10b. Kesselring: Ethik und Erziehung Flashcards
5 kritische Rückfragen
Schule wird in vielerlei Hinsicht mit Wertfragen tangiert, besonders zeigt sich dies in der Kritik. Fünf wichtige Kritiken werden im Buch behandelt.
- Schule ist nicht kindgerecht und wirkt sich auf die Entwicklung von Kindern negativ aus.
- In Wertfragen zeigen Schule und Bildungswesen eine tiefe Verunsicherung, die sich in inkonsequenten Haltungen manifestiert.
- Die Schule ist Diener zweier Herren: Sie hat einen Bildungsauftrag, sie soll Schüler zu mündigen Staatsbürgern formen; sie soll aber auch die Wirtschaft mit tüchtigen Arbeitnehmern eindecken. Dabei fungiert sie als Agentur für die Zuweisung künftiger sozialer Rangpositionen. Die beiden Ziele sind schlecht miteinander vereinbar.
- Das wichtigste ethische Versprechen in diesem Kontext, Chancengleichheit, kann sie nicht erfüllen: Das Bildungswesen ist ungerecht.
- Schulen sind fremdbestimmt, sollen Schüler aber zur Selbstbestimmung führen.
Trotz dieser vielen Kritik sind viele Menschen mit der Schule zufrieden, was den Lehrkräften zu verdanken ist, die Tag für Tag das Beste geben, um diesen Diskursen gerecht zu werden.
Ist Schule Kindergerecht?
(1)
- Vorwurf
- Kritik in 2 Varianten
- Autonomie
Der Vorwurf lautet, dass Kinder in der Schule in ein Korsett von Befehlen gezwungen werden: sie müssen Lernen, und zwar die Inhalte, welche die Lehrekräfte vorgeben, im vorgesehenen Rhythmus und mit den vorgeführten Methoden. Den Lehrplänen liegt die Annahme zugrunde, Lernen werde durch Unterricht hervorgebracht und der Lernzuwachs ist einem Zwangs- und Kontrollsystem unterworfen.
Diese Kritik existiert in zwei Varianten: Schule arbeitet wieder der menschlichen Natur und bringt darum widersprüchliche Ergebnisse hervor, und Schule ist gewalttätig.
Menschen werden in der Schule zu vielem gezwungen, obwohl sie Autonomie lieben. Autonomie steht zudem auch für mündige Staatsbürger (Kant). Schon früh in der kindlichen Entwicklung tritt die Tendenz zum Selbermachen auf, sie lernen spontan. Die Schule erhält dafür Kritik, dass sie nicht der Spontanität der Kinder gerecht wird, der Lerneifer erlahmt und die Lust am Lernen verpufft. Maria Montessori kritisierte dieses System, da sie die Schule als Ort sah, wo die Eigenaktivitäten der Kinder unterdrückt werden. Das Kind allein sollte der Bildner seiner Persönlichkeit sein. Ivan Illich ging noch einen Schritt weiter und beschrieb die Schule als Ort, wo die elementaren Fertigkeiten der Kinder verkümmern, und sprach sich für eine Entschulung der Gesellschaft aus. Die wichtigen Dinge werden ohnehin ausserhalb der Schule gelernt (Trinken, Sprechen, Laufen, etc.). Auch in der Schule lernen die Kinder viel ohne Beisein der Lehrperson => Schule des Lebens.
Ist Schule Kindergerecht?
(2)
- Antipädagogik
- Selbstständiges Lernen vs. Gesellschaft
- Lernen als soziale Interaktion
Die Antipädagogen formierten sich in den späten 60er/frühen 70er Jahren und stellten die Schule als eine Art Zwangsinstitution dar. Das Kind sei beim Lernen das Subjekt, während es bei der Erziehung zum Objekt werde und daraus ein Gewaltverhältnis der Erwachsenen über den Kindern entsteht. Den Grund dafür sehen sie im Sanktionsprinzip. Darauf beruht auch der Behaviorismus, der zu dieser Zeit praktiziert wurde: Lernen ist die Folge von Dressur, nicht von selbstgesteuerter Aktivität. Durch die Strafe verliere das Kind sein wirkliches Ziel, Wissen, Freiheit und Arbeit (Montessori).
