3a. Brüsemeister 2008: Bildungssoziologie Institutionen Flashcards
Doppelcharakter von Institutionen
Institutionen haben immer einen Doppelcharakter: Sie sind ein soziales Ordnungsgefüge und bieten einen Rahmen und eine Orientierung für das Handeln der Akteure.
Prozess der Institutionalisierung nach Berger / Luckmann
Funktionen sind verschiedene Leistungen, die Institutionen zugeschrieben werden.
- Entlastungsfunktion
- Orientierungsfunktion
- Sinnstiftungs- und Represäntationsfunktion
- Macht- und Regulationsfunktion
Entlastungsfunktion
Prozess der Institutionalisierung nach Berger / Luckmann
Institutionen entlasten die einzelnen Akteure und geben ihnen Handlungssicherheit. Sie geben uns eine Anleitung, wie wir uns verhalten sollten. Sie geben uns also eine Anleitung für unser Handeln, damit wir nicht jedes Mal neu überlegen, wie wir handeln sollen. Der Prozess der Institutionalisierung ist dabei ein fliessender Prozess, der aus fünf Schritten besteht.
Der Prozess der Institutionalisierung besteht auf 5 Schritten:
- Wechselseitige Typisierung
- Habitualisierung
- Objektivierung
- Legitimierung
- Kontroll mechanismen
Entlastungsfunktion
- Wechselseitige Typisierung
Prozess der Institutionalisierung nach Berger / Luckmann
a) Wechselseitige Typisierung;
Ein Akteur verrichtet eine Arbeit und ein anderer typisiert diese und erwartet, bei einem nächsten mal wieder die gleiche Handlung. Beide Akteure gewinnen davon und dadurch entsteht eine Routine, die in enger Verbindung mit Innovation steht. Handlungsbereiche müssen stabil bleiben, soll eine Innovation erfolgreich sein.
Entlastungsfunktion
- Habitualisierung
Prozess der Institutionalisierung nach Berger / Luckmann
b) Habitualisierung;
Wenn sich die Handlung mehrmals wiederholt, stellt sich eine Habitualisierung ein. Voraussetzung ist, dass es sich um eine dauerhaft gesellschaftliche Situation handelt.
Entlastungsfunktion
- Objektivierung
Prozess der Institutionalisierung nach Berger / Luckmann
c) Objektivierung
Die institutionale Welt wird nun weitergegeben, z. B. an Kinder oder weitere Akteure. Damit kommt es zu einer Objektivität der Institution. Sie ist nur etwas, das eine eigene Wirklichkeit hat und tritt Menschen als äusseres zwingendes Faktum gegenüber.
Die institutionelle Welt verhärtet sich und Änderungen können nicht so einfach angefügt werden, da die neue Generation nicht Teil an der eigentlichen Problemlösung war.
Dadurch entstehen für Individuen und Gesellschaft Möglichkeiten, die Handlungsentlastung, Orientierung und Weitergabe der Regeln mittels Objektivierung beinhalten.
Die ältere Generation muss spätestens jetzt daran glauben, dass die Regel so ist, wie sie ist. An der Objektivierung ändert sich nichts, auch wenn die neue Gesellschaftsmitglieder die Regeln nicht verstehen.
Entlastungsfunktion
- Legitimierung
Prozess der Institutionalisierung nach Berger / Luckmann
Die Institution muss den neuen Akteuren erklärt werden können, was als Legitimierung beschrieben wird. Das wird wichtig, wenn Dritte mit ins Spiel kommen, die vorher nicht dabei waren. So wird die Institution geschützt.
Die Regel wird nun gestützt, um Dritten zu verdeutlichen, wie richtig sie war.
Entlastungsfunktion
- Kontrollmechanismen
Prozess der Institutionalisierung nach Berger / Luckmann
Es müssen besondere Kontrollmechanismen erfunden werden. Dies war vorher nicht nötig, da dies schon in der Anwendung der Regel enthalten war. Es bestehe nun die Möglichkeit, dass von den institutionalisierten Handlungsabläufen abgewichen werden kann.
Insgesamt ist die Hauptfunktion der Institutionalisierung eine Entlastungsfunktion
Orientierungsfunktion mittels Rollen und relationaler Aspekt einer Institution
Wichtig ist in der Institutionalisierung auch der Aufbau von Rollen und eines Rollengefüges. Für Akteure resultierten daraus eine Erwartungssicherheit und Orientierungsfunktion.
Rollen beinhalten, dass eine Person, wenn sie eine bestimmte soziale Handlung durchführt, in die Typisierung einer Rolle eingeht. Auch beinhaltet die Rolle, dass bestimmte Handlungsvollzüge unabhängig von der einzelnen Person auch von anderen Gesellschaftsmitgliedern durchgeführt werden kann.
