2a. Text Fend: Geschichte des Bildungswesens Flashcards
Was sagt der Text grundsätzlich?
Der Text besagt, dass Bildungssysteme als institutionelle Akteure der Menschenbildung konzipiert worden sind. Mit dem Ziel, heranwachsende Menschen in die Kultur der Gesellschaft einzubinden und sie so zu handlungsfähigen Subjekten zu gestalten.
Anhand welcher 6 Grundbegriffen beschriebt Denf den theoretischen Rahmen für die Historisierung der Neuen Theorie der Schule?
- Kulturelles Wissen und Können.
- Individuelle Akteure
- Prozesse der Vergesellschaftung und Institutionsbildung
- Operative “Erfindungen” im Bildungswesen
- Wissen im System und Wissen über das System.
- Das Bildungswesen im kulturellen und gesellschaftlichen Kontext.
- Grundbegriff: Kulturelles Wissen und Können
das Inhaltsprogramm der Menschenbildung
Die Kernaufgabe des institutionellen Akteurs “Bildungswesen” besteht in der Vermittlung von Kultur, von kulturellen Deutungssystemen und von kulturellen Lebensformen. Über die Aneignung dieser Kultur soll die junge Generation die gewünschte “Gestalt” erhalten (from oder wissend, gehorsam oder leistungsorientiert, fügsam oder kompetent).
- Individuelle Akteure
Geschichte wird von Menschen gemacht, soziale Ordnung sind das Ergebnis von Menschenhand. Um Akteure aus der Vergangenheit zu beschreiben, braucht es theoriegeleitete Geschichtsbeschreibungen. Die Akteure müssen als Individuen im damaligen Kontext betrachtet werden.
- Prozesse der Vergesellschaftung und Institutionsbildung
Bildungssysteme sind soziale Ordnungen, ihre Entstehung wird als Vergesellschaftungsprozess verstanden, in welchem Regelungen kreiert werden, die ungeplantes Geschehen und Handeln verstetigen, gewünschte Handeln systematisch erzeugen und in formale Abläufe überführen. (Bsp. zur Körperlichen Züchtigung, S.21). Dies geschieht durch Verträge, Übereinkünfte oder gewaltsame Durchsetzung von Regelungen.
Erziehungs- und Lernprozesse sollen in geregelte Strukturen ablaufen. Dies gehört zum Kernbereich der Geschichte okzidentalen Bildungssysteme.
Der einzelne Lehrer handelt in der jeweiligen Unterrichtsstunde im Gesamtrahmen eines fein gesponnenen Netzes von Regelungen. Er ist damit Teil eines grösseren Ganzen, das mehr ist als die Summe der Einzelhandlung (Definition: institutioneller Akteur).
- Operative “Erfindung” im Bildungswesen
Die Arbeit in Schulen wird von einem elaborierten Know-how getragen. -> Die Lehrkunst als kulturelle Erfindung.
Eine prozessorientierte Geschichtsschreibung hat somit auch eine Geschichte er pädagogischen Erfindungen zu sein. -> Wie wird gelernt und gelehrt (Didaktik muss erfunden werden).
- Wissen im System und Wissen über das System: Professionswissen und Wissenschaft
Die Wissensformen, die in Institutionen entstehen, hat die Systemtheorie als “Theorie im System” (Professionswissen) beschrieben und sie von “Theorie über das System” (Wissenschaft vom jeweiligen System) unterschieden. Für die historische Perspektive ist diese Unterscheidung sehr wichtig. Sie macht darauf aufmerksam, dass wir lange vor einer Betrachtung des Bildungswesens von aussen in einer wissenschaftlichen Perspektive Wissensbestände finden, die über Versuch und Irrtum, über Beobachtungen und Deutungen im System entstanden sind.
Dieses Wissen enthält sowohl Theorien der Lehrenden über sich selber als auch solche über die Kinder und die Kontexte, in denen Lehrern und Lernen steht.
- Das Bildungswesen im kulturellen und gesellschaftlichen Kontext
“Vielleicht gibt es kein Einzelgebiet historischer Forschung, welches in so engem Zusammenhang mit der gesamten Kulturentwicklung unseres Volkes steht, als die Geschichte des gelehrten Unterrichts.” Die Geschichte des geistigen Lebens, der Philosophie und der Wissenschaft, der religiösen und der literarischen Bewegung, spiegelt sich darin.
