten) aus genau Zwei Ebenen und Zwei Mitgliedergruppen, bei denen eine Gruppe (Kollegium) auf die andere (Schüler) einwirkt und Entscheidungsgewalt hat. Der Wechsel von der einen Gruppe zur anderen ist praktisch ausgeschlossen.
  • Die kollegiale Beziehung unter Lehrern und flache Hierarchien zwischen SL und LP gelten als wünschenswert, weil der Informationsfluss und Koperationsfähigkeit besser sei. Flache Hierarchien haben den Nachteil erhöhter mikropolitischer Auseinandersetzungen und geringere Aufstiegsmöglichkeiten. Das kann die Motivation beeinträchtigen.
  • Die hierarchische Macht der Lehrkräfte gegenüber den Schülern ist beschränkt, da der Lernprozess die Kooperation der SuS bedarf.
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5
Q

Zwecke der Organisation

A

Teil der formalen Strukturen muss eine Rechtfertigung auf die benötigten Ressourcen sein
Man kann nicht “einfach so” eine Organisation haben
Die formale Struktur kann auch aus anderen Quellen als dem Zweck erwachsen; Geschichte oder frühere Entscheidungen.

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6
Q

Ist die Schule eine Organisation?

A

Mitgliedschaft
Ja, man ist entweder als Lehrperson angestellt oder als Schülerin oder Schüler eingeschrieben. Auf der Stufe der obligatorischen Schule ist die Schule sogar eine Zwangsmitgliedschaft.

Hierarchie
Schulen haben normalerweise zwei klar abgetrennte Hierarchiestufen (SchülerInnen und Kollegium).
Orte mit ähnlich stark abgetrennten Hierarchien sind Gefängnisse, Psychiatrien und das Militär.

Zwecke
Die Schule hat den Zweck zu erziehen und zu bilden, was auch immer das ist.

Fazit: Die Schule ist eine Organisation.

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7
Q

Die Organisationstypologische Einordnung der Schule

Allgemein

A
  • Bis jetzt wurden Schulen als eigenständige Organisationen angesehen
  • Frage: Was für eine Art von Organisationen sind Schulen?
  • Da Schulen sehr unterschiedlich sind, kann man sie nicht trennscharf einem Organisationstyp zuordnen
  • Bürokratische Organisationen
  • Lose gekoppelte Organisationen
  • Street-level bureaucracy
  • Professionelle Organisationen
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8
Q

Bürokratische Organisationen

A

Sie müssen legale Prinzipien verfolgen, sind somit an Regeln gebunden. Die Strukturen der bürokratischen Verwaltung, Hierarchie, Formalität, Arbeitsteilung und Spezialisierung, Qualifikation und Aktenmässigkeit gelten für die Schulen.
Nach Fuchs sind Schulen sind trotz stärkerer Autonomie immer noch bürokratisch strukturiert, das auch durch die staatliche Verantwortung für die Ordnung des Bildungswesens.

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9
Q

Lose gekoppelte Organisationen

A

Unterricht und Schule sind zwei Systeme, nur weniger Variablen gemeinsam haben. Aber die ineinander eingreifen. Störungen im Unterricht haben nicht unbedingt etwas mit dem Gesamtsystem Schule zu tun.

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10
Q

Street-Level Bureaucracy

A

Lehrer sind “Front Line Workers”, die einerseits an bürokratische Strukturen und Vorgaben gebunden sind und andererseits in den einzelnen Situationen nach professionellem Ermessen Handeln müssen.

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11
Q

Professionelle Organisationen

A

Professionen sind Berufe, die sich durch spezifisches Wissen, eine starke Service-Orientierung und geringe Kontrollmöglichkeiten auszeichnen. Darum geniessen sie in der Öffentlichkeit auch relativ grosses Ansehen.
Professionen organisieren selbst Zugangsrechte und Qualitätsstandards ihrer Arbeit. Dafür sind sie auf Fachverbände, also Organisationen, angewiesen die die besondere Stellung und Autonomie der Profession stützen und organisieren.
Üben Professionsangehörige ihre Tätigkeit innerhalb bürokratischer Organisationen (also Schulen) aus, bedeutet dies immer auch die Einschränkung ihrer Autonomie.
Der Lehrerberuf gilt also als Profession, da das pädagogische Wissen immer eigenständig angewendet werden muss, aber Lehrer sind auch stark in bürokratische Strukturen eingebunden.
Paradox: die stärkere Autonomie der Schule als Organisation führt nicht zu mehr Professionalität, sondern zu Deprofessionalisierung, da sich LP verstärkt Managementwissen aneignen müssen.

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12
Q

Organisationstheoretische Perspektive auf Schulen

Allgemein

A

Diverse Theorien können verwendet werden, um die Organisation Schule zu erklären. Dabei unterscheidet man

  • Entscheidungstheorien,
  • Mikropolitische Ansätze,
  • klassische Organisationsforschung und der
  • Neoinstitutionalismus.
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13
Q

Entscheidungstheorien

A
  • finden nur selten Eingang in die Schulforschung
  • Entscheidungen werden aufgrund von rationalen Überlegungen getroffen
  • Umweltunsicherheit konfrontiert alle Organisationen
  • Terhard weisst darauf hin, dass die Schule durch undurchschaubare Prozesse und unbeherrschbare soziale Einheiten gekennzeichnet sei.
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14
Q

Mikropolitische Ansätze

A
  • Bauen auf den Entscheidungstheorien auf und kombinieren sie mit politischem Interesse
  • Je nach Situation entscheidet ein Akteur unterschiedlich und verfolgt dabei unterschiedliche Interessen
  • Formale und informale Strukturen sind Ressourcen.
  • Organisation ist kein starres Gebilde sondern jeweils situative Ergebnisse vorherigen mikropolitischen Handelns.
  • Beispiel:
    Jugendliche aus einem bestimmten Millieu verwenden ihre Ressourcen eher dafür eine Gegenkultur zu entwickeln. Dabei nutzen sie die formalen und informalen Regeln der Schule und unterlaufen sie zugleich. Sie greifen auf Ideologien zurück, die als Ressourcen aus der Umwelt der Schule bestehen.
    Wie dann die Lehrer darauf reagieren ist auch ein mikropolitischer Vorgang.
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15
Q

Klassische Organisationsforschung

A
  • Foucaults “Überwachen und Strafen”
  • Zeigt, wie über die Strukturierung von Räumen und Zeiten Schüler überwacht und diszipliniert werden und wie aus äusseren Herrschaft Selbstbeherrschung wird.
  • Die Herrschaft über die SuS lagert sich über die Strukturen von Schule und Unterricht in den Individuen ein. Herrschaft wird verinnerlicht.
  • Folgen der bürokratischen Regeln
  • Durchsetzen der Regeln
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16
Q

Neoinstituinalismus

A
  • Institutionen mit einem grossen Einfluss auf die Schule.
  • Ökonomisierung des Bildungsbereich und stärkere zentrale Lenkung und Kontrolle. Zunehmende Bedeutung von Evaluation, internationale Vergleiche und wachsende Bedeutung der Bildungsinstitutionen angesichts immer stärkerer wissensbasierter Wirtschaft.
  • Schulen und Universität als Institution müssen von anderen Instituten Vertrauen und Legitimation erarbeiten.