Das bietet für einzelne Akteure eine Sicherheit und Entlastung, da sie wissen, wie man eine Rolle zu spielen hat.
Die Allgemeinzugänglichkeit von Rollen wird dabei als Teil des allgemeinen Wissensvorrats gesehen und Akteure wissen auch, dass die Allgemeinheit weiss, wie man diese Rolle spielt. Die Rollen der Akteure werden vor allem mit dem versprachlichten Wissensvorrat erschlossen.
Sinnstiftungs- und Repräsentationsfunktion
Prozess der Institutionalisierung nach Berger / Luckmann
- Steht in engem Zusammenhang mit der Entlastungs- und Orientierungsfunktion
- Genauso wie die im vorhergehenden Abschnitt beschriebenen Regeln vereinfachen Rollen unser Handeln
- In der wechselseitigen Typisierung, den Rollen und der Sprache sind sinnstiftende Elemente eingebaut.
- Beispiel des Steuerberaters: Da wir nicht alle gleich gut mit Zahlen sind, sind wir froh, dass es Menschen gibt, die die Rolle eines Steuerberaters einnehmen. → gäbe es diese Rolle nicht, müsste man jedes mal jemanden suchen, der es kann oder es selber machen.
- Repräsentationen sind an Rollen gebunden
- Eine Person nimmt eine Rolle ein
- Sie repräsentiert sich nicht nur sich selber sondern alle Menschen, die diese Rolle haben
- In den Rollen repräsentieren sich auch Institutionen
- Der Steuerbeamte repräsentiert auch die Institution Staat
- Sprache hält die Institution in der Erfahrung präsent.
- Die Funktion der Sinnstiftung zeigt, wie tief die Arbeitsweisen von Institutionen in soziale Beziehungen und Persönlichkeitsstrukturen der Einzelnen eingreifen.
Macht und Regulationsfunktionen
Prozess der Institutionalisierung nach Berger / Luckmann
- Das Rollengefüge beinhaltet auch eine Verteilung von Macht, Einfluss und sozialen Belohnung
- Die Unterschiedliche Verteilung von Wissen führt zu sozialen Ungleichheiten
- Das Wissen wird auch nur an bestimmte Rollen verteilt. Gesellschaft wird als System von verschiedenen Wissenbeständen gesehen, dass sich von dem von allen geteilten Alltagswissenbestand ausdifferenziert.
- Also helfen die Institutionen uns anzuzeigen, wer wie viel Macht hat.
Funktionalistische Erklärung von Bildungsinstitutionen
Allgemein
Bei Institutionen geht es um Handlungsentlastung, Orientierung, um die Gliederung und Anordnung von Rollen, die Zuordnung von Machtpositionen und die Repräsentation von Ideologien sowie die Bereitstellung von Sinn.
- Institutionen und all ihre Funktionen führen zur Entstehung eines Ordnungsgefüges
- In 1970er und 1980er wurden die Bildungsinstitutionen aus funktionalistischer Sichtweise untersucht.
Bildungssysteme aus politökonomischer Richtung
Bildungssysteme sind Vor- und Zubereiter von Kapitalinteressen. Sie sollen also Arbeiter und Konsumenten produzieren, um die aktuellen Herrschaftsverhältnisse aufrecht zu erhalten.
- Hat sich in der Forschung nicht bewahrheitet
- Bildungssysteme sind sehr komplex
- Die Ansicht ist zu simplistisch
Bildungssysteme aus soziologischer Sicht (Fend’sche Argumentation)
Allgemein
Wenn man das Bildungssystem aus funktionalistischer Perspektive betrachtet, kann man verschiedene Funktionen des Bildungssystems betrachten, die zur Reproduktion der Gesellschaft, sowie für die Orientierung der einzelnen führen.
Das Bildungssystem hat nach Helmut Fend drei Funktionen:
- Qualifizierungsfunktion
- Selektionsfunktion
- Legitimitätsfunktion
Bildungssysteme aus soziologischer Sicht (Fend’sche Argumentation)
Qualifizierungsfunktion
Qualifizierungsfunktion
- Unter Qualifizierung wird die “Vermittlung von Fertigkeiten und Kenntnissen, die zur Ausübung konkreter Arbeit und Teilhabe am gesellschaftlichen Leben erforderlich sind”.
- Fend geht davon aus, dass das Schulsystem Beiträge für die Abmilderung von Systemproblemen anderer gesellschaftlicher Bereiche leisten kann.
- Über Qualifizierungsfunktion wird über die Lehre und Unterricht ein Arbeitsvermögen wird gebildet