Kritik an der Antipädagogik ist, dass die gesamte Umgebung der Kinder von Erwachsenen geprägt wird. Sowohl die Muttersprache wie auch die gesellschaftlichen Benimmregeln können die Kinder nicht selber aussuchen, sondern werden von der Gesellschaft vorgegeben. Dies ähnelt ebenfalls dem System Schule.
So wird auch das «selbstständige Lernen» von der Gesellschaft geprägt und ist nicht komplett frei. Ebenso stellt Schule keinen Zwang dar. Piagets These, was man einem Kind beibringe, könne es nicht mehr selber lernen, erfinden oder entdecken wurde deshalb von Wygotski für übertrieben gehalten. Kinder leben in einem sozialen Universum, von dem sie intuitiv geprägt werden. Doch Piaget hat im Punkt recht, dass Lernen immer die Eigenaktivität des Kindes voraussetzt. Sie müssen bereits beim Erlernen der Muttersprache Dinge und Zusammenhänge selbstständig erschliessen.
Lernen ist immer eine an soziale Interaktion gebundene Tätigkeit. Hier setzt auch die Grundlage des Modelllernens an: Empathie, Beobachtung und Nachahmung. Gerade das Lernen durch Imitation einer Person erhielt viel Aufmerksamkeit. Das Lernen gerade im Vorschulalter basiert auf ein solches interaktives und dialogisches Beziehungsgeschehen.
Ohne die sichere Beziehung zu Erwachsenen sei also die Ich-Entwicklung und das Selbstwertgefühl der Kinder bedroht. Für die Schule bedeutet dies, dass sie ein Ort sozialer Erfahrung ist mit regelmässigem Kontakt zu Erwachsenen, die ein Vorbild sind. Wichtig ist aber auch der Kontakt zur gleichen Altersgruppe, da dies eine höhere Lernbereitschaft bei den Kindern hervorruft.
Ein Schritt vorwärts wäre die flächendeckende Einführung des entdeckenden Lernens nach Wagenschein.
Weicht die Pädagogik Wertfragen aus?
(1)
- Wertfragen
- 2 häufige Vorwürfe
- Werte im Klassenzimmer
Bei Wertfragen ist die Schule oft unsicher, einerseits bei der Frage nach angemessenem Mass von Freiheit, Disziplin, Lust und Frust und anderseits, ob ein Umgang mit Werten angebracht ist. (Kann man Schülern Werte vermitteln? Darf man das überhaupt?) Zudem geht es auch bei der Debatte über Bildungsziele und Festlegung von Lernzielen um Werte. (Thematisiert werden vor allem Punkte 2 und 3).
Zwei der häufigsten Vorwürfe an die Schulen sind einander gerade entgegengesetzt: die Kritik an der Autorität sowie dass die Schule zu wenig autoritär sei. Sollte nun der Grundsatz «Grenzen ohne Freiheit» oder «Freiheit ohne Grenzen» gelten? Der Mittelweg schlägt «Freiheit in Grenzen» vor. Der Mittelweg darf sich aber nicht darauf beschränken, lediglich die Extreme zu vermeiden. Es muss eine Art «Erziehung zur Autonomie» stattfinden, durch Pflege der Beziehung und dialogischen Haltung.
Werte können im Klassenzimmer unterschiedlich gehandhabt werden (dogmatisch, relativistisch oder Mittelweg). Man kann sie nicht einfach befehlen, andererseits darf auch nicht jedes Verhalten toleriert werden. Bei Sanktionen muss deshalb der Grund für das Fehlverhalten offen angesprochen werden und eine Reflexion über die Werte ist unumgänglich. In der Schule sollte man sich auch nur auf die Werte Beziehen, die in diesem Kontext wichtig sind. Zudem erfolge die Auswahl der Regeln mit den SuS gemeinsam, jedoch nur im zeitlich verfügbaren Rahmen (Common Sense und Zeitgeist).
In Klassen herrscht oft ein Wertepluralismus (durch verschiedene Herkünfte der Familien). Sanktionen können in anderen Gesellschaften anders verstanden werden. Hier ein Weg zu finden, der für alle Stimmt und niemanden diskriminiert, ist schwierig. Jedoch begünstigt der Pluralismus die Entdeckung des Werts der Toleranz (!).