“Die Geschichte des Bildungswesens kann damit gleichzeitig Einblick in die Innenseite der politischen Struktur vergangener Gesellschaftsformen geben und die Kulturentwicklung aus einer einmaligen Perspektive beleuchten: aus der Zuspitzung dessen, was eine Epoche als überlieferungswürdig betrachtet und damit als kulturellen Kernbestand in Schulen institutionalisiert hat.”
Der Bildungsgeschichte sind immer eine Kulturgeschichte und eine Politikgeschichte vorgelagert.
3 Flutwellen nach Paulsen.
- Flutwelle: Christianisierung Europas
Sie hinterliess den Glauben an die Sprache der römischen Kirche sowie den Niederschlag der wissenschaftlichen Forschung der Griechen. - Flutwelle: Griechische Sprache und Literatur und die naturalistische Weltanschauung des klassische überflutend das heidnische Altertum. Es bleibt zurück: das klassische Latein, die Kenntnis der griechischen Sprache und der Same des Naturalismus.
- Flutwelle: 18. Jahrhunderts: Neu-Humanismus. Durchtränkte die deutsche Bildung mit hellenistischen Ideen und Anschauen.
Lässt zurück: klassische Philosophie und klassischen Unterricht auf Gymnasien. Latein und Griechisch werden Quelle der Persönlichkeit.
Was macht den okzidentalen Sonderweg so besonders?
- Hohe Institutionalisierung von Lehren und Lernen.
- Universalisierung von Bildungsansprüchen, alle Teile der Bevölkerung einbezogen.
- Rechtlich abgesicherte Bildungswege (gültige Abschlüsse, die zu Weiterstudieren befähigen).
- Bildungswesen als öffentlich, staatlichen Sektor, der Grundlage für wissenschaftliche und demokratische Kultur mitträgt.
Webers Erklärung für diese Entwicklung
Rationalisierung.
-> Eine solche Programmplanung führt zu einer genauen und rechtlich abgesicherten täglichen Praxis des Lehrens und Prüfens. Sie erfordert eine Standardisierung der Inhalte und Anforderungen. Gleichzeitig müssen Verfahren der Leistungsfeststellung rechtlich abgesichert und abgestimmt werden.
Okzidentaler Bildungsweg / Merkmale
ein wesentlicher Sonderzug, welcher sich durch den Kapitalismus auszeichnet. -> Vergesellschaftlichung von Lehren, Lernen und Erziehung unter Einbettung in festen Institutionen.
● Kapitalismus: alles wird rationalisiert, ein Abschluss berechtigt zum Weiterstudieren
● Universalisierung: Bildung für das ganze Volk
● Rechtlich abgesicherter Bildungsweg: gültige Abschlüsse für weitere Bildungswege
● Militär: stehendes Heer übernimmt Integration des Staat-Volkes -> Beeinflussung Bildungswesen.
Zusammenhang zwischen Kapitalismus und okzidentalen Sonderweg:
● Um im Kapitalismus wettbewerbsfähig zu sein, ist eine gute Bildung Voraussetzung
● Es gibt Grundansprüche des Menschen bei Arbeit und in der Demokratie, möglich durch flächendeckende Bildung
● in rohstoffarmen Ländern ist Bildung kostbarer als Boden, Kapital und Arbeit
Zusammenhang zwischen praktizierten Bildungswesen und der Entstehung der Nationalstaaten:
● Man wollte die Leute in einem Staat zusammenbringen: alle bekomme die gleiche Bildung
● Nach innen gerichtete Integration: Vereinheitlichung der Sprache
● Der Saat hatte die Verantwortung, öffentliche Schulen zu gründen, wo sie mündige und tugendhafte Bürger bildeten
Rolle des Militärs im okzidentalen Bildungsweg:
● bildet Bewohner eines Staates aus: ähnliche Rolle wie Schule
● Militär ist eine Institution
● Eintrittstest in Deutsch und Math
● Nationalstaaten brauchen gemeinsame Sprachregelung
● Proteste gegen Rekrutenprüfungen erinnern an Proteste gegen LP21