Weicht die Pädagogik Wertfragen aus?
(2)
- Konsensfindung
- Kritik an Relativismus
- Selbstbestimmung als Lösung
- Autonomie
- Kritik an Selbstbestimmung
Bei einer Konsensfindung ist sowohl die Mehrheitsentscheidung wie auch der Konsens irrtumsanfällig. Oft wird die Minderheit unterdrückt und kann ihre Ansichten nicht ins System einbringen. Das System wird verstärkt autoritärer. Eine Orientierung am Konsens kann rasch ins Gegenteil umschlagen. Dabei sollte man die Werte jeder Gruppe respektieren.
Auch am Relativismus kann Kritik geübt werden. Oft schlägt er in Dogmatismus über (z.B., wenn eine LP Migranten-Eltern sagt, sie müssen unsere Werte widerspruchslos akzeptieren). Es läuft darauf heraus, dass es wichtig ist, in gegenseitigem Dialog den Sinn der Regeln zu erklären und diese begründen zu können. Dazu braucht es Offenheit.
Dennoch gibt es Stimmen, die das Bemühen um Humanität als autoritär brandmarken. Es sei eine Fiktion und jede Ausrichtung an einem Ideal schliesse andere Ideen aus. Zählen würde nur die Selbstbestimmung. Schon von den Aufklärern wurden andere, repressive Praktiken kritisiert. Verbanne man das Erbe der Aufklärung aus der Pädagogik, zeigt man sich nicht tolerant und offen, sondern indifferent: man fördert die Tendenz zum Wegblicken. Dogmatismus und Relativismus sind nicht als solche inhuman, sondern rufen oft inhumane Methoden hervor.
Autonomie ist also der zentrale Wert. Er sei wertvoll. Argumentation verlangt gedankliche Beweglichkeit, also Denken. Die Bereitschaft, den Standpunkt des anderen einzunehmen während der Dauer der Diskussion scheint unumgänglich. Den Wert von Selbstbestimmung, Denkfähigkeit und Überwindung seines Egozentrismus kann nur bestreiten, wer diesen Egozentrismus überwinden kann. Das ist ein Widerspruch.
Die Selbstbestimmung wird aber auch kritisiert als der für alle Menschen verbindliche Wert. Es existieren durchaus Bildungskonzepte, die Bildung nicht als Selbstzweck begreifen.
Bildung als Wettbewerb?
(1)
- Gesellschaftliche Funktionen
- Globalisierung der Märke
- New Public Management
Das Schulwesen verbindet zwei ganz verschiedene gesellschaftliche Funktionen: Bildung der heranwachsenden Generation zu mündigen Staatsbürgern, und über Selektion den SuS verschiedene Berufslaufbahnen mit den entsprechenden sozialen Positionen zuzuordnen. Dies ist ein Konflikt zwischen der intrinsischen Motivation der Kinder und dem Wettbewerb der Schule (extrinsische Motivation). Denn Lernen aus eigenem Ehrgeiz ist nicht das gleiche wie Lernen aus Wettbewerb, wo es nur um Prestige, Gewinnen und dem Entkommen einer Strafe gibt. Essenzielle Fähigkeiten (Phantasie, räumliches Vorstellungsvermögen, Spontanität, Schlagfertigkeit, Ausdauer usw.) werden im Wettbewerbsdruck zudem nicht trainiert (da nicht messbar), sondern oft nur die messbaren.
Die Globalisierung der Märkte weltweit spornt diesen Wettbewerb an. Die Schule gerät ins Spannungsfeld zwischen ökonomischer Effizienz- und Innovationserwartung. Enttäuscht sie, schadet es ihrem Ruf.
Ebenfalls wird die Schule immer mehr verbetrieblicht (New Public Management). Sie wird geführt wie ein Unternehmen, mit einer operativen und einer strategischen Leitung. Dies ist wiederum förderlich für die Fremdbestimmung der Schule, was eigentlich nicht erreicht werden will. Der Trend geht zur Uniformierung von Bildungsproessen. Inhalte werden zu Modulen gegliedert und nach vorgegebenen Standards geprüft.
Hochschulen Betreiben oft Marketing und Qualitätsmanagement, obwohl weder ein Konsens besteht, was Bildungsqualität ist und auch nicht über diese Frage diskutiert wird. Durch die Einhaltung des Lehrplans wird die Schule zu einem Ort der ständigen Zeitnot und Hetze, ein Ort des Grauens.
Bildung als Wettbewerb?
(2)
- Wettbewerbe zwischen den Schulen
- Bildungsqualität
- Forschung und Privatwirtschaft
Wettbewerbe zwischen den Schulen (z.B. Pisa-Studie) können sowohl förderlich sein, da sie zur Vereinheitlichung der Lernziele Beitragen und so die Chancengleichheit fördern wollen. Andererseits führen sie oft weg von einem selbstgesteuerten Lernen und hin zur Reduktion des Unterrichtsstoffes, der im Test abgefragt wird (teaching to the Test). Es wird nicht gemessen, wie gut sich die Schüler entwickelt haben seit Schuleintritt, sondern was sie alles wissen am Tag X.
Bildungsqualität ist nicht messbar. Gerade an Hochschulen werden oft nur die Anzahl Studierende oder Publikationen gemessen, anstelle deren Unterrichtsniveau oder dem Inhalt der Publikationen. Dies führt zu keinem objektiven Bild. Die Kriterien für Anstand und Erfolg spielen sich gegenseitig aus.
Oft wird Forschung auch von der Privatwirtschaft gesponsert, was die Objektivität verhindert. Auch kaufstarke Klienten an privaten Bildungsinstitutionen bestehen oft Prüfungen trotz ungenügender Leistung. Die Qualität der Bildungsstandards kann so nicht mehr gewährleistet werden. Zwar sind viele renommierten Universitäten (v.a. in den USA) auch privat, diese haben aber eine lange Erfahrung und guten Ruf. Problematischer sind vielmehr die erst vor kurzem in wirtschaftlich schnell aufstrebenden Ländern gegründeten Bildungsinstitutionen.
Das Vertrauen in die Bildung kommt aus einer Zeit, in der ihr Wert noch nicht durch Geld erkauft werden konnte. Solange der Missbrauch nicht auffliegt, ist man jedoch machtlos.
Ist Chancengleichheit realisierbar?
(1)
- Kritik
- Stand und Beruf
Kritik lautet: Mit dem Bildungswesen verbindet sich der Anspruch der Chancengleichheit, doch diesen Anspruch erfüllt es nicht.
Chancengleichheit ist in der Schule praktisch nicht zu schaffen. Die Zuteilung monopolisiert und die sozialen Rollen werden zugeteilt. Der Bildungserfolgt hängt nicht in erster Linie von der Leistung (Begabung und Anstrengung) ab, sondern von äusseren Faktoren. Gerade die Faktoren Natur und Zufall (Geschlecht, Elternhaus, soziale Schicht, etc.) sollte jedoch keinen Einfluss auf die Chancengleichheit haben. Dies geschieht aber in fast jedem Bildungswesen. Von der allgemeinen Gerechtigkeit ist unser System noch weit entfernt.
Früher wurde man in den Stand und Beruf hineingeboren. Das war unfair. Heute muss man sich seine Privilegien erarbeiten. Das ist das Prinzip der Meritokratie. Gehobene Stellung sind aber, gemessen mit den Begehrlichkeiten, die sie wecken, knappe Güter. Die Zuteilung geschieht über den Wettbewerb. Damit der Wettbewerb für alle zivilisiert abläuft, mussten die Regeln vereinheitlicht werden. Als Massstab für den sozialen Aufstieg fungiert allein die Tüchtigkeit, und diese bemisst sich in der Regel an der schulischen Leistung.
Ist Chancengleichheit realisierbar?
(2)
- Wettbewerb und Chancengleichheit
- Erfolgschancen im Unterricht
- Elternhaus
Der Wettbewerb ist somit das institutionelle Arrangement und die Chancengleichheit definiert die legitimierende Norm. Wettbewerb und Chancengleichheit gleichzeitig zu erfüllen ist unmöglich. Denn die Leistung in der Schule hängt oft auch von der Klassenzusammensetzung ab, die zufällig erfolgt. Um diesen Umstand zu mildern, wurde die Beurteilung in formativ (individuelle Rückmeldung, Lernprozess) und summativ (Leistungsmessung, Lernergebnis) aufgeteilt. Jedoch bezieht sich der Wettbewerb nur auf die summative Beurteilung und das Problem ist noch nicht gelöst.
Auch im Unterricht sind die Erfolgschancen ungleich. Einige SuS werden mehr gefördert und gefordert als andere, sowohl bei der Leistungsbeurteilung wie auch bei der Aneignung von Bildungseinheiten taucht dies auf. Eine Lösung wäre Schulen ohne Selektion. Auch eine Verbesserung würde eintreten, wenn Lehrkräfte keine Selektionswirksamen Prüfungen abnehmen würden. Denn da gelangen sie in den Rollenkonflikt zwischen Förderer und Selektionierer. Zudem würde der Wettbewerb aus der Schule hinaus verlegt, was gut fürs soziale Klima wäre.
Oft ist der Erfolg von Schülerinnen und Schülern nicht objektiv und an ihren eigenen Leistungen gemessen, sondern hängt vom Elternhaus ab. Diese Stigmatisierung ist häufig anzutreffen. Zudem ist der Zeitpunkt der Selektion für den Bildungsweg von Kindern entscheidend: Je früher dieser Zeitpunkt liegt, desto schwerer haben es Kinder aus bildungsfernen Elternhäusern. Für die Chancengleichheit bei der Selektion zu verwirklichen, gibt es drei Möglichkeiten: Frühe Selektion und somit frühe Förderung in Leistungsgruppen. Dies wird gerechtfertigt durch den Nutzen an der Gesellschaft allgemein, da zukünftige Leistungsträger früh darauf vorbereitet werden. Zweitens kann man auch die Selektion spät ansetzen, das vergrössert die Chancengleichheit und hat einen hohen Nutzen für die Gesellschaft (weniger Sozialhilfebezüger & Kriminalität). Auch ein Mittelweg ist denkbar, bei dem die Investitionen (Zeit, Geduld, Geld) gleich auf alle SuS aufgeteilt wird. Dieser ist aber pure Fiktion.
Ist Chancengleichheit realisierbar?
(3)
- Leistungsmessung
- Persönliche Einstellung der Lehrkraft
- Vergleichbarkeit mit physikalischen Messungen
- Soziale Ungleichheit in der Gesellschaft
Eine Leistungsmessung beeinflusst auch die Leistung. Sie ermutigt und stimuliert die SuS oder entmutigt und demotiviert sie (Pygmalioneffekt und Ödipuseffekt).
Auch die persönliche Einstellung der Lehrkraft beeinflusst die Leistungsmessung. Unter- oder überschätzt sie die Kinder, hat das ebenfalls einen Einfluss. Ein Vorteil von heute ist es, dass die Bildungswege durchlässiger geworden sind.
Es gibt mindestens drei Gründe, weshalb Leistungen von Menschen nicht mit physikalischen Messungen verglichen werden können:
- Menschen reflektieren ihre Leistung. Messresultate, die zurückgemeldet werden, gehen in diese Reflexion ein.
- Leistungstests führen Konkurrenz unter den SuS herbei, was ebenfalls in die Reflexion einfliesst und den extrinsischen Erfolgsdruck erhöht oder Resignation hervorruft.
- Menschliche Beziehungen zwischen Prüfer und Prüfling haben einen Einfluss.
Die soziale Ungleichheit wird von den Bildungsinstitutionen geschaffen. Dies widerspiegelt aber auch unsere Gesellschaft, da sich nicht alle die gleichen Privilegien sichern können. Das Selektionswesen garantiert, dass die Verlierer sich die Benachteiligung selbst zuschreiben (!).
Wie ist Bildung zur Selbstbestimmung in einer fremdbestimmten Institution möglich?
Schulen müssen sich ständig anpassen, an die Politik, die Geldsituation und sind dauerhafte Baustellen. Auch Lehrpersonen können unter diesem Dauerbeschluss leiden. Echte Verbesserungen lassen sich jedoch nur erzielen, wenn die Schule die nötigen Freiräume erhält, neue Lehr- und Unterrichtsformen auszuprobieren.
Thesen von Sir Ken Robinson.